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1 AKTIKVARIJAT
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1
See
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Established in Memory of
John Burtis Saxe '23
I HARVARX» COLLEGE LIBRARtI
Allgemeines
Handbuch der Freimaurerei.
Erster Band
I
Digitized by
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Digitized by
Google
Allgemeines
Handbuch der Freimaurerei.
Dritte,
völlig umgearbeitete und mit den neuen wissenschaftlichen
Forschungen in Einklang gebrachte Auflage
Lennlngs
Encyklopädie der Freimaurerei.
Herausgegeben vom Verein deutscher Freimaurer.
Erster Band.
A-li.
Leipzig.
Max Hesse's Verlag.
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(university
LIBRARY
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Die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts haben die Aufmerksamkeit
in hervorragender Weise auf die Freimaurerei gelenkt. Nicht nur, dass die
Angriffe auf sie, namentlich von kirchlich-orthodoxer Seite und von dem ultra-
montanen Klerus in geradezu unglaublicher Verkennung des eignen Interesses
besonders scharf hervorgetreten sind, haben auch die ethischen Bestrebungen der
Neuzeit und die Forschungen auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte wesent-
lich auf die Freimaurerei hingewiesen. Die allgemeine Bildung steht dabei nicht
in letzter Linie. Sie und die Freimaurerei haben einen innigen Zusammenhang.
Von aller äussern Thätigkeit hinweg übt die Freimaurerei in ihren stillen, ab-
geschlossnen Kreisen die edle Menschlichkeit, die über die Trennschaften und
Zufälligkeiten der bürgerlichen Gesellschaft das Wohl der gesamten Menschheit
als eines ungeteilten Ganzen im Auge hat und überallhin durch Bildung und
Aufklärung versöhnend wirken will. Der lange Bestand und die grosse Ver-
breitung des Freimaurerbundes haben nicht wenig dazu beigetragen, jene Auf-
merksamkeit zu steigern. Die auch hier im 18. Jahrhundert vorgekommnen
Verirrungen und die bedauerliche Verquickung freimaurerischer Formen mit
fremden Verbindungen dienen noch heute vielfach als Unterlage mannigfacher
Anfeindungen, wozu leider auch einige ausländische Freimaurerlogen durch
bedauerliche Abweichungen von den ursprünglichen Grundsätzen der Neutralität
in politischer und kirchlicher Hinsicht das Ihre beitragen. Die deutsche Frei-
maurerei hat sich, abgesehen von einigen noch erhalten gebliebenen, nicht all-
gemein mehr gebilligten Formen, in theoretischer und ritueller Hinsicht zu ihrem
Yorteil herausgebildet zu einer idealeren Richtung, wie sie von Anfang an in
Übung war, und auf die Höhe der Zeit geschwungen, die reinigend und läuternd
auf sie eingewirkt hat, so dass sie als Ganzes eine beachtenswerte Stellung in
der Kulturentwicklung der Gegenwart einnimmt.
Es ist deshalb von hohem Interesse, an der Wende des 19. Jahrhunderts
über Entstehung und Fortbildung, Wesen und Aufgabe, Einrichtung und Stand
der Freimaurerei, namentlich in Deutschland, genaue und sachgemässe Kenntnis
aus glaubwürdiger Quelle zu erhalten, und zwar um so mehr, als gerade die
Neuzeit bemüht ist, aus unlautern Quellen durchaus irrige und falsche Nach-
richten zu verbreiten, die geeignet sind und dazu dienen sollen, die Frei-
maurerei und ihre Anhänger zu verdächtigen und den Bestand des Bundes zu
erschüttern.
Das vorliegende ^ Allgemeine Handbuch der Freimaurerei* soll jenen Zweck
verfolgen und diese Bemühungen aus dem Felde schlagen. Es will mit voller
Offenheit die geschichtliche Entwicklung der Freimaurerei darlegen und selbst
deren Verirrungen nicht verschweigen, denen jedes Menschen werk mehr oder
weniger ausgesetzt ist. Zugleich wird sich aus der Behandlung der innem Ge-
staltung des Bundes und seiner Einrichtungen klar ergeben, dass dieser kein
geheimer Bund ist, als den man ihn vielfach noch heute hinzustellen sucht, und
seine idealen Ziele und ethisch - religiösen , wahrhaft erzieherischen Gebräuche
werden ins rechte Licht treten und darthun, dass der Freimaurerbund weder
dem Staat, noch der Kirche feindlich gegenübertritt und noch gegenwärtig eine
Einrichtung bildet, die, wie Fichte einst sagte, ebenso nützlich, als wünschens-
wert für die Menschheit im allgemeinen ist.
Das Handbuch ist für das Verständnis der nichtmaurerischen, wie der
maurerischen Welt berechnet. Deshalb gilt es zunächst der Darstellung der
Freimaurerei von dem Standpunkt aus, auf dem gegenwärtig die Kulturwissen-
schaft steht^ somit der wissenschaftlichen Behandlung als eines Teils der letztern.
VI
Dadurch kommt dem Werke ein eigentümlicher Zug zu statten, vielleicht einer
der edelsten, des Geistes unsrer Zeit überhaupt: die Würdigung des Welt-
bürgertums, dessen Bedeutung immer deutlicher, wenn auch zunächst und in
erster Linie von praktischer Seite, hervortritt. Es ist für die Allgemeinheit
Teilnahme erweckend und wissenswert, zu erfahren, wie die Gesellschaft der
Freimaurer entstanden und fortgebildet worden, wie weit sie verbreitet, wie sie
thätig, wie sie geordnet und gegliedert ist. Ein Gesamtbild von dem Wesen
und der Geschichte, der Verfassung, den Zuständen und der Wirksamkeit der
Freimaurerei in allen Ländern der Erde ist für den Mann der Wissenschaft,
wie für jeden Gebildeten ebenso belehrend, wie anziehend und erhebend, min-
destens aufklärend.
Der Freimaurer wird eine reiche Fundgrube der Belehrung finden, wie sie
ihm sonst kaum anderswo geboten werden kann. Der weite, so grossartig
und weltumfassend gestaltete Bund hat eine solche Fülle des lehrreichsten
Stoffs nicht bloss nach der Seite seiner geschichtlichen Entfaltung in den
verschiedensten Staaten und Zeiten, sondern auch nach seiner gegenwärtigen,
unendlich gegliederten und ausgebreiteten Erscheinung und nach den Summen
von tiefen und mächtigen Gedanken aufzuweisen, die er in seinen Lehren
und Symbolen birgt, dass hiervon nur der kleinste Teil auf jenen Wegen
(durch die innerhalb des Bundes selbst vorhandnen Mittel) mitgeteilt werden
. kann. Diese in der Lage der Sache selbst begründete Lücke auszufüllen, ist
das Handbuch bestimmt. Es soll gründliche Belehrung, deutliche Nachweisung,
anregende Erhebung jedem Maurer gewähren, der über die eine oder die andre
Seite des so überaus mannigfaltigen Bundes -Ganzen sich näher unterrichten
will, — es soll aber im einzelnen auf das Ganze wirken, und das thut es, indem
es dazu führt, den einzelnen Bundesgliedem von der Stellung, der Entwicklung,
den Mitteln und den Zwecken des Freimaurerbundes klare Einsicht zu gewähren.
Diese Einsicht aber muss allgemein verbreitet werden unter den Maurern, wenn
der Freimaurerbund seine wahre geistige Geltung und Wirksamkeit erhalten und
immer erweitern soll.
Im allgemeinen ist bei der Bearbeitung des Handbuchs der Standpunkt der
verbesserten Freimaurerei, wie sie in Deutschland bei weitem vorherrschend auf-
gefasst und verfolgt wird, zu Grunde gelegt, jedoch sind ohne Eingenommenheit
sachlich alle Verhältnisse geschildert, und selbst wesentlichen Meinungsverschieden-
heiten ist genügend Kechnung getragen worden. Die fortgeschrittnen neuern
Forschungen sind berücksichtigt, auch wenn sie manchen bisherigen Anschauungen
entgegentreten, was namentlich von einzelnen englischen Zuständen gilt.
Das Handbuch erscheint als dritte völlig umgearbeitete Auflage von
Lemiings „Encyklopädie der Freimaurerei* und als neue Auflage des »All-
gemeinen Handbuchs der Freimaurerei*. Da seit des letztern Erscheinen 30
Jahre verflossen sind, hat sich mancherlei verändert, die geschichtliche Forschung
ist weiter vorgeschritten, und vieles zeigt gegenwärtig ein andres Gepräge.
Dadurch allein ist, abgesehen davon, dass die letzte Auflage vergriffen ist, eine
neue notwendig geworden.
Der Umfang ist wesentlich eingeschränkt worden, um den Preis zu
ermässigen und die Anschaffung zu erleichtern. In der Hauptsache ist Kück-
sicht auf deutsche Verhältnisse genommen worden, ohne dass das Ausland, nament-
lich in der geschichtlichen Entwicklung, vernachlässigt worden wäre. Weg-
gefallen sind als selbständige Artikel die ausländischen Orte mit nichtdeutschen
Logen, während um so mehr Aufmerksamkeit den deutschen Logen und ihren
Grosslogen gewidmet worden ist. Bei den Lebensbeschreibungen ist in der
Hauptsache der freimaurerischen Thätigkeit gedacht, die sonstigen Lebens-
beziehungen sind nur kurz berührt und, wo sie sonst leicht zu erlangen sind,
ganz weggelaasen worden. Von den zahlreichen Geheimbüpd^ij. ^^elfach mit
VII
der Freimaurerei verquickt erscheinen, sind nur die erwähnt und aus der vorigen
Auflage beibehalten worden, die in irgend welcher Beziehung zur Freimaurerei
wirklich gestanden haben oder zu bringen versucht wurden. Vorzügliche Be-
achtung haben die ethischen Beziehungen und die Einrichtungen der Freimaurerei
gefunden, so weit solche allgemeines Interesse haben. Bei der Knappheit der
Darstellung, die durch den Umfang geboten war, ist die einschlagende Litteratur
um so eingehender beigefügt, um Gelegenheit zu weitern Belehrungen zu geben.
Die desfallsigen Abkürzungen der freimaurerischen Fachpresse sind nachstehend
aufgeführt und erläutert.
Fremdwörter sind, so weit nur immer thunlich, vermieden und auch für
die sog. Logensprache die entsprechenden deutschen Ausdrücke verwendet, um
so den deutschen Geist mehr und mehr einzubürgern und den Sinn von dem
Fremdartigen, das oft verwirrt, abzulenken.
Die Einwohnerzahlen sind nach den letzten amtlichen Volkszählungen, wie in
andern ähnlichen Werken, aufgeführt, um eine notwendige Gleichmässigkeit zu
erlangen. Für das Deutsche Reich war das Jahr 1895 massgebend, das deshalb
nicht mit beigefügt ist.
Wenn auch der Umfang des Ganzen wesentlich gekürzt erscheint, ist doch
der geistige Inhalt eher erhöht und vermehrt, obgleich in kürzerer Form
geboten. Nichts Wesentliches wird man gegenüber der vorigen Auflage ver-
missen, wohl aber vieles Neue finden.
Das ausführliche Sachregister bringt alles das, was in besondern Artikeln
nicht behandelt ist, sondern sich zerstreut im Werke selbst findet. Dort wird
sich auch fast alles das zeigen, was bisher eigens behandelt wurde, einer solchen
Darstellung aber nicht bedurfte. Man suche daher, was unter den besondern
Artikeln nicht steht, zunächst in diesem Sachregister, und meistens wird es nicht
vergeblich sein. Verweisungen sind nur für besondere Artikel angebracht.
Wir haben die Herausgabe dieser neuen Auflage nach Beschluss unsrer
Jahresversammlung vom Jahre 1898 unter gleichzeitig finanzieller Unterstützung
in die Hand genommen, um durch die That auch hierdurch zu beweisen, dass,
wie bisher schon, unsre Aufgabe zugleich in der Förderung freimaurerischer Wissen-
schaft besteht. Wir sind dabei von einzelnen deutschen Grosslogen in dankens-
werter Weise unterstützt worden, und eine Anzahl bewährter und anerkannter
Männer der freimaurerischen Wissenschaft haben mitgewirkt, um das Handbuch
in möglichst vollkommner Gestalt herzustellen. Die Hauptleitung liegt in der
Hand unsres Vorsitzenden, des bekannten freimaurerischen Schriftstellers, Geh.
Regierungsrats Robert Fischer, und dessen Sohnes, Landrichters Paul Fischer,
beide in Gera, wobei der bekannte Bücherkundige Reinhold Taute in Stuttgart
allenthalben hilfreiche Hand geleistet hat. Dem allseitigen bereiten Streben ist
es zu danken, dass der gesamte bedeutende Stoff in kurzer Zeit bewältigt und
schon jetzt, nach kaum zwei Jahren, der erste Band hinausgegeben werden kann,
dem der zweite in kürzester Frist folgen wird. Immerhin schreitet die Zeit mit
ihren Veränderungen unaufhaltsam vorwärts, so dass wir genötigt sind, dem zweiten
abschliessenden Band Nachträge beizufügen, mit denen zugleich notwendige Be-
richtigungen und Bekanntgabe unterlaufner Druckfehler folgen wird.
Ebenso beabsichtigen wir, ein alphabetisches Verzeichnis der Namen sämt-
licher deutscher Logen, sowohl der bestehenden, als der eingegangnen, anzu-
schliessen, um eine bisher fühlbare Lücke auszufüllen, der die mehrfach vorhandnen
Verzeichnisse der Logenorte nicht abhelfen.
Gera, August 1900.
Der Verein deutscher Freimaurer.
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Abkürzungen.
1) Zeitsebriften.
A. s= Asträa. Taschenbuch für Freimaurer.
30 Bde. 1824—1870 (nach Bänden ange-
geben). Neue Folge von 1882 an (mit
Jahreszahlen angegeben).
A. J. = (Altenburger) Journal für Frei-
maurerei, 1804 u. 1805; fortgesetzt als:
Neues J. f. Fr., 4 Hefte. 1812, 1819,
1820.
AQC. = Ars Quatuor Coronatorum. Zeit-
schrift der Loge Quatuor Coronati in
London, von 1888 an.
A. Z. = (Altenburger) Zeitschrift für Frei-
maurerei, 1823 — 1827; fortgesetzt als:
NeueZ. f. Fr., 1832/33, 1833/34, 1834,
1835, 1836 und Neueste Z. f. Fr. 1838,
1839/40, 1841.
Bbl. = Bundesblatt. Organ der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln in Berlin, von 1887 an.
Bh. = Die Bauhütte. Zeitung für Frei-
maurer, von 1858 an.
Bst. F. = Bausteine. Mittheilungen der
Grossen Freimaurer-Loge von Preussen,
genannt Kaiser Friedrich zur Bundes-
treue in Berlin, von 1892 an.
Bst. R. = Bausteine gesammelt von Brü-
dern des Logen-Bunds Royal York zur
Freundschaft in Berlin, 1881—1884.
Br. L. = Braunschweiger Logen-Correspon-
denz, herausgegeben von der Loge Carl
zur gekrönten Säule in Braunschweig,
von 1882 an.
BZC. = (Berliner) Zirkelcorrespondenz
unter denSt. Johannis-Logenmeistem der
Grossen Landesloge der Freimaurer von
Deutschland, von 1872 an.
Dr. L.= Dresdener Lo^enblatt. Handschrift
für die Brüder-Mitglieder der Freimaurer-
logen in Dresden, von 1871 an.
FZ. = Freimaurer -Zeitung, von 1847 an.
H. L. = (Hamburger) Logenblatt. Hand-
schrift für die Brüder- Mitglieder der
unter Constitution der Grossen Loge
von Hamburg arbeitenden fünf ver-
einigten Logen, von 1868 an.
Die übrigen Abkürzungen bedürfen keiner weitern Erklärung (MS. = Manuskript).
HMW. = (Hamburger Medaillenwerk). Ab-
bildungen freimaurerischer Denkmünzen
und Medaillen. Hamburg 1898, 1899.
HZC. = Hamburgische Zirkel-Correspon-
denz. Maurerische Arbeiten aus dem
Kreise der Grossen Loge von Hamburg.
Bis 1867 nur nach Nummern (147); dann
in Jahrgängen von 1896 an.
L. = Latomia. Freimaurerische Viertel-
jahrs-Schrift (von 1868 ab als Jahrbuch).
29 Bde. 1842—73 (nach Bänden ange-
geben). Neue Folge von 1878 an (nach
Jahreszahlen angegeben).
Mh. = Die Maurerhalle. Zeitschrift fttr
Freimaurerei. 1842—1845.
M.L.= Mecklenburgisches Logenblatt, von
1871 an.
O. = Orient. Amtliches Organ der Jo-
hannnis- Grossloge von Ungarn, von
1873 an.
R.= Am Reissbrete. Handschriftliche Mit-
theilungen aus den fünf unabhängigen
Logen, von 1875 an.
Sl. = Signale für die deutsche Maurerwelt,
herausgegeben von J. G. Findel, von
1895 an.
S. L. = Schlesisches Logenblatt, von
1881 an.
W. J. = (Wiener) Journal für Freymaurer.
1784—1786.
Z. = Der Zirkel. Eigentum und Organ der
Humanitas in Wien, von 1871 an.
Zd.=Der Ziegeidecker im Osten von Alten-
burg. 1837—1854.
2) Ortsnamen.
Altbg. = Altenburg.
Brl. = Berlin.
Brsl. = Breslau.
Dresd. = Dresden.
Frkf. = Frankfurt.
Hmbg. = Hamburg.
Hann. = Hannover.
Lpz. == Leipzig.
Nürnb. = Nürnberg.
Stuttg. = Stuttgart.
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A.
A, als Abkürzung bei Jahresbestimmun-
gen = anno (im Jahre), kommt in der frei-
maurerischen Zeitrechnung (8.d.) in mannig-
fachen Zusammensetzungen vor, die unter
Zeltreohnung aufgeführt sind.
Aachen (St in der preuss. Bheinproyinz,
110551 E.]. 1) Johannis-Loge das. unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: Zur Beständigkeit und
Eintracht, MitgUederzahl (1899): 121.
Vers. 2. Mittwoch Ferien: Juli und August.
— Die Loge Zur Beständigkeit wurde
16. Sept. 1778 (von einer frühem Loge
kennt man nur den Namen eines Mitglieds)
durch den Visitator von Oberdeutschland,
V. Bestell, im Auftrag der grossen schotti-
schen Direktorialloge in Wetzlar errichtet
und dies von ihr 5. März 1779 den be-
freundeten Logen mitgeteilt. Meister vom
Stuhl war Phil, de Witte, Baron v. Lim-
menghe und Schuppe beim königl. Stuhl
in A.; unter den Mitgliedern findet sich
— was wegen des unter 2 zu erwähnen-
den Vorgangs von Literesse ist — der
»Vice -Meyer« der Stadt Aachen, ein Dr.
der Bechte und Stadtsyndikus und ein
Konventualordensgeistlicher. Sie war eine
der ersten Logen, die sich dem Eklekti-
tischen Bunde anschloss, 28. Juli 1788
(eingetragen 1789 in das Register der Gross-
loge von London unter Nr. 565 v. 1781
und Nr. 424 v. 1792), ging zwar 1794 ein,
wurde aber nach der französischen Be-
setzung 22. Mai 1799 unter dem Namen
La constance vom Grossorient von
Frankreich neu gegründet und mit der
ebendaselbst von Paris aus 8. Aug. 1799
(nach andern Angaben 8. Mai 1808) ge-
gründeten Loge La concorde unter dem
jetzigen Namen 5. Mai 1814 vereinigt, wo-
rauf sie sich nach dem Anfall A.'s anPreussen
dem Logenbund der drei Weltkugeln 7.
Mai 1816 anschloss, auch die delegierte alt-
schottische Loge Borussia zur Heil-
quelle 17. März 1829 eingesetzt wurde.
[Vgl.C.H.Georgi, Geschichte der Loge. Zur
lOOjähr. Jubelfeier 9. Sept. 1878 (Aachen
1878). Merzdorf, Denkm., S. 1.] — 2) Die
Freimaurerverfolgungin A. imJ.1779.
In der Fastenzeit des gedachten Jahres
hielten zwei Mönche, der Dominikaner P.
Greinemann und der Kapuziner P. Schuff,
in A. mehrere Predigten, in denen sie die
Freimaurer, die kurz zuvor erst eine Loge
daselbst gegründet hatten, des Atheismus,
der Betrügerei und andrer Laster beschul-
di^n und dadurch den Pöbel zu thät-
lichen Verletzungen aufreizten. Auch der
Magistrat zu A. erliess 26. März 1779 in
dessen Folge einen Befehl, der bei Strafe von
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei.
100 Fl., die im Wiederholungsfalle ver-
doppelt und sogar bis zur Verweisung aus
dem Stadtgebiet gesteigert werden sollte,
den Bürgern untersagte, den Freimaurern
die Abhsitung von Versammlungen in ihren
Häusern zu gestatten. Die Loge suchte
sofort an mehreren Orten, namenüich auch
bei dem damaligen Grossmeister Herzog
Ferdinand von Braunschweig, sowie bei
dem Bischof zu Lüttich, zu dessen Sprengel
A. gehörte, um Schutz und Verwendung
nach. Dies hatte den besten Erfolg. Noch
im J. 1780 wurden die Arbeiten der Loge
wieder aufgenommen. — Dieser Vorgang
rief mehrere apologetische Schriften her-
vor; irrig aber ist die Annahme, als habe
Friedrich der Grosse eins dieser anonym
veröffentlichten Schreiben verfasst; s. hier-
über den Aufsatz von Schletter: »Friedrich
der Grosse und die Freimaurer Verfolgung in
A.« in der FZ. 1860, S. 216. [Litteratur,
ausser dem letztgedachten Aufsatz: Ddr.
fense des F. M. contre les calomnies des
deux religieux, Philantropol. (Holland)
5779; übersetzt u. d. T.: Vertheidigung der
F. M. wider die Verläumdungen zweener
Geistlichen etc. (Frkf.1779). — Frejrmäurer-
BibUothek TBrl. 1779), H, 216 fg. — Auf-
sätze: in der Brl. FZ. v. 26. Juli 17»2,
wieder abgedr. A. 1826, S. 95 fg.; im
Courrier du Bas-Rhin v. 22. Mai 1779,
deutsch in A. 1830, S. 858 fg.; im W. J.
n, 2 (1785), S. 94 fg.]
Aaraa (Hauptstadt des Schweiz. Kantons
Aargau, [1898] 6809 E.). Fünf Freimaurer,
von denen drei kurz vorher in der Loge
Zur edeln Aussicht in Freiburg im Breis-
gau aufgenommen worden waren, ver-
einigten sich hier 5. Okt. 1810 zu maure-
rischen Arbeiten. Unter ihnen waren H.
K Sauerländer (s. d.), Heldmann (s. d.) und
H. Zschokke (s. d.). Um ihre wohlthätige
Wirksamkeit leichter auf den ganzen Kan-
ton auszudehnen, begannen sie damit, einen
allgemeinem Verein zu gründen, die Ge-
sellschaft fdr vaterländische Kultur, die
heute noch, über alle Gegenden des Kantons
verbreitet, fortfährt, wohlthätig als Grün-
derin mancher gemeinnützigen Institute
zu wirken. Ais die Zahl der dem Frei-
maurerbunde Angehörigen auf ^ sieben
gewachsen war, wandten sie sich um
Gründung einer eignen Loge Wilhelm
Teil an das Schweiz. Direktorium der
rektifizierten schottischen Maurerei in Basel.
Diese bewilligte ihnen 11. Dez. 1811 eine
Srovisorische Gründung, schickte ihnen
en Code ma9onnique und gestattete, dass
sie die französischen Bituaie übersetzten.
Li dem maurerischen Gesetzbuch aber
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Aarons Rute — Abkürzungen.
fanden sie Bestimmungen, die dem Wesen
der Maarerei fremd waren. Durch Unter-
handlungen mit dem Direktorium erhielten
sie die gewünschten Freiheiten und Vor-
rechte, und es wurde dann 11. Dez. 1811
die neue Loge eröffnet, die aber, beson-
ders infolge der Kriegpverh<nisse, schon
27. Dez. 1812 ihre Arbeiten einstellte. Nach
Jahresfrist wurden von 13 Mitgliedern
wieder neue Unterhandlungen mit dem
Direktorium angeknüpft, das 12. Juli 1813
abermals nur eine provisorische Gründung
bewilligte und die frühere Übereinkunft be-
stätigte. In einem neuen Lokal begannen
15. Nov. 1814 die Arbeiten, und 27. Febr.
1815 wurde die nach dem Wunsche des
Direktoriums ZurBrudertreue genannte
Loge förmlich eingesetzt. Vielfache An-
griffe gegen die Maurerei in der Schweiz
bewogen sie 27. Dez. 1820, ihre regel-
mässigen Arbeiten auszusetzen. Während
zweier Jahre beschränkte man sich auf
maurerische Privatversammlungen. Vom
27. Dez. 1822 an nahm die Loge wieder
einen erfreulichen Fortgang und legte den
Grund zu einer Unterstützungskasse für
bedürftige Witwen und Waisen von Frei-
maurern. Die politischen Stürme und
.Wirren im Ajifang der dreissiger Jahre,
nicht minder der Tod lichteten die Eeihen ;
zwei Jahre lang entbehrte man auch ein
Logenlokal. Doch wurde nach dessen
Wiedereinrichtung die Loge durch neue
Aufnahmen bald wieder stark, besonders
nachdem die Gründung der Grossloge Al-
Sina (s. Sohweis) 1844 der Freimaurerei in
er Schweiz einen neuen Aufschwung ge-
geben hatte. 1849 stifteten neun Mit-
§lieder der Brudertreue eine Tochterloge
lur Bundestreue in Liestal (s. d.). Während
der letzten Jahre vermehrte sich die Zahl
der erstem nicht nur in den Städten und
Dörfern des eignen Kantons, sondern auch
in den Nachbarkantonen Solothum und
Luzem auf eine erfreuliche Weise. Zu
den hervorragendem Mitgliedern der Bru-
dertreue gehörte, ausser den oben ge-
nannten, auch Dr. J. Wieland. Mitglieder-
zahl (1899): 140. Klub: Montags. Eignes
Logenhaus hinter dem Bahnhof, eingew.
1865. Milde Stiftung: Witwen- und
Waisenkasse, Kapital: 50000 Fr. — [Vgl.
Fragmente zur Geschichte der schwei-
zerischen Maurerei (Bern 1840) S. 16. Al-
pina 1895, S. 135.]
Aarons Rate oder Stab, eins der Haupt-
symbole der Royal -Arch- Maurerei, aas
als Zeichen der Wiedererweckung und
der Bückkehr vom Lrtum zur Wahrheit
im Allerheiligsten des Tempels aufbewahrt
wird. Vgl. 4. Mos. 17, 18; Hebr. 9, 4.
Aball, s. Aigner, Ludwig.
AbbreTiataren, s. Abkürstingen.
Abd el Kader, eigentlich Sidi el Hadschi
Abd el Kader TJled Mahiddin, Araber-
häuptling, geb. 1807 in Ghetna in Alge-
rien, gest. 26. Mai 1883 in Damaskus,
wurde in den Freimaurerbund 18.^ Juni
1864 in der Lo^e Zu den Pyramiden Ägyp-
tens in Alexandrien für die Loge Henri Iv .
in Paris aufgenommen. Die Beantwortung
der ihm vorgelegten Fragen, die in hohem
Grade bedeutungsvoll sind, finden sich
u. a. abgedruckt in FZ. 1894, S. 411. [Vgl.
FZ. 1864, S. 249. Bh. 1864, S. 324. Zille,
Spitzhammer u. Kelle (Lpz. 1872), S. 80.]
Abeliten, nach Abel, Adams Sohn, so
genannt: 1) eine Sekte im nördlichen
Afrika, wohl eine Abschwächung der in
Afrika in jener Zeit vorkommenden Ma-
nichäer. [Vgl. Baur, Das manichäische
ßeligionssystem (1881) S. 366.] 2) Ein ge-
heimer Orden, 1745 in Greifswald gestiftet,
mit christlich-moralisch-philanthropischen
Grundsätzen, geheimen Zeichen, Worten,
Symbolen und Zeremonien. Ordenswahl-
spruch: Aufrichtigkeit, Freundschaft und
Hoffnung. Auszüge aus den Statuten in v.
Biedenfeld, Geschichte und Verfass. aller
Ritterorden, I, 181—183, und der Schrift:
Der Abelit (Lpz. 1746). [Vgl. R. 1891, S.
30 fg.]
Abend. Die gewöhnlichen Logenver-
sammlungen werden abends gehalten, weil
zu dieser Tageszeit die Mitglieder am we-
nigsten durch Geschäfte abgehalten sind.
Festversammlungeu finden auch vom Mit-
tag au statt, in der Regel an Sonntagen oder
Feiertagen. (S. auch: Himmeligegenden.)
Aberglaube drückt eine gewisse Schwäche
und Befangenheit in Bezug auf den Glau-
ben an das Göttliche aus; in der Regel
und der Hauptsache nach sind abergläu-
bische Meinungen solche, die das als
Wirkung aus der Geisterwelt ansehen, was
auf naturgemässe Weise erklärt werden
müsste, z. B. Glaube an Hexerei, Schutz-
kraft der Amulette, Heilkraft geweihten
Wassers etc. Die Fortschritte der Natur-
wissenschaften haben sich als das kräftigste
Mittel gegen den A. bewährt. Der A.
wirkt für das bürgerliche Leben verderb-
lich, und es ist Pflicht, ihm entgegen-
zuarbeiten. Dieser Pflicht unterzieht sich
auch die Freimaurerei , die mit A. nichts
zu thun hat und überallhin Bildung und
Aufklärung zu verbreiten sucht. [Vgl.
FZ. 1851, S. 180, 192, 198; 1892, S. 297.]
Abgeordneter Meister vom Stuhl, s.
Zageordneter K. v. 8t.
Abif, d. h. sein Vater, s. Hiram.
Abkünmigen (Abbreviaturen) sind zu-
erst 1774 vom Grossorient von Frankreich
angewendet worden. Sie bestehen meisten-
teüs bloss in deo Anfangsbuchstaben des
betrefl^enden Wortes, hinter denen mitunter
drei Punkte in Dreieckform gesetzt wer-
den, wie: A. L. G. D. G. A. D. TU. = k la
Gloire du Grand Architecte de TUnivers;
A. B.a.w. = Allmächtiger Baumeister aller
Welten; A.M.=Anno Mundi; A.L.=Anno
Lucis; Br.'. = Bruder, Brother; F.*. =
Frfere; G.'.L.-. = Grossloge, Grande Loge,
Grand Lodge. , ^r^r^ir>
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Abrao — AbwasohuDgen.
Abrae (Kunst des). Sie wird erwähnt
im Verhör Heinrichs VI. (s. d.), Frage 8,
unter den übrigen Künsten, die die Maurer
bergen und h^en. Abracadabra ist ein
magisches Wort, wodurch man Krank-
heiten, vorzüglich die Fieber, heilen zu
können glaubte. Dieses Wort heisst eigent-
lich Abrasadabra, wie die griechischen
Amulette mit der Inschrift ABPÄCAJÄBPA
beweisen, und ist von dem heiligen Namen
des höchsten Wesens (nach den Ansichten
der Gnostiker) Abraxas oder Abrasax so
benannt. [Vgl. Dieterich, Abraxas, Stu-
dien (Lpz. 1891). Barzilai, Gli Abraxas
(Triest 1878).] In dem Verhör wird den
Maurern die Kunst zugeschrieben, solche
Talismane anzufertigen. [Vgl. Hutchinson,
Spirit of Masonry, S. 86. Preston, Illustra-
tionsonMasonry (1792),S 156—158. Krause,
Kunsturkunden, I, 1 (1819), 75—78. Oliver
Historical landmarks (1846), I, 177 und
Note 61.]
Abraham, Antoine Firmin, lebte zu
Anfang des 19. Jahrb., früher als Beamter bei
der Militärverwaltung, später als homme
de lettres zu Paris, war Stifter mehrerer
Logen und seit 1802 Meister vom Stuhl
der Loge Les ^l^ves de Minerve. Er gab
von 1800—2 eine freimaurerische Monats-
schrift »Miroir de la v^rit^« heraus, die
mehrere interessante historische Akten-
stücke in nicht immer ganz getreuem Ab-
druck enthält. Diese Zeitschrift füllt die
Lücke im Erscheinen des «Etat du Grand
Orient de France« aus. Durch die Ver-
öffentlichung von Ritualen u. d. T.: ,L'art
du Tuileur« (1804) und des »B^^lements
^^n^raux de la ma^onnerie ^cossaise«, die
ihm auch begemessen wird, kam er 1812
in Streit mit dem Grand Orient sowo)il,
als dem Supr^me Conseil de France. Vor
allem aber hatte erZwistigkeiten im Schosse
der französischen Freimaurerei durch sein
Zirkular vom Juni 1802 hervorgerufen, in
dem er die sog. schottische Maurerei wieder
ins Leben zu rufen sich bemühte; über-
haupt war er für die Einführung der Hoch-
grade sehr thätig, errichtete sogar auf
eigne Hand zahlreiche Kapitel etc. [Kloss,
Gesch. d. Freimaurerei in Frankreich I,
8. 388, 398, 550, 566.]
Abrahamson, Werner Hans Fried-
rich, geb. 10. April 1744 in Schleswig, gest.
22. Sept. 1812 in Kopenhagen, Artillerie-
offizier, Lehrer an der Artillerieschule
und bei seinem Tode Inspektor an der
Landkadettenakademie, wurde 10. Febr.
1770 in der Kopenhagener Loge Zorobabel
zum Freimaurer aufgenommen, nahm 1778
am Wolfenbütteler Konvent Teil und war
vom 30. Okt. 1782 bis 19. Nov. 1794 Meister
vom Stuhl in der Loge Friedrich zur ge-
krönten Hoffnung, die in Kopenhagen in
der deutschen Sprache nach dem Kitual
der strikten Observanz arbeitete; ihm folgte
als Meister vom Stuhl Bischof Munter fs.d.).
Ausser mehreren militärischen Schriften,
Gedichten und ästhetischen Rezensionen
hat er mehrere Sammlungen seiner frei-
maurerischen Eeden u. d. T. »Deklama-
tionent (Kopenhagen 1776, 1779. 1785) und
ausserdem noch eine «Trauerrede zum An-
denken des Provinzialgrossmeisters der
vereinigten Freimaurerlogen in Deutsch-
land und Dänemark« (Kopenhagen 1777J
herausgegeben. Sein wohlgetroffenes Bila
hängt im Vorzimmer des Arbeitslokals in
Kopenhagen. [Vgl. seine Biographie in
FZ. 1874, S. 13.]
Abgchied, s. EntlaMungssoheln.
Abstimmaiig über fireimaurerische An-
gelegenheiten in Logen, Beratungen u.s.w.
geschieht, insoweit sie nicht durch oflöie
Stimmgebung erfolgt, entweder durch Ku-
gelung (s. d.) oder durch Skrutinium (s. d.)
mittels Stimmzetteln; jenes ist die bei
Aufnahmen, dieses die bei Beamtenwahlen
übliche Form. In minder wichtigen
Sachen tritt an deren Stelle häufig Zu-
ruf (s. d.) oder Erteilung des Beifalls-
zeichens (s. d.).
Abt, Franz, Liederkomponist, geb. 22.
Dez. 1819 in Eilenburg, gest. 31. März 1885
in Wiesbaden, wurde in den Freimaurer-
bund aufgenommen in der Loge Karl zur
gekrönten Säule in Braunschweig 17. März
1853 und blieb dieser Loge treu bis zu
seinem Tode, obgleich sein Besuch der
Arbeiten kein regelmässiger war. Er wid-
mete ihr aber sehr wertvolle Kantaten.
Auf seinen auswärtigen Reisen verkehrte
er mit Vorliebe in den Logen, hing über-
haupt der Maurerei mit warmer Liebe an.
[Vgl. FZ. 1885, S. 241.]
Abteilangen des Meistergrads (afdee-
lingen van den Meestergrad) heissen die
beiden Grade des auserwählten (uitver-
koren) und hochauserwählten(opper-uitver-
koren) Meisters, die im System des Gross-
ostens der Niederlande auf Vorschlag
des Nationalgrossmeisters Prinz Friedrich
der Niederlande seit 25. April 1819 ein-
^efQhrt und ausdrücklich als »Abteilungen
des Meistergrads«, nicht als neue Hoch-
grade bezeichnet sind. Sie haben zum Zweck
nähere Darlegung der Lehren der Frei-
maurerei und stehen somit den »Erkennt-
nisstufen« oder »Engbünden« der deutschen
Maurerei nahe. Die Mitglieder tragen nur
ein kleines silbernes Abzeichen und führen
keine besondem Titel. Die A. d. M.
hatten anfangs sehr mit Anfeindungen der
Hochg^ade zu kämpfen, haben sich aber
neuerlich in der niederländischen Maurerei
befestigt. Am 22. Jan. 1845 wurde das
25jährige Bestehen der Abteilungen im
Haag in Gegenwart des Nationalgross-
meisters feierlich begangen und ihm dabei
eine silberne Denkmünze überreicht. [HMW.
n, S. 62 a. E.]
Abwasehangen fanden schon bei den
Mysterien (s. d.) der Alten statt, als Vor-
bereitungen zur Aufnahme in den Geheim-
bund. Li einigen Graden
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Ahjs Royet — Adoptionsmaarerei.
tischen Bitos sind ebenfalls A. in Ge-
brauch.
AbTS Royet (langjähriger eidgenössischer
Oberkriegskommissar), geb. 16. März 1790
in Ghur, gest. 16. Sept. 1868, schloss sich
in den Niederlanden dem Freimaurer-
bunde an, dem er bis an sein Lebensende
mitUnverbrdchlichkeit anhing; 1822 kehrte
er in seine Heimat zurück, wo er der Loge
Concordia cum libertate beitrat. Schon
im folgenden Jahre wurde er zum Vor-
sitzenden Meister gewählt und behielt
diese Stelle bis zur Deckung der Loge,
die 14 Jahre später erfolgte, weil die Frei-
maurerei in Graubünden noch keinen
günstigen Boden fand und ihr namentlich
auch von dem katholischen Klerus ent-
gegengearbeitet wurde. (S. Chur.) Bei der
Deckung der Loge 1887 nahm A. das
Archiv der Loge in Verwahrung. Als sich
1856 in Chur eine neue Loge Concordia
cum libertate bildete, überlieferte er ihr
sämtliche Akten und Gegenstände der alten
Loge.
A bleichen, maurer Ische. Als solche
gelten z. B. die drei Punkte im Dreieck [vgl.
Öchauberg, Symbolik der Freimaurerei
(SchaflTh. 1801), I, S. 92], auch sonstige
äussere Dinge an Uhrketten, Busennadeln
u. dgl. Sie waren früher sehr in Aufnahme,
kommen aber mehr und mehr ab. Der
Deutsche Grosslogentag hat ihren Gebrauch
zu Geschäftszwecken für unzulässig er-
klärt. Wegen Logen-A. vgl. Mitglieder-
seiohen.
Accepted, s. Angenommene.
Acerrellos, s. Böesler.
Acht, s. Zahlen.
Ackermann, Konrad August, geb. 5.
Okt. 1791 zu Kröplin in Mecklenburg, gest.
2. Juli 1862 in Bützow, seit 1888 Krimmal-
rat daselbst, welches Amt er körperlicher
Schwäche wegen 1858 niederlegte, wurde
27. April 1814 in der Loge Zu den drei
Sternen in Bostock Freimaurer und später
der Loge Zur Vaterlandsliebe in Wismar
angescMossen, woselbst er auch verschie-
dene Logenämter bekleidete. Als er nach
Bützow versetzt wurde, schloss er sich der
dortigen Loge am 16. Jan. 1884 an und wurde
sofort am 18. März zum Logen meister er-
wählt, in welcher Stellung er bis zu seinem
Tode verblieb.
Adel. Es ist vielfach darauf hingewiesen
worden, dass in neuerer Zeit der A. in
den deutschen Logen zurückgegangen ist
und dass dies als ein Bückgang der Frei-
maurerei überhaupt zu bezeichnen sei. Dass
im 18. Jahrhundert der A. der Aristo-
kratie eine Hauptrolle in den Logen spielte,
ist richtig. Es hatte das seinen Grund in
den damaligen Bildungsverhältnissen und
dem ganzen Geist der Zeit. Im 19. Jahr-
hundert hat der Geburtsadel abgenommen.
1881 waren in 49 Logen unter 4658 Mit-
gliedern 8®/o adelige, während 1890 bei
7715 Mitgliedern nur noch 2^/^ vorhanden
waren. Es ist demnach eine Verminderung
um 58,8 */o eingetreten, wogegen sich die
Mitgliederzahl um 65,6 ^/a vermehrt hat.
Ln Durchschnitt kamen 1881 auf eine Loge
7,6, 1890 nur noch 8,1 «/o Adlige. Damit ist
nicht nachgewiesen, dass die Intelligenz, die
ja ohnehin nicht ausschliesslich in dem Ge-
burtsadel zu finden ist, abgenommen habe;
denn es sind 1890 21^1^^ Doktoren nur an
der Spitze der Logen gezählt worden. Der
Geburtsadel hat gegenwärtig in Deutsch-
land nicht mehr die frühere Bedeutung, wie
es z. B. noch in England der FaU ist. Hier
findet er sich noch zahlreich vertreten. [Vgl.
A. Z. 1882/88. Hefb8, S.126. A. 1891,S.114.]
Aden (englische Halbinsel an der ara-
bischen Küste). Hier besteht unter der
Grossloge von Schottland die Loge Felix,
gestiftet 1850.
Adept (adeptus, wörtlich: der etwas er-
langt nat), der Name der in die Alchemie
(s. d.) Eingeweihten (weil sie vorgaben, die
Ofibnbarung geheimer Wissenschaft erlangt
zu haben), kommt als Benennung zahl-
reicher Hochgrade vor.
Adhnc stat, d. h. noch steht [sie], wird
mit dem dazu gehörigen Sinnbild eines
Säulenstumpfes als eine der im Mittelalter
üblichen Wahlsprüche (s. d.) gebraucht und
im System der strikten Observanz zu einem
freimaurerischen Symbol gemacht, durch
das man bezeichnen wollte, dass der Tempel-
herrenorden , ungeachtet er unter Philipp
dem Schönen gewaltsam unterdrückt (seines
Kapitals beraubt) worden, doch im stillen
auf festem Grunde fortbestehe. Dieses
Symbol kommt auch auf mehreren maure-
rischen Denkmünzen vor. [HMW. Nr. 87,
78.] — Unter diesem Titel erschien eine
Schrift von Henne- Am-Rhyn (s. d.J.
Adonai (hebr. = der Herr), Bezeichnung
der Gottheit, zugleich das Wort, das stets
statt des unaussprechlichen Jehovah ge-
lesen wird. — In einigen Hochgraden dient
dieser Name als Erkennungswort.
Adon-Hiram, Adonlram, s. Hiram.
Adoption eines Luftons, s. Lufton und
Taufe (maureris(;he).
Adoptionsmanrerei , Ma9onnerie
d'Adoptio n(Adoptive Masonr jr, Angenom-
meneFreimaurerei,Freimaurerei der Damen,
Adoptie-Ma9onnerie, Ma9onnerie blanche).
Frankreich, das vielen maurerischen Ver-
irrungen den Ursprung gegeben hat, ist
auch der Urheber dieses Zwitterdings, der
Frauen-Freimaurerei. Die Aufnahmefähig-
keit erstreckte sich von Beginn der Frei-
maurerei an nur auf die Männer, nicht auf
die Frauen, und schon frühzeitig ist in
Schriften untersucht worden, worin die
Ausschliessung des schönen G^hlechts be-
gründet sei. [Sendschreiben eines Freimau-
rers an Mylord Robert Truell, Mitglied
der Gesellschaft der Plauderer, über die Aus-
schliessung des schönen Geschlechts aus der
GesellschcSt der Freimaurer, aus dem Engl.
(Halberstadt, 1741)]. Seit 1780 entstanden
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Adoptionsmaurerei.
verschiedene GesellBchaften mit mehr
oder weniger maurerisch ausgeprägten
Formen, die den Frauen Zutritt gestat-
teten: so der Orden der Möpse, rordre
de ia F^licit^ ou des F^licitaires, Tordre
des Dames ^cossaises de Thospice du
Mont-Tabor, des berüchtigten Cagliostro
};. d.) Ma^onnerie ägyptienne u. a. m.
ede dieser Genossenschaften hatte ihre
verschiednen Grade, z. B. den der erha-
benen schottischen Dame oder den der
vollkommenen Schottin, und ihre eignen
Eituale. Beauchaine (s. d.) führte 1744
dies Zwitterspiel ein, und der zugeordnete
Grossmeister Lacome (s. d.) veranstaltete
Frauenlogen für den Grossmeister, den
Grafen von Clermont (Louis, Prinz von
Bourbon). Die Neugier, der Eigensinn und
die Eitelkeit der Frauen einerseits und an-
drerseits die Galanterie und Ver^ü^ungs-
sucht der vornehmen Herren, die sich in
der Gesellschaft der Damen belustigen und
ergötzen wollten, leisteten dem Umsich-
greifen dieses maurerischen Unwesens vielen
Vorschub. Der Grossorient beschloss 1 I.Juni
1774, «dass sich kein Maurer in einer
Adoptionsloge befinden dürfe ausser mit
regelmässigen Maurern, und wenn sie vom
Meister einer regelmässigen Loge oder in
seiner Abwesenheit von dessen Beamten
abgehalten werden.« Damit war die A.
anerkannt Statt dessen und anstatt sogar
ihre Eituale zu genehmigen, hätte der
Grossorient diese ganze Einrichtung für iin-
re^elmässi^e Arbeit erklären sollen. Die
Stimmen über die A. sind sehr geteilt. [Vgl.
Thory, Hist. de la fondation du Gr. Or. de
France S. 360 ff. Bonneville, Les J^uites
chass^ delaMa^onnerie, 11,80. Abb^Bobin,
Becherches sur les initiations anciennes et
modernes (Amsterdam 1779) S. 151 ff. 172.
Köthener Taschenbuch 1801, S. 237 ff.
Encycl. Ma^. I, 193 ff. Freemas. Quaterly
Beview 1837, 8. 466.] Die Herzogiu von
Bourbon war seit 1775, die Prinzessin von
Lamballe seit 1780 Grossmeisterin der schot-
tischen Adoptionsmutterloge. Die Frauen-
logen wurden mit viel Aufwand und grosser
Pracht abgehalten. Der höchste Adel (&ängte
sich dazu, die berühmtesten Künstler fanden
sich ein, gelehrte und künstlerische Vor-
trJlge wurden gehalten, Konzerte veran-
staltet, Preise ausgesetzt, Denkmünzen für
verdienstvolle Handlungen der Menschen-
liebe gestiftet, Sammlungen veranstaltet und
zum Schluss wurde die Nacht hindurch
das Vergnügen eines glänzenden Balles
genossen. Mangourit (s. d.) versuchte 1809
die Adoptionsmaurerei dadurch zu veredeln,
dass er als ihren Hauptzweck die Wohl-
thätigkeit am weiblichen Geschlecht in
ihren manni^achen Beziehungen hinstellte ;
aber dieser Reformversuch misslang. Auch
in Nimwegen und Loo wird eine Adoptions-
loge unterm Vorsitz des Prinzen von Waldeck
und der Prinzessin von Oranien und in
Prag bei der Loge Wahrheit und Einigkeit
zu den drei gekrönten Sternen erwähnt.
In Warschau bestanden seit 1783 Adoptions-
logen, die vom Grossorient von Polen an-
erkannt und von denen die eine 1810
wieder eröfihet wurde und Anna Potocka,
geb. Fürstin Sapieha, zur Grossmeisterin
hatte. Das Rituelle der A. ist in den
Schriften bei Kloss, Bibl. Nr. 2112—2119,
2122, 2128, 2131 und in Lachmann, Ge-
schichte und Gebräuche der Hochgrade
(Braunschweig 1866) S. 230 fr. behandelt,
in denen zum Teil auch ihre Statuten una
Reglements vorkommen. Für gewöhnlich
bearbeitete man 3 Grade, doch kamen auch
5 und sogar 10 Grade vor. [Essai sur le
myst^re et le v^ritable objet de la con-
frSrie des Francs MaQons (Haye 1771, H.^.
Amsterdam 1776); abge<u:. im Abr^gä de
rhist. de la F.-M. (Londres, Lausanne 1779);
übers, in der Freym.-Bibl., I, S. 99 flf.
B. 1884, S. 22 (wo die ritualgemässe Be-
förderung in den zweiten Grad abgedruckt
ist). Dr. L. 1895, S. 2126. MiUheilungen a. d.
Verein deutscher Freimaurer, I, 3, S. 9;
n, 1, S. 40 (wo das Bitual der französischen
Logen mitgeteilt ist). FZ. 1892, S. 62.].
Nachdem die Adoptionsmaurerei seit An-
fang des 19. Jahrhunderts eingegangen war,
ist sie in Frankreich neuerdings wieder
aufgelebt, indem Maria Deraismes 1893
eine Loge mixte gründete, die sich zur
Grossloge : Grande Loge Symbolique Ecos-
saise «Le Droit Humain« ausbildete und
«gemischte Logen« nicht nur in Frankreich,
sondern auch in der Schweiz und Bumä-
nien ins Leben rief [vgl. L. 1896, S. 142,
192; 1897, S. 24J. In Spanien ist die
Adoptionsmaurerei sogar um dieselbe Zeit
(1892) offiziell anerkannt worden durchGrün-
dung des Bito de adopcion ä de sefioras
durch den Grossorient von Spanien, und
zwar, wie es in dem betreffenden Bund-
schreiben heisst, um der wilden Aufiiahme
der Frauen in den Logen zu steuern. [Die
Statuten s. FZ. 1892, S. 62.] Ebenso hatte
die 1890 gegründete Gran Dieta Symbolica
in Mexiko die Aufnahme von Frauen
zugelassen und Frauenlogen gegründet,
musste aber 1895 von dieser Praxis ab-
lassen. Dafür hat die mexikanische Gran
Logia del Distrito Federal einen »Orden
Estrella Nacional« für Frauen eingerichtet
Pygl. L. 1896, S. 16]. Auch aus Spanisch-
Westindien und Argentinien ist im letzten
Jahrzehnt die Existenz von Frauenlogen
gemeldet worden. Li England hat man
aus Gefälligkeit gegen die Frauen freim.
Bälle ins Leben gerufen, an denen Nicht-
maurer teilnehmen dürfen und die Maurer,
wie es dort und in Nordaro erika Sitte ist, mit
allen maurerischen Abzeichen geschmückt
erscheinen. In Nordamerika hat sich das
System der A. zwar nicht ausgebildet, es
werden aber die verschiedenartigsten Grade
(ladies degrees) als Ehrenzeichen an Maurer-
witwen, -firauen, -Schwestern und -töchter
mit und ohne Feierlichkeiten verteilt; am
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6
Adressbuch — Afrikanische Bauherren.
bekanntesten von ihnen ist der Orden vom
östlichen Stern. In Deutschland blieb es
bei einem Versuche durch den Baron
V. Hund (s. d.) und den Besen-Orden (s. d.),
die A. einzuführen.
Adressbnoli für Freimaurer, in dem
jeder Geschäftszweig, bez. Beruf eine eigne
Abteilung eröffnet, ist ein Gedanke, der
FZ. 1892, S. 80 aufgetaucht ist, aber nicht
verwirklicht wurde und zwar mit Becht,
weil die Freimaurerei allen geschäftlichen
Dingen fem steht. Deshalb ist auch der in
Berlin erscheinende «Herold« (s.d.), der zum
Teil nur geschäftliche Bekanntmachungen
und Empfehlungen enthält, vielfach be-
kämpft und verworfen worden.
Affen« nnd Löwenritter (Orden der),
ein ganz bedeutungsloser und ziemlich un-
bekannter Auswuchs der sog. schottischen
Maurerei in den Jahren 1776—80, der sich
im Besitz der Geheimnisse der alten Tem-
pelherren zu sein rühmte und nach den
beiden Symbolen des (mit offnen Augen
schlafenden) Löwen als Sinnbilds der Wach-
samkeit und des Affen als Sinnbilds der
Nachahmung benannt war.
Afftliation, 8. Annahme.
Afghanistan (asiatisches Emirat). Hier
hat kurze Zeit in Kabul eine Loge be-
standen, die von der Grossloge von Eng-
land 3. Juni 1880 gestiftet wurde, aber
mit der Aufgabe Kabuls durch die Eng-
länder 1881 wieder einging.
Afrika. Bereits 1747 soll in Alexan-
drien von Schottland aus eine Loge ^e-
eründet worden sein, deren Bestand in-
dessen nicht erweislich ist. Dagegen wurde
schon 1764 eine Loge in St. Helena von
England aus gestiftet. Die älteste noch
bestehende Loge auf dem afrikanischen
Festlande ist die holländische Loge De
goede hoop in Kapstadt, die 1772 errichtet
wurde. Demnächst fand die Freimaurerei
Eingang 1775 auf B^union und 1778 auf
Mauritius von Frankreich aus, 1792 in
Sene^unbien und 1810 an der Goldküste
von England aus, 1811 in Ägypten von
Frankreich aus, 1820 auf den Kanarischen
Inseln und 1822 in Sierra Leone von Eng-
land aus, 1882 in Algerien von Frankreich
aus, 1851 im Oranje- Freistaat und 1858
in Natal von England aus, 1861 in Tunis
von Frankreich aus, 1864 in Tripolis von
Italien aus, 1864 auf Ascension und 1867
in Lagos von England aus, 1867 in Li-
beria« wo sich eine eigne Grossloge bil-
dete, 1869 auf den Seschellen von Frank-
reich und in der Südiufrikanischen Bepublik
von den Niederlanden aus. Neuerdings
sind endlich britische Logen in Britisch-
Betschuana- und Matabeleland, italienische
in Erythräa und eine französische in Ma-
daga^ar entstanden. Ferner hatte die
Freimaurerei auch vorübergehend Fuss ge-
fasst in Angola und Mosambik, wo portu-
§iesische Logen in den siebziger Jahren
es 19. Jahrhunderts thätig waren. Auch
in Marokko und auf Madeira entstanden
Logen, über deren gegenwärtige Thätigkeit
nidits bekannt ist. Ausser in Liheria giebt
es noch eine einheimische Grossloge in
Ägypten; die 1879 errichtete Grossloge von
Tunis ist wieder eingegangen. Dagegen
haben die Grosslogen von England und
Schottland und der Grossosten der Nieder-
lande in Südafrika Distrikts- und Provin-
zialgrosslogen geschaffen. 1898 bestanden
in A. etwa 228 Logen, und zwar: I. Unter
der Grossen Nationalloge von Ägypten
etwa 20. H. Unter der Grossloge von
Liberia: 7. HI. Unter der Grossloge von
England: 102, nämlich im Kapland (3
Distriktsgrosslogen) 89, in Natal 18, der
Südafrikanischen Bepublik 22, im Oranje-
Freistaat 4, in Britisch-Betschuanaland 2,
in Bhodesia 3, in Ägypten 4, in Tunis 1,
auf St.-Helena 2, an der Goldküste 2, in
Sierra Leone 2, in Lagos 2, auf Mauri-
tius 1. IV. Unter der Grossloge von Schott-
land: 80, nämlich im Kapland 9, in Natal
3, im Oranje-Freistaat 1, in der Südafri-
kanischen Bepublik^ 13, in Bhodesia 2,
auf Mauritus 1, in Ägypten 1. V. Unter
der Grossloge von Irland: 3, nämlich in
der Südafrikanischen Bepublik 2 und auf
Mauritius 1. YI. Unter dem Grossorient
von Frankreicn: 19, nämlich in Algerien 11,
in Senegambien 1, in Ägypten 3, in Tunis 1,
auf B^union 1 und auf Mauritius 2. VII.
Unterm Supr^me Conseil von Frankreich:
12, nämlich in Ägypten 7, in Algerien 4
und auf Madagaskar 1. Vin. Unter dem
Grossosten der Niederlande: 22, nämlich
im Kapland 8, im Oranje-Freistaat 5, in
der Südafrikanischen Bepublik 8 und in
Bhodesia 1. IX. Unter dem Grossorient
von Italien: 8, nämlich in Ä^pten 5 und
in Erythräa, Tripolis und im Kapland je 1.
X. Unterm Grossorient von Griechenland:
1, in Ägypten. Ob und wieviel Logen unter
den spanischen Grosslogen und dem Gross-
orient von Lusitanien in A. bestehen, ist
unbekannt. Deutsche Lo^en befinden sich
in Kapstadt und Johannesburg, früher auch
in Kairo. S. diese Städte und die ein-
zelnen Länder.
AfriluuiiBohe BanlierreB. Unter diesem
auf Beschäftigung mit Mathematik und zu-
gleich auf Zusammenhaue mit den ägypti-
schen Geheimlehren hindeutenden Namen
kommt in den sechziger Jahren des
18. Jahrhunderts ein freimaurerisches Sy-
stem in Deutschland vor, das aber nur ge-
ringe Ausbreitung fand, seinen Haupt-
träger in dem Knegsrat Küppen (s. d.) in
Berlin, der seiner eignen Angabe zufolge
im Oktober 1767 zum Grossmeister der
A. B. erwählt wurde, hatte, 1775 in Berlin
und 1785 überhaupt gänzlich aufhörte.
K'gl. Q<«chichte der Grossen National-
utterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890J, S. 54.1 Es unterschied sich da-
durck vorteilhaft von andern zahlreichen
Systemen jener Periode, dass es gelehrte,
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Agapen — Agdollo.
freilich immerhin sehr unwissenschaftlich
betriebene Forschungen über Geschichte
imd Geheinmisse der Freimaurerei zum
Zweck hatte, daher auch Mitglieder dieses
Ordens nur Gelehrte und Künstler sein, in
den Kapiteln in lateinischer Sprache ver-
handelt und alljährlich an einem der bei-
den Hauptfesttage, am 5. Okt. (der andere
Festtag war der Himmelfahrtstag), ein
Preis von 50 Dukaten für die beste Ar-
beit erteilt werden sollte, wie denn die
ganze Einrichtung den Charakter einer ge-
lehrten Gesellschaft trug und der der Pari-
ser Akademie nachgebildet war. Über-
haupt scheint ein Zusammenhang mit der
Gesellschaft der Alethophilen (s. d.) bestan-
den zu haben, worauf namentlich auch der
5. Grad des Ordens hinweist Andrerseits
trftgt die Gliederung und die überladne
und vielfach geradezu geschmack- und
sinnlose S3rmbolik des Ordens deutliche
Spuren der Abstammung von dem franzö-
sischen Hochgradwesen jener Zeit, und es
ist leicht möglich, dass er mit einer bereits
1747 in Hamburg errichteten, aber gleich-
falls bald spurlos verschwundnen sog.
afrikanischen Loge zusammenhing. — Die-
sem doppelten Cnarakter des Ordens ent-
spricht, was wir über die Tendenz und das
Rituelle der vier ersten Grade desselben
wissen. (Näheres über Tendenz und Bitual
siehe in der vorigen Auflage I, S. 7.) — Von
Erfolgen der wissenschaftlichen Thätig-
keit der A. B. ist nichts bekannt; nur
im «Taschenbuch der höheren Magie«
(Altbg. 1804), liegt, wie es darin aus-
drücklich heisst, »ein Produkt ihrer Be-
mühungen nach ihrer Auflösung« vor. Es
enthält auf die sog. geheimen Wissen-
schaften bezügliche Auuätze, die, soweit
sie geschichtlich sind, ziemlich unkritische
Wi^erholungen früherer Untersuchungen
und Aufstellungen sind. — Der Orden der
A. B., schon seiner ganzen Anlage nach
nur auf einen engern Kreis von Genossen
angewiesen, fand diese nur in sehr geringer
Zahl. Er scheint hauptsächlich nur in
Berlin — den Sitz des Hauptkapitels — ,
hiemächst in der Oberlausitz Jjogen ge-
habt zu haben; auch in Köln und Worms,
sowie in Paris unter Leitung eines gewissen
Kühn sollen Logen bestanden haben.
Mit V. Hund (s. d.) und dessen Svstem der
strikten Observanz (s. d,) kam der Orden
in Streit, den Koppen leohaft führte; von
andrer Seite fand der unzweifelhaft auf
Edleres gerichtete Zweck imd die würdige
Haltung der A. B. auch, wiewohl nur ver-
einzelt, Anerkennung. Der Mangel an
Lebensfähigkeit des Ordens trat bald zu
Tage; nur aus den J. 1766—71 sind Kapitel-
beschlüsse als Lebenszeichen vorhanden;
bald daraufscheint er ganz erloschen zu sein,
wohl schon lange vorher, ehe ein von Kop-
pen verfasstes originelles lateinisches Aus-
schreiben, das Scnlözer in seinen »Staats-
anzeigen«, Bd. IX, St 38 (vgl. Bd. X, St. 42)
abgedruckt hat, 1781 das Kapitel der Bitter
des Stillschweigens für aufgenoben erklärte.
C7gl. Die entdeckten Trümmer der Bau-
erren Loge, (Berl. 1790). Das angeführte
Taschenbuch, S. 1—17.]
Agapen. Unter A. versteht man die
Liebesmahle der ersten Christen, die
mit der Feier des Abendmahls verbunden
waren. Sie wurden Liebesmahle genannt,
weil sich auch die Armem dabei beteiligen
durften. Anfönglich wurden sie tätlich
gefeiert. Als sich die Barche ausbreitete,
vollzog sich im 2. Jahrh. die Trennung
des agapischen Mahls von der Abendmahls-
feier. Ersteres wurde an Gedenktagen, an
Todestagen der Märtyrer, bei Hochzeiten
oder Leichenfeierlichkeiten in der Kirche
oder in Privathäusem unter geistlicher
Aufsicht gehalten. Trotzdem erregte es
Anstoss, und es kamen auch in der That
Missbräuche vor. Daher schafite man zu-
erst die A. in den Kirchen ab und unter-
sagte den Geistlichen die Teilnahme. Ende
des 7. Jahrh. hören sie ganz auf. Wieder
eingeführt sind diese Liebesmahle von den
Baptisten, Methodisten und der Brüder-
gemeine. An die A. erinnern im allge-
meinen die Tafellogen (s. d.) der Frei-
maurer und die in freierer Form gehaltenen
Brudermahle (s. d.). Liebesmahle nach der
Weise der ersten Christen werden von den
höhern Graden einiger Systeme und von
den Eosenkreuzem gefeiert. In Zusammen-
hang mit der Freimaurerei wollte sie der
Prowssor der Theologie Kestner in Jena
bringen, durch seine Schrift: «Die Agape
oder der geheime Weltbund der Christen,
von Clemens in Bom nach einer hierar-
chischen Konstitution und einem Gnmd-
system maurerisch -symbolischer, religiös-
ceremonieller Systeme unter Domitians Ee-
gierung gestiftet« (Jena 1819). Doch fanden
seine Phantastereien selbst zu jener Zeit
keinen Glauben. Das ganze Werk beruht
auf willkürlichen, aus neuerer Zeit in die
alte übertragnen Mutmassungen. Daher
hat die theologische Wissenschaft die An-
sichten des Verf. stets unberücksichtigt
gelassen und den Agapenbund als ein ge-
lehrtes Traumbild betrachtet. Ebenso un-
nachweisbar ist der Zusammenhang des
Weltbundes der A. mit dem Bunde der
Freimaurer. [Vgl. über das Ganze: Drescher,
De vet. Christ, aga^is (Giessen 1824). Siegel,
Handbuch der diristUch-kirchlichen Alter-
tümer (Lpz. 1886), 1, 83—92. W. J., Jahrg. 1,
Quart 3, S. 97—120: Abhandlung von flof-
rat V. Bom, Über den Ursprung der Tafel-
logenJ
Agdollo, auchAgdalooder Agdolo,Peter
Aloys d', Marchese, Sohn eines venetiani-
schen Kauteanns, gest. 27. Aug. 1800, wurde
1768 Major, 1769 kurf. sächs. Oberst und
Generaladjutant des Prinzen Xaver, als
Administrators von Sachsen, später (1776)
als Agent der verwitweten Kurfürstin von
Sachsen in Untersuchung verwickelt und
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8
Agram — Ägypten.
starb als Staatsgefangener auf dem König-
stein. Er erhielt 1766 von der Grossloge
zu London ein Konstitutionspatent, das
ihin, sowie A. F. v. Brühl (s. dX Baron
Y. Weiler (s. d.) und Leutnant Borghesi
die Würde eines Provinzialgrossmeisters
•aller Logen des KurfQrstentums Sachsen,
die unter der englischen Konstitution
stehen«, erteilte. Sfitbegründer der Loge
St. Jean des voyafeurs in Dresden 1766,
deckte er diese 1767, als wegen anderweit
erschienener englischer Bestimmungen Miss-
helligkeiten unter den Mitgliedern ent-
standen, schloss sich aber der 1768 aus
genannter Bauhütte hervorgegangnen Loge
Aux vrais amis an. die sich 1772 mit der
Loge Zu den drei Schwertern vereinte. Als
Mi^lied der vereinten Logen war er na-
mentlich auch bei dem zur Linderung der
Hungersnot im Erzgebirge in Dresden ein-
gerichteten maurerischen Wohlthätigkeits-
werk und der Begründung des Dresdner
« Freimaurerinstituts c thätig. [Vgl.Peuckert,
Gesch. der Loge Zu den drei Schwertern
u. s. w. (Lpz. 1888.) Bülau, Geh. Gesch. I,
196 fg.]
kgrtOKk (Hauptst von Kroatien-Slawonien,
[1890] 87529 E ). Hier bestand im 18. Jahr-
nundert eine von der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ge-
stiftete, wahrscheinlich nur bis 1794 thfttige
Loge Zur Klugheit, die deutsch und
lateinisch arbeitete.
Igypten (türk. Tributärstaat). Die Frei-
maurerei hat den ersten Eingang in diesem
Lande 1747 in Alexandrien gefunden, doch
ist das Bestehen dieser Lo^e nicht sicher.
Ebensowenig beglaubigt ist eine Loge
nach dem Kitus von Memphis, die 1798
in Ä. französische Ofißziere gegründet
haben sollen. Die ersten Logen, von denen
man sichere Nachricht hat, sind die Logen
Les Chevaliers des Pyramides in Kairo
und Les amis de la concorde in Alexan-
drien, die 1811 und 1812 von der Pariser
M^re-Loge du rit ^cossais philosophique ge-
stiftet wurden, aber nicht von langem
Bestand waren. Nach der italienischen
Bevolution vom Jahre 1880 errichteten
vornehmlich geflüchtete Italiener eine Lo^e
unter dem Namen Pyramidenloge, die
etwa bis 1858 bestanden haben mag. 1847
stiftete der Grossorient von Frankreich
eine Loge in Alexandrien, der er 1863 und
1875 zwei weitere daselbst und 1868 und
1882 Logen in Kairo und Mansura folgen
Hess. 1862 errichtete das Suprdme CJonseil
von Frankreich die erste Loge in Alexan-
drien, der weitere Logen daselbst und in
Ismailia, Kairo, Port Said, Suez und Chou-
brah folgten. 1862 stiftete auch die Gross-
loge von England eine Tochterloge in
Alexandrien und im weitem Verlauf
noch 8 Logen daselbst und in Kairo und
Ramleh. Ebenfalls 1862 errichtete der
Grossorient von Turin zwei Logen in
Kairo; später wurde noch eine Anzahl
italienischer Logen vom Grossorient von
Italien gestiftet 1866 wurde in Kairo (s. d.)
eine deutsche Loge Sphinx unter der
Grossen Loge von Hamburg ins Leben
gerufen. In demselben Jahre wurde ein
-Versuch gemacht, den Bitus von Memphis
in Ä. einzuführen; allein bald zeigte es
sich, dass die Träger dieser Idee hierzu gar
nicht die erforderliche Ermächtigung hatten.
Am 16. und 17. Jan. 1867 berief die Loge Les
Pyramides in Alexandrien (unter dem Gross-
Orient von Frankreich) die ägyptischen
Logen (deren damals 13 waren) zu einem
Kongress in Kairo, zu dem sich ihrer zehn
einfanden. Es wurde ein Vertrag abge-
schlossen, nach dem alle ägyptischen Logen
einander die Namen der Suchenden mit-
teilen und für den Fortschritt wirken
^chulen unterhalten, den Freihandel be-
fördern, die Landwirtschaft unterstützen,
Wohlthätigkeit ohne Almosen üben u.s.w.)
sollten [vffl. Bh. 1867, S. 90, 164]. Nament-
lich zeichnete sich die deutsche Loge
Sphinx in Kairo durch ihr Wirken mr
Schulen aus. 1867 errichtete auch die
Grossloge von Schottland ihre erste Tochter-
loge in Suez, der sie 1884 eine Loge in
Alexandrien folgen liess. Um diese Zeit
entstand auch eine einheimische Gross-
behörde. Schon vor 1862 soll der Gross-
hierophant des Bitus von Memphis, J. E.
Marconis, in Kairo eine Loge Menes und
in Alexandrien einen Obersten Bat unterm
Namen Grossorient von Ägypten ein-
gesetzt haben mit der Befugnis, die ersten
90 Grade dieses Eitus zu erteilen und
Logen, Kapitel, Areopage, Senate und
Konsistorien zu errichten. Als Marconis
seine Stellung als Grosshierophant zu
Gunsten des Grossorients von Frankreich
aufgab und der Bitus von Memphis diesem
Grossorient einverleibt wurde, schuf sich
der Grossorient von Ä. 1867 auch ein
Sanktuarium, um die Grade 91 — 96 bear-
beiten zu können und wählte den Prinzen
Halim Pascha, einen Sohn des bekannten
Mehemet Ali, zum Grossmeister. Als dieser
das Jahr darauf in die Verbannung ging,
fielen die Logen des Grossorients in Un-
thätigkeit und auch das Sanktuarium stellte
1869 seine Thätigkeit ein. Am 21. Dez.
1872 wurde es wieder ins Leben gerufen,
und mit Genehmigung des Elhedive wurde
der später durch seine Abschwörung [vgl.
L. 1896, S. 88] bekannt gewordene S. A.
Zola Grossmeister und 1874 Grosshiero-
phant. Neben dem Grossorient bestand
das Supremo Consiglio d'Egitto in
Alexanorien für den schottischen Bitus,
der 4. Sept. 1864 vom Supremo Ck>nsiglio
Grand' Oriente von Neapel gegründet wor-
den war und auch vom Grossorient von
Spanien eine Stifbungsurkunde erhalten
hatte. Durch Vertrag vom 1. Aur. 1875
vereinigte sich das Supremo Consiffuo mit
dem Grossorient des Bitus von Meinphis.
Es wurde ein Grosskollegium der Kiten
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Ägyptische Maurerei — Ahiman Rezon.
9
gebildet und zugleich die Grosse Na-
tionalloge von Ä. abgezweigt und die
Zuständigkeit unter diesen drei Körper-
schaften in der Weise verteilt, dass die
Grosse Nationalloge die symbolischen
Grade, die beiden andern die Hochgrade
und zwar der Grossorient die des Kitus
von Memphis und das Supremo Consiglio
die des schottischen Ritus zu bearbeiten
hatte. 1878 schied das Supremo Consiglio
wieder aus und bildete sich als selbständige
Behörde unter dem Supremo CJonsiglio von
Palermo und später unter dem des Supremo
Consiglio in Turin, stellte aber schon Ende
1878 jede Arbeit ein. Am 1. Nov. 1890
wurde es von dem souveränen Gross-
kommandeur ad vitam Domenico Sciarrone
wieder ins Leben gerufen. Nachdem sich
der Grossorient ursprünglich 10. Dez. 1890
gegen diese Wiederemeuerung verwahrt
hatte, fand kurz darauf eine Verständigung
statt, womach der Grossorient 1 .Jan. 1 89 1 das
Supremo Consiglio als zu Recht bestehend
anerkannte und es sich wieder einverleibte.
Neuerdings (1897) hat der Grossorient den
Vertrag mit der Grossen Nationalloge wie-
der aushoben und alle seine Rechte wie-
der f&r sich allein in Anspruch genommen.
[Vgl.L. 1885,S.124; 1896, S.39; 1 897, S. 168;
Bh.^1896, S. 108.] Gegenwärtig bestehen
in Ä. etwa 41 Logen, davon I. unter der
Grossen Nationalloge vonÄ. etwa 20 Logen;
n. unter der Grossloge von England 4 (8
in Kairo und 1 in Alexandrien); in. unter
der Grossloge von Schottland 1 (in Ale-
xandrien); IV. unter dem Grossorient von
Frankreich 8 (in Alexandrien, Kairo und
Mansura) ; V. unter dem Supr^me Conseil
von Frankreich 7 (3 in Kairo, 2 in Ale-
xandrien, je 1 in Port Said und Chou-
brah) ; VI. unter dem Grossorient von Italien
5 (8 in Alexandrien und 2 in Kairo); Vn.
unterm Grossorient von Griechenland 1 (in
Kairo). — Seit 1871 erschien in Alexan-
drien die Zeitschrift La Ragione und seit
1875 Memfirisorta. Seit 1896 wird daselbst
die Monatsschrift L'Egitto massonico her-
ausgegeben.
Ägyptische Manrerei. 1) Ein mystischer
Orden, von CagHostro (s. d.) 1782 erfunden.
2) Rit ^gjptien, die von dem Rit Misralm,
Rit de Memphis und einigen andern fran-
zösischen Systemen gebrauchte Benennung
ihres Systems. (S. Mlumim und Memphis.)
Ahiman Bexon, or a Help to a Brother;
shewing the Excellency of Secrecy and the
first Cause or Motive of the Institution of
Free-Masonry etc. by Brother Laurence
Dermott, See. London 1756, ist der Titel
desjenigen Buches, das man als das
Konstitutionsbuch der sog. Andent Ma-
sons (alten Maurer) zu betrachten hat.
Wie alles, was Dermott (s. d.) und die
»Alten Maurer« angeht, bisher einseitig
und falsch beurteilt worden ist, so auch
diese Schrift die in ihrer ersten Auflage
in keiner Weise als «Streitschrift« gegen
die Londoner Grossloge gemeint war; denn
diese wird mit keiner Silbe in dem ganzen
Buche erwähnt. An der Spitze steht eine
Widmung an den «Recht Ehrwürdigen
Wilhelm Grafen von Blessington« , der
am 27. Dez. 1756 als Grossmeister der 1751
gegründeten Grossloge der Alten Maurer
eingesetzt wurde, also bei Erscheinen des
«Ahiman Rezon« noch nicht Grossmeister
war, aber jedenfalls schon seine Zusage zur
Annahme des Amtes gegeben und die Wid-
mung des Buches ^enelunigt hatte. Er war
1838—89 Grossmeister von Irland gewesen
und spricht in einem Schreiben an Dermott,
das in den Protokollen der Grossloge ent-
halten ist, seinen Dank aus; er äussert sich
sehr verbindlich und bezeichnet seine Wahl
als eine ihm von der Brüderschaft angethane
Ehre. Dasselbe wiederholt er, als i^ 1758
zum dritten Male das Amt angeboten wurde,
mit der Versicherung, dass er von ganzem
Herzen das Anerbieten annehme und stets
bereit sein werde, die »Alte Zunft« zu för-
dern. Er behielt das Amt bis zum 27. Dez.
1760, wo ihm der Graf von Kelly folgte.
Man sieht hieraus, welchen Wert die vom
Grosssekretär der »Neuern Maurer« He-
seltine (s. d.) im Jahre 1769 brieflich ausge-
sprochene Behauptung hat, der Graf von
Blessington habe den »Alten« verboten,
seinen r^amen zu gebrauchen, bei Strafe
der Verfolgung; ja Heseltine deutet ^anz
unverblümt an, die »Alten« hätten seinen
Namen ohne Ermächtigung (authority) ge-
braucht. Dermott hätte selbstverständlich
nicht einmal die Widmung seines Buches
ohne vorherige Erlaubnis wagen dürfen.
Heseltines Brief ist voll von Unwahrheiten
und verleumderischen Entstellungen [vgl.
Sadler, Facts and Fictions, und Masonic
Reprints and Revelations]. Also Thatsache
ist: Blessington (oder Blesinton) hatte sich
den »Alten« entgegenkommend gezeigt,
darum widmete Dermott ihm seinen » Ahiman
Rezon«. Die Bedeutung dieses Titels ist
bisher nicht ergründet, die zur Lösung des
Rätsels gemachten Versuche sind nicht über-
zeugend. Das Wort »Ahiman« ist einfach
ein Personenname, wie man aus Dermotts
Vorwort »An den Leser« mit voller Sicher-
heit entnehmen kann. Er erzählt, er sei
bei der Abfassung einer »Geschiente der
Maurerei« eingeschlafen, und im Traum
seien ihm vier Männer erschienen, die sich
»Shallum, Ahiman, Akhub und Talmon«
nannten und sagten, Salomo habe sie zu
HauptpfOrtnem beimTempel gemacht, Shal-
lum sei der Oberste von ihnen. In einer
Anmerkung verweist Dermott auf 1. Chron.
9, 17; dort steht zu lesen: »Und die Pförtner
waren Shallum und Akhub und Talmon
und Ahiman und ihre Brüder; Shallum
war der oberste« (Schreibung der Namen
nach der englischen Bibel, genau so bei
Dermott, nur in andrer Reihenfolge). Im
weitem Verlauf des Traumgesprächs ist
»Ahiman« der Wortführer, der Dermott
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10
Ahiman Rezou.
aufklärt, und darum hat er dessen Na-
men auf den Titel gesetzt. Das Wort
•Bezon« ist jedenfalls ein hebräisches,
denn Dermott hat von dieserSprache etwas
verstanden (vgl. Dermott). Das hebräische
Wort »raz6n« (Wohlgefallen; Huld, Gunst;
Wille), das schon zur Erklärung heran-
gezogen ist, lautet verkürzt »r'zön«, und
diese Form ist zugleich der das Genitiv-
verhältnis ausdrückende sogenannte Sta-
tus constructus. Darnach wäre «Ahiman
rSz6nc (eigentlich richtiger :«r^z6nAhimanc)
etwa »Ahimans Gunst« oder «Ahimans
Wille« oder «Ahimans Wohlgefallen«, um
anzudeuten, dass der Inhalt des Buches
nach Ahimans Meinung (Wille, Wohlge-
fallen) zusammengestellt sei und nun gleich-
sam als «Ahimans Rat« den Aufklärung
suchenden Brüdern zur Hilfe dargeboten
werde. Das Vorwort ist ein feiner Spott
über ^e in den bisherigen Konstitutions-
büchem enthaltene Geschichte der Maurerei
von der Schöpfung bis auf die Gegenwart,
die Dermott auf Ahimans Bat lieber fort-
lässt, um die für die Gesellschaft zur Zeit
notwendigem und nützlichem Dinge dar-
zubieten. Man hat Dermott den Vorwurf
Gemacht, er biete wenig Eigenes und habe
en grössten Teil des Inhäts aus andern
Büchern abgeschrieben. Dies ist ganz
richtig, zeigt aber, dass der andre
schwere Vorwurf, Dermott habe in bös-
williger Absicht die »Alte Maurerei« ge-
schaffen und gefördert, in der Luft schwebt.
Er hat auch nicht einfach alles abge-
schrieben, sondern nennt im Vorwort ganz
ehrlich aie Bücher, die er benutzt hat;
denn er hatte gar nicht die Absicht, etwas
angeblich Neues zu bieten, sondem wollte
der Brüderschaft gerade die Bekannt-
schaft mit den alten Bräuchen und Ge-
setzen vermitteln (Vorwort, S. XV).
Der leise Spott über die in ähnlichen
Büchern dargebotene «Geschichte der Mau-
rerei« ist vöflig berechtigt, und im übrigen
spricht der redlichste Ernst aus des Ver-
fassers Worten. Auch die 24 Seiten Vor-
bemerkungen zu dem eigentlichen Unter-
richtsstoff offenbaren die ehrlichste Ge-
sinnung und den reinsten Eifer für die
Sache der Maurerei. Ein grosser Teil dieser
Seiten ist, was bisher noch niemand be-
merkt zu haben scheint, auch gar nicht
Dermotts Eigentum, sondem bald wörtlich,
bald mit kleinen Veränderungen aus dem
im Vorwort gleichfalls genannten Buche
Dassignys (s. d.) entnommen. Die «Alten
Pflichten« (S. 25—84) sind aus Spratts
«Konstitutionsbuche zum Gebrauch der
Logen in Irland« (Dublin 1751) abgedruckt,
der seinerseits diese mit kleinen Änderungen
aus Andersons 2. Ausgabe von 1788 her-
übergenommen hatte. Die Fassung weicht
nicht unerheblich von der in der 1. Aus-
gabe (1728) ab, welche letztere von der
Londoner Grossloge in der 3. Ausgabe von
1756 wiederhergestellt wurde. Die irische
Grossloge hat aber in der Folgezeit an der
Fassung von 1738 festgehalten und erst
1899 diejenige Penneils von 1730 her-
gestellt. Dass Dermott die irische Be-
arbeitung wählte, war bei der Stellung
der «Alten Maurer« selbstverständlich,
wie er denn ja auch die «Allgemeinen
Verordnungen« (S. 51—87) nicht von
Anderson, sondem von Spratt entlehnte.
Die dazwischen stehenden kleinem Stücke
(S. 35—50) sind aus verschiednen Quellen:
die «Kurze Ermahnung« (S. 35—38) steht
schon in Smiths Pocket-Companion von
1735 (London und Dublin), die »Alte Art
der Einsetzung einer Loge« (S. 39—42) bei
Spratt (nicht unmittelbar nach Anderson
1738), vier Gebete (S. 43—47), davon zwei
in Scotts Pocket-Companion von 1754 fein^
auch bei Spratt). Ln Anschluss an diese
Gebete erwähnt Dermott (S. 47—50), dass
vor einiger Zeit jemand fälschlich behauptet
habe, er kenne den Royal -Arch- Grad
und könne ihn vollkommen lehren, dass
er aber den Namen des Betreffenden
verschweigen wolle, da seine Absicht eher
sei zu bessern, als blosszustellen ; der Ver-
irrte werde dies lesen und nicht weiter Un-
ehre über die Zunft und sich selbst bringen,
er habe gute Absichten mit ihm, wie Hesiod
mit seinem Bruder Perses, als er ihm einen
guten Rat gab (folgt eine Stelle aus Hesiod).
Dies macht dem Dermott alle Ehre und
zeugt für seinen Edelmut, von der Sache
selbst ist im Protokoll der Grossloge vom
4. März 1752 die Rede, wo ein Dr. Mackey
als dieser falsche Lehrer genannt wird.
Dermotts Ermahnung sagt auch, dass nach
altem Brauche der Zunft niemand ein Recht
auf den Grad habe, «ohne in regelrechter
Form durch den Stuhl gegangen zu sein«
(S. 48), wofür er sich noch auf eine aus
Dassignys »Enquiry« angezogne Stelle
beruft, ^piese Anschauung Dermotts beweist,
neben verschiednen andern Äusserungen
in den Protokollen, dass er mit der Ertei-
lung des Grades sehr zurückhaltend und
weit entfernt war, ihn als «Belohnung« im
Hintergrund zu zeigen oder ihn «anzu-
preisen« [vgl. Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in England, Lrland und Schott-
land, S. 448, unter 24 und 25]; was er sagt,
ist eine Abmahnung und keine Ermunterung.
DenSchluss des «Ahiman Rezon« (S.88— 96)
bilden die «Verordnungen für Wohlthätig-
keit, wie sie in Lrland und von York-Maurern
in England geübt werden«, mit der Vor-
bemerkung, dass diese seit 1738 in Irland
von der Grossloge und seit 1751 in Eng-
land von den alten York-Maurern geneh-
migt und geübt worden seien. Die Seiten 97
bis 209 enthalten eine SammUing von Ge-
sängen, Prologen und Epilogen nebst einem
Oratorium (Salomos Tempel). — Die zweite
Auflage erschien 1764 unter dem Titel:
«Ahiman Rezon, or a help to all that are
or would be Free and Accepted Masons,
Containing the Quintessence of all that
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Ahiman Rezon.
11
haa been published on the Subject of Free
Masonry«, wo schon der Titel angiebt,
dass der Verfasser nicht etwa Neues bieten,
sondern im Gegenteil nur den Kerninhalt
schon vorhan(£ier Schriften zusammen-
stellen wollte. Als Titelbild sind zwei
Wappen beigegeben, die weiterhin berück-
sichtigt werden. Eine Widmung hat diese
Ausgabe nicht. Das Vorwort an den Leser
ist dasselbe wie 1756, nur dass er in einer
Anmerkung (S. ET— VII) verschiedne Schrif-
ten nennt, die inzwischen erschienen waren,
wobei er namentlich den Verfasser von
»The three distinct Knocks« vornimmt.
Er nennt ihn Daniel Tadpole und sagt, er
sei ein Backsteinmaurer gewesen, aber auf
jämmerliche Weise umgekommen. Diese
ganze Darstellung ist eine lustige Erfin-
dung, um der genannten Schrift die Glaub-
würdigkeit zu rauben. Von dem Verfasser
von «Jachin and Boaz« wird behauptet, er
habe sich in einem Anfall von Eifersucht
die Kehle durchschnitten. Beide Verfasser
haben nachher ihr Fortleben bestätigt, und
ihre Bücher wurden weiter gekauft, trotz
Dermotts Schauergeschichten. Auch Pri-
chards »2iergliederte Maurerei« wurde ihrer
Zeit ohne Erfolg für ungereimt erklärt.
Von S. XVII— XXTTI folgt eine .Philac-
teria« für solche Herren, die geneigt sein
möchten, Freimaurer zu werden. Hierin
mahnt er zu grosser Vorsicht durch meh-
rere gute Ratschläge, und man sieht auch
hier, dass Dermott kein Mann war, der
Leute anlocken wollte, um nur seine Schar
möglichst zu vergrOssem, sondern ein ernster
Freimaurer, der Uneingeweihte vor Täu-
schungen möglichst bewahren wollte. Auch
warnt er hier nicht etwa vor den «Modem
Masons«, sondern allgemein vor solchen
Logen, die keine »Vollmacht vom Gross-
meister« aufweisen können. Erst das nächste
neue Stück (S. XXIV— XXXIII) beschäf-
tigt sich mit der »modern masonry« in
London. Es ist an die »Herren der sehr
Alten und Ehrenwerten Brüderschaft« ge-
richtet und beginnt mit der Mitteilung,
dass er von Schottland, Irland und Ame-
rika aus darnach gefragt worden sei. Der-
mott versichert weiter feierlich vor
Gott und Menschen, er habe nicht
die geringste Abneigung gegen die
Mitglieder jener Gemeinschaft und
wolle keinerlei Anstossgeben Wenn
er dann auch nach seinem Standpunkt
der »ancient masonry« den Vorzug giebt,
so vermeidet er dabei jede Feindseligkeit
und Gehässigkeit. Dass die gescMcht-
lichen Anschauungen, die er vorträgt, zum
grossen Teil irrtümlich sind, dürfen wir
ihm nicht als Böswilligkeit auslegen; denn,
so nahe man damals auch noch den An-
fängen der neuen Freimaurerei stand, nie-
mand wusste sicher Bescheid, und die von
der Grossloge der »Modems« dargebotene
Geschichte ist gleichfalls unzuverlässig.
Dermott erzählt, was ihm berichtet worden
ist, und lässt dabei allerdings einigen Spott
mit einfliessen; zum Schluss aber sagt er:
»Ich hoffe, dass ich noch eine all-
gemeineÜbereinstimmung und eine
Gesamteinheit zwischen den wür-
digen Maurern aller Benennungen
erleben werde. Dies ist der ernst-
lichste Wunsch und das heisse
Gebet von .... Laurence Dermott.«
Diese Worte werden in den folgen-
den Ausgaben (1778 und 1787) von
ihm wiederholt und sind auch in den
Ausgaben nach Dermotts Tode (1800, 1801,
1807) noch zu lesen, wurden aber von
Kloss (S. 393) und von allen dessen Nach-
folgern unbeachtet gelassen, obwohl sie
für eine richtige Beurteilung Dermotts von
grosser Bedeutung sind. Ein N. B.
(XXXIV— XXXVI) berichtet, Dermott
habe das vom mitgeteilte Wappen mit
den Cherubim bei dem gelehrten »Bau-
meister und Bruder Babi Jacob Jehudah
Leon« gefunden, der zur Zeit Karls H.
ein Modell von Salomos Tempel angefertigt
und dem Könige eine Scli^ift über den
Tempel gewidmet habe. Es sei das Wappen
der Maurer gewesen, welche die Stiftshütte
und den Tempel bauten, also sicherlich
das eigentliche Wappen auch der freien
lind angenommenen Maurer. Dies war
ohne Zweifel Dermotts aufrichtige Über-
zeugung (wenn auch natürlich ein ge-
schichtlicher Irrtum), denn ein solches
Buch hat es wirklich gegeben. Das Wappen
ist also keine Erfindung Dermotts, sondern
aus einer altem Quelle gezogen. Die »Alten
Maurer« nahmen es erst 1 7 75 als Siegel an. Ob
die Dubliner Grossloge und das Grosskapitel
von York es schon früher angenommen
hatten, ist zweifelhaft; es scheint aber fast,
als hätten es beide erst durch Dermotts
Beschreibung kennen gelernt und von ihm
entlehnt. Die irische Grossloge führt das
Wippen noch heute. Der weitere Inhalt
der zweiten Ausgabe des A. R. ist der-
selbe wie früher, abgesehen von einigen
Auslassungen und Zusätzen; die Gesänge
im zweiten Teil zeigen eine stärkere Ver-
mehrung. Gegen diese zweite Ausgabe
des A. R. erschien 1765 »A Defence of
Free-Masonry« von einem Anhänger der
»Neuem Maurer«, ein recht klägliches
Machwerk, in dem man die mangelhafte
Sachkenntnis des Verfassers leicht wahr-
nimmt; drum ist es auch keine »energische
Widerlegung«, am allerwenigsten eine
»gründliche«, wie Kloss meinte fa. a. O.
S. 395 und 449], sondern eine oberfläch-
liche Schmähschrift ohne jeden wissen-
schaftlichen Wert (vgl. auch »Anolent
MasonB«). — In der (mtten Auflage von
1778 ist die Vorrede an den Leser wesent-
lich verändert, die Traumgeschichte ganz
weggelassen, dafür aber eine Kritik der
Gründung der Grossloge von 1717 gegeben,
die Dermott als nicht gesetzmässig nach-
zuweisen sucht. Der Ton ist aber irar
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12
Ahiman Rezon.
nicht ausfallend, sondern ruhig, wenn auch
bestimmt, da er eben, von falschen ge-
schichtlichen Voraussetzungen ausgehend,
von der Richtigkeit seines Standpunkts
fest überzeugt war [vgl. die Einzelheiten
bei Kloss, a. a. O. S. 383 fg.]. Er berichtet
dann noch, dass die «Modem Masons« 1770
das Parlament um einen Korporationsbrief
ersucht hätten mit der Vollmacht, jeden
Freimaurer in England zu bestrafen, der
ihnen kein Vierteljahrsgeld zahle, was
das Parlament natürlich ablehnte. Die
*Philacteria« ist wie 1764, aber die Be-
sprechiing der «Modem Masons« hat einige
Zusätze, die bemerkenswert sind. Zu der
oben mitgeteilten Versicherung seiner Un-
befangenheit gegenüber den Mitgliedern
jener Gemeinschaft macht er eine Anmer-
kung: «Das war meine Erklärung in der
zweiten Ausgabe dieses Buches; nichts-
destoweniger sind einige der neuem Ge-
sellschaft äusserst ungezogen gegen mich
gewesen. Nicht zufrieden mit der Behaup-
tung, die Alten Maurer in England hätten
keinen Grossmeister, wichen einige der-
selben von der Wahrheit so weit ab, dass
sie aussagten, der Verfasser (d. i. Dermott)
hätte des Grossmeisters Unterschrift unter
maurerischen Vollmachten gefälscht« ; der
Herzog von Atholl habe aber seine Hand-
schrift anerkannt und den Verfasser in
Zeitungen gerechtfertigt; noch andre hätten
ihm nachgesagt, er sei so ungebildet, dass
er seinen Namen nicht schreiben könne,
ja, er hätte weder Vater, noch Mutter, son-
dern sei wild im Winkel eines Kartoffel-
gartens in Irland aufgewachsen; aber die
Verleumdung einiger Neuern Mau-
rer habe ihm keinen wirklichen
Schaden gethan, und er werde in
dem Geiste der obigen Erklärung
fortfahren. Die letzten niedrigen Ver-
leumdungen und die Schlusserklärung hat
Kloss (a.a.O. S. 387, Anm.) auch wieder
weggelassen. Wie vorteilhaft iinterscheidet
sich hier und überall Dermotts Gesinnung
und Bedeweise von der seiner Gegner I
Eine weitere Anmerkung erzählt auf Grund
der Mitteilungen eines GrinseU, die acht
Personen, die 1717 die «Neuere Maurerei«
erfunden, seien Desaguliers, Gofton, King,
Calvert, Lumley, Madden, de Noyer und
Vraden gewesen. Der Urheber dieser Nach-
richt hat die Aufiiahme des Prinzen von
Wales im Jahre 1787, bei der gerade jene
acht zugegen waren, mit der Gründung der
Grosslo^e im Jahre 1717 verwechselt; ob
absichtlich oder durch ein Missverständnis,
bleibt unentschieden. Jedenfalls hat Der-
mott hier in gutem Glauben gehandelt;
ihn kann der Vorwurf eines bewussten
Missbrauchs der Namen nicht treffen, wenn
er seinem Gewährsmann ohne weiteres
flaubte, was dieser ihm berichtete. Die
[enntnis der Vorgänge bei Gründung der
Grossloge von 1717 war selbst bei den
eignen Mitgliedern damals so unsicher.
dass man sich über die Verbreitung solcher
Erzählungen nicht allzusehr wundem darf.
Jedenfalls ist das. was in dem Konstitutions-
buche der «Modems» von 1784 vom Ur-
sprung der »Ancients« erzählt wird, viel,
schlimmer, diese werden geradezu »Be-
trüger« (impostors) genannt und ihnen
wiederholt «Täuschung und Betrug« zur
Last gelegt. Northouck wird von der
Bichtigkeit seiner Erzählung ebenso über-
zeugt gewesen sein, wie Dermott bei der
seinigen, aber die Darstellung des letztern
ist sachlicher und enthält sich beschim-
pfender Ausdrücke, ja in weitem Zusätzen
spricht er den Gegnern sogar gesellschaft-
liche Gleichberechtigung zu. Indem er
hervorhebt, dass in London viele geschlos-
sene Gesellschaften entstanden sind, die
keine Freibriefe besitzen, also in Bezug
auf die Gesetzlichkeit ihrer Vereinigungen
auf gleichem Fusse stehen, betrachtet er
«in diesem Lichte« die beiden Brüder-
schaften der Alten und Neuern Freimaurer,
die zwei grosse Gemeinschaften in England
geworden wären, aber infolge mancher Ver-
schiedenheiten als zwei verschiedne Gesell-
schaften weiter beständen, als völlig unab-
hängig voneinander. Die «Neuem« hätten
ein unzweifelhaftes Becht, sich einen Gross-
meister zu wählen, und das gleiche Becht
stände den «Alten« zu. Nachdem er dann
noch die Verbindung der »Alten« mit den
Grosslo^en von Irland und Schottland her-
vorgehoben, endet er mit dem Ausdruck
der Hoffnung auf eine spätere Vereinigung
aller Maurer (vgl. S. 11^. Daran schÜesst
sich ein Abdruck des angeblichen soge-
nannten Freimaurerverhörs aus der Zeit
Heinrichs VI., das in den folgenden Aus-
gaben seinen Platz behauptet, wie es auch
im Konstitutionsbuch der «Neuem« einen
eisemen Bestand bildet (1756, 1767 und
1784), ebenso in Scotts Pocket Companion
(seit 1754) und Prestons lUustrations of
Masonry (seit 1772). Der Hauptteil, der
eigentliche« Ahiman Bezon«, ist wie 1764. —
Die vierte von Dermott selbst besorgte
Ausgabe erschien 1787 und stimmt an-
scheinend mit der von 1778 überein. —
Nach Dermotts Tode folgten noch vier
Ausgaben (1800, 1801, 1807, 1813), besorgt
von Thomas Harper, die im wesent-
lichen den frühem gleich sind, aber einen
veränderten Titel haben, nämlich: »The
Constitution of Free-Masonry, or
Ahiman Bezon U.S. w.«, so dass »Alnman
Bezon« nur noch Neben titel ist. Diese
Ausgaben enthalten Ergänzungen aus den
Verhandlungen der Grossloge und als Zu-
satz namentlich» Begeln und Verordnungen«
für die Boyal-Arch- Kapitel unter der
Grossloge der Alten Maurer, die zuerst im
Jahre 1794 zusammengestellt zu sein schei-
nen, obwohl nach den Protokollen einzelne
massgebende Bestimmungen schon früher
getroffen waren, namentlich über die Be-
schränkung des Grads auf besonders wür-
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Aigner.
18
dige Brüder. Der Anfang der Verord-
nungen von 1794 lautet: *Die Alte Mau-
rerei besteht aus vier Graden. Die drei
ersten sind der Lehrlingsgrad, der Gesellen-
grad und der erhabene Meistergrad; und
ein in diesen Graden wohl bewanderter
Bruder, der die Ämter seiner Loge, na-
mentlich das des Meisters, verwaltet und
deren Pflichten zur Zufriedenheit der Brüder
seiner Loge erfüllt hat, ist wählbar, wenn
er würdig befunden wird, zum vierten
Grad, dem Heiligen Eoyal Arch, zuge-
lassen zu werden.« Dieser Grad wird
weiter als »wesentlicher Bestandteil der
Alten Maurerei«, aber auch als »Vollen-
dung und Ende« derselben bezeichnet. Wer
Zulass begehrte, musste ein im Wortlaut
vorgeschriebenes Empfehlungsschreiben
seiner Loge vorlegen, in dem die einstim-
mige Genehmigung der Loge bestätigt war.
Die »Alten« waren also noch 1800 weit
davon entfernt, den Grad als »Köder« zu
benutzen, ebensowenig wie zu Dermotts
Lebzeiten; sonst hätte man den Zutritt
leichter gemacht. Die Ausgabe von 1807
bringt eine in diesem Jahr beschlossene
neue Fassung der »Gesetze und Verord-
nungen«, die aber im wesentlichen dieselben
geblieben sind, nur dass die Aufzunehmen-
den nicht mehr Logenmeister gewesen zu
sein brauchen; datur sind aber die Ge-
bühren verdoppelt. Die Ausgabe von
1807 ist noch dadurch wichtig, dass die
erste amtliche Logenliste der »Alten«
darin abgedruckt wurde. Die erste Aus-
gabe des A. B. wurde alsbald in Dublin
und Belfast nachgedruckt und bis 1808 an
beiden Orten häufig wiederholt, gelegent-
lich mit Ergänzungen. Als 1804 die
irische Grossloge durch Downe ein Ver-
fassungsbuch herausgeben Hess, wurde der
Titel »AhimanBezon« amtlich angenommen
und in den Ausgaben von 1807, 1816, 1820,
1889, 1850 und 1858 beibehalten; seit 1872
ist er angegeben. Auch in Amerika
wurde der Titel mehrfach verwendet, ist
aber jetzt überall verschwunden. — Eine
gegenteilige Ansicht ist vBrtreten in Bh.
1885, 8. 289, wo nachzuweisen versucht
wird, dass der A. K. nicht verdiene, in
allen seinen Teilen ernsthaft für eine
Quellenschrift gehalten zu werden, und
wie unzuverlässig die Dermottschen An-
gaben seien.*)
Aigner, 1) Franz Xav. Adam v., geb.
4. Nov. 1751 in Gran, Infanteriehaupt-
mann, gab 1791 den Dienst auf, um sich
gänzlich der Freimaurerei widmen zu
können. 1 784 beigetreten (auch in den Rosen-
kreuz- und Rosenorden aufj^enommen), er-
hielt er 1791 in Prag den Ritterschlag und
*) Seit 1887 ist ftber durch die Vonchongen Sad-
l«r8 (Maionic Fftots and Fictioni 1887; Matonic
Beprints and Historioal Bevelations 1898) ein gans
andre« Licht über Dermott und die »Alten« rer-
breltet worden [Tgl. Imeleat Mmobi; Dermott].
die grosse Profess, sowie die Ermächtigung,
als Legatus a latere und Direktorifumit-
glied der Prager Präfektur die strikte Ob-
servanz in Ungarn auszubreiten. In Wien
erwirkte er von Kaiser Leopold II. Er-
laubnis zur Errichtung neuer deutscher
Logen in Ungarn. Nun errichtete er 1792
in Ofen die altscb ottische Loge Franz zum
wachenden Löwen, sowie in Pest-Ofen die
Logen Zu den sieben Sternen und Zur
Vereinigung, welch* letztere mit ersterer
1794 sich verschmolz und nun als Loge
Zu den sieben Sternen und zur Vereinigung
ein Jahr länger bestand, als alle andern
Logen Österreich-Ungarns, das ist bis Juni
1795. Ein Majestätsgesuch um den wei-
tern Fortbestand der Loge wurde, ebenso
wie A.'s Bewerbung um die Stelle eines
Erziehers bei einem Erzherzog, abschlä^g
beschieden. — Schon bei Ausbruch der
Jakobinerhetze (1794) wähnte man die
Ordensakten in Prag nicht mehr sicher,
und, nachdem A.'s Loge dennoch weiter
arbeitete, glaubte man die Schriften in
seiner Hand sicher verwahrt. Graf Sweerts
überbrachte ihm nun persönlich das ganze
Prager Archiv. Dies fährte A. auf die
Idee, auch die Archive der aufgelösten
ungarischen Logen, sowie die Schriften
einzelner Freimaurer, Rosenkreuzer, Asiaten
U.S.W, in Wien und Ungarn an sich zu
bringen, was in überraschender Weise ge-
lang. 1805 trat er sämtliche Ordensschriften
gegen eine, auch auf seine Frau und Kinder
übergehende Leibrente von 800 Fl. dem
Grafen Anton Festetics ab, der sie dem
Fideikommissgute Schloss D^gh einver-
leibte, wo die Manuskriptensammlung, in
104 stattlichen Bänden (ca. 10000 Bogen)
aufgestellt, für die Geschichte der Frei-
maurer, der Rosenkreuzer u. s. w. in Öster-
reich-Ungarn einen geradezu unschätz-
baren Wert darstellt. Auf deren Grund
hat L. V. Aigner -Abafi (s. d.) seine »Ge-
schichte der Freimaurerei in Österreich-
Ungarn« abgefasst.
2) Ludwig V. [litterar. Pseudonym
Abafi], Mitglied der litterarischen Petöfi-
gesellschaft, nrüher Verlagsbuchhändler, in
Budapest, geb. 11. Febr. 1840 in Gr.-J6csa
(Komitat Torontäl) in Ungarn, wurde am
1. Dez. 1870 in der Loge Corvin Mätyäs
in Budapest aufgenommen und entfaltete
durch Vorträge, Denkreden, Anträge u.s. w.,
sowie durch Vorträge in andern Logen,
als Mitglied des Bundesrats (1879—1892)
und der Hochgradwerkstätten eine äusserst
rege Thätigkeit, war 1879—1883 zugeord-
neter Meister, bis 1885 Meister vom Sttml und
bis 1889 wi^er zugeordneter Meister und
ist seit 1896 Ehrenmitglied seiner Loge.
Das Hauptgewicht seiner Wirksamkeit be-
ruht auf seiner litterarischen Thätigkeit.
1879 übernahm er mit Dr. L. v. Wekerle
die Redaktion des amtlichen Organs des
Grossorients »Hajnal«, führte diese 1880
bis 1886 allein, dann bis 1888 ^em^n^
y y y^
14
Akademie — Akademie, maurerisohe.
schaftlich mit Moritz Gellen und versah
das Blatt mit zahlreichen, meist histori-
schen Aufsätzen. Er wirkte auch lehhaft
für die Einigung der beiden Biten in Un-
garn, nach deren Zustandekommen er mit
&ell^ri und Gabriel Spitzer das jetzt in
Gebrauch stehende Bitual ausarbeitete.
Auch in der profanen Litteratur, haupt-
sächlich auf historischem und litterar-
historischem Gebiete thätig, begann er
schon 1878 Stoff für die Geschichte
der Freimaurerei in Ungarn zu sammeln;
allein erst 1882 gelang es ihm, Zugang zu
dem freimaurerischen Archiv in D^gh zu
erlangen, das ausserordentlich reichhaltig
(ca. 10000 Bogen) und ftLr die Geschichte
der Freimaurerei in der Österreich -unga-
rischen Monarchie geradezu unschätzbar
ist. Nach der, viele Jahre in Anspruch
nehmenden Aufarbeitung des Stoffs be-
gann er, unterstützt von der Grossloge
von Ungarn, 1890 mit der Herausgabe
seiner grossangelegten »Geschichte der
Freimaurerei in Österreich-Ungarn«, von
der bisher fünf Bände erschienen sind und
noch zwei Bände erscheinen sollen. Eine
Ergänzung dieses Werkes bildet — eben-
falls auf Grund der D^gher Akten — seine
Geschichte der Bosen^euzer, der Asiati-
schen Brüder, des Bosenordens und sons-
tiger geheimen Gesellschaften in Österreich-
Ungarn, Polen, Bayern, Württemberg und
Sachsen, die, auf drei Bände berechnet,
handschriftlich vollständig vorliegt; sie be-
findet sich derzeit in London, um zuerst
in englischer Sprache zu erscheinen. Auch
eine Geschichte der Jakobiner in Öster-
reich-Ungarn ist zum grössten Teile fertig-
gestellt. Einzelne Teile und Vorstudien
der Geschichte der Freimaurerei brachten
die Zeitschriften: Hajnal, Vilägossäg, Ee-
let, Orient, Szäzadok, Hazänk, Zirkel und
Bauhütte. Einige sind auch in Separat-
abdrücken herausgegeben, so : »Franz Ea-
zinczy als Freimaurer« (Denkrede, Buda-
pest 1878. auch in ungarischer Sprache);
•A szabaokomüvess^g is az uralkodöhäz«
g)ie Freimaurerei und das Herrscherhaus,
udapest 1896); »Feszlerlgnäcz Aur^l« (auf
Grund unedierter Briefe, Budapest 1886).
Gegenwärtig ist A. mit der Herausgabe
eines Handbuchs der Geschichte der Frei-
maurerei in Ungarn (ein Band in unga-
rischer Sprache) beschäftigt, auch ist er
im Begriffe, seine freimaurerischen Denk-
reden, Aufnahmearbeiten und nennens-
wertem Vorträge und Aufsätze für den
Druck vorzubereiten.
Akademie. Der Name A. kommt in
allen Ländern Europas, in denen sich der
Einfluss der italienischen Kultur stark
feltend gemacht hat, noch im 18. und 19.
ahrh. in gleichem Sinne wie der Name
Loge, sowie zur Bezeichnung einzelner
Hochgrade und Kapitel vor. Dahin ge-
hören ausser Italien namentlich Frankreich,
Polen und Österreich, sowie die von letz-
tem Ländem besonders beeinflussten
Staaten Schweden und Bussland. Der in
der strikten Observanz bekannte polnische
Freimaurer Thoux de Salverte stiftete 1763
in Warschau die Acadämie des secrets
mit maurerischen Formen, und es wird
ausdrücklich berichtet, dass diese nach
dem Vorbild der Academia dei secreti in
Neapel eingerichtet war. Unter dem Namen
Acad^mie des sages bestand 1776 ein bei
der Mfere-Loge ^cossaise üblicher Hoch-
^ad und eine Acad^mie des vrais ma^ons
ist 1778 in Montpellier -nachweisbar; die-
selbe Akademie nahm später den Namen
Acad^mie Russo-Suedoise an. Die Loge
La parfaite union in Douav, welche die
sog. schottische Maurerei in Frankreich
zu emeuern suchte, besass nodi 1815 einen
Hochgrad der Acad^mie des sublimes
maitres u. s. w.; sie hatte ihn angeblich
aus Schottland seit 1784 übernommen, wie
er denn thatsächlich als eine Art Erkennt-
nisstufe im schottischen System vorkommt.
Aber nicht bloss in diesen Ländem, son-
dern auch in Westdeutschland ist der
Name A., und zwar nicht zur Bezeichnung
eines Hochgrads, sondern im Sinne von
Loge nachweisbar. Unter dem 16. Juli
1792 erliess die Grosse National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln in Berlin an ihre
Tochterloge Zu den drei Eosenknospen in
Bochum einen Befehl, wodurch verboten
wurde, die Loge forthin eine A. zu
nennen. Wenn dieser Gebrauch in
Bochum etwas Zufälliges war, so hätte
sicherlich dieses Verbot zur Beseitigung
hingereicht; die Thatsache, dass noch die
Bochumer Logenprotokolle von 1813 den
Brauch trotz des V erbots fortsetzten, liefert
den Beweis, dass es sich hier um eine tief
und fest eingewurzelte Sitte handelte.
[Näheres in der Chronik der Loge Zu den
drei Bosenknospen in Bochum (2. Ausg.,
Bochum 1896) S. 10, 19.J Ebenso ist der
Gebrauch des Namens in Belgien nach-
weisbar; noch 1889 erklärte der Grand
Inspecteur der belgischen Loge in einer
Ansprache, die Logen seien eigentlich A. ;
man möge diese »A.« nicht zu politischen
Klubs erniedrigen.
Akademie der wahren Maurer (Aca-
d^mie des vrais ma^ons), und
Akademie der Weisen (Acad^mie des
sages), s. Akademie und Frankreioh.
Akademie, manrerische. Dieser Vor-
schlag ging von Dr. Besetzny in Sachshaus
bei Wien aus und wurde, auf Veranlassung
des Kronprinzen des Deutschen Reichs
und von Preussen, des nachmaligen Kaisers
Friedrich III., durch den Grossmeister Pfalz
in Darmstadt 30. Dez. 1875 zur öffentlichen
Kenntnis gebracht. Zweck der A. sollte
sein, die kulturhistorischen Denkmale je-
der Gattung, insofern sie sich auf hu-
manitäre Gesellschaften, insbesondere auf
die Freimaurerlogen und verwandte oder
diesen feindliche Genossenschaften be-
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Akazie — Albrecht.
15
zieheu, zu sammeln und einer kritischen
Prüfung zu unterziehen. Sie sollte unter
kaiserlicher Protektion stehen. Man wollte
damit gewissen zersetzenden Bichtungen
enteegentreten, die die Arbeiten der Logen
verflachten. Die Freunde unparteiischer
maurerischer Forschung sollten einander
näher gerückt werden. Der Gedanke ist
über den Vorschlag nicht hinausgekommen.
AkAsie, Name eines Baums, dessen sinn-
bildliche Bedeutung im Meistergrad mit-
geteilt wird. Vielfach herrscht der Ge-
brauch, den Sarg eines Maurers mit einem
Akazienzweig oder Akazienkranz zu
schmücken. — In einigen Hochgraden gilt
dieser Name auch als Erkennungswort. —
[Vgl. BZC. 1886, S. 44. Zd. 1844, S. 88.
K. 1899, S. 51. Schauberg, Symbolik der
Freimaurerei (Schaffh. 1861), n, S. 149.]
AkAzieiibrfider (fr^res acassais) nannten
sich (nach dem VIII. Logenbuch der Eck-
lefi'sdien Akten) die Freimaurer der schot-
tischen Meister, die sich vornahmen, Ar-
beiter eines geistigen Baues zu werden,
womit der Name frferes ^cossais der schotti-
schen Brüder seinen Anfang genommen
haben soll [vgl. R. 1899, S. 51]. Dagegen
behauptet Findel, dass dem nicht so sein
könne, weil diese Umänderung nicht schon
1740 hätte möglich sein können, wo man
die angeblich ursprüngliche Bezeichnung
noch kannte [vgl. S. 1899, S. 84]. Ver-
gleiche auch Englisches System, wo jene
Vermutung als sachlich und sprachlich
kaum zulässig erklärt wird.
AkklAmation, s. Zuraf.
Akra, die dritte Spitze auf dem Berge
Sion im Thale Josapnat, auf dem (nach
der schwedischen Lehrart) der Sitz der
jüdischen Fürsten und Könige nach der
Eückkehr aus Babylon sich befand.
Aktiv (tUtIg) 1) nennt man eine Loge,
wenn sie regelmässige Versammlungen
hält; 2) auch die Mitglieder einer Loge
werden bisweilen in aktive (ordentliche, s.
Mitglied) und Ehrenmitglieder (s. d.) unter-
schieden. 8) Endlich nennt man aktive
Mitglieder auch die, die überhaupt einer
anerkannten Loge noch angehören (wirk-
liche Mitglieder).
Alabama, einer der Vereinigten Staaten
Nordamerikas. Die ersten Logen das. wur-
den durch die Grosslogen von Tennessee
und Nordcarolina errichtet. Am 15. Juni
1821 bildete sich die Grossloge, die
anfangs in Tuscaloosa, später, als Mont-
gomeiy die Hauptstadt des Staates wurde,
an diesem Orte tagte. Ihre Töchter
wuchsen rasch an Zahl. Die Maurer-
verfolgung unterbrach oder beschränkte
die Arbeiten der Grossloge und der meisten
untergeordneten Logen, obwohl keine
regelmässig gebildete antimaurerische Par-
tei bestand; während 1827 bereits 26
Logen in Thätigkeit gewesen waren, er-
schienen 1884 bei der Grosslogensitzung
<üe Vertreter von nur acht. Jetzt besitzt
die Grossloge 875 Logen mit 11588 Mit-
gliedern. — Ausserdem giebt es in A. eine
Grossloge der Farbigen, gest. 24. Sept. 1870,
mit 54 Logen und 1152 Mitgliedern.
Alardus, M atthiasAndreas ,geb.9.Sept.
1 7 1 5 in Neuenkirchen in Norderditmarschen,
gest. 29. Mai 1772 in Hamburg als ge-
heimer Legationsrat und schleswig-hol-
steinischer geheimer Kabinettssekretär des
Bischofs von Lübeck zu Eutin, wurde
6. Juli 1741 in die Loge Absalom in Ham-
burg aufgenommen, war deren Sekretär und
Redner 1741—1747, 1746—47 auch erster
Aufseher der Schottenloge Judica und
wurde 10. August 1745 Mitglied der Loge
St. Georg. Er besang: »Die höchst be-
glückte Wahl des Kaisers Franciscus I.«
(Hmbg. 1745). Seine gesammelten Beden
und Gedichte erschienen unter dem Namen
»Canthiers« 1747 und 1754. Er nannte
sich Alardus v. Canthier nach einem Gut,
das die Familie in der Nähe Brüssels
besass.
Albanus, St-Alban. In der Zunftsage
der englischen Werkmaurer wird der hei-
lige A. als der erste Förderer der Maurerei
und der Maurer in England gefeiert, auf
Grund alter Legenden, die von den Be-
arbeitern der Sage benutzt und weiter
ausgeschmückt wurden. In einigen Fas-
sungen dieser Zunftüberlieferung gilt er
auch als Schüler des Amphibalus (s d.).
Albany (Hauptst. des nordamerikan.
Staates New York, [1890] 94928 E.). Hier
besteht unter der Grossloge von New York
eine deutsche Loge Gutenberg Nr. 787,
fegr. 19. Febr. 1878. Vers. Donnerstags,
lasonic Temple.
Albertini, Joh. Bapt., geb. 5. Okt. 1742
in Brez (Südtirol), gest. 1820 das., wurde
1766 zum Priester geweiht und 1774 zum
ord. öff. Professor der Logik, Metaphysik
und Moralphilosophie an der Universität in
Innsbruck ernannt, 1782 Rektor des Gene-
ralseminars fttr Bildung und Erziehung
des tirolischen Klerus und trat 1790 in
den Buhestand. Treffliche wissenschaft-
liche Werke bewahren sein Andenken. —
Als .Freimaurer gehörte er der Loge Zu
denfdrei Bergen in Innsbruck an, in der
er als Redner thätig war. [Vgl. Rapp, Frei-
maurer in Tirol (Innsbr. 1867), S. 91 fg.]
Albreeht, l)Heinrich Christoph, geb.
7. April 1768 in Hamburg, gest. 11. Aug.
1800 als privatisierender Gelehrter auf
seinem Landsitze Kielseng bei Flensburg,
studierte Theologie und wurde Mitdirektor
eines Erziehungsinstituts in Eppendorf bei
Hamburg. Er ist 5. Nov. 1785 m die Loge
Absalom in Hamburg aufgenommen, wurde
später Mitglied der Loge Emanuel und
21. Juni 1792 wiegen Nichterfttllung seiner
maurerischen Verpflichtungen gestrichen.
Er war ein wackerer maurerischer Schrift-
steller und mit seinen »Materialien zu einer
Ütischen Geschichte der Freimaurerei«
(Hmbg. 1792) begam..^.jine^ejlj5g|.^
16
Alchemie — Aldworth.
sachgemässe maurerische Geschichtsfor-
schung. Er veröffentlichte im Berliner
Archiv der Zeit, 1797, S.849, undl798, S/^3,
einen Aufsatz: «Spur einer Freimaurerei
aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh.«, und
im »Neuen Journal aller Journale«, 1790,
St. 1, 8, 4, einen Aufsatz: Ȇher Myste-
rien«. Ausserdem gab er noch heraus: »Ge-
heime Geschichte eines Bosenkreuzers«
[J. F. Kadike] (Hmbg. 1792), die vorher
schon im Braunschweiger Journal 1791,
St. 7—10, stand. [Vgl. Thiess, Autobiogr.,
n, 110. Schröder, Lexikon Hamburgischer
Schriftsteller, I, 38—40.]
2) Heinrich Wilhelm Eduard, Zahn-
arzt, geb. in Berlin 1832, gest. 25. Jan. 1888
das., liess sich nach beendigtem Studium
an der Berliner Universität als Privat-
dozent für Zahnheilkunde nieder und
wurde 1868 zum Professor ernannt. Am
17. März 1851 wurde er in der Loge Zu
den drei Seraphim in Berlin in den Frei-
maurerbund aufgenommen, war 1868—1879
dort Bedner und wurde später zum Vor-
sitzenden Meister gewählt. 1865 trat er
in die Grossloge ein und wurde 1876 zum
Mitglied des Bundesdirektoriums gewählt.
Sgl. Geschichte der Grossen National-
utterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890), S. 406.]
Alchemie (Alchvmie, Goldmacherkunst)
bezeichnet die geheimnisvolle Kunst, un-
edle Metalle in edle zu verwandeln; sie
heisst die Ägyptische Kunst, weil sie dort
zuerst getrieben wurde und von diesem
Lande (Khemi oder Kimi, d. i. schwarzes
Land) auch ihren Namen erhielt, femer
hermetische Kunst, von Hermes Trisme-
gistus, auch heilige oder spagirische.
Das Alter dieser Kunst wird weit vor
unsre Zeitrechnung gesetzt. Das älteste
alchemistische Buch stammt aus dem 4.
Jahrh. v. Chr., von einem gewissen Demo-
kritos; später wurde die A. vorzüglich in
Alexandrien gepflegt. Das Mittelalter war
der A. besonders günstig. Man meinte,
die Verwandlung durch Beimischung eines
gewissen Stoffes bewirken zu können;
diesen Stoff nannte man den Stein der
Weisen. [Vgl. Kopp, Die A. in älterer und
neuerer Zeit (Heidelberg 1886, 2 Bde.).
Schmieder, Geschichte der A. (Halle 1832).]
— In der Maurerei wurde die A. seit der
Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Rosen-
kreuzer (s. d,), besonders durch F. J. W.
Schröder (s. d.) in Marburg, sowie durch
E. S. Bosa (s. d.) eingeführt; doch gegen
Ende des 18. Jalurhundertß ward die Kunst
der Alchemisten oder Adepten (s. d.) all-
gemein als Betrügerei und Hochstapelei
erkannt und die hermetische Freimaurerei
(s. d.) als eine lächerliche Verirrung ver-
worfen. [Vgl. L. 1886, S 196.]
AlcniB, geb. 735 in York, gest. 804 als
Abt von Tours, war Leiter der Schule
in York, die sich durch ihn eines grossen
Bufes erfreute. Von entscheidendem Ein-
fluss wurde für ihn eine Beise nach Born,
auf der er in Parma mit Karl dem Grossen
zusammentraf, der ihn an den kaiserlichen
Hof einlud. EUer übernahm er die Lei-
tung der Hochschule und wurde auch mit
der Erziehung der Sander Karls des Grossen
betraut. — Wenn Anderson ähnlich wie
andre alte Konstitutionen berichtet, dass
ungefähr um das J. 710 Karl Martell einige
erfahrne Maurer aus Frankreich habe nach
England gehen lassen, damit sie die Sachsen
in den Gesetzen und Gebräuchen der alten
Brüderschaft unterweisen möchten, so be-
ruht diese Nachricht augenscheinlich auf
einem Lrrtum. Die Franken standen in
der Bildung zu jener Zeit weit hinter den
Angelsachsen zurück, die sich einer reichen
Litteratur rühmen konnten. Wahrschein-
lich sind später Schüler des Angelsachsen
A. von Frankreich herübergekommen, und
daraus ist der Irrtum entstanden. [Vgl.
Krause, Kunsturkunden, IV, 222. Schlosser,
Weltgeschichte, V, 389 fg. Kugler, Kunst-
geschichte, I, 274.]
Aldworth, Elisabeth, von den Eng-
ländern «the Lady Mason« genannt, war
eine Maurerin, ctie wirklich die Weihe
erhalten hat (vgl. Frauen). Sie war die
Tochter von Arthur St Leger, Baron Kil-
mayden und Viscount Doneraile, und die
Frau von Bichard A. von Newmarket.
Nach Familienüberlieferung war sie »als
junges Mädchen« (young girl) durch Zufall
Zeugin einer Aufnahme gewesen, die von
ihrem Vater in dessen Hause vollzogen
wurde, und man hielt es nun für das Bich-
tigste, sie auch förmlich aufzunehmen und
zur Verschwiegenheit zu verpflichten. Es
wird ihr auch nachgesagt, dass sie diese
Pflicht gewissenhaft erÄUt hat. Ob sie
später Logen besucht hat, weiss man nicht
sicher; nach einer angezweifelten Nach-
richt soll sie sogar eine eigne Loge ge-
leitet haben. Ihr Bild in maurerischer
Bekleidung ist erhalten. Während man
früher über den Zeitpunkt ihrer Geburt
und ihrer Aufriahme ganz falsche Angaben
machte, wissen wir heute aus urkundlichen
Zeugnissen, dass sie 1693 geboren ist, sich
am 7. April 1713 verheiratet und 1778 das
Zeitliche gesegnet hat. Da sie als »junges
Mädchen« geweiht wurde, muss dies vor
1713 geschehen sein, etwa 1710, als sie 17
Jahre alt war, vielleicht auch sclion früher.
Ihr Bildnis befindet sich beinahe in
jeder irischen Loge. Der Schurz der Lady
A. ist noch vorhanden und im Besitz
des Colonel B. W. Aldworth in New-
market-Court. Auch zwei Logenzeichen
werden noch verwahrt, das eine von der
Lady Doneraile, das andre von der Loge
Nr. 1 in Cork. Bildnisse von ihr sind
enthalten in The Signet of king Solomon
(New York 1860), femer im Londoner
Masonic Magazine 1876 Nr. 1 und in der
frühem Wiener illustrierten Monatsschrift
Der Freimaurer 1876, S. 11. Ein Fak-
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Alethophileu — Almosenkommission«
17
simile ihrer Handschrift wird in der Ars
Quat. Cor. VII, 55 wiedergegeben. [Vgl. L.
1896, S. 59.]
Alethoptailen (Gesellschaft der). Diese
Gesellschaft wurde 1736 in Berlin unter
Vorsitz des Grafen von Manteuffel (auf
den auch eine Denkmünze geschlagen
wurde, (vgl. Merzdorf, Denkmünzen der
Freimaurerbrüderschaft, S. 48, Nr. 96) ge-
stiftet, von Verehrern der Wolfschen Phi-
losophie, welche die Wahrheit aufirichtig
zu suchen sich vornahmen. [Vgl. Nach-
richt von der zu Berlin auf die Gesell-
schaft der Alethophilorum oder Liebhaber
der Wahrheit geschlagenen Münze (1740).
Holderrieder, Historische Nachricht von
der Weissenfelsischen Alethophilotischen
Gesellschaft (Lpz. 1750). Kundmann, Die
hohem und niedem Schulen Deutschlands
(Brsl.1741), S. 769 fg. Biedermann, Deutsch-
land im 18. Jahrb., U, Abt. 1, S. 406,
Note 8.] — Im System der Afrikanischen
Bauherren (s. d.) bildeten die A. den fünften
Grad, und es ist ein innerer Zusammenhang
zwischen diesen und der vorgedachten Ge-
sellschaft zu vermuten.
Alexandersbad (Badeort im Königreich
Bayern). Hier bestand in den Jahren 1888
bis 1896 ein maurerisches Kränzchen wäh-
rend der Kurzeit.
Alfeld (St. in der preuss. Prov. Hannover,
4735 E.). 1) Von der Grossen Landesloge
in Berlin wurde hier 9. Sept. 1805 eine
Loge Luise Auguste zu den drei
Sternen gegründet, die sich 1810 der dama-
ligen Grossen Loge Hieronymus Napoleon
zu Kassel anschliessen musste, aber 1815
unter die englische Provinzialloge zu Han-
nover, später unter die Grossloge das.
trat Sie ruht seit 1809. [Vgl. Voigts, Die
Freimaurerlogen im Königr. Hannover.]
2) Jetzt besteht hier eine gesellige Ver-
einigung mit zwanglosen Zusammen-
künften.
Algerien (franz. Kolonie in Afrika). Hier
wurde die Freimaurerei bereits 1882 durch
Gründung der Loge B^lisaire in Algier
vom Grossorient von Frankreich einge-
führt Um die Verbreitung in A. machte
sich insbesondere der Meister vom Stuhl
der genannten Loge Descous (Capitain
d'ätat-major en retraite und holländischer
Konsul in Algier) sehr verdient. Es sind
das. nach und nach vom Grossorient und
seit 1853 vom SuprSme Conseil von Frank-
reich eine beträchtliche Anzahl Logen er-
richtet worden. 1869 gründete auch der
Grande Oriente National de Elspafia eine
Loge in Oran. Gegenwärtig bestehen I.
unterm Grossorient von Frankreich 11
Logen in Algier (2), Constantine, Aln-Te-
mouchent, Mascara. Mostaganem, Oran, St.-
Denis-du-Sig, Sidi-oel-Abbfes und Tlemcen;
n. unterm Su^rtoe Conseil von Frank-
reich 4 Logen m Algier, Constantine, Or-
l^ansville und S^if ; HI. unterm National-
Grossorient von Spanien 1 Loge in Oran,
AUgemeinei Handbuch fttr Freimaurerei.
zusammen 16 Logen. 1896 erschien hier
eine Halbmonatsschrift »L'Orient d'Alger«.
Alinge, Emil Eugen Karl August d'.
Geh. Regierungsrat und Direktor der Straf-
anstalt in Zwickau, geb. 6. Nov. 1819 in
Schneeberg, gest. 18. Mai 1894, wurde in
den Freimaurerbund aufgenommen in der
Loge Apollo in Leipzig 26. Juni 1852 und
hat sich um die Gründung des Freimaurer*
klubs und der Loge Bruderkette zu den
drei Schwanen in Zwickau (1868) verdient
gemacht, deren Meister vom Stuhl er bis
1866 war.
AUegtaany (St. im nordamerikan. Staat
Pennsylvanien, [1890] 105287 E.). Hier
besteht unter der einheimischen Grossloge
eine deutsche Loge Jefferson Nr. 2&,
gegr. 6. März 1854. Vers. 1. Mittwoch.
Allendorf (St. in der preuss. Prov. Hessen-
Nassau, 2789 E.). Unter dem Namen Ein-
tracht zur Acacia bestand hier eine
Loge von 1817—22, die 1810 in Eschwege
gegrtlndet worden war. (S. Esohwege.)
Allensteln (St. in der preuss. Prov. Ost-
preussen, 21579 E.). Loge das. Stein an
der Alle unter der Grossen Landesloge
in Berlin, gegr. 27. Jan. 1888. Mitglieder-
zahl (1899): 60. Eignes Logenlokal: Gutt-
städter Strasse Nr. 8. Vers. Donnerstag.
Ferien: Juli und August. Hausgesetze v.
1. Apr. 1892.
AÜied Masonle Degrees (verwandte mau-
rerische Grade). Unter diesem Namen be-
greift man in England den Orden von St.
Lorenz dem Märtyrer, der Ritter von Kon-
stantinopel, des Boten Kreuzes von Baby-
lon und des Gross-Hohen Priesters, neuer-
dings auch noch den Grossziegeldecker
König Salomos und den Geheimen Warner
(Secret Monitor), während man in Schott-
land nur die Grade St. Lorenz den Mär-
tyrer, die Ritter von Konstantinopel und
den Gross-Hohen Priester darunter oefasst.
Die Grade werden in Räten (Councils) er-
teilt, die unter einem Grossrat (Grand
Council) stehen. Der Grossrat von Eng-
land zählte 1898 35 Räte.
Allokatlon, s. Päpste.
Allstedt (St. im Grossherzogtum Sach-
sen-Weimar, 8888 E.). Unter der engli-
schen Provinzial- Grossloge in Hamburg
wurde hier 15. Mai 1801 eine Loge: Karl
August (so benannt zu Ehren des da-
maligen Herzogs von Sachsen- Weimar) ge-
stiftet und 3. Aug. 1801 eingeweiht, der
aber das Protektorium 1809 wieder ent-
zogen wurde. Sie ist seitdem ausser Thä-
tigkeit.
Almanaeb, s. Fresse.
Almosd (Dorf im Komitat Bihac in Un-
garn). Hier, auf dem Gute des Vizegespans
Emerich v. P^chy bestand, mit ihm an
der Spitze, die Loge Probitas, die um
1792 entstand, aber sich 1794 sicherlich
auflöste. [Abafi, Gesch. VI, MS.]
AlmosenkomnÜMloii (Committee of cha-
rity) in London. Die dreizehnte alte Verord-
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18
A 1 m ftgAtiafifwm I Ar^ Aumoiüer — Alströmer.
nung der Grossloge von England bestimmte,
dass die Grossloge die Mittel erwägen solle,
wie man das zur Unterstützung notleiden-
der Brüder gesammelte Geld am besten
verwenden möge, und es sollten die ein-
zelnen Logen ihren alten Satzungen ge-
mäss so lange über das von ihnen Ge-
sammelte nach eignem Ermessen verfügen,
bis man einen gemeinsamen Beschluss ge-
fasst habe, die Almosen bei der Grossloge
einzahlen zu wollen, um daraus ein Ka-
pital zum bequemem Unterhalt dürftiger
Brüder zu bilden. Gemäss dieser Verord-
nung schlug der abgetretne Grossmeister
Graf v. Dalkeith, nachherige Herzog von
Buccleugh, 1724 vor, dass zur Beför-
derung der brüderlichen Liebe der Frei-
maurer und zum Nutzen der Brüderschaft
jede Loge je nach ihrem Vermögen eine
Sammlung veranstalten möge, das ge-
sammelte Geld in eine gemeinsame Kasse
gelegt und ein Schatzmeister bestellt werde;
aus dieser Kasse sollten dann solche be-
drängte Brüder Unterstützung erhalten, die
den die Geschäfte dieser Kasse leitenden
Beamten von den beitragenden Logen em-
pfohlen würden. Da dieser Vorschlag all-
gemeinen Beifall fand, ernannte der Gross-
meister Herzog von Eichmond 17. März
1725 eine Kommission, um Vorschläge zur
Einrichtung einer solchen Almosenkasse zu
beraten. Die von dieser Kommission ge-
machten Vorschläge fanden in der Gross-
loge 27. Nov. 1 727 grossen Beifall, wurden
angenommen und Abschriften davon an die
einzelnen Logen verteilt. Da es aber an-
fänglich an einem Schatzmeister fehlte,
wurde beschlossen, dass die vier damaligen
Grossbeamten nebst drei andern Brüdern
eine Konmiission bilden sollten, um die
Unterstützungsgesuche zu prüfen und über
die eingehenden Almosen zu verfügen. Am
25. Nov. 1729 trat durch die Bemühung
des zugeordneten Grossmeisters Blakerby,
der das Schatzmeisteramt angenommen
hatte, die A. wirklich ins Leben, indem
verschiedne Logen ihre Beiträge einzahlten,
und es wurde Beschlossen, dass jede neue
Loffe für ihre Einrichtung zwei Guineen
in diese Wohlthätigkeitskaase zahlen solle.
Am 28. Aug. 1780 wurde der Beschluss
fefasst, die Kommission durch je zwölf
[eister der beitragenden Logen zu ver-
stärken. Fünf versammelte Mitglieder dieser
Kommission, wenn darunter ein Gross-
beamter wäre, sollten beschlussfällig sein.
Sie sollte in der Grossloge von ihren Ver-
handlungen einen auszugsweisen Bericht
erstatten. Ln Mai 1781 wurde beschlossen,
dass alle ehemaligen Grossmeister und zu-
geordneten Grossmeister Mitglieder der A.
sein und dass letztere die Befugnis haben
sollte, bis zu ö Pf. St. an einen bedürftigen
Bruder zu geben, doch nicht mehr, es sei
denn die Einwilligung der Grossloge er-
folg. Ln J. 1788 wurden die Vorsitzenden
Meister solcher Logen, die regelmässig
Beiträge leisteten, auch als Mitglieder der
Kommission anerkannt. — Nur in regel-
mässigen Logen aufgenommene Brüder
konnten Unterstützung erhalten, und es
musste die Bittschrift von der Loge, wel-
cher der Bittsteller angehörte oder ange-
hört hatte, unterstützt, auch auf ihr Name
und Gewerbe des Unterstützung Suchenden
angegeben sein. Nach einem Beschluss
vom Okt. 1768 musste ein solcher in seiner
Bittschrift angeben, wann und wo er zum
Freimaurer gemacht worden, und eine Be-
scheinigung beibringen, dass er seine Ein-
trittsgelder bezahlt habe. [The Laws
relating to the General Charity, and dis-
posed there of. Printed in Pursuance of
an Order made the 7the Day of March
1747.] Die Einsetzung dieser^ Kommission
hat manches Gute gewirkt. Ähnliche Ein-
richtungen bestehen heute bei allen Gross-
logen, um so mehr als auch überall sich
zahlreiche milde Stiftungen teils einzelner
Grosslogen, teils, wie in Deutschland, des
Grosslogenoundes bestehen, die ihre eignen
Kommissionen zur Verwaltung haben. Aber
auch die einzelnen Logen besitzen Stif-
tungen, an deren Spitze Kommissionen
stehen. Armenpflege, teils Beschenkungen
von Konfirmanden, Bekleidung armer Kin-
der, Weihnachtsbescherungen leistet heute
wohl jede Loge je nach ihren Mitteln, be-
sonders Witwen (sog. verschämte Arme)
finden durch Logen häufig Unterstützungen.
[Vgl. Armenpflege, Wohlthätigkeit. R.
Fischer, Entwurf zu einem Handbuch für
die Amtsthätigkeit der Logenmeister (Lpz.
1891) S. 88.]
AlmosenBammier, Aumonler, s. Armen-
pfleger.
Alphabet der Engel. Ein solches soll
durch himmlische Vermittlung den Erz-
vätern bekannt gewesen sein. In einigen
Graden des Schottischen Ritus (s. d.) nimmt
man Bezug auf dieses Alphabet. S. auch
Mund.
Alpina. 1) Name der Grossloge der
Schweiz (s. d.). 2) Eine maurerische Zeit-
s(?hrift, herausgegeben von der vorgedachten
Grossloge (s. Preaae). Sie erschien zuerst
als »Maurerisches Taschenbuch«, heraus-
gegeben von Dr. F. öchauberg in Zürich
1859 und 1860 in zwei Jahrgängen und
war nicht amtlich. Erst seit 1875 kam die
A. als »Centralorgan des Schweizerischen
Logenbundes« mit einem »nicht offiziellen
Teü« heraus, und zwar anfangs nach Be-
dürfnis, später 14tägig unter der Leitung
von Prof. Dr. H. Hagen in Bern, von 1894
in grösserm Quartformat halb in franzö-
sischer, halb in deutscher Sprache, von
1897 unter Leitung von C. Fr. Hausmann
in St. Gallen, von Nr. 9 an von H. Keller
in Waldstatt in Appenzell.
Alströmer, Patrick Freiherr, Kom-
merzienrat, geb. 26. Febr. 1783, gest. 28. Okt.
1804, war Grosskaufmann in Göteborg im
Verein mit seinem Bruder Freiherm das
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Altar — Altenbnrg.
19
A., unter der Finna N. Sahlgren, Direktor
der ostindischen Kompagnie, Bitter des
K. W. Ordens, Mitglied der K. W. Aka-
demie, ein sehr kunstliebender und
wohltbätiger Mann. Er war 1771 einer der
Mitbegründer der Eönigl. Musikakademie
in Stockholm und Vorsitzender Meister der
Loge Salomon k trois serrures in Goten-
burg. Ihm zu Ehren wurde 1785 eine
Denkmünze von seiner Loge geschlagen.
[Vgl. BMW. Nr. 182.1
Altar. Ln alten ttitual und in allen
alten englischen Logen, auch in der Schrift
von S. Prichard: «Masonry dissected« (Lon-
don 1730), kommt der Name A. nicht vor;
man bediente sich anfangs nur eines Lehn-
stuhls, mit einem Schemel davor, später
eines einfachen Tisches. Im schottischen
Andreasgrade wird der A. zuerst genannt.
Im Clermontschen System heisst der A.:
Throntisch des Palastes. Gegen Ende des
18. Jahrhunderts wird der Gebrauch des
Namens A. allgemein und auch von Schrö-
der gebilligt: »Altar, Bibel und Gebet sind
beizubehalten«. [Schröders Abhandlung
über alte und neue Maurerei, S. 45.] Zu
dem A. führen drei Stufen und hinter dem-
selben ist der Sitz des Meisters vom Stuhl.
Nach dem Gebrauch vieler Lehrarten ist
über dem A. ein Baldachin (s. d.) als Sinn-
bild des Himmels angebracht. Der A. ist
in der Loge der hervorragendste Ort; auf
ihm befinden sich die Hauptsymbole, hier
Nvird gebetet, und von hier geht die Lei-
tung der Logenarbeiten aus. [Vgl. B.Fischer,
Bitual und Symbol (Lpz. 1878), S. 97.]
Alte Maurer, s. Aneient Masons.
Altena (St. in d. preuss. Prov. Westfalen,
12108 E.). Hier besteht ein maurerisches
Kränzchen, gegr. 13. Sept. 1876, seit
13. Jan. 1891 unter die Aufsicht der Loge
Zum märkischen Hammer in Lüdenscheid
gestellt. Mitgliederzahl (1899): 27. Vers.
2. Dienstag im Monat. Lokal: Hotel
Xlincke.
Altenbnrg (Hauptst. des Herzogtums
Sachsen- Altenburg, 33423 E.). Loge (un-
abhängig) das.: Archimedes zu den
drei Beissb retern. Mitgliederzahl (1899):
280. Vers, den 2. Donnerstag. — Am 81.
Jan. 1742 gründeten hier Albr. Ant.v. Büx-
leben (s. d.) und die ihm verschwägerten
Brüder Joh. Aug. und Ludw. Heinr. Frei-
herrn Bachoff von Echt (s. d.) eine der
ältesten deutschen Johannislogen. Sie wurde
unter der damaligen Grossloge von Ober-
sachsen Aux trois aigles blancs in Dresden
durch eine Abordnung der Loge Aux trois
compas in Leipzig (jetzt Minerva zu den
drei Palmen) gesetzmässig und nach ge-
höriger Form errichtet und erhielt hi dem-
selben Jahre den Namen Aux trois planches ä
träger. Vom 28. Juni 1786 an führte sie
den Namen Archimedes zu den drei Beiss-
bretern. Bis 1775 arbeitete die Loge
nach dem neuenglischen Bitual und hielt
sich frei von dem System der strikten Ob-
servanz und von Hunds Tempelherren-
system. In dem gedachten Jahre gab sie ihre
Selbständigkeit auf und trat zur Grossen
Landesloge in Berlin, zu deren Grossmeister
inzwischen der Herzog Ernst von Sachsen-
Gotha und Altenburg (s. d.) gewählt worden
war. 1785 trennte sie sich von dieser
Grossloge und gehörte von 1788—93 dem
eklektischen Logenverein an, um dann ihre
frühere Selbständigkeit wieder für immer
anzunehmen. Mit dem Beginn des neuen
Jahrhunderts begann für die Loge, die sich
auch bisher den maurerischen Schwärme-
reien und Gaukeleien zu entziehen gewusst
hatte, eine Zeit der Beformen. Es wurde
zunächst die förmliche Ablegung des Frei-
maurereides abgeschafit; die bisher beibe-
haltenen Zinnendorfschen Bituale wurden
aufgegeben, und es wurde einstweilen nach
dem Bitual des eklektischen Systems gear-
beitet, bis 1803 das von Pierer (s. d.) nach
»dem ältesten, unzweifelhaft als echt und
unverfälscht anerkannten, bis 1650 in aUen
Logen üblich gewesenen Bitual« für alle
drei Grade ausgearbeitete Bitual eingeführt
wurde. Li demselben Jahre gab die Loge
ihr namentlich von Schneider (s. d.) bear-
beitetes »Konstitutionsbuch« heraus. (Die-
ses jetzt seltene und wertvolle Buch ent-
hält in einem Anhang Studien über die
Geschichte der Freimaurerei und andre
verwandte Gegenstände und Fragen und
ist eins der vorzüglichsten Werke der
ganzen damaligen maurerischenLitteratur.)
Inzwischen war auch der Bau eines eignen
Logenhauses in Angriff genommen worden ;
es wurde 25. Okt. 1804 eingeweiht. [Vgl.
HMW. Nr. 1.] Bereits 18. Dez. 1803 hatte
die Loge eine Deputationsloge in Gera (s. d.)
errichtet, die kurz nachher, 25. Okt. 1804,
als selbständige Loge unter dem Namen
Archimedes zum ewigen Bunde von der
hiesigen Loge eingerichtet >vurde. Gleich-
zeitig wurde bei der hiesigen Loge eine
besondere Direktorialloge errichtet, welche
die wichtigem Angelegenheiten der Loge
in Gera und der in zwei Kolonnenlogen
(Ernst zur Wahrhaftigkeit und Ernst
zur Gerechtigkeit) geteilten Loge in
A. leitete. Jedoch bereits 1806 wurde
diese Einrichtung wieder aufgehoben. 1809
eröflhete die Loge eine Deputationsloge
in Schneeberg, die 1812 unter dem Nameu
Archimedes zum sächsischen Bunde von
der Grossen Landesloge von Sachsen als
eigne Loge eingerichtet wurde. Die fort-
schreitende Zeit forderte manche Verän-
derung der bestehenden Logengesetze, wie
auch des G^brauchtums. Infolgedessen
erschien eine Neubearbeitung der Verfas-
sungsurkunde 1836, während die jetzt noch
gültige 11. Sept. 1862 in Kraft trat. Auf
Grund derselben erhielt die Loge vom
Herzog Ernst unter dem 29. Mai 1863 die
Bechte der Gesamtpersönlichkeit. Das
neurevidierte Bitual wurde am Stiftungs-
feste der Loge 31. Jan. 1871 dngeöilu^.
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20
Altenglisohes System — Altersheim.
Bereits 1875 trat die Loge der Vereinigung
der fünf »selbständigen« Logen bei, die
14. Okt. 1883 in die »Freie Vereinigung
der fünf unabhängigen Logen in Deutsch-
land« umgeändert wurde. — An der Feier
des lOOjähjrigen Jubiläums 1842, wie auch
des 160jährigen Jubiläums am 81. Januar
1892 [vgl. HMW. Nr. 2) nahmen nicht bloss
die sämtlichen Grosslogen und Logen
Deutschlands, sondern auch die städtischen
Behörden, sämtliche hohem Unterrichts-
anstalten, das Direktorium und das Kol-
legium der Bürgerschullehrer und eine
grössere Anzahl wissenschaftlicher Vereine
regen Anteil. Bei Gelegenheit des letztem
Jiibiläums empfing die Loge von Seiten
des Sparkassenvereins ein Geschenk von
100000 M. als Stiftung zu Wohlthätigkeits-
zwecjcen. — Die Loge arbeitete sofort nach
ihrer Konstituierung indeutscher Sprache
und ist daher höchst wahrscheinlich die
erste Loge in Deutschland, die bei ihren
Ajrbeiten sich dieser Sprache bediente. (S.
Iiogenspraohe.) 1746 gab sie eine Anzahl
»Freymaurer-Lieder«, von L. F. Lenz (s. d.)
gedichtet, nebst dabei in Kupfer gestochnen
Melodien in 4. heraus. Dies ist das erste
deutsche Liederbuch für Freimaurer.
1798 erschien ein Gesangbuch unter dem
Titel »Gesänge für die ger. und vollk.
Loge Ajrchimedes zu den drey Eeissbretem
zu Altenburg« und 1804 ein neues Lieder-
buch: »Maurerische Gesänge«, dem 1821
ein zweiter^ Band folgte. 1850 erschien
eine neue Bearbeitung dieser Gesänge unter
dem Titel: »Gesänge der Freimaurerloge
Archimedes u.s.w. « . — Verfassung : Die Loge
erkennt als eine Johannisloge nur die drei
Johannisgrade (s. d.)an und arbeitet daher
nur in diesen. Der Meister vom Stuhl
und die beiden Vorsteher werden von den
Brüdern des dritten Grads aus der Zahl
der Meister alljährlich durch Stimmen-
mehrheit gewählt; die übrigen Beamten
wählt der Meister vom Stuhl. Die wich-
tigem Angelegenheiten der Loge werden
vom Meister vom Stuhl, dem zugeord-
neten Meister vom Stuhl und den beiden
Vorstehern beraten. Die Loge besitzt eine
Bibliothek von ungefähr 1400 Bänden
(Verzeichnis v. 1843 nebst Nachträgen von
1854, 1862, 1896), sowie eine aus dem
Nachlass des Horst v. Bärenstein (s. d.)
angekaufte und seitdem unablässig ver-
grösserte maurerische Münzsammlung von
ca. 1000 Nummern, die jetzt wohl die bedeu-
tendste imBesitz deutscherLogen befindliche
ist. Wahlspruch : Noli turbare circulos.— Aus
der Loge nervorgegangene Anstalten sind :
1) der 1808 gegründete Logenfiskus; 2) die
1823 gegründete, von der Einwohnerschaft
Altenburgs und Umgegend stark benutzte
Sparkasse (jetzt Sparkasse); 3) die Johannis-
stiftung, mit einem Stiuungskapital von
60 000 M. Die von Altenburg ausgegangnen
sehr schätzbaren maurerischen Zeitschrif-
ten sind: das »Journal für Freimaurerei«
(1804 fg.), die »Zeitschrift für Freimau-
rerei« (1823 fg.) und »Der Ziegeidecker«
(1837 fg., fortgesetzt unter dem Titel »Bru-
derblätter. 1848-1854). Zur Geschichte
der Altenburger Loge s. : 1) »Konstitutions-
buch vom J. Ib03; 2) Waitz, die S. J.-Loge
A. z. d. 3 R. in A. nach lOujähr. Bestehen
(1842); 3) Henny, Kurze (jeschichte der
Loge (1868); 4) Zumi)e, Zur Frage über
maurerische Werkthätigkeit nebst Mittei-
lungen über die Werkthätigkeit der Loge
A. z. d. 3 R. (1876); 5) Dietrich, Aus ver-
gangenen Tagen (1889); 6) ders., Blätter
der Erinnerung (1889); 7) ders., Deutsches
Logenleben (1890).
Altenglisches System, s. EnglisoheB
System.
Alte Pfliohteii, s. Pflichten.
Alter. Zur Aufnahme in den Freimaurer-
bund ist schon nach den Alten Verordnungen
der Grossen Loge von England vom 29.
Dez. 1729 das 21. Altersja£r, in manchen
Ländern das Alter der gesetzlichen Voll-
jährigkeit, in Preussen nach dem Edikt v.
J. 1798 das 25., erforderlich. Diese Be-
stimmung haben die drei altpreussischen
Grosslogen auch nach Herabsetzung des
Volljähngkeitsalters im Deutschen fieich
beibehalten und erst 21. Febr. 1899 noch
beschlossen, dass, wer als preussischer
Staatsangehöriger in ausserpreussischen
Logen vor vollendetem 25. Lebensjahre
aufgenommen worden ist, bei Logen inner-
halb des Verbands der drei altpreussischen
Grosslogen, so lange er das 25. Lebensjahr
noch nicht zurückgelegt hat, nur als Be-
suchender zugelassen werden kann. In
Frankreich befähigt gleichfalls das erfOllte
21. Lebensiahr. (8. Aufnahme.) Eine Aus-
nahme findet in manchen Logen bei der Auf-
nahme von Luftons (s. d.) statt. Übrigens
haben sich auch schon sehr bejahrte Männer
au&ehmen lassen, so Wieland (s. d.) im 72.,
Voltaire (s. d.) im 80. Lebensjahre. Im all-
gemeinen sollte der Eintritt nicht zu früh,
namentlich nicht vor erlangter voller Selb-
ständigkeit im profanen Leben bewilligt
werden. Das maurerische oder symbolische
Alter eines Freimaurers bestimmt sich nach
den Graden in verschiedner Weise. [Vgl.
Z. 1893, S. 63.]
Altershelm mr Freimaurer. Ein deutsches
A. wurde zum ersten Male angeregt von
einem Bruder in Dresden (B.) 1865 und weiter
verfolgt von der Loge in Einbeck bei Ge-
legenheit ihrer Hundertjahrfeier 1897, das
aber aus den ersten Anlangen noch nicht
herausgekommen ist und für dessen Ver-
wirklichung noch gesammelt wird. Doch
sind schon beträchtliche Mittel im Betrag
von c. 40000 M. vorhanden (vgl. FZ. 1897,
S. 261]. Die Satzungen sind abgedruckt
in L. 1898, S. 101. -. Auch 1886 hatte
A. Stahlberg den Gedanken angeregt und
einen Plan veröffentlicht [vgl. FZ. 1886,
S. 3731. Ebenso schwebte dem v erein deut-
scher Freimaurer bei der Gründung seines
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Alter und angenommener Ritus — Altona.
21
Zentralhilfsfonds ein gleicher Gedanke
vor. — In Amerika bestehen Altersheime
für Freimaurer in New York (in Utica seit
1893 und das deutsche Altenheim in Tappan
seit 1888), Philadelphia (seit 1889), Chicago
(seit 1885), St. Louis (seit 1889), Michigan
m der N&be von Grand Bapids (seit 1889),
Virginia östlich von Bichmond (seit 1890),
Kentucky und Tennessee. Das ijrösste ist
das von Kentucky, das durch eine Kopf-
steuer von 1 Dollar für jeden angenom-
menen Meister, den Zinsen der &pital-
aidagen des Endowment-Fund, freiwilligen
Beiträgen und den Einnahmen des Jo-
hannisstifts erhalten wird. Es birgt jetzt
216 Insassen und kostet jährlich 24686,88
Dollar.
Alter nnd angenommener Ritus, s.
Schottifloher Bitos.
Altkatholizlsmns. Als Anstifterin des
A. hat H. von Hartenstein in »Enthüllungen
über die Freimaurerei«, besonders über die
schweizerische Grossloge Alpina, 1. Heft,
»Was ist und was will die Freimaurerei?«
(Solothurn 1873) die Freimaurerei hinzu-
stellen versucht. Dass sie damit nie etwas
zu thun gehabt hat, bedarf keines Beweises.
Altkireh (8t. in Elsass-Lothringen, »315
E.). Unterm Grossorient von Frankreich
wurde hier die Loge Les amis r^unis
1. Dez. 1809 gegründet, die aber nur kurze
Zeit bestand. [Vgl. Chalne d'union 1877,
8. 508.]
Altmeister (Pastmaster), ein Ehrentitel,
der in Deutschland den Vorsitzenden
Meistern einer Loge bei der Niederlegung
ihres Amts im Faß besonderer Verdienste
beigelegt wird. (8. auch Ehrenmelster
und Pastmaster.)
Alton (8t. im nordamerikan. 8taat Illi-
nois, [1890] 10294 E.). Hier besteht eine
in deutscher 8prache arbeitende Loge Er-
win Nr. 315 unter der Grossloge von
niinois, gegr. 5. Okt. 1859. Vers. Donners-
tag vor Vollmond.
Altena (8t. in der preuss. Prov. 8chles-
wig-Holstein, 148944 E.). 1) Die erste in
A. gestiftete Loge ist die noch jetzt in
Hamburg arbeitende Loge Zum Pelikan.
Sie wurde 16. März 1771 von einem öster-
reichischen Offizier, der sich regelmässig
einen Teil des Jahres in Dienstgeschäften
das. aufhielt, gestiftet. Dieser ist mit
Zinnendorf (s. d.) persönlich bekannt ge-
wesen und hat von ihm den Stiftungs-
brief erhalten. [Vgl. BZC. 1893, 8. 105.]
2) Von abtrünnigen Brüdern dieser Loge
wurde die Loge Juliane zu den drei
Löwen 19. Juni 1776 in A. gegründet,
die sich der unter dem Schutze des
Prinzen und Landgrafen Karl von H^essen
in Dänemark eingeführten sog. strikten
Observanz anschloss. Nach mannigfachen
Zwistigkeiten verdrängte sie die ältere Loge
Zum Pelikan aus A., die zunächst nach
dem Hamburger Berge (Vorstadt 8t. -Pauli)
übersiedelte. Die stets an Mitgliedern
arme Loge Juliane zu den drei Löwen er-
losch aber schon 24. Juni 1786. 8) Nach
Auflösung dieser Loge entstand in A. eine
unregelmässige Loge unter dem Namen
Sympathie. Nach und nach wurden
deren Mitgl\eder in der Hamburger
Loge Ferdinand zum Felsen rektifiziert und
stifteten dann 4) durch ein Patent des
Prinzen Karl von Hessen vom 18. Febr.
1796 die heute noch bestehende Loge Karl
zum Felsen nach der sog. Wilhelmsbader
Lehrart (eingew. 22. März 1796). Der erste
hammerführende Meister dieser Loge war
der Buchhändler J. H. Kaven, der auf
der Bückreise von der Leipziger Messe in
dem hannoverschen Dorfe Tatendorf bei
Ülzen am 22. Juni 1800 starb und dem auf
dem Friedhofe zu Bamum in Hannover
von der AJtonaer Loge ein Denkstein er-
richtet wurde, welcher, nachdem der Fried-
hofgeschlossen war, 1872 nach A. überführt
und in dem Neubau des Logenhauses auf-
§estellt wurde. 5) Prinz Karl von Hessen,
amaliger Generalgrossmeister, stiftete 7.
Okt. 1815 die schottische Loge Juliane
zur Freundschaft und am 24. Mai 1817
die völlig unabhängige altschottische Di-
rektorialloge Karl zur heiligen Wahr-
heit und ernannte den Geheimen Kon-
ferenzrat, Oberpräsidenten der Stadt A.,
Grafen Konrad zu Blücher- Altona zum alt-
schottischen Obermeister mit der Voll-
macht, Logen zu stiften und mit Akten
zu versehen. Dieses altschottische Direk-
torium stand völlig unabhängig und selb-
ständig neben dem Direktorium in Kopen-
hagen, und die Gemeinschaft bestand ledig-
lich im gemeinsamen Generalgrossmeister.
Die einzelnen Logen der dänischen Mo-
narchie unterhielten nicht einmal einen
Briefverkehr miteinander und kümmerten
sich nicht um die gegenseitigen Verhält-
nisse. Jedoch schon bald nach dem Tode
des altschottischen Obermeisters, des Grafen
zu Blücher -Altona, 1. Aug. 1845, zeigen
sich die ersten Versuche von Kopenhagen
aus, durch den Pastor Hamburger eine
Annäherung und Verschmelzung der un-
abhängigenbeiden Direktorien zu bewirken.
Da aber gerade damals die politischen
Richtungen der deutschen und dänischen
Parteien schroflT hervprzutreten begannen,
so wies der Logenmeister und damalige
Verweser des altschottischen Direktoriums
Callisen alle Anträge, die bei der zuneh-
menden politischen Wühlerei die Selb-
ständigkeit und Unabhängigkeit der AJto-
naer Loge hätten gefährden können, be-
stimmt zurück. Alle weitere Beeinflussung
von Kopenhagen her hörte von da an
völlig auf. Übrigens war bei den Anträgen
des Pastors Hamburger durchaus von keiner
Verbesserung der Lehrart die Bede. — Da-
gegen begannen einzelne Mitglieder der
Loge Karl zum Felsen 1846 nach vor-
hergegangener gründlicher Prüfung der
Lehrart sich mit voller Überzeugung, der
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Altruümus.
sog. Bchwedischen Lehrart zuzuwenden, und
1849 war diese Überzeugung in der Loge
Karl zum Felsen in einer solchen Aus-
dehnung zur Oeltunff gekommen, dass sie
sich fast einstimmig derLehrart der Grossen
Landesloge von Deutschland und dieser
Grossloge anzuschliessenbeschloss. Die An-
nahme geschah mittels Beschlusses vom 16.
Juni 1849 am 24. Juni 1849. — Am 15. Sept.
dess.J. wurde die unter der Grossen Landes-
loge von Deutschland arbeitende Andreas-
loge Concordia gestiftet. — Nach Beseiti-
gung mancher Missverständnisse und, nach-
dem ebenfalls in der Kopenhagener Loge
die Überzeugung von der Richtigkeit der
schwedischen Lehrart zur vollen Geltung
gekommen und der König sich an die
Spitze dieser Bestrebungen und Anschau-
ungen gestellt hatte, erfolgte die Rück-
gabe der Altonaer Logen, der Johannisloge
Karl zum Felsen und der Andreaslo^e Con-
cordia, an die königlichen Kommissarien
(Commissarius magni magistri Berling und
Pastor Visby] 7. Juli 1863 durch den Ab-
geordneten aer Grossen Landesloge von
Deutschland. Inzwischen wurde die eben-
falls nach der schwedischen Lehrart ar-
beitende Grosse Landesloge von Däne-
mark 17. Dez. 1853 errichtet, und es waren
somit alle Hindemisse eines ruhigen Fort-
arbeitens für die Logen beseitigt, bis der
15. Nov. 1868 eintretende Tod des Gene-
ralgrossmeisters Königs lYiedrich VII. von
Dänemark die Ruhe wieder unterbrach.
Ordensgesetzlich mussten bis zur Wahl
eines neuen Generalgrossmeisters alle Ar-
beiten eingestellt werden. Anfang April
1864 wurde die Wahl Braestrups zum Ge-
neralgrossmeister angezeigt und die Loge
zur vorgeschriebenen Huldigung aufge-
fordert; aber die politischen Wirren hatten
die Gemüter auch in der Loge aufgeregt,
so dass der Wunsch nach Trennung von
der dänischen Grossen Landesloge laut
wurde. Doch erst nach heftigen Kämpfen
in der Loge wurde ein solches Gesucn an
diese Grossloge 1. März 1865 beschlossen.
Die Verhandlungen zogen sich ein Jahr
lang hin, und erst 11. Apr. 1866 wurden
die Logen wieder von der Grossen Lan-
desloge zu Berlin übemonmien. Wahl-
spruch: Parate viam domini. Neues Haus-
gesetz der Loge Karl zum Felsen vom
16. Febr. 1894, bestätigt 10. Juli 1894.
Stiftungen: 1) Witwen- und Waisenunter-
stützungskasse (30000 M.), 2) Erziehungs-
verein von 1877 (hat in den ersten 20
Jahren seines Bestehens 10500 M. für
Schulzwecke und 14000 M. zum Reserve-
fonds aufgebracht), 8) Stuhlmannstiftung
aus dem Jahre 1872 zu wohlthätigen
Zwecken (4428 MX 4) Unterstützungskasse
der Andreasloge Concordia für bedürftige
Mitglieder und deren Angehörige (5000 M.).
Mitglieder (1899): 404. Vers. Freitags.
1869 wurde eine Denkmünze gestiftet für
Brüder, die das 25jährige Maurerjubiläum
feiern; seitdem die Grosse Landesloge in
Berlin für alle ihre Tochterlogen eine solche
Denkmünze eingeführt hat, wird sie nur
noch ausnahmswebe verliehen. [HMW.
Nr. 3.] [Vgl. Bericht über die Feier des
lOOjährigen Stiftungsfestes (1896); Ge-
schichte der Loge von C. Bröcker (1897).]
6) Ebenfalls unter der Grossen Landesloge
zu Berlin arbeitet hier die Johannisloge
Friedrich zur Wahrheit, gest 18. Okt.
1892, eingew. 20. Nov. 1892. Sie besitzt
eine Witwen- und Waisenunterstützungs-
kasse. Mitglieder (1899): 63. Vers, alle
14 Tage Donnerstags. — Alle drei Logen
arbeiten in dem der Loge Karl zum Felsen
gehörigen Hause Gr. Bergstr. 183, das beim
50jährigen Jubiläum 22. März 1846 ein-
geweiht und 1873 und 1891 erweitert wurde.
Altruismag, philosophischer Ausdruck
bei Auguste Comte, dem Begründer der
positiven Philosophie, geb. 19. Jan. 1798
in Montpellier, gest. 5. Sept. 1858 in Paris,
von dem Worte der Languedoc altrui, d. h.
ein andrer. Die Willensantriebe des Egois-
mus (s. d..) verfolgen die Selbsterhaltung
und das Eigenwohl, die des A. die
Erhaltung und das Wohl des andern.
Beide stehen sonach zu einander im Gegen-
satz. Aber der Widerspruch zwischen
selbstischen und altruistischen Anlässen,
zwischen eigner und fremder Wohlfahrt
ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme.
Li der Wirklichkeit des Lebens stimmen
sie meist zusammen. Der einzelne Mensch
weiss sich als Glied einer Gesamtheit,
nämlich einer Familie, eines wirtschaft-
lichen und eines geselligen Kreises, eines
Gemeinwesens und eines Volks. Ihm ist
nicht wohl, wenn es seinem Lebenskreise
nicht wohlgeht. Sein Eigenwohl ist vom
GemeinwoM abhängig, ist in das Gesamt-
wohl eingeschlossen. Weil er dies erkennt,
ist das Ziel seines Willens: Gesamtwohl
mit Einschluss seines Eigenwohls. Der
einzelne kann nicht für sein Eigenwohl
sorgen, z. B. für seine Gesundheit, die
Ausgiebigkeit seiner Arbeitskraft, sein Ver-
mögen U.S. w., ohne dass dies seinen weitem
Lebenskreisen zu Gute käme, und umge-
kehrt die Gesamtheit kann ftlr ihr Wohl
nicht sorgen, z. B. in wirtschaftlicher Hin-
sicht, in Beziehung auf ihre Wehrkraft,
auf Volkserziehung, Kunst und Wissen-
schaft, ohne dass dies dem einzelnen zu
Gute käme. Und wie in den Wirkungen,
so zeigt sich auch in den Veranlassungen
der Handlungen ein Zusammenstimmen des
egoistischen und des altruistischen Triebes.
Die Handlungsweise des einzelnen wird
begründet durch die Rücksicht auf andre,
die Liebe heischend, bittend, fordernd,
drohend ihn bei seinem Handeln beein-
flussen, und umgekehrt wird sein Thun
und Handeln hervorgerufen und geleitet
lediglich durch seinen Sondertrieb, wäh-
rend ihm dabei gleichwohl bedeutender
Gemeinwert und grosse Gen^einnützigkeit
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Alxinger — Amelimg.
zu eigen ist, wie z. B. der Schriftsteller
nur fSr sich schreibt und dabei die Litte-
ratur seines Volkes bereichert, der Dichter
nur f&r sich dichtet und dabei mit den
Gaben seiner Muse die Gesamtheit be-
glückt, der Ehrenmann sich nur für sich
allein um den guten Buf eines selbstlosen
und pflichttreuen Menschen bemüht und
doch dadurch in gemeinnützigen Dingen
für die C^esamtheit wirkt. Gleichwohl behält
der G^ensatz zwischen Egoismus und A.
seine Wahrheit. Es kommen Ffille im
Leben vor^ in denen das Eigeninteresse
mit dem Interesse andrer in Widerstreit
zu stehen scheint oder wirklich steht. Hier
ist entscheidend zwischen den beiden fÜr
die Handlung zur Wahl stehenden Zwecken
die grüssere objektive Bedeutung, der Vor-
rang in der !Naturordnung der Zwecke:
das grössere Lateresse muss jederzeit dem
kleinem vorangehen ohne Bücksicht dar-
auf, ob das Eigeninteresse oder das Li-
teresse des andern das grössere ist. Es
ist die Aufgabe der Freimaurerei, bei
ihren Angehörigen und durch sie in der
Menschenwelt auf Klärung und Weitung
der Lebensauffassung, sowie auf Schärfiing
und Sicherung des Werturteils über die
Zwecke des menschlichen Handelns hin-
zuwirken. Mit dem Fortschritt der So-
zialisierung der Menschheit hat keines-
wegs die Entwicklung und das Vordringen
der altruistischen Empfindungsweise glei-
chen Schritt gehalten, und der E^pf
feindlicher Interessen, wennschon er gegen
vergangne Zeiten in der Gegenwart andre
Formen angenommen hat, währt bei dem
Überwie^n der egoistischen Triebe über
die altnustischen Instinkte noch immer in
der Menschheit fort. Soweit hierin das
Leben nicht schon selbst ausgleichend
wirkt, ist es Sache der Freimaurerei, das
Gewicht der altruistischen Gefühlsweise
und Gesinnung in der Menschheit zu mehren
und zu stärken. Hierbei nimmt sie zur
Bichtschnur den Grundsatz, dass sie sich
ebenso sehr vor einer pessimistischen Ver-
kennung der Vergangenheit und der Gegen-
wart und vor einem phantastischen Zu-
kunftsoptimismus, wie vor dem roman-
tischen Schönfärben der sog. guten alten
Zeit und vor dem ideallosen, entnervenden
Verzagen an dem Fortschritt und der Ver-
vollkommnung der Menschheit zu hüten
habe. [Vgl. HL., S. 2670.]
AlxiBger, Joh. Bapt. v., Hofagent, dann
1796 Sekretär des Hoftheaters, deutscher
Dichter, geb. in Wien 26. Jan. 1755, gest.
1. Mai 1797, seit 1779 Mitglied, dann erster
Aufseher, Bedner und 1790 zug. Meister
der Loge Zum heiligen Joseph in Wien,
trat gegen die von L. A. Hofimann her-
ausgegebene Wiener Zeitschrift auf in einer
Schrift: »Anti-Hoffbaann« (\Vien 1792). Seine
Gedichte gab er 1784 zum Besten der Armen
heraus. [W. J., Jahrg. 1, St. 2, S. 256. Über
sein Leben vgl. Jördens, Deutsche Dichter,
1,86— 45;V,711-.713.Wurtzbach,Biograph.
Lexikon, I, 23 fg.]
Alsey (St. im Grossherzogtum Hessen,
6509 E.). Loge das. Karl zum neuen
Licht, unter der Grossloge Zur Eintracht.
Mitgliederzahl (1899): 44. Vers, letzten
Samstag im Monat, Klub: Donnerstags.
Lokal: Dautenheimer Landstrasse 6 und
Steinwe^. Lokalgesetze v. 1861 u. 1890. —
Sie ist die Fortsetzung einer in Kirchheim-
bolanden 7. März 1813 gegründeten Loge
Zur Säule am Fusse des Donnersbergs.
Dal816Kirchheimbolanden (s.d.) anBavem
fiel, wurde die Loge nach A. verlegt,
wo sie 11. Mai 1817 den Namen Zum
neuen Licht, später Karl zum neuen Licht
annahm. Laiidgraf Karl von Hessen (s. d.)
erteilte ihr als Generalgrossmeister
unterm 17. Nov. 1817 eine Stiftungsur-
kunde; die Einweihung erfolgte 25. Juli
1819. Ende 1824 stellte die Loge ihre
Arbeiten ein und erwachte erst wieder im
Somip^r 1836. Am 20. Okt. 1839 trat sie dem
Eklektischen Bunde bei, den sie 20. Mai
1860 ¥äeder verliess, um sich auf den
Wunsch des Landesherm und Protektors
der Grossen Freimaurerloge Zur Eintracht
in Darmstadt anzuschliessen, wobei der
Lo^e gestattet wurde, dass der das
christliche Prinzip grundsätzlich fest-
stellende Paragraph des Gesetzbuchs der
GroBsloge auf sie keine Anwendung finde.
[Bh., 1861, S. 60. L. 1892, S. 158.]
Amanta du plaigir, s. Phflooboreites.
Amelang, KarlFriedr. Wilhelm, Jus-
tizrat und Bechtsanwalt beim Kammerge-
richt in Berlin, geb. das. 10. Nov. 1792, gest.
2. Dez. 1858 das., war 22. Juli 1819 in der
Loge Pythagoras zum flammenden Stern
in Berlin in den Maurerbund aufgenommen
worden, wo er seit 1835 mehrere Beamten-
stellen, auch 1836 — 1840 das Amt eines
Meisters vom Stuhl bekleidete; seit 1850
gehörte er dem Innersten Orient der Grossen
Loge Boyal York an und wurde nach
Klödens (s. d.) Tode 1856 Grossmeister der
Grossen Loge Boyal York. Die Gesetz-
gebung der Grossloge hat ihm viel zu ver-
danken. fVrf. Bh. 1859, S, 36. L. XVI,
S. 158. Flohr, Geschichte der Grossen
Loge Boyal York, II, S. 79.]
Amelnng, Karl Franz, Militär, geb. 20.
Sept. 1825 in Eisenach, gest. 19. Apr. 1892
das., studierte Bechtswissenscharb, trat
aber bald als Soldat ein. Aufgenommen
in den Freimaurerbund wurde A. 28. März
1851 in der Loge Amalia in Weimar,
schloss sich 1859 der Loge Karl zur Wart-
burg in Eisenach an, wo er von 1864 bis
1867 Meister vom Stuhl war, leitete, nach
Jena übergesiedelt, das dortige maure-
rische Kränzchen und wurde m Görlitz,
wo er zuletzt als Pensionär lebte, in der
Loge Zur gekrönten Schlange angenom-
men. Er deckte diese Loge aber bald
wieder und kehrte zu seiner alten Loge
in Eisenach zurück. Von ihm sind viele
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24
Amerika — Ancient Masons.
Aufsätze und gediegene Vorträge in maure-
rischen Zeitschriften, namentlich der Frei-
maurerzeitung und Asträa, veröffentlicht.
Amerika. Die Freimaurerei ist in A.,
im Verhältnis zur Einwohnerzahl, teilweise
viel ausgebreiteter als in Europa, steht aber
auch im allgemeinen auf einer viel weniger
hohen Stufe der Reinheit und Durch-
bildung. In Nordamerika (s. d.) bestehen
zahlreiche Logen in fast allen Teilen der
Vereinigten Staaten (s. die einzelnen Staa-
ten) und den britischen Besitzungen (s. die
einzelnen Kolonien), sowie in Mexiko (s. d.).
In Westindien (s. d.) sind Logen nament-
lich auf Haiti, Cuba, Jamaica, Puerto
Rico, St. Thomas, St. Croix, St. Cristopher,
Guadeloupe, Martinique, Curassao, Trini-
dad, Barbados, Grenada, Antigua, St. Vin-
cent, Tobago und den Bahamas. In Süd-
amerika (s. d.) finden sich dergleichen in
allen Staaten und Kolonien, mit Ausnahme
von Patagonien. — In den Vereinigten
Staaten bestehen in jedem Staate, aber
auch in Mexiko, Zentralamerika und fast
allen südamerikanischen Freistaaten (aus-
fenommen Bolivia und Ecuador) selbstän-
ige Grosslogen; aber auch die drei briti-
schen, sowie die französischen und spani-
schen Grosslogen, der Grossosten der
Niederlande und der Grossorient von Italien
haben, zum Teil wieder unter Provinzial-
logen, dort Logen gegründet. Unter einer
deutschen Grossloge, der zu Hamburg,
stehen nur fünf Logen in Brooklyn, Blu-
menau, Valparaiso, Santiago de Chile
und Buenos Aires. Deutsche Logen be-
stehen ausserdem in der nordamerikani-
schen Union, in Mexiko, in Brasilien
und in Buenos Aires, ein deutsches
Kränzchen in Concepcion (Chile). Auch
an zahlreichen Abarten und hochgradlichen
Systemen fehlt es nicht. Bei der zu
grossen Verschiedenheit der einschlagen-
den Verhältnisse lässt sich ein allgemeiner
Überblick nicht geben, vielmehr muss auf
die vorbezeichneten einzelnen Artikel ver-
wiesen werden. (Die deutschen Logen in
A. sind unter den betreffenden Ortsnamen
besonders aufgeführt.)
Amiclsten, ein 1771 gegründeter und
1809 ein^egangner, im nördlichen Deutsch-
land verbreiteter Studentenorden, der be-
sonders in Jena und Halle seinen Sitz
hatte. Zweck des Ordens war eine patrioti-
sche Freundschaft, um die Menschen tu-
gendhafter und zu bessern Bürgern zu
machen. [Vgl. Graf Guido von Taut kirchen
Keissenfels und Lpz. 1799; neue Ausg.,
la 1812). Laukhard, Der Mosellaner-
oder Amicistenorden nach seiner Ent-
stehung, innem Verfassung und Verbrei-
tung (Halle 1799). Rechtskritik des Ami-
cistenordens (Chemnitz 1800). HL. 1896
Nr. 286.]
Amphibalns. In einigen Fassungen der
alten Zunftsage der Werkmaurer (im Cooke
MS., im Wüliam Watson MS. und bei
Plot) heisst es, der heilige A. habe den
heiligen Alban bekehrt und mit den Pflich-
ten und Gebräuchen der Maurer bekannt
gemacht. In alten Legenden ist er als
Bekehrer Albans bekannt. [Vgl. Begemann,
BZO. 1894, S. 295 u. S. 801 fg.] Die Ver-
bindung des Kaisers Carausius mit Alban
ist eine Erfindung Andersons (1788, S. 57),
die durch den Verfasser der unechten
Yorker Urkunde noch erweitert wurde,
indem er Amfiabalus zu einem römischen
Baumeister macht und durch Carausius
nach England berufen lässt, wo er dann
Albans Lehrmeister wird.
Amster, Moritz, geb. 13. Febr. 1831 in
Czemowitz, ursprünglich Landwirt, ver-
tauschte das Landleben mit der Stadt,
gründete eine Wechselstube imd wurde in
seiner Vaterstadt zum Gemeinderat, Han-
delskanmierrat, Tumrat u. s. w. gewählt.
Er hat sich in Wien durch seine huma-
nitäre Thätigkeit hervorgethan , gründete
den Verein zur Bekleidung armer Kinder
und war lange Zeit hervorragend thätig
bei dem Verein gegen Verarmung und
Bettelei. Ein so angelegter Mann war ge-
bomer Freimaurer. Er wurde aufgenommen
25. Juli 1875 in der Loge Humanitas in
Neudörfl bei Wien (jetzt Pressburg). In
Anerkennung seiner vielen Verdienste um
i diese Loge wurde er zu deren Ehrenmitglied
und zu solchem des ersten österr. Kinder-
asyls der Loge in Kahlenbergerdorf er-
nannt. Seit 1873 hat A. auf Ersuchen der
Loge Humanitas deren Organ, den Zirkel,
geleitet, und zwar in durchaus selbstloser
Weise, und hat erst in den letzten Jahren
von der Loge behufs Bestreitung seiner
Auslagen einen monatlichen Zuschuss er-
halten. Nennt man in Österreich-Ungarn
die besten freimaurerischen Namen, so wird
auch der seine genannt.
Ancient Masons (Alte Maurer). I. Die
ältere Litteratur über die Stellung der sog.
»Alten Maurer« ist völlig veraltet, seit in
neuerer Zeit durch die Auffindung früher
unbekannter Quellen ein gewisses Licht
über diesen bisher ganz dunkeln Punkt
der Geschichte der Freimaurerei in Eng-
land verbreitet worden ist. Wer sich mit
den ehemaligen Meinungen bekannt machen
will, findet das Nötige in den gründlichen,
aber jetzt meist gegenstandslos gewordenen
Ausführungen bei Kloss, Geschichte der
Freimaurerei in England, Irland und Schott-
land (1847), S. 828—449. Man glaubte, die
»Alten Maurer« hätten sich von der 1717
gestifteten Grossloge als Unzufriedene ge-
trennt, die sich seit etwa 1739 zusammen-
gethan und eine ungesetzmässige Gross-
loge gebildet hätten; der Urheber dieser
Bewegung sei Laurence Dermott (s. d.) ge-
wesen, der durch falsche Vorspiegelungen
und andre unsaubere Mittel die Unzufrie-
denen um sich gesammelt und durch die
Verheissung des sog. Royal -Arch- Grades
auch andre Brüder an sich gelockt habe.
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Ancient Masons.
25
Wenn Kloss im J. 1847 diesen Stand-
punkt yertritt, so ist ihm daraus kein Vor-
wurf zu machen; denn die damals bekannte
Litteratur gestattete ihm keine richtigere
Erkenntnis, und man muss es lobend her-
Yorheben, dass er den von seinen Zeit-
genossen so arg geschmähten Dermott
im ganzen sachlich zu würdigen sich be-
müht, was Torteilhafb absticht gegen die
Art, wie er noch in allemeuster Zeit beur-
teilt wird. Wir wissen, dass Dermott weder
ein »niedriger Charakter« (Findel, 8. 168,
Anm.) noch ein »grosser Schwindler« (Boos,
Geschichte S. 119) war, sondern ein eifriger
Freimaurer, der wohl manchmal etwas
schroff erscheint, aber persönlich der von
ihm mit Begeisterung vertretenen Sache
grosse Opfer gebracht hat und in Eng-
land, wie in Irland heute als einer der
bedeutendsten Freimaurer anerkannt wird.
Die Quellen für eine sachliche Würdigung
Dermotts und der »AJten Maurer«
liefen seit 1813, seit der Vereinigung der
beiden Londoner Grosslogen, im Archiv
der jetzigen englischen Grossloge, sind
aber erst in neuerer Zeit benutzt worden.
Zuerst von By water, der bereits 1869 bei
Gelegenheit der Jahrhundertfeier seiner
Loge »Boyal Athelstan«, die ehemals der
Grossloge der »Alten Maurer« zugeh5rte,
die alten Bücher dieser Grossloge durch-
forschte und einige Einzelheiten öffentlich
bekannt machte (Freemasons' Magazine
1869). Die Beschäftigung mit den alten
Protokollen hatte ihm gezeigt, dass man
Dermott unrecht gethan; darum verfasste
er eine Schrift, um dies darzuthun, unter
dem Titel: »Notes on Laurence Der-
mott and his work« (London 1884). Die
Quellen, aus denen er schöpfte, sind die
»Transactions of the Grand Committee of
the Most Ancient and Honorable Frater-
nity of Free and Accepted Masons« (seit
1752) und die »Transactions of the Ste-
wards' Lodge« (seit 1754). Diese beiden
Protokollbücher kannte und benutzte auch
Gould far den betreffenden Abschnitt
seiner »History of Freemasonry« (1886) IV,
S. 484 — 465. Inzwischen hatte der Unter-
bibliothekar der englischen Grossloge,
Henry Sadler (s. d.) 1885 einen alten Folio-
band angefunden, der sich bei näherer Be-
trachtung als der von Dermott in einer An-
merkung zum Protokoll vom 5. Febr. 1752
erwähnte Folioband zu erkennen gab und
den man längst verloren geglaubt hatte.
Er wurde noch in einigen Nummern des
»Freemason« von 1885 seinem Inhalte nach
von Laue beschrieben, und ausführliche
Mitteilungen machte Abbott in fOnf
langem Aufsätzen im »Freemason« von
1886. In seinen »Masonic Becords« (Lon-
don 1886) weist Laue noch einmal auf
die Bedeutung des Bandes hin, den man
als »Morgan's Eegister« bezeichnet, und
druckt dann die darin enthaltnen ersten drei
Logenlisten der»AJten Maurer« ab (S.6 — 8).
Besonders wichtig sind^die 1751 von einem
am 17. Juli d. J. eingesetzten Ausschusse
festgestellten »Bules and Orders« und ein
am 14. Sept. 1752 dazu gefügtes »Agree-
ment«, die in das Buch eingetragen sind,
die ersten von der Hand des ersten Gross-
sekretärs Morgan, das zweite von Der-
mott. Beide sind von Abbott abgedruckt
und wiederholt in Sadlers »Masonic
Facts and Fictions« (London 1887), S. 70
bis 77. Durch diese Schrift ist Sadler
sozusagen der Retter der »Alten Maurer«
geworden, nachdem Bywater und Gould
bereits ihren Grosssekretär Dermott gegen
die ihm seit mehr als 100 Jahren ange-
thanen Verunglimpfungen erfolgreich in
Schutz genommen und ihm eine hohe Be-
deutung zuerkannt hatten. Sadler hat
die Sache weiter verfolgt und zuerst, allen
frühem Forschem gegenüber, die Ansicht
verfochten, dass die »Alten Maurer« sehr
mit Unrecht von ihren Gegnern im
18. Jahrhundert und darnach auch von
den Geschichtsschreibern der Neuzeit als
»Abtrünnige« (Seceders) oder »Schisma-
tiker« (Schismatics) gebrandmarkt worden
sind. Auch von Bywater und Gould
werden sie noch so genannt, während
Sadler nachweist, dass die ersten Be-
gründer der Grossloge der »Alten
Maurer« nicht etwa unzufriedne
englische Freimaurer waren, die
sich von der altern Grossloge ge-
trennt hatten, sondern in vorwie-
gender Zahl irische Freimaurer, die
sich der englischen Grossloge nie-
mals angeschlossen, vielmehr selb-
ständige Logen für sich gebildet,
hatten und 1751 zu einer geschloss-'
nen Gemeinschaft zusammentraten.
Diese völlig neue Auffassung erregte zu-
erst Staunen und Widerspruch, aber die
Stoffmasse und Beweiskraft dessen, was
Sadler aus den zeitgenössischen Quellen
mit Riesenfleiss zusammengetragen, musste
die Zweifler bekehren, und heute stimmen
die massgebendsten englischen Forscher
ihm bei. Ein vortrefflich gerüsteter Bun-
desgenosse erstand ihm in dem gelehrten
irischen Freimaurer Chetwode Crawley (s. d.),
der zur Geschichte der irischen Freimau-
rerei unschätzbare Beiträge geliefert hat,
unter dem Titel: »Caementaria Hibernica«
(Fasciculus primus, Dublin & Margate
1895. Fasciculus secundus, ebenda 1896).
Dieser Forscher tritt von seinem irischen
Standpunkte überzeugt und überzeugend
far den irischen Ursprung der »Alten
Maurer« ein und ergänzt die BeweisfQhruug
Sadlers vielfach in überraschender Weise.
Weitere Stützen fttr seine Meinung bringt
Sadler in seinem neuesten Werke: »Ma-
sonic Beprints and Historical Bevelations«
(London 1898), in dem namentlich ein
Neudruck der gegen die »Alten Maurer«
gerichteten »Defence of Free-Masonry«
von 1765 dargeboten und besprochen^ wir4
ed by vnC
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26
Andent Maaons.
— n. Nach dieser notwendigen Übersicht
über den Stand der för die Geschichte der
Freimaurerei in England so sehr wichtigen
Frage ^eben wir die Nachrichten selbst, die
über die »Alten Maurer« aus ihren eignen
und andern Quellen bisher zu Tage geför-
dert wurden. Um eine sichere Grundlage
für die Beurteilung zu gewinnen, zuerst Aus-
züge aus den »Bules and Orders«, aufweiche
die »Alten Maurer« ihren Bau gegründet
haben, in deutscher Übersetzung: »Kegeln
und Ordnungen, zu beobachten von der
sehr alten und ehrwürdigen Gesellschaft
freier und angenommener Maurer, verein-
bart und festgesetzt von einem Ausschuss,
der von einer allgemeinen Versammlung
(General Assembly), Mittwoch den 17. Juli
1751, im Jahr der Maurerei 5751, ernannt
worden ist. Von Phil. S. Mc. Lou^hlin,
Saml. Quay, James Shee, Josph. Kelly
& Juo. Morgan, Grosssekretär. In Ver-
tretung der Grossloge (For the Grand).
— 1. Die Meister und Aufseher sollen
am ersten Mittwoch jedes Monats . . . zu-
sammenkommen, um dort eine monat-
liche Beratung (monthly committe) zu
halten, zur bessern Ordnung und Verwal-
tung (regulation and govemment) der Logen,
und alle Angelegenheiten und Streitfragen,
die etwa in einer der regelmässigen Logen
entstehen sollten, zu hören und zu ent-
scheiden. Und der Stuhl soll am ersten
Abend von dem Meister der ältesten Loge
eingenommen werden, und jeden andern
Abend von den andern Meistern der Eeihe
nach dem Alter entsprechend, bis zu der
Zeit, wo ein Grossmeister und Grossauf-
seher ernannt sein werden; dann soll jeden
Grosslo^enabend der Grossmeister den
Stuhl einnehmen, in seiner Abwesenheit
der abgeordnete Grossmeister (Deputy
Grand), und in der Abwesenheit bei-
der der ältere Grossaufseher, in deren
Abwesenheit der jüngere Grossaufseher,
und wenn alle Grossbeamte abwesend sein
sollten, dann der Meister der ältesten Loge
und so weiter alle Meister der Beihe nach
dem Alter' entsprechend. — 2. Solche Ver-
sammlung (meeting) soll nur aus den
Meistern und Aufsehern aller regelmässigen
Logen bestehen, . . . Niemand soll zuge-
lassen werden, als Meister, Aufseher und
gewesene Meister regelmässiger Logen
und solche, die regelmässig eingesetzt
worden sina, und zur Zeit ihres Kommens
sollen sie Mitglieder einer regelmässigen
Loge Alter Maurer sein. — 4. Kein Bruder
soll zum Meister oder Aufseher einer Loge
gemacht werden, wenn er nicht ein halbes
Jahr Maurer und während dieser Zeit Mit-
glied einer regelmässigen Loge gewesen
ist. — 5. Niemand soll in einer Loge zum
Maurer gemacht werden, ehe nicht sein
Name, Beruf und Aufenthaltsort dem Sekre-
tär gemeldet ist, mit Angabe der Zeit, wann
er aufgenommen werden soll (is intended
to be made), damit der Sekretär alle Logen
davon benachrichtigen kann. — 6. Kein
älterer Maurer (Old Mason) soll als Mit-
glied einer Loge zugelassen werden, wenn
er nicht in einer regelmässigen Loge auf-
genommen ist und ein gehöriges Zeugnis
(properCertificate)übersein gutes Verhalten
hat. 7) Alle Klagen und Berufungen müssen
mit einem Gesuch vor diese Loge (d. i.
Grossloge) kommen. — 8. Keine Geneh-
migung oder Vollmacht (Admission or
Warrant) soll Brüdern gewährt werden,
eine Loge zu halten, ehe sie nicht eine
Loge Alter Maurer gebildet haben und
regelmässig in einem zuverlässigen Hause
tagen; dann sollen sie ein Gesuch ein-
reichen, und dieses Gesuch soll von den
Meistern dreier regelmässigen Logen, die
einen gehörigen Bericht über sie machen
sollen, bescheinigt werden. — 9. Am Jo-
hannistage, am 24. Juni, und am Johannis-
tage, am 27. Dezember, soll der Meister
jeder Loge dem Sekretär der Grossloge
die Namen der Meister und Aufseher ein-
liefern, die ernannt sind, während des
nächsten Halbjahres zu amtieren. — 10. Am
ersten Grosslogenabend nach jedem Jo-
hannistage soll der Meister jeder Loge
dem Grosssekretär die Namen der Mit-
glieder seiner Loge zugleich mit ihren
halbjährigen Gebühren einliefern, d. h. die
Mitglieder jeder regelmässigen Loge sollen
zum Besten bedürftiger Brüder, oder was
sonst die Grossloge für angemessen halten
wird, jedes Mitglied einen Schilling viertel-
jährlich zahlen. — 11. Wenn eine Loge zu
zahlreich werden sollte, soll die Loge
Meister und Aufseher ernennen, um eine
neue Körperschaft (body) zu bilden, indem
sie sich um Vollmachten und Stiftung
(Warrants and Constitution) innerhalb eines
Monats nach dem ersten Sitzungsabend
an die Grossloge wenden. Keine Loge
soll am ersten Mittwoch jedes Monats
Sitzung halten (shall sitt), da dies der
Grosslogenabend ist, wo die Meister und
Aufseher zugegen zu sein gehalten sind. —
12. Jeder, der in einer regelmässigen Loge
zum Maurer gemacht werden wird, soll
für seine Eintragung (Register) in das
Grosslogenbuch die Summe von einem
Schilling bezahlen. — 18. (Kürzer zu-
sammengefasst.) In der Grossloge soll nie-
mand den Grossmeister oder die Gross-
beamten oder einen andern Bruder, der
zum Grossmeister spricht, unterbrechen,
auch nicht ohne nachgesuchte Erlaubnis
sprechen. Sonderbesprechungen während
der Sitzung sind nicht gestattet, niemand
darf ohne Erlaubnis des Grossmeisters die
Loge verlassen, bei einer von der Gross-
loge zu bestimmenden Strafe. — 14. (Auch
gekürzt.) Wenn ein Mitglied einer Loge
zu einer andern übergehen will, muss er
ein Zeugnis vom Meister seiner Loge haben,
und sein Ausscheiden ist dem Grosssekretär
anzuzeigen; der Meister seiner neuen Loge
muss der Grossloge Mitteilung machen,
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Anoient Masons.
27
damit er im Grosslogenbuch bei der
Nummer der neuen Loge eingetragen wird;
daftlr sind sechs Pence zu zahlen. — 15. Ge-
bühren (Charges). — 16. (Gekürzt) Der
Grossmeister oder sein Vertreter in Abwesen-
heit kann nach Belieben einen Ausschuss
von LfOgenmeistem berufen; die Beschlüsse
sind Tor die nächste Versammlung der
Grossloge zu bringen. Der Ausschuss kann
sich vertagen, aber nicht über drei Gross-
logenabende hinaus. — 17. (Zusatzbestim-
mung vom 6. Apr. 1752) betrifil Strafen.
— 18. (Zusatz vom 1. Juli 1752; ge-
kürzt.) Beim Tode eines würdigen Bru-
ders hat der Meister der Loge den Gross-
sekretär sofort zu benachrichtigen, wann
das Begräbnis stattfindet, damit er alle
Logen auffordern kann, dem Begräbnis
in gehöriger Ordnung beizuwohnen. Jedes
Mitglied soll für das Begräbnis oder an
die Witwe oder den nächsten Freund einen
Schilling zahlen, wenn das Bedürfnis vor-
liegt; sonst soll das so erhobene Geld für
einen andern mildthätigen Zweck verwen-
det werden. — Einige Bandbemerkungen
und Zusatzbestimmungen sind ganz un-
erheblich und können übergangen werden.
Die Begeln 1—16 bilden den Grundstock
und sind nach Sadler (Masonic Facts
&nd Fictions, S. 75) »offenbar von John
Morgan geschrieben«, während die Zusätze
von Dermott geschrieben zu sein schei-
nen. Die oben erwähnte Vereinbarung vom
14. Sept. 1752, die »von Dermotts wohl-
bekannter Hand« geschrieben ist und sich
an die »Bules and Orders« auschliesst,
lautet: »Sintemal es höchst förderlich für
den allgemeinen Nutzen der Alten Zunft
(Ancient Graft) ist, dass ein Grossmeister
und eine Grossloge die Verhandlungen
der verschiednen Alten Logen in und
um London und Westminster regieren und
leiten, und das der gegenwärtige niedrige
Stand (low condition) der Alten GeseÖ-
schaft (Ancient Society) der Freien und
An^nommenen Maurer die Hoflhung, eine
adlige Persönlichkeit zu unsrer Leitung
zu gewinnen, zur Zeit sehr fraglich macht,
so vereinbaren, um die gegenwärtigen
Überbleibsel der echten AJten Zunft u. s. w.
zu erhalten, wir Unterzeichneten, als
gegenwärtige Meister und Aufseher der
verschiednen Maurerischen Versamm-
lungen (Masonical Meetings), die Logen
echter Alter Maurerei genannt werden,
gemäss der Macht, mit der wir von unsern
Brüdern der verschiednen Logen bekleidet
worden sind, einen Grossausschuss (Grand
Committee) zu bilden, nämlich einen solchen
Ausschuss, der den Mangel eines Gross-
meisters ersetzen kann, bis sich eine Ge-
legenheit bietet zur Wahl einer adligen
Persönlichkeit, um unsre Alte Brüderschaft
zu regieren . . . « (folgen die Unterschriften der
Meister und Aufseher der Logen Nr. 2, 4,
5, 6, 8, 11, 12, sowie von zwei gewesnen
Meistern von Nr. 4 und einem gewesnen
Meister von Nr. 6, endlich von Dermott
als Grosssekretär). Dann heisst es weiter:
»Und sintemal mehrere der Logen sich
versammelt und Maurer gemadit haben
ohne eine Vollmacht, so wird, um
solch unregelmässiges Verfahren, so weit
es in unsrer Macht steht, gut zu machen
(rectify), hierdurch veror<met, dass der
Grosssekretär Vollmachten auf Pergament
für die nicht bevollmächtigten Logen
schreiben soll, nämlich die unter dem
Namen Nr. 2. 3, 4, 5, 6 bekannten Logen,
und dass alle besagten Vollmachten das
Datum des 17. Juli 1751 tragen sollen, als
des Tages, an dem die besagten Logen zu-
sammenkamen, um die AJte Zunft wieder
zu beleben. Der Sekretär soll angemesse-
nen Baum für den Grossmeister, den
abgeordneten Grossmeister und die Gross-
au&eher lassen, um alle besagten Voll-
machten nach altem Brauch zu unter-
zeichnen. Sobald als wir das grosse Glück
erlangen werden, geeignete Grossbeamte
einzusetzen, sollen die Inhaber der nicht
unterzeichneten Vollmachten sie dem Gross-
meister zu seiner ehrwürdigen Unterschrift
oder Erneuerung vorlegen, bis zu welcher
Zeit die besagten Vollmachten, ... als gut
und gesetzlich gelten sollen. Endlich
soll diese unsre Verordnung in
unser Begisterbuch eingetragen
werden, um der Nachwelt zu zeigen,
wie sehr wir wünschen, die Alte
Zunft wieder zu beleben, nach
echten Maurerischen Grundsätzen.«
Unterschrieben ist das Stück von Der-
mott als Grosssekretär, und am Bande
steht: »Geo. Hebden, Meister von Nr. 4,
im Stuhl«. — Zur Vervollständigung des
Bildes geben wir noch das erste erhaltene
Protokoll der Grossloge vom 5. Febr. 1752
in der Schenke zum Greifen in Holbom;
es lautet: »Herr James Hagarty im Stuhl.
Anwesend die Beamten von Nr. 2, 8, 4,
5, 6, 7, 8, 9 und 10, als die Vertreter aller
Alten Maurer in London und Umgegend.
Bruder John Morgan, Grosssekretär, be-
nachrichtigte den Ausschuss, dass er
kürzlich für ein Amt (ofüce) an Bord eines
von Seiner Maiestät Schiffen ernannt sei
und Befehl erhalten habe, sich zur Ab-
reise bereit zu halten; deshalb schlug
er dem Grossausschuss vor, sofort
einen neuen Sekretär zu wählen.
Worauf Bruder John Morris, gewesner
Meister von Nr. 5, und Bruder Laurence
Dermott von Nr. 9 und 10 und gewesner
Meister von Nr. 26 in Dublin, als Kan-
didaten für das Amt des Grosssekretärs
vorgeschlagen und zugelassen wurden.
Der Grosssekretär Morgan wurde beauf-
tragt, die Kandidaten getrennt zu prüfen
und seine Ansicht von ihrer Befähigung
mitzuteilen. Nach einer langen und
genauen Prüfung über Aufnahme,
Beförderung, Amtseinsetzungen (In-
stallations), allgemeine Verordnungen
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28
Ancient Masons.
u. 8. w. erklärte Bruder John Morgan,
dass Bruder Laurence Dermott für das
Amt des Grosssekretärs gehörig befähigt
wäre. Darauf stellte der ehrwürdige Meister
vom Stuhl die Namen von John Morris
und Laurence Dermott getrennt zur
Wahl, und der letztere wurde einstimmig
zum Grosssekretär gewählt. Demgemäss
wurde er von dem ehrwürdigen Herrn
James Hagarty, Meister von Nr. 4, als
Vorsitzendem Beamten eingesetzt (in der
alten Weise), wobei Herr John Morgan,
bisheriger Grosssekretär, und die anwesen-
den Meister ihn unterstützten. Hiernach
rief Bruder Morgan (auf das Ersuchen
des Vorsitzenden) den neuen Grosssekretär
dreimal aus, nach dem alten Brauche,
worauf der neue Sekretär die übliche Be-
grüssung empfing. Dann überlieferten der
Vorsitzende und der bisherige Grosssekre-
tär, John Morgan, die Bücher u. s. w.
den Händen des neuen Sekretärs, unter
gewissen Bedingungen, die von allen Teilen
vereinbart wurden, welche Bedingungen der
genannte ehrwürdige Br. James Hagarty
erklären kann. Der Grossausschuss wünschte
einstimmig dem Bruder Morgan Gesund-
heit und eine glückliche Eeise, dann schloss
er die Sitzung mit der grössten Harmonie
und vertagte sie auf Mittwoch, den 4. März.«
In einer Anmerkung wird als das von
John Morgan überwiesene Manuskript
»ein grosser Folioband in weissem
Pergament« erwähnt, der bis 1885 verlegt
war und jetzt die wichtigen Aufschlüsse
über die Anfänge der Grossloge der »Alten
Maurer« bietet. Protokolle über die Ver-
sanmilungen scheinen vor dem 5. Febr.
1752 nicht geführt zu sein, jedenfalls
hat Dermott, wie er in einer Anmerkung
zum Protokoll vom 14. September 1752
ausdrücklich bemerkt, von Morgan keine
erhalten. HI. Nehmen wir nun zu den
mitgeteilten Nachrichten noch die älteste
Logenliste von 1751—52 hinzu, so er-
ffiebt sich mit unbedingter Sicherheit,
dass am 17. Juli 1751 eine »Allge-
meine Versammlung« (General Assembly)
stattgefunden hat, um die »Alte Zunft«
(Ancient Graft) neu zu beleben, und
dass an dieser Versammlung die Mit-
glieder von fünf Logen beteiligt waren,
nämlich Nr. 2, 3, 4, 5 und 6. Nr. 7 ist nach
der ältesten Liste erst am 29. Juli hinzu-
getreten, hat also an der Gründung des
neuen Verbands noch nicht teilgenommen;
Nr. 8 folgte am 29. Januar, Nr. 9 am 30.
Januar und Nr. 10 am 1. Februar 1752.
Diese 9 Logen sind auch im ersten Proto-
koll vom 5. Febr. 1752 aufgeführt, so dass
Protokoll und Logenregister genau über-
einstimmen. Was vor dem 17. Juli 1751
geschehen ist und ob schon früher allge-
meine Versammlungen abgehalten waren,
entzieht sich der Kenntnis. Natürlich
müssen ja Verhandlungen vorhergegangen
sein, und diese fünf Logen hatten sicher
schon längere oder kürzere Zeit bestanden ;
sie erkannten sich gegenseitig als »regel-
mässige Logen« an, ^^de die Fassung der
»Rules and Orders« beweist, und nannten
sich auch schon »Begelmässige Logen
Alter Maurer« (Regulär Lodges of An-
cient Masons; Regel 3). Die Nummern 2
bis 6 haben sie selbstverständlich auch
nach dem Alter unter sich verteilt, aber
in der ersten Logenliste erscheinen sie
sämtlich als »warranted« unterm 17. Juli
1751. Dies erklärt sich aus der Verein-
barung vom 14. Sept. 1752 (vgl. S. 27),
wonach der Grosssekretär den fünf ältesten
»Unwarranted Lodges« nachträglich »War-
rants« mit dem Datum des 17. Juli 1751
ausstellen sollte, da dieser Tag als der
Gründungstag der Vereinigung feststand.
Wir sehen aus der Überschrift der »Rules
and Orders«, dass an genanntem Tage in
einer allgemeinen Versammlung ein Aus-
schuss von fünf Mitgliedern ernannt wurde,
dass John Morgan Grosssekretär und die
Fünf zusammen die Vertretung einer Gross-
loge sein sollten. Die fünf Logen zusammen
zählten an diesem Tage 74 Mitglieder,
wie das Generalregister ergiebt: Nr. 2 be-
stand aus 8, Nr. 3 aus 10, Nr. 4 aus 18,
Nr. 5 aus 20 und Nr. 6 aus 19 Brüdern,
was 75 ergiebt; da aber ein Bruder den
beiden Logen Nr. 4 und 5 angehörte, so
beträgt die Gesamtzahl nur 74 (vgl. Free-
mason 1886, S. 286). Unter diesen 74
Brüdern war John Morgan vermutlich
die treibende Kraft; das Register nennt
leider nicht seinen Stand, wir können daher
auch nicht sagen, zu welchem »Amte« er
auf dem Kriegsschiffe berufen war; wenn
der Grosssekretär der »Modems« ihn 1769
geringschätzig als einen »Schustergesellen«
(joumeyman shoemaker) bezeichnet, so ist
das ebenso wertlos wie andre Thorheiten,
die er auftischt, wie er z. B. Dermott
einen »Brauerknecht« nennt, während er
nachweislich Maler und später Weinhändler
war. Die Mehrzahl der Mitglieder waren
Handwerker und kleine Kauf leute, beson-
ders viele Maler, doch finden wir auch
einen Buchhändler, einen Fähnrich und
einen Anwalt. Die Hauptmasse bildeten
offenbar L-länder, und das Ganze trägt ein
unverkennbar irisches Gepräge. Wenn
sie in den von ihnen entworfnen »Rules
and Orders« ihre Logen »regelmässig«
nannten, so wollten sie damit sagen,
dass die von ihnen gepflegten Ge-
bräuche mit denen rechtmässiger Logen
der »Alten Maurer« übereinstimmten, und
die Grossloge wollten sie bilden, um in
den von ihnen gegründeten und später zu
gründenden Logen die alten Gebräuche zu
hüten und zu erhalten. Wer unbefangen
die mitgeteilten Stücke liest, kann nur
den Eindruck bekommen, dass es sich um
ein ganz redlich gemeintes Unternehmen
handelt, bei dem regelrecht aufgenommene
und eifrige Freimaurer das Wohl der Frei-
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Ancient MasoDS«
29
maurerei im Auge hatten. Von einem
Abfall von der schon bestehenden Londoner
Grossloge ist keine Spur zu entdecken,
kein Wort der Feindseligkeit oder auch
nur der Gegnerschaft tritt uns entgegen,
die »Modems« werden nirgends erwähnt.
Die neue Gründung war nach alledem zu-
nächst gar nicht gegen die ältere Gross-
loge gerichtet, sondern es war ein ganz
gerechtfertigtes Streben, die Brüder mit
gleichartigen Anschauungen zu sammeln
und durch eine engere Vereinigung fester
zusammenzuschliessen. Ängstlich sind sie
bemüht, dem Ganzen eine gesetzmässige
Unterlage zu geben, was sich besonders
auch dadurch zu erkennen giebt, dass sie
durch die Beschlüsse vom 14. Sept. 1752
den fünf ältesten Logen nachträglich noch
durch Ausstellung von Stiftungsurkunden
eine gesetzliche Bestätigung verleihen. Die
irische Abstammung wird auch bestätigt
durch die Art der Zählung der Logen. 1749
hatte die Grossloge von Lrland fwc eine
Loge der Grossbeamten, die kurz zuvor
gebildet war, den Namen einer »Gross-
meisterloge« (the Grandmaster's Lodge)
bestimmt und ihr den ersten Platz im
Grosslogenregister zugesprochen. Dies Ver-
fahren wurde von den irischen Brüdern in
London nachgeahmt, indem sie die Nr. 1
von vornherein für eine zukünftige »Gross-
meisterloge« offen Hessen, die denn auch
thatsächlich 1759 mit dieser Nummer ein-
gesetzt wurde. Femer erfahren wir aus
dem Protokoll vom 3. Juni 1752, dass der
Grosssekretär Dermo tt nach dem »alten
Brauche, Grosssekretäre einzusetzen«,
wiedereingesetzt wurde (damals betrug die
jedesmalige Amtsdauer nur ein halbes Jalur),
und dass er dann »die ganze Förmlichkeit
der Einsetzung von Grossbeamten wieder-
holte, in der Weise, die er von Bru-
der Edward Spratt, dem berühmten
Grosssekretär von Irland, gelernt
hatte« [Bywater, S. 13]. Schon vorher
waren am 1. April 1752 die von Dermott
vosgeschlagnen Sondergesetze (By-laws)
seiner Loge Nr. 26 in Dublin flr die Einzel-
logen der neuen Vereinigung angenommen
worden. Auch das Le^buch der »Alten
Maurer«, Dermotts »Ahiman Bezon« (s. d.),
das zuerst 1756 erschien, bestätigt
die Abhängigkeit von Irland in allen
Teilen. Die Loge Nr. 7, die sich nach
dem 17. Juli 1751 zuerst angeschlossen
hat, unterm 29. Juli, scheint vorher schon
bestanden zu haben, aber nur noch in
Trümmern, denn sie zählte am Tage des
Anschlusses nur sechs Mitglieder, von denen
noch dazu drei, unter ihnen auch Mor-
gan, von Nr. 2 und Nr. 4 der altem
Logen herübergetreten waren. Neben dem
Namen des ersten Meisters, John Hamil-
ton, in dem Generalregister steht »St. John«,
wie man solche Brüder zu bezeichnen
pflegte, die aus einer unabhängigen Loge
kamen, die sich keiner Grossloge unter-
stellt hatte [vgl. Gould, IV, 384. Sadler,
Facts and Fictions, S. 113 fg.l. Daneben
ist bemerkt: »New Constitution by Petition«,
die also jedenfalls von dem am 17. Juli
ernannten Ausschuss oder von den Meistern
der fünf alten Logen erteilt war; denn
nach einer Anmerkung zum Protokoll vom
14. Sept. 1752 war in der allgemeinen
Versammlung am 17. Juli 1751 den Meistern
der alten Logen die Ermächtigung zuge-
sprochen, zusammen in Vertretung eines
Grossmeisters »Warrants« auszustellen, und
die Meister von Nr. 3, 4, 5, 6 hatten, nach
Dermotts Aussage, auch wirklich für
Nr. 8 eine solche »Vollmacht« ( Warrant)
ausgefertigt, aus deren Wortlaut Dermott
den Inhalt seiner Anmerkung entnommen
hatte. In gleicherweise waren wohl alle
neuen Logen vor dem 14. Sept. 1752
(Nr. 9, 10, 11, 12) gegründet worden,
während von da an die oben mitgeteilten
Beschlüsse massgebend waren, indem nun
der »Grossausschuss« die Vollmachten er-
teilte. Das Generalregister giebt auch
Auskunft über Dermotts Anschluss an
die neue Vereinigung. Am 1. Febr. 1752
erhielt Nr. 10 eine »neue Konstitution«,
und unter den 6 Mitgliedern ist Laurence
Dermott an letzter Stelle aufgeführt als
von Nr. 26 in Dublin kommend, wo er am
14. Jan. 1741 zum »Maurer gemacht« war.
Gleich in den nächsten Tagen hat er sich
auch der am 30. Jan. 1752 gegründeten
Nr. 9 angeschlossen; denn am ö. Febr., am
Tage seiner Wahl, wird er schon als Mit-
glied von Nr. 9 und 10 bezeichnet. Bereits
am 24. Febr. ist er aus Nr. 10 ganz aus-
geschieden, und diese Loge wurde im Dez.
1752 gestrichen, zugleich mit Nr. 7, worauf
dann Nr. 8 und 9 je eine Nummer, Nr. 11
bis 16 je zwei Nummern in die Höhe
rückten, so dass die am 27. Dez. 1752 neu
begonnene Liste 14 Logen zählte, die sich
bis zum 19. Aug. 17M bis auf 37 ver-
mehrten. In der Folgezeit wurden beim
Ausscheiden von Logen die Nummern nie
wieder nachgeschoben, sondern die Plätze
blieben frei, bis irgend eine jüngere Loge
eine leere Stelle für einen hohen Preis
käuflich erwarb. Dermotts Lo^e war
fortan Nr. 8, erhielt nach der Vereinigung
der beiden Grosslogen die Nr. 15 im Jahre
1814 und behauptet noch heute diesen
Platz als »Kent Lodge«, wie sie seit 1820
heisst — Man sieht, er war erst am 5. Tage
Mitglied seiner Loge, als er zum Gross-
sekretär gewählt wurde. Vermutlich war
er also schon mit einigen der massgebenden
Brüder bekannt gewesen, die seine Tüch-
tigkeit wahrgenommen hatten; vielleicht
war er gerade zu dem Zwecke herangezogen
worden, und zwar von Morgan selbst, um
an dessen Stelle treten zu können. Er ist
aber sicher an der Gründung der neuen
Vereinigung ganz unbeteiligt gewesen, fand
diese vielmehr schon fertig vor und hat
nur das von andern, hauptsächlich von
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80
Andent Masons.
Morgau begonnene Werk weitergeführt.
Er wurde freilich nach seiner Ernennung
die leitende Kraft vermöge seiner über-
legnen Sachkenntnis und Geynssenhaftig-
keit. Die Protokolle erzählen von manchen
Widerwärtigkeiten, die ihm bereitet worden
sind, und von entschiednen Auseinander-
setzungen mit minderwertigen Mitgliedern,
die ihn beneideten oder denen er zu ernst
und strenge war (vgl. Dermott). Sein
Streben war zunächst obEu^uf gerichtet, nach
der in Grossbritannien herrschenden Vor-
liebe, einen adligen Grossmeister zu ge-
winnen, nicht, um etwa für sich und sein
Werk einen guten Köder zu gewinnen,
sondern um der jungen Vereinigung einen
festen Halt zu geben. In den Protokollen
von 1752 und 1753 ist oft genu^ davon
die Rede, und zwar in solcher Weise, dass
der ideale Zweck ganz zweifellos ist.
Endlich am 5. Dez. 1753 dringt Dermott
darauf, »da die Brüderschaft keine der
früher in den Verhandlungen erwähnten
Adelspersonen gewählt hat und es zweifei- |
haft ist, ob die alte Zunft mit einem ad- I
ligen Grossmeister zur Zeit beehrt werden
könnte«, dass man »einen würdigen und
geschickten Meister« wählen solle. Man
wählte einstimmig den Meister von Nr. 15,
Robert Turner, zum Grossmeister, der
William Rankin zu seinem Abgeordneten
ernannte, und dann wählte die Brüder-
schaft Samuel Quay zum altem, Lachlan
Mc. Intosh zum jungem Grossaufseher, die
alle vier »nach altem Brauch«, d. h. nach
der in Irland üblichen Weise, feierlich ein-
gesetzt und begrüsst wurden. Am 27. Dez.
1754 wurde Edward Vaughan Turners
Nachfolger, und 1756—1760 folgte diesem
der Graf von Blesinton, unter dem die
Zahl der Logen von 59 auf 83 stieg; er
war 1738 und 1789 Grossmeister von Irland
gewesen, ein weiterer Beweis fdr den engen
Zusammenhang der »Alten Maurer« mit
Irland. Von 1760—66 folgte der Graf
V. Kelly (Zuwachs bis Nr. 145), 1766—70
Thomas Mathew (Zuwachs bis Nr. 167),
1771—74 John, 3. Graf von AthoU (bis
Nr. 192), 1775-81 John, 4. Graf von
Atholl (bis Nr. 219), 1782 SteUvertretung
durch den Abgeordneten William Dickev,
1783—91 der Graf von Antrim (bis Nr.
269), 1792-1818 wieder John, 4. Graf
von Atholl (bis Nr. 359), der am 8. Nov.
1818 zu Gunsten des Herzogs von Kent
zurücktrat, damit dieser die Vereinigung
der beiden Grosslogen zu Ende ftthre, die
auch am 27. Dez. 1813 vollzogen wurde. —
IV. Das Recht der irischen Maurer in Lon-
don, sich »Alte Maurer« zu nennen, ist
nicht anzuzweifeln; denn die^ Londoner
Grossloge hatte nachweislich Änderungen
vorgenommen, anscheinend schon 1730.
während man in Irland und Schottland
an der altem Weise festgehalten hatte.
Bei der Vereinigung haben denn auch
thatsächlich die sogenannten »Modems«
den » Ancients« das Zugeständnis der Rück-
kehr zum fthem Brauch gemacht Ja
sogar die Herübemahme des Royal-Arch-
Grades (s. d.) in das Gebrauchtum der Ver-
einigten Grossloge ist den »Alten« zuge-
standen worden, obgleich dieser Grad sicher
eine spätere Zuthat ist. Aber man thut
Dermott und den »Alten Maurern« unrecht,
wenn man sie fttr die Erfindung und Aus-
breitung des Grades verantwortlich machen
will. Dermott schätzte den Grad sehr,
aber er war weit entfemt, ihn als Lock-
speise für seine Grossloge zu verwenden,
und es ist geschichtliche Thatsache, dass
der Grad unter den »Modems« viel mehr
gepflegt und ausgebreitet wurde, als unter
den »Ancients«. In ihren Protokollen
ist wohl schon zeitig vom »Roval Ajrch«
die Rede (4. März 1752 und 2. Sept.
1752), aber in so nebensächlicher Weise,
dass von einer Betonung und Ausbietung
nichts zu merken ist; von 1754—1771 wird
er gar nicht genannt, und im letzten Jahre
wird ausdrücklich gesagt, nur die gesetz-
lichen Vertreter der Loge sollten den Grad
erhalten, was vielmehr eine Beschränkung
ist. Während unter den »Modems« 1765
ein Royal -Areh- Kapitel bereits in voller
Blüte stand, wurde bei den »Alten« ein
Royal -Arch- Register erst 1783 begonnen
und zählt nur acht Brüder auf, die bis E^de
1770 den Grad erhalten hatten, davon noch
dazu zwei in Irland, zwei in Schottland
und einer in Amerika, und der eine aus
Irland ist Dermott selbst. Von 1770—80
kommen nur 20 hinzu, also bis 1780 im
ganzen 28, während in einer Versanmüung
des genannten Royal -Arch -Kapitels der
»Modems« am 22. Juni 1765 bereits 84
Mitglieder anwesend waren und 42 die an
diesem Tage beschlossenen Satzungen unter-
schrieben haben, unter ihnen mehrere her-
vorragende Mitglieder ihrer Grossloge. 1766
traten der damalige Grossmeister Lord
Blayney, der Grosssekretär Heseltine,
der aogeordnete Grossmeister Dillon,
der Provinzialgrossmeister Dunckerley u.a.
dem Kapitel bei, und das Protokoll vom
12. Febr. 1766 zeigt, dass damals schon
noch andre organisierte Kapitel vorhanden
waren, während die »Alten Maurer« an so
etwas noch gar nicht dachten. Am 22. Juli
1767 entstand aus dem Londoner Ka-
pitel sogar ein »Grand and Royal Chapter
of the Royal Arch of Jerusalem«, förmlich
konstituiert von dem eben gewesnen Gross-
meister Blayney. Alle diese Dinge sind
längst bekannt und zu lesen bei Hughan,
Origin of the English Rite of Freemasonry,
especiallv in Relation to the Royal Arch
Degree (London 1884), S. 70 fg., 109 fg.
und bei Sadler, Masonic Facts and Fictions
(1887). S. 166 fg. Der den »Alten« mit
Unrecht gemachte Vorwurf mtLsste also
eher den »Neuem« aufgebürdet werden.
Die 1765 gegen Dermott und seine Ge-
nossen gerichtete »Defence of Masonry«
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Ancient Masons.
81
(vgl. oben) ist nicht, wie Kloss wohl noch
glauben durfte, eine Widerlegung Der-
motts, sondern eine recht gehässige
Schmähschrift ohne jeden sachlichen Wert,
aber mit mebireren nachweislich falschen
Verdächtigungen. Bemerkenswert daran
ist aber, dass der ungenannte Verfasser
die »Alten Maurer« als Irländer bezeichnet
und sie als solche mit Geringschätzung
behandelt; dagegen sagt er kein Wort
davon, dass sie «Abtrünniffe« oder «Schis-
matiker« oder dgl. wären, die sich von der
altem Grossloge losgesagt hätten. Auch
ein mit Schmähungen gespickter Brief
des Grosssekretärs Heseltine vom 8. Aug.
1769 (bei Sadler, S. 178 fg), der sonst
viele Irrtümer enthält, weiss noch nichts
von einem »Abfall« oder dgl., sondern
nennt sie »eine Schar von Leuten, die
zuerst um das Jahr 1746 in die Erschei-
nung traten«. Erst in dem »Free-Masons
Calendar« von 1776 werden die »Alten«
als Abtrünnige und Schismatiker be-
zeichnet, und dies ist die Hauptquelle
aller spätem Darstellungen, wie Kloss
bereits ganz richtig erkannte (a. a. O.
S. 362). Vgl. Sadler, S. 184 fg. — V. Was
das gegenseitige Verhalten der »Alten«
und »Neuem« betrifft, so wurde schon
bemerkt, dass die erstem bei ihrer Ver-
einigung keinerlei Feindseligkeit gegen
die letztern erkennen lassen, obwohl sie
sich in ihren »Orders and;Rules« wiederholt
als »Ancient Masons« bezeichnen und
solche, die nicht einer Loge von »Ancient
Masons« angehören oder nicht durch Zer-
tifikat dieAu&ahme in einer »regelmässigen
Loffe« ihrer Art nachweisen können (Regel 3
und 6), von ihrer Gemeinschaft ausschliessen.
Am 6. Juni 1752 werden die »Modems«
zuerst erwähnt, indem ein Bruder als von
ihnen kommend eingetragen wird, mit der
Bemerkung, er sei »made ancient« ; und bis
zum August 1753 werden noch sechs andere
in dieser Weise gekennzeichnet, nachher
nicht mehr. Der Name »Modem Ma-
sons« war also den »Ancients« 1752 bereits
geläufig und sicher schon vorher aufge-
kommen, nicht erst etwa von Dermott
erfunden.*) In den Protokollen der altem
Grossloge finden wir die »Ancient Masons«
zuerst erwähnt in den Verhandlungen über
eine Tochterloge, deren Mitglieder, aus
Liebhaberei oder der Abwechslung wegen,
manchmal Logen nach der Weise der
»Ancient Masons« abgehalten und einigen
andern Brüdern den Zutritt nur gestattet
*) Der Ausdruck > Modem Mfttons« wurde aohon
Uhr« gebraucht, um die 1717 cur Orouloge zu-
tftmmengetretenenFrelmfturer zu benennen, im Gegen-
•ata SU den alten Werkmaurem; so lesen wir in der
Nr. 668 von »The Gountry Journal, or the Grafts-
manc (16. Apr. 1787): «unsre neuern Maurer
woUen eine aUgemeine stumme Sprache besitsen
u. s. w.» (auch abgedruckt in »Masonry farther Dis-
sected« (London 1789, S. 26). Die «Alten» brauchten
also den NMnen gar nicht erst zu erfinden.
hatten, nachdem sie sich »in ihrer eignen
neuen und besondern Weise« (in their own
novel and particular manner) zu »Ancient
Masons« hatten machen lassen. Verhandelt
wurde darüber am 20. März und 24. Juli
1755, wobei den Beklagten vorgeworfen
wurde, dass sie »die Neuerungen und Er-
findungen eingebildeter Personen in die
Zunft (Graft) einzufülireu und den Glauben
zu erzeugen strebten, es habe andre und
ältere Gesellschaften von Maurern gegeben,
als die dieser alten und ehrwürd^en Ge-
sellschaft.« Da Meister und Aufseher der
betr. Loge sich weigerten, auf die Wieder-
holung Yon Arbeiten nach Art der »Ancient
Masons« zu verzichten, so wurde die Loge
gestrichen, hat sich aber der Grossloge
der »Alten« nicht angeschlossen, sondern
ist selbständig geblieben, wie Dermott
vollkommen wahrheitsgemäss im »Ahiman
Bezon« von 1778 berichtet (vgl. schon
Kloss, S. 378, 884 fg.). In den Protokollen
Dermotts wird sachlicher gesprochen,
ohne persönliche Ausfälle auf die Gegner.
Auch in der ersten Ausgabe des »Ahimaa
Bezon« von 1756 werden die »Modem
Masons« mit keiner Silbe erwähnt, sondern
erst 1764 und 1778 vielfach mit beissen-
dem Spott behandelt, da Dermott von
ihnen m gehässiger Weise persönlich an-
gegriflTen und verleumdet worden war.
Unterm 27. Dez. 1755 bemerkt er im Pro-
tokoll, dass in diesem Jahre die »Modem
Masons« zuerst Zertifikate einführten (was
vollkommen richtig ist), während die »An-
cient Masons« seit undenklichen Zeiten
(time immemorial) Zertifikate ausgestellt
hätten; auch hierin giebt sich der irische
Brauch zu erkennen. Obwohl nun amtlich
die beiden Grosslogen ablehnend einander
gegenüberstanden, haben sich Brüder der
Tochterlogen doch gegenseitig häufiger
besucht, wie wir aus den Protokollen von
Einzellogen erfahren, und schon lange vor
der Vereinigung treten Bemühungen her-
vor, eine Ausgleichung der Gegensätze
herbeizuführen, zuerst 1797, aber ohne Er-
folg. Ein weiterer Versuch im Jahre 1802
führte sogar zu erneuter gegenseitiger Be-
fehdung, und erst von 1809 an schritten
die Verhandlungen und Annäherungen un-
unterbrochen fort, so dass am 27. Dez. 1818
die Vereinigung vollzogen werden konnte,
und zwar unter dem Namen »Vereinigte
Grossloge der Alten Freimaurer von Eng-
land«; aber bereits 1815 in der von Wil-
liams besorgten neuen Ausgabe der »Con-
stitutions of the Ancient Fratemity« heisst
sie »Die Vereinigte Grossloge der Alten
Freien und Angenommenen Maurer von
England«. Der Verlauf der Verhandlungen
war ein Sieg der »Alten«; denn schon am
12. April 1809 hatten die »Modems« be-
schlossen, »dass es nicht länger nötig
sei, jene Massregeln, zu denen man
um das Jahr 1789 mit Rücksicht auf
unregelmässige Maurer Zuflucht
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82
Ancient Masons.
genommen habe, noch aufrecht zu
erhalten, und dass man deshalb die
einzelnen Logen veranlassen solle,
zu den Alten Landmarken der Ge-
sellschaft zurückzukehren« [Gould,
rv, S. 498]. Die fernem Vereinbarungen
brachten weitere Zugeständnisse der »Mo-
dems« an die »Ancients«, so dass deren
Eigentümlichkeiten seit 1818 die allgemein
üblichen in England sind. Li den »Articles
of Union«, die am 25. November verein-
bart und am 1. Dez. 1818 endgültig ge-
nehmigt, unterzeichnet und untersiegelt
wurden, wird über die anerkannten Grade
folgendes bestimmt: »Es wird erklärt
und ausgesprochen, dass die reine
Alte Maurerei aus arei Graden und
nicht mehr besteht, nämlich denen
des Lehrlings, des Gesellen und des
Meistermaurers mit Einschluss des
Hohen Ordens des Heiligen Boyal
Arch. Aber dieser Artikel soll keine
Loge oder kein Kapitel verhindern,
eine Versammlung in irgend einem
der Grade der Ritterorden zuhalten,
gemäss den Verfassungen der ge-
nau n t e n O r d e n « (IL Artikel; vgl. Hughan,
Memorials of the Masonic Union, London
1874, S. 22). Hierbei ist die Einverleibung
des Royal- Arch-Grads in den Meistergrad
ein Zugeständnis der »Moderas« an die
»Ancients«, aber die Aussprache der Dul-
dung von Ritterorden ist umgekehrt ein
halbes Entgegenkommen der »Ancients«
für die »Modems«; denn höhere Grade
waren vorher von den letztern schon lange
eifrig in besondem »Kapiteln« gepflegt,
während Dermott alle über den Royal
Arch hinausgehenden Grade verwarf und
die »Ancients« sich nur wenig damit be-
fasst zu haben scheinen. — VI. Die »Alten
Maurer« wurden auch wohl »York -Mau-
rer« genannt und ihnen vorgeworfen, dass
sie üire Bräuche von der Grossloge von
York zu haben behaupteten. Dieser Vor-
wurf ist unbegründet. Freilich gebrauchte
Dermott in der ersten Ausgabe seines
»Ahiman Rezon« einige Male den Namen
»York-Maurer in England« (1756, S. 88
96), aber in einem ganz andern Sinn,
den er zur Abwehr der unverdienten Vor-
würfe in der zweiten Ausgabe durch fol-
gende Anmerkung klar stellte: »Sie heissen
York-Maurer, weil die erste Grossloge in
England im Jahre des Herm 926 in York
versammelt wurde, vom Prinzen Edwin,
der (zur selben Zeit) einen Freibrief von
König Athelstan zum Nutzen der Brüder-
schaft kaufte« (1764, S. 89). An die 1726
gestiftete »Grossloge von ganz England«
in York hat also Dermott nie gedacht,
seine Kenntnisse und Gebräuche führt er
vielmehr stets auf Irland zurück. Seit
der Graf von Atholl an der Spitze der
»Alten« stand, wurden sie auch sehr oft
»Atholl -Maurer« genannt. In den von
ihnen erlassenen »Warrants« nennen sie
sich selbst »die Grossloge der sehr Alten
und Ehrwürdigen Brüderschaft der Freien
und Angenommenen Maurer (nach der
Alten von S. K. H. Prinz Edwin in York
A. D. 926 gewährten Verfassung)«, womit
sje nur sagen wollten, dass sie den alten
Überlieferungen treuer geblieben zu sein
vermeinten, wUirend die »Neuem« that-
sächlich einige Veränderungen vorgenom-
men hatten, z. B. die Vertauschung der
Erkennungswörter des ersten und zweiten
Grades, was ja später von den »Neuem«
selbst zugegeben und rückgängig gemacht
wurde. Kürzer nannten sie sich auch
»die Grossloge der Freimaurer von Eng-
land nach den alten Einrichtungen« (old
Institutions). — VU. Die Schriften, in denen
das von den »Alten Maurern« gebrauchte
Ritual enthalten sein soll, sind folgende:
1. The three distinct Knocks, or the Door
of the most Ancient Free-Masonry opening
to all Men (London 1860; oft wiederholt).
2. Jachin and Boaz, or an authentic Key
to the Door of Free-Masonry, both Antient
and Modem (London 1862; sehr oft wieder-
holt). 8. Hiram. or the Grand Master-Key
to the Door of Doth Ancient and Modern
Free-Masonry (London 1764; 2. Ausg. 1766).
4. Shibboleth, or Every Man a Free-Mason
(London 1765). 5. Mahnabone, or the Grand
Lodge Door open'd. Wherin is discovered
the whole Secrets of Free-Masonry both
Ancient and Modem rLondon 1866, 2. Ausg.).
6. The Freemaaon Stript Naked (London
1769). Ausserdem giebt es noch eine sie-
bente Schrift (Tubalcain), über die Schreiber
dieses, da ihm die Auszüge daraus abhanden
gekommen sind, hier nichts näheres anzu-
geben vermag. Das Buch »Solomon in all
Eis Glory« (London 1766) gehört nicht
hierher, sondern ist eine Übersetzung des
französischen »Ma^on D^masqu^« (Londres
1751). Die Nummern 1, 2, 8 und 6 kennt
Kloss, Bibliogr. unter 1888, 1887, 1889
und 1890, aber mit unrichtigen Angaben
über die ersten Ausgaben von 1 und 2.
Die einzige Originalquelle ist 1 . die zuerst
1760 in London erschien una sofort in
Dublin nachgedruckt wurde; alle folgenden
sind unselbständig und stützen sich auf 1
oder dessen Nach^imungen, die noch dazu
durch fremdartige Zuthaten entstellt sind.
Schon »Jachin and Boaz« ist ein Ge-
misch aus »The three distinct Knocks«
und der gleichzeitigen Schrift »A Master-
Key to Free-Masonry« (London 1760).
Diese ist eine an manchen Stellen verkürzte
Übersetzung der französischen Schrift
» L' Ordre des Francs-Ma9ons trahi« (Amster-
dam 1745; nachgedmckt als »Les Secrets
de rOrdre des Francs-Ma^ons dövoil^ et
mis au jour« ; gleichfalls Ainsterdam 1745),
so dass »Jachin and Boaz« bei näherer
Betrachtung viele Widersprüche aufweist,
da der Inhalt ausfranzösiscnen und irischen
Gebräuchen gewaltsam gemengt ist. Der
Verfasser von 8 hat, wie der Titel schon
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Ancke — Anderson.
andeutet, aus 1 und 2 und dem »Master-
Key« zusammengeschrieben; ausserdem hat
er aus dem Buche »The Antient Consti-
tutions and Charles of the Free-Masons«
(London 1762, bei Cole) ganze Stücke ent-
nommen. Ebenso plündert 4 seine Vor-
gänger, und 5 benutzt ausser diesen für
die »Modem Masonry« noch Prichards
Masonry dissected (zuerst London 1780;
später oft wiederholt) und »Solomon in
all his Glory«. Da schon 2 manches von
1 entstellt hat und die Nachfolger nicht
immer auf 1 selbst zurückgehen, so ist 1
die allein glaubwürdige und zuverlässige
Quelle, wie auch Kenner der irischen Ge-
bräuche noch heute bestätigen. Diese
Urteile stützen sich auf eine genaue Ver-
gleichung der fünf Schriften, die bisherige
Bevorzugung von » Jachin and Boaz« kann
vor der philologischen Kritik nicht be-
stehen. Der Verfasser von 1 spricht in
seinem Vorwort immer von »Isländern«
und »irischen Logen«.
Ancke, Friedrich Oskar, geprüfter
Baumeister, geb. 8. Juli 1887 in Chemnitz,
war in vielen gemeinnützigen Vereinen,
teilweise als Vorstand thätig, auch stellv.
Vorsitzender im Stadtverordnetenkolle-
gium, so dass er bei seinem Wegzug nach
Dresden, wo er jetzt lebt, zum Ehrenbürger
der Staat ernannt wurde. Er fand Auf-
nahme in der Loge Zur Harmonie in
Chemnitz 5. Mai 1864, war 1868—1870
Schriftführer, 1873—1880 erster Aufseher,
ebenso 1881—82, 1884—86 zugeordneter
Meistervom Stuhl und ist seit 1886 versitzen-
der Meister, zugleich seit 1889 Ehren-
meister. Unermüdliche Ajrbeit und hu-
maner Umgang neben reichem Wissen
haben ihm einen Ehrenplatz in seiner
Loge gesichert, die er auch jetzt noch von
seinem Wohnsitz aus als Vorsitzender
Meister leitet Bei seinem 25jährigen
Maureijubiläum wurde die Anckestiftun^
als eiserner Fonds fttr die Witwen- und
Waisenkasse gegründet (s. Chemnitz).
Andananen (brit. Liseln im Meerbusen
von Bengalen). Hier arbeitete 1866—1885
eine Tochterloge der Grossloge von Eng-
land in Port Blair.
AHderson, Jakob, Dr. der Philosophie
und Theologie und Prediger an der Kirche
der schottischen Presbyterianer in London,
war ein gebomer Schotte, vermutlich aus
Aberdeen. Jahr und Tag seiner Geburt
sind unbekannt, ebenso der Zeitpunkt
seiner Übersiedelung nach London. Dass
er 1717 bei Gründung der Grossloge eine
Hauptrolle mitgespielt habe, ist oft be-
hauptet worden, aber unerweislich und
ganz unwahrscheinlich; denn dann würde
er schon früher ein Logenamt erhalten
haben und nicht erst 1723 nach Fertig-
stellung des Konstitutionenbuchs. Auch
hätte er dann gewiss seinen Namen auf
den Titel gesetzt und selbst die Widmung
an den Herzog von Montagu geschrieben.
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei.
wie er sich 1738 als Verfasser bekannte
und dem Prinzen von Wales das Buch
selbst widmete. A. war eben 1722 im
Kreise der Brüder noch nicht lange be-
kannt, er Hess daher die Widmung von
dem bereits angesehnem Desaguliers (s. d.)
verfassen und von ihm sein Buch empfehlen,
wie denn in der That die Anpreisung der
Vorzüge desselben den Hauptteil der
Widmung bildet. Ob A. schon in Schott-
land Freimaurer geworden war, ist nicht
festzustellen, aber aus verschiednen Grün-
den wahrscheinlich, da er mit schotti-
schen Eigentümlichkeiten vertraut ist
(er hat schottische Benennungen in Eng-
land eingeführt) und sich ausdrück-
lich auf Schriften aus Schottland beruft.
Er selbst erwähnt sich 1738 zum ersten-
mal unterm 29. Sept. 1721, wo es heisst:
»Da Seiner Gnaden Ehrwürden (Montagu)
und die Loge an allen alten Handschri^n
der alten gotischen Verfassungen auszu-
setzen fanden, beauftragten sie Bruder
James Anderson, A. M., sie in eine
neue und bessere Gestalt zu bringen.«
Von hier an erwähnt er sich dann öfter.
Wir dürfen annehmen, dass er sich nicht
lange vor dieser Zeit überhaupt erst ange-
schlossen hatte. Zu Ausarbeitung des Buches
hat er sich wahrscheinlich selbst ange-
boten, wie, nach Ausweis der ProtokoUe,
die zweite Ausgabe erst auf seine An-
regung hin genehmigt wurde. Die Einzel-
heiten, die A. weiter unterm 27. Dez. 1721,
25. März 1722 und 17. Jan. 1723 im J. 1738
über die erste Ausgabe mitteilt, sind un-
zuverlässig und stimmen nicht mit ander-
weitigen Angaben überein. Das erste er-
haltene Protokoll der Grossloge vom 24. Juni
1723 sagt: »Die Anordnung vom 17. Jan.
1723, die am Ende der Konstitution S. 91
abgedruckt ist, für die VeröflTentlichung
der genannten Konstitution wurde ver-
lesen, des Inhalts, dass sie vorher hand-
schriftlich von der Grossloge genehmigt
und dann, nämlich am 17. Jan., im Druck
vorgelegt und von der Gesellschaft ge-
nelmiigt wurde.« Dagegen heisst es 1738
bei A.: »Grossaufseher Anderson legte das
neue Konstitutionsbuch im Druck vor,
welches wiederum genehmigt wurde, mit
Hinzufßgung der alten Art eine Loge
einzusetzen.« Dieser Zusatz hat aber
am 17. Jan. bereits gedruckt mit vor-
gelegen, wie man aus der Originalausgabe
ganz sicher ersehen kann. Nachgedruckt
und angehängt sind offenbar nur die Seiten
73—91, von der »Approbation« bis zum
Schluss, während die Seiten 1—72 bereits
fertig waren. Damach könnte die »Appro-
bation«, die Wharton (s. d.) als Grossmeister
unterschrieben hat, auch erst am 17. Jan.
1723 vollzogen sein, zumal da dieser nach
A.'s eigner Angabe erst an jenem Tage als
Grossmeister eingesetzt war, was freilich
nach andern bestimmten Nachrichten
zweifellos falsch ist. Ein weiteres, beson-
Digitized by VgriüOQlC
84
Anderson.
ders überzeugendes Beispiel für A.'s Un-
genauigkeit mag genügen, um die Glaub-
würdigkeit seiner Angaben in das rechte
Licht zu stellen. Untenn 25. Apr. 1723
heisst es: «Wharton, Grossmeister, schlug
als seinen Nachfolger den Grafen y. Dal-
keith (jetzt Herzog von Buckleu^h) vor,
den Meister einer Loge, welcher einmütig
bestätigt und als erwSiilter Grossmeister
ffebührend begrüsst wurde, c Dagegen sagt
das Protokoll der Grossloge vom 24. Juni
1723: >Als dann der Grossmeister (Wharton)
ersucht wurde, seinen Nachfolger zu nennen,
und ablehnte, es zu thun, vielmehr die
Nennung der Loge übertrug, wurde der
ehrenwerte Graf v. Dalkeith vorgeschlagen,
als Grossmeister für das folgende Jahr er-
nannt zu werden.« Die Versammlung vom
25. Apr. hat vermutlich gar nicht statt-
fefiinden, und am 24. Juni ist es nach dem
^otokoU ganz anders zugegangen, als A.
berichtet. Damach hat sich Wharton
der Einsetzung von Desaguliers als De-
putierten widersetzt und, als er trotzdem
im Auftrage des Grafen v. Dalkeith durch
dessen Vertreter als ernannt erklärt wurde,
die Loge * ohne jede Förmlichkeit« (without
any Ceremony) verlassen. So sind an der
Hand der Protokolle auffallend viele Irr-
tümer und Ungenauigkeiten A.'s nachzu-
weisen, z. B, wurde der frühere Gross-
meister Payne (s. d.) am 24. Juni 1724 nicht
als älterer, sondern als jüngerer Grossauf-
seher eingesetzt, und das Protokoll dieses
Tages weiss nichts von dem grossartigen
Umzug, den A. unter diesem Tage be-
schreibt; solche Umzüge werden erst später
erwähnt, in der von A. angegebnen Weise
zum erstenmal am 29. Jan. 1730. A. scheint,
wie die Protokolle ausweisen, in denen
die anwesenden frühem Grossbeamten
stets genannt werden, die Grossloge vom
24. Juni 1723, wo er jüngerer Grossauf-
seher war und die endgültige Genehmigung
zur Veröffentlichung seines Konstitutionen-
buchs erlangte, bis zum 24. Juni 1731,
wo er zum erstenmal wieder als an-
wesend verzeichnet wird, niemals be-
sucht zu haben, so dass er 1738 nicht
nach eigner Beobachtung, sondern nur
nach Hörensagen berichten konnte; die
Protokolle hat er in höchst willkürlicher
und ungenauer Weise benutzt, wie eine
fortlaufende Vergleichung Schritt für
Schritt zeigt. A.'s Darstellung ist also als
Grundlage f&r die Geschichte der Lon-
doner Grosslo^e werüos, da man immer-
während auf die urkundlichen Quellen zu-
rückgehen muss, um die Bichtigkeit seiner
Angaben nachzuprüfen. Zuverlässiger sind
die Angaben in den »New Beguiations«
(1738 S. 152 — 178), obwohl auch hier
manche Einzelheiten mit unterlaufen, die
mit den Protokollen nicht genau über-
einstimmen. Die Aufstellung aller mög-
lichen Grossmeister u. s. w. seit urdenk-
lichen Zeiten war für die zweite Ausgabe
von der Grossloge gewünscht worden, die
am 31. März 1735 beschloss, »dass Dr. James
Anderson ersucht werden sollte, die Namen
aller Grossmeister zu drucken, die vom
Beginn der Zeit gesammelt werden könnten,
zusammen mit einer Liste der Namen aller
zugeordneten Grossmeister, Grossaufseher
und der Brüder, die der Zunft in der
Eigenschaft von Schaffnern gedient haben«
(Protokoll). — A. war jüngerer Grossauf-
seher, aber, wie es scheint, nur kurze Zeit;
am 24. Juni 1723 hörte sein Amt auf;
wann er eingesetzt war, wissen wir nicht,
jedenfalls aber nicht allzulange vorher,
denn die »Approbation« ist noch von
seinem Vorgänger unterschrieben. Nach-
her ist er offenbar lange Jahre (bis 1731)
wieder ganz in den Hintergrund getreten
und später erst durch die Vorbereitung
der zweiten Ausgabe seit 1735 aufs neue
in Thätigkeit gekommen. Die Vorrede
zur zweiten Ausgabe ist am 4. Nov. 1738
unterschrieben, und im Jan. 1739 hatte er
noch die Genugthuung, das Buch dem
Prinzen von Wales, dem es gewidmet ist,
persönlich überreichen zu dürfen; am 28.
Mai 1739 ist er gestorben. Seine Verhält-
nisse scheinen nicht glänzend gewesen zu
sein, und er soll im J. 1720 beträchtliche
Verluste erlitten haben (Gould IV, 291).
Dies würde seine schriftstellerischen Be-
mühungen, die er für eigne Bechnung be-
trieb, erklären und es begreiflich machen,
dass er 1735 den Schutz der Grossloge für
sein »alleiniges Eigentum« (sole Property)
gegen William Smith, den Herausgeber
des »Pocket Companion« (1735), nach-
suchte. Meister und Au&eher der Logen
wurden denn auch angewiesen, vor dem
Ankauf dieses Buchs zu warnen. Ausser
den beiden Auflagen des Konstitutionen-
buchs hat A. noch das umfangreiche Werk
»Roval Genealogies, or The Genealogical
Tables of Emperors, Kings, and Princes,
from Adam to these Times« (1732; 2. Aus-
gabe 1736) verfasst, woraus er manches fttr
das zweite Konstitutionenbuch verwerten
konnte. Für die Geschichte der Baukunst
und der Baudenkmäler waren beide Kon-
stitutionenbücher damals gewiss nicht ohne
Wert, aber als Vorgeschichte der heutigen
Freimaurerei können sie nicht gelten; denn
A. hat sie den alten Zunftsagen angepasst,
wie er selbst sagt, und diese in demselben
Sinne weiter ergänzt; es ist daher auch
unstatthaft, hinter seinen Darstellungen
besonders tiefe Geheimnisse zu wittern
oder alles Mögliche und Unmögliche
zwischen den Zeilen lesen zu wollen. Wir
dürfen aber auch nicht zu streng mit dem
Verfasser ins Gericht gehen, denn von
einer auf wissenschaftliche Kritik gegrün-
deten Geschichtschreibung hatte man zu
seiner Zeit noch keine Ahnung. Weil A.
in der Ausgabe von 1738 die »Defence of
Masonry, published A. D. 1730. Occasion'd
by a Pamphlet calPd Masonry Dissected«
Digitized by LnOOQlC
AndHissj — Anerkannte Logen.
85
(S. 216—226) wieder abgedruckt hat, ist
er für deren Verfasser gehalten wor-
den, jedenfalls mit Unrecht. — [Über
A. vgl. Gould, History of Freemasonry,
IV, 291—293, 854—856; über die Kon-
stitutionenbücher Begemann in der BZC.
1887, S. 140—160, 213—221; 1891,
S. 267-303; 1892, S. 18—38, 152—190;
femer FZ. 1861, S. 81 fg.; 1862, S. 121 fg.
(von KeUer); 1865, S. 84 fg. M. L. 1894/5,
8. 211 fg.]
kndrüasj, Julias Graf, Staatsmann,
geb. 8. MÄrz 1823 in Olähpatak, gest. 18. Febr.
1890 in Volosca, beteiligte sich an dem Un-
abh&ngigkeitskrie^ 1848—1849, wanderte
dann aus, kehrte jedoch 1858 nach Ungarn
zurück, wurde Mitglied des Parlaments, 1867
Ministerpräsident und 1871 österreichi-
scher Minister des Äussern. Er wurde in
der Loge Le Mont Sinai in Paris in den
Freimaurerbund aufgenommen, hielt sich
aber, heimgekehrt, vom Logenleben fem.
Es ist ihm jedoch zu verdanken, dass die
Logen in Ungam auf gesetzlicher Grund-
lage stehen.
Andr^, Christian Karl, Pädagog und
landwirtschaftlicher Schriftsteller, geb. 20.
März 1763 in Hildburghausen, gest. 19.Febr.
1831 in Stuttgart, war mehrere Jahre Lehrer
in Schnepfenthal, mit Becker 1797 Heraus-
geber des »Ailffemeinen Reichsanzeigers«,
1798 Direktor der protestantischen Schule
in Brunn, 1812 Wirtschaftsrat des Fürsten
Salm und 1821 Sekretär bei der 2^ntral-
stelle der Landwirtschaft in Stuttgart. Er
war ein eifriger Maurer, der in vielfachen
maurerischen Verbindungen mit bedeuten-
den Persönlichkeiten seiner Zeit stand. Er
gab heraus die freimaurerische Zeitschrift:
»Der Freymaurer, oder kompendiöse Biblio-
thek alles Wissenswürdigen über geheime
Gesellschaften», fünf Hefte, die 1789—96
teils in Göttingen, teils in Gotha und
Halle erschienen und sowohl Auszüge aus
gleichzeitigen freimaurerischen Schriften,
ab auch eigne Aufsätze und Abhandlungen
enthalten.
Andreft, Job. Valentin, geb. 17. Aug.
1586 in Herrenberg in Württemberg, gest.
27. Juni 1654 als Generalsuperintendent
in Adelberg. Seine Schrift: »Chymische
Hochzeit Christiani Bosenkreuzc erschien
in Strassburg 1616 in vier Ausgaben, war
aber nach seinen eignen Ang^en schon
1602 oder 1603 verfasst. Er wurde von
Arnold (Kirchen- und Ketzer -Historie,
zuerst 1699) für den Verfasser der »Fama
Fratemitatis« und »Confessio« der sog.
Bosenkreuzer gehalten. Auch Herder u. a.
traten dafür ein. Der in neuster Zeit ge-
machte Versuch, es abzuleugnen, ist miss-
lungen, da gar zu viele Gründe für A.'s
Verfasserschaft sprechen. A. hat sich in
vielen Schriften von 1616 bis 1623 in auf-
fallender Weise mit den Rosenkreuzem
beschäftigt, namentlich der »Turbo« (1616),
die »Turris Babel« (1619) und das »De
Curiositatis Pemicie Syntagma« (1620)
lassen ihn als Verfasser jener Schriften
mit ziemlicher Sicherheit vermuten. [Vgl.
Hossbach, Joh. Val. A. u. sein Zeitalter
(Brl. 1819); Begemann in d. Monatsh. d.
Com.-Ges. 1899, S. 145; Freymäurer- Bib-
liothek, V, S. 24. Glökler, J. P., Lebens-
bild des J. V. A. (Stuttg. 1886). R. 1885,
S. 85. BZC. 1899, S. 372.]
Andreas (der Heilige), ein Apostel Jesu
und vorher ein Jünger des Täufers Jo-
hannes, war der Schutzpatron Schottlands.
Von seinem Tode wira erzählt, dass der
Prokonsul Aegeas in Achaja ihn in Paträ
mittels einer crux decussata (eines schrägen
Kreuzes: X) ^^^^ kreuzigen lassen. Die
Abteilung der hohem Grade, die sich
Schottische Loge oder Andreasmaurerei
(s. SohottlBohe Maurerei) nennt, hat ihn
zum Schutzpatron gewählt, weil A. von
Johannes dem Täufer als der Erstberufene
zu Christus sich wandte. Beda Venera-
bilis nennt ihn auch Einf&hrer bei Jesu,
was zur Tendenz der Andreasgrade
stimmt. [Vgl. Woog, Presbyteror. et dia-
conor. Achajae epistola de S. Andreae
apostoli martyrio gr. lat. (Lpz. 1749).]
Andreasgrad (Andreasmaurerei), der äl-
teste aller Grade, die den frühem drei
Graden hinzugefügt wurden; wahrschein-
lich erfanden ihn die schottischen An-
hänger des Prätendenten um 1736, worauf
er sich bald in Frankreich verbreitete und
später nach Deutschland kam. (S. Schotti-
sche Maareret) — Andreaslehrüng und
Andreaggeselle, der vierte (und in Skan-
dinavien fOnfte) Grad der schwedischen
Lehrart; Andreasmeister, der fOnfte (in
Skandinavien sechste) Grad derselben Lehr-
art; AndreasTertraate (Fr^res favoris de
St.-Andr6), auch Ritter vom Purpurbande,
der achte Grad derselben Lehrart. (S.
Schwedische Iiehrart.) — Andreaslogen
heissen im Schwedischen System die Logen,
die die Andreasgrade (4 und 5, in Skan-
dinavien 4 — 6) bearbeiten.
Andreastag ist der 30. Nov., der Namens-
tag des Andreas, des Schutzheiligen von
Schottland. Am 30. Nov. 1736 wurde in
Edinburg die Grossloge von Schottland
gegründet und der erste Grossmeister ge-
wlüilt; der Tag wurde dann als Stiftungs-
tag und Wahltag festgehalten. Die An-
dreaslogen der Grossen Landeslogen von
Deutschland, Schweden, Dänemark und
Norwegen feiem ihr Stiftungsfest gleich-
falls am 30. Nov.
Androgjue Maarerei, englische und vor-
züglich amerikanische Benennung der
Aooptionsmaurerei (s. d.).
Anerkannte Logen heissen, im Gegen-
satz zu den Winkellogen (s. d.), die
Logen, die eine freimaurerische Lehrart
befolgen, die von den übrigen Logen als
den Grundsätzen der Freimaurerei nicht
widersprechend angesehen wird und deren
Mitglieder infolgedessen allenthalben als
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86
ADgenommen — Angriffe.
wirkliche Mitglieder des Freimaurerbundes
aafgenommen und behandelt werden. In
manchen Staaten bedarf jede Loge der
Anerkennung der oder einer der in diesem
Staate bestehenden Grosslogen (s d.). In
Deutschland erfolgt die Anerkennung durch
den Deutschen Grosslogenbund, d. h. es
werden von diesem nur anerkannt die
Logen, die er als solche ausdrücklich be-
zeichnet, das sind zur Zeit die zu den
acht deutschen Grosslogen gehörigen Logen
und die fünf unabhängigen Logen (s.
Deutsohland). Alle übrigen Logen, wenn
sie sich auch Freimaurerlogen nennen,
gelten nicht als anerkannte, und ihre Mit-
glieder haben keinen Zutritt bei jenen.
ADgenommen (accepted) nannte man in
England alle Maurer^ die in eine Loge
eingetreten und geweiht waren; dass, wie
man lesen und hören kann, nur die Nicht-
werkmaurer so bezeichnet wären, ist ein
geschichtlicher Irrtum: jedes Mitglied
der engern Vereinigung war ein «accepted
mason« oder auch »accepted freemason«.
Der zusammengesetzte Ausdruck «free and
accepted mason« ist vor 1722 nicht nach-
gewiesen und erst von der neuen Gross-
loge geschaffen worden. Anderson (s. d.) ge-
braucht auch als Gegensatz die Benennung
«unaccepted masons« für solche Maurer,
die in die Kunstgeheimnisse nicht einge-
weiht waren. [Vgl. Begemann, BZC. 1887,
S. 238 fg.; 1839,8.66,81,106, 118, 116 fg.;
1894, S. 383 fg. (S. auch England.)]
Angerbnrg (St. in der preuss. Prov. Ost-
preussen, 4M)9 E.). Loge das. unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: Luise zum tröstenden
Engel, gest. 9. Okt. 1811, eingew. 1. Jan.
1813, geschlossen seit 16. Juli 1829.
AngermAnde (St in der preuss. Prov.
Brandenburg, 7334 E.). Hier besteht unter
der Loge in Eberswalde ein maurerisches
Kränzchen Auf Hoffnung, gest. 20. Jan.
1885, bestätigt mit den Satzungen 16. Apr.
1890. Mitgliederzahl (1899): 16. Vers. 1.
und 3. Mittwoch vom Oktober bis März,
8. Mittwoch vom April bis September. Lokal :
Hotel Zu den drei Kronen.
Angola (portug. Kolonie an der Küste
Westafrikas). 1884 bestand in Mossamedes
eine Tochterloge des Grande Oriente Lu-
sitano Unido.
Angriffe. Keine Gesellschaft hat Ver-
dächtigungen, Verleumdungen, falschen
Ansichten so viel Baum gegeben, als der
Freimaurerbund, und Unwissenheit, Arg-
wohn und Bachsucht drückten den Schrift-
stellern meist die Feder in die Hand, um
Kirche und Staat für die Verfolgung des
Bundes zu entflammen. Wir begreifen
unter den Angriffen nur die Verdäch-
tigungen, die von den Schriftstellern aus-
gegangen sind, während unter Verfolgungen
(s. d.) die Massregeln verstanden werden,
die geistliche und weltliche Obrigkeiten
gegen den Bund unternommen haben. —
Alle Schriftsteller hier aufzuzählen, die
den Kampf gegen die Freimaurerei auf-
nahmen, würde nur auf die Au&ählung
von Büchertiteln hinauslaufen, weshalb
auf Kloss, Bibl., S. 21-56, 258—71. auf
Taute, Bücherkunde, S. 139 fg., und auf
den vortrefflichen Aufsatz v. Nettelbladts,
»Geschichte der Angriffe und Verfolgungen
gegen den Bund der Freimaurer«, im Ka-
lender für die Provinzialloge von Mecklen-
burg, 1830, S.94fg.; 1831, S.39fg.; 1834,
S. 25 fg. verwiesen sein mag. Die An-
griffe, von 1725, also von Anfang an, be-
ginnend, sind verschiedner Natur, indem
sie entweder ihre Absicht auf vollkommene
Vernichtung des Freimaurerbundes oder
wenigstens der Formen der Freimaurerei
richteten und durcH Enthüllung wahrer
oder falscher Gebräuche das Geheimnis der
Verbindung aufzudecken glaubten, wie z.B.
früher »L'ordre des Fr. Mac. trahi«, später
»Sarsena« und »Das Freimaurertum in
sieben Graden«, sowie neuerdings Taxils
•Drei Punkte-Brüder«. Andre Angriffe
fanden in der Spottlust ihren Grund, wäübi-
rend wieder andre darauf abzielten, die
weltliche Regierung gegen den Bund zu
erregen, indem sie den Freimaurern die
Schuld aller physischen, moralischen, re-
ligiösen und politischen Revolutionen auf-
bürdeten. Hierbei freilich verfielen die An-
greifer in den grossen Irrtum, dass sie andre
feheime Gesellschaften, die sich in der
'reimaurerei ähnliche Formen zu hüllen
wussten, z.B.diellluminaten, dieCarbonari,
als freimaurerische betrachteten oder das,
was einzelne Maurer thaten, der Allgemein-
heit aufbürdeten. Unsre mildesten und
dabei gewichtigsten Gegner waren und sind
die, welche die Freimaurerei als eine über-
flüssige, an und für sich bedeutungslose,
§ leichgültige Sache betrachten. Dass
er Bund in verschiednen seiner Erschei-
nungen Handhaben zu solchen Angriffen
geboten hat, ist nicht zu leugnen; aber
deshalb müssen die jetzigen Mitglieder
auch eifrigst bestrebt sein, alles das aus
den verschiednen Gebräuchen zu entfernen,
was einer falschen Deutung und einer
Übeln Auslegung fähig ist. Dass gegen
diese schriftstellerischen Angriffe eine voll-
ständige, erfolgreiche Verteidigung nicht
zu führen ist, liegt in der Natur der Sache;
denn teils müssten die Verteidiger nach'>
weisen, wo ein Irrtum und eine VerflÜ-
schung der Gebräuche stattfinde, waa
ohne Kenntnis aller nicht möglich ist,
teils über das Ganze der Verbindung in
allen Lehrarten und Abzweigungen den
freiesten Überblick haben, um zeigen zu
können, was jenen nur einseitig aufge-
pfropft und was wirklich ihr innerster Kern
ist. Aus diesem Grunde sind selbst in den
besten Verteidigungen und Schutzschriften
des Bundes Mängel zu entdecken, die nicht
zu beseitigen sind. — Alle einzelnen
Schriften aufzuzählen, ist nicht nötig*
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Angriffe.
87
1821 zog Prof. Steffens, ein Mann von An-
sehen, mit herausfordernder Keckheit
(»Karrikaturen des Heiligsten«) gegen den
Bund zu Felde, was ungeheures Aufsehen
erregte, dann die 1824 zu Leipzig erschie-
nene Schrift: »Sechs Stimmen (d. i. Stuve,
E. M. Arndt, Knigge, Steffens, J. F. Meier
und Fessler) über geheime Gesellschaften
und Freimaurerei«, die alle Angriffe und
Gesichtspunkte feststellt, die gegen den
Bund sprechen. Die Hauptentgegnungen
wurden damals von Grävell, Wankel,
Eössler und Weiss gegeben, und die An-
griffe schienen bis auf die in den »Hbtorisch-
politischen Blftttem« und dem »Bayrischen
Volksboten« enthaltenen abgewiesen. Stef-
fens schwieg fortan. Die Schriften aus
der 2ieit bis 1848 sehe man bei KIobs und
Taute nach. Bis 1848 schien der Frei-
maurerbund in ruhigem Besitz seiner Ge-
bräuche zu bleiben. Von dieser Zeit
an aber sind die Angriffe öfters wiederholt
worden, teils in Zeitschriften verschiedner
Färbung, je nach den Parteischattierungen,
teils in eignen Schriften. Dass in den
maurerischen Zeitschriften derV erteidigung
von jeher ein grosses Feld gewidmet war,
versteht sich von selbst, sowie auch, dass
einzelne Gegenschriften entstanden sind.
In neuerer Zeit scheint man, in Deutsch-
land wenigstens, statt Verteidigungs-
schriften zu schreiben, vorzuziehen, das
grössere Publikum mit dem Geist des Frei-
maurerbundes bekannt und dadurch die
Schutzschriften unnötig zu machen. S. »Der
Freimaurerorden in seiner gegenwärtigen
Nichtigkeit dargestellt« (Lpz. 1847). —
Schletter, »Der Freimaurerbund in seiner
gegenwärtigen Bedeutung dargestellt«
(Lpz. 1848). Entgegnung der vorherigen
Sdburift. — »Der Freimaurerorden in seiner
gegenwärtigenBedeutung,Beleuchtung etc. «
(Magdeburg 1848). — »Ein zweites Wort
in der Logenfrage. Vom Verfasser der
Schrift: Der Freimaurerorden in seiner
Nichtigkeit dargestellt« (Lpz. 1848). —
Advokat E. E. Eckert (s. d.) litt an der
fixen Idee der Verderblichkeit des Frei-
maurerbundes, den er durch eine Reihe
von Schriften, die unter seinem Namen
näher verzeichnet sind, zu vertilgen suchte.
Da man Eckert schon kannte, so unterliess
man die Entgegnungen, doch erschien 1852
in Leipzig: »Die Freimaurer und ihre
Stellung zur Gegenwart. Offene Enthüllung
der Geschichte und Zwecke des Freimaurer-
ordens, nebst einer Abwehr der jüngsten
Anmffe des Advokaten E. E. Eckert«;
auch kann man in gewissem Sinne die
Schrift von Voigts: »Die Kunst der Frei-
maurerei im Lichte von Fürstenstimmen
und im Urtheil grosser und edler Männer«
(Hann. 1858) als eine Entgegnung an-
sehen. Das weitere über die Angriffe
Eckerts s. unter Sachsen. — Viel ernst-
licher waren die Angriffe des berühm-
ten Theologen Hengstenberg (s. d.) in
Berlin gemeint, der in seiner Evangelischen
Kirchenzeitung sowohl, als in einzelneu
(bei seinem Namen näher aufgeführten)
Schriften gegen den Bund auftrat und
hauptsächlich darauf sein Augenmerk rich-
tete, die Geistlichen aus dem Bunde zu
entiemen. Die dagegen erschienenen Schrif-
ten aus dem Kreise des Freimaurerbundes
s. unter Hengstanberg. » Neben Eckert
und Hengstenberg liess sich noch 1856 der
Generalsuperintendent Möller fs. d.) in
Magdeburg in einem Hirtenbrieie verneh-
men, ^egen den acht Magdeburger Brüder-
Geistliche auftraten: »Antwort der acht
Magdeburger Br.-Geistlichen auf den Hir-
tenbrief des Generalsuperintendenten Dr.
Möller« (Magdeburg 1856 — beides abge-
druckt in der vorigen Auflage dieses
Handbuchs H, 831 fg.). Unter dem Schilde
eines ehemaligen Logenbeamten erschien
die Schrift: »Die Gegenwart und Zukunft
der Freimaurerei in Deutschland. Offener
Brief zur Warnung und Bettung« (Lpz.
1854), die nur scheinbar für den Buna ge-
schrieben ist. [S. Kelloz in der FZ. 1854,
Nr. 21 fg., 47.] Als getreue Knappen
Eckerts erschienen die Schriften: (von
Briesen) »Der Freimaurerorden und sein
Einfluss auf die Rechtspflege« (Döbeln
1860), und von einem frommen Anonymus:
»Betrachtungen eines evangelischen
Christen« (Hmbg. 1860). Gegen diese
Schriften erschienen für die Freimaurerei
sprechend : 1) »Kirche, Duell, Freimaurerei,
nebst einem Anhange: Über Wohlthätig-
keit. Ein wahres Wort auf die Angriffe
gegen Duell und Freimaurerei« (Brl.
1858); 2) R. Seydel, »Reden über Frei-
maurerei an denkende Nichtfreimaurer«
(Lpz. 1859; 2. Aufl. 1860); 3) Dr. Pilz,
»Das Heiligtum der Maurerei. Gespräche
über die Vorurteile gegen den maurerischen
Bund, über die Wirksamkeit und den Segen
desselben« (Lpz. 1860). Eine gegnerische
Schrift, wenn auch sehr wohlwollend, ist
von G. F. Schlatter: »Hat der Freimaurer-
orden heute noch eine zeitgemässe Bedeu-
tung? Ein Votum« (Msumheim 1861).
Dieser schriftstellerische Kampf, den ausser
den ultramontanen und orthodoxen Jour-
nalen auch die Blätter der äussersten Lin-
ken gegen den Bund in Deutschland füh-
ren, hat mehr oder weniger auch in an-
dern Ländern seinen Widerhall gefunden;
so z. B. ward in Luzem 1853 die Frage
aufgeworfen: »Was ist von der Freimau-
rerei zu halten?« und von A. G. zur ernsten
Prüfung vorgelegt, worauf J. J. Hottinger
(s. d.) näig und würdig antwortete : »Vortrag
über Systemverhältnisse und die Angriffe
auf die Maurerei« (St. Ghdlen 1854). Li
Belgien warf sich der Kampf mehr auf das
praktische Feld; aus Holland und Frank-
reich wissen wir nichts weiter, als dass
nur die Geistlichkeit dem Bunde abhold
ist, was sogar in Schweden der Fall ist.
In England wurde in den litterarischen
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Angriffe.
8
Journalen Athenaeum. Critic, Saturday
review der Freimaureround seines unkri-
tischen Sinnes halber angegriffen, doch
Schriften wie die M. C. Tre'villians, »Letter
on the antichristian character of Free-
masonry« (London 1849), gehören zu den
Seltenheiten. Li Nordamerika hatte sich
nach der angeblichen Ermordung Morgans
(s. d.) wegen der Herausgabe seiner «H-
lustrations on Masonry« 1827 eine heftige
Strömung gegen den Freimaurerbund ge-
bildet [vgl. H. Brown, Narrative of the
antimasonical excitement in the western
part of the State of New York 1826, 1827,
1828, 1829 (Batavia 1829); Convention of
delegates opposed to Masonry at Le Roy
(1828); Procedings of a Convention of dele-
gates of New York at Albany, opposed to
Freemasonry, Februar 1829 (Rochester 1829) ;
Massachusetts Antimasonic Convention
1830)], die durch Beimischung kirch-
icher Eiferer an Ausdehnung gewann [vgl.
J. G. Stearns, Dialogue on means of se-
parating masonry from the church of Ohrist
(ütica 1828); derselbe, Liquiry into the
nature and tendency of speculative Free-
masonry (Utica 1829)], so dass Verteidigungs-
schriften wie Luther Pratts «Defence of
Freemasonry« (Troy 1828) nichts halfen
und man gezwungen war. Maurerei und
Gegenmaurerei in Schriften zusammenzu-
stellen [W. L. Stone, Letters on masonry
and antimasonry (New York 1832). Manual
of Masonry and Antimasonry (Louisville
o. J.). J. Penkin, Downfall of Masonry
being an authentic history of Antimasonry
(o. O. 1838). Creigh, Masonry and Anti-
masonry (Philadelphia 1854)] und so den
Sturm austoben zu lassen, den 1854 nur
die Kirchenmänner in Ohio vergeblich
wieder anzufachen suchten. Diese ganze
antlfreimaurerische Litteratur ist in einer
besondern Schrift : Oatalogue of antimasonic
books (Boston 1862) verzeichnet. (S. Anti-
maurer.) Nach Eintritt der reaktionären
Strömung in den 50 er Jahren begann der
Kampf in Deutschland von neuem. Zunächst
vom Bischof Ketteier (s. d.) in Mainz (Frei-
heit, Autorität und Kirche, Mainz 1862),
den Seydel in «Katholicismus und Frei-
maurerei« (Lpz. 1862) widerlegte, worauf
Ketteier in der Schrift «Kann ein gläu-
biger Christ Freimaurer sein?« (Mainz 1864)
antwortete und Seydel kurz entgegnete;
dann von Alban Stolz (s. d.) in «Mörtel
für die Freimaurer« (1861), »Akazienzweig
für die Freimaurer« (1862), widerlegt von
J. Venedey (s. d.) «Danksdbreiben« u. s. w.
(1892); von G. F. Daumer (s. d.) in der Zeitr
Schrift > Aus der Mansarde« (1863J, die bereits
wie Eckerts Bücher, an Wahnsinn streifte;
von Bischof Dupanloup in Orleans, den
Caubet und Conrad zurechtwiesen. —
Besonders gegen die Christlichkeit der
Hchwedischen Lehrart (s. d.) wendete sich
Professor Nielsen (s. d.) in Kopenhagen
mit seiner Streitschrift »Freimaurertum
und Christentum« (1882), worauf u. a. der
Archidiakonus G. A. Schiffmann (s. d.) ant-
wortete mit einem «Offenen Brief« (1883).
Von einigen minder wichtigen A. abge-
sehen, erschien von dem orthodoxen
V. Oertzen : «Was treiben die Freimaurer?
Wegweiser« (1881); Baumgarten (Jesuit)
»Das Rundschreiben des hl. Vaters Leo XIIL
gegen die Freimaurer« (1884), Beuren, «Die
innere Unwahrheit der Freimaurerei« (1884).
Dagegen: Findel, »Die Papstkirche und die
Freimaurer. Antwort auf die päpstliche En-
cyklika« (1884); »Die schweizerischen Frei-
maurer an ihre Mitbürger« (1885). Auch
später erschienen einige kleine Gegen-
schriften. — Nun begann unter Anlehnung
an die Encyklika »Humanum genus« ein
Hauptstreich gegen den Bund, der indessen
statt dessen beabsichtigter Vernichtung
eine empfindliche Niederlage seiner Gegner
brachte. Hand in Hand mit Taxil (s. d.).
an dessen Bekehrung man glaubte una
dessen von Frömmigkeit triefende Redens-
arten man ernst nahm, betrieben in Deutsch-
land der Jesuit Hildebr. Gruber (Gerber),
in Frankreich der Bischof Fava u. a., in
Italien mehrere Kardinäle und die Jesuiten-
presse, von Amerika und Holland ganz ab-
zusehen, die Vorbereitungen zu einem inter-
nationalen Sturm gegen die Freimaurer,
von dem man sich (Ewald) gleichen Erfolg
versprach, wie in Amerika von der Morgan-
fabel, da die schwindelhaften Ausstreu-
ungen Taxils (Teufelskultus, Hostien-
schändung, Bund mitCrispi und Mazzini,
Palladismus) willkommner Hetzstoff zu
bieten schienen. Taxils Buch: »Drei
Punkte-Brüder« (1890) folgten auf dem
Fusse Gerbers (Gruber) »Schwindler und
Beschwindelte« (1891), Taxils »Der
Meuchelmord in der Freimaurerei« (1891),
Gerbers »Die Freimaurerei und die öffent-
liche Ordnung« (1893). Inzwischen war
in den »Memoiren einer Ex-PiJladistin«
(Miss Vaughan) die Einberufung eines
internationalen Kongresses angeregt wor-
den, eine Idee, die von den Klerikalen
aller Länder um so mehr mit Energie ver-
folgt wurde, als Taxil eine Audienz beim
Papste gehabt, Leo XIIL der apokryphen
Miss Vaughan seinen Segen gespendet und
die Zahl der Streiter unter Taxils Banner
riesenhaft anwuchs. Einen Verstoss machte
das Erscheinen von Marghiottas »Die zen-
trale Leitung der Freimaurer und ihr der-
maliges Oberhaupt« (1896, angeblich Adr.
Lemmi in Rom), eine Schrift, der Findeis
epochemachende Broschüre: »Katholischer
Schwindel. Wider Marghiotta u. A.« (1896)
auf dem Fusse folgte, worin »Fuder von
Lügen« in jener nachgewiesen und der
PaUadismus nebst Miss Vaughan als Er-«
findungen hingestellt sind. Die erste und
zweite Auflage wurde von der klerikalen
Presse totgeschwiegen, aber nach &schei-
nen der dritten erschien zunächst eine
Warnung vor diesen Erfindimgen in der
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Anhalt.
»Gennania«. die sie noch Ende 1895
gläubig aucn auf deutschen Boden über-
tragen hatte, dann eine Eeihe Ent-
hüOungsartikel in der »Kölnischen Volks-
zeitung« von Gruber, deren erster sofort
auf Findels Beweise Bezug nahm und
dessen Bezeichnung »Schwindel« annahm.
Trotzdem nahm die angezettelte antimau-
rerische Bewegung ihren Lauf, so dass der
Trienter Antimaurerkongress (s. d.) unter
zahlreicher Teilnahme von Laien und
Eirchenf&rsten mit Entfaltung grossen
Pompes tagen konnte. Der Tagesordnung
war vorgearbeitet durch gedruckte Be-
richte. Einen solchen erstattete Ewald in
seinem »Elleinen Handbuch der Freimau-
rerei« (1896), nachdem derselbe Verfasser
kurz zuvor vier Gegenschriften heraus-
gegeben hatte, darunter eine »Antwort auf
den offenen Brief A.V. Reinhardts«. Die Mähr
vom Teufel Bitru und die Enthüllungen
Gerbers beschäftigten die gesamte politi-
sche Presse; dazu kamen sodann noch zwei
Schriften Findels: »Die G^ermania und der
Gockelhahn des Teufels Bitru« (2. Aufl.
1896) und »Die katholische Klerisei auf
der Leimruthe« (1897). Die Blosstellung
der katholischen Kirche war eine kolossale;
Taxil selbst drückte ihr das Siegel auf,
indem er in einer öffentlichen Versamm-
lung in Paris zum Schrecken seiner immer
noch gläubigen Zuhörer gestand, dass er eine
Probe auf die Leichtgläubigkeit gemacht
habe, weil »die Dummheit der Menschen
grenzenlos«, dass er alles »frei aus dem
SCandgelenk erfunden« und dass er den
Katholizismus mystifiziert habe. Weitere
Nachweise über diese Vorgänge im ein-
zelnen findet man in: Kuntzemüller, »Die
Freimaurerei und ihre Gegner« (1897), so-
wie in den Schriften der Protestanten
Bräunlich und Ricks (1897), denen sich
Gruber anschliesst in »Taxils Palladismus-
Roman« (1897), »Betrug als Ende eines
Betrugs«, welche letztere Broschüre den
Spies von neuem gegen die Freimaurer
kehrt gleich der neuesten »Die Einigun^-
bestrebungen und innem Kämpfe in der
deutschen Freimaurerei« (1898). Einen
gewaltigen Anlauf, aber ohne jeden Er-
folg, nahmen die Gegner in Österreich
durch Veranstaltung eines Cyklus von
zwölf Vorträgen, die dann in pompöser
Ausstattung in der Schrift »Die Freimau-
rerei in Österreich -Ungarn« (1897) er-
schienen. Im November 1898 erschien im
Verlag von Abt in München eine Bro-
schüre über den Kulturkampf als erste
Lieferung eines »Allgemeinen Handbuchs
der Freimaurerei« (12 Liefgn.). Der Kampf
wurde also fortgesetzt, wenn auch ge-
mässigter und objektiver, als früher. Von
Pfarrer Schwarz in Bottenbach (Württem-
berg) wird seit 1898 eine antifreimaure-
rische Zeitschrift herausgegeben, und ver-
schiedner Orten bildeten sich antifrei-
maurerische Vereine, von denen einer
23. Sept. 1895 öffentlich eine Fahne ein-
weihte [vgl. O. 1895, S. 318]. Man hat
aber nichts wieder von ihnen vernommen,
so dafls man wohl ihren Eingang annehmen
kann. Eine besondere Art von A. ist die
öffentliche Namhaftmachung von Logen-
mitgHederverzeichnissen, bez. einzehier,
namentlich katholischer Mitglieder, seitens
der Klerikalen, sowie die Verbreitung
unwahrer Thatsachen. Mit ersterer wifl
man den betreffenden Personen Ungelegen-
heiten und materielle Nachteile in il^em
Geschäft und Beruf bereiten, mit letzterer
fordert man nur eventuelle gerichtliche
Verfolgung heraus, die man auch, wo sie
angebracht ist, ruhig eintreten lassen mag.
Im allgemeinen kann man sagen, dsas
der Freimaurerbund sich gegen alle A.
nicht sonderlich gewehrt hat. Sie haben
ihm nichts geschadet, weil sie teils aus
bösem Willen, teils aus Verblendung her-
vorgegangen sind, zumeist aber grobe Un-
kenntnis der Verhältnisse an den Tag
legen und unwahre Behauptungen au^
stellen, die aus missverstandnen oder ab-
sichtlich verdrehten Stellen maurerischer
Schriften geschöpft sind. Man hält sich
in der Hauptsache an veraltete Einrich-
tungen des Bundes, die nicht mehr be-
stehen, vermengt mit diesem andre, dem
Freimaurerbunde nachgebildete geheime
Gesellschaften, zieht namentlich Stoff
aus den, von der Allgemeinheit gemiss-
billigten Hoch^den und erfindet, wo
nichts zu sagen ist. Zugegeben mag wer-
den, dass hier und da Dinge vorgekommen
sind, die Tadel verdienen; sie werden aber
auch von den Freimaurern nicht gebilligt
und zurückgewiesen, andernfalls sind die
Vorwürfe der Unterminierung von Thron
und Altar ebenso widersinnig, als die
der Unterdrückung der Kirche oder Kon-
fessionen. Eben weil alle diese Anschul-
digungen durchaus grundlos sind, prallen
sie an dem festen Schild des Freimaurer-
bundes ab, und die mhige Haltung, die
er allen diesen A. gegenüber beobachtet,
steht ihm besser an, iQs diese seinen Geg-
nern. Es ist der alte, nie endende Kampf
der Finsternis gegen das Licht. Alle Ent-
gegnungen sind zwecklos, weil die Gegner
nicht belehrt sein wollen. [Vgl. Mitthei-
lungen a. d. Verein deutscher Freimaurer
1897/98, S. 65. Smitt, Katechismus der
Freimaurerei (2. Aufl., Lpz. 1899), S. 76.]
Anhalt (Herzogtum). Die Freimaurerei
ist hier stets geduldet gewesen. Schon
1783 entstand in Zerbst (s. d.) eine Loge,
1818 ist eine in Bemburg (s. d.), 1875 eine
in Dessau (s. d.) und 1879 eine in Köthen
(s. d.) gestiftet worden. Letztere arbeitet
nach dem System von Royal York, die
drei erstem arbeiten nach dem der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln. Mit diesen ist zugleich je eine
Altschottische Delegation verbunden.
Anhalt Fürstenhaus). Aus diesem
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40
Anhaltender — Anreden.
Fürstenhaus sind drei Mitglieder Freimaurer
gewesen. I. Aus dem Hause A.-Bernburg
wurde Prinz Friedrich Franz, Sohn des
Prinzen Franz Adolf, geb. 1. März 1769,
am 28. Aug. 1790 in der Loge Zur Einigkeit
in Frankfurt a. M. in den Bund aufge-
nommen. IL Haus A.-E ö t h e n. 1) Fried-
rich Ferdinand, seit 1798 Fürst von
A.-Köthen-Ple8s, seit 16. Dez. 1818 Herzog
von A.-Köthen, Sohn des Fürsten Fried-
rich Erdmann, geb. 25. Juni 1769, gest.
23. Aug. 1830, der mit seiner Gemahlin
in Paris katholisch wurde und die Barm-
herzigen Brüder und die Jesuiten in Eöthen
einführte, trat 10. April 1789 in der Loge
Zur Säule in Breslau dem Bunde bei
und war 1796—97 Redner, 1799 bis 1800
zugeordneter und 1800 bis 1802 Meister
vom Stuhl dieser Loge. 1802 trat er als
Mitglied aus und wurde als Ehrenmit-
glied weitergefahrt. 2) Heinrich, seit
1818 Fürst von A.-Köthen-Pless, seit 1830
Herzog von A.-Köthen, Bruder des Vo-
rigen, geb. 80. Juli 1778, gest. 16. Nov.
1847, wurde Freimaurer 9. Febr. 1803 in
der Loge Friedrich zum goldnen Zepter
in Breslau. 1806 war er zweiter Vorsteher
dieser Loge.
Anhaltender wird in dem System der
Grossen Landesloge zu Berlin der Auf-
nahmesuchende in einem gewissen Stadium
der Aufnahme genannt.
Anhalttseher Freimaiirer-Sterbekagsen«
Verein, s. Sterbekassen.
Anker, Orden vom (Ordre de Pancre),
ging 1745 aus dem Ordre de la f^licitä
(s. VMoitki) hervor und war gleich diesem,
von dem er sich nur durch die veränder-
ten Erkennungsworte unterschied, einer
der mehrfach um jene Zeit in Frankreich
vorkommenden Versuche, Männer und
Frauen in logenähnlichen Versammlungen
zu vereinigen. [Vgl. Motif de la cr^ation
de Tordre des Chevaliers de Tanere (Paris
1745).]
Ankl^m (St. in der preuss. Prov. Pom-
mern, 13560 E.). Logen das. unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: 1) Julius zu den drei
empfindsamen Herzen, gegr. 20. März
1776, eingew. 12. April dess. J., gehörte nach
Bodos Almanach vom J. 1779 zur strikten
Observanz. Die Loge zahlt: a) Helfritz-
Stiftung: 30 M. jährlich für Bücherprämien
an das Gymnasium, seit 1848; b) Loesewitz-
Stiftung: 80 M. jährlich für Bücherprämien
an die Höhere Töchterschule, seit 1894;
c) jährlich 72 M. zur Einkleidung armer
Konfirmanden. Mitgliederzahl (1899): 63.
Vers, in der Regel Mittwochs. 2) Dele-
gierte altschottische Loge das. : Isis, gegr.
unter dem Namen Friderica Augusta
17. März 1781, neu gebildet 11. Mai 1805,
nahm den jetzigen Namen an 22. Juni
1822.
Anklopfen (das) geschieht in besonders
bestimmter und zugleich bei verschiednen
Gelegenheiten in verschiedner Weise, um
sich schon vor dem Eintritt zu erkennen
zu geben. Auch ist das verschiedne
Klopfen ein Zeichen der verschiednen Grade.
[Vgl. FZ. 1860, S. 369.]
Anmelden. 1) Eine symbolische Handlung
bei der Aufiiahme (s. d.), die in einer be-
sondern, von der der Freimaurer ver-
schiednen Art des Anklopfens (s. d.) be-
steht; dadurch deutet der Aufzunehmende
an, dass er ein Fremdling sei, aber wün-
sche zu dem Bunde zugelassen zu werden.
2) Soviel als: Vorschlag zur Aufnahme in
den Freimaurerbund.
Annaberg (St. im Königreich Sachsen,
15027 E.). Loge das.: Zum treuen Bru-
derherzen, unter der Grossen Landesloge
von Sachsen, eingew. 18. März 1856 [vgl. L.
XIV, S. 84; FZ. 1855, S. 132 fg.], hat
eignes Grundstück. Mitgliederzahl (1899) :
74. Vers.: 1. Dienstag im Monat; Klub:
Freitag; Ferien: Juli, August. Milde Stif-
tung: Lipfertsche Logenstiftung für Er-
ziehung und Fortbildung; Kapital ca.
20000 Mark.
Annahme (Affiliation) 1) eines Frei-
maurers, die Handlung, durch die ein
bereits dem Freimaurerbunde und somit
einer bestimmten Loge Angehöriger nach
erlangter Entlassung von letzterer (s. Bnt-
lasBtmgSBohein) in eine andre Loge als
deren wirkliches Mitglied aufgenommen
wird. Sie kommt hauptsächlich bei Wohn-
sitzänderungen vor und ist meistenteils
in gleicher Weise wie die Aufnahme von
dem Ergebnis einer Abstimmung (Kuge-
lung, s. d.) abhängig. Die früher verlan|^
ehrenvolle Entlassung aus der Loge wird
in Deutschland nicht mehr beansprucht.
Der Deutsche Grosslogenbund hat über
die Annahme ein besonderes Gesetz v.
J. 1890 erlassen. Bei Annahme von Mit-
gliedern ausserdeutscher Logen befi^ügt
man sich auch mit einem Mitgliedschafts-
zeugnis. Nach Beschluss des Deutschen
Grosslogenbundes vom 1. Juni 1879 sollen
die Gebühren bei der Annahme wegfallen.
Das kann sich aber nur so weit erstrecken,
als kein besonderes Einkaufsgeld in die
Loge oder mit dieser verbundnen An-
stalten, wie Sterbe- und Witwenkassen, zu
bezahlen ist, ebenso sind die Kosten für
Bekleidung u. s. w. nicht ausgeschlossen.
Der Angenommene tritt in die Itechte und
Pflichten seines Grads in der neuen Loge.
E7gL R. Fischer, Entwurf zu einem Hand-
uch für die Amtsthätigkeit des Logen-
meisters (Lpz. 1891) S. 20]. Ausgeschlossne
Brüder können nicht angenommen werden.
[Vgl. Bh. 1877, S.377]. Vorschläge zu einem
Annahme-Ritual: FZ. 1879, S. 206. 2) Die
Anschliessung einer schon bestehenden
Loge an einen andern Logenbund, als
welchem sie zur Zeit angehörte, setzt die
Entlassung aus letzterm voraus.
Anreden (Titulaturen), maurerische, wer-
den bei der maurerischen Arbeit und dem
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Ansbach — Antifreimaurer-Kongress in Trient.
41
Verkehr unter den Mitgliedern des Bundes
vielfach angewendet, yerschieden nach den
Stufen und Ämtern, welche die betreffen-
den Mitglieder einnehmen. Diese A. meh-
ren und steigern sich bei den hohem
Graden und bezeichnen zugleich die unter-
scheidenden Abstufungen, die man unter
gleichgestellten Brüdern nicht erwarten
sollte. Krause wies zuerst darauf hin,
dass die »gebräuchlichen Titulaturen und
ftussem Auszeichnungen der Beamten und
Höhergraduierten c dem Kultus der Hu-
manität nicht entsprächen [»Hermes«,
St. 4, 1820, S. 4], Die 1846 gestiftete Loge
Zur Verschwisterung der Menschheit in
Glauchau führte zuerst die durch Krause
ausgesprochne Meinung thatsächlich aus.
Diesem Beispiel sind in neuester Zeit
mehrere deutsche Logen gefolgt, so 1867
eine der ältesten deutschen Baiüiütten, die
Loge Karl zur gekrönten Säule in Braun-
schweig, die Loge Archimedes zum ewigen
Bunde in Gera, die eklektischen Logen
in Frankfurt a. M. und Ooncordia in
St. Gallen. Auch die Grossloge von Ham-
burg hat die meisten A. abgeschafft, nach-
dem der Grossmeistertag von 1868 die
Frage angeregt hatte, ob es zu bestätigen
sei, dass die Maurerei an das Kirchliche
erinnernde A. besitze. Die Grosse Loge
Royal York und die Grosse Loge Zur
Sonne (1899) haben ebenfalls die A. be-
schränkt. Ob die A. in Deutschland geist-
lichen A. entstammen, s. L. 1895, S. 42.
Über Abschaffiing der A. Alpina 1877,
S. 351. [Vgl. Zd. 1838, S. 21; Flohr Ge-
schichte der Grossen Loge Royal York
(1898) n, 93. Schauberg, Symbolik der
Freimaurerei (Schaffh. 1861) I, 520.1
A]i8baeh(St. imKönigr. Bayern, 15 883 £.).
L Logen (jetzt geschlossen) das. : 1) Loge Z u
den vereinigten Freunden; Stiftung
und Schluss unbekannt. 2) Loge Zu den
drei Sternen, gegr. 17. Mai 1758, ruhte
1766-78, wurde 1778 vom Herzog Ferdi-
nand von Braunschweig (s. d.) zur Direk-
torialloge in Franken diesseits des Mains
unter dem Namen Alexander zu den
drei Sternen ernannt und stellte die Lo-
gen in Marktstefb, Erlangen und Nürnberg
unter sich, dann wieder nur Johannisloge,
als welche sie sich 19. Nov. 1799 an die
Grosse National -Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln anschloss, die sie 1816 wieder
verliess. [Denkmünze ders. vom 24. Febr.
1759 im HMW. Nr. 40 3) Delegirte alt-
schottische Loge Zu den drei Sternen,
24. Dez. 1799 an dieselbe Grossloge an-
geschlossen, 1816 wieder abgegangen.
4) Provinzialloge von Franken: Anachar-
sis zum erhabenen Zweck, 12. April,
mit Urkunde vom 18. Juli 1807 von der-
selben Grossloge errichtet, Zwischenbehörde
für die Tochterlogen in Bayern; unter ihr
standen die Logen zu Erlangen, Ansbach,
Markt-Rentweinsdorf, Pappecäieim, Heidel-
berg und Heilbronn. 1814hörte die Thätig-
keit der Provinzialloge auf. H. Ein Kränz-
chen Alexander zu den drei Sternen
wurde 15. Okt. 1878 unter der Loge Liba-
non zu den drei Cedem in Erlangen er-
richtet, löste sich aber 1889 wiedw auf.
Ansehüts, Ernst Gebh. Salomo, geb.
28. Okt. 1780 in Goldlauter bei Suhl, gest.
18. Dez. 1861 in Leipzig, war von 1806—49
Lehrer an der ersten Bürgerschule in
Leipzig und von 1809 Mitglied der dor-
tigen Loge Apollo, in der er fast alle
Ämter verwaltet hat. Von ihm erschien:
»Johannes am Jordan« (Lpz. 1853). Von
seinen maurerischen Liedern befinaen sich
mehrere in dem Liederbuch seiner Lo^,
mehrere sind in der Freimaurerzeitung oder
im Sonderdruck erschienen. Auch gab er
heraus: »Vermischte Gedichte« (Lpz. 1841).
[Vgl. L. XXI, S. 140.]
ADBpaeh, Jules, Bürgermeister, gest.
19. Mai 1879, war 1854, 28 Jahre alt, Stadt-
rat, dann Schöffe und 16 Jahre lang Bürger-
meister von Brüssel, zugleich in hervor-
ragender Weise Abgeordneter im Parlament,
in welcher Stellung er energisch die Inter-
essen der Hauptstadt verteidigte und für
das Wohl der arbeitenden IGassen eintrat.
Besondere Verdienste erwarb er sich bei
der Choleraepidemie 1866. A. wurde 25.
Febr. 1857 in der Loge Les Amis Philan-
tropes in Brüssel zum Freimaurer aufge-
nommen, und zweimal während je drei
Jahren wurde ihm die Leitung der Loge
übertragen. Ihm zu Ehren wurde 1866
eine Denkmünze geschlagen [HMW. Nr.
268].
Antifireimanrer-Koiisrresg in Trient.
Die Stadt des antiprotestantischen Konzils
war zu dem von der antimaurerischen Liga
vorbereiteten internationalen Antifrei-
maurer-Kongress ausersehen. Es fanden
sich ausser den Laien und niedem Geist-
lichen 18 Kardinäle und viele Bischöfe
ein, mit ihnen Leo Taxil (s. d.), der eigent-
liche Veranstalter. Der Kongress wurde
am 27. Sept. 1896 mit einer feierlichen
Prozession eröffnet. Er sollte, wie es in
einem päpstlichen Breve heisst, das »Lügen-
gewebe« der Sekte aufdecken, weil es nahe
liege, dass sich dann »alle redlich Den-
kenden von ihrer Schlechtigkeit und Ver-
ruchtheit voll Abscheu abwenden.« Die
Arbeiten waren besondern Ausschüssen zur
Berichterstattung zugewiesen und zwar
a) theoretisches Studium des Antimaurer-
tums, b) praktische Schlussfolgerungen zup
Bekämpfung desselben. Die Detailarbeiteu
waren an vier Sektionen verteilt: 1) Frei-
maurerisches System, 2) Freimaurerisches
Wirken, 3) Gebetsvereinigungen, 4) Be-
kämpfung. Präsident war Fürst Karl
Löwenstein (Kleinheubach), ihm standen
14 Vizepräsidenten aus verschiednen Län-
dern zur Seite. Der Fürstbischof von
Trient hielt die Begrüssungsrede. Von
1500 Angemeldeten waren 1200 erschienen.
Die vierte Sektion beschloss eine inter-
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42
Antig^ — Antimaurer.
nationale Organisation mit einer Zentral-
stelle in Born, die indessen nicht zu Stande
kam. Die Verhandlungen drehten sich
vorzugsweise um Miss Vaughan, die
Taxil mit französischen und italienischen
Klerikalen warm verteidigte, während der
Vertreter des Erzbischofs von Köln, Dr.
Gratzfeld, deren Enthüllungen als einen
»^ossartigen Betrug« bezeichnete, da es
eine Miss Vaughan nicht gebe und die
^uize Bewegung mit einer grossartigen
Blamage der Katholiken und Antifreimaurer
zu enden drohe. Als ein heftiger Wider-
streit der Ansichten Taxil in die Enge
getrieben und einer vorzeitigen Entlarvung
ausgesetzt hatte, verschwand er von Trient.
Das Unternehmen war in seinen Grund-
festen erschüttert. Die übrigen Verhand-
lungen und Beschlüsse waren nunmehr
ohne allen Belang; sie liefen darauf hin-
aus, als praktische Mittel zur Unterdrückung
der Freimaurerei das Gebet, die möglichste
Entlarvung der Sekte und die Boykottie-
rung der Freimaurer zu empfehlen [vgl.
L. 1896, S. 157, 169]. Als man witterte,
dass die Bekehrung von Taxil, Marghiotta
und der Miss Vaughan auf Verstellung
und Lüge beruhe, sah man davon ab,
einen Ausschuss einzusetzen, an den be-
kehrte Freimaurer Auskunft erteilen könn-
ten. Blieb schon unmittelbar der Erfolg
des Kongresses zweifelhaft, so ward dessen
Misserfolg vollends nach dem Bekannt-
werden der weitem Enthüllungen eine un-
bestrittene Thatsache. Auf den Kongress
wurde eine Denkmünze geprägt [HMW.
Nr. 1421. [Vgl. den Artikel Angriffe, Bh.
1896, S. 353. FZ. 1896, S. 882, 337.
Antliriia (brit.-westind. Insel, eine der
kleinen Antillen). Die Freimaurerei hat
hier sehr frühzeitig einen fruchtbaren Boden
fefunden. Schon 1788 stiftete hier die
'rovinzial-Grossloge von Boston eine Lo^e,
und 1739 waren 3 englische Logen hier
thätig. 1738 war auch schon von der
Grossloge von England far die Leeward
Islands (Inseln unterm Winde) ein Pro-
vinzial-Grossmeister ernannt worden. Eine
Tochterloge der Grossloge von Schottland
wurde 1787 gegründet. Jetzt ist nur noch
eine englische Loge hier thätig, gegr.
1843.
Antimasonisehe Sodetlt war eine 1741
entstandne adelige Gesellschaft, die den
Zweck hatte, durch Ausübung der Tugend
und Erweisung wohlthätiger Werke dem
gemeinsamen Wesen sich nützlich zu
machen. Sie war der Freimaurerei nach-
gebildet, mit Ausnahme der Grade. Sie
hatte besondere Erkennungszeichen, gab
sich äusserlich durch einen besondem
Bing zu erkennen, hatte eine besondere
Kleidung, nahm auch Frauen auf. Die
Sitzungen fanden zu Drage und Gottorf
statt. Kein Mitglied durfte Freimaurer
sein. Die Statuten wurden 23. Febr. 1742
festgestellt. Eine Abschrift befindet sich
im Archiv des Schlosses zu Schleiz. Die
Dauer der Gesellschaft war nicht lange.
Jedenfalls hat sie 1779 nicht mehr be-
standen. [Vgl. Br. L. 1883/84, S. 49.]
AnÜmaarer (Antimasons) in Amerika.
Vor der Unabhängigkeitserklärung der
englischen Kolonien hatten die in diesen
bestehenden Freimaurerlogen nur sehr
wenig die Aufmerksamkeit der Einwohner
auf sich gezogen, da ihre Zahl gering und
das Volk zu sehr mit dem Widerstände
gegen die Regierung und der Organisation
seiner sozialen und gewerblichen Verhält-
nisse beschäftigt war. Obwohl der Kampf
der Kolonien gegen das Mutterland und
die Kevolution in Frankreich ein und
demselben Geiste entsprungen waren, so
erregten doch die mit dieser Hand in Hand
Gehenden Greuelszenen den Abscheu und
ie Besorgnis der Amerikaner; dazu kam
die Furcht vor religiöser Freisinnigkeit
und vor monarchischen Einrichtungen.
Schon als die Offiziere des amerikanischen
Heeres, fast alle Freimaurer, nach dem
Friedensschluss (1783) den Orden der Cin-
cinnati gegründet hatten, um ein festes
Band um die zu schlingen, die im Felde
Gefahr und Not geteilt, erhob sich eine
gewaltige Opposition gegen diese abge-
schlossne Gesellschaft und ihre angeblich
aristokratischen Prinzipien, gegen das
Ordenswesen überhaupt, das nach franzö-
sischem Muster bald darauf im Maurer-
bunde zu bedeutender Geltung gelangen
sollte. Die durch den Illuminatenorden,
sowie durch die politischen EHubs Frank-
reichs hervorgerufnen Angriffe eines Ro-
binson (s. d.) und Barruel fanden auch
in Amerika vielfachen Anklang, und die
Schriften der Genannten wurden bald in
neuen Ausgaben und in Nachahmungen
verbreitet. Auch später noch, besonders
zur Zeit der Morganverfolgung, tauchen
solche Erzeugnisse der Presse auf. — In
den Neu-England-Staaten, in denen puri-
tanische Strenge allen freiem Begnügen
des Geistes ein Ziel zu setzen suchte,
fanden jene Verleumdungen viele dafür
empfängliche Gemüter. Selbst der Präsi-
dent John Adams (1797—1801) geriet in
Besorgnis vor den Aufklärern, so dass sich
die Grossloge von Massachusetts veranlasst
sah, an ihn unterm 17. Juni 1798 ein
Schreiben zu richten, in dem sie die Grund-
sätze des Maurerbundes in Schutz nahm.
[Triangel V, S. 141.] Dass um jene Zeit
eine Verteidigung gegen jene Angriffe für
nötig erachtet wurde, beweisen u. a. auch
die in Prestons niustrations of Masonry
(1804), S. 335—354, enthaltnen Auszüge von
zwei in New Hampshire gehaltnen Ileden.
Die Unklarheit, die damals vielfach unter
den Maurern selbst über Zweck, Wesen
und Geschichte der Brüderschaft herrschte,
Hess auch den kühnen Verteidiger der
Menschenrechte, Thomas Payne [On the
origin of Freemasonry (New York 1810)],
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Antiquity — Anüseimtismus.
43
sich in völlig unrichtigen Ansichten über
diese ergehen. Ein Teil der Geistlichkeit,
dem es hier und da an passendem Stoff
zur Behandlung fehlen mochte, bemäch-
tigte sich jener Erzeugnisse, um auf sie
g^ützt Verdammungsurteile gegen die
Freimaurer zu schleudern; andre Geist-
liche, die Freimaurer waren, wurden von
ihren Gemeinden mehr oder weniger be-
drängt. [Vgl. Creigh, Masonry and Anti-
masonry TPhiladelphia 1854).] Einzelne
Klagen über Vorurteile, die im Volke
gegen den Bund bestanden, finden sich
zerstreut in den damaligen Verhandlungen
der Grosslogen und in andern maurerischen
Schriften. Ein bedeutenderer, organisierter
Widerstand soll sich 1819 in dem Literary
and theological seminary in Hamilton,
New York, gezeigt haben. Stearns, später
Prediger der zweiten Baptistenkirche in
Rutland, Grafschaft Jefferson, New York,
deutet in seinem Buche: Inquiry into the
nature and tendency of speculative Free-
masonry (Utica 1826) darauf hin. Eine
andre Agitation gegen die Freimaurer
erhob sich in der Presbyterianersynode
von Pittsburg, Pennsylvanien, 1821, in
Nachahmung der Associate synod von
Schottland in Edinburgh, 1757 [Pratt,
Mas. Register, I, 178, 294-802. Creigh,
a. a. O,, S. 58 fg.; 241—249; 298—297].
Mehrere Geistliche hatten an sie den An-
trag eingebracht, die Freimaurer von den
Rechten und Wohlthaten der Kirche aus-
zuschliessen, ausser in Fällen, wo sie ihren
Irrtum bekennen und ihre freimaurerischen
Grundsätze abschwören. Diese Verhand-
lungen und Anträge, die das Vorspiel der
spätem, weit ausgedehntem kirchlichen
Angriffe gegen (fie Freimaurer werden
sollten, riefen einen Protest der drei in
Pittsburg bestehenden Logen hervor, in
dem diese mit aller Entschiedenheit und
unter ausfiihrlicher Würdigung der von
dem Ausschusse geltend gemachten Gründe
dem Verfahren der Synode entgegentraten,
worauf die Synode die Anträge abwies. —
Solch be8clu*änkten Anfeindungen trug
Slötzlich ein Ereignis, die Entfuhrung und
as Verschwinden eines gewissen William
Morgan in den nordwestlichen Grafschaften
des Staates New York (Sept. 1826), neue
Nahrung zu; aus den über diese Thatsache
empörten Teilen der Bevölkerung ent-
standen viele Tausende von wütenden
Gegnern des Maurerbundes und eine poli-
tische Partei^ die den grössten Teil der
Logen vor sich niederwarf und vorzugs-
weise in den nordöstlichen Staaten der
Union zur Macht gelangte, bis sie (1884)
mit der Partei der Wnigs zusammenschmolz.
(S. Morgan.) Langsam erholten sich die
Logen von den gewaltigen Schlägen des
Schicksals. Li neuerer Zeit sind, von rö-
mischem Fanatismus angefacht, von ein-
zelnen lutherschen Synoden und Geist-
lichen Amerikas Beschlüsse gegen die
Maurer gefasst und verkündigt worden,
katholische Priester verweigern hier und
da den Mitgliedern der Brüderschaft die
kirchlichen Gnadenmittel und Einsegnung
der Leiche. Doch blieben diese Ajifein-
dungen zu vereinzelt, als dass sie der
rasch fortschreitenden Entwicklung des
Bundes ein wirkliches Hindernis zu be-
reitenvermochten. Gegenwärtig beschränkt
sich der Kampf wesentlich auf vereinzelte
gegnerische Zeitungsartikel ohne merkliche
Wirkung, wie das Entstehen neuer Gross-
logen, selbst im Mormonenstaate Utah, und
das Wachstum der Johannislogen beweist.
[Vgl. Mas. Review, herausgeg. von C. Moore,
Xni, 206—209, 265-270, 351—866. Amer.
Freemason, 1856, S. 125, 155. Triangel,
IV, S. 177 u. s. w.] (Wegen der Litteratur
8. Angriffe.)
Antiquity (Lodge of), Altertumsloge.
Diese noch bestehende Loge war eine der
vier alten Bauhütten in London, welche
die Grossloge 1717 errichteten; ihr Ver-
sammlungsort war damals im Gasthaus
Zur Gans und zum Rost auf dem St.-Pauls-
Kirchhof, und sie galt unter den vier be-
teiligten Logen als die älteste (time im-
memorial, früher 1691), weshalb sie später
den jetzigen Namen annahm und in der
Rangliste der Grossloge von England bis
1813 die Nr. 1 fahrte, aber infolge der
Losung zwischen den « Modems ** und
»Ancients«, die für die letztem entschied,
erhielt sie die Nr. 2. Li der Zwischenzeit
hatte sie sich infolge eines Streits mit
der Grossloge 1779 als »Grand Lodge of
England South of the River Trentc mit
Urkunde von der Grossloge von York
aufgethan, konnte sich aber als solche nur
bis 1789 halten. Ein Teil der frühem
Mitglieder hatte mit Zustimmung der
Grossloge von England die alte Loge fort-
gesetzt, und die andern traten nach Bei-
legung der Streitigkeiten 1789 wieder bei.
Die Darstellung der Vorgänge von Preston
(in den Illustrations of Masonry) ist mit
Vorsicht zu benutzen, da er Partei war.
[Vgl. Kloss, Die Freimaurerei in England,
S. 214 fg., und Gould, History, III, S,
424 fg.]
Anti-Saint-Nieabe, s. Nioaise.
Antisemitismas. Darunter versteht man
die Bewegung gegen die Juden und deren
sozialpolitischen Rechte, die nicht neu ist,
sondern nur von Zeit zu Zeit stärker her-
vortritt. Der Ausgang des 19. Jahrh. hat
diese Bewegung von neuem in Fluss ge-
bracht. Auch in der Freimaurerei hat sie
Boden gefasst, wie naturgemäss alle äussern
Strömungen mehr oder weniger Eingang in
die Logen finden. Der A. hat mit der
Freimaurerei nichts zu thun. In ihr haben
die Bekenner aller Religionen Platz, da
kirchliche Streitigkeiten von ihr ausge-
schlossen sind und sie jedem Mitglied
seinen Glauben unberührt lässt. Selbst
darin liegt noch kein A. an sich^ <
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44
Anton — Arbeitsfeld.
einzelne Grosslogeu verfassungsmässig nur
Christen aufaehmen; denn wenigstens in
neuerer Zeit lassen sie auch Juden als
Besuchende zu, wenn sie in einer aner-
kannten Loge aufgenommen sind. A. ist
erst dann in den Logen vorhanden, wenn
in ihnen, ungeachtet sie sich nicht grund-
sätzlich auf Christen beschränken, Juden
gar nicht oder nur schwer AufQahme finden.
Solcher A. ist allerdings thatsächlich am
Ende des 19. Jahrh. bedauerlicherweise
vorhanden. Allein es ist trotzdem allge-
mein anerkannt, dass ein Antisemit nicht
Freimaurer sein kann. Mit dem Schw^in-
den der äussern Strömung wird der A.
auch in den Logen wieder abnehmen. Der
Deutsche Grosslogenbund hat 1881 be-
schlossen, «angesichts der traurigen, für
unsre Zeit unerhörten Vorgänge, die
an längst versunkene Jahrhunderte er-
innern und die Jahre 1880 und 1881 in
den Annalen der deutschen Geschichte
als unrühmliche kennzeichnen, es als seine
Pflicht zu bezeichnen, alle Bundeslogen in
ihren einzelnen Mitgliedern aufzufordern,
der sog. antisemitischen Ausschreitung
entschlossen und energisch entgegenzu-
treten.« [Vgl. Bh. 1888, S. 296; 1891, S.
356; 1892, S. 92; 1893, S. 332, 260; 1894,
S. 73.]
Anton, Karl Gottlob v., als Schrift-
steller besonders um die Geschichte der
Landwirtschaft verdient, geb. 23. Juli 1751
in Lauban, gest. 17. Nov. 1818 in Görlitz,
studierte die Rechtswissenschaft, wurde
Doktor der Bechte, Senator zu Görlitz
und geadelt und war zuletzt Oberamts-
advokat. Er wurde 1775 in der Loge
Minerva in Leipzig in den Freimaurer-
bund aufgenommen, trat dann der Görlitzer
Loge bei, wo er 1778 Redner und 1803
bis 1816 Meister vom Stuhl wurde. Er
war ein eifriger Maurer, wovon seine ge-
druckten Logenreden Zeugnis geben. Ver-
dient machte er sich ferner durch Heraus-
gabe der Schriften: Versuch einer Ge-
schichte des Tempelherrenordens (Lpz.1779
bis 1781J; Untersuchung über das Geheim-
niss und die Gebräuche der Tempelherren
(Dessau 1782); Über die Culdeer (Görlitz
1805, 1819).
Anzeiger, W 5chentlieher, der Arbeiten
der St. Johannislogen zu Berlin und dessen
nächster Umgebung (s. Fresse).
Apenrade (St. in der preuss. Prov. Schles-
wig-Holstein, 5564 E.). 1) Hier bestand
ein maurerisches Kränzchen seit 11. Dez.
1854, das später einging. 2) Am 17. Febr.
1886 wurde ein geselliger Verein für Frei-
maurer unter der Loge in Hadersleben
gegründet, der 22. Juni 1886 genehmigt
und 24. Juni 1886 eingesetzt wurae. 3) Ani
14. Okt. 1899 wurde er unter der Grossen
Landesloge von Deutschland in Berlin in
eine Loge St. Nikolaus an der offnen
Rhede verwandelt und eingeweiht.
Apierbeck (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 7028 E.). Hier besteht seit 1893 ein
Maurerkränzchen. Vers. 2. Sonnabend im
Monat. Lokal: Hotel zur Post.
Apolda (St. im Grossherzogt. S.-Weimar,
20798 E.). Hier besteht seit 19. Mai 1890
unter Aufsicht der Loge Amalia in Weimar
ein maurerisches Kränzchen. Mitglieder-
zahl (1899): 25. Vers. Montags mit ge-
radem Datum. Lokal: Harmonie, Mönch-
gasse 5.
Arbeit, Arbeiten heisst die ernste Be-
schäftigung der Freimaurer im Arbeitssaale,
d. h. an der Stätte, an der sie ihre sinnbild-
lichen Gebräuche ausführen, ihre Sinnbilder
in Vorträgen erklären und erläutern und so-
dann sich Anleitung geben, sich selbst zu
erkennen, zu beherrschen und zu veredeln.
Maurerische A. ist sodann jede Bemühung
für die eigne Selbstveredlung, sowie jedes
Werk aufrichtiger und warmer Menschen-
liebe. [Vgl. Straus, Die praktische Seite
der Logenarbeiten, im Ajchiv für Frei-
maurerei (Hmbg. 1844), H, 3, S. 3. Bh.
1868, S. 26; 1881, S. 281. Bbl. 1889, S.
154. Br. L. 1885/86, S. 57. FZ. 1854,
S. 41; 1861, S. 328; 1881, S. 282. L. 1888,
S. 100; 1^84, S. 155, 164, 173; 1897, S. 137.
M. L. 1883/84, S. 184; 1886/87, S. 14;
1890/91, S. 106. Z. 1889, S. 75; 1896, S. 2.]
Arbeiterlogen (Arbeiterorden). Die so-
zialen Verhältnisse und deren Lösung haben
u. a. auch den Gedanken gezeitigt, Ver-
einigung der Arbeiter nach freimaure-
rischem Vorbild zu schaffen, um diese vor
den Irrlehren, denen sie ausgesetzt sind,
zu schützen und ihnen vernünftigere An-
schauungen vom sozialen Leben beizu-
bringen. Man hat nicht gewollt, ohne
weiters die Arbeiter (im gewöhnlichen
Sinne des Volks) in die Freimaurerlogen
aufzunehmen, sondern besondere Arbeiter-
logen zu gründen, die in strenger Ab-
hängigkeit vom Freimaurerbund stehen
und unter seiner Leitung gehalten werden,
und aus denen in die eigentlichen Frei-
maurerlogen diejenigen herübergeführt
werden können, die sich durch strenge
Befolgung der Gesetze und Lehren aus-
zeichnen und an Gaben des Geistes und
Gemüts gewonnen haben. Selbst die
Deutsche Arbeiter-Zeitung hat sich diesem
Gedanken zugeneigt. Ob er eine prak-
tische Folge haben wird und ob es ange-
zeigt erscheint, ihm jetzt schon näher zu
treten, möchte noch sehr zu bezweifeln
sein. [Vgl. F. Z. 1873, S. 233; 1885, S. 375.
L. 1889, S. 53.] — Über den in Nord-
amerika seit 1878 bestehenden Orden der
Ritter von der Arbeit s. L. 1894, S.139.
Arbeitsfeld der Freimaurer ist ungemein
gross und erstreckt sich auf alle mensch-
lichen, geistigen und sittlichen Bestre-
bungen. Es kann das nicht Aufgabe der
Logen als Ganzes sein, sondern der ein-
zelnen Mitglieder, die nur dazu von jenen
angehalten und vorgebildet werden, im
Sinn und Geist der Freimaurerei zu wirken.
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Arbeitskalender — Archiv.
45
Das A. erstreckt sich darnach auf 1) För-
derung von Wohlthätigkeitsbestrebungen
(Armenunterstützung. Krankenpflege, Wai-
senversorgung , Konnrmandenbekleidung) ;
2) Förderung von Sittlichkeitsbestrebuneen
(Hebung der öffentlichen Sittlichkeit, Be-
kämpfung der Trunksucht, Arbeiterkolo-
nien, Unterbringung Obdachloser, Kinder-
horte); 8) Förderung von Erziehung und
Unterricht (Fortbildungsschulen^ Volks-
bibliotheken und Lesehallen, Stipendien-
stiftungen); 4) Förderung der Gesundheits-
pflege (Arbeiterwohnungen, Bettung Schiff-
brüchiger, Sanitätswachen, Heilanstalten);
5) Förderung von Kunst und Wissenschan.
Das Feld der maurerischen Arbeit ist weit
und gross genug, dass jeder nach seiner
Fähigkeit und seinem innem Trieb eine
Bichtung einschlagen und besonders pflegen
kann.
Arbeitskalender, s. Logenkalender.
Arbeitslohn, s. Iiohn.
Arehensehiffer (königlicher, Boyal Ark
Mariner). Dies ist einer der geringem
spekulativen Grade, der in Schottland mit
den Boyal-Arch-Kapiteln verbunden ist,
in England mit der Grosslote der »Mark
Masters«. Er handelt von aer Flut und
Noahs Errettung durch die Arche.
Arehe und Taube (Ark and dove). Ein
amerikanischer Grad, Vorstufe zum Boyal-
Arch (s. d.) und gewöhnlich an alle ge-
geben, die in den Boyal -Arch erhoben
werden. Wahrscheinlich ist es eine Ab-
änderung des Grads der königlichen
Archenschiffer (Boyal Ark Mariners).
Architekt kommt teils als Name von
Logenämtem, teils als Name von hohem
Graden vor, so z. B. bei der Grossen Lan-
desloge von Deutschland in Berlin der
Ordensoberarchitekt und der Ordensunter-
architekt, die zu den höchsten Beamten
zählen. Auch in den Niederlanden giebt
es in einzelnen Logen Bouwmeester und
ImGroot-Oosten einen Groot-ßouwmeester.
Die Grossloge von Schottland hat einen
Grand Architect; die Grosslogen von Eng-
land und von Irland haben einen Grand
Superintendent of Works. Als Benennung
höherer Grade findet sich das Wort A. mit
sehr verschiednen Zusätzen in Frankreich
und den von da verbreiteten Systemen.
Im schottischen Bitus heisst der 12. Grad
»Grand Master Architect« (Grand Mattre
Architecte).
ArehitektonfBehe Tafel wird hier und
dort (UngamJ das Protokoll genannt
Archiv heisst der Ort, wo ein Staat,
eine Stadt oder Korporation, speziell aber
eine Loge ihre Urkunden, Akten u. s. w.
in georaneter Sammlung bewahrt und
pflegt. — In frühem Zeiten wurden die
Archivalien sehr vernachlässigt und bil-
deten zum Teil nur einen Haufen un-
Seordneter Papiere und Bücher, was bei
enienigen Lo^en auch jetzt noch der
Fall ist, wo jedes Protokoll mit einer
Masse Anlagen belastet wird, die bei
diesem liegen bleiben, wenn sie auch der
verschiedensten Art sind, z. B. einge-
gangne Bücher, Denkmünzen u. s. w., sowie
auch da, wo die Bücher, die im Gebrauch
der Beamten sind, dem A. zugezählt wer-
den. Wir teilen hier eine Archivordnung
mit, die wir als Muster betrachten möchten.
I. Mitgliederbuch (Matrikel), n. Proto-
kollbücher, m. Einschreibebücher (Prä-
senzbücher). IV. Zur Geschichte der Grossen
Loge. V. Geschichte der Loge selbst:
1) der frühem, in die spätere übergang-
nen; 2) der bestehenden: a) vollständige
Listen und Logenschreiben, b) Stiftungs-
urkunde, c) geschichtliche Begebenheiten,
z. B. Buhe der Arbeiten, Wiederein-
setzung, Hundertjahrfeier, Protektorien
u. s. w. VI. Liturnk: a) früher gebrauchtes
Bitual; b) jetzt gebräuchliches Kitual nebst
Instruktionen; c) Bitual in andrer Sprache,
z. B. französischer, wie es gebraucht
wurde; d) Schwesternlogenritual; e) Bitual-
reform. Vn. Verfassung u. s. w. : a) Ge-
setzbuch der Grossen Loge; b) Hausge-
setze; c) Instruktionen der Beamten.
Vni. Verhandlungen und Briefschaften:
1) mit den Staats- und Stadtbehörden;
2) mit der Grossloge; 3) mit den Bundes-
logen; 4) mit fremden Logen; 5) mit nicht-
maurerischen Personen. IX. Akten be-
treflend einzelne Personen (Personalakten),
enthaltend: a) Beverse, Aufnahmegesuche,
Beantwortung der Fragen für Aufnahmen
und Beförderungen, Lebensläufe und
Entlassungsscheine der Angenommenen;
b) Ehrenbezeigungen ; c) Unordnungen und
Differenzen; d) abgewiesne Aumahme-
gesuche; e) angenommne Deckungsge-
suche. X. Arbeiten: a) Vorträge einzelner
Brüder; b) in der Loge gebrauchte Ge-
dichte und Lieder. Xl. Bechnungswesen
und Wohlthätigkeitsbeweise. XTT. Ver-
schiednes. XHI. Einverleibte A. Die ein-
zelnen Stücke sind in Akten zu ordnen und
jedes Stück ist im allgemeinen Verzeich-
nis einzutragen, sowie einzeln zu bezeich-
nen. — Ein andrer Plan findet sich in
Fischer, Entwurf zu einem Handbuch für
die Amtsthätigkeit der Logenmeister (Lpz.
1891), S. 94. Die bedeutendsten A. finden
sich natürlich bei den Grossen Logen und
bei lange bestehenden Logen. Für solche
ist die Anordnung weitschichtiger, da die
verschiednen Lehrarten und deren Ge-
schichte in Betracht kommen. Namentlich
umfrissen die A. der Grossen Loge von
Hamburg (über ein Jahrhundert alt), der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln, der Grossen Landesloge von
DeutscMan d, derGrossen Loge vonPreussen ,
genannt Boyal- York zur Freundschaft die
gründlichsten Nachrichten über die Ge-
schichte unsers Bundes in Deutschland,
und namentlich hat das Hamburger A. (in
seiner Abteilung Engbund) die Akten der
verschiednen Hochgrade, die in Deutsch-
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46
Archiv — Aristokratie.
land in Gebrauch gewesen sind. Unter den
A. der Johannislogen sind die der Drei
Schwerter in Dresden, Minerva zu den drei
Palmen in Leipzig, Archimedes zu den
drei Beissbrettem in Altenburg, Karl zur
gekrönten Säule in Braunschwei^, Zu den
drei Sternen in Rostock, Ferdinand zur
Glückseligkeit in Magdeburg, Zum gold-
nen Hirsch in Oldenburg durch ihren Reich-
tum nach verschiednen Seiten hin, sowie
durch ihre Ordnung von grosser Wichtig-
keit. — Ausser Büchereien (s. d.) befinden
sich bei einzelnen Logen noch besondere
Münzsammlungen, soweit diese Bezug auf
Freimaurertum und andre geheime Ver-
bindungen haben. [Vgl. Decke, Archiv für
Freimaurerei (Hmbg. 1842) I, 8-4, S. 29.
Finde 1, Geist und Form der Freimaurerei
(6. Aufl., Lpz. 1898), S. 81. R. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die Amts-
thftügkeit der Logenmeister (Lpz. 1891),
S. 93. FZ. 1876, S. 41 (Repertorium).]
ArchlT, 8. Prewie.
ArehiYar, s. Urkundenwart.
Areopag, im alten Griechenland der
Name des obersten Gerichtshofs zu Athen,
ist die in manchen höhern Graden übliche
Bezeichnung der Gesamtheit der Mitglieder
eines Grades, wie Loge in den untern
Graden ; insbesondere heissen so die Logen
des 30. Grads des Schottischen Ritus (s. d.).
Argentinische Republik (in Südame-
rika). In Buenos Aires bestand schon
1780 eine Loge, deren Namen und Schick-
sale nicht weiter bekannt sind; man weiss
nur, dass sie vorübergehend unter Mass-
nahmen der Obrigkeit zu leiden hatte.
1806 entstand ebendort die Loge Lautaro,
die Männer zu Mitgliedern zählte, die
später in der Geschichte des Landes eine
hervorragende Rolle spielten; die Loge
stellte infolge der Wirren 1810 ihre Ar-
beiten ein, trat aber 1812 wieder in Thä-
tigkeit. 1825 erteilte die Grossloge von
Pennsylvanien einen Stiftungsbrief für
Buenos Aires. 1852 gründete der Gross-
orient von Frankreich zwei Logen, darunter
die noch thätige Loge Amie des naufrag^
in Buenos Aires. Von 1853 an errichtete
auch die Grossloge von England 8 Logen,
für die 1861 eine Distrikts-Grossloge er-
richtet wurde. 1856 scheint auch schon
eine Grossloge der A. R. bestanden zu
haben, die aber nicht anerkannt wurde.
Am 22. April 1858 errichtete der Oberste
Rat von Uruguay einen Obersten Rat
und einen Grossorient für^ die A. R. in
Buenos Aires. Gegen die Übermacht de»
Obersten Rats begann 1877 eine Bewegung,
die zwar zur GrCLadung einer neuen Gross-
loge, der National -Grossloge, führte; in-
dessen vereinigte sich die neue Grossloge
schon 1878 wieder mit der alten. Nach-
dem 1886 die Verfassung auf eine mehr
demokratische Grundlage gestellt worden
war, hob der Oberste BSit 1894 diese Ver-
fassung auf und stellte die alte von 1859
wieder her. Infolgedessen schied 1895 eine
Anzahl Logen aus und gründete einen
eignen Grossorient in Buenos Aires. Zu-
gleich wurde 1. Sept. 1895 in La Boca
eine Symbolische Grossloge ins Leben ge-
rufen. Beide Grossbehörden vereinigten
sich aber 1897 wieder mit dem Obersten
Rat. 1899 brachen jedoch neue Zwistig-
keiten aus, die 7. April zur Gründung der
National-Grossloge und 8. Aug. zur Grün-
dung eines Supremo Consejo Nacional
Argentino führten. Der alte Supremo Con-
sejo mit dem Gran Oriente zählte 1899
73 Lo^en und der neugegründete Supremo
Consejo Nacional mit der Gran Logia
Nacional 19 Logen, zusammen 92 Logen.
Unter auswärtigen Grosslogen stehen:
1) 7 Logen unter Grossloge von England
(3 in Buenos Aires), 2) 15 unterm Gross-
orient von Italien (6 in Buenos Aires),
3) 1 unter der Grossen Loge von Ham-
burg in Buenos Aires (s. d.), 4) 1 unterm
Grossorient von Frankreich das. und 5)
15 Logen unter spanischen Grosslogen.
Endlich arbeitet in Buenos Aires (s. d.)
eine deutsche Loge unabhängig, so dass
die Gesamtzahl aller Logen 132 beträgt.
Argonautenorden, ein vom braun-
schweigschen Hofrat P. A. Schrader (s. d.)
1772 gestifteter Orden. In ihn wurden
Frauen und Männer, der bessern Gesell-
schaft angehörend, namentlich Professoren
des vom Herzog Karl I. (s. d^ in Braun-
schweig gegründeten Collegii Carolini auf-
genommen. Die Aufriahme fand kostenlos
statt. Die Mitglieder versammelten sich
in- zwangloser Weise an schönen Sommer-
abenden auf einer, in einem der zur braun-
schweigschen Domäne Riddagshausen ge-
hörenden Teiche belegnen Insel, auf der
ein im griechischen Stil erbauter, mit einer
auserlesnen Bibliothek versehener Tempel
stand ; mit Musik und Gesang und Vorlesen
ihrer Geistesprodukte unterhielt aich die
Geselbchaft. Der Stifter, zugleich auch
der freundliche Wirt mit dem Titel Gross-
admiral, sorgte für geschmackvolle Speisen
und Weine. Der Toast und Schiffsgruss
war: «Es lebe die Freude.« Ein silberner,
grün emaillierter Anker war das Abzeichen.
(Die Abzeichensammlung der Loge in
Braunschweig enthält noch ein solches.)
Wie lange oer Orden bestanden hat, ist
unbekannt. [Vgl. Notuma (Leipzig 1788)
a. 121 fg.]
Aristokratie. 1) Die A. des Adels, wie
des Geistes war im 18. Jahrh. zahlreich in
den Logen vertreten, die aus den auserlesnen
Ständen zusammengesetzt waren. Es wird
der heutigen Freimaurerei vielfach vorge-
worfen, dass sie nicht mehr so viele Glieder
jener Aristokratie besitze. Diese hat sich
zurückgezogen, namentlich in Deutschland,
weil die Bildung allgemeiner geworden ist
und dadurch der Mittel- und sog. Bürger-
stand mehr vertreten ist. In England über-
wiegt noch die Adels- Aristokratie, die dort
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Arithmetik — Arnim.
47
noch ihre alte Bedeutung behalten hat.
Unter A. des Geistes versteht man die
grossen Geistesheroen des 18. und des 19.
Jahrhunderts in der sog. Aufklärung-
periode. Auch sie hat abgenommen in-
folge grösserer Verbreitung der Bildung
(s. Adel). 2) Die Log:e hat einen aristo-
kratischen Zug, d. h. sie besitzt edle Ele-
mente und bezeugt edle Charaktereigen-
schaften, Adel de^ Gesinnung. Deshalb
nennt sich auch die Freimaurerei eine
königliche Kunst. Der hier und da noch
auftretende äussere aristokratische Zug,
namentlich in der Bevorzugung der hohem
Grade, widerspricht dem Geist der Frei-
maurerei und führt zu bedenklichen Aus-
wüchsen. [Vgl. Mittheilungen aus dem
Verein deutscher Freimaurer 1897/98, S. 32.
FZ. 1866, S. 57. Rumpelt -Walther, Aus
meiner Werkstatt (Dresd. 1873), S. 41.]
ArilkmeÜk s. WiasensohafUnL
Arixona (Territorium der Vereinigten
Staaten von Nordamerika). Hier besteht
eine Grossloge, gegründet 25. März 1882
mit dem Sitz in Tucson. Sie zählte 1898
15 Logen mit 618 Mitgliedern.
Arkadisehe Gesellsehaffe in Philandria.
Zweck und Ziel dieser war die Nachahmung
der Freimaurerei durch jugendliche Schwär-
mer, die wegen ihres Alters noch nicht
aufgenommen werden konnten. Ihr Stifter
war Ludwig Isenburg von Buri, der sie
1764 auf dem Isenburgschen Gute Neuhof
bei Offenbach gründete. Die Mitglieder
waren meist Sölme aus vornehmem Stande,
selbst ein Prinz gehörte ihnen an. Die
Gesellschaft hat von 1764 — 71 bestanden.
Auch Goethe wollte als 15iähriger Jüng-
ling aufgenommen sein. Od das wirklich
geschehen ist, lässt sich nicht erweisen.
[Vgl. L. XXIX 105 fg. R. 1887, S. 51,
wo vieles aus dem Ritual abgedruckt ist.]
Arkansas, einer der Vereinigten Staaten
von Nordamerika. Die erste Loge wurde
das. 1819 durch die Grossloge von Ken-
tucky in the Post (dem Flecken Post, dem
Regierungssitze des damaligen Territoriums
A.) unter dem Namen ^kansaslo^e ge-
gründet; sie gab bald darauf, bei Ver-
legung des Regierungssitzes nach Little
Rocky ihre Dispensation (s.d.) wieder zurück.
Erst 1886 entstand wieaer eine Loge, und
zwar in Fayetteville mit einer Dispensation
von der Grossloge von Tennessee; sie bil-
dete mit einigen andern 25. Nov. 1838 die
Grossloge mit dem Sitz in Little Rock,
setzt aber den Gründungstag auf den 22.
Febr. 1832. 1857 legte sie in der Nähe
von Little Rock den Grundstein zu dem
8t.-Johns-College^ das strebsamen Jüng-
lingen Gelegenheit zu höherer Ausbildung
bietet und vorzugsweise von den Maurern
des Staates unterhalten wird. Unter der
Groesloge arbeiten 445 Logen mit 13670
Mitgliedern. — Auch besteht in A eine
Grossloge der Farbigen, gestiftet 30. März
1873 mit 114 Logen und 1913 Mitgliedern.
[Zeitschrift: Masonic Jewel (Memphis
1870 fg.).]
ArmeelogeB, s. Militarlogen.
Armen - KommissioB (Armen • Komitee,
Armen-EoUegium). Unter diesen Namen
bestehen bei mehreren grossem, namentlich
vereinigten Logen besondere Ausschüsse,
zusammengesetzt aus dem Armenpfleger
(s. d.) und mehreren andern Beamten, zur
Verwaltung der Armenpflege (s. d.^. In
Berlin (s. d.) haben die drei altpreussischen
Grosslogen gemeinschaftlich eine Kom-
mission zur Unterstützung hilfsbedürftiger
durchreisender Brüder eingesetzt. (Wegen
London s. AlmoBen-KommiBBion.) Sonst
versteht man unter A.-K. den Ausschuss
einer Loge zur Besorgung aller Unter-
stützungssachen.
Armenpflege ist von Anfang an in den
Logen geübt worden als Hauptteil der
Pflicht der Wohlthätigkeit. In jeder Loge
findet man das Amt eines Armenpflegers
(s. d.). Bei jeder maurerischen Versamm-
lung, jeder geschäftlichen und geselligen
Zusammenkimft wird für die i^en ge-
sammelt, und die Versammelten werden
zuweilen durch besondere Ansprache zu
Beiträgen aufgefordert. Die Armenpflege
erstreckt sich zunächst auf die Mitglieder
des Bundes, wenn diese verarmt sind, und
auf deren Frauen und Kinder. Bei ausser-
ordentlichen Fällen werden besondere
Sammlungen veranstaltet und von der ein-
zelnen Loge auch andre näherliegende
Logen um milde Beiträge gebeten, eine
Bitte, die selten unerhört bleibt. In dieser
Beziehung bildete sich in London 1729 die
Almosen-Kommission (s.d.) der Freimaurer,
die schon 1724 in Vorschlag gekommen war.
Ebenso ist es auch Sitte, arme reisende
Bundesglieder zu unterstützen. Freilich
haben sich Betrüger eingeschlichen, um
mit der Mildthätigkeit der Logen förm-
lichen Logenbettel zu treiben (s. Bettelei).
[Vgl. Bh. 1873, S. 317.]
Armenpfleger, auch Almosenpfleger, Al-
mosenier, Aum6nier genannt (franz. hospi-
talier, engl, hospitaller oder almoner),
heisst der Beamte einer Loge, der die Ver-
waltung der Armenkasse und die Vertei-
lung der Unterstützungen unter sich hat.
Bei vielen Logen ist dieses Amt, das über-
haupt in älterer Zeit nicht als ein beson-
deres Amt bestand, noch jetzt mit einem
andern, z. B. dem des Schatzmeisters oder
des ersten oder zweiten Schaffhers, dem
ursprünglich die Geschäfte der Armenpflege
oblagen, verbunden.
Armiger, Waffenträger, im mittelalter-
lichen Latein soviel als Knappe, kommt
in Systemen, die das Rittertum in die
Freimaurerei hineintrugen, mehrfach als
Bezeichnung eines besondem Grades vor.
Arnim, Friedr. Wilh. Graf v., auf
Boitzenburg und Zichow, geb. 31. Dez.
1739, 2. Okt. 1786 in den Grafenstand er-
hoben, gest. 21. Jan. 1801 als preussischer
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48
Arnold — Asher.
Staats- und Kriegsminister und Oberjäger-
meister, war Mitglied der Loge Zum flam-
menden Stern in Berlin.
Arnold, Heinrich, Schulmann, geb.
4. Febr. 1847 in Syrau bei Plauen, lebt
als Direktor der 26. Bezirksschule in Leipzig.
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde A. 26. Juni 1880 in der Loge Zur
Pyramide in Plauen, trat 1898 in die
neu gegründete Loge Phönix in Leipzig
über und bekleidete dort verschiedne Ämter,
darunter 1896 das des Meisters vom Stuhl.
Mehrere seiner Zeichnungen sind in der
Asträa, Bauhütte, Freimaurer-Zeitung und
Latomia veröffentlicht.
Arnsberg (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 7786 E.). Loge das. unter der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: Westphalia zur Eintracht,
gest. 3. Juni 1830, eingew. 15. Sept. dess. J.;
seit 7. März 1859 geschlossen.
Arnstadt (St. im Fürstent. Schwarzburg-
Sondershausen, 13595 E.). 1) Hier wurde
11. Dez. 1852 ein Freimaurerkränzchen
gegründet. Daraus entstand 2) unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln die Loge Zu den drei
Gleichen, gegr. 1. Dez. 1881, eingew. 26.
März 1882. Mitgliederzahl (1899): 45.
Eignes Logenhaus, eingew. 24. Sept. 1899,
Vers. Freitags, am 1. Freitag des Monats
mit Schwestern. — Milde Stiftung: Jo-
hannistiftung (Statut v. 15. Okt. 1882) fdr
erziehliche Zwecke.
Amswalde (St. in der preuss. Prov.
Brandenburg, 7912 E.). Loge das. unter
der Grossen National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln: Friedrich Wilhelm
zur Hoffnung, gest. 16. Nov. 1822, eingew.
28. Jan. 1828. — Mitgliederzahl 1899: 65.
Vers. 1. Mittwoch im Monat. Ferien: Juli
und August.
Arolsen (Hauptst. des Fürstent. Waldeck,
2768 E.). Loge das. unter der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: Georgzur wachsendenPalme,
gest. 80. Okt. 1841, eröflnet 5. Mai 1842.
Mitffliederzahl (1899): 26. Vers. Freitags.
Milde Stiftung: Georg -Viktor -Stiftung
(Statut V. 6. Mai 1877) zur Unterstützung
hilfsbedürftiger Mitglieder der Loge, deren
Angehörigen und Hinterbliebenen.
Artem (St. in der preuss. Prov. Sachsen,
4881 E.). Hier besteht unter der Loge in
Sangerhausen ein maurerisches Kränzchen
Zu Wolfgane Goethes Ahnenstätte,
gest. 7. Nov^ 1883. Mitgliederzahl (1899): 15.
Vers. 1. Freitag im Monat.
Ascension (brit. Insel im Atlantischen
Ozean). 1864 — 67 bestand hier eine Tochter-
loge der Grossloge von England.
Asch (St. in Böhmen, [1890] 15557 E.).
Hier besteht ein nicht -politischer Verein
Asträa unter der Hofer Loge, gegr. 4. Juni
1898.
Asehaffenburg (St. im Königr. Bayern,
15881 E.). I. Früher bestanden hier fol-
gende Logen: 1) Friedrich Karl Joseph
zum gold'enenRade, gest. 1789 in Mainz
(s. d.) als Loge Zum goldnen Bade mit
einer Londoner Urkunde, schloss dort
ihre Arbeiten Ende 1792 und eröffnete sie
wieder in A. 25. Juli 1806 unter dem Namen
Friedrich Karl Joseph zum goldenen Rade
[vgl. Bh. 1894, S. 808]. Von ihr existiert
eine Denkmünze ohne Jahreszahl. 2) Karl
Eu^en Napoleon zur festen Ver-
einigung (Charles -Eugene Napol^n k
l'union constante), gest. 1809 von aer Gross-
loge Hieronymus Napoleon zu Kassel (nach
dem Calencfrier von 1814 gegr. 10. April
1810, mit Kapitel). Auf Verordnung des
damaligen Grossherzogs von Frankfurt,
Karl V. Dalberg, vom 81. Mai 1812 schlössen
beide Logen ihre Arbeiten. — H. Am 10.
Nov. 1875 wurde das. ein Maurerkränzchen
Zum wiedererbauten Tempel am
Main unter der Loge in Offen Dach ge-
gründet, das 1880 wieder eingegangen ist.
Aschersleben (St. in der preuss. Prov.
Sachsen, 24190 E.). L Hier oestand eine
Schottenloge Zu den drei Hügeln
Zions, gegr. 10. Juli 1760, und eine Jo-
hannisloge gleichen Namens, gegr. 1. Nov.
1762, beide unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln und
längst eingegangen. U. Jetzt bestehen hier
unter der Grossen Landesloge in Berlin:
1) die Johannisloge Zu den drei Klee-
blättern, gegr. 11. Febr. 1778 (24. Dez.
1777) in Magdeburg (s. d.), die Johanni
1779 nach A. verlegt wurde und 1792—1816
abwechselnd in A. und in Eisleben (s. d.),
seit 1816 aber nur noch in A. arbeitet.
Mitgliederzahl (1899): 108. Vers. Mittwochs.
2) Die Andreasloge Impavida, gegr. 30.
Nov. 1893.
Asher, Karl Wilhelm, geb. 30. Nov.
1798 in Hamburg, gest. das. 29. Sept. 1864,
Jurist, wurde 17. Juni 1820 in Bonn
Dr. jur., war 1834—43 Kriminalaktuar
in Elamburg, kam dann in die Direktion
der Berlin -Hamburger Eisenbahn und
wurde 1848 Protokouführer der Rat- und
Bürgerdeputation in Hamburg. Er wurde
6. März 1824 in die Loge Absalom das.
aufgenommen, war 1842 — 43 und 1852
bis 1859 Meister vom Stuhl der Loge
Ferdinand zum Felsen ebendort. Ein eif-
riger Maurer war er unermüdlich für das
Wohl der Logen thätig. Nachdem er schon
1844 zum Ehrenmitglied der Grossloge von
Hamburg ernannt war, wurde er 1859 zu
deren zugeordneten Grossmeister gewählt,
was er bis zu seinem Tode blieb. Unter
seinen vielen Werken, grösstenteils volks-
wirtschaftlicher Art, ist zu erwähnen:
Ȁlteste Urkunde der Freimaurer in Eng-
land, herausgegeben von James Orchard
Halliwell. Übersetzt. Mit dem englischen
Text.« (Hmbg. 1842.) [Vgl. Brandt Ge-
schichte des Alten Logenhauses in Ham-
burg, S. 135. Nekrolog von A. (Hmbg.
1864). L. XXIV, 54.]
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Ashmole — Asiaüsohe Brüder.
49
AshMole, Elias, geb. 23. Mai 1617,
gest 18. Mai 1692, war ein anerkannter
Gelehrter und Altertumsforscher und der
Alchemie ergeben. Seine Sammlungen
übergab er der Universität, sie bildeten
die Grundlage des > Museum Ashmoleanum « .
Nach seinem Tagebuche wurde er 1646
mit dem Oberst Mainwarinff zu Warrington
in Luicashire in die Brüderschaft aiüfge-
nommen^ hat aber erst 1682 bei einer Auf-
nahme in London wieder eine Loge be-
sucht; denn da er alle Kleinigkeiten in
seinem Tagebuche berichtet und nichts
von einem Logenbesuche inzwischen ver-
zeichnet, so ist es sicher, dass er in der
ganzen Zeit nie in einer Loge war. Seine
Verbindung mit den Freimaurern war also
eine sehr lose, da er auch in den letzten
zehn Jahren seines Lebens sich nirgends
wieder beteiligt hat, und die unverbürgten
Nachrichten, die in der Biographia Bri-
tannica zu lesen sind, erweisen sich bei
kritischer Nachprüfung als ganz unhaltbar.
[Vgl. Gould, History, Öl, S. 129 fg., 170 fff.j
Auch seine Zugehörigkeit zu den vorgeb-
lichen Bosenkreuzem wird hier mit Recht
zurückgewiesen [vgl. auch Begemann, BZC.
1889, S. 101 fg.].
ABiatlsehe Brüder, eigentlich Bitter
und Brüder Johannis aes Evangelisten aus
Asien in Europa. Diesen Namen gab H.
H. V. Ecker und Eckhoffen (s. d.) dem 1782
auf Wunsch des Landgrafen Karl von
Hessen als Protektor des Ordens umgear-
beiteten System der Ritter und Brüder des
Lichts (s. d.). Laut seiner eignen Angabe
in der »Abfertigung der Authentischen
Nachricht von den A. B.«, S. 48, hätten die
»Brüder aus Asien« schon um 1750 bestan-
den und den Plan zur Bildung einer engem
Vereinigung in Europa entworfen; nach
dem Hubertusburger Friedensschlüsse habe
man diesen Plan wieder hervorgesucht,
und vorzüglich Prof. Spangenberg in
Marburg, Graf Wrbna in Österreich u. a.
hätten sich damit beschäftigt. Diese Yer-
ein^ung der obem Brüder dieses Systems
in Europa hätte 1780 angefangen und sei
1784 durch Umgestaltung der alten Ge-
setze ausgeführt worden. All dies ent-
spricht jedoch der Wahrheit nicht. That-
sache ist es, dass Ecker den Orden der
A. B. 1782 ausarbeitete und 1784 ver-
besserte. Die Einrichtung des Ordens war
folgende: Aufnahmefähig war jeder recht-
schaffene Mann, der an einen Gott glaubte
und als Freimaurer-Ritter und Meister durch
eine ordentliche Melchisedekloge (s. d.)
oder St-Johannisloge legalisiert war; alle
von Natur Gebrechlichen konnten in den
hohem Graden nur mit besonderer Ge-
nehmigung der obersten Behörde des
Ordens zugelassen werden. Als nicht auf-
nahmefähig war ausdrücklich bezeichnet:
»wer ein Gotteslästerer oder Religions-
spötter ist, wer die heiligen Rechte der
Könige und Fürsten, die das Bild des
Allgemeines Haodbaoh der Freimaurerei«
Ewigen auf Erden sind, nur im geringsten
verletzt, wer die Rechte der Menschheit
zu kränken oder auch nur mit Vorsatz
einzuschränken sucht, wer die heiligen
Rechte der Tugend gewissenlos entweiht,
die Gerechtigkeit frevelhaft mit Füssen
tritt, Witwen und Waisen oder irgend
einen Menschen, welcher Religion, welchen
Standes er immer sei, reich oder arm^
gross oder klein, mit Vorsatz drückt una
verfolgt.« — Als Inhalt des Systems wur-
den »die echten Geheimnisse und mora-
lisch-physischen Aufschlüsse der Hiero**
glyphen des Ordens der Ritter und Brüder
Freimaurer« bezeichnet; andre Wahrheiten
kenne der Orden nicht, ebensowenig als
er von den sog. hohem Graden Notiz
nehme. »Der Orden sollte nichts anderes
als eine brüderliche Vereinigung edel-
denkender, frommer, gelehrter, erfahrener
und verschwiegner Männer ohne Rück-
sicht auf Reli^on, Geburt und Stand sein,
die bemüht sind, nach den Anweisungen
des Ordens die Geheimnisse aus den Er-
kenntnissen aller natürlichen Dinge zum
Besten der Menschheit zu erforschen.« —
Es gab fünf Abteilungen: zwei Probe-
stufen, die der Suchenden und die der
Leidenden, und drei Hauptstufen: 1) die
der Ritter und Brüder St.-Johannis des
Evangelisten aus Asien in Europa; 2) die
der weisen Meister; 8) die der königlichen
Priester oder der echten Rosenkreuzer
oder die Stufe »Melchisedek Eins«. Jede
Probestufe durfte nicht mehr als zehn
Glieder zählen, einschliesslich des den
Vorsitz führenden Bruders der ersten
Hauptstufe. Diese bildeten eine Meister-
schaft Je zehn Meisterschaften, eine De-
kade, standen unter einer Obermeisterschafty
bei der die erste Hauptstufe in Thätigkeit
war. Jede solche aurfte höchstens 88
Glieder zählen. An der Spitze der ver-
schiednen Obermeisterschaften einer Pro-
vinz stand ein Provinzkapitel mit einem
Provinzialgrossmeister und elf andern Be-
amten. Europa zerfiel in vier nach den
Himmelsgegenden benannte Provinzen«
Den ganzen Orden in Europa leitete ein
Generalkapitel mit einem Generalober-
meister und zwölf Beamten und über diesem
noch die oberste Ordensbehörde, der auch
allein die Verleihung der zweiten und
dritten Hauptstufe, und zwar jener unbe-
schränkt, dieser aber bloss an 72 Brüder
in Europa zustand. Diese Behörde war
das aus 72 Gliedern bestehende a kleine
fürwährende Synedrion«, an seiner Spitze
der oberste Oraensgrossmeister. Bei diesem
bestanden fünf Ausschüsse von je 8, 5,
7, 9 und 13 Mitgliedern. Jedes hatte
einen Amtsnamen, mit dem es allein be-
nannt ward. Diese Namen waren durch-
weg hebräisch. Daneben waren noch
Deputierte von je zehn Meisterschaften
bei der Obermeisterschaft, sowie der letz-
tem bei dem Provinzkapitel, endlich Re-
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50
Asiatische Brüder.
präsentauten der Provinzen am General-
kapitel vorhanden. Über den Geschäfts-
fing, die Abfassung der Schreiben und
rlasse, welch' letztere alle nach der
Ordenshierarchie von Stelle zu Stelle des
Ordens gingen und an jeder Stelle abge-
schrieben werden mussten, ja sogar die
Titulaturen waren die genauesten Vor-
schriften gegeben. Bei der Aufnahme wurde
nichts bezahlt; die Kosten wurden auf alle
gleichmässig verteilt. Nur für die Stif-
tungsurkunden der Meisterschaften u. 8. w.
musste eine Taxe bezahlt werden, die von
7 bis zu 50 Dukaten (beim Generalkapitel)
stieg. Die Kleidung war nicht minder
vorgeschrieben; auf den untern Stufen
herrschte die schwarze, auf den hohem
die rote Farbe vor; an Zeichen, Kreuzen,
Ketten fehlte es nicht. Die Jahreszählung
des Ordens beginnt von der Erneuerung
durch Johannes den Evangelisten (!), d. h.
vom J. 40 n. Chr. — Im J. 1782 wurde
von Seite des grossen Synedrions das System
der Bitter und Brüder des Lichts als auf-
gehoben und für null und nichtig erklärt
und an dessen Stelle der Orden der A. B.
in Wien verkündet. Bei dieser Gelegen-
heit wurden — heisst es — laut des von
Br. Obadia (Karl A. L. Bischof, Verfasser
von »Die Allmacht, Weisheit und Güte
des Schöpfers in den Werken der Natur«,
(Nümb. und Sulzbach 1797, 1805); gest. 23.
Jan. 1814) seitens des grossen Synedrions
ausgefertigten und aus den Händen des
Br. Ghacham Algibor Hamerini (Karl von
Hessen) empfangenen Creditivs und zu-
folge des auf Befehl des grossen Syne-
drions am 13. Tage des 10. Monats, am
7. Tage .nach dem Feste Johannis des
Evangelisten im Jahre der Beform 1743
(mithin am 3. Jan. 1784) und des unter
Leitung Obadias zwischen den Brüdern
Ben Jachin (Ek^ker), Scharia (Schönfeld)
und Nathan (Grat De La Tour) abge-
schlossenen »Vereins«, diese drei Brü-
der »mit Einschluss eines jedesmaligen
zeitlichen, ordentlich erwählten und er-
klärten obersten Ordensgrossmeisters, zum
kleinen Synedrion als das erste Oberhaupt
des Ordens in Europa mit allen denBechten,
Vorzügen, Ehren, Würden, Ansehen, Macht
und Gewalt vor itzt und zu ewigen Zeiten
feierlich eingesetzt.« Die Würde des Gross-
meisters übernahm Graf Sinzendorf (He-
mon), während Ecker die Würde des
obersten Ordenskanzlers und Ordenslehrers
bekleidete, durch dessen Hände alles den
Orden Betreffende zu gehen hatte und der
alles leitete. Im Bimge ihm äusserlich
gleichgestellt waren die beiden obersten
Visitatores und Ordenslehrer Schönfeld
für die Provinzen im Osten und Süden,
Graf De La Tour aber für die im Westen
und Norden. Die Stelle des Schriftführers
bekleidete Bischof — Unter dem Schutze
Sinzendor& breitete sich der Orden sowohl
in Wien und allen österreichischen Staaten,
als auch ausserhalb Österreichs schnell aus.
Trotz der Widersinnigkeiten, die das
Ordenssystem enthielt, und trotz der Wider-
sprüche, in die es mit sich selber geriet,
fand es überall Beifall und grossen Zu-
lauf, weil man auch Juden als »uralte echte
Brüder aus Asien« aufnahm. Aber auch
viele hochgestellte Männer und »fast alle
Grossen des Beichs« wusste Ecker in
sein Garn zu ziehen. Als sein erklärter
Protektor galt, ausser Graf Sinzendorf,
noch Karl Fürst Liechtenstein, die ihm,
ersterer jährlich 1200 fl., letzterer aber
2000 fl. auswiurfen, wovon er, ungerechnet
der Aufhahmegelder, die in seine Tasche
flössen, vortrefflich leben konnte. Nach*
gerade erschien nicht nur der Bosenkreuz-
orden, sondern auch der Freimaurerbund
ernstlich bedroht, und der Landesgross-
meister und zugleich rosenkreuzerische
Oberhauptdirektor Graf Dietrichstein hielt
es für seine doppelte Pflicht, gegen Ecker
und dessen Orden alles mögliche anzu-
bieten. Er schilderte ihn in allen Logen
als Betrüger und Aftermaurer und brachte
es dahin, dass er nicht als ordentliches
Mitglied der Wiener Logen erkannt wurde.
Ebenso zeigte Dietrichstein dem Begie-
rungs- und Polizeipräsidenten Graf Pergen
an, dass er, der für das Gebahren aller
echten Freimaurerlogen der Begierung
gegenüber die Haftung übernommen hatte,
mr die Logen Eckers und deren Mit-
glieder nicht gutstehen könne. Allein
vergebens: Ecker erfreute sich eines zu
grossen Anhangs und seine Stellung schien
unerschütterlich. Mit gleich ungünstigem
Erfolg versuchte Dietrichstein dem Grafen
Sinzendorf die Augen zu öffnen. Der
Samen fiel aber nicht auf ganz unfrucht-
baren Boden. Das Treiben Eckers ward
dem Grafen Sinzendorf nachgerade denn
doch zu bunt, und am 4. Jan. 1785 legte
er seine Würde nieder, nachdem Schön-
feld und De La Tour schon vorher aus
dem Synedrion ausgetreten und dies mittels
Umlaufs des grossen Synedrions vom 7. Okt.
1784 im Dez. 1784 aufgelöst worden war.
Zugleich wurde verfügt, dass dasselbe mit
Beiziehung älterer Brüder neu zu bilden
sei. Wer diese Brüder gewesen, die das
neue kleine Synedrion bildeten, ist nicht
bekannt, es haben sich zumeist bloss die
Ordensnamen erhalten. Es sind deren
sieben, darunter auch Ecker und Bischofl
femer der Bruder des Stifters, Hans Karl
Frh. V. Ecker und Eckhoffen (s. d.), der, als
sich der Orden so glänzend gestaltete, von
Hamburg nach Wien kam und unter dem
Namen Israel ein Ordensoberer wurde; so-
dann der Jude Hirschfeld (Marcus ben
Bina), von dem die kabbalistischen Bich-
tungen des Ordens herrühren; schliess-
lich Oberleutnant Meltzer (Jakton), Vor-
stand der Wiener Obermeisterschaft. Das
neue Synedrion ordnete die unentbehr-
liche Aufnahme und Mitteilung der Ordens-
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Asiatische Brüder.
51
geheimnisse an und verfügte , dass, nach-
dem das bisherige einzige ^ovinzialkapltel
von Osten (Österreich) in Wien (Tessa-r
lonich) die ganze Provinz nicht überwachen
könne, am 22. März 1785 in jedem Kron-
lande ein eignes Provinzialadministra-
tionskapitel einzurichten sei mit einem
Provinzialadministrator an der Spitze.
Durch diese Verfügung wurde der Orden
ii^ der ganzen Monarchie erst recht eigent-
lich organisiert und nahm nun ungeheure
Ausdelmung an, so dass der Bestand des
Freimaurerbundes bedroht schien und Ab-
hilfe nachgerade dringend geboten war.
Dietrichstein veranlasste daher den Kaiser
zur Ausgabe der bekannten freimaurerischen
Verordnung (11. Dez. 1785), die zwar auch
die Freimaurerei einschränkte, den Asiati-
schen Orden aber geradezu unmöglich zu
machen berufen war. Der Orden löste sich
auch bald auf, und die Brüder Ecker nebst
Hirsehfeld reisten nach Hamburg, wo sie
eine Obermeisterschaft errichteten. Dieser
gehörten an: Oberpräsident v. Gabler in
Altona, Superintendent Dr. Schienmaier
in Lübeck, mehrere Offiziere, Ärzte, Ad-
vokaten und israelitische Kauf leute. Hier-
auf durchzog der Stifter mehrere Länder
und legte eine Menge Asiatenkolonien an,
80 auch in Hannover. Auch andre Brüder
trugen zur Verbreitung des Ordens bei,
so ein preussischer Premier! eutnant a. D.,
ein Intimus Eckers, in Preussen, und der
kgl. schwedische Geschäftsträger beim
Wiener Hof, Lorenz v. Engeström in
Schweden, wo das Ordenssystem sich allem
Anscheine nach am längsten gehalten hat;
denn noch im J. 1802 wurde der bekannte
Bohemann (s. d.) wegen asiatischer Ordens-
umtriebe in Haft genommen und in Unter-
suchung gezogen. Weit wichtiger für Ecker
und sein System aber war die Gewinnung
des Herzogs Ferdinand von Braunschweig
(s. d.), den Ecker sowohl von der Vortreff-
lichkeit seines Systems, als auch von der
Lauterkeit seiner Absichten und von seiner
Bechtschaffenheit derart zu überzeugen
vermochte, dass der Herzog sich ver-
anlasst sah, die Ehrenrettung Eckers zu
unternehmen. Er gab am 15. Aug. 1786
die Erklärung ab, er habe Gelegenheit ge-
habt, diesen Mann persönlich kennen zu
lernen, sich »von seinen Grundsätzen, in-
Äofem solche auf das Wesentliche der
Maurerei Bezug haben, auf das genaueste
zu unterrichten«, und oabei gefunden, dass
«solche sowohl mit den Pachten unsrer
allerheiligsten Beligion, als auch mit den-
jenigen, die wir als Bürger jedes Staats
zu beobachten haben, in der strengsten
Übereinstimmung stehen und auch nicht
den entferntesten Anschein einer gefähr-
lichen Lehre enthalten«. Der Herzog fand
fiich demnach in seinem Gewissen ver-
bunden, azur Steuer der Wahrheit und zur
Kettung des auf eine ungegründete Weise
angefochtenen guten Namens Eckers zu
erklären, dass er die nachteiligen Gerüchte,
die sich auf seine Bechnung in der mau-
rerischen Welt verbreiteten, für erdichtete
Verleumdungen seiner Feinde ansehe, ,ihn
aber als einen würdigen Bruder' erkenne,
der nicht nur seine, ,sondern auch die
Hochachtung aller derer in einem hohen
Grade verdiene, die ihn näher zu kennen
und seine Lehren zu prüfen die Gelegen-
heit und das Glück haben würden*.« Von
dieser Bescheinigung seiner Ehrenhaftig-
keit machte Ecker den weitgehendsten
Gebrauch, indem er diese drucken und
allen Logen zugehen Hess. Mit diesem
Ehrenschein in der Tasche fand er sich
sodann wieder in Wien ein, bemüht, den
Orden zu neuem Leben zu erwecken. Dazu
war alle Aussicht vorhanden. Viele Mit-
glieder hielten noch zu seiner Fahne, das
Keformpatent aber wurde nicht streng
gehandhabt, so dass man es anfangs 1787
wagen durfte, wieder freier aufzutreten.
Auf die Gunst des Herzogs von Brauu-
schweig gestützt, trat Ecker selbst als
Grossmeister auf und Hess die 1785 ge-
troffenen Verfügungen, seitens des Gene-
ralkapitels gezeichnet vom G^neralober-
meister Noa (Bischof), dem G^neralkanzler
Israel (H. K. v. Ecker) und dem General-
sekretär Riphat (?), am 8. März 1787 im
Druck allen Obermeisterschaften zugehen,
die demzufolge wohl auch zum grössten
Teile wieder in Thätigkeit traten. Es
liegen jedoch bloss bezüglich der Prager
Obermeisterschaft Caschawia (?) einige
Daten vor. Diese hatte schon am 2. De?.
1784 StiftuHgsbrief erhalten, 1787 aber
wurde ein förmliches Provinzialadministra-
tionskapitel von Böhmen errichtet, dessen
Petschaft sich erhalten hat. An der Spitze
des Kapitels, sowie der Präger Obermeister-
schaft stand Abt Otto Steinbach v. Kranich-
stein, dem sich die hervorragendsten Frei-
maurer Prags anschlössen, darunter auch
Graf Kinigl, Graf Thun, Jos. Graf Sweerts,
Freiherr Schmidburg und Universitätspro-
fessor Ungar, welch' letzterer jedoch aus
dem Orden entfernt wurde und darum
nach dem Tode Steinbachs ihm am meisten
entgegenarbeitete. In Wien hatte der
Orden aufj^ehört, nur Bödeker hielt ihn in
einem kleinen Kreise von Brüdern noch
aufrecht und wusste auch den Hauptmann
Aigner (s. d ) in Budapest für das System
zu gewinnen. Beide korrespondierten mit
dem Landgrafen Karl von Hessen, der
dem Orden nach wie vor ein reges In-
teresse bewahrte. [Hauptschrift: Die Brüder
St. Johannis des Evangelisten aus Asien
u. s. w. (Brl. 1808), welche die relativ vollstän-
digste, freilich nicht richtig geordnete
Sammlung der Originalaktenstücke des
Ordens enthält, die auch teilweise einzeln
(Kloss, Bibl., Nr. 2695—2703) gedruckt
wurden. Nächstdem ist beachtenswert:
Authentische Nachricht u. s. w. (Kopen-
hagen 1787) und: Der Asiate in seiner
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52
Asien — Asträa.
Blosse (Bremen 1790). Gegenschriften zur
Verteidigung der A. B., von dem genannten
y. Ecker anonym herausgegeben, sind: Ab-
fertigung u. 8. w. und : Werden und können
Israeliten u. s. w. (Hmbg. 1787—88); blosse
Auszüge aus den vorstehenden Schriften
in der Beleuchtung der Truggestalten u.s. w.
nPhiladelphia 1808), S. 351 fg., und: Das
Ganze aller geheimen Ordens- Verbindungen
(Altbg. 1805), S. 410 fg. Vgl. Abafi, Gesch.
der Rosenkreuzer MS.]
ABlen. In Asien ist die Freimaurerei
zuerst von den Engländern verbreitet wor-
den, die schon 1730 in Kalkutta eine Lo^e
errichteten; ihr folgten bald weitere in
Ostindien, so dass dieses Land jetzt an Zahl
seiner Logen das ganze übrige Asien weit-
aus überragt. Noch vor der Mitte des 18.
Jahrh. fasste die Freimaurerei in der asia-
tischen Türkei Fuss, 1763 in Niederlän-
disch-Indien durch die Holländer, 1767
und 1771 in China und auf Ceylon durch
die Engländer. 1809 entstand die erste
Loge in den Straits Settlements, 1866 in
Japan, 1868 in Kotschinchina, 1870 auf
den Philippinen und 1886 in Tongking.
Die Mitgliedschaft in den Logen be-
schränkt sich aber in der Hauptsache auf
die Fremden; die Eingebomen nalten sich
mit Ausnahme der iSder und der Syrer
von der Freimaurerei fem. Es giebt auch
z. Z. keine Grossloge in A., die Gross-
loge der Türkei in Smyma und die von
Persien haben nur ein kurzes Dasein ge-
fuhrt. Alle Logen unterstehen vielmehr
europäischen und nordamerikanischen
Grossloeen, von denen die von England
9 Distrikts^osslogen und die von Schott-
land 2 Pro vinzialgrosslogen errichtet haben.
1898 bestanden in A. 240 Logen unter
folgenden Grosslogen: 1) Grossloge von
England: 9 Distriktsgrosslogen, nämlich:
Bombay mit 27. Pandschab mit 20, Madras
mit 27, Bengalen mit 48, Birma mit 12,
ostindischer Archipel mit 7, Hongkong
und Süd-China mit 8, Nord-China mit 6
und Japan mit 4 Logen; sodann in der
asiatischen Türkei 1. auf Cypem 2 und
Ceylon 3, zusammen 166 Logen. 2) Gross-
loge von Irland: auf Ceylon 8 Logen.
3) Grossloge von Schottland: 2 Provin-
zialgrosslogen, nämlich Syrien mit 3 und
Ostindien mit 35 Logen auf dem Festland
von Ostindien, 1 in Aden, 1 in Belutschistan,
8 in China und 3 in Japan, zusammen 46
Logen. 4) Grossorient von Frankreich:
5 Logen, nämlich 2 in Tongking, 1 in
Kotsäinchina und 2 in der asiatischen
Türkei. 5) Grossosten der Niederlande:
14 Logen inNiederländisch-Indien. 6) Gross-
orient von Italien : 2 Logen, nämlich je 1
in der asiatischen Türkei und in Hong-
kong. 7) Grossloge Zu den drei Welt-
kugeln: 1 Loge in China. 8) Grossorient
von Griechenland: 1 Loge auf Cypem.
9) Grossloge von Massachusetts: 1 Loge
in China. 10) Grossloge von Kanada: 1
Loge in der asiatischen TürkeL Ob die
Logen unter den spanischen Grosslogen
auf den Philippinen noch bestehen, ist un-
sicher. Im übrigen s. die einzelnen Länder.
iBpiruity 8. Saohender.
iBpirantentafel, s. Vorsohlagstaf«!.
Aflgoilatloii. Nebhuth inFHedberg schlug
1869 vor: der Freimaurerbund solle durch
Aufnahme des Assoziationsgeistes an
frischem Leben, an Ansehen, an Wirksam-
keit und Beteiligung gewinnen. Man wollte
mehr thätige Hilfe in allen Notfällen ein-
führen, wie sie bereits in Amerika (FZ.
1868. S. 233) besteht. Der Gründungs-
zweck ist abgedruckt Bh. 1869, S. 172.
Die Sache entspricht aber nicht dem idealen
Zweck der deutschen Freimaurerei; auch
ist die Wohlthätigkeit ausserhalb der Logen
in neuerer Zeit so ausgedehnt in Pflege,
dass diese dagegen verschwinden. (Vgl.
Wohlth&tigkeit.)
Assmii, J. W. V., früher preussischer
Hauptmann, Mitglied der Loge Zu den
drei Weltkugeln in Berlin, wurde eifriger
Anhänger Zinnendorfs (s. d.) und trat 1785
mit dem Plan eines neuen maurerischen
Systems von Grünstadt (s. d.) auf, mit dem
das Projekt einer Leiningen-Westerburgi-
schen Lotterie verbunden war und für &s
er einen grossen maurerischen National-
kongress des Deutschen Reichs zu berufen
beabsichtigte. Er starb indess schon 1787.
[Kloss, Annalen der Loge zur Einigkeit.
S. 225. Liersch, Freimaurerei in Neuwied
(1899), S. 30, 41.1
Agtor, Joh. Jacob, Bauemsohn aus
Waldorf bei Heidelberg, geb. 17. Juli 1763.
gest. 28. März 1848 in New York, wurde
von einem nach London ausgewanderten
Bruder eingeladen, ihm zu folgen. So zog
er 1783 von London mit musikalischen
Instrumenten nach Baltimore, wo er diese
gegen Pelze vertauschte, die er, nach Eng-
land zurückgekehrt, mit grossem Nutzen
verkaufte. Später liess er sich in New
York als Pelzhändler nieder und erwarb
ein Vermögen von 20 Millionen Dollar.
Den Armen in Waldorf vermachte er
500001, zur Gründung einer öffentlichen
Bibliothek in New York 400000 | und
ausserdem viele wohlthätige Stiftunffen.
Er war Mitglied der Hollandloge Nr. 8 in
New York, aufgenommen 1790, 1797 deren
erster Aufseher, 1798 Meister vom Stuhl^
1798—1800 Schatzmeister der Grossen Loge
des Staats. [Vgl. Mitteilungen aus dem Ver-
ein deutscher Freimaurer 1, 2. Heft, S. 108.)
Astrfta ist der Titel eines freimaureri-
schen Taschenbuchs oder Jahrbuchs (s.
Preste). 30 Bände: 1. — 11. Jahrgang,
herausgeg. von Friedr. v. Sydow (s. d.), 1824
bis 1845; 12. — 20. Jahrgang herausgeg. von
Aug. Wilh. Müller (s. d.) und Ludw. Bechstein
(s. d.) 1846—1858; 21.— 80. Jahrgang, her-
ausgeg. von A.W.Müller allein, 1859—1870.
Neue Folge: 1882, bis jetzt herausgeg. von
Rob. Fischer (Lpz., bei Br. Zechel).
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Astrologie — Atheismus.
58
Astroli^e. Die A. oder Sterndeutekunst
machte einen Zweig der Astronomie aus,
und soweit man in deren Geschichte zu-
rückgeht, findet man auch Spuren yon
jener mystischen Lehre, durcn die der
Geist des Menschen, sonst überall an die
engen Schranken des Zeitlichen gebunden,
eine andre Welt sich zu erschliessen
wähnte. Den Kräften des Himmels, die
in der Wirkung der beiden Gestirne, die
den Tag und die Nacht regieren, sich
jedem ohne weiteres kundthun, glaubte
man einen grossem Einfluss beilegen zu
müssen. Der Mensch wurde von seiner
Geburt an in die geheimnisvolle Verbin-
dung, die der gläubige Sinn zwischen
Himmel und Erde sah, mit verflochten,
und sein ganzes Wesen und Sein sollte
in dem Stand der Gestirne eine Er-
klärung finden. Was anfangs eine Ahnung
des Gemüts war, sah man in der Erfah-
rung bestätigt, weil man es wünschte; und
so bildete sich durch Überlieferung eine voll-
ständige Lehre aus, die durch ihr Alter
und den Eingang, den sie bei verschie-
denen Völkern der Vorzeit (besonders bei
den Chaldäem und Akkadem) gefunden
hatte, ein hohes Ansehen genoss. Das
Mittelidter huldigte der A., und nodi weit
über dieses hinaus hat sie ihre Anhänger
fefunden (z. B. einen Tycho de Brahe und
[epler). Auch Melanchthon gehört zu
ihren eifrigen, aber nicht blinden Ver-
teidigern. — Auf diesen Einfluss der Ge-
stirne stützte sich auch die Heilkunde des
16. Jahrb., indem sie in der überkonunenen
Lehre von Sympathie und Antipathie,
durch welche die Körper aufeinander
wirken, sich einen Weg bahnte zu neuen
Heilmitteln, wenn die gewöhnlichen ihren
Dienst versagten. So hatte die A. ein
weites Feld erobert Sie war nicht bloss
der prophetische Teil der Astronomie, wie
Melanchthon ihn nennt; sie ist, nach seiner
Erklärung ader Teil der Physik, der be-
stimmt, was für einen Einfluss die Ge-
stirne auf die Bildung der Temperamente
haben; er wird auch im Leben bei der
Heilkunde angewandt«. — Übrigens gab
es schon im 15. Jahrh. Gegner der A.,
z. B. Pico V. Mirandola; ebenso hatte früher
Basilius (858) den Einfluss der Gestirne in
Abrede gestellt und behauptet, dass man
mit dieser Annahme Gott zum Urheber
aller menschlichen Vergehen mache. [Aus
Bernhardt, Phil. Melanchthon als Mathe-
matiker und Physiker (Wittenberg 1865),
S. 42 fg.] — Li mystischen fireimaurerischen
Schriften wird der A. nicht selten gedacht:
auch im sog. Freimaurerverhör (s. d.) wird
auf die Frage: »Was verbergen und ver-
hehlen die Maurer?« unter anderm geant-
wortet: »Die Kunstj zukünftige Dinge vor-
herzusagen«, wobei auch mit an A. zu
denken ist.
Afltr^omie (Sternkunde) heisst die
WissenBchaft, die sich mit der Beobachtung
der Himmelskörper und der Bestimmung
der Gesetze, denen diese unterthan sind,
beschäftigt. Schon Plato sagt: die Augen
seien den Menschen um der A. willen ge-
geben worden, und weist damit auf die
tiefere, ethische Bedeutung des Studiums
dieser Wissenschaft hin. Ln sog. Frei-
maurerverhör (s. d.) wird in der Antwort
auf die Frage: »Li welchen Künsten haben
die Maurer die Menschen unterwiesen?«
u. a. die A. genannt. Die Kenntnis der
Al. dient, nach einigen freimaurerischen
Systemen, zur Erlangung eines Begrifls
von dem Wesen des unendlichen Gebäudes,
das Gott aufgeflüirt hat. Seitdem ein Ko-
pemikus, ein Kepler, Galilei u. a. die
Wunder des Himmels dem Auge des Erden-
bewohners erschlossen haben, haben die
Maurer, wie alle andern gebildeten Menschen
gelernt, die Grösse des Schöpfers nicht
mehr nach irdischen Massen, sondern an
der Unendlichkeit des Weltalls selber zu
messen, seine Macht und Weisheit immer
mehr zu bewundem, immer tiefer zu ver-
ehren und zugleich sich selbst nicht nur
als Erdenbewohner, sondern auch als Welt-
bürger zu erkennen in höherm und um-
fassenderem Sinne, als es jemals den
Völkern des Altertums möglich war. [Vgl.
Herder, Ideen z. Philos. d. Gesch. der
Menschheit, erstes Buch L BZO. 1882,
S. 132—138. S. auch Wissensohaften.]
Atelier, s. Bauhütte.
Athelsrnng, Gottesleugnung, ist die Welt-
anschauung, die das Bestehende im Sinne
der unbedingten Einerleiheit auffasst,
nur die Existenz der Welt anerkennt
und das Dasein Gottes leugnet. Dieser
monistischen Weltauffossung steht die
dualistische entgegen, nach der es zwei
Existenzen giebt, Gott und Welt, und
diese zwei von einander verschieden sind.
Die Freimaurerei gründet sich auf der
dualistischen Weltauffassung, und diese
ist bei ihr vor dem Auseinanderfallen
durch ihren Theismus geschützt, nach dem
Gott bei aller Übersinmichkeit doch inner-
weltlich besteht und wirkt. Die Frei-
maurerei erhebt gegen einen theoretischen
Atheismus keinen sittlichen Tadel, wenn
er auf dem Wege eines redlichen, wissen-
schaftlichen Forschens entstanden ist; aber
sie achtet seine Begründung für unzu-
reichend und nichts beweisend und ihn
selbst daher für einen Irrtum. Von einem
Irrtum hofit sie zur Erkenntnis der
Wahrheit führen zu können. Einen Irr-
tum kann sie bemitleiden, verzeihen, ja,
aus Achtung für seine Gründe mit einer
gewissen Duldung behimdeln. Was sie
aber um ihrer selbst willen nicht dulden
darf, das wäre, wenn der Atheismus in
ihrem eignen Gebiet eine massgebende
und herrschende Stellung einnehmen und
eine grundlegende Bedeutung in An-
spruch nehmen wollte. Das erste ihrer
grossen Lichter, die Bibel, |ist zwar für
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54
Athelstan — Auerbach.
sie kein Lehrbuch, kein Gesetzbuch,
aber ein Symbol von grundlegender Be-
deutung, d. h. ein tnatsächlicher Pro-
test gegen die Gottesleugnung, eine ent-
schiedne Ablehnung des Atheismus. Bei
atheistischer Weltajoschauung kann Beli-
fion und Religiosität nicht bestehen, und
och gehört Beli^on zur menschlichen
Veranlagung und ist einer der bedeutend-
sten Hebel menschlicher Kultur. Wenn
auch echt sittliches Thun seine Motive
nicht hernimmt von der Furcht vor Strafe,
von der Hoffiiung auf Lohn, welche beide
der höchste Yergelter in seiner Macht
hat, so sind dem Menschen doch mit
dem Gottesglauben, mit den intimen Be-
ziehungen des menschlichen Herzens zu
Gott und zu seiner die Welt überragenden
Gotteswelt die Quellen der fruchtbarsten
imd mächtigsten Motive sittlichen Han-
delns aufgethan. Gegen den praktischen
Atheismus, bei dem der Mensch sich des
Gottesbewusstseins lediglich aus dem
Grunde entschlägt, weil es ihn in seinem
der Sinnlichkeit und Unsittlichkeit er-
gebnen Leben stört und ihn in seinem
Gewissen quält, muss die Freimaurerei
ihren strengen sittlichen Tadel erheben. Für
ihn hat sie keine Nachsicht, keinerlei Dul-
dung. Britische, amerikanische u. a. Logen
haben die Frage, ob Atheisten aufgenommen
werden können^ stets verneint und darum
brachen auch die genannten mit dem Gross-
orient von Frankreich (s. d.) den Verkehr
ab, als dieser die Vorschrift des Gottes-
glaubens aus der Verfassung entfernte.
In Deutschland wird nicht nach der An-
sicht des Aufzunehmenden über Gott ge-
fragt; doch lassen die Rituale mindestens
die Annahme dieses Glaubens als selbst-
verständlich erscheinen. (S. Gott.) [Vgl.
Marbach, Atheismus und Freimaurerei:
R. 1878, Nr. 4 u. 5. Bh. 1869, S. 262;
1868, S. 187, 168, 267; 1867, S. 181, 260;
1881, S. 105, 187; 1888, S. 189, 246. FZ.
1868, S. 57, 837; 1894, 8. 217. L. 1890,
S. 88. Br.L. 1896—97, S. 57. H. L. 1898,
S. 2688.]
Athebtan, ein angelsächs. König (925
bis 940), spielt in der Zunftsage der eng-
lischen Werkmaurer die Rolle des ersten
königlichen Beschützers in England. Auch
Anderson (s. d.) giebt ihm darum einen
Platz in seiner Geschichte der Maurerei
und dichtet ihm allerlei Leistungen an,
von denen die wirkliche Geschichte nichts
weiss. [Vgl. unter England L]
Atholt-Masoiis. Die »Ancient-Masons«
(s. d.)wurden unter der Grossmeisterschaft
des Herzogs von Atholl (Athol, Athole)
von 1791—1813 auch »A.-M.« und ihre
Logen aAthoU-Lodges« genannt, während
die »Modems« nach ihrem Grossmeister
»Prince of Wales Masons« (1790—1818)
Messen. Derselbe Herzog von Atholl (der
Vierte) war vorher von 1775—1781 schon
einmal Grossmeister der »Alten« gewesen,
als Nachfolger des dritten Herzogs von
Atholl, der von 1771—74 an ihrer Spitze
gestanden hatte. Eine Übersicht über die
Logen der »Alten« haben wir von Goiüd,
The Altholl Lodges (London 1879) mit
vielen wichtigen geschichtlichen Einzel-
heiten.
Atlantis (Nova), s. Baoon.
Atwood, Henry C, ein in der äeuem
Geschichte der nordamerikanischen Frei-
maurerei vielgenannter Name, geb. 13.
März 1801 in Woodbury, Grafschaft
Litchfield, Connecticut, gest. 20. Sept. 1860
in Seymour, Conn., wurde 1822 zum Frei-
maurer aufgenommen in der Moming Star
Lodge Nr. 47 in Oxford, Conn. Bald darauf
zog er nach der Stadt New York und schloss
sich ausserdem der neuerrichteten Mystic
Lodge Nr. 389, zu deren Meister vom Stuhl,
und dem Rising Sun Chapter an, zu dessen
Hohem Priester er gewählt wurde (1827).
1880 verlegte A. seinen Wohnsitz nach
Oxford, Conn.; 1831—34 bekleidete er
die Ämter des Meisters vom Stuhl der
Moming Star Lodge Nr. 47 und eines
Hohen rriesters im Eureka Chapter Nr. 22.
In New York, wohin er 1835 wieder zog,
war er von 1835—37 Vorsitzender der
York Lodge Nr. 367. Als wegen einer
ohne Erlaubnis der Grossloge von meh-
reren Töchtern derselben am Johannisfeste
1837 abgehaltnen Prozession diese Logen
zur Rechenschaft und Strafe gezogen
wurden, erstand aus ihnen die St.-Johns-
Grossloge, deren Hauptleiter und Gross-
meister A. wurde. Bei der 1850 erfolgten
Vereinigung der (Willard8-)Gros8loge von
New York mit St -Johns- Grossloge war er
besonders thätig und wurde von ersterer
als Past-Grossmeister anerkannt. Schon
1854 sagte er sich mit mehreren Logen
abermals von der Grossloge los und rief
die St.-Johns-Grossloge wieder ins Leben.
Auf Grund einer durch Foulhouze von
dem Grossorient von Frankreich über
das Meer gebrachten Vollmacht suchte A.
im Dez. 1852 das Supreme Council, dessen
Mitglied er früher gewesen, in Flor zu
bringen und wurde zu dessen Gross-Kom-
mandeur erwählt, an die Stelle des frei-
willig zurückgetretnen J. L. Cross. Zur
Verteidigung (ueser Einrichtung, besonder^
dem nördlichen Supr. Council in Boston
gegenüber, veröffentlichte er: Masonic
Sentinel (New York 1852). — Ausserdem
sind von ihm mehrere Streitschriften im
Literesse der St.-Johns-Grossloge erschie-
nen, z. B.: Circular Letter of the Gr.
Master of St. -Johns Gr. Lodge of New York,
to the subordinate Lodges under its Juris-
diction (New York 1854).
Auerbach (St. im Königr. Sachsen,8136 E.).
Freimaurerklub unter der Loge in Plauen,
ffest. 27. Se]>t 1866. Mitgliederzahl (1899):
28. Vers, im Hotel zum Braunen Ross
den 2. Sonntag. Ferien: Mai bis Ok-
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Anerbach — Aufhebung.
55
Anerbaeb, l)£erthold^ hervorragender
Schriftsteller, geb. 28. Febr. 1812 in Nord-
stetten im württembergischen Schwarzwald,
gest. 8. Febr. 1882 in Cannes, war zum
jüdisch -theologischen Studium bestimmt
und wandte sich in Tübingen, München
imd Heidelberg dem Studium der Philo-
sophie zu, wurde 1837 wegen Zugehörigkeit
zur Burschenschaft zu mehrmonatlicher
Festungshaft auf dem Hohenasperg ver-
urteilt und begann seine litterarische Lauf-
bahn mit der Flugschrift «Das Judentum
und die neueste Litteratur«. (Stuttg. 1886.)
Aufsehen erregte 1837 derEoman>Spinoza«,
dem sich 1889 «Dichter und Kaufmann«
anschloss. Seine Stellung in der Litteratur
begründeten indessen erst die »Schwarz-
wälder Dorfgeschichten« (Mannheim 1848),
die heute noch ihren Kang behaupten.
An die ersten Dorfgeschichten reihten sich
spätere Folgen, darunter »Die Frau Pro-
fessorin«, »Diethelm vonBuchenberg«u. 8.w.
Und in spätren Jahren: »Barf&ssele«,
»Joseph im Schnee« und »Edelweiss«.
Unter seinen grossem Bomanen sind
»Auf der Höhe« (Stuttg. 1865, 3 Bde.) und
»Das Landhaus am Bhein«(das. 1868, 4 Bde.)
die bekanntesten. A. war ein be^isterter
Anhänger der deutschen Einheitsbestre-
bungen und die Wärme der patriotischen
Empfindung durchglüht die meisten seiner
Werke. An dem Vorparlament in Frank-
furt hatte er teilgenommen, später ist er
als praktischer Politiker wenig mehr her-
vorgetreten. A., der als Jude für das
Deutschtum thätig war, musste durch die
antisemitische Bewegung, die während
seiner letzten Lebensjahre ihre Orgien
feierte, besonders schwer getroffen werden;
sie hat ihm in der That die letzte Lebens-
zeit vergiftet. — Freimaurer wurde A. 3. Okt.
1888 in d£r Loge Zur aufgehenden Mor-
genröte in Frankfurt a. M. Er gehörte
dieser Loge bis zu seinem Lebensende an.
Am 24. Febr. 1882 fand dort eine Trauerfeier
statt, die Jakob Auerbach leitete, und bei
der dessen Sohn, Fritz Auerbach, die Ge-
denkrede hielt. [Vgl, Bericht über die
Trauerloge (Frkf. a. M. 1882). Bh. 1882,
S. 67, 155. H. L. Nr. 191.]
2) Jakob, geb. 24. Nov. 1810 in Emmen-
dingen (Baden), gest. 31. Okt. 1887 in
Frankfurt a. M., studierte in Heidelberg
Philosophie, Philologie und Theologie,
wirkte als Eeligionslehrer in Wiesbaden,
als Hauslehrer in Wien, von 1843 — 79 als
Lehrer am Philanthropin in Frankfurt a.M.,
wo er auch von 1848 an als Lehrer des
Hebräischen am Gymnasium und von 1865
bis 1885 als Leiter der grossenteils nach
seinen Ajisichten organisierten Flersheim-
schen Erziehungsanstalt thätig war. A.
entfaltete neben seiner bedeutenden päda-
gogischen auch eine hervorragende schrift-
stellerische Thätigkeit. Seine »Kleine
Schul- und Hausbibel« und »Biblische
Geschichten« sind noch heute im Gebrauch.
Eine Studie »Lessing und Mendelssohn«
wurde sehr geschätzt. Nach dem Tode
seines intimen Freundes und Verwandten
Berthold Auerbach (s. d.) veröffentlichte
er, einem Wunsche des Verstorbenen ent-
sprechend, dessen Briefe an Jakob Auer-
bach (Frkf a. M. 1884, 2 Bde.), die sich
durch 40 Jahre erstrecken. Das Erscheinen
dieses Buches wurde als litterarisches Er-
eignis betrachtet. A. war ein scharfer
Denker, zugleich aber ein edler, mild ur-
teilender, dem Höchsten zugewandter
Mensch. Diese Eigenschaften bewies er
auch in seiner freimaurerischen Thätigkeit.
Die Aufnahme in den Freimaurerbund
fand er 1. Nov. 1843 in der Loge Zur auf-
gehenden Morgenröte in Frankfurt a. M.
1855 wurde er zum Meister vom Stuhl
dieser Loge gewählt, dreimal drei Jahre
lang. In der Grossen Mutterloge des
Eklektischen .Bundes bekleidete er nach-
einander die Ämter des zweiten Grossauf-
sehers, des Grossredners und des zugeord-
neten Grossmeisters. Er vertrat die Gross-
loge auf mehreren Grosslogentagen. Be-
sondere Verdienste erwarb er sich bei der
Verfassungsrevision des Eklektischen Bun-
des, sowie durch die von ihm im Auftrag
der Gr. Mutterloge ausgearbeiteten gut-
achtlichen Berichte über die vom Gross-
logentag zur Beratung gestellten Fragen«
A. gehörte zu den führenden Geistern der
Eklektischen Grossloge. Er wusste wie
kein Zweiter GegensäUe zu vermitteln und
auszugleichen, ohne den prinzipiellen Stand-
punkt zu opfern. Von seinen freimaure-
rischen Arbeiten seien besonders hervor-
gehoben: »Goethe und die Freimaurerei«,
»Über Lessings Freimaurergespräche Ernst
und Falk«, »Nathan der Weise«, »Fünfzig
Jahre sind vorüber«, femer seine Festrede
bei der Säkularfeier des Eklektischen Bun-
des. [Vgl. FZ. 1887, S 381.]
Aiier8berg,KarlGraf, geb. 1750 in Wien,
1775 k. k. Kämmerer und Hauptmann bei
Stein-Infanterie, der 1789 als Oberst sich
im Türkenkriege bei Orsova auszeichnete
und infolgedessen den M.-Theresien-Orden
erhielt und zum Generalmajor ernannt
wurde. — 1775 Mitglied der Loge Zu den
drei' Adlern in Wien, dann Stifter und
1783—84 Meister vom Stuhl der Loge Zu
den sieben Weisen in Linz.
Anenperg, Johann Baptist Graf,
Domherr, später Fürstbischof zu Passau,
geb. 28. Febr. 1745, war 1785 Mitglied der
Loge Zu den drei Wassern in Passau.
Anfenthaltsloge nennt man die Loge
des Orts, an dem man sich aufhält, im
Gegensatz zur Heimatsloge, in der man
auf- oder angenommen ist und alle Rechte
und Pflichten besitzt, während man in
jener nur als ständig besuchendes Mitglied
sich bewegt.
Auf hebnng einer Loge kann durch die
Obrigkeit oder auch, bei den unter Grosfi-
logen (s. d.) stehenden Tochterlogen, durch
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56
Auflösung -r- Aufnahme in den Frelmaurerbund.
die ihr übergeordnete Grossloge verfügt
werden. Letzteres pflegt nur ab äusserste
Massregel bei fortaauemder oder grober
Überschreitung der maurerischen Gesetze
einzutreten. Die aufgehobne Loge yer^
liert das Becht, maurerisch zu arbeiten
und irgend welche Versammlungen in ihren
Bäumen zu veranstalten.
Auf ISsiing einer Loge erfolgt entweder
freiwillig oder unfreiwüiig. Die freiwillige
Auflösung (Deckung^ beruht auf einem
Beschluss der Mitglieder, ist jedoch in
manchen Logenbünden noch an besondere
Voraussetzungen geknüpft. Die unfrei-
willige tritt im Falle det Aufhebung (s. d.)
der Loge ein. — Die wohlthätigen Stif-
tungen, die bei einer aufgelösten Loge be-
standen, werden nach den dafür vorhan-
denen Hausgesetzen oder nach allgemeinen
Gesetzen anderweit verwaltet.
AoftiahMe in den Freimanrerbnnd (auch
Bezeption genannt, franz. und engl, ini-
tiation). Die Aufnahme ist an gewisse,
teils materielle, teils formelle Voraus-
setzungen geknüpft L Aufnahmefähig-
keit. 1) Die materiellen Voraussetzungen
(Erfordernisse) sind wiederum a) gesetz-,
liehe. Als solche steht obenan die
Selbständigkeit, d. h. Grossjährigkeit, in
Deutschland 21 Jahre (in I^eussen, nach
dem, in einzelnen Punkten von den drei
altpreussischen Grosslogen noch aufrecht
erhaltnen Edikt von 1798, 25 Jahre), bei
Söhnen von Logenmitgliedem 18 Jahre
(s. Alter). Auss^em wird verlangt die
freie Verfügung über das Vermögen, die
HandlungtOhigkeit [vgl. Bh. 1873, S. 12;
1875, S. 115], ein guter Buf (»keine un-
sittlichen und beschimpften Leute« —
Alte Pflichten — ) und männliches Ge-
schlecht («keine Weiber« — Alte Pflich-
ten — ). Über Frauenauftiahme und Frauen-
logen, sog. Adopttonsmanrerei (s. d.). Teil-
weise wird das christliche Beligionsbekennt-
nis verlangt, nämlich bei dem schwedischen
System (Schweden, Norwegen, Dänemark),
in Deutschland bei der Grossen Landesloge
in Berlin) und bei der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (s.
Juden). Als zweifelhaft gilt, ob Gebrech-
liche aufzunehmen sind. In den alten
Zünften der Maurer und Steinmetzen war
der Ausschluss in Hinsicht auf die wirk-
liche Ausübung des Handwerks selbst-
verständlich. Man nahm das seiner Zeit
hinüber in den Freimaurerbund; selbst
noch die Alten Pflichten erwähnen das
unter No. IV. Auch wird in Amerika
noch teilweise streng darauf gehalten und
die mannigfaltigsten Entscheidungen der
dortigen Grosslogen liegen darüber vor.
In Frankreich war man schon milder ge-
stimmt. Auch in England liess man sich
in diesem Punkte nicht durch engherzige
Bücksichten leiten. In Deutschland waren
die Stimmen noch in Mitte des 19. Jahr-
hunderts geteilt, und die Grosse Landes-
loge von Sachsen hatte 9. Mai 1854 die
Aufnahme von Blinden für unzulässig er-
klärt, ebenso die von Tauben und Taub-
stummen. Ungefähr zu gleicher Zeit wurde
inHamburg einTaubstummer aufgenommen,
und in der Loge zu Altenburg war bereits
1842 ein Blinder aufgenommen. Von Ein-
fluss auf die Entscheidung der Frage war
die Aufnahme des blinden Königs G^org V.
von Hannover am 14. Jan. 1857. [Vgl. über
die gesetzlichen Bestimmungen in Amerika,
Frankreich, England die vorige Auflage H,
S. 165 fg. unter »Krüppel«, v. Groddeck
und Henne- Am Bhyn, Versuch einer Dar-
stellung des positiven Freimaurerrechts«
(Lpz. 1877) S. 134 fg.], Weiter rechnen
unter die gesetzlichen Erfordernisse die
des sog. Sprengelrechts (s. d. unter II).
Auch österreichische Beamte sollen, weil
die Freimaurerei in Österreich verboten
ist, nach einem Beschluss des Deutschen
Grosslo^ntags von 1889 in den deutschen
Logen nicht angenommen werden, b) A 1 1 -
gemein und selbstverständlich sind:
ein gewisser Grad von BUdung, um die
Freimaurerei überhaupt verstehen zu kön-
nen, Sinn für Höheres und Ideales, Sinn
und Verständnis für Symbolik, sittlicher
Ernst, Energie und Arbeitskraft, Trieb
zur Unterordnung unter die Mehrheit und
eine Autorität. [Vgl. Bh. 1884, S. 88.
L. X, S. 98, 116; 1889, S. 28]. Bei einigen
Logen sind noch besondere Vorschriften
gegeben, um die Aufnahme solcher zu ver-
hindern, die in Hinsicht ihrer religiösen
Anschauungen oder politischen Gesin-
nungen nicht genügende Bürgschaft geben.
Dass erklärte Atheisten nicht A. finden
können, ist einleuchtend (s. Atheiamaa).
Vor allen Dingen soll der Eintritt in den
Freimaurerbund freiwillig sein und nicht
auf Überredung beruhen. [Vgl. Bh. 1873,
S. 86; über die Bedingungen zur A. im
allgemeinen Bst. B. 1882, S. 58.] —
2) Die formellen Voraussetzungen der
A. sind: a) vorläufige Mitteilung an die
Suchenden zur Belehrung über das, was
sie zu erwarten haben. [VgL Bh. 1868,
S. 287; 1881, S. 397. Zd. 1889, S. 83.]
An Stelle dieser amtlichen Belehrung kann
dem Suchenden ein entsprechendes Schrift-
chen gegeben werden, z. B. Beidl, Der
Freimaurerbund (Wien 1874h Fischer, Bob.,
Briefe über Freimaurerei (4. Aufl., Lpz. 1895) ;
Findel, Geist und Form der Freimaurerei
(6. Aufl., Lpz. 1898); Henne -Am Bhyn,
Zehn Fragen und Antworten (5. Aufl. 1882).
b) Lebenslauf-Beschreibung nebst Abgabe
einer Erklärung, ob die A. schon früher
anderswo versudit worden ist. (Vgl. Bh. 1888,
S. 236]. c) Bürgschaft eines Mitglieds der
Loge, in der die A. gesucht wird (s. Bärge).
d) Prüfung der Vorschlagsf&higkeit vor
weiterer Bekanntgabe des Gesudis durch
den Logenvorstand oder den Beamtenrat,
damit, fsMB sich wesentliche Bedenken er-
geben, das Gesuch noch rechtzeitig zurück-
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Anfiichtigen und Getreuen — Aufzüge.
57
ffezogeu werden kann, e) Bekanntgabe
des Gesuchs an die Loge, womit das hier
und da übliche Anschreiben des Namens
des Suchenden an die Vorschl^stafel (s.d.)
und Aufforderung zur Erkundigung über
den Suchenden in Verbindung steht,
f ) Prüfung des Suchenden über seine Ver-
hältnisse und sonstigen Eigenschaften, hier
und da durch einen Prüfungsausschüsse
deren Mitglieder teilweise verschwiegen
bleiben. Diese Prüfung enthält auch die
Bekanntgabe des Gesuchs an die Logen
des Orts, in deren Nähe der Suchende
wohnt, um von da etwaige Bedenken zu
hören. In Hamburg und in Berlin be-
stehen besondere Zentralstellen zur Ee-
gistrierung von Aufnahmegesuchen. (S.
Auflknnftsstelle). g) Abstimmung, Eu-
gelung (s. d.), die nur auf ein Jahr gilt,
worauf sie wiederholt werden muss.
IIL Die Aufnahmehandlung selbst
findet nach einer einleitenden Vorberei-
tung (s. d.) unter sinnvollen Gebräu-
chen, feierlichen Ansprachen und Ge-
sängen statt, die jedes empfängliche Gemüt
ergreifen, indem sie ihn darauf hinweisen,
di^ der Freimaurer über dem Hohen und
GK^ttlichen, was die Menschen einigt, das
Nichtige, Zufällige und Menschliche ver-
gessen soll, was sie trennt. Nach einer
alten Verordnung sollen auf einmal nicht
mehr als fünf Personen aufgenommen
werden. Die A. erfolgt in besondem
Fällen, namentlich bei Fürstlichkeiten,
historisch, d.h. so, dass die ganzen Ge-
bräuche nur in erzählendem Tone vorge-
tragen werden. Die A. kann auch im
Auftrag einer andern Loge erfolgen, für
die sie vorgenommen wird und in die der
Aufzunehmende eintritt. [Vgl. über die
Ansprachen undBitualeMarbach, Agenda J.
(4. Aufl.,Lpz. 1877); E.Fischer, Maurerweihe
(2. Aufl., Lpz. 1900)]. IV. Nach englischer
Verfassung wird man nur in den Frei-
maurerbund überhaupt aufgenommen, wäh-
rend der Eintritt in eine bestimmte Loge
nachfolgt. In andern Ländern, insbeson-
dere in Deutschland, erfolgt die A. in die
betreffende Loge und in den Freimaurer-
bund gleichzeitig. Dem Aufgenommenen
wird der Logenpass (s. d.), die Verfassung
der Loge, das Mitgliederverzeichnis (s. d.)
ausgehäiidigt, oft auch noch mehr. Mit
der A. wird vielfach eine Tafelloge (s. d )
verbunden, die gewissermassen zum Auf-
nahmeakt mit gehört. [Vgl. E. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die Amts-
thätigkeit der Logenmeister (Lpz. 1891), S.
6—17. Allgemeines deutsches Aufinahme-
gesetz v.J. 1884. Findel, Geist und Form der
Freimaurerei (6. Aufl^ Lpz. 1898), S. 48, 48.]
AaMehügen und Getreuen (Orden der),
auch Ordre de la sinc^rit^, ein 1762 in
Koburg gegründeter Jünglingsbund mit
moralischen Tendenzen und einigen der
Freimaurerei nachgeahmten Formen. [Vgl.
Bh. 1861, Nr. 25.]
Aufseher (franz. surveillant, engl, war-
den) heissen die beiden ersten hammer-
führenden Beamten jeder Loge nach dem
Meister vom Stuhl. Sie werden als erster
und zweiter, in England als senior und
junior unterschieden. Ihr Amt ist dem
der Parlirer in der Handwerksmaurerei
nachgebildet. ßQoss, Die Freimaurerei
in ih^r wahren Bedeutung, S. 140 fg.] Sie
haben für die Ordnung und den regel-
mässigen Gang der Arbeiten in Unter-
stützung des Meisters vom Stuhl zu sorgen
und zu diesem Behuf namentlich besondere
rituelle Verrichtungen zu üben; auch
vertreten sie der Eeihe nach den Meister
vom Stuhl in dessen oder seines sonstigen
Stellvertreters Behinderung. Nicht minder
liegt ihnen die Überwachung des Ver-
haltens der Mitglieder ihrer Loge ausser-
halb der letztem ob. Sie bilden mit dem
Vorsitzenden Meister und dem Schriftführer
den ausführenden Logenvorstand und ver-
treten die Loge mit ihnen nach aussen.
In der strikten Observanz hiessen die A.
Vorsteher, daher sie auch in einzelnen
Logen heute noch so genannt werden ^ in
denen von jener Überreste geblieben sind,
so in der Loge Minerva zu den drei Palmen
in Leipzig und in Altenburg. Auch in
Logen nach Fesslerschem System kommt
die Bezeichnung noch vor. Nach der
Lehrart der Grossen Landesloge in Berlin
vergegenwärtigt der erste A. den Verstand,
der zweite das Gemüt, das Herz, das Ge-
wissen. [Vgl. über beide A. Bh. 1895, S.
105, über die Stellung des zweiten A. zur
Loge FZ. 1854, S. 401.]
Aufsieht. Die maurerischen, eigentlich
ausser der organischen Gliederung der
Logenwelt stehenden Freimaurervereine
(s. d.) stellen sich meist unter die A. einer
anerkannten Loge, die darüber zu wachen
hat, dass keine Unregelmässigkeiten in
jenen vorkommen und das Ansehen der
Freimaurerei keine Gefahr durch sie leide.
Diese A. schliesst in der Eegel das Eecht
der Bestätigung der Vorsitzenden, oft auch
der übrigen Beamten bei den Vereinen in
sich, sowie das Eecht, jährliche Berichte
über die Versammlungen und die Thätig-
keit der Vereine zu verlangen.
Aofittge von Freimaurern haben in Eng-
land, Irland und Schottland schon früh
stattgefunden und sind noch heute in
Grossbritannien, wie in Amerika, eine sehr
häufige Erscheinung, besonders bei Ge-
legeimeit von Grundsteinlegungen, zu
denen die Freimaurer mit Vorliebe heran-
gezogen werden. Die Londoner Grossloge
hat eine Eeihe von Jahren bei der Ein-
setzung neuer Grossmeister grosse Au£&üge
veranstaltet, indem die letztem von ihren
Wohnungen abgeholt und nach dem Ort
der Versammlung begleitet wurden. Nach
Anderson (1738, S. 112) soll ein solcher
A. bereits am 24. Juni 1721 stattgefunden
haben, was aber sicher nicht wahr ist,
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58
Auge der Vorsehung — Aurich.
denn die Zeitnngen wissen nichts davon.
Auch in den 1723 beginnenden Protokollen
der Grossloge ist bis zum Jahre 1780 nichts
derartiges zu finden. Zuerst am 29. Jan.
1730 berichtet das Protokoll, dass der
Grossmeister Lord Kingston mit seinen
Grossbeamten den erwählten Grossmeister
Herzog yon Norfolk aus seinem Hause
abgeholt und mit zahlreichem Gefolge von
vornehmen Brüdern in Kutschen nach der
Halle der Grossschneider geleitet habe,
wo dann ein grossartiger Zug in die Halle
stattfand, nach einer im Protokoll genau
beschriebnen Ordnung. Gleiche oder ähn-
liche Beschreibungen wiederholen sich in
den folgenden Jahren, und für den 24. Juni
1741 wird noch einmal eine neue Ordnung
des Zugs in die Festhalle vorgeschrieben,
die bei allen zukünftigen Festen gelten
soll. Es ist klar, dass der A. von 1730
der allererste gewesen ist, dass also alle
Erzählungen Andersons von frühem A.
dieser Axt erfunden sind (vgl. Ander-
son). Da diese öffentlichen A. durch
Bemerkungen in den Zeitungen, sowie
durch Spottlieder und Karrikaturen öfter
lächerlicn gemacht wurden, beschloss die
Grossloge am 3. April 1747 einstimmig,
sie fortan wegfallen zu lassen (An-
derson-Entick 1756, S. 248). — In Dublin
hat bereits am 24. Juni 1725 ein solcher
A. stattgefunden, wie ein Zeitungsblatt
vom 26. Juni 1725 darüber berichtet. [Vgl.
Crawley, Caem.Hib. Fase. 11 (Dublin 1896).]
Von weitem derartigen A. in Dublin haben
wir keine Kunde. — Die Grossloge in
Edinburg veranstaltete am 30. Nov. 1754
einen A. von mehr als 400 Brüdern mit
Fackelbegleitung, und am 30. Nov. 1886,
dem Tage der Jahrhundertfeier der Gross-
loge, machten die Brüder, fast 1000 an
Zidil, mit mehrem Musikkapellen und von
400 Fackelträgern begleitet, einen ganz
gossartigen Zug durch die Stadt. [Vgl.
lurie, History (Edinburg 1859), S. 116
ü. 220.] An Grundsteinlegungen hat sich
die schottische Grossloge unzählige Male
in hervorragender Weise beteiligt, stets in
feierlichen A.; Laurie zählt von 1788 bis
1858 nicht weniger als 48 solche Feier-
lichkeiten auf. — In England finden
Grundsteinlegungen noch jetzt sehr oft
statt, bei denen selbst der Prinz von Wales
als Grossmeister manchmal erscheint. Na-
türlich tragen alle Brüder dazu ihre mau-
rerische Bekleidung. — Auch in andern
Ländern haben gelegentlich öffentliche A.
stattgefunden, selbst in Deutschland, wo
man im allgemeineh solchen Schau-
stellungen nicht hold ist. In Amerika
sind sie an der Tagesordnung. [Vgl. FZ.
1892, S. 315.1 Weffen des Tragens von
maurerischer Bekleidung bei öffentlichen
A. in England s. noch L. 1899, S. 111.
Äugt der Yonehniig, ein Auge in einem
Dreieck, ward im Mittelalter über die
Kreuze der Kirchen und über die Hoch-
altare gesetzt. Dieses A. d. V. findet sich
auch noch in den Logen verschiedner Lehr-
arten, zugleich ^s maurerisches Sinnbild.
Augsburg (St. in Bayern, 81896 E.).
1) Hier bestand früher die Loge Ludwig
zum halben Mond, gest. 1. Febr. 1783
vom Eklektischen Bunde; sie erlosch 17.
Nov. 1785. 2) Am 6. Dez. 1817 wurde
ein Verein eröffnet, der wahrscheinlich
1831 wieder einging. 3) 1849 — 50 ver-
suchte man wieder einen solchen ins Leben
zu rufen, aber ohne Erfolg. 4) 1859 — 61
fanden Zusammenkünfte statt. 5) Am
12. Mai 1870 bildete sich ein maurerisches
Kränzchen, aus dem die Loge Augusta
unter der Grossloge Zur Sonne am 4. Dez.
1872 entstand, die 17. Mai 1874 eingeweiht
wurde. Eignes Logenhaus, Schiessgraben
30, eingew. 24. Okt. 1897. Mitgliederzahl
(1899): 117. Vers. Donnerstags. Milde
Stiftungen: drei mit 12000 M. Kapital.
Lokalgesetze vom 14. Juni 1877 und 27.
Febr. 1896 mit Ergänzung vom 18. Mai
1897; Bücherverzeichnisse von 1891, 1895.
(Bücherbestand 1600 Bände.) [Vgl. Klopper
Festschrift zur 25 jähr. Gründungsfeier una
Logenhausein weihung (1897).] — In A. be-
stand auch ein Zirkel der Kosenkreuzer
(s. d.).
Angustengtiltong, eine von den drei alt-
preussischen Grosslogen zur Erinnerung
an den Tag der silbernen Hochzeit des
Prinzen Wilhelm und seiner Gemahlin
Augusta am 11. Juni 1864 gegründete
Stiftung, um würdigen Brüdern Freimaurern
zur Feier ihrer silbernen Hochzeit ein An-
denken an diesen Tag, bestehend in einer
silbernen Denkmünze mit dem Bilde des
Herrscherpaares und den Namen des Jubel-
paars, den Bedürftigen unter ihnen ein
Geldgeschenk und ausserdem bedürftigen
Witwen und Waisen verdienter Maurer
eine Geldunterstützung zu gewähren. Seit
der goldnen Hochzeit des Kaiserpaares
hat <ue Stiftung insofern eine Erweiterung
erfahren, als von da ab auch goldne Denk-
münzen an Brüder, die ihre goldne Hoch-
zeit feiern, verteilt werden können. [Vgl.
HMW. Nr. 20, 21, 166.]
AuguBtlgeher StU, »Augustan Stiele«,
heisst bei Anderson (s. d.) der Baustil, wie er
zur Zeit des Kaisers Augustos hauptsäch-
lich durch Vitruvius, »den Vater aller
echten Baumeister bis auf diesen Tag«
(1723, S. 25), gepflegt wurde. Gleich-
bedeutend damit gebraucht Anderson die
Namen «römische Maurerei« (S. 29), »rö-
mische Baukunst« (S. 38), »alte Baukunst«
(S. 80). Der öft;er wiederholte Versuch,
diesen »A.St.« in geheimnisvoller Weise als
eine besondere Form geistiger Freimaurerei
auszudeuten, muss als gänzlich verfehlt
aufgegeben werden.
Aumönler, s. Armenpflege.
Anrieh (St. in der preuss. Prov. Hanno-
ver, 5899 E.). 1^ Von der grossen Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln in Berlin aus
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Auserwählte Brüder — Auserwählter.
59
wnrde hier 1779 eine Loge Zu den drei
königlichen Adlern, gestiftet, die 1813
zu der Grossen Loge von Holland trat,
aber am Ende der zwanziger Jahre ein-
ring. 2) Hiemächst vereinigten sich
die Überbleibsel der Logen in Emden.
Leer und A. und stifteten 21. Jan. 1842
unter der Grossen Loge von Hannover die
Loge Zur ostfriesischen Union, die
18W) nach Emden (s. d.) verlegt wurde.
3) Jetzt besteht hier seit 17. Okt. 1878
unter der Loge in Emden ein Freimaurer-
kränzchen Zum Upstalsboom. Mit-
gliederzahl (1899): 11. Vers, am 2. Diens-
tag im Monat. Lokal: Hotel Piqueurhof.
AnserwUilte Brfider, der 9. Grad der
Lehrart der Grossen Landesloge in Berlin.
Anserwilüte CoSns (Elus CoSns = aus-
erwählte PriesterJ, ein theosophisches
Hochgradsystem, aas um 1764 von Marti-
nez Pasqufüis (s. d.) in Lyon erfunden und
dem der von diesem verfasste Traitö de
la redint^gration des ötres cr^^ dans leur
primitive propri^t^, vertue et puissance
spirituelle, eine Weltgeschichte von der
Schöpftmg bis zur Geburt des Erlösers,
zu Grunde gelegt wurde. Zu diesem Hoch-
gradsystem hatten Frauen Zutritt. Es
wurde 1768 von Pasqualis nach Paris ge-
bracht und gelangte hier unter dem Bei-
stand des Malers van Loo um 1775 zur
Blüte. Es bestanden Logen desselben
ausser in den beiden genannten Städten
auch in Bordeaux, Toulouse und Turin.
Ausser den drei symbolischen Graden hatte
es noch sechs höhere, von denen der fQnfte
und sechste in Thorys Histoire de la fon-
dation du Grand Orient de France (Paris
181,2) S. 244 fg. veröffentlicht sind. Im
sechBten musste das eidliche Versprechen
gegeben werden, der katholisch-apostoli-
schen römischen Beligion treu zu sein und
den Brüdern mit Rat und Börse beizu-
stehen. Durch Willermoz (s. d.) kamen
1778 noch zwei geheime theosophische
Grade hinzu, in denen das kabbalistisch-
alchemistische System des Pasaualis ver-
edelt umgearbeitet war. [Vgl. Thory, His-
toire, 8. 239 fg. Kloss, Geschichte der
Freimaurer in Frankreich I, 287. Lach-
mann, Geschichte und Gebräuche der
Hochgrade (Braunschweig 1866), S. 101.]
Aiuerwililte der Wahrheit (Eins de la
v^rit^), ein Hochgradsystem, das von der
1758 gestift^eten Loge La parfaite union
in Bennes 1776 eingeführt wurde, aber nur
in wenigen Logen der Nordprovinzen
Frankreichs Aufoahme fand und schon
Ende des 18. Jahrhunderts erlosch. Die
Rituale waren von einer Kommission ent-
worfen, der Mangourit (s. d.) angehörte.
Nach seinen Versicherungen Thory und
Lerouge gegenüber beabsichtigte man in
den hohem Graden nur eine freimaure-
rische Elite zu schaffen und verwarf alle
auf Eabbala, Magie und dergl. gegründeten
Grade. Ausser vier niedem, die drei sym-
bolischen enthaltenden Graden besass dieses
System noch acht höhere. Der zwölfte war
der des Rosecroix (s. d.), bis zu dem die
gewöhnlichen Maurer gefCihrt wurden.
Darüber hinaus lag der eigentliche Bit des
Elus de la v^rit^ in zwei Ordres. [Vgl.
Thory, Histoire de la fondation du Grand
Orient de France, S. 204. Kloss, Geschichte
der Freimaurer in Frankreich I, 289. Lach-
mann, Geschichte und Gebräuche der
Hochgrade (Braunschweig 1866), S. 105.]
Aiiserwihlter (franz. ^lu, engl, elect),
der allgemeine, durch vielfache Zusammen-
setzungen veränderte Name eines weitver-
breiteten Hochgrads, der in Frankreich
erftmden wurde. 1) Die Idee des Grades.
Sein Inhalt ist eine Fortsetzung der Le-
gende von der Ermordung Hirams (s. d.).
Salomo liess sich die Bestrafung der drei
Mörder angelegen sein. Ein Unoekannter
machte ihm Mitteilung von deren Aufent-
halt. Durch das Los bestimmte Salomo
neun Meister, die er A. nannte, zur Aus-
fahrung der Strafe. Bei Joppe, in der
Nähe einer Höhle, stiessen sie auf zwei
der Übelthäter, die auf der Flucht durch
den Sturz in eine Schlucht ums Leben
kamen. Den Hauptübelthäter fand der
Anführer der neun A. in der Höhle. Als
sich jener entdeckt sah, gab er sich selbst
durch einen Dolchstoss den Tod. Der A.
nahm den Dolch zu sich und labte sich
an einer aus dem Felsen sprudelnden
Quelle. Die Häupter der Übelthäter
brachten die neun bei Nacht nach Jeru-
salem. Salomo gesellte den neun noch
sechs zu, so dass es idsdann 15 A. gab.
Als Dekoration erhielten sie eine schwarze
Schärpe, die ihnen von der linken Schulter
zur rechten Hüfte ging und an deren
Ende sich ein Dolch mit goldnem Griff
befand. Sie hatten die Aufsicht über den
Bau zu fahren, dem König Rechenschaft
abzulegen und über Maurer zu Gerichte
zu sitzen. Ihre Erkennungszeichen ent-
sprachen der That, die sie verrichtet hatten.
Der Unbekannte, ein Hirte, wurde zum
Maurer ausgebilaet und unter die A. auf-
genommen. Um für andre zum Eintritt
in den Grad der 15 A. Platz zu machen,
liess er aus diesen durch die Brüder zwölf
auswählen, die dem König täglich über
den Tempelbau zu berichten und den
Werkleuten, die nach Art der zwölf Stämme
Israels in zwölf Abteilungen geteilt waren,
den Lohn auszuzahlen hatten. Diesen gab
er den Namen der erhabenen A. 2) Die
Geschichte der französischen Maurerei
weist viele Veränderungen der Grade der A.
auf. Die Grade der neun, der 15, des
Unbekannten und der erhabnen A. kommen,
aber auf verschiednen Stufen, vor im
Clermontschen System (s. Clermont), in
dem Rit primitif (s. d.), in den von Thory
benutzten Archiven der Sammlung des
Metropolitankapitels von Frankreich, in
Pyrons Sammlungen^ toKit^^^^
60
Auskunftisielle — AnstraUen und Ozeamen.
raXm (s. d.) und im Kitas von Memphis
(s. d.). Der Bit ^cossais philosophiqne (s.
Bohottisoher Bitu«) hatte einen (zweiten)
Instniktionsgrad des ^lu philosophiqne
und einen ^In snprdme oder Tabemacle
des ^us parfaits. — In Holland gab es
vor der Einführung der jetzigen französi-
schen Hochgrade einen achten Kapitel-
grad des grand ^lu. Die uitverkoren
meesters der neuem holländischen Mau-
rerei bilden nur eine Art Erkenntnisstufe
(s. Abteilungen). — In Deutschland kommen
Grade der A. unter den frühem Hoch-
graden der altpreussischen Grosslogen
und im Zinnendorfschen System vor. '
3) Aus der Legende zog man ur-
sprünglich die moralische Lehre, dass die
Strafe dem Vergehen sicher, wenn auch
bisweilen langsam, folge. Doch hat man
später in der Erkenntnis des Unpassen-
den und Widerwärtigen dieser Legende
und der Art der Erteilung dieser Grade
ihr einen andern Gedsuiken abzuge-
winnen gesucht: In den Mördem seien
die Menschen zu sehen, die durch
Aberglauben und Irrtum einen verhäng-
nisvollen Schlag gegen die Wahrheit
führten, und in dem Schwert, das sie ent-
hauptet, die Fackel des Lichts, mit der
man seinen Nächsten erleuchten und so
allen Betrug und alle Tyrannei vernichten
solle. Die einzigen Waffen des Maurers
seien die des Wissens, der Vernunft und
des Herzens. [VgLDupont^s, Oours pratique
de Franche-MaQonnerie IV, 244. Manuel
maconnique, S. 285. Maurerisches Hand-
buch, S. 164 und Tafel 20 und 21 ]
Auskniiftsstelle der Johannislogen in
Berlin und der Provinz Brandenburg (früher
»Zentralstelle zur Registrierung von Bei-
tritts- und Entlassungsgesuchen«) bezweckt
sichere und schnelle Prüfung, ob die zur
Aufnahme in den Freimaurerbund Vorge-
Bchlagnen bereits früher vorgeschlagen
waren, aus welchen Gründen die Auf-
nahme nicht erfolgt ist und weshalb die
sich zur Annahme oder Wiederaufnahme
meldenden Brüder entlassen sind. Sie be-
steht seit 1894. [Vgl. B. C. 1892/93, S. 22.
L. 1894, S. 117; 1898, S. 62.]
Ausscheiden eines Freimaurers aus dem
Maurerbunde erfolgt, ausser durch den
Tod, entweder durch freiwilligen Austritt
(s. Deckpng) oder durch Ausschliessung
(s. d.), in gewissen Fällen auch durch
Streichung (s. d.) von den Mitgliederlisten.
— Der freiwillige Austritt kann sich auch
bloss auf Ausscheiden aus der Loge zum
Zweck des Eintritts in eine andre Loge durch
Anns^me (s. d.) beschränken, in welchem
Falle ein Entlassungsschein (s. d.) erteilt
wird. — Durch das Ausscheiden aus dem
Bunde gehen alle Rechte verloren, die
der Bund und die einzelne Loge gewährt.
— Die Grossloge von London entschied,
dass, wenn einBmder seinen Austritt aus
der Loge erklärt, diese Erklärung nicht
wieder zurückgenommen werden kann, die
Wiederaufnahme mithin das ganze gesetz-
liche Verfahren bedingt. Auch ist ein
freiwilliges Ausscheiden nicht mehr zu-
lässig, sobald ein maurerisches Verfahren
^egen das betreffende Mitglied eingeleitet
ist. Übrigens wird mehrfach ein ein-
seitiger Austritt nicht mehr gestattet, viel-
mehr ist nur das Gesuch um Entlassung zu-
lässig. [Vgl.F.Z.1887,S.277. Bh.1887, S.29.]
Eine Besonderheit bildet das widerruf-
liche Gastrecht für einfach Entlassene.
[Vgl. Bh. 1893, S. 257.] Wegen der Gründe
zum Ausscheiden vgl. Zd. 1848, S. 52, 181.
Die Entlassung; ern>lgt entweder einfach
oder ehrenvoll, letzteres bei besondem
Verdiensten des Ausscheidenden um die
betreffende Loge oder die Freimaurerei
überhaupt.
Aosscnliessiuig (Exklusion) eines Mit-
glieds des Freimaurerbundes aus der Loge
ist die Form des Ausscheidens (s. d.), (Üe.
als härteste Strafe wegen maurerischer oder
gemeiner bürgerlicher Vergehen eintritt.
Sie kann bei den unter maurerischen Ober-
behörden stehenden Logen in der Regel
nur von den erstem gültig ausgesprochen
werden und setzt ein Verfahren vor dem
Ehrenrat (s. d.) voraus. Die Ausschliessung
erfolgt entweder nur aus der Loge oder
gleichzeitig aus dem Bunde. Sie wird ent-
weder ausdrücklich als solche in dem Mit-
§liederverzeichnis bemerkt oder der Name
es Ausgeschlossenen wird, namentlich bei
geringem Vergehen, nur aus dem Verzeich-
nis weggelassen. Wenn die Ausschliessung
nur auf Zeit erfolgt (zeitweiliger Ausschluss),
nannte man ihn und nennt ihn noch jetzt
vielfach Suspension.
Aaftralien und Ozeanien, In A. hat
die Freimaurerei erst im 19. Jahrh. Ein-
gang gefunden, und zwar von Grossbritan-
nien aus. Die erste australische Loge
wurde 1814 in Sydney (Neusüdwales)
durch die irische Grossloge errichtet. 1823
wurde die erste Loge in Tasmanien, 1888
in Südauatralien, 1841 in Victoria, 1842
in Westaustralien, 1843 in Neuseeland
und 1859 in Queensland eröffnet. Die
Zahl der Logen vermehrte sich bald be-
trächtlich, so dass die Grosslogen von
England, Schottland und Irland Distrikts-
und Provinziallogen in den einzelnen Ko-
lonien errichteten. Bald begannen aber
auch Bemühungen, unabhängige Gross-
logen zu gründen, wogegen sich indes
die britischen Grosslogen ablehnend ver-
hielten. Trotzdem ging man, zunächst 1877
in Neusüdwales, mit der Gründung einer
eignen Grossloge vor. Diesem Beispiel
folgte 1883 Victoria, 1884 Südaustralien,
und 1890 Tasmanien und Neuseeland. Die
britischen Grosslogen haben schliesslich
die Anerkennung aussprechen müssen, und
so besitzen die Mutterlogen in diesen
Kolonien, abgesehen von Neuseeland, nur
noch wenige Logen, die sich den einhei-
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Auswandenrngskomitee — Autorität.
61
mischen Grosslogen nicht haben an-
schliessen wollen. Neuerdings will man auch
in Queensland und Westaustralien selbstän-
dige Grosslogen bilden. In den französischen
Besitzungen O.s wurden Logen von Frank-
reich aus gegründet, und zwar 1834 auf
den Gesellschaftsinseln, 1850 auf den Mar-
kesasinseln und 1868 in Neukaledonien,
ebenso 1850 auf Hawai, wo auch die
Grossloge von Kalifornien zwei Logen er-
richtete. Endlich bestehen auch seit 1872
britische Logen auf den Fidschiinseln.
1898 bestanden in A. und O. insgesamt
808 Logen, und zwar unter folgenden
Grosslogen: L Grossloge von Neusüdwales:
191; n. Grossloge von Victoria: 170;
111, Grossloge von Südaustralien: 42;
rV. Grossloge von Tasmanien: 21 ; V. Gross-
loge von Neuseeland: 110; VI. Grossloge
von England: 144 (je 1 in Neusüdwales
und Victoria, 28 unter einer Distrikts-
Grossloge in Westaustralien, 52 unter einer
Distrikts-Grossloge in Queensland, 64 unter
5 Distrikts-Grosslogen in Neuseeland, 8
auf den Fidschi inseln); VEL Grossloge von
Schottland: 99 (16 unter einer Provinzial-
Grosslo^ in Westaustralien, 52 unter einer
^rovinzial-Grosslo^ in Queensland, 81
unter drei Provinzial-Grosslogen in N'eu-
seeland, je 1 auf den Fidschiinseln und in
Hawai); Vm. Grossloge von Irland: 26
(1 in Südaustralien^ 19 unter einer Pro-
vinzial- Grossloge in Queensland und 6
unter einer solchen in Neuseeland);
IX. Grossorient von Frankreich: 3 (je 1
in Neusüdwales, Victoria und Neukaledo-
nien); X. SuprSme Conseil von Frankreich:
1 in Hawai; XI. Grosslo^e von Kalifor-
nien: 1 in Hawai. Im übrigen s. die ein-
zelnen Länder.
Answandemiigskomitee (maurerisches).
Der Gedanke, die Beschützung deutscher
Auswanderer diesseit und jenseit des
Ozeans zu einem besondem Werke der
Freimaurerei zu machen, war zuerst von
E. Bobrik in Zürich 1840 in einem Fest-
schreiben an die Grosse Loge in Hamburg,
«inige Jahre später in der Loge Karl und
Charlotte zur Treue in Offenbach angeregt
worden, wurde aber erst 1848 seiner Aus-
führung näher gebracht durch Dr. med.
Rosalino, Mitglied der Loge Sokrates in
Frankfurt a. M., der in der Sitzung der
Eklektischen Grossloge vom 24. Nov. 1848
beantragte, dass die Grossloge die Aus-
wanderungsangelegenheit einstweilen in
die Hand nehme. Die Grossloge beschloss
auf den Antrag eines dazu eingesetzten
Ausschusses 8. Jan. 1849, sich vorläufig
als Mittelpunkt für diese Thätigkeit zu
erklären und ein Mitglied des Bundes, G.
Fischer in Darmstadt, der im Begriff stand,
nach New York abzureisen, mit Einlei-
tungen zur Gründung eines solchen Vereins
ift New York, New Orleans und Louisville
zu beauftragen, auch sämtliche deutsche
Logen und Grosslogen zum Beitritt, zur
Beitragszeichnung und sonstigen thatsäch-
liehen Unterstützung (namentlich an Ein-
schiffui^orten) aufzufordern. Der vorge-
nannte Ausschuss konnte auch bereits
Johannis 1849 die Anmeldung von 19 Logen
und die Einsendung von Geldbeiträgen an
zusammen 830 Fl. berichten. Allein im
Laufe des folgenden Jahres, bis Johannis
1850, traten nur sechs neue Logen bei,
und auch der nach Amerika abgesendete
Beauftragte fand nur sehr vereinzelt
Anklang seiner Bestrebungen. Nur die
beiden eklektischen Logen in Hamburg
errichteten ein Auswanderungskomitee.
Ungeachtet einer erneuerten Aulforderung
an die deutschen Logen lehnte man fast
allerwärts aus verschiednen Gründen den
Beitritt ab und vermochte die Aus-
wanderungsfrage, wie dies auch die Grosse
Landesloge von Sachsen 15. Nov. 1850
bestimmt erklärte, nicht als eine beson-
dere Sache der Freimaurerei zu betrachten.
Der Ausschuss stellte daher 25. Aug.
1851 seine Wirksamkeit ein. und der vor-
handne Kassenbestand wurde teils an die
17 Logen, die bis dahin Beiträge gegeben
hatten, soweit sie es verlangten, anteilig
zurückerstattet, teils an die deutschen Ge-
sellschafben in New York und New Orleans
verteUt. [Vgl. FZ. 1849, S. 41, 57, 125,
273.]
Auswärtige Mitglieder einer Loge —
im Gegensatz zu den einheimischen, d. h.
den am Orte der Loge oder doch in dessen
unmittelbarer Nähe wohnenden — sind
nach den meisten Logengesetzen in Deutsch-
land nur zur Zahlung geringerer Beiträge
als die einheimischen verpflichtet, haben
aber die Pflicht, binnen eines gewissen Zeit-
raums (gewöhnlich eines Jahw) wenigstens
einmal, sowie stets bei Veränderung ihres
Wohnsitzes oder ihrer persönlichen Ver-
hältnisse ihren Logen Nachricht zu geben.
Das längere (gewö^ich mehrjährige) Aus-
bleiben solcher Nachricht hat die Strei-
chung (s. d.) ihrer Namen aus der Logen-
liste zur Folge. — In mehrem deutschen
Logen besteht die Vorschrift für a. M.,
sich unter den einheimischen ein Mit-
flied zu wählen, das ihnen über die Ar-
eiten und Vorfälle in der Loge von Zeit
zu Zeit Nachricht erteilt.
Autorität bezeichnet das Ansehen, das
Menschen unter ihren Mitmenschen ge-
messen und durch das sie einen be-
stimmenden und Weg weisenden Einfluss
auf diese ausüben. Hohes Alter, bei dem
man Erfahrung und Weisheit, hohe geistige
Begabung, richtige Erkenntnis und reichen
Wahrheitsbesitz voraussetzen darf, einfluss-
reiches, wichtiges Amt und hohe Geburt,
materielle Macht und Reichtum sind
geeignet, dem Menschen unter seinen Mit-
menschen Autorität zu verschaffen und
Urheber ihres Verhaltens zu werden. Aber
man kann viel erleben, ohne recht erfahren
zu werden. Man kann geistig, hoch begabt
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62
Avignon — Babylonischer Turm.
sein und doch in Irrtümer verfallen. Man
kann ein hohes Amt bekleiden und von
hoher Geburt sein und persönlich doch
hinter deren Anforderungen zurückbleiben.
Man kann Macht und Reichtum besitzen und
doch wegen deren Anwendung der Ver-
ehrung und Beachtung, der Rücksichtnahme
und der Unterordnung seitens seiner Mit-
menschen sittlich unwert sein. Mit dieser
Erkenntnis ist in neuem Zeiten der Drang
nach Freiheit und Selbständigkeit des
Lebens immer mehr zu einer Nichtachtung
aller Autorität gelangt. Da jedoch mit
diesem Drang die Reife, die Selbstzucht und
die Fähigkeit der Menschen, sich selbst
innerhalb der menschlichen Gesellschaft zu
ordnen, nicht auf gleicher Höhe steht, so
droht diese Autoritätsverachtung der
menschlichen Gesellschaft sehr geShrlich
zu werden. Ihr wird durch Wiederher-
stellung und Beschirmung der Autoritäten
in der Menschheit ein belangreicher Dienst
erwiesen, und in diesem Dienste will die
Freimaurerei mitthätig sein. Nicht zwar
auf die Worte des Meisters will sie ihre
Jünger schwören, aber doch dem bewährten
Wahrheitsforscher und Besitzer die Beach-
tung als einer Autorität einräumen lassen.
Ni<£t von der leeren Summe der Lebens-
jahre lässt sie sich beeinflussen; aber die
lErfahrung und Weisheit, die das Alter
gesammelt und sich angeeignet haben soll
und kann, ist ihr ein Besitztum der Mensch-
heit, dem Achtung und Verehrung gebührt.
Nicht vom gleissenden Schein vornehmer
Geburt, hohen Standes und Amtes lässt
sie sich blenden; aber ihr Träger gilt ihr
als einer, der mit der Darstellung und
Ausübung einer notwendigen und heil-
samen sittlichen Ordnung betraut ist, und
alle Achtung und Unterordnung, die sie
dieser Person widmet, ist im Grunde dieser
sittlichen Ordnung erwiesen. Alle ge-
nannten menschlichen Ausstattungen, wie
auch Schönheit, Macht und Reichtum, sind
in ihren Augen, weit entfernt, ein Freibrief
zu sittlicher Willkür zu sein, vielmehr
hohe, ernste Verpflichtungen, und in die-
sem Sinne erkennt sie aucn auf ihrem
eignen Gebiete, in ihrer Wissenschaft und
in ihrer Organisation, willig die Bedeutung
der Autorität an. Die Verehrung und
Beachtung, die sie dem alten, erfahrnen
Maurer zollen lehrt, ermöglicht den heil-
samen Einfluss, der von der Autorität aus-
geht, und die Ehrerbietung und der Ge-
horsam, zu dem sie gegen ihre Beamten
anleitet, gilt der in Wwirheit und Recht
gegründeten Autorität des Gesetzes. [Vgl.
L. 1884, S. 169; 1889, S. 17, 25, 84; 1897,
S. 49. Z. 1893, S. 9. Mitteilungen aus
dem Verein deutscher Freimaurer 1884/85,
S. 42.]
AYigiion (Hauptst. des franz. Depart.
Vaucluse,[1891]43453E.). In derGeschichte
der französischen Maurerei spielt A. eine
nicht unwichtige Rolle, indem es von 1740
bis zur französischen Revolution der be^
ständige Sitz alchemistischer, theoso-
phischer und kabbalistischer geheimer
Verbindungen war, die sich maurerischer
Formen bedienten. Eine scharfe Verfol-
gung traf diese 22. Juli 1757 durch ein
Mandat des Erzbischofs von A., Jos. de
Guyon de Crochans, wider die Freimaurer
[abgedr. in: Les vrais jugements sur la
soci^t^ des Francma9ons (Brüssel 1752),
S. 116 fg., und Thory, Annales, S. 311 fgj,
und 3. Febr. 1775, wo der Inquisitor P.
Mabille, selbst Freimaurer, mit gewaffneter
Hand die Mfere-Loge du comtat das. über-
fiel, die sich infolge dessen auflöste. [Eloss,
Geschichte der Freimaurer in Frankreich,
I, 207, 231.] — Zu den vorstehend ge-
dachten Vereinen gehörten auch die sog.
Illumin^s d'Avignon, ein von dem
polnischen Starosten Hrabianka (s. d.) das.
1785 eingeführtes System.
Axen, Otto von, Kaufmann und Ober-
alter, geb. 26. Juni 1757 in Hamburg, gest.
das. 7. Dez. 1831, wurde 2. Sept. 1784 in
die Loge Absalom das. aufgenommen, war
1792—1804 Meister vom Stuhl dieser Loee,
1816 — 1824 zugeordneter Grossmeister der
Grossen Loge von Hamburg und n^achte
sich um den Bau des Logenhauses und
die Einrichtung des Freimaurerkranken-
hauses sehr verdient, zu dessen Errichtung
er den Vorschlag machte und über das er
den »Ersten Rechenschaftsbericht und die
Verhaltungsregeln für die Ärzte und
Beamten« (Hmbg. 1796) herausgab. [Vgl.
Brandt, Geschichte des Alten Logenhauses
(Hmbg. 1891) S. 37.]
Azur, s. Blau.
B.
Babylonischer Torm. Die im Mittel-
alter allgemein verbreitete Nachricht, dass
Nimrod der Urheber des Turmbaus ge-
wesen, hat der Verfasser der Geschichte
der Maurerei im Cooke MS. (vgl. Eng-
land I) benutzt und erzählt, Nimrod habe
den Turm von Babylon begonnen und
seine Werkleute die Kunst der Maurerei
gelehrt, ihnen auch Pflichten gegeben.
Aus dieser Fassung sind die spätem durch
verschiedne Umarbeitungen hervorge-
gangen und haben daher die gleiche Nach-
richt weiter vererbt, so dass unter den
Werkmaurem die Überlieferung entstand.
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Bachoff V. Echt — Baden.
63
die Erkennun^zeichen seien zuerst beim
Turm von Babylon gegeben worden. So
heisst es im Sloane MS. im zweiten Frage-
stück: »Wo wTirde das Wort zuerst ge-
geben?€ »Beim Turm von Babylon». Im
»Grand Mystery Discovered« (1724 und
1725) steht, die Maurer hätten »beim Bau
des Turms zu Babel und beim Tempel zu
Jerusalem« ihre Anweisungen erhalten.
In Prichards »Masonry Dissected« (zuerst
1730) sagt das Vorwort, »beim Bau des
Turms zu Babel« sei die Kunst der Mau-
rerei zuerst eingeführt worden. Selbstver-
ständlich hat auch Anderson (s. d.) seine Ge-
schichte mit diesem Zuge der Zunftsage
ausgeschmückt.
Baehoff t. Eeht (Freiherren). 1) J o h a n n
August, geb. 21. Dez. 1717 in Gotha, gest.
12. Juli 1794 in Schlettwein, widmete sich
anfangs der Forst- und Jagdwissenschaft,
wurde preuss. Kammerherr und Prälat des
Domkapitels zu Kamin, legte diese Stelle
^äter nieder und bezog 1766 sein Gut
Heukendorf bei Altenburg, ein Jahr später
aber das ihm gleichfalls gehörige Gut
Schlettwein bei Pössneck, und
2) Ludwig Heinrich, geb. 16. März
1726, gest. 16. Mai 1792 in Dobitschen,
widmete sich dem Studium der Philoso-
phie und Jurisprudenz, lebte in innigem
Verkehr mit Geliert, ging in dänische
Staatsdienste, wurde Gesandter am Ma-
drider Hofe, kam hierauf in gleicher Eigen-
schaft nach Begensburg und dann nach
Dresden. 1779 zog er sich von allen Ämtern
auf sein Eittergut Dobitschen bei Alten-
burg zurück. — Beide entstammten einer
alten adligen Familie, die wegen ihres
protestantischen Glaubens ihr Vaterland
verlassen und anderwärts ein Unterkommen
suchen musste, erblickten auf ihren Beisen
— wo ist nnbekannt — das Licht der
Maurerei; 14. Okt. 1741 wurden sie nebst
ihrem Schwager, Albert Anton v. Rüx-
leben (s. d.) in der Loge Aux trois compas
Hetzt Minerva zu den drei Palmen) in
Leipzig, nachdem sie »als in einer ge-
rechten und vollkommnen Loge zu Lehr-
lingen und Gesellen aufgenommen aner-
kamit worden waren«, in den Meistergrad
befördert. In Gemeinschaft mit ihrem ge-
nannten Schwager gründeten sie 31. Jan.
1742 die Loge Archimedes zu den drei
Beissbrettem in Altenburg. Ein tiefes
religiöses G^emüt zeichnete die Brüder
B. V. E. aus; der Maurerei waren sie von
ganzem Herzen zugethan und haben sich
um diese ein grosses Verdienst durch
Gründung einer der ältesten deutschen
Logen erworben. Ludwig Heinrich B. v. E.
ist auch als geistlicher Liederdichter be-
kannt; von ihm erschien u. a. Versuch in
geistlichen Oden und Liedern (Altb^. 1774).
Eine Anzahl dieser Lieder ist in ver-
schiedne evangelische Gesangbücher über-
fegangen. Auch als Dichter maurerischer
«ieder ist er bekannt; einige dieser ent-
hält das Gesangbuch der Altenburger Loge.
[Vgl. A. Z. 1842, S. 31 fg. Dietrich, Aus ver*
gangenen Tagen (Altbg. 1889), S. 5—10.]
Back, Karl, Geheimer Begierungsrat
und Direktor der Generalkommission für
Ablösungen in Altenburg, geb. 23. Febr.
1799 in Eisenberg, gest. 6. Jan. 1869 in
Altenburg, wurde in den Freimaurerbund
in der Loge Archimedes zu den drei Beiss-
brettem in Altenburg 17. Juli 1823 auf-
genommen und bekleidete 1838—44 das
Amt eines Meisters vom Stuhl dieser Loge.
Wie sonst vielfach durch gemeinnützige
Thätigkeit in zahlreichen Vereinen und
in populären Schriften für gewerbliche,
landwirtschaftliche, naturwissenschaftliche
und sonstige Kulturzwecke, sowie für vater-
ländische Altertumskunde ausgezeichnet,
auch Verfasser zahlreicher Aufsätze, Ge-
dichte, Rezensionen u. s. w. in verschiednen
Zeitschriften, hat er auch auf freimaure-
rischem Gebiet eine sehr grosse Anzahl
kleinerer prosaischer und poetischer Vor-
träge teils einzeln, teils in verschiednen
periodischen Schriften veröffentlicht und
sich um die Loge zu Altenburg, wie um
die Sache der Freimaurerei durch Wort,
Schrift und That verdient gemacht. FVgl.
Dietrich, Deutsches Logenleben (Altbg.
1890), S. 189—208. Bh. 1869, S. 28.]
Baeon, Francis, geb. 22. Jan. 1561,
gest. 9. April 1626, Baron von Verulam
und Viscount Saint -Alban, berühmt als
Staatsmann und Philosoph, hat ausser
wissenschaftlich bedeutenden Werken auch
einen Staatsroman geschrieben, die »Nova
Atlantis«, eine der sog. Utopien des 17.
Jahrh. Wiederholt ist der Versuch ge-
macht worden, die Freimaurerei zu jener
Schrift in Beziehung zu setzen. R. Waiden
gab zu diesem Zweck eine deutsche Über-
setzung heraus: »Neu- Atlantis von Franz
Bacon v. Verulam« (Brl. 1890) und suchte
in der Abhandlung »Die Freimaurerei und
die Nova Atlantis Bacons v. Verulam«
[Beiträge zur Vorgeschichte der Freimau-
rerei, 3. Heft (Brl. 1890J] einen Zusammen-
hang nachzuweisen. Der Versuch ist als
misäungen zu betrachten. [Vgl. R. 1895,
S. 21 fg.]
Baden (Grossherzogtum). I. (Ge-
schichte.) Zu Anfang des 19. Jahr-
hunderts bestanden in B. zwei selbständige
maurerische Oberbehörden: der Gross-
orient von B. mit dem Sitz in Mann-
heim und der Grosse Landeslogen-
verein vonB. mit wechselndem Sitz in
Karlsruhe, Freiburg und Heidelberg. Der
Grossorient von B. trat 27. Dez. 1806 ins
Leben, indem das Kapitel der Loge St. Karl
zur Einigkeit (Eintracht) in Mannheim sich
aus eigner Machtvollkommenheit zu dieser
maurerischen Oberbehörde erUärte. Ein
Jahr später, Ende Dez. 1807, bildete sich
der Grossorient von B. zu einer eignen
unabhängigen Werkstätte aus, d. h. zu
einer Vereinigung zahlreicher Vertreter
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64
Baden.
der einzelnen Logen. Das frühere Kapitel
der Loge St. Karl zur Eintracht wurde in-
folgedessen in alter Form wieder herge-
steUt. Eine feste endgültige Organisation
erhielt der Grossorient von B. erst 28. Juni
1812, indem an diesem Ti^e die durch
den Oberhofgerichtsrat Wühelm Gaurn
entwor&en Statuten in Ejrafb traten.
[Über die innere Einrichtung dieser mau-
rerischen Oberbehörde vgl. Schwarz, Ge-
schichte der Loge Karl zur Eintracht in
Mannheim (1896), S. 66 fg. FZ. 1865, S. 66.]
Grossmeister war der 4. Juli 1807 gewählte
Badische Oberst der Kavallerie Karl August
Fürst V. Isenburg(s. d.). Vorher hatte die Ge-
schäfte Henry Ricard geführt, über dessen
Persönlichkeit bis jetzt nichts bekannt ge-
worden ist. Dem Grossorient von B. unter-
standen folgende Logen: 1) St. Karl zur
Eintracht in Man^eim (s. d.); 2) Karl
zurgutenHo f f n u n g in Heidelberg (s. d.),
gegr. 9. Febr. 1807 [mese schloss sich je-
doch im Sommer dess. J. der Eegensburger
Loge Zu den drei Schlüsseln an]; 8) Zum
Tempel des vaterländischen Wohles
in Bruchsal (s. d.), ^egr. 24. Dez. 1808;
4) Karl zur Treue in Karlsruhe (s. d.),
gegr. 24. Dez. 1808 [sie vereinigte sich
21. Jan. 1809 mit der alten eklektischen,
seit 26. Nov. 1808 wieder zum Leben er-
wachten Loge Karl zur Einigkeit das.];
5) Karl und Stephanie zur Har-
monie in Mannheim (s. d.), gegr. 17. März
1809; 6) Zu den drei Bingen in Mann-
heim (s. d.), gegr. 10. März 1810; 7) Karl
zurTreuein Karlsruhe (s. d.), wieder neu
errichtet 14. Nov. 1811. Der Grossorient
von B. war verbrüdert mit den Gross-
orienten von Frankreich, Westfalen, Italien
und dem Grossen Landeslogenverein von B.
(s. unten). Er versagte die Erteilung einer
Stiftungsurkunde den beiden Logen Napo-
leon und Alexander zum Tempel des
Friedens in Wörth (s. d.) bei Aschaffen-
burg (unter dem Namen Napoleon und
Luise zur glücklichen Vereinigung nach
Miltenberg verlegt) und Napoleon und
Alexander zum Tempel des Friedens
in Klingenberg (s. d. — seit 26. Okt. 1810
Napoleon zur Hoffnung des ewigen Frie-
dens genannt). Der Grosse Landes-
logenverein von B. als zweite maure-
rische Oberbehörde wurde in Karlsruhe in
den Ta^en vom 21.— 28. Mai 1809 von
den badischen Logen strikter und eklek-
tischer Observanz gegründet. AUe drei
Jahre sollte das Direktorium unter den
Logen des Bundes wechseln. Grossmeister
war der Badische Geheimrat Karl Fried-
rich Schilling v. Cannstadt. Der Verein
umfasste die Logen: 1) Karl zur Einig-
keit in Karlsruhe (s. d. — gegr. 18. Mai
1785, eingesetzt am 18. Juli 1785 von der
damals ruhenden Loge St. Charles de
rUnion in Mannheim, wieder errichtet
26. Nov. 1808) gehörte dem eklektischen
System der Provinzialloge zur Einigkeit
in Frankfurt a. M. an; 2) Zur edlen Aus-
sicht in Freiburg i. B. (s. d. — S^*
22. Juni 1784 von der nieder(^sterreichi-
schen Provinzialloge) arbeitete nach dem
System der Wiener Provinzialloge; 8) Karl
zur guten Hoffnung in Mannheim (s. d.
— gegr. im französischen Ritus vom Gross-
orient von B. 9. Febr. 1807) gehörte seit
Sommer 1807 der schwedisch-strikten Obser-
vanz und seit Frühjahr 1809 dem eklekti-
schen Bunde an. Die beiden genannten
maurerischen Oberbehörden des Landes er-
kannten sich als höhere maurerische Be-
hörden gegenseitig an und gestanden sich alle
Rechte zu, die Grosslogen ^ikommen. Ausser
den bisher genannten Logen waren um
diese Zeit im Grossherzogtum noch zwei
Logen in Heidelberg (s. d.) thätig, näm-
lich Karl zur deutschen Biederkeit
(^gr. von der Provinzialloge des Eklekti-
üschen Bundes 19. Juni lb09) und Karl
zur geprüften Treue (gegr. von der
Grossen Provinzial-Mutterloge der königL
bayrischen Provinzen in Franken Anar-
charsis zum erhabenen Zwecke 28.
Okt. 1811). Grossherzog Karl verordnete
durch Reskript vom 16. Febr. 1818 die Auf-
lösung aller Logen im Lande. Die Logen Karl
zur Eintracht in Mannheim und Karl zur
Einigkeit in Karlsruhe schlössen 27. Febr.
1818 ihre Tempel. Am 3. März 1818 löste
sich die Loge Zur edlen Aussicht in Frei-
burg, 5. März die Loffe Zur guten Hoff-
nung in Heidelberg und 20. März die Loge
Karl zur Biederkeit daselbst auf. Während
der Regierungszeit Grossherzogs Ludwig
(1818—1880) konnte eine Wiederbelebung
des Logenlebens nicht ins Werk gesetzt
werden, da er ein Gegner freier Geistes-
richtung und freier Bewegungen auf bür-
ferlichem und religiösem Gebiete war.
>urch Verordnung vom 27. Dez. 1824
brachte er das Reskript seines Vorgängers
in Erinnerung.* Als hellere Tage im Gross-
herzogtum unter der Regierung seines
Nachfolgers, des Grossherzogs Leopold
(1880—1852) anbrachen, erwachte auch der
Gedanke der Wiederbelebung der Logen.
Die kräftige Beeinflussung des Willens
der badischen Regierung durch den Staats-
rat und Regierungspräsidenten des Fürsten-
tums Birkenfeld, Lorenz Hannibal v. Fischer
(s. d.), femer die unermüdliche Thätigkeit
des Advokaten Franz Anton Ejräuter, der
sich an die Spitze der Bewegung zur
Wiederaufrichtung der Freimaurerlogen in
B. stellte, sowie der schöne Verlauf des
von der Grossh. Regierung gestatteten
maurerischen Einweihungsfestes der Erwin-
bildsäule in Steinbach (s. Erwin) führten
19. Febr. 1847 die Aufhebung der Ver-
ordnung vom 16. Febr. 1818 herbei. In-
zwischen hatte die Loge Karl zur Ein-
tracht unter Mitwissen der staatlichen
Behörde 19. Aug. 1845 ihre Arbeiten er-
öfihet. Von 18&— 1870 entstanden in B.
sieben Logen, nämlich 1) Karl zur Ein-
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Baden — Baffometus.
66
tracht in Mannheim (1845); 2) Leopold
zur Treue in Karlsruhe (1847J; 3) Zur
edlen Aussicht in Freiburg (1847); 4) Rup-
recht zu den fünf Kosen in Heiaeiberg
(1856); 5) Beuchlin in Pforzheim (1864);
6) Constantia zur Zuversicht in Konstanz
(1865) und 7) Allvater zum freien Gedanken
in Lahr (1868). Die Militärloge Wilhelm
zum Schwarzwald in Rastatt, gegr. 1860
von der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln, ging 1866 wieder
ein. Seit 1870 sind hinzugekommen:
1) Badenia zum Fortschritt in Baden-
Baden (1871); 2) Wilhelm zur Dankbarkeit
in Mannheim (1897), 3) Friedrich zur
Treue in Freiburg (1897); 4) Zur Wahrheit
und Treue in Heidelberg (1897). 1861
beschlossen die badischen Logen, gegen-
seitig ihren Stuhlmeistern die Ehrenmit-
fliedschaft zu erteilen. Im Sept. 1864 regte
*rof. Bluntschli (s. d.) die Gründung eines
badischen Logenbunds mit wechselndem
Sitz an, der jedoch nicht zu Stande kam.
Von allgemeinem Interesse ist das von
BluntochU im Auftrag der Loge Rupprecht
zu den ftinf Rosen verfasste Rundschreiben
als Antwort auf die Encyklica Pius IX.
vom 8. Dez. 1864. 11. (Statistik.} In
B. bestehen gegenwärtig 11 Logen, davon
8 unter der Grossloge zur Sonne (in Baden,
Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz,
Lahr, Mannheim und Pforzheim) und je
1 unter der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (in Freiburc), der
Grossen Landesloge in Berlin (in Mann-
heim) und der Grossen Mutterloge des
Eklektischen Bundes (in Heidelberg).
Baden (Fürstenhaus). Aus ouesem
Fürstenhaus sind drei Mitglieder Frei-
maurer gewesen: 1) ^in Prinz August
von B. hat nach v. Hunds Angabe bei
dessen Auftiahme in Frankfurt a. M. am
18. Okt. 1741 als Aufseher fungiert. Dies
dürfte der G^neralfeldmarschall Karl
August Johann Reinhard Prinz von B.
gewesen sein, der als ältester Sohn des
Prinzen Christoph 14. Nov. 1712 geboren
wurde.
2) Karl Friedrich, seit 1771 Mark-
gral seit 1806 Grossherzog von B., geb.
22. Nov. 1728 in Karlsruhe, gest. 10. Juni
1811. wurde in London in den Freimaurer-
buna aufgenommen. Obschon seit 1808
nicht mehr beteiligt, zeigte er doch In-
teresse an der Maurerei in seinem Lande
und liess ihr seinen Schutz angedeihen.
3) Ludwig Wilhelm August, Prinz
von B.^ Enkel des Vorigen und Bruder
des regierenden Grossherzogs, geb. 18. Dez.
1829. gest. 27. April 3897 in Karlsruhe,
wurde 25. März 1856 in der Loge
Urania zur Unsterblichkeit in Berlin auf-
§enommen und war 1859 — 64 Grossmeister
er Grossen Loge Royid York, worauf er
zum Ehrengrossmeister ernannt wurde.
Als 1859 die ultramontane Partei in Baden
eifrigst den Abschluss eines Konkordats
AUgemeines Handbaoh der Freimaarerei.
mit Rom betrieb, das, wäre es zur Aus-
führung gelangt, die freisinnige Entwick-
lung im Lande vielleicht auf lanee Jahre
zum Stillstand gebracht und vor a&em den
Logen, wie im J. 1813, den Lebensfaden
abgeschnitten hätte, beschloss die Loge in
Freibur^, die drei badischen Logen in
Mannheim, Karlsruhe und Heidelberg zu
einer Besprechung nach Karlsruhe einzu-
laden, die eine Denkschrift an den Prinzen
W. zu richten habe, damit er sich für den
Bund mit Kopf und Herz verwende. Die
Sitzung in Karlsruhe wurde am 27. Dez.
1859 gehalten. Gegen Abend empfing Prinz
W. die Abgeordneten und beriet mit ihnen
über eine Stunde. Am 11. Febr. 1860
wurde aus diesem Anlass dem Prinz W.
die Ehrenmitgliedschaft sämtlicher badi-
schen Logen erteilt und am gleichen Tage
zur Feier dieses Ereignisses in Karlsruhe
eine Festloge gehalten. Die Krisis nahm
einen glücMichen Ausgang im Sinne des
Bundes, und es ist anzuerkennen, » dass Prinz
W.'s auf maurerischen Antrieb unternom-
mener, bedeutungsvoller Gang zu den
Stufen des Throns die grösste Maurerthat
war, die seit der Aufhebung der Leibeigen-
schaft durch seinen unvergesslichen Gross-
vater, Karl Friedrich, gethan wurde.«
Baden (St. und Badeort im Grossherzogt.
Baden, 14862 E.). 1) Im Herbst 1867 wurde
hier ein Kränzchen gegründet, das am
8. Dez. 1867 eingeweiht wurde. 2) Aus
ihm entstand die Loge Badenia zum
Fortschritt unter der Grossloge Zur
Sonne, gegr. 15. Nov. 1871, eingew. 26.
Nov. 1871. Mitgliederzahl (1899): 59. Vers,
den 2. Dienstag im Monat. Ferien: Juli
bis September. Lokal: Restauration Zum
Krokodil, Mühlengasse 4, seit 4. Okt. 1888.
Hausgesetze vom 14. Jan. 1884. Milde
Stiftimg: Sterbe- und Unfallkasse mit
8450 M. Kapital.
BaffoinetiiiB, auch Baphometus, ist der
Name des Idols, dessen Anbetung den
Tempelherren vorgeworfen wurde. Munter
in seiner Abhandlung über die den Tempel-
herren gemachten Beschuldigungen [Maga-
zin für Religionsphilosophie, H, 351—475,
oder Neues Magazin, V, 351 — 4751 sieht
darin nur ein Reliquienbehältnis. Hammer
in seiner Abhandlung: Mysterium Bapho-
meti revelatum [Fundgruben des Orients
Bd. IV, Heft 1] und in: Schuld der Templer
(Wien 1855) das Symbol der Verehrung
der Naturkräfte, namentlich der Zeugungs-
kraft, eines Kultus, dem die Templer vor-
züglich zugethan gewesen wären. Der
Name B. ist verstünmielt aus Mohammed,
und das Idol selbst, für gewöhnlich ohne
Eigennamen, wird nur in einigen Zeugen-
aussagen Bsiffomet genannt. Es war ein
Werlueug und Gegenstand des astrologi-
schen Aberglaubens. Am übersichtlichsten
wird die Sache besprochen in F. Wilckes
Geschichte des Ordens der Tempelherren
(2. Aufl., Halle 1860), H, 127—85, 265--74.
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«6
Bahamainseln — Bahrdt.
422 — 80, woselbst auch die ganze Litteratur
zusammengestellt und beurteilt ist.
Ba]iamaiiii»ela (LukaTlsche Inseln, brit-
westind. Insdgruppe). Schon 1752 und
1759 ernannte die englische Grossloge der
Modems Provinzial-Grossmeister für die B.
Die ersten Logen wurden aber erst 1785 und
1787, und zwar von der englischen Gross-
loge der Ancients hier gestiftet. 1803,
1^ und 1856 grOndete die Grossloge von
Schottland 8 Logen auf den Turksinseln,
New Providence und Inagua und richtete
für sie eine Provinzial-Grossloge ein. 1837,
1855 und 1869 rief endlich auch die Gross-
loge von England 8 Logen in New Provi-
dence, Gross-Turk und Harbour ins Leben,
errichtete fOr sie auch 1843 eine jetzt
wieder eingezogne Provinzial-Grossloge.
Jetzt bestehen hier vier Logen, nämlich
die letztgenannten drei englischen und die
schottische in New Providence.
BahnBon, Franz Wilhelm Viborg,
feb. 22. April 1826 in Sonderburg (Alsen),
eteiligte sich als stud. theol. 1848—50 an
dem Kampf der Schleswig- Holsteiner
mit den Dänen, wurde als Leutnant 25. Juli
1850 bei Idstedt schwer verwundet und
im Herbst 1851 als Invalide entlassen.
Damach studierte er Mathematik und
Physik, wurde Lehrer, später Professor am
Realgymnasium des Johanneums in Ham-
burg und Ostem 1895 in den Buhestand
versetzt. — Am 4. April 1855 wurde er in
die Loge Zur Brudertreue an der Elbe in
Hamburg aufgenommen, später Bedner,
abgeordneter und stellvertretender Meister
und ist seit 1885 Meister vom Stuhl. Er
schrieb »Instruktions-Vorträge über den
Eklektischen Katechismus« in drei Teilen
(Hmbg. 1895—97).
Bahrdt, Karl Friedrich, der ver-
schrieene Aufklärer und theologische
Abenteurer des vorigen Jahrhunderts, geb.
25. Aug. 1741 in Bischofswerda, gest. 28.
April 1792 in Halle, ist in der Geschichte
der Freimaurerei bedeutsam durch ein erst
gegen das Ende seines Lebens von ihm
ausgegangnes grosses, aber freilich erfolg-
loses Keformprojekt. Schon im 20. Jahre
trat er als akademischer Lehrer auf. Er
wurde 1762 Prediger, dann Substitut in
Leipzig an der Peterskirche, 1767 ausser-
ordentlicher Professor der geistlichen
Philologie, 1 768 Baccalaureus der Theologie ;
allein schon in demselben Jahre verlor er
infolge unsittlichen Lebenswandels sein
Amt. Er ging nach Halle, von wo aus
ihm eine Professur der biblischen Alter-
tümer, freilich ohne Gehalt, in Erfurt ver-
mittelt ward. Hier wurde er in eine Unter-
suchung verwickelt, schrieb zu seiner Ver-
teidigung »Versuch eines Systems der
biblischen Dogmatik« und verschaffte sich
von Erlangen die theologische Doktor-
würde. Die Untersuchung hatte nur eine
Ermahnung zu grösserer Behutsamkeit zur
Folge. Um 1770 entwarf er einen ausgedehn-
ten Plan, der in einiger Beziehung Ähnlich-
keit mit seinem spätem freimaurerischen
Projekt hatte: den einer Verbindung der
Theologen zur Revision des theologischen
Systems. Allein es kam über die blossen
Anregungen nicht hinaus. Er ging nun
nach Giessen, wurde auch hier angegriffen
und aus einer peinlichen Lage durch einen
Ruf gerettet, den er 1775 an das von
V. Salis ins Leben gerufene Philanthropin
in Marschlins in Graubünden erhielt.
Allein bald zeigte sich, dass die beider-
seitigen Erwartungen getäuscht waren. B.
entwarf hier einen philanthropischen Er-
ziehungsplan (1776), den er in grossem
Massstabe in Deutschland zu verwirklichen
trachtete, und war bald so glücklich, an
die Verwirklichung dieses Plans gehen zu
können, indem er 1776 in der Pfalz als
Superintendent der gräflich Leiningen-
Dachsburgischen Lande nach Dürkheim
a. d. Haardt berufen wurde. Hier errich-
tete er 1777 in einem benachbarten Schlosse
zu Heidesheim eine Erziehungsanstalt.
Sie kam aber bald in Verfall. Eine
Reise nach Holland und England, die er
fast ganz ohne Sprachkenntnisse unternahm,
führte ihm wieder eine Anzahl neuer
Jünglinge zu. Auf dieser Reise trat er
auch 1777 dem Freimaurerbunde bei.
Bald nach der Rückkehr traf ihn das
Missgeschick, dass^ er vom Reichshofrat
1779 aller seiner Ämter entsetzt wurde.
Er verliess heimlich das Philanthropin, das
er bis dahin unter dem Schutz seines
Fürsten noch aufrecht erhalten hatte, und
flüchtete nach Halle. Hier widmete er
sich anfangs bloss schriftstellerischer, bald
aber und mit grösserm Beifall auch
akademischer Thätigkeit, indem er als
Privatdozent Vorlesungen hielt und in der
Anleitung zur Deklamation und Beredsam-
keit sehr geschätzt wurde. B. hatte, als
er aus Dürkheim flüchten musste, seine
Heterodoxie in ein kurzes Glaubensbe-
kenntnis zusammengefasst, worin er, wie
G. Frank in der AUg. Deutschen Biographie
sagt, die christliche Religion bis auf die
Knochen abschälte und nichts als ein
blosses Gerippe vom kahlen Deismus mit
moralischen Bettlerlappen behängt übrig
liess. Nach der 1788 erschienenen Schrift
»Ausführung des Plans und Zweckes Jesu«
ist Jesus der Stifter einer geheimen Or-
densgesellschaft mit drei Graden, welche
die vernünftige Religion im Stillen ver-
wahren und sie gegen Aberglauben und
Priesterbetrug schützen sollte, wie denn
auch schon Moses mittels einer Art von
Freimaurerei die Israeliten vom Joche der
Ägypter befreit habe. Die Ordensbrüder
hätten Jesu bei den wunderbar scheinen-
den Handlungen beigestanden und sich
besonders zur Zeit seines Leidens und
Sterbens als stärkende Engel und als
Engel in weissen Kleidern thätig erwiesen.
Nach der scheinbaren Himmelfahrt habe
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Baldaehin — Band.
«7
Jesus fortgelebt als unbekannter Oberer
einer Mutterloge, in die noch Paulus auf-
genommen worden sei. — Erschöpft von
zu anstrengender Thätigkeit beschloss er
zur Yer&nderung seiner Lebensweise eine
Bestauration auf einem Weinberge bei
Halle anzulegen. Hier hatte B. nach der
Crermar^Ecksteinschen Geschichte der Hal-
lischen Logen auf seinem Weinberg eine
Winkelloge errichtet, fttr die er angeblich
von der eklektischen Loge in Wetzlar
einen Stiftungsbrief erhalten hatte. Die
Loge Zu den drei Degen in Halle berich-
tete deshalb 1787 an ihre Mutterloge in
Berlin, und diese wendete sich beschwerde-
führend an das Oberkuratorium der Uni-
versitäten. Dessen Einwirkung scheint
aber nichts genützt zu haben, da die Degen-
loge 1788 nach Berlin berichtete, B. treibe
sein Wesen nunmehr beinahe öffentlich
und halte regelmässig alle Monate ein
f »aarmal Loge. Inzwischen war B. immer
itterarisch thätig gewesen. Sein Hang
zur Projektmacherei führte ihn auch
zur Begründung der von ihm sogenann-
ten Deutschen Union (s. d.), einer im
allgemeinen auf Verbreitung der Auf-
klärung gerichteten Verbindung, die B.
mit xlem Freimaurerbunde in Zusammen-
hang setzen wollte. Wegen dieser beab-
sichtigten geheimen Veroindung sowohl,
als wegen eines Lustspiels: »Das Keligions-
ediktc (auf das unter dem Ministerium
Wöllner in Preussen 9. Juli 1788 erlassene
Beligionsedikt bezüglich) geriet er 1789 in
Untersuchung und dreissigwöchentliche
Gefangenschaft in Halle. Während dieser
schrieb er eine seiner besten Schriften:
»Die Moral für den Bürgere. Ein Urteil
der Kriminaldeputation des Kammer-
gerichts zu Berlin sprach ihn zwar wegen
seiner Teilnahme an der Leitung der
Deutschen Union ificei, verurteilte ilm aber
wegen Beteiligung an der Abfassung jenes
Lustspiels zu zweijährigem Festungsarrest
in Magdeburg, welche Strafe im Gnaden-
weg auf die Hälfte herabgesetzt wurde.
In diesem Arrest schrieb er die Geschichte
seines Lebens. Zurückgekehrt setzte er
«eine frühere Lebensweise auf dem Wein-
berg bei Halle fort, bis ihn der Tod end-
lich ereUte. Infolge eines Streits mit
dem Leibarzt Zimmermann in Hannover,
in den sich Kotzebue mit seinem Pas-
quile »Dr. Bahrdt mit der eisernen Stirn«
mischte, hat er 1790 den heute noch ge-
läufigen Beinamen »B. mit der eisernen
^tim« erhalten. — B.'s freimaurerische
Schriften beziehen sich fast sämtlich auf
die Deutsche Union; auch schrieb er noch
1790 eine Beleuchtung des Apologismos
des bekannten Dr. Starck (s. d.). Die zahl-
reiche Litteratur über B. hat G. Frank in
Kaumers Hist. Taschenbuch von 1866
aufgeführt. [Vgl. AUg. Deutsche Biogra-
phie; L. XXI, 30 fg. Bbl. I89d, S. 249.]
Baldachin. Ein B. überdeckt in ein-
zelnen Logen den Sitz des Meisters
vom Stuhl oder auch die ganze Loge als
Sinnbild des Himmels und zum Zeichen
der Allgemeinheit der Freimaurerei. In
Prichards »Zergliederter Freimaurerei c
lautet auf die Frage: Was für Bedeckung
habt ihr zu der Loge? die Antwort: Einen
gewölbten Himmd von unterschiednen
Farben oder die Wolken. Kjrause, »Drei
Kunsturkundenc, Bd. I, Abth. 1, S. 217,
bemerkt hierüber: »Der Sinn dieses schö-
nen Lehrzeichens ist nicht zu verfehlen.
Man bedenke, dass Loge ursprünglich kein
verschlossenes Gebäude anzeigt; man be-
denke femer, dass die Loge allgemein sein
und bis zum Himmel reichen soll: so ver-
nehmen wir in diesem Büd die Lehre,
dass überall unter dem Himmel, in jedem
Klima und zu allen Jahreszeiten Frei-
maurerei von der Brüderschaft geübt zu
werden bestimmt sei.« [Vgl. Hohlfeldt,
Maurerischer Nachlass (Dresd. 1851), S. 193.
FZ. 1868, S. 2991
Ballemstedt (St. im Herzogt. Anhalt,
5197 £.). Hier bestand ein maurerischer
Verein unter der Loge in Bemburg, der seit
1870 eingegangen ist. Jetzt hat sich
wieder eine zwanglose Vereinigung gebildet.
Mitgliederzahl (1899): 35.
Ballotage, s. Kugelung.
Balsamo, Giuseppe, s. Cagliostro.
Baltimore (St. im nordamerik. Staat
Maiyland, [1890] 434439 £.). Hier bestehen
zwei deutsche Logen unter der einheim.
Grossloge: 1) Germania Nr. 160, gegr.
16. Jan. 1872. Vers, den 2. und 4. Freiteg
im Maurertempel. 2) Sincerity Nr. 181,
gegr. 1. April 1887. Vers. 3. Freitag im
Maurertempel.
Balustre (wörtlich: Geländersäule) ist in
den französischen hohem Graden der Name
für ProtokoU.
Bamberg (St in Bayern, 88940 E.). Loge
das. unter der Grossloge zur Sonne: Zur
Verbrüderung an der Begnitz, gegr.
10. Jan. 1875, eingew. 12. Sept 1875.
Mitgliederzahl (1899k «2. Vers. 1. Mitt-
woch im Monat. KIud: Mittwochs. Ferien:
Juli und August. Eignes Logenhaus^
Franz-Ludwigstrasse 16, eingew. 24. Mai
1891. Milde Stiftungen (2): Witwen- und
Waisenfonds, Dr. Blumm-Stiftung zur ver-
mehrten Unterbringung von Schulknaben
in den Ferienkolonien. Hausgesetz vom
Okt. 1898. [Vgl. Geschichte der ersten
zehn Jahre der Loge (1888).]
Band. An einem B. um oen Hals tragen
die Beamten der Grosslogen und der ein-
zelnen Logen ihre Amtszeichen, wie auch
vielfach die Mitglieder ihre Logenzeichen.
Die Farbe des B. ist in den verschiednen
Grosslogen, sowie auch in den verschiedr
neu Logen, besonders in den Niederlanden,
verschieden; vorherrschend ist die blaue
Farbe. Statt des B. ist in manchen Logen
nur eine (blaue] Schleife oder Bosette ge-
bräuchlich, an der das Logenzeichen hängt.
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68
Bänfiy — Bärenstein.
Binliy, Georg de Losoncz Graf,
geb. 1747 in Piski (Comitat Hiinyad), gest.
1822, widmete sich dem Staatsdienst und
wurde wegen seiner hervorragenden Fähig-
keiten von Joseph 11. sehr eeschätzt, den
er auch bei seiner Beise durch Sieben-
bürgen, schon 1783 zum siebenbürgischen
Honrizekanzler ernannt, 1786 begleitete.
Im darauf folgenden Jahre wurde er zum
Gouverneur von Siebenbürgen ernannt, in
welcher hohen Stellung er sich unverfäng-
liche Verdienste um sein Vaterland er-
warb. — 1777 in der Loge St. Andreas in
Hermannstadt dem Bunde beigetreten,
wurde er noch in, demselben Jahre Mit-
glied des Hochkapitels St. Polten in Wien,
1781 aber Grossmeister der Provinzialloge
von Siebenbürgen, in deren Interesse er,
sowie in dem der siebenbürgischen Logen
überhaupt, eine unermüdliche Thätigkeit
entfaltete.
Bankett, s. Tafelloge.
Banner (Fahne, Standarte, Panier). Im
Mittelalter führte jede Körperschaft bei
den Aufzügen ein solches, das, der Innung
vorgetragen, den Schutzheiligen oder die
Handwerksabzeichen zeigte. So bei den
Steinmetzhütten (Baukorporationen), na-
mentlich in England, wo die Heiligen
Johannes oder Andreas nebst Maurer-
abzeichen dargestellt wurden. Wo noch
öffentliche Aufzüge stattfinden, ist der
Gebrauch auch von den Logen beibehalten
worden; sonst findet er sich nur bei Hoch-
graden und in den Logen, die etwas
Theatralisches lieben, wie z. B. in den
französischen und amerikanischen. Für
gewöhnlich erscheinen sechs B. (ohne die mit
en Logenwappen), jedes bezeichnet mit
den Worten: Glaube, Hoffnung, Liebe,
Weisheit, Stärke, Schönheit. Auf dem
Teppich der englischen Royal- Arch-Kapitel
finden sich die B. der zwölf jüdischen
Stämme verzeichnet. In manchen Gross-
logen ist der Grossosten mit den Stan-
darten der einzelnen Logen geschmückt.
In Deutschland findet sich ein B. (Fahne)
nur noch an den Logenhäusem bei fest-
lichen Gelegenheiten angebracht, meist
aber sehr einfach, blau mit gelben Ab-
zeichen (Zirkel und Winkelmass).
Bannertrftger (franz. Porte -^tendard,
engl Standard-Bearer oder Banner-Bearer),
in den französischen und englischen Hoch-
graden ein Logenamt, dessen Bedeutung
sich aus dem Wortlaut ergiebt. B. kom-
men, wenn auch nicht SLb eigentliches
Amt, in allen Logen vor, die den Gebrauch
des Banners (s. d.) namentlich bei Auf-
zügen beibehalten nahen. So können nach
der Verfassung der englischen Grossloge
dergleichen für solche Gelegenheiten vom
Meister vom Stuhl ernannt werden.
Bannis (les Fr^res), die verbannten
Brüder, wurden die elf zur Partei Lacome
(s. d.) gehörigen Mitglieder der Grossen
Loge von Frankreich genannt, die wegen
der Schmähschriften, die sie gegen diese
verbreitet hatten, 1766 ausgestossen und
erst 21. Juni 1771 in ihre maurerischen
Rechte wieder eingesetzt wurden. [Vgl.
Kloss. Gesch. der Freim. in Frankr., I,
S. lOd, 181. Siehe auch Frankreich.]
Barbados rbrit.-westind. Insel, eine der
kleinen Antillen). Schon 1740 ernannte
die Grossloge von England einen Provin-
zialgrossmeister für B., und von diesem
Jahre an wurdefi zahlreiche Tochterlogen
von ihr hier gegründet, die meist bald
wieder eingingen. Auch die Grossloge von
Irland stiftete 1763—1842 sieben Logen, für
die sie eine Provinzialgrossloge errichtete.
1790 folgte die englische Grossloge der
Ancients mit einer Tochterloge, 1799
und 1844 errichtete auch die Grossloge
von Schottland zwei Logen. Jetzt be-
stehen in B. 1) unter der Grossloge von
England drei Logen (unter einer Distrikts-
grossloge) und 2) unter der Grossloge von
Schottland eine Loge.
Bardeleben, Friedrich Wilhelm v.,
geb. 27. Jan. 1768 in Kassel, gest. das. 27.
April 1888, früher in Militärdiensten, hatte
als Oberhofmeister die Kurprinzessinnen
während der westfälischen Besetzung
nach Berlin begleitet und war dort als
Mitglied der Grossen Loge Boyal York
ein begeisterter Anhänger dieser ge-
worden. Ihm war 1814 das Wiederauf-
leben der Freimaurerei in Hessen-Kassel
(s. d.) zu danken, und er trat an die Spitze
der neugegründeten Grossen Provinzialloge
und spätem Grossloge von Kurhessen.
Er war ein Mann von hoher BUdung und
tiefer Menschenkenntnis, der die Sache
der Maurerei zu seiner Lebensaufgabe ge-
macht hatte und nun in seiner Stellung
als Grossmeister unablässig bemüht war,
die Maurerei zu befestigen und zu ver-
edeln. Neben seiner maurerischen Thätig-
keit als Grossmeister der kurhessischen
Grossloge hielt er geschichtliche Vor-
lesungen über alle Gi^e und wusste mit
gewinnender Liebenswürdigkeit die ver-
schiedenartigsten Elemente in die von ihm
gewiesene Bahn hinzuleiten. Sein reicher
maurerischer Nachlass ist nicht allein eine
wichtige geschichtliche Quelle, sondern
lässt auch einen tiefen Bück in die ge-
läuterten Ideen einer Bichtung werfen, die
vielleicht in ihm ihren überzeugtesten An-
hänger hatte.
B&renstein, Horst v., preuss. Haupt-
mann, geb. 15. Juni 1888 auf dem Bitter-
gut Zechau bei Altenburg, gest. 10. Febr.
1898 in Saalfeld, wurde aufgenommen m
der Loge Archimedes zu den drei Beiss-
bretern in Altenburg 10. Mai 1860. Haupt-
sächlich als Archivar und maurerischer
Geschichtsforscher hat er sich hohe Ver-
dienste um seine Loge und um die Frei-
maurerei erworben. Er war ein durchaus,
gründlicher Kenner maurerischer Ge-
schichte. Mit grossen persönlichen Onfera
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Barmen — Basel.
«rwarb er sich allm&hlich eine bedeutende
maoreriBcbe Münz- undMedaillensammlung,
die nach seinem Tode durch Kauf in den
Besitz der Loge Archimedes zu den drei
Eeissbretem in Altenburg (s. d.) überging.
Die letzten Lebensjahre beschäftigte ihn
die Neubearbeitung des »Handbuchs der
Freimaurereien für die er mit wahrem
Bienenfleiss berichtigenden und ergänzen-
den Stoff zusammentrug. Nach langen
vergeblichen Bemühungen fand er Unter-
stützung für die Ausführung seines Vor-
habens beim Verein deutscher Freimaurer,
der die Sache in die Hand nahm und
ihn in den Ausschuss für die yorbereiten-
den Arbeiten wählte. Leider liess sein
frühzeitiger Tod ihn den Erfolg seiner
Arbeiten nicht erleben. Seine nachgelas-
senen Manuskripte für die Neubearbeitung
des »Handbuchs der Freimaurerei c gingen
käuflich in den Besitz des Vereins deut-
scher Feimaurer über und sind in vor-
liegender Auflage vielfach verwertet. [Vgl.
FZ. 1893, S. 69. Bh. 1898, S. 87.]
Barmen (St. in der preuss. Bheinprov.,
126992 £.). Loge das. unter der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: Lessing, gest. 16. Aug. und er-
öffnet 28. Dez. 1866. Mitgliederzahl (1899) :
124. Vers. 1. Mittwoch. Klub: Mittwochs.
Logenlokal: H6tel Vogeler. »Die milde
StiÄungc (Statut v. 9. Mai 1867) zur Unter-
stützung von Witwen und Waisen der
Loffenmitglieder und zur Errichtung von
halben Schulfreistellen. [Vgl. Bh. 1869,
S. 25.]
Barmberaigkeit (Orden der), Ordre de
la mis^ricorde, einer der vielen neuen frei-
maurerischen Itite, die zu Anfang des 19.
Jahrhunderts in Frankreich als angebliche
Fortsetzungen des alten Tempelherren-
ordens auftauchten. Er wurde 1807 er-
richtet, erlosch aber sehr bald wieder.
[Kloss, Gesch. der Freimaurerei in Frank-
reich, I, 517.]
Bartels, Job. Heinrich, Bürgermeister
von Hamburg, geb. das. 20. Mai 1761, gest.
das. 1. Febr. 1850, studierte zuerst Theo-
logie und wurde 1784 Kandidat des Ham-
burger Ministeriums. Nach vielen Reisen,
die er in Italien machte, ging er nach
Güttingen, um die Bechte zu studieren,
wurde 1790 Dr. jur., 1798 Senator in Ham-
burg und am 25. März 1820 zum Bürger-
meister gewählt. 1781 wurde B. in Göt-
tingen in den Freimaurerbund aufgenom-
men, schloss sich 9. Febr. 1799 der Lo^e
Absalom an, wurde 1804 nebst v. Axen (s.d.)
zum Vorsteher des neuen Freimaurer-
krankenhauses ernannt und 1820 zum Ehren-
grossmeister der Grossen Loge von Hamburg
erhoben. [Vgl. Brandt, Geschichte des alten
Logenhauses (Hmbg. 1891), S. 56, 73.] Zu
seiner goldnen Hochzeit wurde 1842 eine
Denkmünze geprägt. [HMW. Nr. 96J
Bartensteu (St. in der preuss. Prov.
Ostpreussen, 6888 E.). Hier wurde unter
der Grossen Landeslo^e in Berlin 1. Okt.
1882 eine Loge Wilhelm zur ost-
preussischen Treue gegründet. Mit-
gliederzahl (1900): 66.
Barth (St. in der preuss. Prov. Pommern,
6228 E.). Hier besteht eine freie Verei-
nigung von Brüdern, die sich am 1. und
8. Sonnabend versammeln.
Barthelmees, J. P. M. Richard, ein
um die Verbreitung deutschen freimaure-
rischen Geistes in den Vereinigten Staaten
sehr verdienter Mann, geb. 10. Juni 1820
in Nürnberg, gest. 15. Juli 1885 das., wid-
mete sich dem Studium der Medizin, war
1847 — 52 als praktischer Arzt in seiner
Vaterstadt thätig und wanderte 1852 nach
Amerika aus, von wo er 1872 nach Deutsch-
land zurückkehrte. Aufgenommen 8. März
1845 in der Loge Zu den drei Pfeilen in
Nürnberg, schloss er sichl852 derLogePytha-
goras Nr. 1 in New York an und wurde
1859 und 1860 ihr Meister vom Stuhl Seit
1857 war er Vorsitzender des Engbunds
New York. Er veröffentlichte eine Biblio-
graphie der Freimaurerei in Amerika
(New York 1856) und das Verzeichnis der
Sammlung maurerischer Bücher und Münzen
der Loge Pythagoras Nr. 1 (New York 1859).
Nach Europa zurückgekehrt^ trat er der
Loge Zu den drei Pfeilen wieder bei und
wurde deren versitzender Meister. Er war
ein treues Mitglied des Vereins deutscher
Freimaurer. Viele seiner Vorträge und Ab-
handlungen sind in dessen »Mittheilungenc,
sowie namentlich in der »Bauhütte« ver-
öffentlicht. B. war eine durchaus prak-
tische, wenn auch etwas derbe Natur,
die es mit der Freimaurerei ernst nahm.
Basel (Hauptst. des Schweiz. Kantons
Basel-Stadt, (1898) 94646 E.). 1) Hier be-
stand schon 1744 eine Loge, von der nichts
näheres bekannt ist. 2) 1765 wurde das. die
Loge Liberias im System der strikten
Observanz von Andreas Buxdorf ge-
gründet, für die er von der Präfektur
Kittersfelde (Zu den drei Disteln in Frank-
furt a. M.) einen Stiftungsbrief erhielt
1772 vereinigte sich die sdiottische Loge
mit der Loge Modestia in Zürich zu einer
Präfektur. Da sich Peter Burkhard (s.d.)
und Andreas Buxdorf nicht vertrugen,
gründete ersterer 1778 eine zweite Loge:
3) Vollkommene Freundschaft, die
3. Juli 1779 von Lavater (s. d.) eingeweiht
wurde. Die Loge Liberias ging nun ein. Auf
einem, Aug. 1779 in iUisel abgehaltnen
Konvent schlössen sich Zürich und Basel
der V. Provinz des rektifizierten Systems
an. Die schweizerischen Logen budeten
ein Priorat (schottisches Direktorium) mit
dem Sitz in B., das zur Präfektur er-
hoben wurde. 1785 deckte die Loge.
4) Am 12. Jan. 1808 wurde unter dem
Grossorient von Frankreich die Loge
Freundschaft und Beständigkeit ge-
gründet und 24. März 1809 eingeweiht;
1811 trennte sie sich jedoch wieder von
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70
Batemkow
Bauhütte.
diedem Grossorient, schloss sich dem
rektifizierten Schottischen Bitus an und
begann, ihre Arbeiten in der deutschen
Sprache, statt in der französischen, zu hal-
ten. Am 28. Jan. 1809 war auch die Loge
Vollkommene Freundschaft wieder aufge-
lebt und vereinigte sich 1811 mit der neuen
Loge. 1810 hatte sich auch das Priorat
wieder aufgethan , das sich 28. April 1828
abermals auflöste. Am 17. Jan. 1824 fand
die Weihe des Logenhauses Zum Venedig
statt. Felix Sarasin (s. d.), Meister vom
Stuhl der Basler Loge (1811—1822), be-
mühte sich umsonst als Grossmeister des
schottischen Direktoriums, eine Einigung
aller schweizerischen Logen herbeizu-
führen. Infolgedessen erklärte sich Basel
als unabhängige Loge. Am 27. Juni 1840
versammelten sich in B. die Ver-
treter der Logen von Bern, Zürich, Locle,
Winterthur, Aarau und B., um eine
Vereinigung der schweizerischen Logen
anzubahnen. Dieser Wunsch ging in &-
füllung. Am 22. Juni 1844 trat die Basler
Loge der neugegründeten Grossloge Al-
pina bei. Jung (s. d.) war 1851 — 1856
Grossmeister der Alpina und B. Sitz des
Verwaltungsrats. 1848 fand in B. der
dritte allgemeine Freimaurerkongress statt.
Mitgliederzahl (1899): 111. Vers.: an
jedem Sonnabend; Klub: Sonnabends.
Eignes Logenhaus, neugebaut und 12. Juli
1891 eingeweiht: Zum neuen Venedig am
Byfangweg 18. —Liederbuch der Loge (1878,
zweiter Teil 1883). Statuten für die
maurerische Witwen-, Waisen- und Alters-
Kasse (1870). Katalog der Bibliothek von
Heinr. Boos (1892). [Vgl. Festschrift: Ge-
schichte der Freimaurerei in B. von H.
Boos (Basel 1892). H. Boos, Handbuch
der Freimaurerei (Aarau 1894), S. 831 fg.,
389 fg. Alpina 1888, S. 17 fg.].
Batemkow, G.S., einer der bedeutendsten
Dekabristen, machte das Kriegsleben 1818
und 1814 mit^ widmete sich dann der Lauf-
bahn eines Ingenieurs. Er wurde bereits
vor 1814 in den Freimaurerbund aufge-
nommen und gehörte zur Petersburger Loge
Zum auserwählten Michael, dann zu den
Gründern der Loge Zur Leuchte des Ostens
in Tomsk (eröffnet 1818 vom Asträabund).
Seine Freimaurermemoiren schrieb er als
Greis wenige Monate vor seinem Tode
(29. Okt. 1868). [Vgl. Pypin, QueUen
und Beiträge zur Geschichte der Frei-
maurerlogen Busslands (Eiga 1896), S. 152
bis 162.] Diese Memoiren, wenngleich noch
nicht gedruckt, sind kulturhistorisch in-
teressant und bekunden, wie die Angehörig-
keit zum Orden eine bedeutende er-
zieherische Macht für den Verfasser ge-
wesen ist.
Bau. Die Aufgabe der Freimaurerei (s. d.)
wird unter dem Bilde eines B., des B. eines
Tempels (s. d.), vorgestellt. [Vorträge,
welche diese Vergleichung im Ganzen
durchführen, s. FZ. 1857, S. 869; 1861 S. 145
und A. XI, 79. Schauberg, Symbolik der
Freimaurerei (SchaflTh. 1861), I, 878.1
Baocant oder Baoe^an (Beauseant, Beau-
ceant, Baucent, Baucens), Name der grossen
Ordensfahne der Teinpler. Sie ist weiss
mit rotem Kreuz, die Kriegsfahne schwarz
und weiss gestreift. Der Name kommt
eigentlich von schwarz und weiss gefleckten
Pferden. Früher scheint die Ordensfahne
ivexillum balzanum, daher der Bannerträger
>alzanifer) mit der Kriegsfahne eins ge-
wesen zu sein.
Bauchseiehen (Stomachale) ist eines der
verschiednen Meisterzeichen.
Bauer, Johann Kaspar, Kaufinann,
geb. 19. Sept. 1802 in Weichtungen bei
Münnerstadt in Bayern, gest. 12. Juli 1882
in Frankfurt a. M., besuchte, frühzeitig
für den geistlichen Stand bestimmt, meh-
rere Jahre das katholische Gymnasium in
Münnerstadt. Seine Neigung wandte sich
aber dem Kaufmannsstande zu. 1828
eröffnete er in Frankfurt a. M. ein eignes
Geschäft, das er im Laufe der Zeit in
schwunghaften Betrieb brachte. Das Ver-
trauen seiner Mitbürger berief ihn zu
hervorragenden Ehrenämtern. — Dem
Freimaurerbunde zugeführt wurde B. in
der Loge Karl zum aufgehenden Licht
in Frankfürt a. M. am 8. Dez. 1882.
Er bekleidete nacheinander das Amt des
Schaffners, Armenpflegers, Schatzmeisters,
ersten Aufsehers, zugeordneten Meisters
und (1858) das des Meisters vom Stuhl.
In der Verwaltung der Loge leistete er
Vorzügliches: zweckmässige wirtschaftliche
Reformen und die bewährte Einrichtung
des Verwaltungsrats der Loge sind sein
Werk. In die Grosse Mutterloge berufen,
war er der erste aus den Mitgliedern der
Loge Karl zum aufgehenden Licht ge-
wählte Grossmeister (1861 — 68). Auch in
dieser Stellung bewährten sich seine her-
vorragenden Eigenschaften. [Vgl. Paul,
Annalen des Eklektischen Freimaurerbun-
des (Frkf. a. M. 1888), S. 261.1
Baohtttte (Werkstätte, Atelier). I. So
nennt man das Bretterhaus, das auch heute
noch neben grössern Bauten aufgeschlagen
wird, in dem die Steinmetzen ihre Werk-
zeuge aufheben, auch wohl bei übler Wit-
terung arbeiten und sich versammeln. Wo
bedeutende Bauten jahrelange Beschäf-
tigung zusicherten, wurden solche Bau-
hütten natürlich mit grösserer Fürsorge
errichtet und dienten nicht allein voU-
ständig als Werkstätten, sondern in ihnen
wurden auch die zureisenden Genossen
begrüsst und die Versammlungen des Hand-
werks gehalten. Der englische Name da-
für ist Lodge. Da die in diesen Bauhütten
oder Logen Versammelten einen festen
Verband, eine Brüderschaft bildeten, so
wurde der Name ihres Versammlungsorts
auf ihre Verbindung übertragen, und unter
Bauhütte, Loge verstand und versteht man
einen Verband solcher Brüder, die unter
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Baukorporation — Bausteine.
71
bestimmten Gesetzen und Einrichtongen
sich zu versammeln pflegen. — 11. Jetzt
ist B. der allgemeine Name jeder dauernden
maurerischen Vereinigung zur Vornahme
ritueller maurerischer Thätigkeit(s. Arbeit),
im Gegensatz zu den Vereinen (s. d.). In
den drei Johannisgraden (s. d.) und nach
manchen Lehrarten auch in den höhern
Graden ist dafür der Name Loge (s. d.)
gebräuchlich, in Deutschland allgemein.
Dagegen kommen in den hohem Graden der
französischen und der englischen Maurerei
sehr yerschiedne Namen je nach den Bang-
stufen der Grade vor. Der nächste und
gangbarste, auch in Dänemark und Schwe-
den vorkommende, ist Kapitel; dann folgen
aufsteigend nach dem Bite fran^ais das
Conseil, Tribunal, Consistoire, nach dem
Bite ^cossais Conseil, College, Areopage,
Tribunal, Consistoire. Im System der eng-
lischen und der amerikanischen Tempelritter
(Kniehts Templar) wird dafür der Name
Heeuager (Encampment^ gebraucht. (S. die
einzelnen Benennungen.) — HE. Die Bau-
hütte, Zeitung für Freimaurer, begründet
und herausgegeben von J. G. Findel seit
3. Juli 1858, »unter dem maurerischen
Schutze Sr. Hoheit Ernst n., Herzog von
Sachsen-Koburg-Gotha«, mit Nr. 26 von
1891 auf eine Aktiengesellschaft in Frank-
furt a. M. übergegangen (s. FreBse).
Schriftleiter unter dieser ist Dr. Gotthold
in Frankfurt a. M.
Baukorporation. Unter den römischen
Söldnern in den Provinzen bestanden Ver-
bindungen aller möglichen Bauhandwerker
unter dem Namen der CoUegia fabrorum,
von deren innerer Einrichtung man nur
wenig weiss. Sie hatten eine eigne Ver-
fassung, standen unter eignen Beamten
(ädiles), hatten Meister (magistri) und Auf-
seher (decuriones), stellten Urkunden aus
und zählten viele kenntnisreiche Mitglieder.
— Es ist nicht zu verwundem, dass man
bei den Forschungen nach dem Ursprung
der Freimaurerei diese Verbindungen mit
ihr in einen nahen Zusammenhang zu
bringen suchte, um von da aus eine Brücke
in das griechische und ägyptische Alter-
tum zu haben. Namentlich hat Krause in
in den »Drei Kunsturkunden«, 2. Aufl. IV,
92 fg., mit grösstem Fleiss alles zusammen-
festeUt, was ihm für eine Herleitung der
'reimaurerei von jenen Verbindungen zu
sprechen schien. [Vgl. Schneider im A. J.,
m, 2 (1812), S. 166 fg.] Der historischen
Ableitung Krauses folgten später Schau-
berg (Zürich) und Em. Bebold (Histoire
g^n^rale, Paris 1851), teilweise auch F.
Gould (History of Freemasonry I, 36 fg.).
Die neuem Forschungen haben nachge-
wiesen, dass die genossenschaftlichen Ver-
bindungen der Bauhandwerker, wie sie seit
Eindringen der christlichen Kultur in die
mitteleuropäischen Länder hervortraten, in
den uralten Sitten der germanischen Völker
ihre Begründung fanden und auch nur unter
ihnen eine Ausbildung erlangten. (S. Bau-
hütte, Brüdenohaft, Collegia, Korpo-
ration.) [Vgl. Findel, Geschichte der
Freimaurerei. B. 1894, S. 69.]
Baokiiiist. Wie die Geometrie (s. d.) die
Grundwissenschaft der Freimaurerei, so ist
die B. diejenige Kunst, von der sie ihre
Sinnbilder zum wichtigsten Teile entlehnt.
Sie eignet sich hierzu nicht bloss, insofern
sie eine der wichtigsten und ältesten Künste,
sondern indem sie auch vorzüglich geeig-
net ist, den Menschen höher auszubilden
und rein menschliche Anschauungen und
Gefühle zu erregen. [Vgl. Krause, Kunst-
urkunden, n, 74.] Daher knüpft sich die
Entstehung und erste Ausbildung der Frei-
maurerei an die Entwickelung der (mittel-
alterlichen) B. ^S. Bauhütte und Frei-
maurereil) — Eine allgemeine Kenntnis
der Geschichte der B. und ihrer Stile ist
wegen dieses engen Zusammenhangs mit
der Geschichte und Symbolik der Frei-
maurerei für die Kenntnis der letztem nicht
ohne Nutzen, weshalb das Studium der B.
angelegentlichst empfohlen werden kann.
Gelegenheit hierzu ist in unzähligen
Schriften gegeben, von deren Aufzählung
hier abgesehen werden kann. Das, was
Anderson in seinem Konstitutionenbuch
über die Geschichte der B. sagt, hat natür-
lich in der Gegenwart wenig Bedeutung
und wissenschaftlichen Wert mehr.
Bauld de Nans, s. Le Bauld de Nana.
Baumeister, als Benennung eines Logen-
amts oder Hochgrads, s. Architekt.
Baumeister, der grosse, des Weltalls ist
in der freimaurerischen Sprache eine Be-
nennung Gottes als des Schöpfers und Er-
halters der Welt. Anderson bedient sich
des Ausdrucks «great Architect of the
Universec gleich am Anfang seiner Ge-
schichte der Maurerei (1728, S. 1), aber
vor ihm hat schon Eugenius Philalethes jun.
in der Vorrede zu seinen »Long Livers«
zweimal den Namen »Allmächtiger Bau-
meisterc (8. VHI u. XVH). Früher wird
er sich in der freimaurerischen Litteratur
nicht aufweisen lassen, aber er ist sehr alt,
denn schon in der Bibel wird Gott ein
> Baumeister c genannt (Hebr. 11, 10). —
Mit dieser Bezeichnung hängen die in
maurerischen Schriften und Beden ge-
brauchten Worte zusammen: Zu Ehren
des allmächtigen Baumeisters der Welten
(lat.: ad universi terrarum orbis summi
architecti gloriam; franz.: ä la gloire du
grand-architecte de l'univers; engl.: to the
glory of the grand architect of the universe).
Bausteine nennt man vielfach die
Vorträge in den Logen. Daher z. B. »Bau-
steine, gesammelt von Brüdern des Logen-
bundes Royal York zur Freundschaft zu
Berlin«, erschienen in vier Jahrgängen
1881 — 1884; femer »Bausteine. Mittei-
lungen der Grossen Loge von Preussen,
genannt Kaiser Friedrich zur Bundestreue«,
BerUn 1892 fg. (s. Presse).
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72
Bautzen — Bayern.
BAntien, wendisch Bndissin (St. im König-
reich Sachsen, 28678 E.). Logen das.: 1) Jo-
hannisloge Zur goldenen Mauer, gegr.
19. Febr. 1802, erhielt 24. Juni 1802 von
der Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln ihre Stiftun^urkunde und
hat sich zwar dem 1811 errichteten säch-
sischen Logenbund angeschlossen, jedoch
ihre Arbeiten nach der Lehrart ihrer
Mutterlose fortgesetzt. Das Doppelver-
hältnis dieser Loge zu den beiden Gross-
logen ist durch einen Grundvertrag vom
1 8. April 1812 geregelt, dessen Bestinmiungen
ebenso für den sächsischen Logenbund, wie
für die Grundverfassung und die Bundes-
fesetze der Grossen iNational-Mutterloge
iu den drei Weltkugeln massgebend sind.
Hiemach ist die Loge in Sachen die ein-
zige, die nach der Lehrart der Drei Welt-
kugeln arbeitet. Mit^liederzahl (1900): 180.
Vers, oder Klub: Mittwochs. Logenhaus,
Oarolastrasse 6. Milde Stiftungen: Witwen-
und Waisenfonds und Konfirmandenbeklei-
dung. Eine Denkmünze dieserLoge v. J. 1845
s. BMW. Nr. 7. — 2) Delegierte altschotti-
sche Loge Zur goldenen Mauer, gegr.
3. Juli 1804. — Dass schon vor 1768 da-
selbst eine Loge der Afrikanischen Bau-
herren (s. d.) bestand, wird in zwei Schriften
moss, BibL, Nr. 1907 u. 1908], die einer
Bauhermloge in B. gedenken, versichert.
[Vgl. FZ. 1855, S. 64.]
Bajem (Königreich). L In den alten
bayerschen Stammlanden bestand seit 1777
eine von der Loge Royal York zu Berlin
gestiftete Lose Theodor zum guten
Kat in München, nachdem schon vorher
unregelmässige Logenversammlungen da-
selbst mehrere Jahre hindurch stattgefun-
den hatten, (ß. Münohen.) Zu .^Sifang
der achtziger Jahre drang in diese Loge
das Hluminatenwesen ein (s. Bluminaten) ;
auch in einigen benachbarten Städten, z. B.
Freising, Ingolstadt, wurden Versamm-
lungen in diesem Sinne gehalten. Dies gab
dem Kurfürsten K^arl Theodor, der unterm
Einfluss der Jesuiten stand, Veranlassung
zu einem Verbot gegen alle »unbestätigten
und unzulässigen Communitäten« (22. Juni
1784), dem 2. März und 16. Ai^. 1785 sehr
strenge Verbote gegen die Freimaurer und
Bluminaten folgten; die gleichzeitige Ver-
folgung des Hluminatismus erstreckte sich
auch auf die Mitglieder des Freimaurer-
bundes. Die Loge in München stellte ihre
Arbeiten freiwillig ein, die in Mannheim,
das damals unter derselben Begierung stand,
und die Bluminatenklubs wurden aufge-
hoben. Dagegen blieben fruchtlos die
Schreiben des Hofrats v. Born (s. d.) in
Wien an den Präsidenten der kurfOrstl.
Akademie der Wissenschaften in München
vom 2. Sept. 1785 und an den Kanzler
und Herzogl. Bayerschen Hofrat Freiherm
V. Ejreittmayr vom 9. Nov. 1 785. [Abgedruckt
im W. J. II, S. 123.] Erst 1873 wurde in
München die Loge Zur Kette von der Gross-
loge Zur Sonne eröffnet, von der sich 1895
die Loge In Treue fest (unter der Grossen
Landesloge von Deutschland) abzweigte.
Eine dritte entstand 1897 unter der nicht
anerkannten Grossloge Kaiser Friedrich
in Berlin. — H: Als 1799 dem Kurfürsten
Karl Theodor der Kurfürst (nachmalige
König) Maximilian Joseph gefol^ war,
erliess dieser bald nach seinem Regierungs-
antritt eine Verordnung (München, 4. Nov.
1799), in der »jede geheime Gesellschaft, die
sich zu irgend einem politischen, reli-
nösen oder angeblich wissenschaftlichen
Zweck verbindet und solchen Zweck dem
Staat entweder verhehlt oder einen andern
anjgiebt, als sie wirklich bezielt, ihre
Mitglieder mögen sich versammeln oder
nur durch Korrespondenz oder Zeichen
zusammenhängen^ verboten wird«. [Abge-
druckt in der vorigen Auflage dieses Hand-
buchs, I, 65.] Diese Verordnung wurde
durch eine spätere (unter dem Ministerium
des Freiherrn von Montgelas ergangene)
Verordnung vom 5. März 1804 erneuert
und eingeschärft. [Abgedruckt in der
vorigen Auflage dieses Handbuchs, I, 66.]
So schwer diese Verbote den Frei-
maurerbund zu treffen schienen^ waren sie
ihm doch nicht gerade schädlich, da in
den bayerschen Staaten nirgends mehr eine
Loge bestand. Erst 1806 trat diese Frage
mit thatsächlicher Wichtigkeit in den Vor-
dergrund, als das Fürstentum Ansbach,
Nürnberg und mehrere andre Gebietsteile
an die Ejrone B. fielen. In Ansbach
'b, d.) bestand schon seit 1758, in Fürth
|s. d.) seit 1808 eine Loge; in Nümbert
's. d.) wirkten zwei solche seit 1761 und
1789. Während diese fränkischen Logen
vorbereitende Schritte zur Sicherung ihres
Fortbestands thaten, insbesondere die
Loge Joseph zur Einigkeit in Nürnberg
aus dem Abhängigkeitsverhältnis vom
Prinzen Karl von Hessen (s. d.) trat, hatte
die Loge in Ulm (s. d.), das von 1803—10
unter bayerscher Hoheit stand, die Ge-
stattung zur Wiederaufriahme ihrer 1795
aufgegeonen Thäti^keit unmittelbar beim
König erbeten und 28. April 1807 unter
Einhaltung gewisser Vorschriften erhalten.
Unter denselben Bedingungen wurde diese
Genehmigung den fränkischen Logen durch
einen Erlass des königl. Generallandkom-
missariats in Franken, Grafen von Thür-
heim (Ansbach, 8. Mai 1807), auf Grund
königlicher Anordnung erteilt. Diese Be-
dingungen waren folgende: »1) Alle drei
Monate soll eine Liste der Mitglieder der
Loge von dem Vorsteher derselben ge-
fertigt und unterzeichnet an den General-
kommissar der Provinz übergeben werden;
2) eine jede Veränderung in den Ämtern,
sobald sie geschieht, ebenfalls dem Chef
der Provinz angezeigt, ebenso 3) eine jede
Abänderung der S&tuten und Satzungen
dahin berichtet werden«. Weiter biess es
noch im gedachten Erlass: »Damit aber
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Bayern.
78
das Ganze um so eher bei TorkommeDder
Gelegenheit kontrolliert und beurteilt wer-
den kann, muss ein echtes, auf die ünter-
thanentreue der Vorsteher beglaubigtes
Exemplar der Statuten bei dem General-
kommissariat hinterlegt werden, welches
man allerlängstens binnen drei Monaten
mit der ersten Listeneinrichtung erwartet.
Übrigens setzt man voraus, dass aller Zu-
sammenhang und jede direkte oder in-
direkte Korrespondenz mit jeder Loge in
Berlin oder in aen bisherigen preussischen
Provinzen aufgehoben sei una auf immer
aufgehoben bleibe«. — Hiermit war der
Bestand der Logen gesichert, und bei der
nichts weniger als günstigen Stimmung,
die in den massgebenden Kreisen Münchens
gegen die Freimaurerei herrschte, musste
man sich dieser Entscheidung, deren Vor-
schriften so leicht zu entsprechen war, um
80 mehr freuen. Sie war unstreitig dem
König persönlich zu danken. Auch das harte
Verbot jeder brieflichen Verbindung mit den
preussischen Logen erfuhr vom General-
landkommissariat die mildeste Auslegung.
Die zunächst davon betroffene Loge in
Ansbach musste zwar aus dem Verband
der Berliner Grossen National -Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln ausscheiden,
doch ward ihr unter persönlicher Verant-
wortlichkeit des Meisters vom Stuhl ihren
Briefverkehr fortzusetzen gestattet, ja
sie wurde selbst von ihrer bisherigen Gross-
loge als Provinzialloge in Franken unter
dem Namen Anacharsis zum erhabenen
Zweck gegründet. Ebenso begnügten sich
v. Thürheim und dessen Delegierter in
Nürnberg, v. Lochner, persönlich Einsicht
von den Statuten der Logen zu nehmen.
ETgl. Geist, Geschichte der Loge Joseph zur
inigkeit in Nürnberg (1861), S. 117.] —
Allein schon 17. Jan. 1808 genehmigte der
König zwar, dass die Freimaurerlogen in
der Art fortbestehen durften, er ordnete
aber an, «dass es in Bezug auf die Staats-
diener, die zur Gesellschan der Freimaurer
gehören, bei den allgemeinen Verord-
nungen vom 15. Sept. 1799 und 5. März
1804, nach welchen kein Staatsdiener an
der Verbindung der Freimaurer Anteil
nehmen darf, sein unabänderliches Be-
wenden habe«. Diese Verordnung musste
drei Tage nach ihrer Bekanntmachung an
die Logenvorstände ins Werk gesetzt wer-
den. Die Loffe Joseph zur Einigkeit in
Nürnberg verlor dadurch auf einmal 87
ihrer angesehensten Mitglieder. Zwar
nahmen die Loeen Alexander zu den drei
Sternen in Ansbach und die unterdes ge-
stiftete Loge Karl zur Treue in Pappen-
heim (s. d.) Veranlassung, in einer Ein-
gabe an den König selbst zu bitten, dass
die ausgetretenen Staatsdiener wieder an
den Logen Anteil nehmen dürften; allein
es erging hierauf (Edikt vom 20. Febr.
1808, abgedruckt in Findel, Geschichte der
Grossloge Zur Sonne (Lpz. 1898), S. 176) ein
ablehnender Bescheid. — Zwar wurde in
einem Dekret »vom 2. April 1808 erklärt,
dass Advokaten und Justizkommissarien
nicht unter den Staatsdienem zu b^eifen
seien; dagegen wurde die Loge Zu den
drei Pfeilen in Nürnberg auf ihre Anfrage
vom 27. Jan. 1809, ob nidbt wenigstens
Quieszenten, Geistliche und Schullehrer
an den Logen Anteil nehmen dürften, aus
dem Ministerium des Linem (v. Montgelas)
12. Febr. 1809 dahin beschieden, «dass die
in Quieszenz kommenden Staatsdiener
präsumtiv nur momentan ausser Aktivität
treten, somit, wenn es erforderlich ist,
augenblicklich in solche zurückberufen
werden können, selbe sonach auch allen
jenen Verbindlichkeiten nicht entsagen
dürfen, die sie als effektive Diener des
Staates in ihren vorigen Verhältnissen
übernommen haben. Der Bücktritt oder
die Aufnahme von quieszierten Dienern in
die Loge kann daher nicht stattfinden und
ebensowenig den mit Dienstesstellen be-
kleideten Geistlichen und Schullehrem der
Zutritt in selbe erlaubt werden, c — m. Im
J. 1810 kamen durch den Anfall von Bay-
reuth und Begensburg an die Krone B.
wiederum mehrere Logen, die zum Teil
wie die Loge Zur Sonne in Bayreuth (s. d.)
und Karl zu den drei Schlüsseln in Begens-
burg (s. d.) schon sehr lange unter den
frühem staatlichen Verhältnissen ungestört
bestanden hatten, unter bayersche Staats-
hoheit. 1812 bestanden im ganzen folgende
Logen in B.: Joseph zur Einigkeit und
Zu den drei Pfeilen in Nürnberg; Zur
Wahrheit und Freundschaft in Fürth; Li-
banon zu den drei Cedem in Erlangen;
Karl zu den drei Schlüsseln in Begens-
burg; Eleusis zur Verschwiegenheit in
Bayreuth ; Karl zur Treue in Pappenheim ;
Alexander zu den drei Sternen in Ans-
bach; Aristides zur Wahrheit und Gerech-
tigkeit in Markt-Rentweinsdorf ; Zum Mor-
genstern in Hof. Li einer Anzahl andrer,
jetztbayerscher Städtebestanden in früherer
Zeit Logen, die aber, noch bevor jene Orte
an B. kamen, eingezogen waren, z. B. in
Aschaffenburg, Eichstädt. Hersfeld, K^uf-
beuem, Kempten, Landau, Rothenburg,
Zweibrücken. Allerdings musste nun schon
1813 die Universität Erlangen alle öffent-
lichen Lehrer verpflichten, keiner geheimen
Gesellschaft, namentlich nicht der der Frei-
maurer anzugehören. Allein nach Bay-
reuth war die Anordnung wegen des Aus-
tritts der Staatsdiener nicht gelangt.
Da erschien (München 18. Sept. 1814)
eine neue köni^l. Verordnung von Maxi-
milian Joseph, die sich insbesondere gegen
die Staatsdiener wendete (abgedruckt in
der vorigen Auflage dieses Handbuchs I,
68). Diese Verordnung traf zunächst die
Freimaurerlogen nicht, da diese nicht zu
den geheimen Gesellschaften, deren Zwecke
dem Staat nicht bekannt sind, zählten.
Auch erfuhr nur eine einzige infolge der-
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Bayern.
selben eine polizeiliche Anfechtung: in
Begensburg wurde dem Wist der dasigen
Loge untersagt, die Versammlung der Frei-
maurer in seinem Hause zu gestatten, und
es blieb diese ohnedies nicht sehr thiltige
Loge geschlossen, obgleich ihr Meister vom
Stuhl, Graf v. Westerholt, deshalb Be-
schwerde führte. Allein bala darauf erging
eine neue königl. Verordnung aus Wien,
vom 15. Jan. 1815, in der ausdrücklich be-
tont wurde, dass sich das durch die Ver-
ordnung vom 13. Sept. 1814 erneuerte Ver-
bot der Teilnahme an geheimen Gesell-
schaften in Ansehung der in mittel- oder
unmittelbaren Staatsdiensten stehenden
Personen ohne Ausnahme auch auf die
Freimaurerlogen erstrecke. Dies traf
namentlich die Loge von Bayreuth sehr
hart, aus der hiemach über 50 Mitglieder
austreten mussten. Auch die Logen in
Ansbach und Pappenheim verloren die an-
gesehensten Mitglieder und wurden, da
nur wenige Gewerbtreibende oder Privat-
leute ihnen angehörten, sehr bald genötigt,
ihre Wirksamkeit ganz einzustellen. Ein
Gleiches war mit der Loge in Kentweins-
dorf der Fall. — IV. Die oben erwähnte
Bestimmung vom 8. Mai 1807 bildete die
Grundlage fttr die Oberaufsicht der Staats-
regierung über die Logen in B. Das Ver-
bot in Betreff der Staatsdiener, auch der
in Ruhestand versetzten, der GeisÜichen
und der Schullehrer bestand in Kjraft
1850 (Verordnung vom 15. März, nach deren
Erscheinen Staatsanwalt Bitter in Bayreuth
der Loge sofort wieder beitrat). Von da
ab stand auch Magistratspersonen und
Lehrern der Eintritt wieder frei, und die
lästigen Schranken waren gefallen. Trotz-
dem meldeten sich Offiziere und Staats-
diener auch fortan spärlich zur Aufaahme.
[Vgl. übrigens FZ. 1864, S. 355, 389. —
Können bayrische Beamte und Offiziere
Mitglieder des Freimaurerbundes werden?
Vortrag, gehalten in der Sitzung des fränki-
schen Bezirks des Vereins deutscher Frei-
maurer zu Nürnberg 9. März 1874 (2. Aufl.).]
In neuerer Zeit trat die staatliche Beau&ich-
tigung der Logen in immer weitere Grenzen
zurück und beschränkte sich zuletzt auf
die jährliche Anzeige der Vorstandswahl
und des etwaigen Vorstandswechsels.
Gleichwohl haben die Angriff*e in B. nicht
nachgelassen, so dass noch 1878 und 1894
im Landtag solche zum Vorschein traten.
[Vgl. FZ. 1894^ S. 105. Steger, Für und
wider die Freimaurerei (Bamberg 1894),
S. 3—11.] — Unverkennbar und von den
bayerschen Logen selbst vielfach anerkannt
ist, dass die Freimaurerei in B. unter diesen
Verhältnissen an dem vollständigen Ge-
deihen behindert ist, so viele dafür geeig-
nete Personen auch in den ebenso intelli-
genten, als thatkräftigen Ständen der Kauf-
leute, Gewerbtreibenden, Künstler, Ärzte
u. s. w. sich finden. Um so höhere Ach-
tung verdient das unausgesetzte Streben
der jetzt noch bestehenden Logen, sich
nach Massgabe aller ihnen zu Gebote
stehenden Kräfte als würdige Glieder des
Freimaurerbundes zu behaupten. Es sind
dies die Logen zu Bayreuth. Nürnberg (2),
Erlangen (2), Fürth und Frankenthal,
welche letztere, schon 1807 gestiftet, erst
mit der Wiedererlangung der Bheinpfalz
an B. kam; die Loge in Hof (s. d.) stellte
1849 ihre Thätigkeit ein, nahm sie aber
1865 wieder auf. Neu gegründet wurden
die Logen in Kaiserslautem (eingegangen),
Schweinfurt, Würzburg, Augsburg. Mün-
chen (3), Bamberg, Neustadt a.H. undKulm-
bach, deren nunmehr gesicherter Bestand
mehrfach durch Errichtung stattlicher
Logenhäuser bekundet ward. Drei dieser
Logen, die zuBayreuth, Erlangen und Joseph
zur Einigkeit in N ümberg, haben bereits ihre
hundertjährigen Jubiläen gefeiert. — Die
Bestrebungen zur EMchtung einer bayer-
schen Gross- oder Direktori^loge sind er-
folglos geblieben. Dagegen wurden 1817
zeitweise Versammlungen der Meister
vom Stuhl der vier benachbarten Logen
zu Nürnberg, Erlangen und Fürth ein-
gerichtet, die sich als fOr die Aufrecht-
haltung der maurerischen Beziehungen
sehr vorteilhaft bewährt haben, aber
1829 wieder eingingen. Erst seit 1896 sind
wieder Versammlungen der bayerschen
Stuhlmeister zur Besprechung gemein-
samer Angelegenheiten eingeführt worden.
Die erste fand 7. Juni 1896 in Nürnberg-
statt [vgl. L. 1896, S. 123], die zweite in
Bamberg 2. Mai 1897 [vgl. L. 1897, S. 155;
FZ. 1897, S. 284]. [Vgl. die oben ange-
fahrte Schrift von Geist, sowie Findel,
Geschichte der Grossloge zur Sonne (Lpz.
1898).] — Zur Zeit bestehen in B. 17 Logen,,
und zwar 12 unter der Grossloge Zur Sonne
(Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Erlangen-
Germania, Frankenthal, Fürth, Hof, Kulm-
bach, München-Zur Kette, Neustadt a. H.,
Schweinfiirt, Würzburg), 3 unter der
Frankfurter Grossloge ^rlangen-Libanon
und die beiden Nürnberger Logen) und je
1 unter der Grossen Landesloge von
Deutschland (München-In Treue fest) und
unter der Grossloge Kaiser Friedrich
(München-Bruderkette an der Isar).
Bayern (Fürstenhaus). Aus dem Hause
Witteisbach sind vier Mitglieder dem Frei-
maurerbunde beigetreten: I. Aus dem Kur-
bayerschen Hause: Clemens August,
Herzog von B. und Kurfürst von Köln^
Bruder Kaiser Karls VIL, geb. 16. Aug.
1700 in Brüssel, gest. 6. Febr. 1761 in
Ehrenbreitstein. Nachdem 1738 die Bann-
bulle von Clemens XH. gegen die Frei-
maurer erschienen war, sah sich der Kur-
fürst genötigt, aus dem Bunde zurückzu-
treten. Als Entschädigunff für sich grün-
dete er 1740 den Mopsorden (s. d.). [Vgl.
Mering, Clemens August (Köln 1851)].
n. Aus der Linie Pfalz -Zweibrücken-
Birkenfeld: 1) Friedrich Michael, Pfalz-
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BaTreuth.
75
graf von Zweibrücken, Sohn des Pfalz-
grafen Christian DI., geb. 27. Febr. 1724,
gest. 15. Aug. 1767 in Schwetzingen, war
seit Anfang der sechziger Jahre des 18.
Jahrhunderts Protektor und Grossmeister
der Schottenloge St.-Charles de l'union,
die von etwa 1756 an in Mannheim be-
stand. [Vgl. Schwarz, Geschichte der Loge
Karl zur Eintracht in Mannheim (1896),
S. 17.1
2) Maximilian I. Joseph, seit 1795
Pfalzgraf von Zweibrücken, seit 1799 Kur-
fürst von Bayern, seit 1805 König von
Bayern, Sohn des Vorigen, geb. 27. Mai
1756 in Schwetzingen, gest. 18. Okt. 1825
in Nymphenburg, trat 1777 in Strassburg
der strikten Observanz zu. Seine Edikte
gegen alle geheimen Gesellschaften vom
4. Nov. 1799 und 5. März 1804, sowie die
spätem Zugeständnisse seit 1807 s. oben
5. 72. [Vgl. Söltl, M. Joseph, König von
Bayern (Stuttg^ 1837).]
3) L u d w i g , Prinz von Pfalz-Zweibrücken,
wird in der Liste der fünften Provinz der
strikten Observanz in Strassburg aufge-
führt. Wahrscheinlich ist Prinz Johann
Karl Ludwig, Sohn des Pfalzgrafen Johann
von Birkenfeld, geb. 18. Sept. 1745, ge-
meint.
Bayrentli (St. im Königr. Bayern, 27693
E.). Hier besteht eine Grossloge und eine
Johannisloge. — I. Markgraf Friedrich
von Brandenburg -Bayreuth (s. Freussen)
stiftete 21. Jan. 1741 die (Schloss-)
Loge Zur Sonne, die er eine Zeit lang
leitete, wie er auch später zuweilen in der
Stadtloge den H. führte, die sich 4. Dez.
1741 von jener abzweigte und unter grossen
Feierlichkeiten eingeweiht wurde. Die
Loge nahm 1744 den Titel einer Grossen
Mutterloge an und stiftete 1757 die
Loge Libanon in Erlangen und 1758
die Loge Zu den drei Sternen in Ansbach.
Die Schlossloge ging nach dem Schloss-
brande (1758) ein. Der 1756 zum Stuhl-
meister erwählte von Metzsch Hess sich
für die Hochgrade gewinnen; er erwarb
1763 nach einem Besuche von S. Rosa
(s. d.) das Patent zu einem Kapitel und
führte 1764 die Loee der strikten Obser-
vanz zu, sicherte ihr aber auch das Pro-
tektorat des neuen Landesf ürsten Friedrich
Christian. An ihrer Spitze stand ein alt-
schottisches Direktorium. Ais 1769 das
Fürstentum mit dem von Ansbach ver-
einigt worden war, zog der nunmehrige
Protektor Markgraf Alexander dieses
Direktorium 1778 zur Loge Alexander zu
den drei Sternen in Ansbach fs. d.) und
vereinigte die Direktorien beiaer Logen
unter ein und demselben altschottischen
Obermeister. Diesem Direktorium wurden
die von der Loge Zur Sonne gegründeten
Logen in B., Ansbach, Marktsteft und
Erlangen untergeordnet. Auch die Loge
Joseph zur Einigkeit in Nürnberg wurde
ihm zugewiesen. Die Johannisloge Zur
Sonne in B., die seit 1765 geruht hatte,
nahm 11. Jan. 1779 die Arbeit wieder auf,
ohne zu rechter Lebenskraft zu gelangen.
Als das Land an die Krone Preussen fiel
il791), trat abermals eine Ruhepause ein,
►is es dem hochverdienten Schunter (s. d.)
gelang, 4. Dez. 1807 von der Grossen Loge
Koyal York in Berlin, der sie sich in-
zwischen angeschlossen hatte, die Rechte
einerPr o vi nzial-Grosslogezu erwirken.
Unter der französischen Herrschaft lockerte
sich indessen das mit Berlin geknüpfte
Band. Nachdem B. 30. Juni 1810 an
die EjTone Bayern gekommen war, bil-
dete sich die Loge in B. am 24. Januar
1811 mit den Logen in Fürth und Hof,
zunächst noch unter dem Namen einer
Provinzial- Grossloge, als unabhängige
Grossloge, da sie nach dem Verlangen
der Regierung nicht mehr von Berlin ab-
hängig sein sollte. Als olche behielt sie
den alten Beisatz »Zur Sonne«, während
die Johannisloge den Namen Eleusis
zur Verschwiegenheit (s. unter H.)
annahm. In ihrem Grundvertrag von
1810—11, erneuert Januar 1829, ist aus-
gesprochen, dass unter dem Namen der
Grossen Loge die Gesamtheit der vereinig-
ten Logen und Brüder, die dem maure-
rischen Verband dieser Grossloge zugethan
sind, dann auch das die Angeleeeimeiten
des Vereins, nämlich die Ausbildung und
Aufirechthaltung ihrer Verfassung verwal-
tende Kollegium verstanden werde. Ein
besonderer 1. April 1802 eingesetzter
(seit 1860 wieder eingegangener) »Innerer
Orient« hat die Verwaltung und Ausspen-
dung des »maurerischen Kenntnisschatzes«
unter sich, d. h. der bei der Lehrart dieser
Grossloge anerkannten und üblichen hohem
Grade (die Fessl ersehen historischen Er-
kenntnisstufen mit Einweihungen, die
jedoch auf eine einzige und zwar sehr ein-
fache »Initiation« beschränkt sind), also
das Ritualwesen. Die in ihn von der
Grossen Loge gewählten Mitglieder brauch-
ten nicht ihr selbst anzugehören. — Die
Lehrart der Grossen Loge war das Fessler-
sche (s. Fessler); ihrer Verfassung liegt
der Entwurf Fesslers zu Grunde, der jedoch
in ihr teilweise schärfer und reiner hervor-
tritt, als in der Verfassung der Grossen Loge
Royal York zu Berlin |Bh. 1860, S. 1121.
Am 29. Sept. 1829 nahm die Provinzial-
Grossloge auch förmlich den Titel einer
Grossloge an und wurde endgültig aus
dem Verband der Grossen Loge Itoyal
York entlassen. Von 1816 — 57 führte
die Grossloge, da es ihr nach dem er-
zwungenen Austritt der Staatsdiener an
Kräften mangelte, ein Stillleben, dem
nach Begründung der »Bauhütte« (1858) und
der WaM Feustels (s. d.) zum Grossmeister
(1862) eine Zeit des Schaffens und der
Neugestaltung folgte. Schon 31. Aug.
1847 hatte die Grossloge die Aufnahme-
fähigkeit der Nichtchristen ausgesprochen.
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76
Basot — Beamte.
Im Sept. 1864 hatte die Loge in Heidel-
berg (Bluntschli) eine Auäorderung zu
einer Versammlung der badischen Logen
in Karlsruhe erlassen, um einen badiscnen
Logenbund mit wechselndem Vorsitz zu
bilden. Diese Besprechung fand am
26. Sept. statt. A. Ficke (s. d.) und F. J.
Faller von Freiburg beantragten aber, den
Bund auf alle 10 Töchterlogen der Gross-
loge Zur Sonne auszudehnen und, erst im
Falle es von dieser verweigert würde,
einen besondem badischen Logenbund zu
bilden. Die Sache gelangte am 21. Juli
1865 zur Verhandlung in der Grossloge,
und es wurde beschlossen, dass die Gross-
loge ständig in B. bleiben solle, hin-
fe^en bei Gegenständen von Wichtig-
eit die Vorsitzenden sämtlicher Logen in
irgend einer Johannisloge zusammenberufen
werden sollten. Der badische Logenbund
fiel, doch fand später ein eingehender
Ideenaustausch über die Reformbestre-
bungen statt. 1866 übertrug die Grossloge
Bluntschli (s. d.) die Revision des Gesetz-
buchs und die Neubearbeitung der Ritua-
lien. Diese Arbeit wurde 1868 vollendet
und die neue Verfassung in den Gross-
logenversammlungen in Stuttgart 11. Okt.
und in Kaiserslautem 24. Okt. 1869 ange-
nommen. Sie ist eine der freisinnigsten
in Deutschland. Der Ort der Zusammen-
kunft der Grossloge wechselt. Die Organe
des Bundes sind die Grossloge (die aus
den Bundesbeamten, Stuhlmeistern, Ehren-
mitgliedern und Abgeordneten besteht),
der Bundesrat (aus den Bundesbeamten
und den Vertretern fremder Grosslogen)
und der Grossmeister mit den Bun-
desbeamten. Auf dieser Versammlung
in Elaiserslautem beschloss die Gross-
loge zugleich, ein Rundschreiben zu er-
lassen, »das die Stellung klären und fest-
setzen solle, die die Maurerei den ihr im
Syllabus gemachten Vorwürfen und der
beabsichtigten Unfehlbarkeitserklärung des
Papstes gegenüber einnehme.« Wegen
des Kriegs fiel 1870 die Grosslogenver-
sammlunff aus; 1871 fand sie in Fürth
statt und nahm die Satzungen des Deut-
schen Grosslogenbundes (s. d.) an; 1872
ta^ sie in Heidelberg. Der Bundesrat
zeigte hier der Grossloge an, dass er mit
allen ^egen eine Stimme sämtliche geübte
Ritualien als zu Recht bestehend anerkannt
habe, das Freiburger in der Form, wie es
in der Umarbeitung von Ficke (s. d.) in der
Loge üblich ist, unter der Bedingung,
dass bei der Erklärung des weissen Buches
(s. d.) mitgeteilt werde, dass die Bibel in
Logen an^-er Lehrarten als erstes grosses
Lidit auf dem Altar liege. Damit war
dem viel angefochtnen Freiburger Ritual
die förmliche Genehmigung erteilt. Femer
wurde in Heidelberg beschlossen, ein
Ritual für den Gebrauch der Grossloge zu
Bchafibn und diese Arbeit einer Fünfer-
Kommission übertragen. Auf der Gross-
logenversammlung in Karlsruhe 1878 wurde
das von Bluntschli entworfne Ritual zu
dem der Grossloge erklärt, den Logen
aber Ritualfreiheit gewährt. Die neuere
Zeit bietet keine Ereignisse von hervor-
tretender Wichtigkeit; die Grossloge war
zumeist mit den Gesetzgebungsarbeiten
des Deutschen Grosslogenbundes und der
Einsetzung neuer Logen beschäftigt. [Vgl.
Findel, Geschichte der Grossloge Zur
Sonne (Lpz., 1897)1. — (Statistik.) Die
Grossloge zählt 1900 32 Logen, davon 27 im
DeutschenReich, nämlich 12 inBayem(Augs-
burg,Bamberg,Bayreuth,Erlangen,Franken-
thal, Fürth, Hof, Kulmbach, München,
Neustadt a.H., Schweinfurt, Würzburg), 8 in
Baden (Baden, Freiburg, Heidelberg, Karls-
ruhe, Konstanz, Lahr, Mannheim, Pforz-
heim), 2 in Preussen (Berlin, Düsseldorf),
2 in Württemberg (Ludwigsburg, Stutt-
gart). 1 in Sachsen- Weimar (Jena), 1 in
Hamburg (Hamburg) und 1 in Bremen
(Bremen) — und 5 in Norwegen (Christiania,
Drontheim,Hamar, Lillehammer, Skien), die
unter der Provinzial-Grossloge Polarstjer-
nen (gegr. 1893) stehen. — Provinzial-
Grossmeister (bis 1811) waren: Graf
und Herr v. Giech, Regierungspräsident
V. Völdemdorf, Konsistorialdirektor Schun-
ter (s. d.). Als Grossmeister (seit 1811)
fungierten: Regierungsrat und Konsistorial-
direktor Schunter (s. d.), J. G. F. Simon, J. K.
H. von Paschwitz, Carl Freih. von Red-
witz, Kaufmann K. Fr. Münch, Buch-
druckereibesitzer Birner, Flachsspinnerei-
besitzer Sophian Kolb, Lehrer Christian
K. Künzel, Bankier Friedr. v. Feustel (s. d.).
Geh. Rat Prof. Bluntschli (s. d.), Repsseur Dr.
Fedor Löwe (s. d.), Fabrikant Julius Bayer-
lein, General a. D. A. v. Reinhardt (s. d.).
— U. Die Johannisloge Eleusis zur
Verschwiegenheit, gegr. 4. Dez. 1741.
Mitgliederzahl (1899): 100. Vers.: letzten
Freitag im Monat, Klub: Freitag und
Sonnt^. Eignes Logenhaus (eingew.
28. Aug. 1881), Hofgarten 19. [Vgl. Bh.
1866, 8. 145 fg.] [Zwei Denkmünzen der
Loge, HMW. Nr. 5 u. 6]
Baiot, Etienne Francois, Gelehrter
in Paris, geb. 1782 in Chäteau-Chinon,
verfasste zaldreiche maurerische Schriften,
unter denen die bekannteste: Manuel du
Franc-Ma^on (1. Ausg., Paris 1811; 7.
Ausg., 2 Bde., Paris 1846), eine der besten
französischen Schriften dieser Art. Er war
Herausgeber des Vocabulaire des Franc-
Ma^ons (Paris 1805 u. öfter), das von Vig-
nozzi 1810 ins Italienische übersetzt wurde.
Verfasser war Laurens, von B. rühren bloss
Anmerkungen und Zusätze der spätem Aus-
gaben her [Thory, Acta, H, SuppL, S. 8.]
Beamte (franz. officiers, engl, officers).
I. Der Ämterorganismus ist zwar nach den
verschiedenen I^hrarten und örtlichen Ver-
hältnissen vielfach abweichend, hat aber
eine gewisse, mit der geschichtlichen Her-
ausbildung des Freimaurerbundes zu-
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Beamtenversammlangen, Beamtenkonferencen, Beamtenrat — Beatos.
77
sammenhängende Einheit in den Grund-
Zügen. Diese ^Abweichungen einzehi auf-
zumhreUy mag hier umgangen werden. Es
genügen folgende allgemeine Darlegungen,
wie sie namentlich in Deutschland Geltung
haben. 1) Organismus. Als notwendige
B. sind anzusehen: der Meister vom Stuhl,
die beiden Aufseher, die beiden Schaffher,
der Schriftführer und der Schatzmeister,
nach englisch-amerikanischer Lehrart noch
der Wachthabende. Entbehrlich sind: der
zugeordnete Meister yom Stuhl, der Bedner,
der Ordner (Zeremonienmeister), der Vor-
bereitende, der Armenpfleger, der Ökonom,
der Bücherwart (Bibliothekar), der Ur-
kundenbewahrer (Archivar), der Musik-
meister, ausserdem die Stellvertreter der
B. Nach einzelnen Grosslogengesetzen wer-
den Redner, Ordner und Vorbereitender
unter die notwendigen, d. h. jeder Zeit zu
besetzenden Stellen gerechnet. 2) Die Be-
zeichnung der B. sollte durchweg deutsch
gewählt werden, wie in diesem Handbuch,
und mehr und mehr in Brauch kommen.
[Vgl. liOgenspraohe.] 8) Die Wahl ist
je nach den Grosslogenbestimmungen ver-
schieden; entweder erfolgt sie bloss von
der Meisterschaft oder von der gesamten
Brüderschaft oder teilweise von der Meister-
schaft, teilweise vonsämtlichenBrüdem oder
teilweise von diesen (die hammerführenden
B. — Meister vom Stuhl, zugeordneter
Meister vom Stuhl, die beiden Aufseher),
teilweise vom Meister vom Stuhl (die übri-
gen B.). Ursprünglich wurden im englischen
System der 1. Aufseher vom Meister vom
Stuhl, der 2. Aufseher vom 1. Aufiseher
und die Stewards vom 2. Aufseher ge-
wählt. Wählbar sind nur Meister, in der
Regel auch nur einheimische oder in un-
mittelbarer Nähe des Logenorts wohnende
Meister, oft auch nur solche, die ein oder
mehrere (drei) Jahre Meister waren, letz-
teres namentlich bei den hammerführenden
B. [Vgl. V. Groddeck und Henne-Am Rhyn,
Versuch einer Darstellung des positiven,
innem Freimaurerrechts, S. 853. Z. 1892,
S. 4.] 4) Die Dauer der Wahl ist meist
nur ein Jahr, hier und da wird der Meister
vom Stuhl auf drei Jahre gewählt (Grosse
Landesloge in Berlin). Die Bestimmung,
dass nach einer bestinmiten Zeitdauer (ein,
zwei, drei Jahre) der Meister vom Stuhl
oder alle B. zunächst nicht wieder gewählt
werden dürfen, ist nicht gerade empfehlens-
wert, obwohl bei neuem Logen in letzter
Zeit vielfach versucht. Man kommt meist
bald davon zurück. Es kann sich hier-
bei überhaupt nur um den Meister vom
Stuhl handeln, da bei den übrigen B. ein
Öfterer Wechsel ohnehin fast allgemeiner
Brauch und notwendig ist. Ein Meister
vom Stuhl bedarf längerer Zeit zum voll-
ständigen Einleben in sein Amt, die Loge
der ruhigen Entwicklung und fester Grund-
sätze. Bei den Hochgraden werden die
Vorsitzenden Meister zum Teil lebensläng-
lich (s. d.) gewählt. 5) Eine Bestätigung
ist bei den Grosslogen meist Vorschrin
rücksichtlich des Vorsitzenden Meisters.
6) Einführung und Verpflichtung der
B. ist mit Ausnahme des Meisters vom
Stuhl, der mitunter von der Grossloge
eingesetzt wird, sonst aber selbst das Ge-
lübde vor den versammelten Brüdern ab-
legt, nicht voreeschrieben, geschieht aber
rücksichtlich der übrigen B. durch den
Meister vom Stuhl in der Stiftungsfestloge
oder in der ersten ordentlichen Lehrlings-
loge nach dem Wahlakt. [Ansprachen in
Marbach, Agenda J. Bh. 1867, S. 75.]
7) Die B. haben besondere Auszeich-
nung durch Beamtenzeichen, die an
blauen Bändern um den Hals getragen
werden. [BZC. 1900, S. 49 fg.] Sie
haben besondere Titel (s. Anreden) und
Plätze in der Loge. 8) Für ihre Thätig-
keit sind Instruktionen am Platze,
damit die B. genau wissen, was sie zu
thun haben, [ygl- dergleichen in dem Ge-
setzbuch der Loge Apollo in Leipzig und
in dem der Loge Lessing zu den drei
Ringen in Greiz, auch in verschiednen
Grosslogengesetzen (z. B. Hamburg).] Wegen
desThätigkeitskreises selbst vergleiche man
die Artikel über die einzelnen B. fVgl.
R. Fischer, Entwurf zu einem Handouch
für die Amtsthätigkeit der Logenmeister
(Lpz. 1891), S. 78. Findol, Geist und Form
der Freimaurerei (6. Aufl., Lpz. 1898), S. 37.
Schauberg, Symoolik der Freimaurerei
(Schaffh. 1861) H, S. 225.]
BeamteDTenainiiiliiiigeD, Beamteiikoii-
fereBien, Beamtenrat. Zu diesen gehören
sämtliche Beamte der Loge, oft auch deren
Stellvertreter. Die Zuständigkeit dieser
Körperschaft richtet sich nach den Haus-
gesetzen; in der Regel erstreckt sie sich
auf die ganze innere Verwaltung. Be-
schlussfähigkeit ist ebenfalls orts^esetz-
lich, sonst eigentlich bei Anwesenheit von
fünf Mitgliedern. Die Sitzungen sind mög-
lichst nicht mit andern Arbeiten zu ver-
binden, wenn sie nicht aussergewöhnliche
sind; sie pflegen im Logenkalender (s. d.)
festgesetzt zu werden.
BeatODy Frau, gest. 1802 in St. Johns,
Maddermarket (Norwich), im Alter von 85
J^en, wurde Freimaurer genannt, weil
sie sich eines Abends hinter dem hohen
Getäfel einer Logenhalle verborgen und
die freimaurerischen Gebräuche beobachtet
hatte. Sie bewahrte treu ihr Geheimnis.
Diese Nachricht stützt sich auf eine 1828
oder 1829 erschienene Geschichte von Nor-
folk. Etwas näheres, namentlich wo sich
der Vorfall zugetragen hat und ob diese
Frau ebenfalls, damit sie das Geheimnis
bewahre, förmlich aufgenommen worden
ist, ist nicht ermittelt. HTgl. L. 1896, S. 60].
Beatns, Karl Adolf, Geistlicher, geb.
28. Juli 1807 in Gera, gest. das. 26. Aug.
1876 als emer. Pfarrer. Aufgenommen
wurde B. in der Loge Archimedes zum
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Beauchaine — Becker.
ewigen Bunde in Gera 7. Nov. 1882.
Er bekleidete fast ununterbrochen die
wichtigsten Logenämter, war 1841 bis
1846 Redner, 1845—1846 zugleich zweiter
Aufseher, 1846—1847 zugeordneter Meister,
dann mit Ausnahme der Jahre 1856 bis
1857 Meister vom Stuhl bis 1862.
Er hat für seine Loge viel gewirkt und
durch seine Vorträge, von denen viele in
A. und FZ. abgedruckt sind, die Brüder
erhoben. Er schrieb eine ausführliche Ge-
schichte der Loge im Manuskript, die
später fortgesetzt wurde. Mehrere Lieder
von ihm sind in Musik gesetzt worden. Die
Trauerfeier auf seinen Tod befindet sich
ausführlich mit Nekrolog in R. 1876, Nr. 9.
Gedruckt sind von ihm mehrere Johannis-
schreiben; Der ehrliche Mann (Gera 1850)
und fünf Hefte Festklänge aus den Jahren
1849, 1850, 18dl, 1852 und 1862.
Beaaehaine, Chevalier de, war der Gründer
des Ordens der Fendeurs (s.d.) in Frank-
reich 1747, nach Thory (Acta Lat., n, 286)
der fanatischte aller unabsetzbaren Meister
der frühern Grossen Loge von Frankreich,
der seine Loge im Wirtshaus Zur goldnen
Sonne in der Strasse St.-Victor eingerichtet
hatte, wo er auch schlief und für 6 Fr.
alle Grade der Maurerei erteilt haben soll.
Auch war er der Stifter einer Loge in Frank-
furt a. M. [Vgl. Kloss, Geschichte der Frei-
maurerei in Frankreich, I, 77. Ders.,
Annalen der Loge Zur Einigkeit, S. 26.]
Beauharnais, Eug^nede (nachmals Fürst
von Eichstätt und Herzog von Leuchten-
berg), geb. S. Sept. 1781, gest. in München
21. Febr. 1824. Als er 1805 zum französi-
Bch^i Prinzen und Vizekönig von Italien
erhoben worden war, übernahm er die
Würde eines Grossmeisters von Italien in
der Grossloge zu Mailand.
Beeherer, Chr. Friedr., preuss. Gehei-
mer Kriegs- und Oberhof baurat in Berlin,
Direktor des Oberbauamts, Stifter der Bau-
ffewerkschule daselbst, geb. 1747 in Span-
dau, gest. 6. Dez. 1828 in Berlin, war
vom 27. Dez. 1817 bis 27. Dez. 1821 Ordens-
meister derGrossenLandesloge vonDeutsch-
land und schloss als solcher insbesondere
81. Mai 1819 einen Vereinigungsvertrag
mit der Grossen Landesloge von Schweden.
[Vgl. Prov.-Kal. fQr Mecklenburg 1824,
S. 61 fg.]
Beelisteiii, Ludwig, Dichter und Schrift-
steller, geb. 24. Nov. 1801 in Weimar, gest.
14. Mai 1860 in Meiningen, von seinem
Oheim, dem berühmten Naturforscher Joh.
Matth. Bechstein in Dreissigacker bei Mei-
ningen an Eandesstatt angenommen, wid-
mete sich von Michaelis 1818 der Apodieker-
kunst in Arnstadt, wo sich seine dichte-
rische Begabung entwickelte. Herzog Bern-
hard von Meiningen Hess ihn Geschichte
und Philosophie studieren und ernannte
ihn 10. Nov. 1831 zu seinem Kabinets-
bibliothekar. 1883 wurde er erster Biblio-
thekar der öffentlichen Bibliothek, 1840
Hofrat. Als Dichter zeichnete sich B. be-
sonders auf dem Gebiet der Lyrik und Epik
aus, nicht minder auf dem Gebiet des xto-
mans und der Novelle. Er gründete 1832
den «Hennebergischen altertumsforschen-
den Verein«, dessen Leiter er 26 Jahre
war. Berühmt sind unter seinen grossem
Gedichten: Der Totentanz, Faustus und
Luther. Thüringens Königshaus, ein deut-
sches Nationalepos, erschien als nachge-
lassenes Werk. — In den Bund der Frei-
maurer wurde er 6. Okt 1842 in der Loge
Charlotte zu den drei Nelken in Meiningen
aufgenommen. Die Loge verdankt seiner
begeisterten Mitwirkung ein neues reges
Leben. Von 1844—50 war er Schnft-
führer der ' Loge, 1850 zweiter, 1855
erster Aufseher und 1856 zugeordneter
Meister, als welcher er namentlich
1857 während eines langem Unwohl-
seins des Meisters vom Stuhl, A. W.
Müller (s. d.), die Loge mit grosser Um-
sicht leitete. Hauptsächlich verdient um
die Maurerei machte er sich durch die
Herausgabe der freimaurerischen Zeitschrift
Asträa (s.S.52) seit 1 846, in der er nebstseinem
Miüierausgeber Müller (s. d.) treflTliche Ar-
beiten veröffentlichte. Im vierten Bande der
Zeitschri fb : DieWissenschafben im 1 9. Jahrb.,
erschien von ihm ein Aufsatz: Geschichte,
Geist und staatliche Ausbreitung der Frei-
maurerei. Freimaurerlieder sind von ihm
in grosser Menge vorhanden, ebenso lie-
ferte er mehrere wertvolle Gelegenheits-
festgedichte. Am 6. März 1861 feierte
seine Loge in einer Trauerloge sein An-
denken, wobei ein von ihm verfEisstes Ge-
dieht »Psyche« melodramatisch vorgetragen
wurde. [Vgl. A. 1861, S. 271 fg. mit B.'s
Bildnis. FZ. 1861, S. 198.]
Becker, auch Johnson, beides falsche
Namen des unter dem zweiten berühmt
gewordnen Leucht (s. Johnson),
Beeker, 1) Rudolf Zach.. Volks-
schriftsteller, geb. 9. April 1752 in Erfurt,
gest. 28. März 1822 als Hofrat in Goth^
wurde 1782 Lehrer in Dessau und
siedelte später nach Gotha über, wo er
seit 1791 den bekannten Allgemeinen An-
zeiger der Deutschen herausgab. 1797
gr£idete er die Beckersche Buchhandlung
in Gotha. Er gehörte der Loge Zum Eom-
pass in Gotha, die auch in seinem Hause
ihre Versammlungen hatte, seit 27. Febr. 1 782
als Mitglied an, war Freund Bodes (s. d.)
und eifriger Anhänger der Freimaurerei
und des lUuminatenordens. In den Jahren
1786, 1789—90 warB. Redner, später (1798?)
Schatzmeister der Loge Zum Kompass.
Von ihm erschien: Grundsätze, Verfassung
und Schicksale des Illuminatenordens
(Gotha 1786). [Vgl. Beck, Ernst der Zweite,
Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg,
etc. Gotha 1854, an versch. Stellen, s. auch
S. 111. Ders., Gesch. des goth. Landes,
Bd.n Gesch. der Stadt Gotha, Gotha 1870.
an versch. Stellen. H. A. O. Reichara
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Beckmann — Beförderung.
79
(1751 — 1828). Seine Selbstbiographie,
Überarb. u. nerausgeg. yon ühde (Stuttg.
1877), inßbes. S. 264. — Reichard, Ver-
such einer Gesch. d. L. Ernst zum Eom-
pass etc. im O. v. Gotha (1824), S. 32
über eine Bede Beckers y. J. 1790. Bbl.
1890, S. 85.1
2) Karl Friedrich, Geschichts-
schreiber, geb. 1777 in Berlin, gest. das.
15. llärz 1806, war Hauslehrer in Eott-
bus und 1798—1800 Mitglied des Seminars
fOr gelehrte Schulen in Berlin. Wegen
Kränklichkeit widmete er sich dann aus-
schliesslich litterarischen Arbeiten. Er ist
der Verfasser der allgemein bekannten
•Weltgeschichte« (Halle 1801—1805. 9Bde.,
zuletzt Stuttgart 1883—1886, 12 Bde.). In
den Freimaurerbund wurde er in der Loge
Zum Brunnen in der Wüste in Eottbus
6. Aug. 1797 aufgenommen. [Vgl. L. 1897,
S. 65.]
Beeknuum, Johann, Begründer der
Technologie, geb. 4. Juni 1789 in Hoya,
gest. 8. Febr. 1811 in GöUingen, 1768
Professor in St. Petersburg, 1766 Pro-
fessor und SDäter Hofrat in Göttingen,
bearbeitete die Technologie zuerst in
wissenschaftlicher Form und gab verschie-
dene Schriften darüber heraus. Er ist in
Güttingen in der Loge Augusta zu den
drei Flammen in den Freimaurerbund auf-
genommen worden.
Beekniann, ein in der deutschen Frei-
maurerei namhaftes Geschlecht. 1) Joh.
PhiL B., ^eb. 31. Dez. 1752, ^t. 28. Juni
1814, Dr. jur. und Domherr in Hamburg,
in den Freimaurerbund aufgenommen in
der Loge La vertu in Leiden 1776, Meister
vom Stuhl der Loge Ferdinande Caro-
line in Hamburg 1787—89, der er sich 1777
angeschlossen hatte. B. versah l&ngere
Zeit das Amt des Grosssekretärs, war Präses
des Schatz- und Almosen-Komitee, zug.
Provinzialgrossmeisterl 794—99, Provinzial-
^ossmeister der englischen Provinzialloge
inHamburg 1799—1811, erster Grossmeister
der Grossen Loge von Hamburg 181 1—14,
der treue Genosse Schröders (s. d.), der
unter B.'s oberster Leitung seine grossen
Beformen ausführte. Von ihm wurden 12
neue Logen unter der Grosslo^ von Ham-
burg gestiftet und eine (Balduin zur Linde
in Leipzig) angenommen. [VgL Brandt,
Geschichte des Alten Logenhauses, S.8, 30.]
2) Philipp Martin B., des Vorigen
Sohn, geb. 29. März 1788 in Hamburg,
gest 1868 in Leipzig, früher Bankier,
oann Privatmaun in Leipzig, in den
Freimaurerbund in der Loge Ferdi-
nande Caroline in Hamburg aufge-
nommen 1. Juni 1806, der Loge Balduin
zur Linde in Leipzig angeschlossen 1817,
1818 — 20 zugeordneter Meister der letz-
tem, um die er sich vielfache Verdienste
erworben hat.
3) Hermann B., ^eb. 9. Mai 1819 in
Leipzig, Sohn des Vongen, Kaufinann und
italienischer Konsul a. D. das., aufge-
nommen in die Loge Balduin zur Linde
1. Juni 1856. [V^. Marbachs Rede in
der FZ. 1856, S. 265.]
Beeskow (St. in der preuss. Prov. Bran-
denburg, 4101 E.). Hier besteht unter der
Grossen Landesloge in Berlin eine Lo^e
Euthanasia zurUnsterblichkeit, die
23. Dez. 1816 in Frankfurt a. O. (s. d.)
gestiftet und 23. April 1826 nach B. ver-
legt wurde. Mitgliederzahl (1899): 25.
BefOrdemng heisst die Erteilung eines
hohem Grads (is. d.) der Freimaurerei. Sie
erfolgt unter gewissen symbolischen und
rituellen Handlungen und ist mit einem
Unterricht über die Besonderheiten des
erteilten Grads verbunden. 1) Nach den Ge-
setzen der Grossloge von England (Kon-
stitutionenausgabe von 1833, S. 80. Nr. 7)
soll ein höherer Grad nicht eher als nach
Ablauf von vier Wochen nach Empfang
des vorhergehenden und nur nach vorhe-
riger, in offner Loge vorzunehmender Prü-
fimg in diesem Grad erteilt werden. Von
diesen beiden Erfordernissen findet sich
das erstere auch in den meisten andern
Logen, nur mit verschiedner Bestinmiung
des Zeitraums, der seit Erteilung des vor-
herigen Grades abgelaufen sein muss. So
ist in Deutschland gewöhnlich eine
Zwischenzeit von einem Jahre, in manchen
Logen auch wohl eine solche von zwei
Ja£-en erforderlich. In Frankreich ist eine
Zwischenzeit von fünf Monaten zwischen
dem ersten und zweiten, von zwei Monaten
zwischen dem zweiten und dritten bestimmt.
Doch kann von diesem Erfordernisse hier,
wie in andern Ländern, unter besondem
Umständen (namentlich inBerücksichtigung
hohem Lebensalters, besonderer Verdienste
u. s. w.) abgesehen werden, so dass so^ar
die gleichzeitige (d. h. unmittelbar aufein-
ander folgende) Erteilung des zweiten und
dritten Grads stattfinden kann, die in
England verboten ist. Bei den hohem,
über die Johannismde (s. d.) hinausge-
henden Graden pflegt häufig eine soge-
nannte historische Erteilung (s.HistoriBohe
Aufnahme) einzutreten, die übrigens,
jedoch selten, wohl auch bei der B. zu
dem zweiten und dritten Johannisgrade
Platz greift. Diese ist jedoch beschränkt
auf die zwischen den letzten und Haupt-
gaden der verschiednen IQassen eines
ochgradsystems (s. Hoehgrade) inmitten
liegenden Grade. — 2) Die Prüfung
ist in Deutschland gewöhnlich auf eine
Begutachtung der Befähigung des Be-
trenenden durch einen Prüfungsausschuss
(s. d.) und eine Abstimmung (meist
durch Kugelung) der den betreffenden
hohem Graden angehörigen Mitglieder be-
schränkt. Li einigen Logen wird ausser-
dem die schriftliche Arbeit aus dem Be-
reich des Grades, dem der zu Beför-
dernde zur Zeit angehört, erfordert, eine
Einrichtung, die äs sehr ^ zwec^iäi^i^
y y ^^
80
Befreiung — BegräbniA.
anerkannt und allenthalben zu empfehlen
ist. Auch finden in den verschiednen
Logen darin Abweichungen statt, dass
die einen die B. von einem vorherigen
Gesuch um solche abhängig machen, die
andern im Gegenteil ein solches für
unzulässig erklären und blosse Berufung
zur B. durch den Meister vom Stuhl (nach
vorheriger Begutachtung) eintreten lassen.
3) Die GebührenfürB. werden mehr und
mehr abgeschafit, damit die B. nicht durch
Zahlung, sondern durch Würdigkeit er-
reicht werde. Die Gebühren werden dann
entweder zu den Aufnahmegebühren ge-
schlagen oder besser nebst diesen auf eine
Reihe von (zehn) Jahren verteilt. — 4) Die B e -
k u n d u n g der B. erfolgt durch Ausfertigung
eines neuen Logenpasses (s. d.) oder durch
Bescheinigung auf dem alten, noch gül-
tigen.— 5) Auch im Auftrag andrer Locen
kommen B. vor, und zwar häufiger als oei
Aufnahmen. Ohne ausdrückliche Zustim-
mung der Heimatlogen sind B. ungültig.
C7g\, E. Fischer, Entwurf zu einem Hand-
uch für die Amtsthätigkeit der Logen-
meister (Lpz. 1891), 8. 17. Bh. 1874, S. 408.
FZ. 1867, 8.41; 1873 8. 229. Mittheilungen
aus dem Verein aeutscher Freimaurer
1878/74, 8. 34J
Beft*eiiuig (Dispensation), die in einem
einzelnen Falle von gewissen maurerischen
Verpflichtungen gewährt wird, z. B. von
der ^Entrichtung von Beiträgen oder Ge-
bühren, oder von Vorschriften der Logen-
gesetze, z. B. den Fristen für die Auf-
nahme oder Beförderung, pflegt aus Grün-
den der Billigkeit und Zweckmässigkeit
erteilt zu werden und steht meistenteils
dem Beamtenkörper oder doch dem Vor-
stand einer Loge, in manchen Fällen bloss
der Grossloge zu. — Li Nordamerika kann
eine neue Xoge durch B. eines Gross-
meisters eröffnet werden, die aber nur
vorläufige Gültigkeit bis zur nächsten
Grosslogensitzun^ hat, in der sie entweder
bestätigt oder widerrufen wird. Li ähn-
licher Weise erteilt die Grossloge von Un-
garn »provisorische Arbeitsbewilligungen«.
Begemanii, Wilhelm, Dr. phil., 8chul-
mann, geb. 26. Juli 1843 in Bückeburg,
nach Abschluss der 8tudien 1872—76
Dozent an der damaligen Akademie für
neuere 8prachen in Berlin, 1876—95 8chul-
direktor in Rostock, seit 1895 in Char-
lottenburg. Von ihm erschienen bemerkens-
werte Arbeiten zur Vorgeschichte und Ge-
schichte der Freimaurerei, namentlich in
der Berliner Zirkelkorrespondenz und im
Mecklenburgischen Logenblatt. Haupt-
arbeiten: »Beiträge zur Würdigung der
englischen Werkmaurer vor Gründung der
Londoner Grossloge« [BZC. 1888—94].
»Beiträge zur Geschichte des Namens
Königliche Kunst« [BZC. 1895]. »Bemer-
kungen zu einigen Rosenkreuzerschriften
(8chweighardt)« [BZC. 1896]. »Deismus
und Freimaurerei?« [M. L. 1894-96] (nach-
gedruckt in der »Bauhütte«). 8eit Jahren
ist er mit 8tudien der Bosenkreuzerei be-
schäftig, um die Frage der Existenz der-
selben in verneinendem Sinne zu entschei-
den. Aufgenommen am 1. Febr. 1879 in
der Vereinigten Johannisloge L'ene zu den
drei Sternen^ Tempel der Wahrheit und
Prometheus in Rostock, war er deren ab-
geordneter Logenmeister 1883 — 86, ab-
geordneter Meister der Andreasloge Lu-
oens das. 1886—88 und Provinzifdgross-
meister von Mecklenburg 1888 — 95.
Begräbnis. Von alters her ist es 8itte,
beim Tode eines Freimaurers die ehrende
Teilnahme der Loge, der er angehörte,
durch Beteiligung beim Begräbnis, auch
durch Vornahme gewisser maurerischer
Gebräuche bei diesem an den Tag zu legen.
I. Über die nach alter englischer 8itte
beobachteten Gebräuche und Feierlich-
keiten 8. A. Z. 1833/34, 8. 307 fg. — Li
Nordamerika bestehen im allgemeinen die
englischen Bestimmungen. Nähere Be-
schreibung der Feierlichkeiten in der vo-
rigen Auflage I, 8. 88 und A. VII, 8. 5» fg.
Femer findet man die Beschreibung eines
maurerischen Begräbniszugs in 8cnlözer8
Briefwechsel, Th. 5, Heft 29, Nr. 88. ü. In
Deutschland finden maurerische Leichen-
begleitungen statt, aber nie in voller maure-
rischer Bekleidung, dagegen spricht wohl
am Grabe ein Logenmit^lied. Viele
Logen haben besondere Bestimmungen, so
die Loge Zum schwarzen Bär in Hannover
V. J. 1827, die Logen in Leipzig v. J. 1852.
[Vgl. L. 1886, 8. 29.] Die Loge Balduin
zur Linde hat dabei den richtigen Vor-
behalt gemacht, dass es dem Meister vom
Stuhl überlassen bleibt, in jedem einzelnen
Falle darüber Entschliessun^ zu fassen, ob
ein maurerisches B. im 8inne des Ver-
storbenen und im Literesse der Lo^e, sowie
der Freimaurerei überhaupt erscheine oder
nicht. Vielfach werden an 8telle der
Leichenbegleitungen und der Ansprachen
am Grabe Haustrauerfeiem oder solche
in der Loge abgehalten, die entschieden
Vorzug vor jenen öffentlichen Veranstal-
tungen verdienen, zumal auch den Familien-
angehörigen dadurch Gelegenheit ge-
geben wird, sich zu beteiligen. [Ritual
hierzu R. 1876, Nr. 9. L. 1899, 8. 177.]
Die Vereinte Loge Zu den drei 8chwertem
und Asträa zur ^lilnenden Raute in Dresden
hat ein Begräbnisstatut 1853 erlassen, ebenso
ein Regulativ die Loge Apollo in Leipzig
[FZ. 1863, 8. 16]. Reden am Grabe von Brü-
dern sind erschienen von R JPischer unter dem
Titel »Akazienzweige« (Gera 1871). [VgL da-
rüber noch Bh. 1860, 8. 361.] HL Für Be-
stattung durch Feuer hat man in Amerika
bereits besondere Rituale ausgearbeitet
und Bestimmungen getroffen, ebenso be-
stehen solche för Bestattungen zur See.
[Vgl. FZ. 1856, 8. 407. Ln übrigen vgl.
K. Fischer, Entwurf zu einem Hand-
buch für die Amtsthätigkeit der Logen-
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B^gue-Clavel — Beldnyi.
81
meister (Lpz. 1891), S. 23. Bbl. 1897, S.
288 fg.]
B^oe-ClaTel, F. T., s. ClaveL
Belarrender wird nach dem Ritual der
Loge in St Gallen und der Grossloge
Zur Sonne der zu befördernde Lehrling
genannt.
Beifallsieicheii ist das in maurerischer
Form gegebene Zeichen der Zustimmung
oder Bejfüiung zu einem gemachten Vor-
schlag oder zu einer gestellten Frage.
(S. Abstiimnung.)
Beigeordneter Meister Tom Stuhl, s.
Zugeordneter M. v. 8t.
Beiträge 1) zu den Logen seitens der
Mitglieder sind teils Aufnahme- und Be-
förderungsgebühren, teils laufende (Jah-
res-) Beitr^e. Erstere sind zum Teil ziem-
lich hoch (bis zu 800 Mark und mehr;,
letztere richten sich meist nach den örtlichen
Verhältnissen, steigen aber auch (infolge
der neuen Logenbauten) bis 50 Mark und
mehr. In einzelnen Logen bestehen Ein-
kaufsgelder wegen des Immobiliar- und
Kapitelbesitzes, die in die Au&ahmege-
bühren eingerechnet sind. Hier und da
werden die sonstigen Aufnahme- und die
Beförderungsgebühren auf eine Reihe von
(zehn) Jahren y erteilt und zu den Jahres-
beiträgen geschlagen, sind aber bei vor-
herigem SeiwilliKen Ausscheiden ent-
sprechend zu be^eichen. Die Beiträge
müssen so bemessen sein^ dass die Loge
unter Hinzurechnung ihrer sonstigen
regelmässigen Einnahmen mit den laufen-
den Ausgaben auskommen kann. Ein
Vorschlag, die Selbsteinschätzung einzu-
führen und die Beiträge nach den Ver-
mögensverhältnissen der Mitglieder zu be-
rechnen, ist nirgend befolgt worden.
Die auswärtigen Mitglieder zahlen in der
Kegel weniger Beiträge, als die einhei-
mischen: ebenso werden die BeitrSge der
ständig Desuchenden (s. d.) Mitglieder ge-
ringer bemessen und düifen drei Vier-
teile der Beiträge der einheimischen Mit-
gliedern innerhalb des Deutschen Gross-
logenbundes nicht übersteigen. [Vgl. R.
Fischer, Entwurf zu einem Handbuch für
die Amtsthätigkeit der Logenmeister
(Lpz. 1891), S. 82.] 2) Die Beiträge der
Logen an die Grosslogen sind in Eng-
land gering und wurden noch nach dem
Xonstitutionenbuch 1841 nur von den Mit-
gliedern für Eintragung in das grosse
Logenregister und den Wohlthätigkeits-
fonds, nicht von den Logen entrichtet. In
Deutschland wurde die Beitragspflicht der
Logen durch die strikte Observanz und
deren ökonomischen Plan eingeführt und
ist von da am ausgebildetsten auf die
Grosse Landesloge in Berlin übergegangen,
wo noch der dritte Teil sämtlicher Auf-
nahme- und Beförderungsgebühren, sowie
ein Beitrag zur Armenkasse der Grossen
Landesloge abzuführen ist. Letzterer
(Johuinesdukaten, auch Goldthaler —
AUgemeints Handbuch der Freimaurerei.
s. d. — genannt) besteht auch sonst
noch in einzelnen Grosslogen, sonst
ist der Beitrag fest bestimmt, am gerech-
testen bei den Grosslogen in Hamburg,
in Darmstadt und in der Schweiz nach
der Mitgliederzahl berechnet. Ebenso ist
es in der Grossen National-Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln, wo der Beitrag
Bekognitionsgebühr genannt wird.
Bei der bunten Mannigfaltigkeit innerhalb
der deutschen Grosslogen dürfte sich
eine grössere Gleichheit sehr empfehlen;
sie wird auch sonst zur Einheit wesent-
lich mit beitragen. [Vgl. FZ. 1878, S. 81.]
Bekleidang. Die älteste schriftliche
Nachricht über maurerische Bekleidung
stammt von 1728. Li Bezug auf das Jo-
hannisfest dieses Jahres wird gesagt, dass
sämtliche Brüder »in geziemender Klei-
dung« erschienen seien. Man darf daraus
schliessen, dass schon damals eine be-
sondere maurerische B. bestanden habe.
Sie hat aber wahrscheinlich nur in Schurz
(b. d.) und Hut (s. d.) bestanden. Die
Sitte des Tragens von Handschuhen ibt
erst später hinzugetreten. Das Degen-
tragen (s. d.) ist noch später aufge-
kommen und im allgemeinen wieder ver-
schwunden. Einer noch viel spätem
Zeit entstammen die Mitgliedszeichen (s.d.)
und deren Anlegung. Schurz und Hut
führen auf die alten Steinmetzbrüder-
schaften (s. d.) zurück und werden deshalb
überall hochgehalten. Diese einfache mau-
rerische B. schwand nach Errichtung der
ersten Grossloge in England; von da ab
ward die B. immer prunkender, zu-
gleich unter Scheidung aer Beamten und
der übrigen Mitglieder. — Die B. wird
nur bei rituellen Logenversammlungen
angelegt. In den Grosslogen und den
Tochterlogen, die ausschliesslich in den
Johannisgraden arbeiten, gilt vielfach die
Bestimmung, dass Abzeichen höherer Grade
nicht getragen werden dürfen. [Vgl.
Triangel 1869 S. 66. M. L. 1898/99 S. 49.]
In England hatte das Tragen manrerischer
B. ausserhalb der eigentlichen Logen-
arbeiten sehr überhandgenommen. Wäh-
rend es früher nur vorkun bei der Grund-
steinlegung zu einem öfientlichen Ge-
bäude, ward später auch die Erlaubnis nach-
fesucht für Gottesdienste, Bälle und
[onzerte zum Besten eines freimaure-
rischen Wohlthätigkeitszwecks. Infolge-
dessen ist 25. Mai 1899 bestimmt worden,
dass das Tragen maurerischer B. bei
Gottesdiensten in Kirchen, wie bei Unter-
hidtungen in Gegenwart von Frauen und
Nichtmaurem nicht gestattet ist. [Vgl.
L. 1899, S. 111.] Einen gleichen Bescüluss
hat die Grossloge von Neusüdwales gefasst.
Belänyl, Franz, Finanzministerialsekre-
tär., geb. 29. Juni 1844 in Budapest, gest.
das. 27. Juli 1881, wurde 14. Dez. 1872
in der Loge Kisfaludy in Baab aufge-
nommen, trat, nach Budapest berufen, der
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82
Beigard — Belgien.
Loge Galilei bei und wurde 1. Nov. 1875
Chef der Kanzlei der Grossloge, als wel-
cher er zugleich einige Zeit deren amtliches
Organ leitete, auch einige Aufsätze in
Wiener Maurerblättern veröffentlichte.
Beigard (St. in der preuss. Prov. Pom-
mern, 7386 E/). I. Hier Destanden folgende
Logen: 1) Zur Eintracht, unter der
Grossen Landesloge zu Berlin, 16. Febr.
1775 errichtet, geschlossen seit 1785;
2) Aurora, von der National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln 20. Dez. 1785
gegr., unter der Leitung des Prinzen
Ludwig von Württemberg (s. d.) als
Meister vom Stuhl. Als dieser aber im
folgenden Jahre mit seinem Stabe nach
Treptow (s. d.) versetzt wurde, wurde auch
die Loge dcLhin verlegt. 11. Im Okt.
1880 wurde hier ein maurerisches Kränz-
chen ins Leben gerufen, das aber auch
^eder längst eingegangen ist.
Belgien (Königreich). L (B. unter
österreichischer Herrschaft.) In den
österreichischen Niederlanden schlug die
Freimaurerei früher als in Holland Wurzel ;
doch ist die älteste Geschichte ziem-
lich dunkel. Nach einer in den Annales
maQonniques des Pays-Bas (I, 14) abge-
druckten Urkunde soll schon 24. Juni
1721 zu Mons im Hennegau eine Loge
La parfaite union mit Zustimmung des
Grossmeisters der Grossen Loge von Eng-
land, Herzog von Montagu, errichtet wor-
den sein, was aber höchst zweifelhaft
erscheint. [Vgl. L. 1896, S. 96. AQO
X, 46.] Auch in Gent soll eine Loge
gleichen Namens seit 1730 bestanden
haben. Obgleich die Freimaurerei während
des 18. Jahrb. in B. nicht verfolgt worden
ist, weil die päpstlichen Bannbullen macht-
los waren, hat sie doch keine grosse Ent-
wicklung gefunden, bis zur Regierung des
Statthalters Karl von Lothringen, der Frei-
maurer war, wie der Gemahl der Kaiserin
Maria Theresia, Franz von Lothringen.
Der Einfluss der Freimaurerei wurde deut-
lich erkennbar seit der Gründung der
Grossen Pro vinzialloge der Niederlande 1 770
durch den Marquis von Gages, der 1769 vom
Grossmeister der Grossloge von England,
Herzog von Beaufort, zum Provinzialgross-
meister der österreichischen Niederlande
ernannt worden war. Als die Bildung einer
österreichischen Landesloge 1781 geplant
und vorläufig die Monarchie in sieben
Provinziallogen geteilt wurde, sollte auch
in den österreichischen Niederlanden eine
solche errichtet werden; sie kam jedoch
nicht zu Stande. Nach Errichtung der
österreichischen Landesloge 1784 aber
setzte ein besonderes kaiserliches Dekret
diese auch fOr die Niederlande als höchste
freimaurerische Behörde ein, und es sollten
Logen, die deren Oberherrschaft nicht
anerkennen, aufgelöst werden. Trotzdem
kam es zu keinem engem Anschluss der
niederländischen Logen an die österreichi-
sche Landesloge. Vielmehr trat plötzlich
ein Umschwung ein durch zwei Edikte
des Kaisers Joseph II. vom 9. Jan. und
vom 15. Mai 17o6, deren letzteres alle
belgischen Logen aufhob, mit Ausnahme
von zwei oder drei in Brüssel, die ihre
Listen dem Statthalter einliefern und ihre
Thüren der Polizei offen halten mussten.
So blieben nur die drei Logen: L'heureuse
rencontre, Les vrais amis riunis, Les vrais
amis de Tunion in Brüssel bestehen, zwei
andere La constance, L'union und La par-
faite amiti^, sowie 18 Logen in den Provinzen
mussten ihre Tempel schliessen. Die Logen
in Lüttich und Spaa, die in dem Fürsten-
tum Lüttich lagen und unmittelbar von
ihrem Fürstbischof abhingen, blieben offen.
Mehrere Logen unterhielten aber heimlich
ihre Arbeiten. An der Spitze der Logen
standen damals überhaupt die vornehmsten
Edelleute, die den demokratischen Ten-
denzen ergeben waren und dadurch ihren
Einfluss auf das Volk verdoppelten. Selbst
die Geistlichen waren zu jener Zeit warme
Anhänger der Freimaurerei und der Bischof
von Lüttich gehörte 1770 der dortigen
Loge an, während deren Beamten alle aus
der hohem Geistlichkeit waren. Die Loge
L'heureuse rencontre in Brüssel bestand
1786 aus 42 Mitgliedern, unter denen sich
der Marquis von Chasteler als Meister
vom Stuhl, der bekannte H. van der Noot,
die Herzöge von Ursel und von Aremberg,
die Prinzen von Ligne und von Gavre und
andre angesehene Männer befanden. [S. hier-
über die unter dem Pseudonym J. le Sueur
von Robineau Beaunoir herausgegebene
Schrift : Les masques arrach^es u. s. w. bei
Kloss, Bibl., Nr. 3439, 8440.] Die Brüssler
Logen hatten sich stets vor den andern
hervorgethan. Man feierte dort sogar, ge-
wissermassen um den Sieg über die An-
sichten des Wiener Kabinetts zu begehen,
80. April 1787 ein grosses maurerischeB
Fest von 420 Gedecken. Beim gleich-
zeitigen Ausbruch der Revolution in Paris
und Brüssel 1789 beschloss Joseph II. die
Freimaurerei unbedingt in allen seinen
Staaten zu verbieten; aber sein Tod 20.
Febr. 1790 verhinderte die Ausführung.
Sein Nachfolger Leopold H. gab, als er
die Macht in den Niederlanden wieder
erhielt, der Freimaurerei die Freiheit zu-
rück. — n. (B. unter französischer
Herrschaft.) Mit dem Übergjmg der
österreichischen Niederlande an die fran-
zösische Herrschaft traten auch die Logen
unter den Grossorient von Frankreich. Ea
waren deren vor dieser Zeit überhaupt 34
(mit Einschluss derer in dem Fürstentum
Lüttich) gewesen, teils von der Grossen
Loge von England, teils vom Grossorient
von Frankreich, oder von Provinzialgross-
meistem gegründet; aber nur fünf über-
dauerten die Epoche der französischen
Herrschaft und oestanden noch 1814: La
bonne amitiö in Namur, Les Mres r^unis
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Belgien.
83
in Toumay, La parfaite intelligence in
Lüttich y Les vrais amis de Tunion in
BrüBsel und Les trois niveaux in Ostende;
die andern waren alle bereits vor 1795 er-
loschen. Dagegen kamen allerdings von
1799—1813 22 andre hinzu, die vom Gross-
orient von Frankreich gestiftet wurden
und 1814 noch bestanden, und sechs,
welche inmittelst gestiftet worden, aber
auch wieder eingegangen waren. Die
Geschichte der Maurerei in B. in diesem
Zeitraum geht ganz in der der Maurerei
in Frankreich auf. — HL (B. als Teil
des Königreichs der Niederlande.)
Als die französische Herrschaft beseitigt
war, zählte man (1. Jan. 1814) in den süd-
lichen Niederlanden 27 Logen. Diese Zahl,
die sich durch die Vereinigung der beiden
Brüssler Logen La paix und La candeur
1816 auf 26 ermässigte, stieg seit der Ein-
setzung der südlichen Grossloge des König-
reichs 11. April 1818 auf 30 und seit der
Versammlung dieser Grossloge 19. Juni
1820 auf 33. Die Lage der Logen war,
nachdem diese 1814 der Oberleitung des
Grossorients von Frankreich ledig gewor-
den waren, sehr unsicher. Man föhlte das
Bedürfnis einer Vereinigung, aber über
die Wege, zu dieser zu gelangen, war man
verschiedner Ansicht. Einige der sog.
schottischen Logen versuchten ihrem Sy-
stem die Oberherrschaft zu verschaffen.
Ein sog. Conseil des sublimes princes du
royal secret in der Brüssler Loge Les amis
Shilanthropes erliess 10. Dez. 1814 ein
»undschreiben, in dem es sich als die
höchste maurerische Oberbehörde aller
belgischen Logen erklärte. Die Logen
lehnten jedoch diesen Vorschlag ab, teils
als verfrüht, weil die politischen Verhält-
nisse B.'s erst noch ihrer Erledigung auf
dem Wiener Kongresse harrten, teils als
zu vorgreifend, weil es dazu einer Über-
tragung der obersten Gewalt von den ein-
zelnen Logen bedürfe. Mehr Aussicht auf
«in günstiges Ergebnis versprach eine Be-
ratung, die die Meister vom Stuhl der drei
Logen des Rite ancien r^form6 in Brüssel
— Les vrais amis de l'union, L'esp^rance
und La parfaite amiti^ — und der beiden
fichottischen Logen daselbst — La paix
et candeur und Les amis philanthropes —
im Nov. 1815 bei dem Meister vom Stuhl
der genannten Loge L'espörance, Honno-
rez, hielten und in der man beschloss, einen
Ausschuss von 15 Abgeordneten zur Vor-
legung eines Organisationsentwurfs nieder-
zusetzen. Von den Entwürfen, die im
Laufe des Jahres 1816 von vier dieser
Logen vorgelegt wurden, nahm man Ende
desselben Jahres den der Loge Les amis
philanthropes alß Grundlage eines allge-
meinen Entwurfs an. Obwohl nun infolge-
dessen sämtliche Logen B.'s zu einer Ge-
neralversammlung von Abgeordneten zur
Bildung eines Grossorients eingeladen
«wurden und diese Versammlungen auch
1. Febr. und 15. März 1817 in Brüssel statt-
fanden, kam es doch zu keiner Vereinigung.
Vielmehr bildeten die dem altschottischen
Direktorium sich anschliessenden Logen
ein Supr^me Conseil im 33. Grade des Rite
^cossais, wie schon durch das oben er-
wähnte Rundschreiben ausgesprochen war,
als oberste maurerische Behörde, wogegen
die Logen, die dem Rite ancien röform^
mit sieoen Graden huldigten, ein Grand
Atelier de la Belgique für dieses System
gründeten. Um diese Zeit, 6. Mai 1817,
erging infolge eines schon 1815 von dem
Justizminister, später von dem Staats-
sekretär Baron v. Falck (der dem Maurer-
bunde angehörte) an den König erstatteten
Berichts eine Zuschrift des zweiten Sohnes
des Königs, des Prinzen Friedrich der
/Niederlande, an die belgischen Logen,
worin diesen, gemäss dem Entschluss, den
der König auf jenen Bericht gefasst hatte,
der Wunsch der Beamten der unterdes ge-
gründeten Grossloge von Holland zu einer
engern Verbindung unter einer den nörd-
lichen und südlichen Provinzen des König-
reichs der Niederlande gemeinschaftlichen
maurerischen Oberbehörde, jedoch mit Er-
richtung zweier besondem, voneinander
unabhängigen Provinzialgrosslogen, ausge-
sprochen wurde. Nach längern Verhand-
lungen beschloss man belgischerseits die
Vereinigung, worauf 11. April 1818 die
Einsetzung der Provinzialgrossloge der
südlichen Provinzen in Brüssel erfolgte.
Bei der Grossloge wurde eine besondere
Abteilung zur Acuninistration der südlichen
Provinzen errichtet, die zugleich die west-
indischen Kolonien und Luxemburg unter
sich hatte. — Von da an hat die belgische
Freimaurerei wiederum mit der der Nieder-
lande eine gemeinschaftliche Geschichte
(s. Niederlande), und es sei hier nur er-
wähnt, dass in B. insbesondere während
dieses Zeitraums sich mehrere besondere
maurerische Systeme Geltung zu verschaffen
suchten. — IV. (B. als selbständiges
Königreich.) Nach der Trennung B.'s
von dem Königreich der Niederlande for-
derte die frühere Provinzialgrossloge 16.
Dez. 1832 alle Logen auf, sich unter ihr
als selbständiger maurerischer Oberbehörde
zu vereinigen, und lud zu einer Versamm-
lung von Abgeordneten für den 25. Febr.
1833 ein, die allerdings bloss von vier
Logen beschickt wurde, während fünf andre
die Einladung teils stillschweigend, teils
ausdrücklich abgelehnt hatten, sechs andre
aber damals unthätig waren. An diesem
Tage bildete sich der Grand Orient de
Belgique. [Eine Denkmünze darauf BDMW.
Nr. 244.] Am 23. Mai desselben Jahres
traten neun Abgeordnete, die auf drei Jahre
zum neuen Grossorient von B. gewählt
waren, zusammen und ernannten vorläufig
J. de Frenne zum ersten Grossaufseher,
während sie die Stelle eines Grossmeisters
vorläufig noch unbesetzt li^eo^ JEiPi ppt
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84
Belgien.
irrosser Mässigong und IQugheit abgefasstes
Bundschreiben vom 1. April desselben
Jahres enthielt die Grundsätze, die den
Grossorient leiteten, an der Spitze die Er-
klärung: »Der Grossorient darf und muss
nichts mehr sein, als die nationale Ver-
tretung der Maurerei c. Infolgedessen
schlössen sich die meisten Logen B.'s der
neuen Vereinigung an. Diese stellte sich
unter den Schutz des Königs Leopold, der
in der Grossloge von England das Amt
eines ersten Grossaufsehers verwaltet hatte,
und man wählte hierauf 1. März 1885 den
Baron Goswin Jos. Augustin y. Stassart
zum (L) Grossmeister, der 3. Mai eingesetzt
wurde. [Eine Denkmünze auf seine Ein-
setzung s. HMW. Nr. 246; eine weitere v.
J. 1839 in HMW. Nr. 252.] Die wenigen
Logen, die sich dem Grossorient nicht an-
schliessen wollten, wurden 4. Jan. 1836
für unregelmässig erklärt. Als Baron v.
Stassart 10. Juni 1841 sein Amt nieder-
legte, folgte ihm 11. Juli 1842 in dieser
Würde (2^ Eugen Defacqz d'Ath, Rat am
Kassationshofe in Brüssel, und als zu-
geordneter Grossmeister Peter Theodor
Verhaegen (s. d.), Advokat und Präsident
der Abgeordnetenkammer, der (3.) die Gross-
meisterwürde 1854 bis zum 8. Dez. 1862,
seinem Todestage, inne hatte. Nach ihm
waren Grossmeister: 4) Joseph Viktor van
Schoor, Senator (geb. 1806, gest. 30. März
1895), 1862—1869; 5) Pierre van Hum-
beeck (s. d.), Advokat, Repräsentant und
Unterrichtsminister, 1869—1872 [HMW.
Nr. 259, 260, 261, 262]; 6) August Pierre
Couvreur, Publizist, später Vizepräsident
der Abgeordnetenkammer (gest. 4 894), 1872
bis 1875; 7) Henri Bergö^ Professor der
Chemie an der Universität in Brüssel, 1875
bis 1878; 8) Couvreur (von neuem), 1878
bis 1880; 9) Berg^ (von neuem), 1880 bis
1888; 10) Graf Eugke Goblet d'Alviella,
Professor an der Universität in Brüssel,
Senator, 1884—1886; 11) Viktor Lynen,
Kaufmann, 1887-1889; 12) Emest Reisse,
Wechselagent, Präsident des Provinzial-
kollegiums von Brabant (gest. 28. Jan. 1894),
1890—1893 ; 13) Ch. Houzeau de Lehaie, Pro-
fessor an der Bergschule in Mons, Senator,
1893—1895; l4:)Bers6 (von neuem) seit 1896.
Die Verfassung des Grossorients, aus 15
Artikeln bestehend, wurde 19. Jan. 1838
beschlossen. Sie bezieht sich bloss auf
die symbolischen Grade und lässt die
Grade und Systeme, welche darüber
hinausgehen^ unbeachtet. Als Zweck der
Freimaurerei erklärt sie die moralische
Vervollkommnung des Menschen. Mit-
glieder des Grossorients sind drei Abge-
ordnete jeder Loge; er ernennt aus seiner
Mitte 14 Grosswürdenträger. Die Verfassung
ist später ohne wesentliche Abänderungen
revidiert worden, und zwar unter Weg-
lassung der Devise A. L. G. D. G. A. D. L.U.
— V. Schon 13. Dez. 1833 hatte der
Grand Orient de Belgique die Zulässig-
keit einer Häufung der Rite in seinen
Logen anerkannt. Daher bestehen bei
den belgischen Logen auch noch höhere
Grade unter der Leitung des Supr^me
Conseil (des sog. Schottischen Ritus), das
1. März 1817 unter dem General Rouyer
als ersten Grand Commandeur begründet
wurde. Ihm folgten in dieser Würde Cras-
sous, Ramel, (1841) P.Alb. J.Stevens, Advo-
kat am Appellationshof in Brüssel, (1852)
Carton de Famillieureux , Kriegsminister
Generalleutnant Renard, Unterrichtsminis-
ter Pierre van Humbeeck und Emile de Mot,
Advokat und Schöffe der Stadt Brüssel.
Nach einem Vertrag von 1880 hat der
Grossorient dem SuprSme Conseil die
Herrschaft über alle hohem Grade, als
die 8 Johannisgrade, überlassen und um-
gekehrt, nur aie Logen in Brüssel und
eine Loge in Antwerpen haben ihre doppelte
Behörde fttr alle von ihnen zu erteilen-
den Grade beibehalten. VI. Nach dem
Ritus von Memphis (s. d.) wurde in
Brüssel eine Loge L'invisible Mai
1854 errichtet, und aus dem J. 1857 wird
daselbst ein Grand Conseil r^pr^sentatif
dieses Ritus für Belgien namhait gemacht.
Zwei andre Logen desselben Ritus La
bienveillance und Les sages d'H^lio-
Eolis sollen 1843 in Brüssel bestanden
aben. Der Ritus ist aber längst wieder
erloschen. VII. Eine Spaltung trat 1854
infolge eines Vortrags ein, den der zu-
geordnete Grossmeister Verhaegen am Jo-
hannisfest dieses Jahres hielt und worin
er es für zulässig und notwendig erklärte,
auch politische und kirchliche Angelegen-
heiten in den Logen zu verhandeln. Um
dies gehörig zu würdigen, muss man in
Betracht ziehen, dass die Freimaurerei in
B. schon seit längerer Zeit den An-
feindungen der politisch - kirchlichen
Obskurantenpartei ausgesetzt war. Schon
im Dezember 1837 waren durch ein
Rundschreiben der Bischöfe von B.,
das diese infolge einer Versammlung in
Mecheln erliessen, und zu Anfang des
Jahres 1838 durch einen Fastenbrief dea
Bischofs V. Bommel in Lüttich die stärk-
sten Angriffe auf die Freimaurerei ge-
macht worden. Diese Agitation gab dem
Grossorient Veranlassung, bei Gelegenheit
einer grossen im März 1838 veranstalteten
Festloge, bei der 800 Freimaurer an-
wesena waren, eine Denkmünze mit der
Umschrift: »La ma9onnerie vivra, Dieu le
veut« (Die Freimaurerei wird leben, Gott
will es), und einem Auszug maurerischer
Grundregeln prägen und verteilen zu
lassen. [S. diese HMW. Nr. 249.] Eben-
so hatte 15. März 1845 nach einer Sitzung
der Abgeordnetenkammer in Brüssel der
Minister des Innern, Nothomb, gegen den zu-
geordneten Nationalgrossmeister V erhaegen
geäussert, die damalige Schilderhebung
gegen die Jesuiten in der Schweiz jühre
von belgischen Maurern her.
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Belgien.
85
diesen Vorwurf verteidigte sich der Gross-
meister Defacqz in einem öffentlich ver-
breiteten Brief an Nothomb [abgedr. in
der Zeitschrift L'orient 1845, S. 296 fg.].
Gleichwohl fuhr die katholische Partei fort,
durch ihr Organ, das Journal de Belgiaue,
gegen die Freimauerei zu kämpfen. Un-
ter diesen Verhältnissen trat derselbe Ver-
haegen, gegen den Nothomb jene Äusse-
rung gethan hatte, 1854 in der gedachten
B>ede mit der liberal-demokratischen Auf-
fassung des Berufs der Freimaurerei her-
vor. Er erklärte, das Verbot von Verhand-
lungen der Freimaurer über Politik und
Beligion sei nur im Reglement der Gross-
loge, nicht in der allgemeinen Verfassung
enthalten und könne daher sofort durch
Grosslogenbeschluss wieder aufgehoben
werden; der Geist der Freimaurerei ver-
lange dies; der Freimaurer habe das Recht
und die Pflicht, sich wie ausserhalb, so
auch in den Logen über jede moralische
oder materielle ^rage, sei sie sozialer oder
philosophischer, d. h. politischer oder
religiöser Natur, aufsuklären. Die Ver-
sammlung stimmte dieser Aussprache leb-
haft bei, und es wurde die Rede Ver-
haegens durch den Druck veröffentlicht.
Diese Erklärung erregte bei den deut-
schen Logen grosses Aufsehen. Die Loge
Apollo in Leipzig war die erste, die durch
ihren Meister vom Stuhl, Lucius, SO. Okt.
1854 einen »offenen Protest« gegen diese
Auffassung unter Hinweis auf me allge-
meinen Grundsätze der Freimauterei er-
gehen liess [FZ. 1854, Nr. 461. In glei-
chem Sinne sprachen sich mehrere andre
deutsche Grosslogen aus und brachen in-
folgedessen den Verkehr mit dem Gross-
orient ab, indem sie zu^eich den Mit-
gliedern seiner Logen den Zutritt zu ihren
Logen verweigerten, so die Grossloge
von Hamburg 16. Dez. 1854, die Grosse
Landesloge von Sachsen 18. Nov. desselben
Jahres [FZ. 1854, Nr. 49], die Grosse
National-Mutterloge in Berbn 7. Dez. des-
selben Jahres [FZ. 1855, Nr. 5], die
Grossloge Zur Sonne 24. Jan. 1855 [FZ.
1855, Nr. 9] u. a. m. Li gleichem Sinne
sprachen sich 7. Jan. 1855 die drei alt-
preussischen Grosslogen aus [FZ. 1855,
Nr. 13]. Auch die Grosse Landesloge
von Schweden that ein Gleiches. In B.
selbst rief jene Erklärung insofern eine
Spaltung hervor, als sich die andre dor-
tige maurerische Oberbehörde, das Supr^me
Conseil, jener Auffassung der Aufgabe der
Freimaurerei nicht anschloss, sondern an
den allgemeinen maurerischen Grund-
sätzen festhielt. Mehrere Logen traten
infolgedessen zu dem SuprSme Conseil
über, und seitens mehrerer derjenigen
Grosslogen, die den Verkehr mit B. ab-
gebrochen hatten, wurden die unter dem
Suprdme Conseil stehenden Logen von
jenem Verbote ausgenommen^ auch gegen-
seitige Repräsentation eingeleitet. [Über den
ganzen Vorgang s. L. XV, 99 fg.] Ver-
backen veröffentlichte später eine Recht-
fertigung seines Verfahrens in einem
Brief an Leblanc de Marconnay in Paris.
Er erklärte darin: wenn die belgischen
Freimaurer von dem Rechte, das sie als
Staatsbürger gemessen, Gebrauch machten
und sich zur freien Aussprache über
Fragen aus dem Gebiet der Politik,
Philosophie und Reli^on versammelten,
so geschehe dies nur, insofern diese Fra-
gen B. selbst interessierten, und die eigen-
tümlichen Verhältnisse anderer Staaten
blieben dadurch unberührt. Lifolge
weiterer Aussprachen und Bemühungen
von van Schoor und Couvreur sind die
Beziehungen zwischen dem Grossorient
von B. und den deutschen Grosslogen
seit 1874 wieder angeknüpft worden.
Auch sind zwischen den Maurern B.'s und
der Niederlande engere Beziehungen ein-
getreten. Verhaegen überbrachte 14.
März 1861 an der Spitze einer Abordnung
von Mitgliedern der Loge Les amis
philanthropes in Brüssel eine bedeutende
Wohlthätigkeitspende fttr die in Holland
durch die Wassersnot Verunglückten nach
dem Haag; der Nationalgrossmeister Prinz
Friedrich der Niederlande sprach sich
hierbei in einer Weise gegen Verhaegen
aus, die das beste Einverständnis zwischen
den Vertretern beider Grossoriente und
die lebhaftesten Sjrmpathien beiderseits
kund gab. Dasselbe war bei einer Er-
widerung dieses Besuchs durch eine
Abordnung aus dem Haag 22. Juni in
Brüssel der Fall. Seitdem verschiedne
Besuche ähnlicher Art gewechselt worden
waren, ist eine Vereinigung der Grenz -
lo^en der beiden Staaten unter Geneh-
migung ihrer Grossoriente eingetreten.
Übrigens ist das Einvernehmen zwischen
dem Grand Orient de Belgique und dem
SuprSme Conseil keineswegs gestört; beide
haben gemeinschaftliche lUume inne, und
die Mitglieder des Grossorients, soweit sie
höhere Grade haben, gehören zugleich
dem System des SuprSme Conseu an.
[Litteratur: W. J. 1786, S. 199; für die Zeit
von 1814 — 28 die Annales de la maconnerie
des Pays-Bas (Brüssel 1822 fg.), tJbersicht
der Gesamtgeschichte bis 1840 in L. H,
179 fg.; A. Cordier, Histoire de POrdre
maconnique en Belgique (Mons 1854) ;
Duoreuil, Histoire des Francs-MaQons
(2 tom., Brux. 1888); die Speziallitteratur
bei Kloss, Bibl., S. 234 fg.; belgische
maurerische Münzen im HMW. Nr. 244
bis 280.J — Vni. Statistik. Jetzt be-
stehen in B. 1) unter dem Grossorient 19
Logen, nämlich 4 in Antwerpen^ 8 in
Brüssel, je 2 in Gent und Vervien*
und je eine in Brügge, Charleroy, Huy,
Löwen, Lüttich, Mons (Bergen), Namur
und Spaa, 2) unter dem SuprSme Conseil,
2 Areopage in Antwerpen und Mons,
7 Kapitel in Brüssel (2), Antwerpen,
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86
Belgien — Beratungslogen.
CJharleroy, Gent, Lüttich und Mona, und
4 Logen, nämlich 3 in Brüssel und 1 in
Antwerpen.
Beli^ien (Königshaus). Aus diesem
Herrscherhaus hat dem Bunde angehört:
Leopold L Georg Christian Friedrich,
seit 1881 König der Belgier, jüngerer Bru-
der des 1844 gestorbenen Herzogs Ernst I.
von Sachsen-Koburg und Gotha, geb. 1 6. Dez.
1790 in Koburg, gest. 10. Dez. 1865 in
Brüssel. Er trat früh in russische Kriegs-
dienste, machte die Feldzüge 1813 — 15 mit,
begab sich 1815 nach England und wurde
18tJl zum König der Belgier gewählt. —
Zwischen den Feldzügen von 1818 und 1814
hielt er sich in der Schweiz auf und trat
6. Okt. 1818 in der damals unterm Gross-
orient von Frankreich stehenden Loge Zur
Hoffnung in Bern in den Freimaurerbund;
drei Monate später erhielt er den zweiten
und dritten Grad und wurde zum Ehren-
mitglied der Loge erklärt, die deshalb
18. Dez. 1865 eine eigne Trauerloge
abhielt. Sie war auch vertreten bei der
Trauerfeier, die 10. Febr. 1866 in Gegen-
wart von fast 1200 Freimaurern vom Grand
Orient de Belgique in Brüssel zum Ge-
dächtnis des Königs veranstaltet wurde.
Nach der Beschreibung dieser grossen
Trauerfeier: »C^r^monie funfebre en me-
moire du Fihre Leopold de Saxe-Cobourg,
ler Roi des Beiges, Protecteur de la Franc-
Ma^onnerie Nationale« (Bruxelles 1866) hat
sich L. in England in den schottischen
Bitus aufnehmen lassen, sich der Lon-
doner Lodge of Friendship Nr. 6 ange-
schlossen und war deren erster Auf-
seher. In Belgien hat er nie eine Loge
besucht, war aber nicht bloss dem Namen
nach Protektor des Bundes im König-
reiche. Auf sein 25 jähriges Regierungs-
jubiläum (1856) und seinen Tod wurden
Denkmünzen geprägt [vgl. HMW. Nr. 257
und 258].
Bellermann, Johann Joachim, Theo-
log, geb. 23. Sept. 1754 in Erfurt, gest.
1842 in Berlin, war 1790 Professor der
Theologie in Erfurt, zugleich am dortigen
Gymnasium Lehrer der lateinischen und
hebräischen Sprache. 1790 wurde er Di-
rektor dieses und 1804 Direktor des Gym-
nasiums zum grauen Kloster in Berlin,
1816 ausserordentlicher Professor der Theo-
logie an der Universität das. und 1818
Konsistorialrat; 1828 trat er in den Buhe-
stand. In den Freimaurerbund trat B. 1778
während seines Aufenthalts in Beval in
der Loge Zur Bruderkette. Nach Erfurt
zurückgekehrt, nahm er an der Gründung
der Loge Karl zu den drei Eädem das.
Teil, deren Redner er bis zu seinem Ab-
gang nach Berlin blieb. Am 13. April
1804 bei der Loge Zur Eintracht das. an-
genommen, wurde er Redner bis 1812, 1809
Mitglied der Grossloge, 1817 Mitglied des
Bundesdirektoriums und 1828 zugeordneter
Nationalgrossmeister, legte w)er nach
60 jähriger maurerischer Wirksamkeit, in
der er sich auch schriftstellerisch auszeich-
nete, 1839 das Amt nieder, worauf er zum
Ehrengrossmeister ernannt wurde. Er
beschäftigte sich längere Zeit mit der
Prüfung der Kölner Urkunde. (Tgl. Ge- '
schichte der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (Brl. 1890) S. 407.
Festschrift zur Jubelfeier des lOOjähr. Be-
stehens der St. Joh.-Fr.-Loge Carl zu den
drei Adlern in Erfurt (1887) S. 17.]
BelleTllle (St. im nordamerikanischen
Staat Illinois [1890] 15361 E.). Hier be-
steht unter der einheimischen Grossloge
eine in deutscher Sprache arbeitende Loge
Archimedes Nr. 377, gegr. 8. Okt. 1863.
Vers. 1. Donnerstag im Monat.
Belatschistan (brit. Vasallenstaat). Hier
arbeiten in Quetta unter der Grossloge
von Schottland die Bolan-Loge, gest. 1883,
und unter der Grossloge von England die
Quetta-Loge, gest. 1889.
Bendler, Karl Fried r. Lud w., Bürger-
meister, in Homberg, später in Neuhaldens-
leben und Müncheberg, wurde 24. Juni 1871
in der Loge Wilhelm zu den drei Säulen
in Wolfenbüttel in den Freimaurerbund
aufgenommen, trat aber infolge von Fami-
lienverhältnissen 1888 wieder aus. B. war
ein warmer Verehrer der Freimaurerei und
ein tiefer Kenner derselben. Er hat seine
geläuterten Ansichten vielfach in maure-
rischen Zeitschriften veröffentlicht, nament-
lich in der Bauhütte.
Bengalen, s. Ostindien.
Benjamin nennt man hier und da das
jüngste der neu aufgenommenen Mit-
glieder.
Benslieim (St. im Grossherzogt. Hessen,
6665 E.). Hier bestand ein Freimaurer-
kränzchen: Die Vereinigten Brüder
an der Bergstrasse, gegr. 4. Febr. 1863,
das aber 1886 wieder eingegangen ist.
Bentinek, Gustav Adolf Graf, geb.
21. Nov. 1809 in Varel, gest. 5. Mai 1876,
früher Besitzer der Herrschaften Varel und
Kniphausen, war aufgenommen als letztes
Mitglied in der Loge Wilhelm zum sil-
bernen Ejreuz in Varel 29. März 1842 und
ging mit dieser 24. Juni 1842 zur Loge
Zum goldenen Hirsch in Oldenburg über,
trat 26. Jan. 1855 in die Loge Zum schwar-
zen Bär in Hannover ein und war seit 1.
Febr. 1855 Grossmeister der Grossen Loge
von Hannover, welche Würde er 1856
niederlegte, als er sich auf seine Güter
nach Österreich zurückzog. Er war ein
Enkel des niederländischen Nationalgross-
meisters Graf Chr. Friedr. Ant. v. Bentinek
(s. Niederlande).
Beratang8logen(Konferenzlogen)heissen
maurerische Versammlungen, in denen
ökonomische, finanzielle u. a. Angelegen-
heiten beraten werden, hier und da auch
Kugelungen stattfinden. Sie stehen im
Gegensatz zu den geselligen Abenden oder
Klubs (s. d.) und den rituellen und Fest-
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Berecz — Berlin.
87
logen. Die B. werden zuweilen in den
Gesellschaftsräumen der Loge und ohne
strenge maurerische Formen abgehalten.
In der Regel haben in ihnen nur die
wirklichen Mitglieder der betr. Loge (nicht
Besuchende) Stimmrecht, in gewissen An-
gelegenheiten nur die Meister. Letztere
Versammlungen heissen daher Meister-
beratungen (s. d,). In einigen Logen wer-
den bestimmte Tage für die 6. im voraus
festgesetzt.
Berecs, Anton v., Direktor der staat-
lichen höhern Mädchenschule in Budapest,
jetzt Referent im königl. ungarischen Mi-
nisterium für Kultus und Unterricht, geb.
1836 in Boldog im Komitate Pest, wurde
1. Febr. 1872 in der Budapester Loge
Szent Istvän aufgenommen und führte
drei Jahre deren Hammer. Als 1874 die
Johannisgrossloge von Ungarn infolge von
Uneinigkeiten in eine recht schwierige
Lage geraten war, trat B. als zugeordneter
Grossmeister in die Verwaltung ein und
brachte die Grossloge zu hoher Blüte. Auch
nach dem Zustandekommen der symboli-
schen Grossloge von Ungarn, bei welcher
Gelegenheit er zum Ehrengrossmeister er-
nannt wurde, stand er, mit einiger Unter-
brechung, im ganzen 15 Jahre an der
Spitze der Verwaltung, die er mit eiserner
Strenge mustergültig führte. Die meisten
neu erstandnen Logen hat B. eingerichtet
und bei den während 15 Jahren mit
unermüdlichem Eifer bewerkstelligten
Logenrevisionen hielt er auf strenge Ein-
haltung der freimaurerischen Formen und
Gepflogenheiten. Aber auch auf die Ent-
faltung des fireimaurerischen Geistes legte
er grosses Gewicht und war nicht minder
ein Bahnbrecher auf humanitärem Gebiete.
So ist er noch heute Vorstand des Kinder-
freundvereins, dem er zu hoher Blüte ver-
half 1897, nach dem Tode des Gross-
meister Ivänka, sehnte auch B. sich nach
Ruhe und nahm keine neue Wahl an.
Berlin (Hauptst, des Eönigr. Preussen,
1677304 E.). I. Geschichte im all-
gemeinen. Die Geschichte der Frei-
maurerei in B. ist in ihren Anfängen zu-
gleich die früheste Geschichte der Frei-
maurerei in Preussen überhaupt. Aus der
Loge des Königs Friedrich n., die keinen
besondem Namen f&hrte, ging 13. Sept.
1740 die Loge Aux trois globes hervor,
die 14. März 1743 beschloss, abwechselnd
in deutscher und französischer Sprache zu
arbeiten, 24. Juni 1744 den Namen Grosse
Königliche Mutterloge zudendreiWelt-
kugeln und 5. JuU 1772 ihren jetzigen
Namen Grosse National -Mutterloge der
Preussischen Staaten annahm. Von ihr
aus wurde 80. Nov. 1742 eine schottische
Loge L' Union gestiftet. Die 1743 beab-
sichtigte Gründung einer besondern Noble
Loge erhielt nicht die Genehmigung des
königlichen Grossmeisters Friedrich 11.
Die zweite Johannisloge, welche in B. ins
Leben trat, war die Loge La petite Con-
corde, die jetzige Loge Zur Eintracht,
eröffnet 4. Jan. 1755. Nachdem im De-
zember 1758 de Lemais gestattet worden
war, für die gefangenen französischen Offi-
ziere, die Freimaurer waren, eine eigne
Militärloge unter dem Namen Lafid^lit^
zu errichten, die aber keine Aufnahmen
vollziehen durfte und nach Auswechslung
der Gefangenen wieder einging, wurde 10.
Aug. 1760 auf den Wunsch in B. ansässiger
französischer Freimaurer eine Loge Aux
trois colombes errichtet, die sich von
1761 an L'amiti^ aux trois colombes
und vom 12. April 1765 anRoyaleYork
de Tamiti^ nannte. Am 14. Febr. 1761
war bei der Loge Concorde eine Schotten-
loge L'harmonie gegründet worden; sie
vereinigte sich noch 1761 mit der bereits
bestehenden Schottenloge L'union und trat
5. März 1767 unter dem Namen Friedrich
zum goldnen Löwen zur strikten Ob-
servanz, der sich auch die Mutterloge Zu
den drei Weltkugeln und ihre Tochterloge
Zur Eintracht 1 766 anschlössen. Am 1 9. Juni
1760 war femer ein sog. Clermontsches
Kapitel in B. errichtet worden, an dessen
Spitze Freiherr v. Printzen (s. d.) als Ober-
meister und der bekannte Bosa (s. d.) als
dessen Legat standen; es nannte sich »das
oberste und erste jerusalemische Elapitel
deutscher Nation zu Berlin« und gründete
von hier aus 28. Juni 1762 das Elapitel in
Hamburg. Im v. Hundschen Tempelherren-
system hiess übrigens B. Templin und
wurde unter diesem Namen auf dem
Konvent zu Kohlo (s. d.) 1772 zur exemten
Präfektur der siebenten Provinz erklärt.
Die strikte Observanz verlor aber schon
1766 bedeutend an Boden inB.; in diesem
Jahre trennte sich Zinnendorf (s. d.), der
1765 zum Meister vom Stuhl der Grossen
Mutterloge gewählt worden war, und 1767
Koppen (s. d.) von der Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln. Koppen gründete das
System der .A^ikanischen Bauherren (s. d.).
Dieses System hörte aber 1775 in B. und
1785 überhaupt zu existieren auf, nachdem
schon 1774 eine Anzahl meist militärischer
Mitglieder, Hauptmann Eimbeck an der
Spitze, zu derGrossenLandesloge über-
getreten waren. Diese hatte Zinnendorf 27.
Dez. 1770 gestiftet unter Rückdatierung des
Stiftungst^ auf den 24. Juni 1770; sie
war 30. Nov. 1770 mit Urkunde von der
Grossen Loge von London, 16. Juli 1774
mit königlichem Schutzbrief versehen
worden. Schon vorher, 10. Aug. 1769, hatte
er die Loge Zu den drei goldenen
Schlüsseln und 22. Nov. desselben
Jahres die Andreasloge Indissolubilis
in B. errichtet. 1770 wurde die Loge
Zum flammenden Stern unter der
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln ge-
gründet. Aus demselben Jahre werden
noch zwei andre, anscheinend bald wieder
eingegangene Logen La candeur und
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Berlin.
Toleranzlo^e (auch israelitischen Brü-
dern zugänglich) erwilhnt. In den Zeit-
raum der nächsten sechs Jahre fällt die
Gründung der meisten noch bestehenden
Berliner Logen: 1771 der Loge Zum gol-
denen Schiff und der Loge Pegase.
beide unter der Grossen Landesloge ; 1774
der Loge Friedrich zu den drei Se-
raj^him, 1775 der Loge Verschwiegen-
heit zu den drei yerbundenen Hän-
den, diese beide unter der Grossen National-
Mutterloge, endlich 1775 der Loge Zur
Beständigkeit und 1776 der Logen
Zum Pilgrim, Zum goldnen Pflug
und Zum Widder, diese vier unter
der Grossen Landesloge. Übrigens trat
die Grosse National-Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln mit ihren Tochterlogen
bereits 1779 thatsächlich und 10. Nov. 1788
ausgesprochenermassen von der strikten
Observanz zurück. Wichtig für die Frei-
maurerei in B. war hiernächst das J.
1798, in dem sich die Loge Royal York
zur Freundschaft zur Grossloge um-
bildete und sich 11. Juni in ihre vier
noch jetzt bestehenden Berliner Tochter-
logen teilte. Während der französischen
Besetzung wurden vom Oktober 1806 bis
16. Dez. 1808 in den Tochterlogen der
Grossen National-Mutterloge alle maure-
rischen Arbeiten eingestellt, um Unzuträg-
lichkeiten mit den französischen Freimau-
rern zu vermeiden; es fanden nur gesell-
schaftliche Zusammenkünfte fdr die eignen
Mitglieder undBrudermahle statt. DieGrosse
Loge Boyal York gestattete 1807 der franzö-
sischen Loge La r^union das Lokal zu ihren
Arbeiten. In der Folgezeit sind dann
die Loge Friedrich Wilhelm zur Morgen-
röte (unter der Grossen Landesloge von
Deutschland) 5. Nov. 1855 und die Loge
Zur Treue (unter der Grossen Nationä-
Mutterloge) 22. März 1872 in B. gestiftet
worden. Die Kämpfe in der Grossloge
Royal York um den Innersten Orient, her-
vorgerufen durch die Beformpläne des
Grossmeisters Settegast (s. d.) führten 27.
Nov. 1892 zur Bildung der vierten Gross-
loge von Preussen in B., genannt Kaiser
Friedrich zur Bundestreue, nachdem
die Gründung einer neuen Loge unter der
Grossloge von Hamburg seitens der drei
altpreussischen Grosslogen auf Schwierig-
keiten gestossen war. Es entspann siä
ein Verwaltungsstreitverfahren, dessen
Zweck die Ungültigkeitserklärung des
Edikts vom 20. Okt. 1798 war. Damit war
zwar die Bildung der neuen Grossloge von
Staats wegen nicht mehr anzufechten, sie
wurde aber von den drei altpreussischen
Grosslo^en, wie vom Deutschen Grosslogen-
bund nicht anerkannt. Dennoch gründete
sie in B. zehn Logen, von denen vier
wieder eingegangen sind. Nach Besei-
tigung des Edikts gingen auch andre
deutsche Grosslogen an die Einsetzung von
Tochterlogen in B.; die Grossloge von
Hamburg errichtete 1898 die Loge Ham-
monia zur Treue und 1896 die Loge
Friedrich Ludwig Schröder, der
Eklektische Bund 1893 die Loge Fried-
rich zur Gerechtigkeit und die Gross-
loge Zur Sonne 1897 die Loge Galilei
zur ewigen Wahrheit. So bestehen
jetzt in B. 27 Johannislogen, von denen
fünf zum System der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln, acht
zum System der Grossen Landesloge von
Deutschand, vier zum System der Grossen
Loge Royal York, zwei zur Grossen Loge
von Hamburg, je eine zur Eklektischen
Grossloge und zur Grossloge Zur Sonne
und sechs zur Grossloge Kaiser Friedrich
gehören. Für die hohem Grade bestehen
(abgesehen von den höchsten Ordens-
abteilungen): die allgemeine altschottische
Loge Zu den drei Weltkugeln, die An-
dreasloge Indissolubilis unter der Grossen
Landesloge und der Innere Orient der
unter der Grossen Loge Boyal York ver-
einigten Johannislogen.
n. Grosslogen.
1) Grosse National-Mutterloge in
den Preussischen Staaten, genannt
Zu den drei Weltkugeln. A. Ge-
schichte. Die Freimaurerei hat in
Preussen und in B. ihren Eingang unter
und zugleich durch König Friedrich IL
gefunden. Als Kronprinz auf der Rück-
reise von Holland, wohin er seinen Vater
begleitet hatte, in Braunschweig 1788
insgeheim aufgenommen, hatte er schon
in Kheinsberg unter dem Vorsitze v. Obergs
(s. d.) eine Loge errichtet und führte diese
nach seiner Thronbesteigung in Charlotten-
burg selbst fort, wo er 20. Juni 1740 die
erste Versammlung hielt. Sie wurde La
löge premifere oder La löge du Roi notre
grand maitre genannt. Als der König
Ende desselben Jahres zum ersten schle-
sischen Kriege abreiste, gine sie zwar ein,
aber ihre in Berlin lebenden Mitglieder
bildeten unter Genehmigung des Königs
13. Sept. 1740 die Loge Aux trois globes
in B., unzweifelhaft nach den Formen der
englischen Grossloge, doch hatte die neue
Loge keine besondere Stiftungsurkunde aus
England erhalten. Bei der Auflösung der
Lo^e Premixe des Königs 1740 traten die
meisten ihrer Mitglieder zur neuen Loge
über, die übrigens nach der Sitte jener
Zeit bald selbst Logen zu gründen anfing.
Die erste dieser war die Lo^e Aux trois
boussoles in Meiningen, die von dem
kurz vorher durch eine Abordnung der
neuen Berliner Loge aufgenommenen Her-
zog Karl Friedrich von Sachsen-Meiningen
(s. d.) 1741 gestiftet wurde. Ihr folgten
bald andre, in Frankfurt a. d. 0.(Deputations-
loge), Breslau (Zu den drei Totengerippen),
Halle(Zu den drei goldnen Schlüsseln) u. 8.w.,
so dass die Berliner Loge dadurch Veran-
lassung nfüim, sich zur Befestigung ihrer
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Berlin.
89
äussern Stellung das Prädikat einer Grossen
königlichen Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln beizulegen, was 24. Juni 1744 ge-
schah. Als ibj GroBsmeister galt der König;
1747 wurde als Vizegrossmeister der Herzog
von Holstein-Beck (s. d.) erwählt. Die
Gründung einer neuen Loge in Berlin,
La petite Concorde, die 1754 eine wenn
gleich sehr beschränkte Urkunde von
er erstem erhielt, und die Errichtung
einer dritten durch französische Krie^-
fefangene unter Gabriel de Lemais (s. d.),
ie 1760 unter dem Namen Aux trois co-
lombes (mit dem spätem Zusätze deramiti^)
erfolgte, gaben Veranlassung zu Spaltungen,
die der um den Freimaurerbund sehr ver-
diente V. Printzen (s. d.) durch die Stif-
tung des sog. Tribunal ma9onnique 22.
April 1761 auszugleichen suchte, zu dessen
GroBsmeister er selbst erwählt wurde.
Dieses löste sich jedoch 1768 auf, und es
begann nun in B. und weiter wirkend auch
in andern Orten Preussens, sowie des üb-
rigen Deutschlands jene traurige Periode
der Freimaurerei, wo das Eindringen der
französischen Hochgrade und das Auftreten
verschiedner andrer Systeme ein Gewirr
von Missständen im Bunde hervorriefen,
wodurch dieser seinem ursprünglichen
Zweck vielfach entfremdet wurde. Der be-
kannte Bosa (s. d.) suchte sein sogenanntes
schottisches System zur Geltung zu bringen,
und nach den Ereignissen auf dem Kon-
vent zu Altenberge (s. d.) war der nicht
minder bekannte Schubart (s. d.) bemüht,
der strikten Observanz an Stelle des so-
fenannten Bosa-Clermontschen Systems
lingang zu verschaffen, v. Printzen hatte
sich während dieser Zeit von der Ober-
leitung der Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln zurückgezogen, Zinnendorf (s. d.)
aber, der 1765 an ihre Spitze trat, betrieb
den Beitritt zur strikten Observanz, der
9. Aug. 1766 erfolgte. Auch die schon er-
wähnte Loge Zur Eintracht (früher Con-
corde) trat bei. nicht aber die dritte Ber-
liner Loge L'amiti^. Diese, schon 16.
März 17ß auf Grund einer Urkunde der
Braunschweiger Loge Puritas neu kon-
stituiert, löste sich 1765 ganz von ihrer
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln und
erhielt, nachdem sie den Herzog von York
27. Juni desselben Jahres zum Freimaurer
auf- und ihm zu Ehren den Beinamen Royal
York angenommen hatte, eine Stiftungs-
urkunde von der Grossen Loge von Eng-
land. Aber auch Zinnendorf legte im Juni
1766 die Leitung der Mutterloge nieder,
zog sich ganz von der strikten Observanz
zurück und führte ein neues System (s.
Zinnendorf und BchwediBche Lehrart)
ein. wozu er die Akten aus Schweden erwarb
una für das er 1770 in Berlin die Grosse
Landesloge gründete. Während dieser
Zwistigkeiten nahm 1772 die Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln infolge der Er-
nennung des Herzogs Friedrich August
von Braunschweig zumNationalgrossmeister
in den Preussischen Staaten den Titel
yner »Grossen National -Mutterloge der
Preussischen Staaten« an. Zur strikten
Observanz hielt sie jedoch mehr äusser-
lich, namentlich seitdem vom Direkto-
rium jener eine Union mit der Schwe-
dischen Grossloge unter der Grossmeister-
schaft des Herzogs von Südermannland
angebahnt wurde, der sie auch eingestan-
denermassen »wegen der daraus zu zie-
henden Konsequenzen« beizutreten für be-
denklich hielt. Erst 10. Nov. 1783 trat
sie mit einer offnen Erklärung hervor,
durch die sie sich von der strikten Ob-
servanz lossagte. Von dieser Zeit an liess
sie auch die Mitglieder der Grossen Landes-
loge zum Besuche ihrer Logen zu, was
diese erst 1790 vereinzelt gestattete. Mit
1797 begann eine neue Periode. Die
Mutterloge hatte durch die Konfirmations-
urkunde vom 9. Febr. 1796 nach aussen
hin eine gesicherte Stellung erhalten. Am
1. Sept. 1797 wurde ein Altschottisches
Direktorium eingesetzt, das das Ganze der
mit der Nationid-Mutterloge verbundenen
Logen leiten und im Namen und an-
statt dieser gerichtliche und andre Ge-
schäfte verwmen und verfassungsmässig
führen sollte, und 22. Nov. 1797 nahm man
eine neue Grundverfassung an, derzufolge
das aus sieben Mitgliedern (ausser dem
zugeordneten Nationalgrossmeister) beste-
hende altschottische Direktorium zugleich
den Lmem Orient für die vier hohem
Grade des neuen »rektifizierten« Systems
bildete. Auch wurde eine Bevision der
Statuten und Bituale beschlossen, die sich
jedoch bezüglich der höhern Grade bis in
das 19. Jahrh. hineinzog und erst 1819 ab-
geschlossen ward. Am 5. Sept. 1799 er-
warb man das Grundstück an der Splitt-
gerberffasse, das noch heute den Sitz der
Mutterioge bildet. Das Edikt vom 20. Okt.
1798 war auch für diese günstig, und sie
fing an, sich rasch zu erweitem, so dass
sie 1800 schon 84 Tochterlogen zählte.
Am 10. Febr. 1801 erhielt der Innere
Orient seine bestimmte Form, nachdem
schon 13. April 1798 die Mutterlose er-
klärt hatte, dass sie gesonnen sei, die
eigentliche Freimaurerei nach ihrem innem
Wesen und ihrer Verfassung von den bis-
her angenommenen hohem Systemen, in-
sofern sie nach ihrem Wesen nicht mit
der Freimaurerei in Verbindung ständen,
zu trennen. Am 28. Dez. 1839 beteiligte
sich die Mutterlose bei der Gründung des
Berliner Grossmeistervereins (s. d^. Zur
Säkularfeier der Mutterloge am 18. Sept.
1840 wurde eine Denkmünze geprägt (
Nr. 18). Als Festgeschenk wurde das Schwert
überreicht, das in der denkwürdigen
Nacht vom 14. Aug. 1788 in Braunschweig
bei der Aufnahme des grossen Königs
Friedrich H. benutzt worden war. 1849
wurde der Besuch nichtchristlicher Mit-
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90
Berlin.
glieder anerkannter Logen zugelassen
und demgemäss die Verfassung abgeändert.
1868 lehnte die Mehrheit der Gesetz-»
Prüfungskommission den Antrag von neun
Logen wegen Aufnahme von NichtChristen
ab, ebenso wurde der Antrag, statt »Orden«
überall »Bund« zu setzen, abgelehnt.
1867 hatte die Loge in Gotha eine
Menge Reformvorschläge gemacht, drang
aber mit den wenigsten durch, so auch
bezüglich der Aufhebung der Zensur und
der maurerischen Anreden. Am 10. Juli
1873 erteilte man Erlaubnis zur Gründung
einer deutschen Loge Germania in Schangai,
die zeitweise 7. Okt. 1883 ausser Thätig-
keit trat. 1873 fand eine neue Revision
der Grund Verfassung und derBundesstatuten
statt. Die Maiversammlung ward dadurch
zur gesetzgebenden Versammlung. Die
Judenfrage stand 1874 nochmals auf der
Tagesordnung, diesmal auf Veranlassung des
Bundesdirektoriums. Es erhielt aber auch
diesmal der Antrag nicht die erforderliche
Zweidrittelmehrheit (65 gegen 43), ebenso
bei der Abstimmung in der Maiversamm-
lung, wo sich abermals nur 30 gegen 45
Stimmen dafür erklärte. Zum drittenmal
geschah dasselbe 1875. Das Bundesdirek-
torium hatte sich darauf mit sechs gegen
fünf Stimmen selbst für die Zulassung der
NichtChristen ausgesprochen und eine
Denkschrift verfasst, um darzuthun, dass
keine Gefahr für die Lehrart vorhanden
sei. Aber in der Versammlung von 1876 kam
abermals eine verneinende Abstimmung
heraus. Der Grossmeister v. Etzel legte
darauf die Grossmeisterwürde nieder und
schied ganz aus dem Bunde. Noch ein-
mal, 1881, betonte die Mutterloge in einem
Schreiben an den Grossorient der Nieder-
lande, dass man im Prinzip die Aus-
schliessung der Israeliten von der Auf-
nahme in die Logen als nicht vereinbar
mit dem Grundwesen der Freimaurerei an-
erkenne und sich der sichern Hoffnung
hingebe, dass diese Schranke auf gesetz-
lichem Wege in nicht allzufemer Zeit fallen
werde. Am 24. Juni 1883 trat eine neue
Grundverfassung in Kraft. 1887 wurden die
»Mittheilungen aus dem Bunde der Grossen
National-Mutterloge« (seit 1869) zu einer
Zeitschrift »Bunaesblatt« umgewandelt.
B. National-Grossmeister. 1747—61
Herzog von Holstein -Beck, Vizegross-
meister; 1761—65 V. Printzen, Grossmeister
des maurerischen Tribunals; 1765—72 stand
die Grossloge ohne selbständige Leitung
unter der strikten Observanz; 1772—99
Herzog Friedrich August von Braun-
schweig-Oels, Grossmeister der Grossen
National -Mutterloge; 1799—1804 Zöllner,
Oberkonsistorial- und Schulrat; 1804—29
V. Guionneau, Oberst und Geheimer Finanz-
rat; 1829—32 Rosenstiel, Geheimer Ober-
finanzrat; 1832—38 Poselger, Direktor der
Kriegsschule; 1838—48 O'Etzel, General-
major; 1848—73 Messerschmidt, Geheimer
Kriegsrat; 1873—76 v. Etzel (Sohn von
O'Etzel; 1876—81 Zschiesche, Direktor des
Grossen Friedrichs -Waisenhauses; 1881
bis 1886 Schaper, Schuldirektor; 1887
bis 1891 Frederichs, Professor; 1892 bis
jetzt Gerhardt, Geheimer Regierungsrat (s.
diese alle). — C. System. Die Grosse
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln hatte sich zwar 1765 der strikten
Observanz angeschlossen, aber, nach-
dem sie den Schottengrad schon 1742
angenommen hatte, 1783 wieder von jenem
getrennt und unter dem Namen rektifi-
ziertes System ein eignes System aufge-
stellt, nach dem die Johannisgrade neu
bearbeitet und mit besondem Instruktionen
versehen wurden, auch der Schottengrad
eine andre Richtung und Gestalt erhielt.
Das System hat zwar noch sieben Grade
(der sechste und der siebente Grad sind
erst nach Zöllners Tode hinzugekommen),
die sämtlichen höhern Grade gelten aber
nur als sog. Initiationen (Erkenntnisstufen)
und geschichtliche Aufschlüsse. Der letzte
(siebente) Grad wird nur in der allgemeinen
altschottischen Loge erteilt. Die Gross-
loge bemerkt selbst, dass diese Stufen in
dem damals gewöhnlichen Sinne des Wortes
keine Hochgrade genannt werden dürfen
und denen, die sie besitzen, keine Ober-
gewalt über die Logen erteilen, sich viel-
mehr allein auf die Lehre und keineswegs
auf die Verwaltung und Gesetzgebung be-
ziehen. Auch wurde ausdrücklich erklärt,
dass die ganze freimaurerische Lehre in
den drei Johannisgraden enthalten sei.
Man vergleiche aber dagegen die »Orga-
nisation«.— D. Organisation. Die Grosse
National-Mutterloge arbeitet nach den für
Johannislehrlingslogen vorgeschriebenen
Formen. Sie besteht aus einer von der
Grossloge je nach Bedür&is bestimmten
Zahl aktiver Mitglieder, die in Berlin oder
dessen nächstem Umkreis wohnhaft und
aktive Mitglieder einer ihrer in Berlin ar-
beitenden Tochterlogen sind. Die Zahl
darf nicht über 63 und nicht unter 25 be-
tragen. Die Mitgliedschaft ist dauernd.
Daneben besteht das Bundesdirektorium,
das sich aus sieben Mitgliedern zusammen-
setzt, die von der Grossloge aus ihren, auf
der höchsten Stufe des Bundes stehenden
Mitgliedern gewählt werden. Aus ihrer
Mitte wird der Nationalgrossmeister und
der zugeordnete Grossmeister gewählt. Das
Bundesdirektorium ist in den äussern
maurerischen Angelegenheiten das voll-
ziehende, vertretende und bestätigende
Organ der Grossloge. Es ist die obere
Behörde der Altschottischen Loge und
führt als solches den Namen Altschotti-
sches Direktorium. Ihm kommt die Stellung
als Bewahrer, Mehrer und Spender der
Bundeskenntnisse zu. Als Instanz in den
innem maurerischen Angelegenheiten heisst
es Höchster innerer Orient. Die Gesetz-
gebung wird von der Grossloge im Verein
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Berlin.
91
mit den Abgeordneten der Tochterlogen
und mit dem Bundesdirektorium ausgeübt.
Erstere bildet die sog. Gesetzgebende Ver-
sammlung, deren Beschlüsse der Geneh-
migung des Bundesdirektoriums bedürfen.
— Über die drei Johannisgrade bestehen
die aUgemeine altschottische Loge und
drei weitere Stufen, deren Mitglieder aus-
erwählte Brüder, Geweihte des innem
Tempels, Vertraute der Vollendung heissen.
Unter dem Höchsten innern Orient stehen
14 Sprengel mit ebensoviel Innern Orienten
in Magdeburg, Königsberg i. Pr., Stettin,
Danzig, Breslau, Erfurt, Münster, Koblenz,
Posen, Bromberg, K5lna.ßh., Halle, Frank-
furt a. O. und Brieg. Der erste Sprengel
(Berlin) ist der Immediat- Sprengel des
Höchsten innem Orients. In diese Sprengel
sind die Johannislogen und die Scnotten-
logen geteüt. Letztere bestehen in den
Provinzen als Delegationen der allge-
meinen altschottischen Loge. — E. Sta-
tistik. Zur Grossen National-Mutterloge
gehören 132 Johannislogen und 69 Dele-
gationen der Altschottischen Lo^e in Berlin,
ie, bei jedem Ort mit * bezeichnet, der
Zahl nach je in Klammer beigefügt sind.
Davon bestehen in 1) Preussen 116, und
zwar in a) Ostpreussen 6 (3): Braunsberg,
♦Insterburg, * Königsberg, *Memel, Oste-
rode, Kastenburg; b) Westpreussen 5 (5):
♦Danzig, *Elbing, *Konitz, * Marienburg,
♦Marienwerder; c) Brandenburg 26 (11):
Amswalde, Berlin 5, * Brandenburg,
♦Charlottenburg, Dahme, Eberswalde,
♦Frankfurt a. O., Krossen, ♦Küstrin, ♦Gross-
lichterfelde, Guben, ♦Landsberg, Lübben,
Luckenau, ♦Neuruppin, Perleberg, ♦Pots-
dam, ♦Prenzlau, Soläin, ♦Sorau, ♦Steglitz,
Zielenzig; d) Pommern 10 (6): ♦Anklam,
Gollnow, Greifenhagen, ♦Kolberg, ♦Köslin,
Pasewalk, ♦Stargard, ♦Stettin, ♦Stolp,
Ückermünde; e) Posen 8 (4): ♦Bromberg,
♦Gnesen, Inowrazlaw, Krotoschin, Mese-
ritz, Ostrowo, ♦Posen, ♦Schneidemühl;
f ) Schlesien 12 (9): ♦Breslau, ♦Brieg^ ♦Glatz,
♦Grossglogau, ♦Hirschberg, ♦Liegnitz,
♦Neisse, Ohlau, Öls, ♦Oppeln, ♦Ratibor,
Sagan; g) Sachsen 17 (8): ♦Burg, De-
litzsch, ♦Erfurt, ♦Halberstadt, ♦Halle,
Heiligenstadt, Kalbe, Langensalza, ♦Magde-
burg, Merseburg, * Mühmausen, ♦Naum-
burg, Salzwedel, Stendal, ♦Torgau, Weissen-
fels, Wolmirstedt; h) Hannover 3 (1): ♦Gos-
lar, Osnabrück, Ülzen; i) Westfalen 10 (7):
♦Bielefeld, ♦Bochum, * Dortmund, ♦Hamm,
♦Iserlohn, ♦Minden, ♦Münster, Siegen,
Soest, Witten; k) Hessen-Nassau 5: Esch-
wege, Kassel, Limburg, Marburg, Wies-
baden; 1) Rheinprovinz 14 (7): ♦Aachen,
Barmen, Duisburg, ♦Düsseldorf, ♦Elber-
feld, Essen, ♦Jüüch, ♦Koblenz, ♦Köln,
Kreuznach, Mülheim, München-Gladbach-
Rheydt, ♦Wesel, Wetzlar; 2) Sachsen 1 (1):
♦Bautzen; 3) Baden 1: Freiburg; 4) Meck-
lenburg-Schw^erin 1 (1): ♦Güstrow; 5)Meck-
lenburg-Strelitz 1: Friedland; 6) Sachsen-
Weimar 1: Jena; 7) Braunschweig 1 (1): «
♦ Helmstädt ; 8) Sachsen - Koburg - Gotha
1 (1): ♦Gotha; 9) Anhalt 3 (8): ♦Bern-
burg, ♦Dessau, ♦Zerbst; 10) Schwarz-
burg-Sondershausen 1: Arnstadt; 11) Wal-
deck 1: Arolsen; 12) Lippe 1: Detmold;
13) Hamburg 1: Hamburg; 14) im Aus-
lande 2: Säo Paulo, Schanghai. Zahl
der Mitglieder 14086. — F. Milde Stif-
tungen. 1) Das Grossalmosenamt (Ge-
schäftsordnung vom 29. Jan. 1874) zur
Unterstützung vorzugsweise in Berlin
wohnender hilfsbedürftiger Mitglieder des
Mutterbunds und deren Witwen und Waisen.
Dazu gehören: a. der Fickersche Legaten-
fonds; b. der Caspari-Legatenfonds; c. die
Bendastiftung (Statut vom 7. Dez. 1865).
2) Das Waisenamt (Geschäftsordnung vom
26. Febr. 1874). 3) Sterbekasse der in Berlin
arbeitenden fünf Johannistochterlogen
(Statut vom 15. Nov. 1888). 4) Stipendien:
a. Freitischstipendien; b. — d. das Gross-
meister ZöUnersche — Graf v. Malachows-
kysche — Klaprothische Stipendium zu je
150 Mk. jährlich (Stift ungsurkunde vom
13. März 1819); e. das Elsassersche Stipen-
dium zu 150 Mk. jährlich; f. das Gross-
meister V. Guionneausche Stipendium zu
150 Mk. jährlich (Stiftungsurkunde vom
7. Nov. 1824); g. — n. das Stipendium zum
Andenken König Friedrichs 11., sieben Sti-
pendienraten zu je 100 Mk. (Stiftungs-
urkunde vom 12. März 1840); o. — s. der
Grossmeister v. Messerschmidtsche Stipen-
dien- und Pensionsfonds (Stiftungsurkunde
vom 6. Sept. 1866 und Nachtrag vom 25.
Sept. 1873); t. der Obermeister Boumann-
sche Stipendienfonds (Stiftungsurkunde vom
6. Dez. 1867). Insgesamt hatten 1898 die
Tochterlogen der Grossen National-Mutter-
loge 354 milde Stiftungen. — G. Littera-
tur. 1) V. Etzel, Friedr. Aug., Geschichte
der Grossen Nation al-Mutterloge zu den
drei Weltkugeln nebst der Beschreibung
ihrer ersten Säcularfeier am 17. Sept. 1840
(Brl. 1840). Geschichte der Grossen
National-Mutterloge zu den drei Welt-
kugeln nebst Bericht über die Gründung
und Wirksamkeit der Wohlthätigkeits-
anstalten (Brl. 1890). Die drei Johannis-
§rade der Grossen National-Mutterloge zu
en drei Weltkugeln (Lpz. 1825). L. X,
S. 42; 1886, S. 126. Das Mutterhaus der
Grossen National-Mutterloge zu den drei
Weltkugeln im O. Berlin (1888). Verzeich-
nis der Bücher der Bibliothek von 1885.
2) Grosse Landesloge der Frei-
maurer von Deutschland. A. Ge-
schichte. Ihr Stifter ist Johann Wilhelm
Ellenberger, genannt v. Zinnendorf (s. d.).
Schon 1754 war dieser in der Loge Phila-
delphia in Halle zum Freimauer aufgenom-
men worden, erhielt 1 758 inBreslau die schot-
tischen und 1763 in Halle die ftanzösichen
und Bosaschen Kapitelgrade. [BZC. I,
S. 52.1 Zinnendorf fand gleichgesinnte
Freunde. Bereits 1763 wandte er sich im
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92
Berlin.
Verein mit Baumann und Schopp nach
London an Lord Gramby um weitere
AufschlCisse, aber vergeblich; sodann be-
mOhte er sich mit Baumann, Starckgraf,
Serre und von Assum zusammen durch
Vermittlung von Schopp (1763 und 1764)
in Stockholm, um durch Dr. med.
Karl Friedrich von EcklefT, schottischen
Obermeister, weitere Kundschaft zu er-
langen. Da kam 1764 die strikte Obser-
vanz dazwischen, der sich Zinnendorf
anschloss (obgleich er mit EcklefT weiter
verhandelte), bis er ihre Nichtigkeit er-
kannte. Da von Hund von der schwe-
dischen Lehre nichts wissen wollte, auch
Zinnendorfs bisherige Qenossen Starck-
graf, Serre und von Assum bei der strik-
ten Observanz blieben, nahm er die Ver-
handlungen mit Schweden allein unter
Baumanns Mithilfe in die Hand. Ejrftftig
unterstützt durch von Olthof und Schopp
in Stralsund, sowie durch den schwe-
dischen Staatsrat Gadebusch und den
Physikus Kölpin kam Zinnendorf in ein
näheres Verhältnis zu den schwedischen
Freimaurern. Zinnendorf sandte nun 1765
Baumann nach Stockholm. Nachdem
dieser ihm die erhaltenen Akten 15. Sept.
1766 überbracht hatte, und zwar nicht
nur die vollständigen, damals in Ge-
brauch gewesenen schwedischen Bituale
und Akten, sondern auch einen Freibrief
[BZC. Vn, S. 133 fg.], sah sich Zinnen-
dorf im Vertrauen auf Ecklefifs ordens-
meisterliche Stellung in Schweden als
dessen rechtmässigen Bevollmächtigten
an. [Vgl. BZC. I, S. 52 fg.] Entstan-
dene GelddifTerenzen veranlassten ihn,
sein bisheriges Amt als Grossmeister der
Grossen National -Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln 1766 niederzulegen; am
20. Jan. 1767 trat er auch von der Mit-
gliedschaft zurück, worauf er dann für
ausgeschlossen erklärt wurde. (Wegen
der von der strikten Observanz gegen ihn
verübten Feindseligkeiten und Verleum-
dungen, sowie ihre Wiederlegungen
durch verschiedene amtliche Untersuchun-
gen 8. BZC. n, S. 186 fg.) Zinnen-
dorf stiftete nunmehr 13. Mai 1768 die
Johannisloge Minerva in Potsdam nach der
schwedischen Lehrart und setzte 22. Nov.
1769 die Schottische Loge Indissolubilis in
Berlin ein; ferner wurden nach und nach
die Logen gestiftet: Zu den drei Schlüs-
seln in Berlin (10. Au^t 1769), Zu den
drei goldnen Ankern m Stettin (3. März
1770), Herkules in Potsdam (5. Juli 1770),
Zu den drei Bösen in Hamburg (24. Jan.
1770), Zur goldnen Kugel in Hamburg
(29. August 1770, bis zum 2. Okt. 1770
Olympia genannt) und Zur goldnen Krone
in Stargard (3. Nov. 1770). Mit diesen
sieben Logen wurde am 27. Dez. 1770 die
Grosse Landesloge der Freimaurer von
Deutschland in Berlin gegründet, ihr
Stiftungstag aber auf den 24. Juni 1770
festgesetzt. Der (1.) Landesgrossmeister
war Martin Krönke 1770 bis 1772.
Zinnendorf, rastlos für Ausbreitung und
Festigung seiner Schöpfung bemüht, er-
langte 16. Juli 1774 ein könirf. Protek-
torium [BZC. VH, S. 57], nachdem er am
30. Nov. 1773 einen Stiftungsbrief von der
Grossloge von England erhalten hatte
[BZC. vn, S. 54], und nun gewann die
neue Grossloge sowohl in Preussen, als
auch im übrigen Norden rasch an Aus-
dehnung. 1773 wurde Ludwig Georg
Karl, Landgraf von Hessen-Darmstadt(s.d.),
(2.) Landesgrossmeister, ihm folgte 1774
der (3.) Landesgrossmeister von Zinnen-
dorf, 1775 als 4. Herzog Ernst H. zu
Gotha (s. d.), 1776 als 5. Graf von der
Goltz, 1777 bis 1780 Dr. med. Jakob
M u m m s e n (s. d.) als 6. Landesgrossmeister.
Von fernher wandte man sich nach Berlin,
um Stiftungsbriefe von der Gr. L.-L. v.
D. zu erhalten. In Petersburg, Biga,
Strassburg, ja selbst in Triest vereinigten
sich Freimaurer zu diesem Zweck; solche
Anträge wurden jedoch zurückgewiesen,
um Misshelligkeiten mit der Grossloge
von England vorzubeugen; doch gewann
die Gr. L.-L. v. D. von Jahr zu Jahr an
Ausdehnung, so dass bis 1778 schon 34
Logen ihr angehörten und Provinziallogen
in Österreich, Schlesien, Pommern und
Niedersachsen von ihr eingesetzt waren.
Auch die Provinzialloge von Russland
arbeitete nach den Akten der Gr. L.-L.
V. D. und verpflichtete sich zu deren un-
verbrüchlichen, unveränderten Beibehal-
tung durch einen B>evers vom 3. Sept.
1776, ohne jedoch dem Verbände der
Gr. L -L. V. D. beizutreten [vgl. Kalender
för die Provinzialloge von Mecklenburg,
1822]. Nach von Hunds Tode (8. Nov.
1776) brachen Zwistigkeiten mit den
schwedischen Brüdern aus. Der nun-
mehrige schwedische Ordensmeister Herzog
Karl von Südermannland, in dem Wahne,
mit Hilfe des Ordens an politischem
Einfluss gewinnen zu können, war be-
müht, Nachfolger von Hunds an der
Spitze des damals noch grössten Logen-
verbands der strikten Observanz zu wer-
den, trat mit ihr in Verbindung und be-
gehrte die Heermeisterwürde für sich.
Durch seinen Übertritt zur strikten Ob-
servanz setzte er sich mit der schwedischen
Lehre in Widerspruch, und Zinnendorf
fasste dieses Vernalten des Herzogs zur
strikten Observanz als Rücktritt von der
schwedischen Lehrart auf. Da versuchte
der Herzog ein sehr bequemes Mittel, die
Gr. L.-L. V. D. zu beseitigen: er erklärte
deren Akten als unecht, widerrief, bezw.
Hess durch das grosse Kapitel von
Schweden die von Eckleff als Vicarius
Salomonis an Zinnendorf erteilte Urkunde
widerrufen und für nichtig erklären, ohne zu
bedenken, dass dazu sowohl der Grossloge
von Schweden, wie selbst dem derzeitigen
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Berlin.
93
Ordensmeister jede Autorität fehlte ; denn
er hatte sein Becht auch erst von Eckleff,
und zwar später als Zinnendorf, er-
worben. Als Antwort darauf brach die
Gr. L.-L. V. D. 2. Sept. 1777 die Ver-
bindung mit Schweden ab. Durch Ein-
wirkung einzelner unzufriedener Brüder
waren auch in Österreich Misshelligkeiten
entstanden, die aber durch v. Sudt-
hausen schnell aufgeklärt und beseitigt
wurden. Ebenso war die Provinzialloge
von Schlesien, an deren Spitze der Fürst
von Hohenlohe stand, gegen die Gr. L.-L.
V. D. aufgetreten, doch reichte man sich
sehr bald wieder die Hand zur Ver-
söhnung. Lizwischen war durch Zinnen-
dorf am 20. Dez. 1776 das Grosse
Ordenskapitel in Berlin eingesetzt worden,
nachdem er durch Baumann auch die
letzten, ihm noch fehlenden Auskünfte
von Schweden erhalten hatte. Obgleich
rastlos thätig fCb: sein Werk und dessen
Festigung, f&hlte sich Zinnendorf per-
sönlich gekränkt, da man ihn ehrver-
letzend angegriffen hatte; anfangs 1779
verliess er den Staatsdienst. Seine Müsse
benutzte er sofort zu einer Beise nach
Schweden und wurde dann wieder 7.
Landesgrossmeister vom 24. Juni 1780
bis zu seinem Tode 6. Jan. 1782. Sein
Nachfolger als 8. Landes^ossmeister war
von Oastill on (s. d.), bis 1789, dann 9.
1789—1799 von Beulwitz (s. d.), worauf
von Oastillon (als 10. Landesgrossmeister)
wieder folgte. Inzwischen hatte die Gr.
L.-L. das bisher in Miete gehabte, 24.
Juni 1791 eingeweihte neue Gebäude
Oranienbur^erstrasse 71/72, käuflich er-
worben. Die schon in den ersten Jahren
des 19. Jahrhunderts bestandnen freund-
schaftlichen Verhältnisse der Gr. L.-L.
mit den beiden andern Berliner Gross-
logen veranlassten im Dez. 1807 einen engem
Zusammenschluss der drei Grossmeister
und einiger Grossbeamten. Eine Folge
dieser Zusammenkünfte war der 6. Jan.
1810 gestiftete Grossmeisterverein (s. d.).
V. Oastillon starb 27. Jan. 1814. Sein
Nachfolger als 11. Landesgrossmeister
war von Neander (s. d.), der die im
Laufe der Zeit locker gewordenen Be-
ziehungen mit der höchsten Ordensab-
teilun^ in Schweden wieder fester knüpfte.
Um die noch fehlenden Aktenstücke der
höchsten Ordensabteilung zu erlangen,
wurde auf Anregung des Barons Ohristian
Karl Friedrich Wilhelm v. Nettel-
bladt (s. d.) in Parchim 1819 eine Ab-
ordnung nach Stockholm gesandt. Ein
6. April 1819 abgeschlossener, 31. Mai
vollzogener Vertrag bekundet, ,dasseine
Lehre, eine Abstammung, ein Geheim-
nis, eine Form und ein Wesen von je-
her die Gr. L.-L. und die nordischen
Brüder aufe Engste verbinde." [Kalender
für die Provinzialloge von Mecklenbg.,
Jahrg. 1822.] Von 1818 bis 1887 war
V. Schmidt (s. d.) 12. Landesgrossmeister.
Zur Feier des 50jährigen Jubiläums 24.
Juni 1820 wurde eine Denkmünze mit
dem Bildnisse Zinnendorfs und 1826
eine solche zur 50jährigen Jubelfeier des
Grossen regierendenOrdenskapitels geprägt.
?3MW. Nr. 11 und 18.] In den dreissiger
ahren wurde dem genannten Baron von
Nettelbladt eine Revision der Akten über-
tragen, die sich jedoch nur auf redaktionelle
Änderungen, Ausscheidung veralteter Aus-
drücke und Kedewendungen und dergleichen
unwesentliche Dinge beschränkte und An-
fang der vierziger Jahre beendet war,
worauf diese so durchgesehenen Akten all-
gemein eineef^rt wurden. Am 22. Mai
1840 wurde der damalige Prinz vonPreussen
(nachmalige Kaiser Wilhelm I. — s. d.)
mit ausdrücklicher Genehmigung seines
Vaters, Königs Friedrich Wilhelm HL,
aufgenommen. Die Aufnahme erfolgte für
die drei altpreussischen Grosslogen durch
den Grossmeister Grafen, Henckel v.
Donnersmarck (s. d.). Am 26. Dez.
1841 trat der Prinz von Preussen als
Ordensarchitekt bei der Gr. L.-L. ein und
bewirkte, dass die höchsten Spitzen der
drei altpreussischen Grosslogen gegenseitig
durch alle Grade der Systeme geführt wur-
den, und zwar zum ersten Male 2. Febr.
1846 in der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln. Am 5. Nov.
1858 erfolgte die Aufnahme des Prinzen
Friedrich Wilhelm von Preussen (nach-
maligen Kaiser Friedrich UI. — s. d.), und
zwar wurde sie im Palais dessen Vaters
von diesem selbst vollzogen. Bei meh-
reren Mitgliedern der Gr. L.-L. hatte sich
die Vermutung entwickelt, dass Lücken
in den Akten der Gr. L.-L. vorhanden sein
möchten und es daher wünschenswert sei,
eine Ver^leichung der diesseitigen Akten
mit den in Schweden gebräuchlichen vor-
zunehmen. Zu dem Zwecke wurde 1869
eine besondere Abordnung nach Stockholm
entsandt. Die Abgesandten gewannen die
Überzeugung, dass sich ihre Akten und
Dokumente, Rituale u. s. w. in Überein-
stimmung mit den in Schweden gebräuch-
lichen befänden; ausserdem aber erhielten
sie Mitteilung von verschiednen altem
Zeichnungen und einzelnen Listruktionen
der höchsten Ordensabteilung, sowie von
solchen Dokumenten und historischen
Nachrichten, die hundertjährige Zweifel
der Lösung näher führten; dadurch hat die
Gr. L.-L. V. D. die Überzeugung gewonnen,
mit den schwedischen Brüdern genau nach
denselben Lehren und Ritualen zu arbeiten.
Besondere Bedeutung erhielt das hun-
dertjährige Jubiläum durch eine Rede
des Ordensmeisters Friedrich Wilhelm.
Kronprinzen des Deutschen Reiches una
von Preussen, worin dieser zu vorurteils-
freien und eingehendsten geschichtlichen
Forschungen dringend aufforderte. Diese
Rede war die Veranlassung zum Ruf iiach _
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94
Berlin.
Reformen, namentlich vom Ordensober-
architekt Archidiakonus Schiflinann. Selbst
Widmann wagte es 1872, mancherlei in
den Überlieferungen des schwedischen
Systems für zweifelhaft zu erklären. Allein
die Reform wollte zunächst nicht vorwärts
kommen. In Hannover wurden 20 Mit-
glieder suspendiert, und Schifimann, der
im Auftrag des Kronprinzen weitere Unter-
suchungen anstellte, oereitete man Schwie-
rigkeiten und verweigerte ihm die Be-
nutzung des Grosslogenarchivs. Inmittels
war auch eine Streitschrift von Findel
gegen die Grosse Landesloge erschienen:
»Die Schule der Hierarchie und der Ab-
solutismus in Preussen« (Lpz. 1870). Am
7. März 1874 legte der Kronprinz den
ordensmeisterlichen Hammer nieder. An
die Stelle des Kronprinzen trat v. Dach-
röden (s. d.) als Ordensmeister. Wegen
des Wahlmodus entspannen sich zwischen
Schiffmann und Widmann Streitigkeiten,
die zu öffentlichen Auseinandersetzungen
und zur Suspendierung Schiffmanns als
wortfuhrender Meister des Stettin er Ka-
pitels, zuletzt zu seinem Ausschluss
führten. Auch die Logen in Stettin und
Stralsund schieden aus dem Verband der
Grossen Landeslo^e. Am 13. Febr. 1889
wurde Prinz Friedrich Leopold von
Preussen (s. d.) in der Loge Friedrich zur
Morgenröte in Berlin mit Genehmigung des
Deutschen Kaisers zum Freimaurer auf-
fenommen und übernahm am 2. Jan. 1894
as Protektorat der drei altpreussischen
Grosslogen und am 12. Dez. 1895 das Amt
des Ordensmeisters. Im Laufe des J.
1898 verkaufte die Gr. L.-L. ihr seit dem
24. Juni 1791 benutztes Ordenshaus und
schreitet nun zum Bau eines neuen in der
Eisenacher Strasse (Schöneberg), wozu am
11. Nov. 1898 der Grundstein gelegt worden
ist. — B. Organisation. Die ganze
Ordenslehre ist in drei Hauptabteilungen
fefasst: 1) die Johannisloge, mit den cb*ei
ohannisgraden (s.d.); 2) die Andreasloge,
als 4. Grad, die Stufen der Andreaslehr-
linge und der Andreasgesellen zusammen-
fassend, und als 5. Grad, den Andreas-
meister darstellend; 8) das Kapitel, um-
fassend im 6. bis 9. Grad die Stufen der
Ritter vom Osten, der Ritter vom Westen,
der Vertrauten Brüder und der Auser-
wählten Brüder. Hieran schliesst sich noch
ein Ehren- oder sog. 10. Grad, der der
Brüder mit dem roten Kreuz, früher auch
Ritterkommandeure genannt. Das Ober-
haupt der Grossen Landesloge ist der
Ordens t Meister. An der Spitze steht
jder Landesgrossmeister, der ein Gross-
beamtenkollegium zur Seite hat. Die Grosse
Landesloge im engem Sinne ist die oberste
Behörde für die Andreas- und Johannis-
grade, die erste Abteilung gilt den An-
3reas-, die zweite den Johannislogen.
Die Grosse Landesloge versammelt sich
vierteljährlich (Quartal Versammlungen).
Die Provinziallogen sind maurerische Be-
hörden, die in einigen Sprengein die
Zwischenbehörde zwischen den dort be-
findlichen Andreas- und Johannislogen
und der Grossen Landesloge bilden; an
ihrer Spitze steht der Provinzialgross-
meister. Die höchste Ordensabteilung
ist die oberste Ordensbehörde für die Ka-
pitel, sowie für alle Ritualangelegenheiten.
Sie besteht aus dem Ordensrat für die
Verwaltungsangelegenheiten und der Ge-
setzgebenden Versammlung für Ände-
rung in Lehre und Ritual. An der Spitze
des Ordensrats steht der OrdensfMeister,
ihm zur Seite der Ordensoberarchitekt
und der Ordensunterarchitekt. Der Or-
densrat bildet die geschäftsführende Be-
hörde der höchsten Ordensabteilung. Die
Kapitel haben die Aufgabe, die den vier
höchsten Ordensstufen vorbehaltene Lehre
an die Brüder der Logen ihres Bezirks
zu übermitteln. Es giebt vier Arten von
Kapiteln: 1) gesetzmässige für den 6. und
7. Grad; 2) verbesserte für den 6., 7. und
8. Grad; 3) voUkommne für den 6.-9.
Grad; 4) das Grosse regierende Ordens-
kapitel in Berlin für den 6. — 9. Grad. An
der Spitze eines jeden Kapitels (1 — 3)
steht aer wortführende Meister, aucn Ka-
pitelmeister genannt, an der Spitze des
Grossen regierenden Ordenskapitels der
OrdensfMeister und der Ordensrat. Or-
densfMeister waren vom: 1) 20. Dez.
1776 V. Zinnendorf (s. d.); 2) 27. Dez. 1782
V. Geusau (s. d.), 1808—1809 blieb das Amt
zur Erinnerung an v. Geusau unbesetzt;
3) 27. Dez. 1809 v. Castillon (s. d.); 4) 27.
Dez. 1814 Gramer, f 31. Aug. 1815; 5) 20.
Sept. 1815 Müller, f 23. Dez. 1815; 6) 27.
Dez. 1815 V. Neander (s. d.); 7) 27. Dez.
1817 Becherer (s. d.), legte das Amt nieder
am 27. Dez. 1821 ; 8) 27. Dez. 1821 Joh.
Mich. Palmiä (s. d.); 9) 12. Juli 1841 Graf
Henckel v. Donnersmarck (s. d.); 10) 22.
Okt. 1849 v.Selasinsky (s. d.); 11) 18. Juni
1860 Friedrich Wilhelm, Kronprinz des
Deutschen Reiches und von Preussen (s. d),
legte das Amt nieder am 7. März 1874;
12) 7. März 1874 v. Dachröden, legte das
Amt nieder am 29. März 1877 (s. d.); 13)
15. Juni 1877 v. Ziegler (s. d.); 14) 10. Sept.
1882 Alexis Schmidt (s. d.), legte das Amt
nieder am 15. Dez. 1895; 15) 15. Dez. 1895
Prinz Friedrich Leopold von Preussen. Die
Landesgrossmeister sind oben unter A
aufgeführt bis zum 12. v. Schmidt. Ihm
folgten: 13) 24. Juni 1837 Joh. Mich.
Palmiä; 14) 24. Juni 1838 Graf Henckel v.
Donnersmarck; 15) 24. Juni 1841 v. Sela-
sinsky; 16) 24. Juni 1842 Graf Henckel
V. Donnersmarck; 17) 24. Juni 1843 Busch;
18) 24. Juni 1858 Klemm; 19) 24. Juni
1864 V. Dachröden; 20) 24. Juni 1872 v.
Ziegler (s. d.); 21) 24. Juni 1883 Neuland
(s. d.); 22) 24. Juni 1891 Zöllner (s. d.). —
C. Statistik. Ausser dem Grossen re-
gierenden Ordenskapitel in Berlin, ge-
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Berlin.
95
nanntlndissolubilis, bestehen noch folgende
Kapitel: die yollkommenen Provinzial-
kapitel von Preussen in Königsberg i. Pr.
(Fidelitas sempiterna) , eingesetzt 16. Aug.
1817, von Mecklenburg und Neu -Vor-
pommern in Eostock (Inseparabilis) , er-
richtet 18. Okt. 1820, eingesetzt 4. März
1821, von Schlesien in Breslau (Integra),
gestiftet 6. Aug. 1828, für Eheinland und
Westfalen in Krefeld (Conjuncta), einge-
setzt 5. Aug. 1868, das verbesserte Provin-
zialkapitel von Niedersachsen in Hamburg
(Inviolabilis), gest. 24. Okt. 1834, einge-
setzt 16. Dez. 1834, und das gesetzmässige
Provinzialkapitel für Sachsen und Thü-
ringen in Nordhausen (Crescens), eingesetzt
7. Okt. 1876. Ausserdem arbeiten im Be-
reich der Grossen Landeslogen drei Pro-
vinziallogen: 1) von Mecklenburg in
Rostock, errichtet 17. Sept. 1819; 2) von
Schlesien in Breslau, errichtet 20. Juni
1776; 3) von Niedersachsen in Hamburg,
errichtet 4. Juni 1777, eingesetzt 8. Jmi
1777. Unter der Grossen Landesloge ar-
beiten (1900) 28 schottische Andreaslogen
(sie sind in der folgenden Zusammen-
stellung in Klammern und durch einen '*'
iingegeDen) mit 3390 Mitgliedern und 111
Johannislogen mit 11613 Mitgliedern, und
zwar in: 1) Preussen 84, nämlich a) Ost-
preussen 5 (3): Allenstein, Bartenstein,
*Gumbinnen, *Königsberg i. Pr., *Tilsit;
b) Westpreussen 2 (2): *Danzig, *Thom;
<;) Brandenburg20 (3): Beeskow, »Berlin 8,
Fürsten walde, Havelberg, Königsberg i. N.,
*Kottbu8, Nauen, * Potsdam, Rathenow,
Schwedt, Spandau, Spremberg, Wriezen;
d) Pommern 10 (2): Demmin. Greifswald,
Lauenburg, Neustettin, Putous, Pyritz,
♦Stettin, * Stralsund, Swinemünde, Trep-
tow; e) Posen 1: Rawitsch; f) Schlesien
15 (4): »Breslau, Bunzlau, Freiburg, Glogau,
Görlitz, Haynau, Jauer, Kattowitz, Löwen-
berg, *Neisse, Schmiedeberg, *Schweid-
nitz, Striegau, *Tamowitz, Waidenburg;
g) Schleswig-Holstein 14 (3): *Altona 2,
Apenrade, Eckernförde, *Flensburg, Haders-
leoen, Itzehoe, *Kiel, Marne, NeumOnster,
Rendsburg, Schleswig, Sonderburg, Wands-
beck; h) Sachsen 7 (3): *Ascner8leben,
♦Eisleben, Magdeburg, *Nordhau8en, Qued-
linburg, Querfurt, Zeitz; i) Hannover 1 (1):
♦Hannover; k) Westfalen 4: Hagen, Lüden-
scheid, Minden, Schwelm; 1) Rheinprovinz 5
<1): Bonn, Düsseldorf, *Krefeld, Solingen;
m) Hessen -Nassau 1: Frankfurt a. M.
2) Bayern 1: München. 3) Sachsen 1:
Dresden. 4) Baden 1: Mannheim. 5)
Mecklenburg - Schwerin 7 (2): Boizen-
burg, Bützow, Parchim, *Rostock, ♦Schwe-
rin, Waren, Wismar. 6) Sachsen- Weimar
5 (1): Eisenach, Ilmenau, ♦Münchenbems-
dorf, Triptb, Wenigenjena. 7) Mecklen-
burg-StreBtz 1: Neustrelitz. 8) Schwarz-
burg-Rudolstadt 1: Rudolstadt. 9) Reuss
j. L. 1: Gera. 10) Lübeck 1 (1): ♦Lübeck.
11) Bremen 1 (1): ♦Bremen. 12) Ham-
burg 7 (1): ♦Hamburg 6, Kuxhaven. —
D. Wohlthätigkeitsanstalten
und müde Stiftungen der Gr. L.-L.
1) Das Schul -Institut, gegr. 1819,
zur Gewährung von Schulgeld, Büchern
und Lehrmitteln an Kinder unbemittelter
Freimaurer. 2) Die Palmin -Stiftung,
gegr. 1845, zur Unterstützung unbe-
mittelter, unverheirateter Töchter ver-
storbener Mitglieder der acht Berliner
Tochterlogen. 3) Die v. Selasinsky-
Stiftung, gegr. 1864, zur Unterstützung
unbemittelter , unverheirateter Töchter
verstorbener Mitglieder der Tochterlogen
der Gr. L.-L., und zwar vorzugsweise
ausserhalb Berlins. 4) Die Devaranne-
Stiflung, gegr. 1856, zur Unterstützung
für Töchter von Freimaurern, die zur
Lehrart der Gr. L.-L. gehören. 6) Die
di-Dio- Stiftung, gegr. 24. Juni 1858,
ein Teil der Palmi^-Stiflung. 6) Die
Widmann -Stiftung, zur Unterstützung
von Hinterbliebenen solcher Mitglieder,
die sich hervorragende Verdienste um die
Gr. L.-L. und den Orden erworben
haben. 7) Das Freitisch -Stipendium für
Freimaurersöhne, die auf der Universität
Berlin studieren. Im Ganzen hatten die
Tochterloeen der Gr. L.-L. 1899 164
milde Stiftungen. Seit 1793 werden im
Ordenshause der Gr. L.-L. regelmässig
abgehalten (sog.) Mittwochs -Brudermahle,
»um einen Punkt zu haben, wohin sich
besuchende Brüder bei ihrer Anwesenheit
in Berlin wenden können, um die dasigen
Einrichtungen näher kennen zu lernen
und damit die Brüder sich enger aneinander
anschliessen.c In neuerer Zeit finden diese
Brudermahle monatlich nur einmal statt.
E. Litteratur. Die, litterarischen Er-
zeugnisse aus der Mitte der Gr. L.-L. v.
D. sind sehr zahlreich, doch muss hier
auf die namentliche Aufzählung aller
Werke verzichtet werden; es können nur
die jetzt erscheinenden periodischen Zeit-
schriften Erwähnung finden: 1) Zirkel-
correspondenz unter den Logenmeistem
der Gr. L.-L. v. D. (s. d.). 2) Die St. An-
dreasgrade der Gr. L.-L. v. D., in Viertel-
jahrsheften seit 1877, herausgegeben von
Possart und dann von C. Gartz, jetzt von
Seckt in Berlin. «Handbuch für die Brüder
der Gr. L.-L. v. D. Eine Übersicht ihrer
Einrichtungen« (Brl. 1891). Verzeichnis der
Büchersammlung der Gr. L.-L. v.D., zuletzt
von 1882.
3) Grosse Loge von Preussen,
genannt Royal York zur Freund-
schaft. A. Geschichte. Sie entstand
11. Juni 1798 durch Teilung der ursprüng-
lichen Loge Royale York de Tamiti^. Diese
war auf den Wunsch in Berlin ansässi-
ger französischer Freimauer vom 5. Mai
1760 eine neue Loge La paix et
la joye zu stiften, von dem Meister vom
Stuhl der Loge Aux trois globes, v.
Printzen (s. d.) , unter dem ^amen Am
igi ize y ^
96
Berlin.
trois colombes 10. August 1760 eingesetzt
worden und hatte in der erweiterten
Urkunde vom 12. April 1761 den Namen
L'amiti^ aux trois colombes erhalten.
Bie nannte sich, nachdem sich 16. Mftrz 1764
eine Schottenloge La cordialit^ gegründet
hatte, seit dem 27. Juli 1765, wo sie
den Prinzen Eduard August, Herzog von
York und Albanien, Bruder des Königs
Georg III. von Grossbritannien (s.d.), aufge-
nommen hatte, Royale York de Tamiti^,
erhielt 1768 eine Stiftungsurkunde von der
Grossen Loge in London und löste sich
ganz von ihrer bisherigen Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln. Am 19. Mai
1774 vereinigte sie sich mit der Grossen
Landesloge von Deutschland, trat aber
1776 in ihie vorige Unabhängigkeit wieder
zurück. Seit 1773 bereits, wo sie eine
Loge in Kassel stiftete, wurden von ihr zahl-
reiche Tochterlogen errichtet. Die Loge
arbeitete anfänglich nur in der franzö-
sischen Sprache; diese wurde seit 1777
teilweise durch die deutsche ersetzt, bis
diese 1794 die allein herrschende wurde.
1779 erwarb man das Logengrundstück,
und 28. Mai 1780 fand die Einweihung
des Logenhauses statt, das Eigentum
der vier vereinigten Logen ist, die sich 1798
aus der Loge bildeten: Friearich Wilhelm
zur gekrönten Gerechtigkeit, Zur siegen-
den Wahrheit, Urania zur Unsterblich-
keit und Pythagoras zum flammenden
Stern. Nach dieser Teilung und nach
Umarbeitung der Rituale, hauptsächlich
unter Fesslers (s. d.) Einfluss, erfolgte 11.
Juni 1798 die Konstituierung als Grosse
Loge von Preussen, die aber erst 1845 den
Namen Grosse Loge von Preussen, genannt
Royal York zur Freundschaft annahm.
Unter den Grossmeistem treten namentlich
hervor, Schnakenburg (s. d.), der seine Thä-
tigkeit bei Änderung der Rituale entfaltete,
und Herrig, der für den Zusammenschluss
sämtlicher deutscher Logen zu einer
festen Einheit bemüht war. Settegast
(s. d.), der 1889 an des letztern Stelle
kam, trat für eine wesentliche Änderung
der Verfassung ein, indem er die
Innern und den Innersten Orient abschafi'en
und dafür einen engem Rath für das
Lehrwesen und eine Abteilung für die
Verwaltung einsetzen wollte. Dieser
Vorschlag blieb in der Minderheit. In-
folgedessen legte Setteeast 15. Nov.
1889 sein Amt nieder und trat 1891 aus
dem Verband der Grossloge aus. Als
Grossmeister wurde Prinz Heinrich zu
Schönaich-Carolath (s. d.) gewählt. Eine
Spannung bildete sich später zwischen
der Grossloge und dem Eklektischen Bunde
bei der von diesem bewirkten Annahme
der Breslauer Loge Hermann zur Bestän-
digkeit, die von der Settegastschen Grossen
Loge von Preussen, genannt Kaiser Fried-
rich zur Bundestreue, gestiftet worden
war, weil diese nicht als anerkannte
Loge anzusehen war. Die Angelegen-
heit ist 1899 durch ein vom Deutsdien
Grosslogenbund eingesetztes Schiedsgericht
endgültig erledigt und dabei die fragliche
Breslauer Loge anerkannt worden. Dem
Prinz zu Schönaich-Carolath folgte 1899
Wagner (s. d.). Noch vor dem Abgang des
Prinzen zu Schönaich-Carolath hatte cueser
Gelegenheit, eine kräftige Abwehr zu
unterstützen gegen den Versuch, das
christliche Prinzip wieder in die Gross-
loge hereinzubringen. Es war 1899 be-
antragt worden, dass der Suchende sich zum
Christentum bekennen müsse, und, da
dieser Antrag auf Widerspruch zu stossen
schien, dass in die Verfassung aufzunehmen
sei, dass die Freimaurerei bezwecke, »nach
den Grundsätzen des Christentums« die
sittliche Veredlung der Menschen und
menschliche Glückseligkeit überhaupt zu
fördern. Der Antrag wurde in der ge-
setzgebenden Versammlung mit 65 gegen
2 Stimmen abgelehnt. Übrigens können
infolge der Vereinigung mit den beiden
andern altpreussischen Grosslogen, wonach
der gegenseitige Besuch der Schotten-
und Andreaslogen zugestanden wurde, zur
Zeit nur Bekenner des Christentums Auf-
nahme in den Innern Orient erhalten.
[Vgl. Bh. 1878, S. 107.] — B. Das 1797 zu-
erst ausgearbeitete Gesetzbuch ist mehr-
mals (verfassungsmässig alle neun Jahre]
abgeändert worden. 1854 wurde dabei
für die besuchenden Brüder die Bedingung,
sich zum Christentum zu bekennen, auf-
gehoben. Ebenso wichtig war die Ab-
änderung von 1872. Der Ausdruck
•Orden« wurde aufgegeben und dafür
•Bund« eingeführt, die Zensur abgeschafit
und die allgemeinen Grundsätze der Frei-
maurerei nach der Festsetzung des Ham-
burger Grossmeistertags von 1870 fanden
Aufnahme; auch die Aufnahme von Nicht-
christen wurde gestattet. — C. Das
System der Grosslo^e ist das Fessler-
sche (s. Fessler), das jedoch später mehr-
fach abgeändert wurde. Die Grosse
Loge Royal York besteht aus zwei Kolle-
gien, dem obersten Lehrkollegium (In-
nerster Orient) und dem obersten Regie-
rungs-Kollegium (Grosse Loge im engem
Sinne). Der Innerste Orient mit dem
Sitz in Berlin hat über alles, was Doktrin
und Ritus betrifit, zu entscheiden und
spendet die maurerischen Kenntnisse der
hohem Grade durch die einzelnen In-
nern Oriente (s. d.) aus, ohne dass jedoch
hierbei, von einer feierlichen Einführung
abgesehen, weitere Gebräuche stattfinden.
— Die Rituale sind zuletzt 1882 für
den 1. und 2. und 1886 für den 3. Grad
neubearbeitet worden: sie gelten für die neu-
zubegründenden Logen, sind aber den noch
nach andern Ritualen arbeitenden Logen
(sechs) empfohlen. — D.Ais Grossmeister
standen an der Spitze Delagoan^re (s. d.)
1798, V. Sellentin (s. d.) 1799—1800, Klein
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Berlin.
97
(8. d.) 1801-1809, Hey 1810—1881, Link
(8. d.) 1832—1860, V. Klöden (s. d.) 1851
bi8 1855, Amelang (b. d.) 1856—1858, Prinz
Wilhelm von Baden (e. d.) 1859—1868,
Schnakenburg (s. d.) 1864—1872, Herrig
(8. d.) 1873—1888, Setteffast (s. d.) 1889,
Prinz Heinrich zu Scnönaich-Carolath
(9. d.) 1889—1899, Wagner (s. d.) seit 1899.
— E. Statistik. Die Grosse Loge hat
eine Grosse Provinzialloge von Schlesien
in Breslau, gest. 6. Sept. 1816, 11 Innere
Oriente und 67 Johannislogen , nämlich:
in 1) Preussen 59, und zwar: a) Ost-
preussen 1 (1): *König8berg i. Pr.; b) West-
preussen 5 (2): ♦Danzig, Dirschau, *Grau-
denz, Kulm-Schwetz, Pr. Stargard; c) Bran-
denburg 7 : Berlin 4, Forst, Kyritz, Witt-
stock; d) Pommern 2 (1): »Stettin, Stral-
sund; e) Posen 1: Lissa; f) Schlesien
12 (4): »Breslau, *Gleiwitz, Goldberg,
»Görlitz, Grünberg, Kreuzburg, Landes-
hut, Lauben, Loeoschütz, Beichenbach,
•Schweidnitz, Sprottau; g) Sachsen 5
(1): Eilenburg, Halle a. S., »Magdeburg,
Sangerhausen, Wittenberg; h) Hannover
18: Celle, Einbeck, Emden, Göttingen,
Hameln, Hannover 2, Harburg, Hildes-
heim 2, Leer, Lüneburg, Münden, Nien-
burg, Osterode a. H., Stade, Verden,
Wifiielmshaven; i) Westfalen 1: Herford;
k) Hessen -Nassau 3: Hersfeld, Kassel,
Schmalkalden; 1) Bheinprovinz 4: Emme-
rich, Neuwied, Saarbrücken, Trier; 2) An-
halt 1: Köthen; 3) Hamburg 1: Ham-
burg; 4) Bremen 2 {1): »Bremen, Vege-
sack; 5) Keichslande 4 (1): Kolmar, Metz,
Mühlhausen, »Strassburg. Die mit » ver-
sehenen Logen besitzen Linere Oriente.
Die Gesamtmitgliederzahl beträgt (1898)
6300. [Vgl. Jahrbücher der Grossen Loge
Royale York (Berlin 1798/99). Haupt-
momente der Geschichte der Gr. L.v.Pr. gen.
R. Y. z. Fr. (Berlin 1849). Flohr, Geschichte
der Gr. L. v. Pr., gen. R. Y. z. Fr. (Berlin
1898). Bh. 1867, Nr. 88. L. XXHI,
S. 58. — Flohr, Grundsätze und Ver-
fassung der Gr. L. v. Pr., gen. R Y. z.
Fr. (Berlin 1889). Beschreibung des Logen-
hauses: L. 1886, S. 125. Centenarfeier
der Gr. L.: L. 1898, S 83.1 — F. Milde
Stiftungen: 1) Schnakenburg -Stiftung,
zur Unterstützung von Söhnen unbe-
mittelter Brüder in ihrer wissenschaft-
lichen oder künstlerischen Ausbildung.
2) Martini-Raven^- und Arenberg-Stiftung
zu mildthätigen Zwecken 8) Grossmeister
Herrig-Stiflung. Die Tochterlogen haben
zusammen 124 milde Stiftungen.
Zu 1 — 8): Gemeinschaftlich mit dem
Deutschen Grosslogenbunde ist die Vic-
toria-Stiftung; femer kommen in Be-
tracht die Stiftungen der drei altpreussi-
schen Grosslogen: die Augusten-Stiflung
(s. d.), die Kronprinz Friedrich Wilhelm-
Stiftung (s. d.) und die Kommission zur
Unterstützung hilfsbedürftiger durch-
reiflender Brüder.
Allgemeinea Handbnoh der Freimaurerei.
in. Logen.
A. Unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln.
Gemeinschaftliches Logenlokal: Splitt-
gerbergasse Nr. 8. 1) Die Loge Zur Ein-
tracht, unter dem Namen La petite Con-
corde 9. Dez. 1754 gest. und 31. Jan. 1755 er-
öffnet, bestand seit 1 9. Juni 1755 unabhängig
neben der Mutterloge Aux trois globes,
richtete 1758 eine eigne Sdiottenloge
L'harmonie ein und trat erst 4. Mai 1761
als erste Tochterloge unter die Mutterloge
zurück, worauf sie 20. Mai 1761 wieder
eingesetzt, die Schottenloge aber mit der
altschottischen Loge L'union vereinigt
wurde. Seit 20. Mai 1761 heisst sie Zur
Eintracht. Gegenwärtige Mitgliederzahl
(1899): 298. Klub: Mittwochs. Milde Stif-
tung: Unterstützungsfonds mit Statut vom
15. Jan. 1876. — 2) Die Loge Zum flam-
menden Stern wurde zum grössten Teil
von militärischen Freimaurern 24. Febr.
1770 errichtet (Stiftungsurkunde v. 13. Jan.
1775). Während des Bayerschen Erb-
folgekriegs (1778—79) wurde sie als Feld-
loge far die Armee eingerichtet und ar-
beitete zu Landeshut in Schlesien; ihre
Thätigkeit als gewöhnliche Loge begann
sie wieder in B. 23. Aug. 1779. Mit-
gliederzahl (1899): 302. Klub: Sonnabends.
Milde Stiftungen: a) von Hom-Stiftung
für hilfsbedümige Witwen von Brüdern;
Statut V. 19. Jan. 1870; b) Alexander
Haack- Stiftung zur Unterstützung allein-
stehender Mädchen, die durch Krankheit,
Gebrechen oder andre unverschuldete
Verhältnisse bei ihrem Erwerb behin-
dert sind; Statut v. 17. Mai 1884;
c) Friedrich Wilhelm Kube- Stiftung zur
Bezahlung von Logenbeiträgen und Be-
munerierung musikalischer Kräfte; Statut
V. 22. Jan. 1887; d) Otto Heinrich Krohn-
Stiftung zur Unterstützung hilfebedürf-
tiger Witwen und Waisen, Statut v. 22.
März 1890; e) Theodor Wagner -Stiftung
zur Unterstützung hilfebedürftiger Witwen
und Waisen, Statut v. 29. Okt. 1892;
8 Friedrich Wilhelm Kube- Stiftung zur
nterstützung hilfsbedürftiger Brüder, bez.
Witwen- und Waisen verstorbener Brüder,
Statut V. 12. Dez. 1893; g) Hefter-Stiftung
zu demselben Zweck, Statut v. 20. Jan.
1899. [Vgl. Kleiber, Mittheilungen aus
der Geschichte der Loge (1870).] —
3) Die Loge Zu den drei Seraphim
wurde 19. Aug. 1774 unter dem Namen
Fr^d^ric aux trois S^raphins gegrün-
det und 19. Aug. 1774 unter dem Vor-
sitz ihres Stifters v. Penavaire, Hofmar-
schalls des Prinzen Friedrich von Braun-
schweig, von diesem als Nationalgross-
meister in seinem Hause eingeweiht. Sie
erhielt, um die 12. April 1761 gestiftete
und nachher vom Bunde der Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln abgelöste Loge
L'amiti^ aux trois colombes zu ersetzen,
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98
Berlin.
die Verpflichtung, in französischer Sprache
zu arbeiten, was bis 1785 dauerte, wo sie
11. Juni unter dem jetzigen Namen als
deutsche Loge zu arbeiten begann. Mit-
fliederzahl(1899): 193. Klub: Mittwochs,
lüde Stiftungen: Jakob Salingsche,
van den Wyngaert-, Herrn. Friedlän-
der-, Aug. Benien-, Rud. Weber -Stiftung
für hilüsbedürftige Mitglieder der Loge,
sowie deren Witwen und Waisen. —
4) Die Loge Zur Verschwiegenheit
wurde 18. Jan. 1775 gestiftet und
2. Sept 1775 unter dem Namen Ver-
schwiegenheit zu den drei verbundenen
Händen eingeweiht. Sie gin? hervor
aus einer bereits bestehenden Art
von Humanitätsgesellschaft. Mitglieder-
zahl (1899): 259. Klub: Mittwochs.
Milde Stiftungen: a) Marot-Stiftung zur
Unterstützung hilfsbedürftiger Hinter-
bliebenen von ordentlichen Mitglie-
dern der Loge, Statut v. 21. Febr.
1849, 6. Juli 1855, 15. Febr. 1860, 13.
Febr. 1865, 13. Febr. 1898; b) Unter-
stützungskasse, Statut V. 4. März 1868;
c) Maetzner-Stiftung v. 1880, Statut v. 21.
Juni 1899; d) Bernhardi-Stiftung v. 24. März
1899, Kapital: 13100 M. — 5) Die Loge
Zur Treue, gest. 22. März 1872. Mit-
gliederzahl (1900): 133. Klub: 1. Donners-
tag. Milde Stiftung: Unterstützungsfonds.
Statut V. 14. Sept. 1873. — 6) Eine allge-
meine altschottische Loge Zu den <&ei
Weltkugeln besteht in ihrer jetzigen Ge-
stalt seit 22. Nov. 1797. Sie wurde unter
dem Namen L'union 23. Nov. 1742 ge-
gründet. Als blosse Zwischenstufe zu den
hohem Ordensgraden war sie bereits bei
dem Rücktritt der Loge Zu den drei Welt-
kugeln von der strikten Observanz, 5. Juli
1779, umgebildet worden. Mitglieder sind
alle aktiven, in B. oder den auswärts dele-
gierten altschottischen Logen des Bundes
der drei Weltkugeln in den vierten Grad
aufgenommenen Brüder. — B. Unter der
Grossen Landesloge der Freimaurer
von Deutschland. Gemeinschaftliches
Lokal bis 1899 Oranienburger Strasse 72,
nach dessen Verkauf in Schöneberg, noch
im Bau begriflfen: 1) Zu den drei gol-
denen Schlüsseln, gest. 10, Aug. 1769
von Zinnendorf (s. d.), ist eine Fortsetzung
der 14. Dez. 1743 in Halle nach der
Stiftun^urkunde der Loge Aux trois
globes in Berlin eröffneten Loge Aux trois
clefs d'or, die 5. Febr. 1749 aus Mangel
an Mitgliedern geschlossen wurde. Die
Möbel, Bücher und Papiere wurden an
Zinnendorf von dem letzten Meister Madai
(s. d.) mit der Bedingung übergeben, das An-
denken der geschlossenen Loge durch Er-
richtung der neuen unter demselben Na-
men zu bewahren. Ihr gehörte König
Friedrich Wilhelm H. (s. d.) als Ehren-
mitglied an. Mitgliederzahl (1899): 251. —
2) Zum goldnen Schiff, gest. 11. März
1771. Mitgliederzahl (1899): 120. — 3) Pe-
gase, gest. 4. Sept. 1771. Mitgliederzahl
(1899): 225. [Vgl. Berthold, Zur Säkular-
feier der L. am 4. Sept. 1871.] — 4) Zur
Beständigkeit, gest. 12. Okt. 1775. Mit-
gliederzahl (1899): 177. Klub: Donners-
tag. — 5) Zum Pilgrim, gest. 1. Nov.
1776, eröffiaet 24. Febr. 1777. MitgUeder-
zahl (1899): 234. — 6) Zum goldnen
Pflug, gest. 8. Nov. 1776. Mitgliederzahl
(1899): 218. Klub: Freitags. [Vgl. Th.
Toeche, Hundert Jahre der Loge (Brl.
1876)]. — 7) Zum Widder, gest. 15. Nov.
1776. Die Loge Hess 1877 eine Denkmünze
auf J. R. Palmin prägen. [Vgl. HMW.
Nr. 22.] MitgliederzaW (1899): 162. —
8) Friedrich Wilhelm zur Morgen-
röte, gest. 5. Nov. 1855. Mitgliederzahl
(1899): 191. — Hiemächst steht noch unter
der Grossen Landesloge: 9) die Andreas-
loge Indissolubilis, gest. 30. Nov. 1769.
— C. Unter der Grossen Loge von
Preussen, genannt Royal York zur
Freundschaft, durch Teilung der ur-
sprünglichen Loge Royale York de Pamiti^
entstanden 11. Juni 1798 (Stiftungsfest 24.
Juni), die Logen: 1) Friedrich Wilhelm
zur gekrönten Gerechtigkeit. Mit-
gliederzahl (1899): 238. — 2) Zur sie-
genden Wahrheit, in der 20. Dez. 1798
der Prinz von England, Friedrich August
Herzog V. Sussex, aufgenommen wurde. Mit-
gliederzahl (1899): 112. — 8) Urania zur
Unsterblichkeit. Mitgliederzahl (1899):
130. — 4) Pythagoras zum flammen-
menden Stern. Mitgliederzahl (1899):
96. — Diese vier vereinigten Johannis-
logen, derenÖkonomiekollegium gemeinsam
ist, halten abwechselnd ihre Versammlungen
in dem ihnen seit 4. Jan. 1798 gehörigen
Logenlokal Dorotheenstrasse Nr. 27, dessen
älterer Teil 1712 von dem berühmten
Schlüter für den Oberhofmeister v. Kameke
aufgeführt worden ist. [Vgl. Bericht über
den Neubau und die Einweihung des Lo-
genhauses der zur Grossloge von Preussen,
genannt Royal York zur Freundschaft, ge-
hörigen vier vereinigten Logen in Berlin
(1883).] Milde Stiftungen der vier ver-
einigten Logen: 1. Souchay- Stiftung zur
Unterstützung von Witwen der Loge
Pythagoras zum flammenden Stern. 2. Unter-
stützungsamt zur Unterstützung von hilfs-
bedürftigen Brüdern, Witwen und Waisen.
3. Wilhelm-Stiftung, zu Stipendien zur
höhern Ausbildung von Söhnen verstor-
bener Mitglieder der vier vereinigten Logen.
4. Gain-Stiftung zur Besch^ung von
Schulbedürfhissen an Kinder bedihftiger
Witwen. 5. Petermann-Stiftung zu Sti-
pendien für höhere wissenschaftuche oder
technische Ausbildung der Kinder von
Mitgliedern der vier vereinigten Logen.
6. Wagner-Stiftung zu wohlthätigen
Zwecken. 7. Wohlthäterfonds zu wohl-
thätigen Zwecken nach Beschluss der Loge
Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerech-
tigkeit. Ausserdem bestehen bei der
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Berlin.
99
Grossloge und dem Innersten Orient
Fonds für wohlthätige Zwecke. — Zur
Erinnerung an die 11. Juni 1798 er-
folgte Teilung der Loge Royal York haben
die vier vereinigten Logen der Grossloge
Boyal York 1898 eine Denkmünze prägen
lassen. [HMW. Nr. 167.] Verzeichnis der
Büchersammlung von 1882. — D. Unter der
Grossen Mutterloge des Eklektischen
Freimaurerbundes steht die Loge
Friedrich zur Gerechtigkeit, gest.
12. Mai, eingeweiht 18. Okt 1893. Mit-
gliederzahl (1899): 128. Vers. Mittwochs,
monatlich zweimal. liOgenlokal: Logen-
haus Dorotheenstrasse Nr. 27. — E. Unter
der Grossen Loge von Hamburg ar-
beiten: 1) Hammonia zur Treue, gest
8. Juni 1898, eingew. 22. Juni 1898. Mit-
fliederzahl (1899T: 186. Vers. Dienstags,
erien: Juli una August. Hausgesetz v.
14. Mai 1898. — 2) Friedrich Ludwig
Schröder, gest. 8. Febr. 1896, eingew! 5.
Juni 1896. Mitgliederzahl (1899): 85. Beide
Logen haben är gemeinsames Lokal Wil-
hehmstrasseNr.lll. Katalog der Bibliothek
der vereinigten Berliner Johannislogen
Hamburger Systems (1898). — E. Unter
der Grossloge Zur Sonne steht die
Loge Galilei zur ewigen Wahrheit,
gest. 4. April, eröffnet 19. April 1897.
Mitgliederzahl (1899): 95. Vers. Mittwochs.
Logenlokal: Wilhelmstrasse Nr. 111. —
Li JB. besteht noch die Meistervereinigung
der St. Johannislogen von B. und der
Provinz Brandenburg (s. Logengauver-
b&nde).
IV. Grosse Loge von Preussen,
ffenannt Kaiser Friedrich zur Bun-
destreue. Im J. 1891, zu welcher
Zeit die maurerischen Verhaltnisse in
Deutschland keinerlei erhebliche Bewegung
zeigten, abgesehen von den Differenzen,
die hie und da, insbesondere zwischen
den Preussischen Grosslogen einerseits und
den andern deutschen Grosslogen, auf-
tauchten, bekam eine Bewegung immer
starkem Antrieb, die besonders auf den in
Berlin herrschenaenZuständen beruhte. Hier
befanden sich eine grosse Anzahl von Frei-
maurern, denen es aus konfessionellen Grün-
den versagt war, in den zu den preussi-
schen Grosslogen gehörigen Tochterlogen
Anfhahme zu finden und die diese Auf-
nahme ausserhalb Preussens gesucht und
gefunden hatten. Immer lauter wurde hier
aer Wunsch, nicht nur als Besuchende
die Maurerei zu pflegen, sondern eigne
Bauhütten zu gründen. Diesem Wunsche
stand aber zweierlei entgegen: einmal
die in den Kreisen der preussischen Mau-
rerei festgehaltene und auch in dem
preussischen Ministerium des Innern als
richtig angesehene Meinung, dass in
Preussen lediglich die drei altpreussischen
Orosslogen berechtigt seien, in Preussen
Logen zu gründen, und dann das ener-
^che thatsächliche Widerstreben der alt-
preussischen Grosslogen selbst. Die vorer-
wähnten Freimaurer, die zu ausserpreussi-
schen Logen gehörten, fingen an, sich
in besondern Vereinigungen zusammen-
zuthun, wodurch der Wunsch, eigne Bau-
hütten in B. zu errichten, immer mehr
Nahrung erhielt. Nachdem inzwischen
der Grossmeister der altpreussischen Gross-
loge Royal York Hermann Settegast (s. d.)
sein Amt niedergelegt hatte, schloss sich
dieser der in Hamburg arbeitenden Tochter-
loge der Grossen Loge von Hamburg Fer-
dinande Caroline an und kam dadurch
in nähere Berührung mit zu Hamburg ge-
hörigen Freimaurern in B. Hier wurde
bald der Gedanke angeregt, eine Tochter-
loge von Hamburg in B. zu gründen. Die
Grosse Loge von Hamburg begrüsste den
Plan freudigst, Settegast beantragte bei
dem Minister des Innern die Genehmigung
zur Errichtung einer Loge, erhielt jedoch
einen ablehnenden Bescheid. Infolgedessen
trat die Grosse Loge von Hamburg
von ihrem Plan zurück. Inzwischen hatte
AJexander-Katz (s. d.] [Bh. 1898, S. 145]
die Frage der Gründung einer Loge in
Preussen nach staatlichem und maureri-
schem Becht eingehend untersucht und
war dabei zu dem Schluss gekommen, dass
in Preussen eine Staatsgenehmigung nicht
erforderlich sei und dass es zur Gründung
einer Loge der Konstitution einer Gross-
loge nach maurerischem Herkommen um
so weniger bedürfe, als nicht eine einzige
deutsche Grossloge eine Konstitution der
englischen Grossloge besass, beziehungs-
weise die Verbindung mit der englischen
Grossloge abgebrochen und sich eine eigne
Konstitution gegeben hatte. Demgemäs»
entschlossen sich Settegast und die mit ihm
§ehenden Freimaurer 27. Nov. 1892 zur Grün-
ung einer selbständigen Grossloge unter
obigem Namen. Auf die an das Polizeipräsi-
dium zu B. gerichtete Anzeige erging eine
Verfügung, welche die Bezeichnung als Frei-
maurerloge als unzulässig erklärte, wonach
Settegast durch Alexander-Katz (s. d.) die
Klage erhob, in der das Preussische Ober-
verwaltungsgericht am 22. April 1898 die
Verfügung des Polizeipräsidenten rechts-
kräftig aufhob und in den Gründen ins-
besondere aussprach, »dass das Verbot
der Freimaurerei ausserhalb der drei alt-
preussischen Grosslogen in Preussen nicht
besteht; dass die drei altpreussischen Gross-
logen irgend ein Recht darauf, dass andre,
als ihre Logen, nicht geduldet werden,
nicht haben; dass die drei altpreussischen
Grosslogen ein monopolartiges Becht auf
die Bezeichnung Freimaurerloge nicht
besitzen; dass diese drei Grosslogen ledig-
lich Privat vereine sind, während sie selbst
behauptet haben, ihre Stellung sei eine
öffentlich-rechtliche.« Die Grossloge
arbeitet nach einem mit dem Schröder-
schen übereinstimmenden, jedoch den ver-
änderten Zeitverhältnissen |angi^>flfiatQQ.
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100
Bermudas — Bern.
Ritual und hat ein Gesetzbuch, das im
wesentlichen dem der Grossen Loge Royal
York entspricht. Sehr bald nach der
Gründung aer Grossloge spalteten sich die
erste Loge Victoria in die weitern Logen
Lessin^ zu den drei Eingen und Germania
zur Einigkeit, und die neue Grossloge
wurde von dem Grossosten der Nieder- .
lande und der Symbolischen Grossloge von
Ungarn anerkannt. Während die libera-
leren Logen Deutschlands die neue Gross-
loge freudigst begrüssten, traten die drei
altpreussischen Grosslogen ihr entgegen,
ein Verhältnis, das zu vielfachen Streitig-
keiten in den beteiligten maurerischen
Zeitschriften (die Grossloge Kaiser Fried-
rich zur Bundestreue hatte sofort beim
Inslebentreten als ihr Organ die »Bau-
steine« gegründet) führte und zum Teil
auch die Öflentlichkeit in den Tages-
zeitungen beschäftigte. Auf den Antrag
der neuen Grossloge an den Deutschen
Grosslogenbund um Anerkennung setzte
dieser einen Ausschuss nieder, der nach
Prüfung der eingereichten Nachweise, des
Gesetzbuchs und der Rituale zwar aner-
kannte, dass die Logen der neuen Gross-
loge gerechte und vollkommene Frei-
maurerlogen und ebenso ihre Mitglieder
Freimaurer seien, dass aber die Aner-
kennung zur Zeit deswegen zu versagen
sei, weil zunächst auf ein brüderliches und
Freundschaftsverhältnis mit «sämtlichen«
im Grosslogenbunde vertretenen Gross-
logen nicht gerechnet werden könne. Die
Grossloge breitete sich unter^ fortdauern-
den Befehdungen und nach Überwindung
auch innerer Schwierigkeiten so aus, dass
sie jetzt (1900) zehn Tochterlogen hat,
darunter sechs in Berlin und je eine in
Charlottenburg, Stettin, München und
Breslau, mit einem Gesamtbestand von 439
Mitgliedern. Die milden Stiftungen be-
tragen ca. 14000 Mk. Grossmeister: 1892
bis 1894 Settegast (s. d.); 1894-97 Prof.
Gust. Schauer; 1897—98 Settegast; seit-
dem Prof. Dr. H. Möller. Die in B. be-
stehenden Logen sind : l)Viktoria, gest.
1. Aug. 1892; MitgUederzahl (1900): 74.
2) Lessing zu den drei Ringen, gest.
31. Jan. 1893; Mitgliederzahl (1900): 34.
3) Germania zur Einigkeit, gest. 28.
März 1893; Mitgliederzahl (1900): 45.
4) Humanitas, gest. 10. Apr. 1897; Mit-
gliederzahl (1900): 81. 5) Pestalozzi zur
Wahrheit, eingew. 18. Okt. 1897; Mit-
gliederzahl (1900): 30. 6) Zu den drei
Kosen, eingew. 18. Okt. 1897; Mitglieder-
zahl (1900): 24. Wieder eingegangen sind
die vier Logen Prometheus (gest. 1896),
Zum goldnen Anker, Hohenzollern
zur Treue und Marbach zur Ein-
tracht (diese drei gest. 1897). [Vgl. Sette-
gasts Taschenbuch für Freimaurer (1900).
Settegast, Die Grosse Freimaurerloge von
Preussen, gen. Kaiser Friedrich zur Bun-
destreue (Brl. 1893). Alexander-Katz, Die
Freimaurerei in Preussen und das Edikt
vom 20. Okt. 1798 (Brl. 1893). Settegast,
Die deutsche Freimaurerei, ihr Wesen,
ihre Ziele und Zukunft im Hinblick auf
den freimaurerischen Notstand in Preussen
(Brl. 18921]
Bermudas (Somersinseln, brit. Insel-
gruppe im Atlantischen Ozean). Die B.
erhielten schon 1744 von der englischen
Grossloge der Modems einen Provinzial-
grossmeister ernannt, die ersten Logen
wurden aber erst 1761 und 1792 gegründet.
1797 und 1801 stiftete auch die Grossloge
der Ancients zwei Logen. Weitere englische
Logen entstanden 1819, 1880 und 1893.
Die Grossloge von Schottland errichtete
zwei Logen 1797 und 1885 und für sie
1803 eine Provinzialgrossloge. Endlich
stiftete die Grossloge von Irland 1856,
1867 und 1881 drei Logen. Jetzt bestehen
hier 1) unter der Grossloge von England
fünf Logen, 2) unter der Grossloge von
Schottland zwei und 3) unter der von
Irland zwei Logen, zusammen neun
Logen.
Bern (Hauptst. des gleichnamigen Kan-
tons und Bundesstadt der Schweiz, [1898]
54578 E.). Schon um die Mitte des 18.
Jahrh. scheint hier, aber sehr im geheimen,
maurerisch gearbeitet worden zu sein. Die
strengen Verbote der damaligen aristo-
kratischen Begierung entzogen den nach-
folgenden Generationen jede nähere Kennt-
nis hierüber. Während der Revolutions-
periode 1798 — 1803 wurden von Bemer Offi-
zieren mehrere Logen gestiftet: Les amis de
la gloire, Les pays ätrangers, La concorde
u. s. w. Ihre Dauer scheint in der Begel
sehr kurz gewesen zu sein. — Am 1. Juli
1803 gründeten sieben Brüder mit Be-
willigung und unter Leitung des Meisters
vom Stiüil der Loge Aux trois temples in
Carouge in B. die Loge L'espärance.
die 14. Sept. 1803 eingesetzt wurde und
am 7. Febr. 1804 vom Grossorient von
Frankreich den Stiftungsbrief empfing.
Sie hatte anfangs mit Finanzverlegen-
heiten zu kämpfen, doch bald be-
festigte sie sich durch Annahme neuer
Mitglieder, und schon nach zwei Jahren
entstand ein Bosenkreuzerkapitel. Von
Mitgliedern, die wegen eigenmächtigen
Vorgehens ausgeschlossen worden waren,
wurde 1805 die Loge La discr^tion ge-
gründet, die sich indessen, da sie keinen
Stiftungsbrief erhalten konnte, bald wieder
auflöste; die meisten Mitglieder traten in
die Loge Zur Hoffnung ein. Der 1807
gemachte Versuch eine neue Loge, La
v^ritä, zu gründen, misslang. Im gleichen
Jahre wurde durch Vermittlung vonv.Tavel
und V. Wattenwyl der Bau eines eignen
Logen gebäudes begonnen, das 16. Dez. 1809
eingeweiht wurde. Unter weiser und kräf-
tiger Leitung setzte die Loge ihre Thätig-
keit fort, stellte im Namen des Gross-
Orients von Frankreich die Loge in. Lau-
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Bern.
101
sänne 1805 wieder her und setzte 1809
die Loge Freondschaft and Beständigkeit
in Basel (s. d.) und La Concorde in Solo-
thum (s. d.) ein. Von derselben Zeit an
hielt sie ihre Arbeiten, statt wie bisher in
französischer, in deutscher Sprache. Zahl-
reiche hochgestellte Brüder, Mitglieder des
in der Schweiz befindlichen diplomatischen
Corps, besuchten sie öfters, und 6. Okt.
1813 enipfing hier Prinz Leopold von
Sachsen-Koburg, späterer König Leopold I.
der Belgier, die Maurerweihe. Als dieser
1865 starb, veranstaltete die Loge Zur
Hoffnung zu seinen Ehren eine Trauer-
loge (17. Dez. 1865) und liess sich auch
an der Trauerloge der belgischen Grosslo^e
durch ihr Ehrenmitgliea, Couvreur in
Brüssel, vertreten. Schon 1812 tauchte die
Idee der Gründung eines unabhängigen
schweizerischen Logenbundes in der Loge
zu B. auf, die sich 1816 sogar erbot, zur
rektifizierten schottischen Lehrart überzu-
treten ^ insofern sich das schweizerisch-
schottische Direktorium ^uiz unabhängig
vom Auslande erkläre. Das Direktorium
wies aber diesen Antrag zurück. In B.
war nun einmal der Wunsch erwacht, von
der französischen zu einer, von spätem Bei-
werken geläuterten Lehrart überzugehen.
Der Grossorient von Frankreich hatte
schon seit sechs Jahren keine Nachrichten
mehr von sich gegeben, und seine Existenz
selbst schien zweifelhaft. Daher beschloss
die Loge Zur Hoffnung 1818, sich der
vereinigten englischen Grossloge anzu-
schliessen. Am 17. Juli wurde der Stiftungs-
brief vom englischen Grossmeister, Herzog
von Sussex, für sie als englische Provin-
zialgrossloge unterzeichnet, Peter Ludwig
V, Tavel von Kruyningen zum Provinzial-
grossmeister der Schweiz ernannt und als
solcher am Johannisfeste 1819 feierlich ein-
gesetzt. Durch diesen Übertritt wurde
natürlich das bisherige Bosenkreuzer-
kapitel aufgehoben, v. Tavel gründete
27.Sept 1821 die Loge Amiti^ in La Chaux-
de-Fonds. An dem Widerstand des schotti-
schen rektifizierten Direktoriums scheiter-
ten abermals die Bemühungen des thätigen
Meisters vom Stuhl, Ganguillet, einen all-
gemeinen schweizerischen Logenbund zu
Stande zu bringen. Es gelang indes doch
teilweise, indem sowohl der Grand Orient
helvätique-romand in Lausanne, als die
englische Provinzialgrossloge in B. ihre
Vollmachten niederlegten und die ihnen
untergebenen Logen 24. Juni 1822
einen grossem Bund, die National-Gross-
loge der Schweiz (Grand Orient National
Suisse), bildeten, dem 1823 elf Logen an-
gehörten. Trotz der mancherlei Anfech-
tungen, denen die Maurerei in der Mitte
der zwanziger Jahre ausgesetzt war, und
trotz der bedeutenden Verminderung der
Mitgliederzahl arbeitete die Loge Zur
Hoffnung doch ununterbrochen fort, ebenso
während der politischen Stürme von 1880
und 1881. 1827 wurde von B. aus wieder
ein Versuch gemacht, die nicht zur Na-
tional-Grossloge der Schweiz gehörenden
Logen, namentlich die der rekt. schotti-
schen Lehrart, für einen schweizerischen
Logenverband Zugewinnen. Er scheiterte
wieder an dem Widerstreben des schotti-
schen Direktoriums, ebenso ein folgender
1880, nach dem Tode des Grossmeisters
V. Tavel, wo sogar die Wiederbesetzung
dieser Würde verschoben wurde, damit
sämtliche Schweizer Logen daran teil-
nehmen könnten. Erst nachdem die Loge
von Zürich 1886 und nachher die von B.
1888 die Mitglieder sämtlicher Schweizer
Logen zu allgemeinen Logenfesten einge-
laden hatten, fand die Idee eines vater-
ländischen Logenbundes auch in der deut-
schen Schweiz allgemeinen Anklang und
verwirklichte sich 22. Juni 1844 durch die
Gründung der Alpina, wobei das schot-
tische Direktorium sowohl, als dieNational-
Grossloge sich auflösten. (S. Schweiz.) Die
Loge Zur Ho&ung war bei ihrem Eintritt
in die Alpina die drittgrösste Loge der
Schweiz. Die patrizischen Elemente ver-
schwanden allmählich ganz aus ihr, ohne
dass ihre Thätigkeit darunter irgendwie
gelitten hätte. 1848 wurde die Einrich-
tung der fr^res ä talents abgeschafft und
liess die Loge durch ihre Abgeordneten
auf der Grosslogenversammlung bean-
tragen, es seien alle Bundeslogen anzu-
halten, den Israeliten ihre Pforten zu öffnen.
Dieser Antrag wurde indessen erst 19
Jahre später, in der Grosslogensitzung
von 1867 in B., zum Beschluss er-
hoben. Nachdem schon 1858 versuch weise
ein einfacheres Aufhahmeritual angewandt
worden war, wurden 1868 und 1869,
namentlich auf das Betreiben von Gelpke
(s. d.) und Tscharner (s. d.), sämt-
liche Eituale im Sinne der Vereinfachung
umgearbeitet. 1876 beantragte die Loge
Zur Hoffnung in der Grosslogenversamm-
lung in B., in Zukunft das Passwort zu
beseitigen, was auch geschah. 1851
wurde eine Witwen-, Waisen- und Hilfs-
kasse gegründet, an die jedes Mitglied
einen bestimmten jährlichen Beitrag zu
entrichten hat. 1858 vereinigte sich eine
Anzahl Schwestern zu einem Wohlthäti^-
keitsverein (Schwestemverein), der sich mit
der Unterstützung und Beaufsichtigung
armer und verwaSbrloster Kinder befasst.
Die Würde des Grossmeisters der Alpina
haben bis jetzt drei Mitglieder der Loge
Zur Hoffnung bekleidet: Prof. Dr. E. F.
Gelpke, 4. Grossmeister, 1862—68; Karl
Tscharner, 7. Grossmeister, 1874—79; Elie
Ducommun, 10. Grossmeister, 1890—95.
Mitgliederzahl (1900): 285. Vers. Mittwochs,
Klub : Sonnabends und Sonntags. Logen-
lokal, früher Inselstrasse (seit 1809, er-
weitert 1868 und 1864), jetzt Bogenschützen-
strasse, eingeweiht 4. Juni 1899. Bitual
der Loge in B. (1884). [Vgl. Fragmente
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102
Bembnrg — Berthold.
zur Geschichte der schweizerischen Mau-
rerei. (Bern 1840), 8. 20. Alpina 1888, S. 3.]
Bembnrg (St. im Herzogtum Ajihalt,
32374 E.). Logen das. unter der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln: 1) Johannisloge AI ex ins zur
Beständigkeit, gegr. 4. Dez. 1817, ein-
gew. 27. Mai 1818. Mitgliederzahl (1900):
184. Vers, in der Regel an einem Freitag
jeden Monats. Ferien: Juli und Aug.,
Lokal: Lange Strasse Nr. 7/8. Neueste
Hausgesetze v. 10. Okt. 1888. Wohlthätig-
keitsanstalten: a) seit 1829 Unterstützungs-
verein für die Witwen und Waisen ver-
storbener Mitglieder (Schrödersche Stif-
tung) mit einem Bestand von 10581 M.
(Statut vom 23. Juni 1863); b) seit 1842
Kettungsverein zur Verhütung sittlichen
und bürgerlichen Verderbens und Rettung
aus demselben, mit mehreren Zweigvereinen
in andern Orten des Landes, durch den
ein besonderes Rettungshaus, das Friede-
rikenhaus, begründet wurde, das Knaben
zur Erziehung aufgenommen hat. Für
mehrere dieser Anst^ten, sowie zur Unter-
stützung verschämter Armen wirkt c) ein
mit der Loge in Verbindung stehender
Schwesterverein; d) die Joh. Aug. Coqui-
Stiftung (Statut vom 1. Aug. 1870) für in
Not befindliche Brüder oder deren Ange-
hörige, mit einem Bestand v. 6300 M. ; e) die
Louisenstiftung zur Unterstützung weib-
licher Nachkommen von Brüdern, mit einem
Bestand von 3760 M. Früher gehörte
noch zu diesen Wohlthätigkeitsanstalten
eine seit 1823 durch Logenmitglieder ver-
waltete Sparkasse, die später von der Re-
gierung dem Kreis übergeben wurde. Die
Loge erhielt als Entschädigung 86000 M..
die drei Wohlthätigkeitsanstalten (und
zwar jeder mit 12000 M.) geschenkt
wurden, wofür wiederum die Loge in jeder
Anstalt eine Freistelle erhielt. [Vgl.
Geschichte der Loge 1818—43, Heft 1
(1845); Heft 2, die Ereignisse in den Jahren
1844—59 umfassend (1859). FZ. 1849, S.
292 fg., 332 fg., 341. L. XIV, 93.] 2) Die
delegierte altschottische Loge Wolf gang
zur Treue, gest. 7. Mai 1893.
Beme Witz, Johann Heinrich Karl v.,
geb. 27. Dez. 1760 in Dresden, gest. 12.
Dez. 1821 in Braunschweig, ging 1776 mit
den im englischen Solde stehenden braun-
Bch Weibchen Truppen nach Amerika,
wurde in einer, von gefangnen englischen
Offizieren errichteten Feldloge aufge-
nommen, trat 1803 der Loge in Braun-
schweig bei und führte von 1806—1809
den ersten Hammer. Durch sein ausser-
ordentlich kluges und vorsichtiges Be-
nehmen während der Besetzung der Stadt
durch die Franzosen, von denen häufig der
französische Gouverneur, der Grossmeister
Bisson, und eine Anzahl Offiziere an den
Logenarbeiten teilnahmen, gelang es ihm,
der Loge ihre Selbständigkeit zu erhalten
und sie glücklich durch die verhängnis-
volle Zeit hindurchzuführen. 1809 legte
er sein Amt nieder,^ um dem Ruf seines
Fürsten, der sich in Öls befand, zu folgen^
der ihn nach verschiednen Feldzügen zum
Generalleutnant und Kommandanten von
Braunschweig ernannte. [Vgl. Allgemeine
deutsche Biographie II, S. 414.]
Bernhard!, Ernst, geb. 27. Okt. 1834 in
Dreissigaeker bei Meiningen, wirkte 1863
bis 1873 als Oberlehrer in Krefeld am
jetzigen Realgymnasium, wurde dann als
Sekretär der Handelskammer nach Bochum
und 1878 in derselben Eigenschaft nach
Dortmund berufen, wo er noch jetzt als
Syndikus der Handelskammer wirkt. —
Er trat dem Freimaurerbund 10. März 1872
in der Loge Eos in Krefeld zu und be-
kleidete in der Loge Zur alten Linde in
Dortmund, der er sich bei seinem Weg-
zug dorthin anschloss, eine Reihe von
Jahren das Amt eines Itedners. Die hier
gehaltenen, durch Inhalt und Form ausge-
zeichneten Vorträge hat er unter dem Titel
»Maurerische Reden« (Dortmund 1888) her-
ausgegeben.
Bemigeroth, J. Martin, Kupferstecher,
geb. 1713 in Leipzig, gest. das. 1767, gab
heraus: Les coutumes des Francs-Ma^cons
dans leurs assembl^es u. s. w. (Lpz. 1745),
worin sieben schön gestochene Kupfer die
damaligen maurerischen Gebräuche dar-
stellen. Diese Kupfer sind Nachstiche der
1744 oder 1745 in Paris als Illustrationen
des Travenolschen Katechismus erschie-
nenen sieben Kupferstiche: »Assembl^e des
Francs -Ma^ons pour la R^ception des
Apprentifs et des Mattres. T>6ai6 au tr^s
galant, trfes sinc^re et trfes v^ridiaue Pro-
fane Leonard Gabanon, auteur au Cate-
chismedes francs-ma9ons« (Querfolio, 7B1.).
In verkleinertem Massstab sind sie nach-
gebildet in Le ma^on d^masqu^ 1757,
Allerneuste Geheimnisse 1770, Geheime
Unternehmungen (Lpz. 1787). Ausserdem
ist von B. das Titelblatt zu: Die zer-
schmetterten Freymäurer (Frkf. u.Lpz. 1746.)
[Vgl. Müffelmann in HZC. 1896/7, Nr. 149;
Begemann in BZC. 1898, S. 238.1
Berthold, Ernst Theodor Ludwig,
Theolog und Philolog, geb. 28. Jan. 1838
in Hirschberg, gest. 26. Okt. 1890 in Berlin,
1862 Lehrer an der Brestrichschen Knaben-
schule in Berlin, 1867 Lehrer an derAugusta-
schule und am Lehrerinnen seminar das.,
1 877 Königl.Ejreisschulinspektor das., wurde
aufgenommen in denFreimaurerbund 1865 in
der Loge Pegase in Berlin, erstieg 1873—87
die neun Stufen des Ordens und wurde
1887 Ritterkommandeur mit dem roten
Kreuz. 1869—80 war er Redner und von
1880 an Logenmeister der Loge Pegase
und zweiter abgeordneter Meister der An-
dreasloge Indissolubilis. B. ist Verfasser
mehrerer geschichtlicher Arbeiten und der
Geschichte der Loge Pegase (1871). Zu
seinen Ehren wurde von dieser Loge die
Berthold -Stiftung errichtet. Zu seinem
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Bertuch — Besuchende Brüder.
103
25 jährigen Maurerjubiläum wurde ihm
seine Büste in Marmor überreicht. [Vgl.
FZ. 1890, S. 893. M. L. 1890/91, S. 57.1
Bertneh, Friedrich Justin, firucnt-
barer Schriftsteller, Buch- una Kunst-
händler, geb. 30. Sept. 1747 in Weimar,
gest. das. 3. April 1822, studierte in Jena
erst Theologie, dann die Bechte, war 1769
bis 1773Hauslehrer bei L.H. Bachoff v. Echt
(s. d.) in Dobitschen bei Altenburg und
wurde nach der Bückkehr in die Vater-
stadt Sekretär des Herzogs Karl August,
der ihn 1785 zum Legationsrat ernannte.
In den Freimaurerbund trat B. 30. Dez.
1776 in Weimar. 1782 entstand zwischen
ihm und Bode (s. d.) eine Meinungsver-
schiedenheit über die Spaltungen in der
Maurerei, die die Loge Amalia so beun-
ruhigten, dass B. selbst vorschlug, sie zu
schliessen, »weil sie bei den derzeitigen
Bewegungen den Frieden nicht bewahren
könne, ohne den der Zweck des Instituts
nicht bestehn kann. « Als Karl August (s. d.)
die Wiedereröffnung wünschte, traf B., mit
Fr. L. Schröder (s. d.) befreundet, unter
dessen Mitwirkung die nötigen Vorberei-
tungen, wurde zum Meister vom Stuhl
erwählt und nahm darauf am 24. Okt. 1808
die Arbeiten wieder auf. Wegen Über-
häufung mit Geschäften legte er 1810 dieses
Amt nieder, blieb aber bis zum Tode zu-
geordneter Meister. 1813 erschien das
von ihm zusammengetragene Liederbuch
«Gesänge für Freimaurer, zum Gebrauche
aller Teutschen Logen«. An seinem Grabe,
das er sich in seinem Garten angelegt
hatte, sprach der Kanzler v. Müller. [Vgl.
FZ. 1869, S. 365; 1871, S. 436 fg. HZC.
1896/7, Nr. 149, S. 21 f^.]
Besan^n (Hauptst. im franz. Departe-
ment Doubs [1896] 45320 E.). Hier be-
stand u. a. eine Loge Le parfait atta-
chement, die 1772 von aer Mutterloge
Boy al York in Berlin eine Annahmeurkunde
erbat und ad Interim erhielt unter Geneh-
migung der Grossen Loge von England. Die
LoRe wurde unmittelbar an diese verwiesen
und empfohlen. Sie übersandte noch 1788
ihre Mitgliederliste und zeigte an, dass sie
der strikten Observanz beigetreten sei.
[Vgl. Flohr, Geschichte der Grossen Loge
Royal York in Berlin (1898) I, S. 86.]
Baseler. Johann Andreas v., Kauf-
mann und Oberalter, geb. 29. Aug. 1769
in Hamburg, ^est. das. 24. April 1845, wurde
16. Juli 1795 m die Loge Absalom das. auf-
genommen, war Grosssekretär 1803 bis
1806, zugeordneter Grossmeister 1814 — 16
und Grossmeister 1816 — 25. Er war lang-
jähriger Freund und Mitarbeiter Schrö-
ders (s. d.) und hat ihn in seinen Be-
strebungen mit grosser Hingabe unterstützt.
Unter seiner Leitung hat die Grosse Loge
von Hamburg sich durch den Beitritt neuer
Logen erweitert und durch engere Ver-
bindung mit andern Grosslogen, so den
Grosslogen von Sachsen, Frankfurt und
[Vgl.
Loflrei
Brandt, Ge-
genhauses (1891)
Kurhessen gestärkt,
schichte des Alten
S. 110.]
Besetzny, Emil, geb. 11. Ai>ril 1888
in Troppau, gest. im März 1881 in Wien,
erwarb 1862 das Doktorat der Bechte,
war seit 1869 Hof- und Gerichts-
advokat in Wien und Hauptmann bei der
Landwehr, wo er als solcher sich nament-
lich um die Förderung der Briefbauben-
zucht zu Militärzwecken verdient gemacht
hat. In der Loge Zur Verbrüderung in
Ödenburg 1870 aufgenommen, wurde er
ein Jahr später zum zugeordneten Meister
der Loge Humanitas in NeudÖrfl gewählt
imd bis 1874 stets wiedergewählt. In dieser
hervorragenden Stellung war B. fortwäh-
rend bemüht, der Wirksamkeit der Loge
nach innen und aussen eine mehr der
Wissenschaft und Humanität zugute kom-
mende Bichtun^ zu geben Die Gründung
des so wohlthätig wirkenden und in stetem
Aufblühen begriffenen Findelkinderasyls
der Humanitas ist nur der von B. ausge-
gangenen Anregung zu verdanken. B.,
welcher der Freimaurerei mehrere Jahre
hindurch einen bedeutenden Teil seiner
Zeit und seiner Kraft gewidmet, hat auch
als maurerischer Schriftsteller eine erspriess-
licheThätigkeit entfaltet. Seine zahlreichen
Arbeiten finden sich von 1870 an in der
Freimaurerzeitung, im »Zirkel« und in
vielen nichtmaurerischen Zeitungen, in
denen er stets mannhaft gegen Sie Vor-
urteile wider die Freimaurerei ankämpfte.
1873 gab er zum Vorteile des Findelkinder-
asyls das freimaurerische Taschenbuch
•Die Sphinx« (s. d.) heraus.
Besuchende Brüder. I. Es liegt in dem
Wesen des Freimaurerbundes begründet,
dass jeder ffesetzmässig aufgenommene
Freimaurer das Becht fiat, jeder andern
Loge, ohne deren Mitglied zu sein, bei-
zuwohnen. Dieses Becht, das sich schon
in den ältesten Verfassungen ausgesprochen
findet, ist allgemein anerkannt und erleidet
in Bezuff auf seinen Umfang nur die selbst-
verstänfiiche Beschränkung auf die rituel-
len und geselligen Logenversammlungen
und auf die Logenversammlungen des
Grades, dem der Besuchende angehört,
oder eines niedem. Andre Beschränkungen,
wie z. B. das Erfordernis christlichen
Glaubensbekenntnisses für den Besuch
solcher Logen, die nur Christen in den
iVeimaurerbund aufnehmen, sind in neuester
Zeit fallen gelassen worden. [Vgl. die
darüber zwischen der Grossen Loge von
Hamburg und der Grossen Landesloge von
Deutschland in Berlin gepflogenen Ver-
handlungen und die daran sich anschliessen-
den Beschlüsse der altpreussischen Gross-
logen, L. IX, 157; X, 129, 134.] Gerecht-
fertigt erscheint die Beschränkung, wonach
solche, die in einer Loge als Suchende
abgewiesen oder ohne Zustimmimg der ab-
weisenden Loge in eine andre Loge auf-
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104
Besachet.
genommen worden sind, in jener auch als
Besuchende keinen Zutritt hahen sollen,
es sei denn, dass die Gründe, aus denen
sie firüher abgewiesen worden sind, nach
Beschluss der Loge nicht mehr vorhanden
sind und drei Meister sich für sie ver-
bürgen. Auch kann einem Freimaurer, der
die Lo^e an seinem Wohnort gedeckt hatte,
von dieser der Zutritt versagt werden.
Ebenso dürfen Freimaurer, denen von ihrer
Loge der Besuch der Arbeiten und des
Logenhauses untersagt ist, nicht zugelassen
werden. — 11. Das Recht des Besuchs er-
leidet jedoch noch Beschränkungen in Be-
zug auf die Zeitdauer. Die eine dieser
Beschränkungen bezieht sich auf die so-
§enannten nmenden Brüder (s. d.). Nach
en Gesetzen der englischen Grossloge
sollen diese in einer Loge des Orts, wo
sie wohnen, nicht mehr als einmal wäh-
rend ihres Rücktritts von dem Bunde zum
Besuch zugelassen sein. Es wird nämlich
hierbei vorausgesetzt, dass dieser Besuch
nur zu dem Zwecke stattfindet, sich über
die Wahl der Loge, in die der Betreffende
wieder eintreten will, entschliessen zu
können, während man verhindern will,
dass nicht ein solcher, ohne zu den Kosten
beizutragen, doch an den Vorteilen des
Logenbesuchs teilhabe. In Frankreich
darf er dreimal als Besuchender erscheinen.
Ähnliche Bestimmungen enthalten deutsche
Logengesetze. — Dies ist die einzige Be-
schränkung in dieser Richtung, welche die
englischen Logen kennen. Sie verstehen
unter stränge fellows (fremde Genossen)
nur die transient brethren (durchreisende
Brüder); von den am Orte wohnenden
verlangen sie, mit der oben bemerkten
Ausnahme, dass sie überhaupt einer Loge
als aktive Mitglieder angehören, und lassen
sie solchenfalls stets als Besuchende zu.
In den meisten deutschen Logen ist aber
den einer andern (auswärtigen) Loge an-
gehöri^en Freimaurern der Besuch einer
Loge ihres Wohnorts nur ein Jahr lang
gestattet. Nach Ablauf dieses Zeitraums
müssen sie sich dieser Loge, wenn sie sie
femer besuchen wollen, als ständig be-
suchende Brüder anschliessen und als
solche gewisse Beiträge zu dieser Loge
entrichten, wogegen sie m der Regel solchen-
falls von den diesen entsprechenden Bei-
trägen an die Loge, der sie ids Mitglieder
auch femer angehören, befreit werden. Der
Deutsche Grosslogenbund hat ein Gesetz
über die ständig besuchenden Brüder im
J. 1890 erlassen, in dem bestimmt ist, dass
die Beiträge solcher Brüder nur bis drei
Viertel der Beiträge der ordentlichen Mit-
glieder zu bemessen sind. Ständig be-
suchende Brüder bleiben ihrer Heimatloge
im allgemeinen unterworfen. Ein Stimm-
recht haben sie nur, soweit die Hausgesetze
ein solches zulassen. In neuerer Zeit ist
solches teilweise erheblich erweitert. [Vgl.
das Gesetz in: A. 1891, S. 263. FZ.
1890, S. 27. L. 1891, S. 182. Ausserdem
FZ. 1897, S. 540 Einzelne Logen haben
noch besondere Bestimmungen getroffen, so
die altstädtischen Dresdner Logen im J.
1874. [Vgl. Dr. L. 1894, 8. 2088.] — m. Die
notwendige Voraussetzung, auf die sich
die Zulassung eines Besuchenden in einer
Loge gründet, ist der Nachweis, dass er
wirklich und noch Freimaurer sei. Zu-
nächst sollen dazu die Erkennungszeichen
(s. d.) der Freimaurer dienen, und hierauf
gründet sich das Erfordernis einer vorhe-
rigen Prüfung (s. d.) durch den dazu be-
rufenen Beamten der Loge. Ihre Stelle
kann auch eine Verbürgung fär ihn durch
ein oder, nach manchen Logengesetzen,
mehrere Mitglieder der Loge, in die er
Zutritt verlangt, vertreten. Da aber die
Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, dass
sich auch ein Nichtmaurer die Kenntnis
der Erkennungszeichen verschafft und sich
so unerlaubten Eintritt in die Loge er-
wirkt, hat maa schon frühzeitig die Vor-
zeigung eines Logenpasses (s. d.) verlangt.
Dem entspricht eine Verordnung von der
Grossen Loge von England (1772), und
Gleiches ist in den meisten Gesetzen der
übrigen Logen vorgeschrieben. Manche
deutsche Logen erfordern ausserdem noch
die Vorzeigung der neuesten Logenliste,
zum Nachweis, dass der Besuchende noch
jetzt der betreffenden Loge angehört. In
Frankreich wird auch die iJ)gabe des
Passworts (s. d.) verlangt. — IV. Es ver-
steht sich, dass sich jeder Besuchende den
Anordnungen, die in der von ihm besuchten
Loge rücksichtlich deren innem Verhält-
nisse bestehen, zu fügen hat. Dagegen wird
in den meisten Logen den Besuchenden ein
besonderer feierlicher Empfang, der hier
und da mit einer rituidmässigen Wechsel-
rede verbunden ist (s. eine solche in
England übUche in L. XVHI, 136).
wohl auch ein Ehrenplatz und jeden-
falls eine brüderliche Begrüssung zu
Teil. Manche dieser Formen, nament-
lich die ebengedachte Wechselrede, hängt
historisch mit den Grüssen der Handwerks-
maurer zusammen. Die Übung dieser For-
men soll aber, dem Geist des Freimaurer-
bundes gemäss, den Besuchenden gegen-
über nicht genügen, sondern es sind fiese
vielmehr auch während ihres Verweilen s
im Kreise der einer andern Loge Angehö-
rigen von diesen in allen sonstigen Be-
ziehungen in einer jenem Geist ent-
sprechenden Weise au&unehmen und zu
behandeln. [Vgl. A. XI, 203. Bbl. 1896,
S. 636. R. Fischer, Entwurf zu einem
Handbuch für die Amtsthätigkeit der
Logenmeister (Lpz. 1891) S. 88. Findel,
Geist und Form der Freimaurerei (6. Aufl.
Lpz. 1898) S. 57. FZ. 1860 S. 286.]
Besuehet, Jean Claude, ein nam-
hafter maurerischer Schriftsteller Frank-
reichs, Verfasser des Artikels über Frei-
maurerei in Courtins Encyclop^e mo-
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Bettelei
Beyer.
105
deme, des Pr^is historique de Tordre
de la Franc-Ma^onnerie (Paris 1829) und
andrer Schriften.
Bettelei in freimaurerischen Beziehungen.
Während im 18. Jahrhundert schlaue
Betrüger vornihen, die damals gewünschten
Ckheimnisse der Freimaurerei, der Alchemie
und Magie zu besitzen, z. B. Johnson (s. d.),
Schrepfer (s. d.) u. a. m., so versuchen
gegenwärtig bisweilen Hochstapler und
gewandte ^hlauk(>pfe durch ihre angeb-
che Mitgliedschaft das Mitleid oder Ver-
trauen der Freimaurer zu gewinnen und
80 das ihnen n(>tige G«ld zu erlangen.
G^gen derartige Betrüger pflegen War-
nungen in den freimaurerischen Zeit-
schriften erlassen zu werden. Der Deutsche
Grosslogenbund beschloss 1894: «Die Unter-
stützungen an durchreisende Brüder sind
grundsätzlich abzuschaffen. Dem Vorsitzen-
den Meister (Almosenpfleger, Schatzmeister
u. s. w.) bleibt es in geeigneten Fällen
überlassen, bei der Heimatloge des Betref-
fenden telegraphisch anzufragen, ob vor-
schussweise Unterstützung gewährt werden
soll.« Um wirksamer gegen diese B. vor-
zugehen, hat die Hamburger Grossloge
im Auftrage des Deutschen Grosslogen-
bundes 1894 eine Liste der professions-
mässigen Logenbettler angefertigt, die
gegen einen Beitrag zu den Kosten allen
Logen zugänglich ist und fortgesetzt wird.
Infolgedessen hat die B. wesentlich in
Deutschland abgenommen. [Vgl. L. 1895,
8. 190; 1896, S. 176.] In Berlin und an-
derwärts, wo mehrere Logen bestehen, hat
man eine gemeinschaftliche Abordnung
zur Unterstützung hilfsbedürftiger durch-
reisender Brüder eingerichtet, an die diese
gewiesen werden. [Vgl. Bh. 1882, S. 300;
1896, S. 34. FZ. 1859, S. 350. Mitthei-
lungen aus dem Verein deutscher Freimaurer
1881/82, S. 55; 1882/88, S. 82. E. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch für die Amts-
thäügkeit der Logenmeister (Lpz. 1891)
S. 89.] S. auch Unterstützungsgesell-
sohaft.
Benlwltz, C. Aug. v., geb. 6. April
1785 in Budolstadt, gest als preuss.
Generalmajor der Infanterie und Chef der
adligen Militär -Erziehungsanstalten in
Preussen in Berlin 14. Jan. 1779, wurde
aufgenommen in den Freimaurerbund in
Breslau 5. April 1779 für die Loge
Zur Beständigkeit in Berlin und später
deren Vorsitzender Meister und 24. Juni
1789 Landesgrossmeister der Grossen
Landesloge in Berlin, welches Amt er bis
an seinen Tod unter schwierigen Ver-
hältnissen mit rühmlicher Festigkeit und
Geschicklichkeit bekleidete. [Seine Bio-
graphie im Köthener Taschenbuch für
Freimaurer für 1801, S. 278 fj^.]
Bevrlaubung ist die zeitweise Deckung
(s. d.) der Loge auf Grund besonderer
Beschlussfassung dieser infolge gestellten
Antrags.
BeomoiiTllle, Pierre Biel, Marquis
de, Marschall und Pair von Frankreich,
geb. 10. Mai 1752 in Champignoles, gest. 23.
April 1821 in Paris, wurde 12. August 1814
vom Grossorient von Frankreich zu einem
der drei Grands conservateurs de l'ordre
ma9onnique während der Erledigung der
grossmeisterlichen Würde erwUdt. Er
war ein sehr eifriges Mitglied des Frei-
maurerbundes, aber auch sehr streng in
der Überwachung der Ordnung innerhalb
desselben. Unstreitig hat ihm der Frei-
maurerbund in Frankreich viel zu danken,
da er ihm seinen ungeschmälerten Bestana
zur Zeit der Bestauratioh, die dem Bunde
keineswegs günstig war, erhielt. [Vgl.
EQoss, Geschichte der Freimaurerei in
Frankreich, IL 11. 146.1
BeweggrOnde. Verschiedenartig können
die Gründe sein, die jemand bewegen, die
Aufnahme in den Freimaurerbund zu be-
gehren. Dieser setzt nur lautere und
reine B. voraus, d. h. aufrichtiges
Verlangen, an sich und andern den
Zweck des Bundes zu erreichen oder er-
reichen zu helfen. Wer dazu beitragen
will, dass die Menschen sich immermehr
als Mitglieder einer in Liebe geeinigten
Familie betrachten und behandeln, und
zwar auf Grund ihrer sittlichen l^atur,
wer es für seine ernste Pflicht erkennt,
sich sittlich zu bilden und zu bewähren,
und wer da ho fit, im Freimaurerbunde
zur Erreichung dieses Zwecks Anleitung,
Anregung und Förderung zu finden,
der hat lautere und reine B.; denn
ihn zieht die Erhabenheit des Zwecks
der Freimaurerei und zugleich das in-
nerste Wesen des Bundes an. Diese
Innern B. führen den Suchenden zum
Ziel; er wird finden, was er sucht,
und dies um so mehr, weil er den
Geist des Bundes erkannt hat. Äussere
edle B. sind die Hochachtung und Liebe
gegen Vater, Brüder und Freunde, die
dem Bunde angehören, wenn sie veran-
lassen zu wünschen, einer Gesellschaft
anzugehören, in der jene sich glücklich
fühlen. Ein äusserer unedler Grund zum
Beitritt ist bei manchem die Neugierde,
die Meinung, in der Loge unterhaltende
Neuigkeiten kennen zu lernen oder wohl
gar in geheime Wissenschaften und Künste
eingeweiht zu werden. Nicht minder
unedel ist der Grund dessen, der in
der Freimaurerei nur gesellige Freu-
den sucht. Am unedelsten ist der B.
dessen, der in der Loge äussere Vorteile
und Förderung seiner selbstsüchtigen
Zwecke zu finden wähnt und nur Ent-
täuschung auf sich ziehen kann, da zu
solchem Zweck der Bund nicht vor-
handen ist.
Be/er, 1) Georg Friedrich Eberhard
von. Geh. Oberfinanzrat, geb. 23. Dez.
1739 in Halberstadt, gest. 24. Febr. 1818 in
Berlin, war 1776 erster Direktor der Haupt-
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106
Beyerle — Bibel.
Stempel- und Kartenkammer, in Berlin,
1778 Mitglied der Oberrechnungskammer
lind bald darauf Geh. Oberfinanzrat. — Auf-
genommen in den Freimaurerbund 6. Juli
1776 in der Loge Zur Verschwiegenheit
in Berlin, wurde er 1778 deren Meister
vom Stuhl, was er beinahe 40 Jahre ver-
blieb, 1780 Mitglied der Grossen National-
MutterlogeZu den drei Weltkugeln, 1797
Mitglied des ßundesdirektoriums und 1817
zugeordneter National-Grossmeister. Er
erwarb sich grosse Verdienste um die
GrundverfasBimg seiner Grossloge. fV^gl.
Gesch. der Grossen National -Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln (1890), S. 408.]
2) Konrad, Schriftsteller, geb. 13.
Juli 1834 in Pommersfelden bei Bam-
berg, studierte in Ijeipzig und lebt seit
1886 in Stuttgart als Hofrat. B. wid-
mete sich frühzeitig der Litteratur
und schrieb »Erziehung zur Vernunft«.
Seine Übersiedlung nach Koburg brachte
ihn in Verbindung mit Friedrich Rückert,
über den er mehrere Schriften veröffent-
lichte. 1869 ging er nach Eisenach. Dort
veröffentlichte er »Arja, die schönsten
Sagen aus Indien und Iran«. Dann
folgten: »Zur deutschen Kirchenreinigung«,
und »Leben und Geist Ludwig Feuer-
bachs«. Auch im Drama versuchte sich B.
So stammen von ihm »Deutschlands Kaiser.
Willkommen«. An Dichtungen seien er-
wähnt »Der Nixe Sang«, »Lieb und Leid«,
»Poetische Aphorismen«, »Erinnerungs-
blätter aus einer Dichtermappe«. 1878
folgte das kulturgeschichtliche Werk
»Zulbach«. Besonders hervorragend ist
seine »Deutsche Poetik«. Aufgenommen
in den Freimaurerbund ward B. in der
Loge Karl zum Bautenkranz in Hildburg-
hausen 26. Dez. 1878, der er noch ange-
hört. Er veröffentlichte »Friedrich Rückert
als Dichter und Freimaurer« (Lpz. 1880).
Auch einen freimaurerischen Roman
schrieb B. unter dem Pseudonym C. Byr
mit dem Titel »Erzherzog Karls Liebe«
(Stuttg. 1888, 2 Bde.), ebenso eine Bio-
graphie Herzog Ernsts H.
Beyerle, Joh. Ludw. von, Parlaments-
rat in !Nancy, war im v. Hundschen
Tempelherrensystem Komthur des zur fünf-
ten Provinz (Burgund) gehörenden Kamtels
in Nancy. Er war auch auf dem Kon-
vent zu Wilhelmsbad (s. d.) und schrieb
darauf 1788 eine Oratio de conventu
generali Latomorum apud Aquas Wilhel-
minas prope Hanoviam (o. 0. u. J.), über-
setzt vom Freiherm v. Knigge, mit An-
merkungen und Erläuterungen u. d. T.:
Abhandlung über die allgemeine Zu-
sammenkunft der Freimaurer u. s. w. (o.
O., 1784), worin er mehrere Verhandlungen
des Wilhelmsbader Konvents hart an-
greift, die hernach der Advokat Milan^s
in Lyon in seiner R^ponse aux assertions
contenues dans Pouvrage: De conventu
etc. (Lyon 1784) [über beide Schriften s.
das W. J. I, 4, S. 208-214] heftig ver-
teidigt hat. Unter anderm schrieb B.
auch: Essai sur la Franc-Ma^onnerie, ou
du but essentiel et fondamental de la
Franc-Ma^onnerie etc. (2 Tle., Latomo-
polis 1784); übersetzt vom Freiherrn von
knigge u. d. T. : Versuch über die Frei-
maurerei, oder von dem wesentlichen
Grundzwecke des Freimaurerordens u. s. w.
(2 Bde., o. O., 1785).
Bialystock (St. im russ. Gouv. Grodno,
[1888] 56611 E.). Hier bestanden nach-
einander mehrere Logen, die jetzt sämtlich
eingegangen sind, darunter: 1) und 2)
Zwei Militärlogen: die Feldloge Weg-
weiser und die Armeeloge Nr. 1, er-
stere 31. Okt., letztere 10. Nov. 1778 von
der Grossen Landesloge zu Berlin errichtet.
8) Die Loge Zum goldnen King, von
derselben Grossloge 27. Okt. 1804 durch
V. TEstocq gegründet, die sich 1807 der
Grossen Loge von Bussland Asträa an-
schloss und mit den übrigen Logen Buss-
lands (s. d.) auf kaiserlichen Befehl ihre Ar-
beiten schloss.
BibeL Die Bibel ist eins der drei
grossen Lichter (s. d.), auch eins der heilig-
sten Symbole aer Freimaurerei. Da sie
mit Winkelmass und Zirkel zusammen-
gestellt und diese beiden der Freimaurerei
nur bildlich zugeeignet sein können, so
kann auch die Bibel nur vorwiegend
symbolische Bedeutung haben. Sie
ist das Sinnbild wahrer Beligiosität und
Frömmigkeit, die einer Beligion, in der
alle Menschen übereinstimmen, auch
wenn sie verschiednen Beligionen oder
Konfessionen angehören, nämlich des Glau-
bens an Gott, an eine sittliche Weltord-
nung und an den endlichen Sieg des
Guten in der Welt, sowie einer Frömmig-
keitj die nicht mit der Anerkennung dog-
matischer Formeln erschöpft ist, sondern
die Gott verehrt im Geist und in der
Wahrheit, d. h. durch Vertrauen auf Gott
und Ergebung in seinen Willen, durch
Erfüllung der göttlichen Gebote und durch
werkthätige Nächstenliebe. Der B. sind
Winkelmass und Zirkel als ebenbürtige
Zeichen beigeordnet, und in der That be-
darf auch eins des andern: die rechte
Frömmigkeit ist stets mit Gewissenhaftig-
keit und allgemeiner Menschenliebe ver-
bunden, ebenso die Gewissenhaftigkeit
mit Frömmigkeit und Menschenliebe, und
endlich giebt es keine wahrhaftige
Menschenliebe ohne Frömmigkeit und
Gewissenhaftigkeit. Da die B. innerhalb
der Freimaurerei kein dogmatisches
Ansehen hat, so dass sie als alleinige
Quelle der Glaubenslehren zu betrachten
wäre, so könnte an ihrer Stelle zwar auch
ein andres Sinnbild eingesetzt werden.
Der Mohammedaner könnte den Koran
wählen, wie dies z. B. in Ostindien ^
bräuchlich ist, und der Israelit die Heilige
Schrift Alten Testaments. Aber eben
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Biberach — Bielfeld.
107
weil die B. nur Zeichen ist, können
auch Mohammedaner und Israeliten diese
älteste, geheiligte Urkunde der Erziehung
des Menschengeschlechts als maurerisches
Heiligtum verehren. Ein derartiges Werk
könnte recht eigentlich als eine grosse
Leuchte der Freimauerei erscheinen; und
dennoch wäre auch dieses Buch nur ein
Sinnbild der allgemein-menschlichen Fröm-
migkeit, die ihrer Natur nach viel mehr
unSiasst, weit mehr Entwickelungen in
sich trägt, als dieses vielenthaltende Buch
zum Ausdruck brächte. Die B. hat aber
nicht nur formelle, sondern auch mate-
rielle Bedeutung. Die Stifter der
Freimaurerei gaben der B. den höchsten
Rang im maurerischen Gebrauch. Sie
erschien ihnen in richtiger Beurteilung
ihres Wertes als die wichtigste Quelle
religiöser und sittlicher Erkenntnis, die
insbesondere dadurch, dass sie die all-
gemeine Menschenliebe predigt und die
relativ vollkommenste Sittenlehre ver-
mittelt, dermassen befruchtend auf die
Herzen und Geister einzuwirken vermag,
dass eine Weltanschauung zur Blüte ge-
langen kann, die, wenn sie Gemeingut
der Menschheit würde, die beste Bt&g-
schaft böte fOr die möglichste Annähe-
herung an die Ideale, denen die Frei-
maurerei zustrebt. IVotzdem ist doch
von einzelnen Logen und Grosslogen der
Versuch gewagt worden, die B. aus den
Maurertempeln zu entfernen und
durch ein weisses, unbeschriebenes Buch
(s. d.) mit der Aufschrift »Gott« oder gar
durch das Verfassungsbuch (Grossorient von
Frankreich) zu ersetzen. Man hat sich aber
meist von diesem verwässerten Gebrauchtum
zu dem ursprünglichen, kraft- und geda^en-
vollen zurückgefunden. — In einzelnen
Lelirarten bleibt die B. nicht geschlossen,
sondern wird im Evangelium Jo-
hannes (K. 1, V. 6, 7) aufgeschlagen.
Diese Massregel erfüllt ihren Zweck nicht;
denn auch bei der aufgeschlagnen Steile
bleibt doch der übrige Inhalt bestehen.
Zudem darf man sich der Wahrheit nicht
verschliessen, dass die Freimaurerei so
manches vom Mosaismus aufgenommen
hat und dass ausserdem das Christentum
jenen zur notwendigen Voraussetzung hat.
— Der Antrag, im Ritual das Wort B.
durch »Evangelium« zu ersetzen, wurde
von der Grossloge von Ungarn 1899 ab-
gelehnt. [Vgl. O. 1899, S. 159. Horst-
mann und btraus, Archiv far Freimaurerei,
IV. Bd., H. 8, S. 285 fg. Krause, Kunst-
urkunden L 2, 864 fg. Fischer, Katechis-
mus, I, S. 44, ^. Fischer, Ritual
und Symbol (1878), S. 118—125. Marbach,
Katechiamusreden J. (4. Aufl. 1892), S.
156—169. Dietrich, Aus vergangenen Tagen
(Altbg. 1889), S. 286. Holtschmidt, Ketzer-
reden (Lpz. 1889), S. 75. Kippenberg,
Helle Strahlen aus dem Orient (Lpz. 1890),
S. 38. Döring, Die Bibel des Frei-
maurers (1883). Schauberg, Symbolik der
Freimaurerei (Schaff h. 1861) I, S. 280.
Bst. R. 1883, S. 100. Bh. 1888, S. 128;
1889 S. 361. BZC. 1891, S. 312; 1899,
S. 400. FZ. 1847, S. 201; 1858, S. 65;
1868, S. 153; 1892, S. 185. L. 1886, S.
36; 1895, S. 25. M. L. 1884/85, S. 84;
1886/87, S. 204; 1887/8, S. 95; 1897/98,
S. 177. H. L. 1899, S. 2786.
Biberaeh (St. im Königr. Württemberg,
8251 E.). Am 7. Dez. 1865 wurde hier ein
Maurerkränzchen Wieland zur treuen
Freundschaft gegründet, das 1871 ein-
gegangen ist.
BibUographie, s. Bücherei, Bücher*
künde.
Bibliothek, s. Bücherei.
Bibliothekar, s. Büoherwart.
Bieberstein, s. Marschall v. B.
Biebrieh (St. in der preuss. Prov. Hessen-
Nassau, 12292 E.). 1) Hier bestand im 18.
Jahrhundert eine Loge Zur beständigen
Einigkeit, die schon 1766 von Schubart
(s. d.) zur strikten Observanz beizutreten
veranlasst wurde, was aber erst 25. Juli
1778 geschah. An ihrer Spitze stand unter
andern der regierende Fürst Karl Wilhelm
zuNassau-Usingen(s. d.). Sie ist wahrschein-
lich 1783 in die Loge Zur beständigen Einig-
keit in Wiesbaden übergegangen. [Vgl.
Roth, Rückblick auf die 25 jähr. Thätig-
keit der Loge Plato zur beständigen Einig-
keit in Wiesbaden (Wiesbaden 1883), S. 6.]
2) Jetzt besteht hier unter der Loge Plato
in Wiesbaden ein maurerisches Kränzchen
Carolus an dem Rhein, gest. 29. Aug.
1890, eingew. 10. Okt. 1890. Mitglieder-
zahl (1899): 9. Vers. 2. Freitag im Monat.
Lokal: H6tel Nassau, Rheinstrasse 8.
Bielefeld (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 47455 E.). 1, Die unter der Grossen
Landesloge zu Berlin 21. Dez. 1780 in
Minden gegründete Loge Aurora ist
1793/94 hierher verlegt worden, wurde am
4. Juli 1800 nach Minden zurück^erlegt
und am 12. Febr. 1809 geschlossen. Am 21.
Nov. 1885 ist sie in Minden (s. d.) wieder auf-
gelebt, n. Unter der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln wurde
1) 5. Dez. 1844 die Loge Armin zur
deutschenTreue gegründet. Mitglieder-
zahl (1899): 134. Vers. Mittwochs; Ferien:
Juli bis Sept. Eignes Logenhaus, Brüder-
strasse 5 (eingew. 25. Nov. 1875.) Lokal-
statut von 1879. Verzeichnis der Bücher-
sammlung von 1888. Milde Stiftung:
Schwesternheil von 1877 zur Unterstützung
hilfsbedürftiger Witwen und Töchter heim-
gegangener Logenmitglieder. 2) Delegierte
altschottischeLogeZur deutschenTreue
in Ravensberg, gegr. 12. Nov. 1862.
Bielfeld, Jakob Friedrich, Frei-
herr V., geb. 31. März 1717 in Hamburg,
gest. 5. April 1770 in Treben, Kaufmann,
wurde 14. Dez. 1737 von der ersten Ham-
burger Loge in den Freimaurerbund auf-
genommen und 4. Jan. 1738 deren Mit^ljed
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i'i?
108
Bielitz — Birkenfeld.
und Sekretär. Zur Abordnung gewählt,
die nach Braiinschweig ging, um den
preussischen Elronprinzen friedrich (nach-
mals Friedrich II.) in den Freimaurer-
bund aufzunehmen, war er bei dieser
Aui&iahme, 14. Aug. 1738, als Sekre-
tär und Bedner thätig. Als 10. Sept.
V. Obere (8.d.) aus der Loge austrat, deckte er
ebenfaus und ging an den Hof von Bheins-
berg zum preussischen Kronprinzen. B.
trat 1740 in dessen Dienst als Legations-
rat bei dem Departement der auswärtigen
Angelegenheiten, wurde 1745 zweiter Hof-
meister des Prinzen Ferdinand, 1747 Ober-
aufseher aller preussischen Universitäten
und Direktor des Hospitals in Berlin, 1747
OeheimerEat, wurde oann in den Freiherm-
stand erhoben und 1750 durch Heirat Eigen-
tümer der Güter Treben und Haselbach
im Herzogtum Sachsen- Altenburg. In der
Loge am 15. oder 16. Juni 1740, in der
König Friedrich 11. kurz nach dem Tode
seines Vaters den Hammer führte, war B.
mit Jordan Aufseher. Er war Mitstifter
der Loge Zu den drei Weltkugeln und
von 1754—57 ihr Grossmeister. Von 1757
bis 1763 lebte B. wieder in Hamburg, aber
man hat keine Spur davon, dass er sich
um das dortige Logenleben bekümmerte,
obgleich sein Bruder, Kaufmann Jo-
himnes B., bis 1760 Meister vom Stuhl der
Loge St. Georg war. Unter seinen Schriften
sind hervorzuheben: Lettres familiäres et
autres (Haag 1763 und 1767), deutsch
(Danzig 1765 und 1770.) In diesen findet
sich S. 88 eine Nachricht über die Auf-
nahme des Kronprinzen Friedrich. [Vgl.
FZ. 1890, S. 164. Zd. 1846, S. 84. Anm.]
Bieliti (St. in Österr.-Schlesien). Hier
bestand ein maurerischer Verein, der be-
hördlich als Filiale des Vereins * Humani-
tas« in Wien genehmigt war. Die Mit-
glieder gehörten durchweg Logen in Preuss.-
ßchlesien an. Der Verein ist indes wieder
eingegangen, wird wenigstens seit 1892
ni<£t mehr aufgefCLhrt.
Biester, Joh. Erich, Bibliothekar der
königl. Bibliothek und Mitglied der Aka-
demie der Wissenschaften in Berlin, geb.
17. Nov. 1749 in Lübeck, gest. 20. Febr.
1816 in Berlin, wurde 1773 in Bützow und
1777 im Bureau des preuss. Staatsministers
von Zedlitz angestellt und 1784 köniffl.
Bibliothekar. Er hat sich um die deutsche
Litteratur, namentlich durch die Heraus-
gabe der einflussreichen, im Sinne der Auf-
klärung wirkenden »Berlinischen Monats-
schrift« (1788—1811) sehr verdient gemacht.
Indem er darin mit Nicolai (s. d.) insbe-
sondere auch gegen den Jesuitismus an-
kämpfte, der sich in die Logen einzu-
drängen suchte, geriet er in Streitigkeiten.
Er war viele Js&e hindurch Beamter der
Grossen Landesloge von Deutschland in
Berlin und Meister vom Stuhl der Loge
Zum goldnen Pflug daselbst und wirkte
segenweich für die Freimaurerei. [Vgl.
Lowe, B.'s Bildnis und Selbstbiographie
(Berl. 1806). A. 1824, S. 184.]
B^oiiy s. Mitgliedueiohen.
Binde wird bei der Aufnahme gebraucht.
Der mit ihr Bekleidete giebt einen Beweis
seines unbedingten Vertrauens, das von
jedem verlangt werden muss, der in den
Freimaurerbund aufgenommen zu werden
wünscht. Femer soll der Suchende durch
sie die Verschwiegenheit lernen, auf
die er später sein feierliches Gelübde ab-
legt. Da durch die B. der Blick von
allen Äusserlichkeiten abgewendet und
mehr auf das Innenleben gerichtet wird,
empfängt der Neuling einen Ansporn,
sich nicht mit dem natürlichen Lichte, das
die Augen vermitteln, zu begnügen, sondern
mit dem Fallen der B. auch Irrtümer und
Vorurteile (s. d.) abzulegen und dem reinen
Geistigen Lichte zuzustreben, das die
eele erwärmt und kräftigt, zu wirken im
Sinne dessen, der die Liebe ist. [Vgl.
Fischer, Lehrlings-Katechismus (29. Aul.,
Lpz. 1900), S. 24. Marbach, Eatechismus-
reden J. (1892), S. 75. Bahnson, Instruk-
tionsvorti^e über den Eklektischen Kate-
chismus, 1. Teil, S. 77—80. A. 1888, S. 155.
FZ. 1857, S. 11.]
Bingen (St. im Grossherzogtum Hessen,
8187 E.). L Schon Anfang des 19. Jahr-
hunderts wurden teilweise hier von der
Lo^e Les amis r^unis de la Nahe et du
Bhin in Kreuznach (s. d.) aus einzelne Ar-
beiten abgehalten. H. Am 3. Jan. 1860
bildete sich ein maurerisches Kränzchen
unter der Alzeyer Loge, das am 16. Juni
1861 eröflhet wurde [vgl. Bh. 1861, S. 2891
und sich zur jetzigen Loge Zum Tempel
der Freundschaft unter der Grossen
Freimaurerloge Zur Eintracht ausbildete,
gegr. 14. Apnl 1867, versehen mit Protek-
torats-TJrkunde des Grossherzogs Ludwig II.
vom 24. Mai 1867, ein^ew. 7. Juli 1867.
Eignes Logenhaus, Martinstr. Nr. 10, ein-
gew. 17. Juni 1883. Mitgliederzahl (1899):
70. Vers. Mittwochs. Ferien: Juli bis
August oder September. Milde Stiftungen :
Kapital 2500 M. — Am 1. Juni 1860, 25. Mai
1862, 7. Juni 1885 und 2. Juni 1889 wurden
hier allgemeine Frühlingsfeste abgehalten.
[Vgl. Bh. 1860, S. 385; 1862, S. 181. FZ.
1885, S. 222. Bbl. 1889, S. 368,]
Bireh-Hir8€hfeId,Dr.med.FelixViktor,
Universitätsprofessor und Geh. Medizinal-
rat in Leipzig, geb. 2. Mai 1842 in BQuven-
siek in Holstein, gest. 18. Nov. 1899 in
Leipzig, war einer der namhaftesten Patho-
logen seiner Zeit und hat diesen Ruf durch
sein »Lehrbuch der pathologischen Ana-
tomie« (4. Aufl., Lpz. 1889) begründet. B.
wurde 24. Ajril 1862 in der Loge Ferdinand
zum Felsen m Hamburg in den Freimaurer-
bund aufgenommen und schloss sich 8. Jan.
1880 der Loge Zum goldnen Apfel in
Dresden an. [Vgl. L. 1899, S. 200.]
Birkenfeld (Hauptst. des Oldenburg.
Fürstentums Birkenfeld, 2341 E.). Loge
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Birma — Blasewitz.
109
daa.: Zur Pflichttreue, gegr. von der
Grossen Loge von Hamburg 18. Febr. 1837,
begann ihre Arbeiten vorläufig 28. März
im Lokal der Loge in Saarlouis, setzte sie
3. Mai in B. fort, wurde aber erst 5. Sept.
desselben Jahres eingeweiht, unterbrach
ihre Arbeiten im August 1847 und nahm
sie 1. Nov. 1848 wieder auf. Mitglieder-
zahl (1900): 54. Vers, den 2. Sonnabend
im Monat. [Vgl. HZC. 1897/98, Nr. 158.]
Birma, s. Ostindien.
Biseboff 1) Johann Nikolaus, Hof-
und Justizrat in Dresden, geb. 1756 in
Weimar, gest. 24. Okt. 1833 in Dresden,
war Professor in Helmstedt und wurde
1803 als Hof- und Justizrat an die Landes-
regierung nach Dresden berufen. B. war
ein ausgezeichneter Jurist, begeistert für
das Recht (sein Eintreten fftr die Unschuld
im Fonkscheu Kriminalprozess zu Trier
1820/21 machte seinen Namen weit be-
kannt); er war zugleich Schriftsteller und
Dichter. — B. wurde 7. April 1782 in der
Loge Augusta zu den drei Flammen in
Göttingen aufgenommen, kam während
seines Aufenthalts in Helmstedt mit Herzog
Ferdinand von Braunschweig (s. d.) in viel-
fache Berührung und schloss sich 1806 der
Loge Zum goldnen Apfel in Dresden an.
16 Jahre war er Meister vom Stuhl dieser
Loge; bei der Errichtung der Grossen
Landesloge von Sachsen war er sAa Ver-
treter der Loge in Triebel thätig. Seine
Loge ernannte ihn zu ihrem Senior und
Altmeister und beging sein 50jähriges
Maurerjubiläum in feierlichster Weise, wo-
bei ihm ein Lorbeerkranz aufs Haupt ge-
drückt und eine silberne Schale mit einem
goldnen Granatapfel überreicht wurde.
[Vgl. Falkenstein, Karl, Erinnerung an
Joh. Nik. B. (Dresd. 1837). Jubelfeier des
Br. B. am 7. April 1832 presd. 1832)].
2)JosephEauardKonrad,untermNa-
menKonradv.Bolanten bekannter ultra-
montaner Romanschriftsteller, geb. 9. Aug.
1828 in Niedergailbach in der Kheinpfalz,
wurde 1852 Domkaplan in Speyer und
später Pfarrer in mehreren Orten. Seit
1869 lebt er in Speyer. Papst Pius IX.
ernannte ihn 1872 zum Wirklichen Geh.
Kammerherm. B. schrieb eine grosse
Anzahl von Romanen mit ausgesprochen
ultramontaner Tendenz. Gegen die Frei-
maurerei erschien von ihm »Kelle oder
Kreuz.ErzählungfürdasVolk.(Mainzl871),
das vielfach aufgelegt und auch ins
Polnische übersetzt wurde. Dagegen richtet
sich die Schrift: »Bjreuz und Kelle. Er-
zählung für das Volk von Kurt v. Polanten«
(Wesel 1873), die ebenfalls mehrfache Auf-
lagen erlebte.
Bisehoffirerder, J o h. R u d o 1 f v., preuss.
(General, geb. 13. Nov. 1741 in Ostermondra
bei Eckartsberga, gest. 81. Okt. 1803 in
Potsdam, machte die letzten Jahre des
siebenjährigen Krieges auf preussischer
Seite mit, war sächsischer Kammerherr
und trat dann wieder in preussische Dienste,
wo er sich des Königs Friedrich Wil-
helm n. Vertrauen zu erwerben wusste. Nach
dessen Tode wurde er 1803 in den Ruhestand
versetzt. — Li den Freimaurerorden trat
er als Student in der Loge Philadelphia
in Halle 25. Nov. 1758, ging dann zu
dem V. Hundschen Tempelherrensystem
über, fand sich aber auch hier nicht be-
friedigt, da er im Maurerbunde Alchemie
und Magie suchte. Vom Herzog Karl von
Kurland (s. d.), in dessen Diensten er stand,
wurde er 1773 nach Leipzig gesandt, um
die Geheimnisse Schrepfers (s. d.), der die
wahre Maurerei zu besitzen behauptete, zu
E rufen, Hess sich vollständig von diesem
ethören und auch nicht von seinem
Glauben an ihn abbringen, obwohl Schrepfer
sich vor seinen Augen erschoss. Auch
von dem Charlatan Gugomos (s. d.), der
auf dem Konvent zu Wiesbaden (s. d.) eine
Rolle spielte, war er so eingenommen, dass
er ihn nach Cypern, wo der oberste Ordens-
meister seinen Sitz haben sollte, begleiten
wollte, um den deutschen Rittern die höch-
sten Belehrungen zu verschaffen. Es wurde
ihm zur fixen Idee, dass Rosenkreuzer und
Alchemisten im Besitz der grössten Ge-
heimnisse in Bezug auf Geisterbeschwö-
rungen und Goldmacherei wären, er war un-
glücklich darüber und mass sich selbst die
Schuld bei, dass er nicht dahinter kommen
konnte. In Potsdam leitete er später die
Rosenkreuzerloge und weihte auch Fried-
rich Wilhelm H. in die Geheimnisse der
Rosenkreuzerei ein.
Blschofswerda (St. im Königr. Sachsen,
5950 E.). Hier besteht unter der Loge
Zum goldnen Apfel in Dresden ein mau-
rerisches Kränzchen, gest. 20. März 1875.
Mitgliederzahl (1899): 16.
BJerken, Johann v., schwedischer
Kanzleirat und Ritter, geb. 7. Nov. 1725,
gest. 28. Aug. 1780, bekleidete das Amt
eines Expe£tionssekretärs und köniffl.
Kanzleirats und war 1765 — 80 wortführender
Meister der Schottenloge St. Eduard in
Stockholm. Ihm zu Ehren wurde 1780
eine Denkmünze geprägt [vgl. HMW.
Nr. 179].
Blankenbnrg (St. im Herzogtum Braun-
schweig, 9289 E.). 1) Die 1807 oder 1808
in Halberstadt (s. d.) gegründete Loge Zur
aufgehenden Sonne, die sich 1810 unter
die Grosse Landesloge von Deutschland
stellte, 1826 oder 1827 aber wieder einging,
arbeitete hier eine Zeitlang. — 2) Seit
11. Okt. 1864 besteht hier ein Kränzchen
unter der Loge in Braunschweig. Mit-
gliederzahl (1899): 20.
Blankenese (Dorf in der preuss. Prov.
Schleswig-Holstein, 4090 E.). Hier besteht
unter der Loge Karl zum Felsen in Altena
eine freimaurerische Vereinigung Zur
Eintracht, gest. 1896.
Blasewits (Dorf bei Dresden im Königr.
Sachsen, 6304 E.). Hier besteht jjeitlJ® 3
110
Blau
Blücher-Altona.
«ine freimaurerische Vereinigung. Mit-
gliederzahl (1899): 52. Vers. Dienstags.
Blan bedeutet in der Freimaurerei haupt-
sächlich die Treue und Beständigkeit, die
den' wahrhaft guten Menschen und Maurer
als erprobt und bewährt darstellt. Daher
zeigt sich an der Kleidung des Gesellen
B., und an der Kleidung des Meisters
findet sich die meiste b. Farbe. Das B. der
Freimaurerei ist das des Himmels (Azur-
blau), der über den Wolken in wechsel-
loser, ewiger Bläue prangt. [Vgl. M. L.
1887/88, S. 171.)
Blane Grade. Die drei untersten Grade
aller Lehrarten oder die drei Grade der
Johannismaurerei (s. d.), auch symbolische
Orade genannt, haben die blaue Farbe an
Schürzen und Bändern, daher sie auch
nach dieser Farbe benannt werden. Die
hohem Grade haben andre vorherrschende
Farben, z. B. ziegelrot, grün.
Bleiwage s. Wasserwage.
Blinde. Die Frage über die Aufnahme-
fähigkeit der Blinden zu Freimaurern ist
mehrmals besprochen worden. Da die Frei-
maurerei hauptsächlich in Sinnbildern dar-
gestellt wird, ist es allerdings wünschens-
wert, dass diese geschaut weraen. Dennoch
ist die äussere Erscheinungsform nicht das
Wesen, und an dem geistigen Wesen können
«ich die Blinden vollständig beteiligen, ja
sogar auch von den Sinnbildern sich Vor-
stellung verschaffen. — Die Loge zu Darm-
Ätadt nahm 20. Jan. 1817 einen b. reisenden
Tonkünstler, Franz v. Conradi, 19 Jahre alt,
in den Bund auf. Bei der Aufhahme-
ieierlichkeit suchte man hauptsächlich auf
-das Gefühl und Gehör zu wirken. Die
Beschreibung dieser Aufnahme erschien
als Handschrift für Brüder besonders ge-
druckt u. d. T.: Eitual bei der Aufnahme
eines Blinden in den Freimaurerorden von
G. V. Wedekind (Darmstadt 1817). [Vgl.
Aufnahme. FZ. 1863, 8. 198.]
Biomberg, Georg Friedrich Sigis-
mund, Freiherr V., geb. 13. Sept. 1784 in
Iggershausen in Lippe-Detmold, gest. 9.
Okt. 1855 das., studierte die Rechte in Göt-
tingen und Jena und trat dann in Lippesche
Dienste. Er verliess diese nach dem Krieg
1806 und 1807 und nahm später Dienste
in der russisch-deutschen Legion, um gegen
Napoleon zu kämpfen. Die Feldzüge 1813
bis 1815 machte er im preussischen Heere
mit. Er ging dann zur Verwaltung über
und war zuletzt im Ministerium des Innern
als Wirkl. Geh. Regierungsrat thätig. 1843
schied er aus seiner Stellung. — In der
Loge Ferdinand zur Glückseligkeit zu
Magdeburg wurde er als Freimaurer auf-
§enommen und schloss sich 17. Okt. 1834
er Loge Zur Eintracht in Berlin an. Der
Grossloge gehörte er seit 1839, dem Bundes-
direktorium von 1839 — 43 an. Vornehm-
lich durch seine Bemühungen wurde 1841
-die Loge Georg zur wachsenden Palme in
Arolsen und 1844 die Loge Zur Rose im
Teutoburger Walde in Detmold gestiftet.
Sgl. Geschichte der Grossen National-
utterloge Zu den drei Weltkugeln (Brl.
1890) S. 410.]
Bloomiogton (St. im nordamerikan. Staat
lUinois (1890) 20484 E.). Hier besteht
unter der einheimischen Grossloge eine in
deutscher Sprache arbeitende Loge Mozart
Nr. 656, gegr. 4. Okt. 1870. Vers. 2. und 4.
Dienstag.
Blfielier, Gebh. Leber, v., Fürst von
Wahlstadt, preuss. Generalfeldmarschall,
geb. 16. Dez. 1742 in Rostock, gest. 12.
Sept 1819 auf seinem Gute Krieblowitz
bei Breslau, der bekannte Held der Frei-
heitskriege 1813 — 15, wurde in den Frei-
maurerbund am 6. Febr. 1782 in der
Loge Augusta zur goldenen Krone in Star-
gard in Pommern aufgenommen, in deren
Listen er bis 1803 gefahrt wird. Er war
ein sehr eifriges Mitglied des Bundes. Als
Generalmajor bei Emmerich besuchte er
in den Jahren 1800 und 1801 die dortige
Loge Fax inimica malis häufig und führte
ihr auch seine Söhne als Mitglieder zu.
In Hamm erhielt er die Weihe als alt-
schottischer Meister und wurde auch hier
auf die fünfte Stufe der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln (1803)
befördert Vom 18. Aug. 1802 bis 8. Sept.
1806 war er versitzender Meister vom Stuhl
der Loge Zu den drei Balken in Münster
[vgl. Förster, Die vierjährige Hammer-
führung des Feldmarschall Geohard Lebe-
recht von B. in Münster (1895)]; sein von ihm
geschenktes Bild ziert noch jetzt den
Bankettsaal. Bis zu seinem Tode wurde
er in den Listen als Ehrenmitglied der
Loge fortgeführt. 1811 war er Mitglied der
in Schwedt a. O. gegründeten Feldloge
Nr. 1. Aus dem Feldzug zurückgekehrt,
wurde er in Bruderkreisen hoch geehrt. So
veranstfdtete die Grosse National-Mutter-
loge Zu den drei Weltkugeln ihm zu Ehren
ein Festmahl 21. Aug. 1814 [vgl. Geschichte
dieser Loge S. 137]. Die Loge Archimedes
zu den drei Reissbrettern in Altenburg,
wo er im April 1813 wenige Tage vor der
Schlacht bei Lützen mehrere Stunden
mit V. Gneisenau und v. Scharnhorst (s.
d.), sowie am 26. April 1813 in der Loge
geweilt hatte, und die vereinigten Logen
in Rostock ernannten ihn zu ihrem Ehren-
mitglied, erstere 1814, letztere 1816 bei
seiner dortigen Anwesenheit. [Vgl. Taute,
Blücher, der Held der Freiheitskriege, als
Freimaurer (Ulm 1882). A. IV, S. 138.
FZ. 1866, S. 286. Dietrich, Blätter der
Erinnerung (Altbg. 1889), S. 87 fg. Kurze
Geschichte der Loge in AJtenburg (Altb.
1868), S. 41, 118. H. L. 1898, S. 2709.
L. XVm, S. 138. Geschichte der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln (Brl. 1890), S. 137, 411.]
Bl&eher-Altona, Konrad Daniel,
Graf V., Begründer der Linie B.-A., geb. 29.
Febr. 1764 in Prenzlin (Mecklenburg^, gest.
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Blum — Bluntsohli.
111
1. Aug. 1845 in Altona als dänischer Geh.
Konferenzrat und Oberpräsident yon Al-
tona, war ein Enkel des Oheims des Fürsten
B., machte sich 1813 und 1814 um Altona
verdient und wurde 1818 in den dänischen
Grafenstand erhoben. Er wurde in der
Loge Christian zur Palme in Kopenhagen
in den Freimaurerbund aufgenommen und
war 1817 bis zu seinem Tod Obermeister
der altschottischen Direktorialloge Klarl
zur heiligen Wahrheit in Altona (s. d.).
Blum, Bobert, politischer Agitator,
feb. 10. Nov. 1807 in Köln, erschossen in
ITien 9. Nov. 1848, gab 1847 seine Stellung
als Kassierer am Leipziger Stadttheater
auf, um sich'ganz seinen schriftstellerischen
Arbeiten und der ausbrechenden politischen
Bewegung zu widmen. Er war Mitglied
der Frankfurter Nationalversammlung für
Leipzig. Dem Freimaurerbunde trat B.
2. Jan. 1836 in der Loge Balduin zur Linde
in Leipzig bei.
Bliimaner,Aloy8. Dichter, Schriftsteller
und Buchhändler, bekannt als Verfasser
der travestierten Äneide, geb. 21. Dez. 1755
in Steyr in Österreich ob der Enns, gest. 16.
März 1798 in Wien, wurde 1781 oder 1782 in
der Loge Zur wahrenEintracht in Wien in
den Freimaurerbund aufgenommen. Er gab
auch eine Sammlung von »Freymaurer-
gedichten« (1786 u. oft.) heraus, unter denen
vorzüglich das Gebet das bekannteste ge-
worden ist. Ferner hat er auch einige
Freimaurerreden und andre Aufsätze
hinterlassen, die sich in seinen gesammelten
Schriften finden. [Vgl. Jördens, Lexikon
deutscher Dichter I, 99; V, 745. Wurz-
bach, Biogr. Lex. I, 436—444. FZ. 1898,
S. 108. Abafi, Geschichte der Freimau-
rerei in Österreich-Ungarn IV, 299.1
Blnmenaa (St. im brasilischen Staate
Santa Catharina). Hier besteht eine deutsche
Loge Zur Friedenspalme unter der
Grossen Loge von Hamburg, gegr. 24. Juni
1885, eingew. 11. Nov. 1885.
Blnmenaa, Salomon, Israel. Geist-
licher, geb. 8. Juni 1825 zu Bünde in
Westfalen, war in Bielefeld Babbiner und
lebt, seit 1889 in Buhestand versetzt, in
Hameln. Aufgenommen in den Freimaurer-
bund wurde ß. Januar 1859 in der Loge
St. Georg in Hamburg. Von ihm erschienen :
»Den Schwestern Heill Beden und Dich-
tungen maurerischen Lihalts« (3. Aufl., Lpz.
1878). »Zur Orientirung in der Frei-
maurer-Frage, gekrönte Preisschrift« (Buda-
pest 1878). »Welches ist der religiöse Ge-
danke in der Freimaurerei?« (Hmbg. 1881,
mit dem zweiten Preis gekrönt). Ausser-
dem sind verschiedne Vorträge von B.
veröffentlicht in der Bauhütte und dem
Hamburger Logenblatt.
Blnmenliagen, Philipp Georg Au^.
Wilh., Dr. med. und praktischer Arzt, geb.
15. Febr. 1781 in Hannover, gest. das. 6. Mai
1839, als Novellendichter bekannt, wurde
in den Bund aufgenommen 23. Juni 1811,
war von 1821—26 zugeordneter Meister
und von 1826—40 Meister vom Stuhl der
Loge Zum schwarzen Bär in Hannover.
Als maurerischer Schriftsteller gab er
heraus: Akazienblüten (Hann. 1815), sowie
verschiedne Beden und Gedichte. In
der Frage über Emanzipation jüdischer
Freimaurer stand er auf der liberalen Seite
mit seiner Frage: Wo ist der Platz der
Freimaurerei in der Menschheit? (Hann.
1838). Sein maurerischer Nachlass erschien
Hannover 1840. [Vgl. Neuer Nekrolog der
Deutschen, 1839, I, 440-44.]
Blnntselili, Johann Kaspar, berühm-
ter Bechtsgelehrter, geb. 7. März 1808 in
Zürich, gest. 21. Okt. 1881 in Karlsruhe,
studierte Kechtswissenschaft in Berlin und
Bonn, wurde 1830 beim Bezirksgericht in
Zürich angestellt, 1833 ausserordentlicher
und 1836 ordentlicher Professor an der
neugegründeten Universität dortselbst. Als
Ende 1830 die schweizerische Beform-
bewegung begann, schloss er sich der kon-
servativen Partei an und trat demBadikalis-
mus in seiner Schrift »Das Volk und der
Souverän «(Zürich 1831) öffentlich en^egen.
1837 in den Grossen Bat der Stadt Zürich
gewählt, trat er in die praktische Schule
des parlamentarischen Lebens als einer
derFührer der gemässi^n konstitutionellen
Partei. Die Kevolution des Jahres 1839
stürzte die radikale oberste Behörde Zürichs,
und B. wurde in die neue Begierung und
zugleich in den eidgenössischen Staatsrat
gewählt. 1846 trat er aus der Begie-
rung aus und widmete sich ausschliess-
lich seiner Professur. 1847 machte er
den letzten vergeblichen Versuch, den
Kampf der Extreme zu verhindern, und
wandte sich sogar unmittelbar an den Papst,
um im Interesse des Friedens die Ab-
berufung der Jesuiten zu erlangen. Die
Universität München war es, die ihn 1847
nach Deutschland zog, und 13 Jahre hin-
durch hat er hier als Professor des Deut-
schen Privatrechts imd des Staatsrechts
segensreich gewirkt. In München vollzog
sich in ihm eine eigentümliche und seltene
Wandlung. Während sonst die Menschen
in reiferem Alter und bei höherem Bang
in der Gesellschaft konservativer zu werden
pflegen, trat bei ihm mit dem Fortschritt
seiner Stellung und Wirksamkeit im Leben
umgekehrt der liberale Charakter seines
Wesens immer offener hervor; dabei wurde
er von Jahr zu Jahr entschiedener national
gesinnt. 1861 folgte er dem Buf an die
Universität Heidelberg als Nachfolger Bo-
bert V. Mohls im Lehrstuhl der Staats-
wissenschaft. Hier stand er inmitten der
Kämpfer gegen den Ultramontanismus und
wurde vom liberalen Grossherzog in die
Erste Kammer und nur infolge seines unab-
hängigen Sinnes nicht ins Staatsministerium
berufen. Aber auch im weitem deutschen
Vaterland begegnet man seiner enerne-
voUen, unermüdlichen und erfolgreichen
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112
B'nai B'rith — Boas.
Thätigkeit beim Deutschen Juristentag,
im Deutschen Abgeordnetentag, im ZoU-
Parlament, im Verein für Volksbildung
und im Protestantenverein. Auch an der
kirchlichen Entwicklung Badens und
Deutschlands gebührt ihm ein entschie-
dener und wesentlicher Anteil. Wo es
auch sei, in der Schulfrage, wie im Kirchen-
streit, stets finden wir ihn unter den wuch-
tigsten und gefurchtetsten Bekämpfem des
Ultramontanismus. — In den Freimaurer-
bund aufgenommen wurde B. 8. Juni 1838
in der Loge Modestia cum libertate in
Zürich. Der längern maurerischen Ruhe in
München folgten in Heidelberg einige
Jahre stiller Beobachtung, bis sich B. 1864
entschloss, der dortigen Bauhütte Ruprecht
zu den fünf Rosen als aktives Mitglied
beizutreten. In demselben Jahre sehen
wir ihn bereits den ersten Hammer führen
und eine Thätigkeit entwickeln, welche die
Grossloge Zur Sonne (s. Bayreuth) bis
in ihre Grundfesten erschütterte und ein
neues, kräftig pulsierendes Leben wachrief
So gestaltete sich seine Stellung im
Bunde, wie seine gewaltigen Erfolge es
verlangten. Die nächste Wahl (1872) be-
rief ihn als Grossmeister an die Spitze der
Grossloge Zur Sonne. Ihm verdankt
der Sonnenbund seine Verfassung, ihm
zumeist das das bewährte Alte pietät-
voll bewahrende Ritual. Ihm war der
Hammer des Grossmeisters nicht eine leere
Auszeichnung, er gab ihm eine schwere
Bürde der Arbeit und Mühe; dafür aber
gilt auch die Art und Weise, wie er sein
Amt verwaltet, als Muster und Beispiel
nicht bloss für die deutsche Maurerei,
nein, weit hinaus über die Grenzen unsers
Vaterlandes. Seine »Freimaurergespräche
I. über Gott und Natur, II. über Unsterb-
lichkeitc (Nördlingen 1878) sind innerhalb
der Bruderkette, wie in der äussern Welt
als mustergültig geschätzt; seine Allge-
meinen Grundsätze sind vom Grossmeister-
tag, wenn auch nicht von allen deutschen
Grosslogen (s. Orundgesetz), angenommen,
sein Brief an den Papst vom 14. Okt. 1865,
diese niederschmetternde, glänzende Ant-
wort auf denSyllabus,einSchlag mit diamant-
hartem, scharf geschliffenem Schwert auf
das Haupt des Ultramontanismus, war ein
Weltereignis; seine Rede über oie ideale
Bedeutung der Maurerei, die er am 8. Aug.
1875 in der Grossloge zu Bayreuth hielt,
sollte jedem Lehrling als kanonische Schrift
in die Hand gegeben werden. Wenn die
Schifimannsche Angelegenheit keinen of-
fenen Bruch in der deutschen Maurerei
hervorbrachte, so dankt man esB.s ruhigem,
umsichtigem, versöhnendem Eingreifen.
Sein 70. Geburtstag wurde in der Loge zu
Heidelberg festlich begangen. Von der
Grossmeisterwürde trat er im November
1878 nach vollendeter Amtsdauer zurück,
wobei er zum Ehrengrossmeister ernannt
wurde. [Vgl. seine Selbstbiographie »Denk-
würdiges aus meinem Leben« (Nördl. 1884^
3 Bde.). Fr. Meyer v. Waldeck, Festrede
zur 70. GeburtBtagsfeier: L. 1878, Nr. 8.
Findel, Geschichte der Grossloge Zurßonne
(Lpz. 1897), S. 117, 180. Der Freimaurer.
1877, S. 41 (mit Bildnis). Steger, Für und
wider die Freimaurerei, S. 12. 8. auch
Deutscher Orosslogenbund.]
B'nai B'rith, unabhängiger Orden (U.
0. B. B.) ist ein 1843 in New York
gegründeter Judenorden. B'nai B'rith
heisst »Söhne des Bundes«. Man zählt in
Amerika etwa 30000, in Deutschland, das
den 8. Distrikt bildet, gegen 4500 Mit-
glieder in 36 Logen. Hier wurde der
Orden erst 1882 eingeführt; die »Grossloge
für Deutschland VIH« wurde 1885 ge-
gründet. 1889 wurde der Orden in Öster-
reich und Rumänien eingeführt. Auch
im Orient hat er Logen aufzuweisen. »Er
hat es sich zur Aufgabe gemacht, die
Israeliten in einer Weise zu verbinden, in
der die Entwickelung der höchsten Inter-
essen des Judentums am ehesten und all-
gemein ermöglicht wird«. »Während der
Orden die Gefühle wahrer Freundschaft
und Brüderlichkeit weckt und nährt, dem
Kranken Trost und Hilfe, dem Sinkenden
die rettende Hand bietet, die Thränen der
Witwen und Waisen trocknet und durch
warme Teilnahme in allen Lagen des
Lebens die Freuden des Glücks erhöht
und die Bürde widrigen Schicksals er-
leichtert, ist es seine Absicht, die geistige
Ausbildung seiner Mitglieder zu heben,
ihnen die Grundsätze ernster Sittlichkeit
einzuprägen und die Erkenntnis des
reinen Brudertums zu fördern«. Die Statu-
ten zerfallen in zwei Grundteile: die Kon-
stitution und die allgemeinen Gesetze.
Die in New York bestehende Konstitution-
Grossloge ist der höchste Gerichtshof
des Ordens. Neben ihr stehen die
Distrikts-Grosslogen. Zwanzig Mitglieder
können sich an Orten, wo noch keine Loge
ist, um einen Freibrief zur Errichtung einer
solchen bewerben. Der Orden hat drei
Grade und besitzt (aber nicht in Deutsch-
land) Frauen- und Jugendlogen. Der
Deutsche Grosslogentag hat 1887 den
Orden für eine geheime Gesellschaft er-
klärt und bescMossen, das es keinem
Mitglied der verbundenen Logen gestattet
sei, dem Orden anzugehören. Dagegen hat
die Symbolische Grosssloge von Ungarn
21. Sept. 1894 dies gestattet. [Vgl. Bbl. 1892,
S. 319; Bh. 1897, S. 271: 1898, S. 282;
1899, S. 139. FZ. 1887, S. 36; 1894, 8.
68, 100, 109; 1897. S. 212; L. 1896 8.
126; R. 1895, S. 30.]
Boas, d.h. : »In ihm (Gott) ist es stark«, ist
der Name einer Säule im Salomoniscnen
Tempel (s. Säulen) und ein Wort, das in der
Symbolik der Freimaurerei eine wichtige Be-
deutung hat. [Vgl. Fischer, Gesellen-Kate-
chismus (19. Aufl., Lpz. 1898), S. 6, 9. Mar-
bach, Agenda B. (3. Aufl., Lpz. 1894), S. 70.]
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Bob — Böckel.
113
Bob, Franz Josef, geb. 31. Okt. 1733
ZQ Dauchingen in Vorder-Österreich, gest.
19. Febr. 1802, 1762 Stadtgerichts-
schreiber, dann Konzipist in Wien, kam
1768 als Professor der Kam'eral- und
Polizeiwissenschaften an die Universität
Freiburg und wurde zugleich zum Direktor
des akademischen Gymnasiums ernannt
1775 wurde er Rektor der Universität,
1786 Oberaufseher der sämtlichen nieder-
6sterreichschen deutschen Schulen und
Direktor der Freiburger Normalschule.
B. war Mitglied von Kieggers deutscher
Gesellschaft und schrieb ausser der frei-
maurerischen Schutzschrift »Sendschreiben
an Ehrich Servati« (1786) und einigen
Sädagogischen Werken : »Von dem System
er Pouzei Wissenschaft« und »Von dem
Vorurteile über die Neuerungen in der
Wissenschaft« (beide Freiburg 1779). In
Anerkennung seiner Verdienste erhielt er
den Titel eines k. k. Eats. Der Loge in
Freiburg war er 1784 beigetreten, wurde
1787 deren zugeordneter Meister und deckte
1788. [Ficke, Geschichte der Loge in
Freiburg (1874). ^ Abafi, Geschichte der
Freimaurerei in Österreich-Ungarn.]
B$ber, Johann, russischer Staatsrat,
war schon 1783 Maurer [Kalender für die
Provinzialloge von Mecklenburg, 1837,
S. 61]. Auf seine Darstellung von der
Freimaurerei soll Kaiser Alexander I. die
XJkase Pauls L gegen den Bund aufge-
hoben haben. [Vgl. Thory, Acta Lat. I,
218, wo das Gespräch angeführt ist, und
das (Freiberger) Neue freymaurerische
Taschenbuch auf 1816—17, S. 147 fg.] 1804
ward auf B.'s Veranlassung die Loge Ale-
xander zum gekrönten Pelikan errichtet,
die sich bald teilte und mit andern Logen
die Grosse Direktorialloge Wladimir zur
Ordnung stiftete, deren Grossmeister B.
1811 ward und bis 1814 blieb, wo ihm
Graf Mussin Puschkin Bruce in dieser
Würde folgte. Oktober 1815 trat er mit
seiner Loge Alexander zum gekrönten Pe-
likan zur Grossen Loge Asträa. [Nettel-
bladt, in seinem Abriss der Geschichte
der russischen Freimaurerei im Mecklen-
burger Kalender, 1837, S. 67, scheint das
letztere zu bestreiten.] B. erlebte noch
die Aufhebung des freimaurerischen Bun-
des in Bussland. Liedersammlungen von ihm
för Petersburger Logen bei Kloss, Nr. 1550
und 1592. [Vgl. M.L. 1894/5, S. 217.]
Bobiik, Eduard, Prof. der Philosophie
und Mitglied der Loge Modestia cum lioer-
tate in Zürich, war Verfasser einer der
besten deutschen Schriften über Frei-
maurerei: Geschichte, Grundidee und
Verfassung der Freimaurerei (anonym er-
schienen, Zürich 1838), sowie einer Schrift
über die Kölner Urkunde rBem 1838).
Auch beantragte er 1840 oie Bildung
eines freimaurerischen Zentralkomit^ zur
Leitung und Unterstützung deutscher
Auswanderer. (S. AuBwanderangakomite.)
Allgemeines Handbuch der Freimaurerei.
Boehnm (St. in der preuss. Prov. West-
falen, 53842 £.). Logen daselbst: I.
Johannisloge Zu den drei Bosen-
knospen, begann ihre Arbeiten als De-
putationsloge der Johannisloge Zum gold-
nen Schwert in Wesel 27. Dez. 1783, eingew.
6. April 1786, nachdem die Stiftungs-
urkunde am 12. Dez. 1785 ausgefertigt
war. Li Thätigkeit trat die Loge aber
erst am 6. April 1786. 1808 hart be-
drängt, der Provinzialloge zwischen Rhein
und Weser beigetreten, blieb sie bei dem
Verband der drei Weltkugeln stehen, und
es hat nie eine Verlegung der Loge nach
Dortmund stattgefunden, obgleich solche
geplant war. Erst am 4. Febr. 1835 wurde
ie Loge förmlich als Tochterloge der drei
Weltkugeln anerkannt. Sie arbeitet im
eignen Lokal Humboldtstr. 14 (errichtet
1875). Ferien vom Johannisfest bis An-
fang September. »Chronik der Logec
(Bochum 1896). MitgUederzahl (1899): 151.
Vers. Dienstag abends. 11. Delegierte alt-
schottische Loge Zu den drei Bösen -
knospen, gest. 8. Febr. 1887, konst.
22. März 1888, eingew. 27. Mai 1888.
Bodmin. Die Logen in B., Essen,
Duisburg, Wesel, Emmerich und Mül-
heim a, d. Ruhr (früher auch Düsseldorf^
haben unter sich, nachdem schon 1842
und die folgenden Jahre Versammlungen
stattgefunden hatten [vgl. BbL 1898, S.
442], seit 1876 einen förmlichen Verband
geschlossen, dessen Zweck die Pflege von
Freundschaft und Liebe unter den Mitglie-
dern durch Förderung und Belebung eines
innigen Verkehrs zwischen den Verbands-
logen ist. Als äusseres Zeichen ihrer gemein-
samen Thätigkeit bringen sie die Mittel
zu einem Stipendium zusammen, das
Jünglingen und Jungfrauen zum Zwecke
ihrer Ausbildung für einen Beruf gegeben
wird. Jährlich wird auf diese Weise eine
Summe von 600 Mark zur Verfügung ge-
stellt. Li der zweiten Hälfte des April
treten die Vertreter der beteiligten Logen
als Verbands- Ausschuss zusammen. Gleich-
zeitig wird in jedem Jahre ein Verbands-
fest gefeiert [Vgl. L. 1895, S. 37.1
Böckel, Ernst Gottfried Adolf,
Theolog, geb. 1. April 1788 in Danzig,
gest. 5. April 1854 in Oldenburg, wurde
1804 Lehrer in Königsberg, 1809 Pastor
in Danzig, 1820 Professor der Theologie
in Greifswald, 1826 Hauptpastor an St.
Jakobi in Hamburg, 1833 Pastor in
Bremen, 1836 Generäsuperintendent und
Oberhofprediger in Oldenburg und war
bekannt als geistreicher Kanzelredner und
Belehrter Theolog. — Er wurde 1811 in
er Loge Eugenia zum gekrönten Löwen
in Danzig aufgenommen, war während
seines Aufenthalts in Greifswald Mitglied
der Loge Karl zu den drei Greifen, schloss
sich 20. Jan. 1827 der Loge Zum Peli-
kan in Hamburg an, wurde deren Logen-
meister 1827 bis 1828, 1827— 33 ProvinzMr
114
Bockenheim — Bode.
groBBmeister derProvinzialloge von Nieder-
Bachsen in Hamburg und Stifter und
erster Meister vom Stuhl der Loge
Boanerges zur Bruderliebe das. Ausser
mehreren Aufs&tzen im Archiv fdr Frei-
maurerei Hess er eine Trauerrede auf H.
G. W. Freudentheil (s. d.) drucken.
Boekeiilieim (früher St. in der preuss.
ProY. Hessen-Nassau, seit 1895 mit Frank-
furt a. M. vereinigt). Hier finden seit
1898 regelmässige monatliche gesellige
freimaurerische Versammlungen der ein-
heimischen Freimaurer statt.
Bode, Johann Joachim Christoph,
geb. 16. Jan. 1780 in Barum im Braun-
schweigschen, gest. 13. Dez. 1793 in
Weimar, war Hautboist zuerst in
braunschweigschen, dann in hannover-
schen Milit£xüen6ten und benutzte jede
G^egenheit, um sich besonders in der
Musik und in fremden Sprachen zu bilden.
Schon 1754 trat er in Celle als Komponist
auf, ging 1757 nach Hamburg, wirkte
dort ab Musiklehrer und Lehrer der
neuem Sprachen, femer als Übersetzer
aus dem Französischen, Englischen und
Italienischen. Er stand in Verbindung
mit Lessing und Claudius, deren Werke
er in Druck und Verlag nahm, als er
1767 eine Buchdruckerei anlegte und sie
mit einer Buchhandlung verband. Er
sanmielte eine Bibliothek von 800 Bänden
über alle geheimen Ordensverbindungen
aus allen Ländem. 1778 ging er nach
Weimar, wo er noch mehrere Jahre litte-
rarisch thätig war. Den Grossen der
Erde schmeichelte er nicht, wurde den-
noch 1778 meiningischer Hofrat, 1782
gothaischer Le^ationsrat, 1791 darm-
städtischer Gehemirat. B. gehört zu den
eifrigsten und hervorragendsten deut-
schen Freimaurern des 18. Jahrhun-
derts. Am 11. Februar 1761 wurde er in der
Loee Absalom in Hamburg zum Lehrling
und Gesellen aufgenommen, 16. Febr. be-
reite zum Meister erhoben und 16. Dez.
SchriftfElhrer und Redner der Loge. Bald
nach Einführung der strikten Observanz
wurde er im August 1765 zum Meister
vom Stuhl der Loge Absalom mit dem Titel
eines Hauskomturs ernannt. In den
innem Orden eingeführt, war er zuerst der
strikten Observanz sehr zugethan, fühlte
sich aber später enttäuscht, wurde Gegner
dieser Lehrart und suchte in andern
Systemen das Vermisste. 1766 auf einer
Reise nach Sachsen mit dem ökonomischen
Plan (s. d.) bekannt gemacht, unternahm er
es auf Ansuchen des Priors Kiesenwetter
(s. d.). mit Schubart (s. d.) diesen Plan an
verscniednen Orten zu veröffentlichen. Die
Uneinigkeit zwischen B. und Schubart
wurde ein Hindernis fflr die EinfCLhrung
des Plans. B. warf in einem Briefe vom
27. Okt. 1768 Schubart vor, dass der
Güterverkauf des Heermeisters auffallen
müsse, da Schubart selbst 1765 versichert
habe, dass das Gut Kittlitz dem Orden
gehöre. Auch an den Heermeister selbst
schickte in diesem Sinne B. ein »Prome-
moria«, das von dem Gutachten aller
Präfekturen begleitet war. Diese Wahr-
nehmung der Ordensinteressen den Obern
gegenüber konnte sein Ansehen bei den
Hunburger Freimaurern nur steigern. Auf
der Versammlung vom 17. April 1773
(s. Hamburg) wurde er zum zugeordneten
Grossmeister gewählt. Dabei behielt er
sein Amt als Meister vom Stuhl der Loge
Absalom, ja selbst jahrelang noch nach
seiner Übersiedlung nach Weimar bis
1780. Auf den bekannten Konventen von
Braunschweig 1775 und von Wolfenbüttel
1778 war B. als Vertreter der Präfektur
Hamburg zugegen. Er setzte seine Be-
stätigung als rrokurator generalis und
die Exemtion der Präfektor Hamburg,
d. h. die Unabhängigkeit vom Subpriorat
Ratzeburg durch. Auf einer Reise im
Mai und Juni besuchte B. in Baden den
Freiherm von Gugomos (s. d ). Er hielt ihn
für einen Kundschafter der Jesuiten und
gab in seinem Bericht zugleich Nachricht
von dem üblen Ruf, in dem der moralische
Charakter des Gugomos stehe. In seinem
»Examen impartiä du livre intitul^: Des
Erreurs et de la V&rit^ etc.« fand er in
diesem Buch den klaren Jesuitismus
und dessen Zusammenhang mit der Frei-
maurerei. Am Ende des Jahres 1777
wurde er mit Nagant nach Bremen abge-
ordnet, um dort ein Kapitel zu errichten,
wobei der dortigen Schottenloge der
Name »Johannes zu den sieben Sternen«
gegeben wurde. Auf dem Konvent von
Wilhelmsbad 1782 war Hamburg nicht
vertreten, aber B. wurde vom Herzog von
Gotha als Vertreter hingeschickt, wo
er seine Forschungen über die Ent-
stehung und den Zweck der Freimaurerei
vorlegte, aber mit seiner Jesuitentheorie
wenig Anklang fand. Hier lernte er den
Freiherm vonKnigge(s. d.) kennen; dieser
nahm ihn in den Illuminatenorden auf,
für den er nun eifrig wirkte. Auch mit
den Philalethen (s. d.^ in Paris trat er in Ver-
bindung, indem er ihnen 1787 sein Essai
sur rOrigine etc. zusandte. Auf einer
Reise nach Paris 1788 fand er dort den
Kongress der Philalethen auseinanderge-
gangen, aber man ö&ete ihm deren
Archiv, aus dem er sich einen Wust von
Graden abschreiben liess. Im März 1783
kam B. noch einmal nach Hamburg, bei
welcher Gelegenheit der Grossschatzmeister
Beseler (s. d.) ihn malen liess und das wohlge-
troffene Bild den Logen schenkte, in deren
Räumen (Welckerstrasse) es noch heute
hängt. Nach dem Untergang des Illumi-
natenordens ruhte B. nicht mit maurerischen
Reformplänen. Um 1790 erdachte er ein
neues ^stem unter dem Namen «Deutscher
Freimaurerbund« (s. d.), wofür er namhafte
gothaische Freimaurer und etwa 10 Ix^n
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Btfdeker — Boheman.
115
gewann, aber dieser Bund wurde nicht
aus^fÜhrt Sein Freund Schröder (s. d.),
der ihn noch 1791 in Weimar besucht hatte,
widmete ihm in der Trauerloge in Ham-
burg am 18. Dez. 1798 einen würdigen
Nachruf. Die Inschrift des ihm von Freun-
den auf dem Weimarschen Kirchhof ge-
setzten Denkmals lautet bezeichnend:
»Bastlos und mutig beförderte er Wahr-
heit, Aufklärung und Menschenwohl«. —
Folgende freimaurerische Schriften hat B.
u.a. herausgegeben: 1) Gedanken einesFrei-
maurers am Johannisfeste 1768 yon dem
Br. Bedner der Loge Absalom. 2) Trauer-
rede über das frühzeitige und unerwartete
Ableben des Herzogs Geor^ Ludwig zu
Schleswig-Holstein, welche in der am 5.
Okt. 1768 gehaltenen Trauerversammlung
der Loge Absalom gehalten worden durcn
ihren Br. Secr. B. 8) Bede am Johannis-
feste 1764 in der Loge Absalom. 4) Ge-
dächtnisrede (auf Br. Lohmann, Stuart der
Loge St. Georg) den 22. Sept. 1774 in der
allgemeinen Trauerversammlung der drei
vereinigten Logen in Hamburg, gehalten
von Br. B. 5) Almanach oder Taschen-Buch
für die Brüder Freymäurer der vereinigten
deutschen Logen auf dasJahr 1776undl777.
MitGenehmigung derObem. Derselbe für die
Br. Freymäurer der vereinigten deutschen
und schwedischen Logen auf das Jahr 1778
und 1779. 6) «Starke Erweise aus den
eigenen Schriften des Hochheil. Ordens der
Gold- und Bosenkreutzer für die Wiüirheit,
dass seine in Gott ruhenden Väter von
ewiger Thätigkeit und Wirksamkeit sind.«
Sofien, Begensbg., Brl. 1788.) 7) .Mehr
oten ab Text onder die deutsche Union
der Zwey und Zwanziger eines neuen ge-
heimen Ordens zum Besten der Mensch-
heit«. (Lpz.1789.) 8) Circular-Brief (Wei-
mar 1790). 9) Nachtrag zu dem Circular-
Brief (Weimar 1790). 10) Nr. 8 (Weimar
1788). 11) Heft 0. Nr. 4, .Die Geheime
Schule. Ein Heft für die Meister Maurer.«
(Weimar 1788.) 12) Heft D. Nr. 5,
«Zwote Vorbereitungsklasse«. (Weimar
1788). 18) Heft E. Nr. 6 .Famiüe der
Giblime oder Söhne der Freymaurer«.
£eimar 1788.) 14) Heft F. Nr. 7 .Bitual
' verbesserten Freymaurerey, enthaltend
die Ceremonien bei der Aufnahme« (Wei-
mar 1788). rVgl. Schröder, Materialien.
Böttiger, Boaes litterarisches Leben (BrL
1796). Brandt, Geschichte des Alten Logen-
hauses. Denkschrift auf B. (Weimar 1796).
Fragmente zur Biographie des verstorbenen
Geheimen Bats B. (Bom 1795). Eöthener
Taschenbuch 1801, S. 889; 1803, S. 107,
348. Eleusinien des 19. Jahrb., I, S. 199.
A. Z. I, 2, S. 228. Bh. 1881, S. 209. A. 1892,
S. 67. H. L. 1886 Nr. 182. L. 1883, S.
185. Z. 1885, S. 75.1
BMeker, 1) Joh. Eubert, Beichshofs-
gerichtsrat in Wetzlar, seit 1784 L^tions-
rat beim Herzog von Sachsen-€k>tha>, war
Mitglied der Wiener Loge Zum heiligen
Joseph, in der er 1776 Bedner, 1780 2. Auf-
seher und 1788—85 zugeordneter Meister
war. 1782 trat er auf dem Wilhelmsbader
Konvent (s. d.) zur strikten Observanz.
Von ihm erschienen: »Freimaurerreden, ge-
halten von a Lapide Cubico« (Brunn 1789).
2} Ernst Friedr. Wilh., Konrektor
una Lehrer der Geschichte an der Of&zier-
Bchule in Hannover, geb. 7, Mai 1779,
gest. 27. Aug. 1826, war 1825—26 Meister
vom Stuhl der Loge Friedrich zum weissen
Pferde in Hannover. Sein maurerischer
NacMass wurde (Hannover 1829) von W.
Blumenhagen (s. d.) herausgegeben.
8) Wilhelm Friedrich Siegfried,
Sohn des Vorigen, Konsistorialrat in Han-
nover, geb. 80. Juni 1812, aufgenommen
28. Jan. 1841, war von 1852—67 Meister
vonTStuhl der Loge Friedrich zum weissen
Pferde, zugleich auch zweiter zugeordneter
Grossmeister der Grossloge von Hannover.
Da er mit dem Anschluss der hannover-
schen Logen an eine preussische Grossloge
nicht zufrieden war, legte er am 20. Mai
1867 sein Amt nieder und deckte die Loge
Ende 1867. Er starb bald nachher.
BShelm, F. M., Hofschauspieler in Berlin,
fest. das. 4. Juni 1811, Mitglied der Grossen
«andeslo^ von Deutschland in Berlin, gab
1 798 fg. eine » Auswahl von MaurerGesängen
mit Melodien der vorzüglichsten Oompo-
nisten, in zwey Abtheilungen« (neue Aus-
gabe, 1817) und schon vorher in Gemein-
schaft mit Ambrosch »Freimaurerlieder«
(Brl. 1798) heraus.
Bokeman, Karl Adolf Anderson,
geb. 1770 in Jönköping in Smäland, ein
Schwede, der zu Anfang des 19. Jahrh.
durch Vorspiegelung des Besitzes grosser
Ordensgeheimnisse am Stockholmer Hofe
Aufsehen erregte und sp&ter auch in
Deutschland Eingang und Einfluss im
Freimaurerbund suchte. Er war Postbe-
amter in seiner Vaterstadt und ging um
1790 als Privatsekretär eines Beisenden
nach Deutschland. Von da kehrte er bald
im Besitz grossen Beichtums zurück,
kaufte das ft^er königl. Schloss Freuden-
lund bei Kopenhagen und lebte daselbst
mit ausnehmendem Luxus, wobei er zu-
gleich grossartige Wohlth&tigkeitsspenden
machte. Er wusste sich das vertrauen des
Grafen Bemstorff und des Herzogs Karl
(s. d.) von Südermanland zu erwerben, der
nach Erlangung höherer Ordensgeheimnisse
trachtete. Mit beiden trat er in sehr nahe
Beziehungen. 1802 ging er nach Stock-
holm, wo er den Titel eines Hofsekretärs
erhielt und den Herzog, sowie mehrere der
angesehensten Staatsbeamten in seine ge-
heime Verbindung au&ahm. Als man aber
auch damit umging, den jugendlichen und
zu mystischen Ideen geneigten König in
diese zu ziehen, schritt aie Begierung gegen
B. ein; er wurde 18. Febr. 1808 gefangen,
und seine Papiere wurden in Beschla
nommen. Eine anscheinend |halb£un^
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Bohmann — Böhmen.
Veröffentlichung hierüber aus Stockholm
vom 29. M&rz 1803 im Hamburger Korre-
spondenten, Nr. 58, unterm 12. April des-
selben Jahres sagt: Die angestellten Unter-
suchungen haben hinlänglich die Strafbar-
keit seiner Absichten und Handlungen dar-
^than. Nach verschiedenen Versuchen, die
Wahrheit zu verhehlen oder zu entstellen,
hat er endlich, durch unwidersprechliche
Beweise überführt, freiwillig folgendes be-
kannt: dass er teils aus Eigennutz, teils
aus Herrschsucht Betrüger gewesen, aass er
unter Benutzung des Hangs, welchen ge-
wisse Charaktere zum Übernatürlichen auf
Kosten des Natürlichen besitzen, geglaubt,
Einfluss und sogar Gewalt über die, auf
welche Vorurteile wirken, zu erlangen;
dass er zur Vollführung seiner Betrügereien
teils von seiner Bekanntschaft mit den
Geheimnissen einiger Orden Gebrauch ge-
macht, teils auch solche nach Umständen
mit eignen Zusätzen vermehrt habe .... In
Ansehung seines gesammelten Vermögens
hat er endlich vorgegeben, dasselbe durch
die Freigebigkeit einer vornehmen Person
ausserhalb Landes erlangt zu haben .... Aus
den übrigen bei B. beündlichen Papieren
ergiebt sich weiter, dass er ein Mitglied und
wenigstens dem Anschein nach die Haupt-
person einer Verbindung ist, deren Adepten
unter dem Namen der Asiatischen Brüder
bekannt gewesen sind. Die Gesetze, Sta-
tuten und Organisation dieses Ordens
können zu allerhand Missbräuchen Anlass
geben. — Aus diesem Bericht und dem,
was sonst über diese Angelegenheit bekannt
geworden ist, darf man abnehmen, dass B.,
der auf seinen Reisen in Deutschland das
System der Asiatischen Brüder (s. d.)
kennen gelernt, dieses, das mit poli-
tischen Tendenzen gar nichts gemein
hatte, für seine Zwecke umgestaltete und
namentlich mit Swedenborgschen Thor-
heiten (s. Swedenborg) verwebte.*) Sein
Plan wäre hiemach dahin gegangen, den
Herzog Karl an die Spitze des ganzen
Ordenswesens zu stellen, und es lagen ihm
hierbei wohl weniger politische, als eigen-
nützige Absichten zu Grunde. Daf&r spricht
auch, dass gegen ihn nichts anderes, als
Ausweisung aus dem Reiche verhängt ward.
Das Gleiche traf ihn in Dänemark. Er
ging hierauf nach Deutschland, wo er um-
herreiste, Kapitel stiftete und dabei in
seinen Reden sich sehr über das Verfahren
der schwedischen Regierung gegen ihn be-
klagte. Auch an den König von Schweden
richtete er, unter Couvert der Markgräfin
von Baden, deren Vertrauen er frtOier zu
erlangen gewusst hatte, verschiedne Kla^e-
briefe. Seine Angelegenheit erregte viel
*) Trftomereien Ton dem neaen Jenualem im In-
nern AftikM, wo Ghriatos in liohtbarer Gestalt um-
herwandle, Ankündigung der nahen Erscheinung
und Begierung Ghriiti, die aber nur den Königen
und Ministem sichtbar sein werde u. s. w.
Aufsehen, es erschien sogar ein Roman
über ihn: B., geheimer Oberer und Haupt
der Asiatischen Brüder (Hamb. 1811), der
jedoch bloss auf Erfindung beruht und ihn
als das Werkzeug der Rache einer Fürstin
schildert, die zwei Liebende unaufhörlich
verfolgen lässt. Zur Verteidigung der
Regierung liess der schwedische Gesandte
in Kopenhagen, Graf Oxenstierna, eine
Erklärung im Hamburger Korrespondenten
vom 3. Febr. 1804 erscheinen. Ein Versuch
B.'s, sich dem König Gustav bei dessen
Anwesenheit in Greifewald 1806 wieder zu
nähern, schlug fehl; dagegen ging ß. nach
Karls Xni. Regierungsantritt wieder nach
Stockholm und glaubte sich durch Für-
sprache hoher Personen geschützt; allein
er ward von neuem des Seichs verwiesen,
und mehrere gedruckte und ungedruckte
Gegenvorstellungen B.'s wurden unberück-
sichtigtgelassen. Nach Deutschland zurück-
gekelut, nahm er seinen hauptsächlichen
Aufenthalt in Waldeck und suchte, jedoch
vergeblich, 1812 eine Loge in Pyrmont zu
errichten. Infolge dessen erscliien über
ihn eine deutsche Übersetzung einer schwe-
dischen Schrift, welche die Vorgänge von
1803 und 1804 gegen B. schildert, und von
ihm eine Verteidigung und Polemik gegen
die hannoversche Loge. [Vgl. »Verschiedene
Schriften, betreffend die widrigen Schick-
sale, welche der Hofeecretair, Karl Adolf B.,
im Jahre 1808 und 1804 in seinem Vater-
lande Schweden erlitten. Aus einer unter
diesem Titel bei Carl Delin in Stockholm
1815 in schwedischer Sprache erschie-
nenen Druckschrift frei übersetzt, und mit
einer Beilage, bis seine Lebensgeschichte
erscheint, vermehrt« (Pyrmont 1815). »Auf-
schlüsse über das Verfahren des Logen-
secretairs Hertens zu Hannover gegen den
Hofsecretair B.c (1816)]. Seit jener Zeit ist
nichts weiter von ihm zu vernehmen ge-
wesen. [Vgl. Zirkelkorrespondenz des
Engbunds Hannover H. vom 26. Nov.
1812.]
Bonmann, Fr. Lud w., Grosshändler in
Stockholm, geb. 1695, gest. 24. Juli 1767,
widmete dem von Freimaurern gegründeten
Waisenhause in Stockholm 1767 ein Ver-
mächtnis von 100000 Thlr. Kupfermünze.
Eine ihm zu Ehren geprägte Denkmünze
s. HMW., Nr. 178.
Bölimeii rKönigreich, österr. Kronland).
Hier fand die Freimaurerei frühzeitig Ein-
gang, allein ihre Wirksamkeit beschränkte
sich fast nur auf Prag (s. d.); ausserhalb
Prags bestand nur eine Loge Zur Auf-
richtigkeit (Sincörit^) in Leitmeritz, die
1741 errichtet, 1742 von Berlin aus mit
Stiftungsbrief versehen und Anfang der
sechziger Jahre nach Pilsen verlegt wurde.
15.0kt 1765 wurde Graf Kinigl8en.(s.d.)zum
Obermeister der Loge ernannt, die zu Neu-
jahr 1766 feierlich eröflöiet wurde, jedoch
wenig thätig war und 17. März 1772 förm-
lich neu geweiht und Febr. 1773^ i^fwsh
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üc
Böhmische Brttder — Bonn.
117
Klattau übertragen wurde, sich aber 1778
auflöste, nachdem sich vorher aus den
Schwestern die Adoptionsloge Zu den drei
gekrönten Herzen gebildet hatte. 1788
aufs neue in Th&tigkeit gesetzt, musste sie
sich Anfang 1786 gänzlich auflösen. Nach
Teschen versetzte Mitglieder (Of^iere) der
Loge gründeten hier Ende 1778 die Loge
Joseph zu 4en drei Trophäen, die jedoch
1779 wieder einging, iäne andre MilitAr-
loge Zu den drei Kometen hatte Freiherr
Ferraris 1761 in seinem Begiment errichtet,
die 1765 das System der strikten Observanz
annahm. — Als der Plan, eine öster-
reichische Landesloge zu schaffen, auf-
tauchte und die Provinzlogen aufgefordert
wurden, Provinziallogen zu bilden, trat
unverweilt (März 1782) die Provinzialloge
von Böhmen zusammen mit dem Grafen
Kinigl jun. (s. d.) und Graf Thun (s. d.)
an der Spitze, denen noch im selben Jahre
Georg Eterzog von Mecklenburg (s. d.) und
Graf Salm-Beifferscheid, diesen aber 1783
Geheimrat Graf Stampach und Graf Kinigl
folgten, die die Würde des Provinzial^oss-
meisters und zugeordneten Grossmeisters
auch beibehielten, als die Landesloge 1784
zu Stande kam und die Provinzialloge von
B. (nebst Mähren und Schlesien) endgiltig
eingesetzt wurde. Sie umfasste die Brünner
Logen Zu den vereinigten Freunden und
Zur aufgehenden Sonne, die KlattauerLoge
Zur Aumchtigkeit, sowie die Prager Loeen
Zu den drei gekrönten Sternen, Zu den
drei gekrönten Säulen, Zur Union und Zur
Wahrheit und Einigkeit. Nach Veröffent-
lichung der Freimaurerverordnung wurde
statt des zurücktretenden Stampach der
G^heimrat Graf Laiansky und an Stelle
Kinigls ungesetzlich Domherr Ungar zu
Grossmeistem gewählt. Der hierdurch ver-
anlasste erbitterte Zwist der Prager Frei-
maurer veranlasste die Landesloge, die
Provinzialloge fCbr aufgehoben zu erklären.
Die Logen arbeiteten fortan ohne irgend
eine ZentraUeitung. [Vgl. R. 1894, S. 49.
L. 1896, S. 108.] Gegenwärtig bestehen in
B. acht humanitäre vereine, und zwar in
Asch, Haida, Karlsbad, Pilsen, Prag (2),
Saaz und Tetschen (s. d.).
Bdlimigelie Brttder oder Brüder des Ge-
setzes Christi. Unter diesem Namen traten
die Nachkommen der Waldenser bald nach
Niederwerfung der hussitischen Bewegung
(Mitte des 15. Jahrh.) in Böhmen und
Mähren auf und bildeten förmliche Ge-
meinschafben, in denen wohl keine aus-
§esprochene Gütergemeinschaft, wohl aber
er Grundsatz herrschte, dass der Reiche
in fireiwilliger Armut seine Güter nur für
die Armen zu verwalten habe. Zu Anfang
des 17. Jahrh. wurden die B. B. verbannt
und flüchteten zum Teil nach den Nieder-
landen, wo sie neue Gemeinden bildeten,
teils verblieben sie heimlich im Lande
und hielten unter dem unverfänglichen
Namen Hackebrüderschaft nach wie vor
innig zu einander (Vgl. Abafi, Gesch. der
Freimaurerei in Österreich-Ungarn, I, 81.]
BSlmeii, Job. v., schwedis<äer Oberst-
leutnant und Kommandant von Wismar,
geb. 21. Juni 1726 in Christianstadt in
Schweden, half 1767 die Loge Zu den drei
Löwen in Wismar (s. d.) stiften und trat
Starcks Klerikat bei, war bei der Ein-
weihung V. Prangens 1768 zugegen und
ging nach einigen Jahren nach Schweden
zurück, wo er das Klerikat einfahren half.
Boieldieo, Fran9ois Adrien, Opern-
komponist, geb. 15. Dez. 1775 in Ronen,
gest. 8. Okt. 1884 auf seinem Gut Jarcy
bei Grosbois, kam 1797 nach Paris, wo er
anmutige Opern komponierte. 180S folgte
er einem Rufe als kaiserl. Kapellmeister
nach Petersburg, kehrte aber 1810 nach
Paris zurück. Während seines Peters-
burger Aufenthalts gehörte er der dortigen
Loge Les amis r^unis als Ehrenmitglied an,
komponierte auch einen »Cantique de la
Loge St. Jean de Palatino, O. de St.
Pötersbourg, dediö au T. R. et T. J. G. M.
F. Duc de Wurtemberg par Les FF. de
Massence, auteur des paroles, et A. Boieldieu,
auteur de musique. A Jerusalemc. [Vgl.
Pypin, Quellen und Beiträge zur Geschichte
der Freimaurerlogen Russlands (Riga 1896),
S. 75 Anm. 2, S. 95 Anm. 1.]
Boizenburg (St. im Grossh. Mecklenburg-
Schwerin, 8650 £.). Loge das. unter der
Grossen Landesloge zu Berlin und der Pro-
vinzialloge von Mecklenburg zu Rostock:
Vesta zu den drei Türmen, gegr. 5. Juli
1822, eingew. 5. Nov. 1822. Logenhaus:
Wallstrasse 48, eingew. 17. Okt. 1891. Mit-
gUederzahl (1899): 58. [M. L. 1897/98,
S. 128.]
BoUvia (Republik in Südamerika). Hier
bestehen unter der Grossloge von Peru
fCLnf Logen, davon drei in La Paz und je
eine in Sucre und Oruro. Die erste Loge
wurde 1857 in Sucre gegründet.
Bombaji s. Ostindien.
Bonaparte (Familie), s. Frankreich
(Herrscherhaus) H.
Bonn (St. in der preuss. Rheinprovinz,
44558 £.). I. Hier bestand früher eine
Loge unter dem Grossorient von Frank-
reich: Les frferes courageux, gegr.
18. Jan. 1806, später eingegangen. H. Jetzt
besteht hier die Loge Friedrich Wil-
helm zum eisernen Kreuz, die von der
Grossen Landesloge zu Berlin 1818 als
Feldloge gegründet worden war. später in
Erfurt (s. d.) und Torgau (s. d.) arbeitete
und 1826—57 ruhte. Sie wurde in B. 25.
Mai 1857 wieder eingesetzt und 6. Dez. 1857
eingeweiht. Mitgliederzahl (1899): 70.
Vers, jeden Mittwoch abends. Sonn-
tags Elub. Ferien: Juli bis September.
Logenlokal: Schumannstrasse Nr. 8, ein-
gew. 8. April 1888. Milde Stiftungen:
a) Witwen- und Waisenstifbung. Kapital:
20000 M.; b) Georgistiftung zur Unter-
stützung hilfsbedümiger Brüder, gegr.
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118
Bonneyille — Börne.
2. Dez. 1888. Kapital: 8500 M. Femer
hat hier die EöniK Wilhelmstiftun^ zur
Unterstützung hilrabedürftiger Studieren-
der, gest. 22. Mai 1865 durch zwölf rheinisch-
westfälische Logen, ihren Sitz. Kapital:
12000 M. Gegenwärtige Logenzahl: 86. —
Hausgesetz vom 80. Jan. 1899. [Vgl. Ge-
schichte der Loge bei Gelegenheit der Ein-
weihung des neuen Loffenhauses (1888)1.
BonneTÜle, 1) Ein Cnevalier de B. soll
angeblich 24. Nov. 1754 das unterm Namen
des Kapitels von Clermont (s.d.) bekannt
gewordene Hochgrads^stem gestiftet haben,
was neuerdings als eine Erfindung Thorys
(s. d.) nachgewiesen worden ist. [Vgl.
Schifßnann, Entstehung der Bittergrade
(Lnz. 1882), 8. 27 fg.l
2) N i k 0 1 a s B., Buchhändler und Litterat
in raris, schrieb: Les J^uites chass^ de
la ma^onnerie (1788), worin er die Über-
zeugung aussprach, dass die Jesuiten in
der Freimaurerei einflussreich seien und
besonders durch höhere Grade die Maurer
täuschten und zur Glaubensumkehr hinlei-
teten. Das Buch wurde 28. Juni 1788 im
Vorhofe der M^re-I^ge ^cossaise laut Be-
schluss verbrannt [Kloss, G^eschichte der
Freimaurerei in Frankreich, 1,816], dagegen
von Bode (s. d.) ins Deutsche übersetzt
(Lpz. 1788).
BoM, Heinrich, Dr. phil., Professor
der Cmchichte, geb. 14. Juni 1851 in Oann-
statt, studierte Philologie, Geschichte und
Nationalökonomie, Hess sich 1875 in
Basel als Privatdozent nieder, wurde 1881
ausserordentlicher und 1898 ordentlicher
Professor an der Universität zu Basel. —
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde B. 1881 in der Loge Zur Freundschaft
und Beständigkeit in Basel und bekleidete
in dieser verschiedne Ämter, insbesondere
nahm er sich der Bibliothek und des Archivs
an und veröffentlichte 1892 »Neue Beiträge
zur Bibliomphie der Freimaurerei« (Basel),
1892 die Festschrift zur Feier der Ein-
weihung des neuen Logenhauses, gen. Zum
neuen Venedig. Im Auftrag der Gross-
loge Alpina verfasste er das »Handbuch
der Freimaurerei« (Aarau 1894), das gleich-
zeitig in französischer Übersetzung (Bern
1894) erschien. Unter dem Titel: »Ge-
schichte der Freimaurerei« (Aarau 1894)
erschien eine verkürzte Ausgabe dieses
Werkes im Buchhandel. Eine zweite Bear-
beitung ist in Vorbereitung.
Booä, Edwin, amerik. Schauspieler,
geb. 18. Nov. 1888 in Bei Air in Maryland,
gest. 7. Juni 1898 in New York, errang durch
Darstellung Shakespearescner Charak-
tere grossen Beifall. 1864 und 1882 be-
reiste er Europa. B. war Freimaurer und
hat dem Altenheim (in Utica) der Gross-
loge von New York 5000 Dollar vermacht.
Bork, Karl, Geh.Hofrat und Korrespon-
denzsekretär Kaiser Wilhelms L, geb. 25.
März 1831. gest. 81. Au^. 1899 in Karlsbad,
wurde auigenommen in den Freimaurer-
bund 15. Sept. 1878 in der Loge Friedrich
Wilhelm zur Morgenröte in Berlin und
war in den verschiedensten Beamtenstellen
dieser Loge thätig.
Borknm (Nordseebad, zur preuss. Prov.
Hannover gehörig). Hier besteht seit 18.
Juli 1889 eine Vereinigung der zur Kur
anwesenden Freimaurer im Strandh6tel von
J. Bakker.
Born, Ignaz, Edler v., Mineralog und
Geolog, geb. 26. Dez. 1742 in Karlsburg
in Siebenbürgen, gest. 24. Juli 1791 in
Wien, gehörte lo Monate dem Orden der
Jesuiten in Wien an, bei denen er studierte,
worauf er sich in Prag dem Studium der
Naturwissenschaften widmete. Nach einer
Reise durch Holland und Frankreich wurde
er 1770 Beisitzer in dem obersten MQnz- und
Bergmeisteramt zu Prag, sodann Bergrat.
1776 erhielt er einen Buf nach Wien mit dem
Auftrag, das kaiserl. Naturalienkabinett
zu ordnen und zu beschreiben. 1779 wurde
er wirklicher Hofrat bei der Hofkammer
in Münz- und Bergwerkssachen. Wahr-
scheinlich auf seinen Reisen in den Frei-
maurerbund aufgenommen, wirkte er be-
sonders in Wien für dessen Förderung,
wozu er durch seine Geistesgaben, Kennt-
nisse und äussere Stellung oesonders be-
fähigt war. Die 16. März 1781 in Wien
von ihm gejnründete Loge Zur Eintracht
leitete er 1782—85, sodann 1786 die Loge
Zur Wahrheit als Meister vom Stuhl und
bekleidete 1784—85 das wichtige Amt des
Grosssekretärs der Grossen Landesloge
von Österreich. Femer beteiligte er sich
thätig an der Herausgabe des Wiener
»Journals für Freymaurer«, das viele wert-
volle Beiträge von ihm enthält. Als 1785
der Kurfürst von Bayern (s. d.) durch
einen Erlass allen Staatsbeamten die Teil-
nahme am Freimaurerbunde verbot, sen-
dete er seine Diplome ab Mitglied der
Akademie der Wissenschaften zu München
und der ^lehrten Gesellschaft zu Burg-
hausen mit männlich kräftigen und ent-
schiednen Briefen zurück. [Vgl. Z. 1887,
8. 80; 1898, S. 41.]
Borna (St. im Königr. Sachsen, 8250 E.).
Hier besteht unter der Loge Apollo in
Leipzig ein Freimaurerklub, gegr. 2. Aprü
1885. Mitgliederzahl (1899): 19. Vers,
letzten Donnerstag im Monat. Lokal:
H6tel Hecht.
Börne, Ludwig, gefeierter politischer
Schriftsteller, geb. 6. Mai 1786 in Frank-
furt a. M., gest. 12. Febr. 1887 in Paris,
wurde in seiner Vaterstadt Polizei-
aktuar; als aber Ende 1818 die alte reicha-
städtische Verfassung wieder ins Leben
trat, die keinem Juden eine Staatsanstellung
gestattete, wurde er mit einem lebensläne-
lichen Buhe^ehalt entlassen. Er warf sicn
auf die Schnftstellerei, und seine Arbeiten
lenkten bald die öffentliche Aufmerksam-
keit auf ihn. 1817 trat er zur evan^lischen
E[irche über und vertauschte seinen bis-
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Bomemann — BOtticher.
119
herigen Namen Lob Baruch mit Börne.
Seiner politischen Artikel wegen wurde er in
Untersuchung eezogen, verhaftet, aber frei-
gesprochen und entlassen. Seine 1817 ge-
gründeten »Zeitschwingen« wurden bald
unterdrückt, seine »Wage, Zeitschrift für
Bürgerleben, Wissenschan; und Kunst«,
hielt sich drei Jahre lang, 1818—21. Von
1829 an erschienen in Hamburg seine ge-
sammelten Schriften. Nach der Jiüi-
revolution nahm er seinen dauernden
Aufenthalt in Paris und trat in lebhafte
Verbindung mit den dortigen deutschen
Flüchtlingen, zu denen er irrigerweise oft
mitgerechnet wird. 1882 erschienen drei
Bände »Briefe aus Paris« und 1888 aber-
mals drei Bände »Neue Briefe aus Paris«.
Am 19. Juli 1809 wurde B. in Frankflirt a.M.
in der Loge Zur aufgehenden Morgenröte
in den Freimaurerbund aufgenommen, die
in ihm über ein Vierteljahrhundert lang eines
ihrer ausgezeichnetsten Mitglieder verehrte.
Dass sich ein Mann wie B. den Ideen der
Freimaurerei mit ganzer Seele hin^b, ist
selbstverständlich; er war ein Freimaurer
durch und durch. Ein 1811 von ihm ge-
haltener Vortrag: Über Freimaurerei, in
seinen gesammelten Schriften (Stuttg. 1840)i
V, 57 fg. und in den Festgaben zur Feier des
25jähngen Jubiläums der Loge Zur auf-
gellenden Morgenröte (1888), S. 107 fg. [Über
sein Leben vgl. Heyden, Galerie berühmter
Frankfurter (Frkf. a. M. 1861), S. 525 fg.
A. XXV, S. 242. FZ. 1896, S. 288. R.
1896, S. 58. Der Freimaurer 1877 S. 65
(mit Bildnis). Biographie von Alberti (1886)
und von Holzmann (1888).]
Bof^enuuui, Karl Friedrich, Militär,
feb. 28. Okt. 1805 in Berlin, gest. 2. Sept.
897 als Wirkl. Geh. Kriegsrat und Haupt-
mann a. D. in Wiesbaden, wählte die ju-
ristische Laufbahn, wurde 1885 Gamison-
Auditeur in Köln, später in Potsdam,
trat 1860 als vortragender Rat ins Kriegs-
ministerium ein, aus dem er 1871 schied.
1873 siedelte er nach Wiesbaden über.
Aufgenommen in den Freimaurerbund
wurde B. 14. Aug. 1845 in der Loge Teu-
tonia zur Weisheit in Potsdam, in der er
die Stellen des Schriftführers und Redners
bekleidete. 1859 schloss er sich der Loge
Friedrich zur Vaterlandsliebe in Koblenz
an, deren zugeordneter Meister er 1859—60
war. 1861 liess er sich in der Berliner
Loee Zum flammenden Stern annehmen
und war zunächst deren zugeordneter,
1862—68 Meister vom Stuhl und von 1863
Ehrenmeister. 1881 gründete er die Loge
Hohenzollem in Wiesbaden mit, deren
Meister vom Stuhl er wurde. 1861 wurde
er ins Bundesdirektorium der Grossen
National-Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln gewählt und bekleidete 1869—78
das Amt des zugeordneten Nationalgross-
meisters. [Vgl. L. 1897, S. 174.]
Bote, Franz du, Kaufmann, kurfürst-
lich sächsischer Kammerrat in Leipzig,
geb. l.Sept. 1722 in Leipzig, gest. in Dresden,
wurde in L7on(?) in den Freimaurerbund
aufgenommen, 19. Febr. 1772 bei der Lo^
Minerva zu den drei Palmen in Leipzig
angenommen und trat 8. Nov. 1772 dem
v.Hundschen Tempelherrensystem bei. Aus
Unzufiiedenheit mit diesem System deckte
er im Jan. 1776 diese Loge und stiftete
7. Febr. die Loge Balduin in Leipziff (s. d.),
deren Meister vom Stuhl er bis o. März
1780 war. Mit Entschlossenheit, Eifer und
Geschick leitete er die junge Loge unter
schwierigen Verhältnissen. Hierauf ver-
zog er nach Dresden, wo er der Loge Zu
den drei Granatäpfeln beitrat.
Boston (Hauptst. des nordamerik. Staats
Massachusetts, (1890) 448477 E.). Unter
der einheimischen Grossloge besteht hier
eine deutsche Loge Germania, 1854 ge-
gründet. Vers. 4. Montag. Ferien: Juli
und August.
Both, Gotthard Hartwig Hans v.,
mecklenburg-schwerinscher Oberstleutnant,
Reb. 16. März 1734 in Wismar, gest. 28.
Nov. 1808 in Bützow, war in der Loge
Zu den drei Löwen in Wismar 80. März
1767 und 4. März 1768 im v. Hundschen
Tempelherrensjstem aufgenommen und zum
Oommendator Domus (d. i. Meister vom
Stuhl der Loge) in Wismar ernannt. Später
wurde er Canonicus regularis der Kleriker
dieses Systems und stand mit v. Raven
(s. d.) und Starck (s. d.) in vertrauten
Verhältnissen. Er nahm am Konvent zu
Kohlo (s. d.) teil. Als sich die Kleriker 1778
von der strikten Observanz zurückzogen,
^b er die Lofi;enleitung ab. Nach dem
Tode des Lanojrats v. Kaven kamen die
Akten der Kleriker in seine Hände.
Bdtt^r, Christian Adam Heinrich,
|eb. 2. Okt. 1801 in Forste am Harz, gest.
29. Au^. 1891, studierte in Göttingen
Theologie. W^en seiner wissenschaftlichen
Überzeugung konnte er keine Anstellung
ab Pfarrer erhalten. Er widmete 8i<£
daher den historischen Studien, wurde 1851
Sekretär bei der Königl. Bibliothek in
Hannover, 1853 Vorsteher desMünzkabinetts
und 1860 zum Bibliotheksrat ernannt. —
In den Freimaurerbund aufgonommen
wurde B. 1849 in der Loge Zum schwarzen
Bär in Hannover, deren Redner und vor-
bereitender Bruder er war. Später schloss
er sich der Loge Zu den drei Cedem in
Stuttgart an. ^ine Schriften sind zumeist
historischen Lihalts. Für die Freimaurerei
von Bedeutung ist »Das Urchristentum«
(Lpz. 1882). [Vgl. FZ. 1891, S. 829.]
BOttteher, August Ludwig v^ braon-
schweigischer Kanunerrat und Kammer-
junker, geb. 28. Juni 1746 in Wolfenbüttel,
gest 1885 in Linden als Geheimrat a. D.,
wurde Johannis 1771 zum Meister vom
Stuhl der Loge St.-Charle8 de la concorde
in Braunschweig gewählt, trat 17. Jan. 1771
dem V. Hundschen Tempelherrensystem zu,
wurde 18. Juni 1778 als Meister vom Stuhl
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120
Böttiger — Boyen.
der Loge Zur gekrönten Säule das. ein-
gesetzt, legte aber wegen überhäufter Be-
rufsgeschfiite Johannis 1777 nieder.
BÖttigr^r, Karl August, Altertums-
forscher, geb. 8. Juni 1760 in Reichen-
bach im Voigtlande, gest. 17. Nov. 1835
in Dresden, in Schulpforta gebildet,
ward 1784 Bektor am Gymnasium in
Guben, 1790 in gleicher Eigenschaft nach
Bautzen und 1791 als Direktor des Gym-
nasiums nach Weimar berufen, wo er in
vielfachem Verkehr mit Schiller, Goethe,
Bode, Wieland und Herder lebte. Nachdem
er sich durch schriftstellerische Leistungen
hier vielfach thätig erwiesen hatte,
wurde er 1804 als Hofrat und Studien-
direktor des Pagenhauses nach Dresden
berufen und 1814 Studiendirektor bei der
Eitterakademie und Oberaufseher über die
königlichen Museen der Antiken und der
Mengsschen Gipsabgüsse. Von 1821 lebte er
.ganz schriftstellerischen Beschäftigungen.
Von seinen Schriften sind zu nennen:
»Sabina^ oder Morgenscenen im Putzzimmer
einer reichen Römerin« (Lpz. 1803; 3. Ausg.
M.-Gladbach 1878); Ȇber Museen und An-
tikensammlungen« (Lnz. 1808). Aus seinem
handschriftlichen Nacnlass erschien: »Litte-
rarische Zustände und Zeitgenossen«
(2 Bdchn., Lpz. 1838). [Vgl. K. W. Böttiger,
Karl August B., eine biographische Skizze
(Lpz. 1837).] — B. wurde 8. Nov. 1781 in
Dresden in der Loge Zum goldnen Apfel
in den Bund aufgenommen und 1782 in
der Loge Zu den drei Rosen in Rüssdorf
(s. d.) in den 2. und 3. Grad befördert. Er
lernte die Bestrebungen der strikten Ob-
servanz, das Zinnendorfsche System, die
rosenkreuzerschen Umtriebe, die Schrepfer-
schen, Starckschen und Olermontschen Be-
einflussungen kennen, teilweise durchBerüh-
rung mit deren Anhängern, teilweise durch
Studium der betreffenden Schriften. Von
klärendem Einfluss war sein Aufenthalt in
Weimar. 1796 reiste er nach Berlin und
wurde da Vermittler zwischen der Grossen
Mutterloge Royal York und Fessler; 1797
knüpfte er mit Schröder in Hamburg ein
inniges Freundschaftsbündnis, das bei
dessen Gegenbesuch in Weimar 1800 be-
festigt wurde. 1806 bewirkte B. den An-
schluss seiner Loge an die von Schröder
in Hamburg begründete Arbeitsweise. 1807
stiftete er den geschichtlichen Engbund
(s. d.) für Dresden, den er bis 1825 als
Vorsitzender leitete. Leider kam er hier-
bei mit Mossdorf (s. d.), der die Protokolle
und den brieflichen Verkehr dieses Bundes
ftOirte und dessen Archiv verwaltete, in
Zwiespalt. Durch viele Aufsätze wirkte
er belebend und fördernd für die maure-
rische geschichtliche Forschung. 1811
machte er sich als einer der Hauptstifter
der sächsischen Grossloge verdient. lii
nichtmaurerischen Kreisen hatte er vielfach
Gelegenheit, Bedenken ge^en die Frei-
maurerei zu heben, so auch in Gesprächen
mit dem Hofprediger Reinhard und dem
Geschichtschreiber Job. v. Müller. Am
8. Nov. 1831 feierte die Grosse Landesloge
von Sachsen im Verein mit der Loge Zum
goldnen Apfel die 50 jährige MitgliSischaft
B.s durch eine Jubelfesttafelloge. Seine
Loge überreichte ihm einen silbernen, mit
seinem Bildnis geschmückten Pokal, und
die Grossloge erteilte ihm »als Zeichen
dankbarer und ehrender Anerkennung viel-
jähriger hoher Verdienste um die gesamte
Maurerei, um deren vergeistigende Auf-
fassung, besonders in den Logen des
sächsischen Vaterlandes, sowie um die
Stiftung und das Gedeihen des sächsi-
schen Logenbundes« ein Ehrendiplom,
das ihn zu ihrem Mitgliede erklärte. Von
ihm erschienen: Denkschrift auf Bode
(Weimar 1796); Diis manibus Chro. Mart.
Wieland a. d. XH. Kai. Febr. MDCCCXni;
Der Glühwurm, eine Sage, am Joh.-Feste
1812 (Dresden); Zum Andenken des 5. und
6. Januar 1821; Das Haupt Johannis, am
Johannisfeste, den 24. Juni 1823; Das
wahre Licht, den 7. Sept. 1809 (7. Dez.
1810) (Dresden). — Zu seinem 70. Geburts-
tage 1830 wurde eine Denkmünze geprägt
[Skw. Nr. 55]. [Vgl. B.'s Selbstbiographie
in: Die Freimaurerloge Zum goldnen Apfel
1776—1876. Beilage V; Protokoll der dem
B. in der Grossen Landesloge von Sachsen
am 8. Nov. 5831 gewidmeten Jubel-Fest-
Feier (Dresden 1832)J
Bonmann, Mich. Friedr., höherer Be-
amter, geb. 22. April 1747 in Potsdam,
gest. 2. Aug. 1803 in Berlin als Geh. Ober-
nnanzrat und Ober - Hof bau - Litendant,
Direktor desKönigl. Ober-Baudepartements,
wurde aufgenommen 3. Aug. 1775 in der
Loge Eintracht zu Berlin, 1795 Mitglied
der Mutterloge und altschottischer Ober-
meister, und 22. Nov. 1797 Mitglied des
altschottischen Direktoriums. Auf sein
Lnmediatoesuch als zugeordneter Meister
der Loge ZurVerschwiegenheit erliess König
Friedlich Wilhelm H. 9. Febr. 1796 das
Konfirmations-Patent undProtektorium für
dieGrosse National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln. B. erwarb sich grosse Ver-
dienste um die Grosse National-Mutterloge
durch die Einfuhrung der Grundverfassung
vom Jahre 1797. Ihm zu Ehren wurde 1867
der Obermeister Boumannsche Stipendien-
fonds zur Unterstützung unbemittelter
Maurersöhne gestiftet. H^gl. Geschichte
der Grossen National-Mutterloge (1890), S.
97, 411; Bbl. 1892, S. 384; 1897, S. 423.]
Bojen, Leopold Herrn. Ludw. v.,
preuss. General, geb. 20. Juni 1771 in Eareuz-^
bürg in Ostpreussen, gest. 15. Febr. 1848
in Berlin, trat 1784 in Königsberg in die
Armee, machte den Feldzug in Polen
1794—96, ebenso denKrieg von 1806 mit. Bei
der Begründung der neuen Heeresverfassung
war er Schamhorsts eifrigster Gehilfe.
Als Chef des G^neralstabs des 3. Armee-
korps war er bei den Schlachten von 1813
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Braband — Brand.
121
und 1814, wurde zum Generalmajor
befördert und nach dem ersten Pariser
Frieden Kriegsminister. Er organisierte
die Landwehr und gab das berühmte Dienst-
pflichtgesetz von 1814, das die allgemeine
Wehrpflicht in Preussen einfcLhrte. 1819
nahm er seinen Abschied, wurde aber nach
21 Jahren von Friedrich Wilhelm IV. als
General der Infanterie in den aktiven
Dienst zurückberufen und von neuem
Kriegsminister. 1847 trat er wieder zurück
und wurde zum Generalfeldmarschall imd
Gouverneur des Invalidenhauses ernannt.
Er war auch litterarisch thätig. In den
Freimaurerbund trat er 7. Juni 1808 in der
Loge Zu den drei Kronen in Königsberg i. Pr.
Braband, Eugen Julius Theodor,
Jurist, geb. 30. Okt. 1843 in Hamburg,
gest das. 8. Dez. 1887, wurde 1866 Dr.
jur. und Rechtsanwalt in Hamburg, 1876
Oberstaatsanwalt und 16. März 1887
Senator. Schon als Student erhielt er
in der Loge Absalom in Hamburg 19.
März 1863 das maurerische Licht, und zwar
am 25jährigen Grossmeisteijubiläum von
Buek (s. d.) und unter dessen Bürgschaft.
1869 wurde er Meister vom Stuhl der Loge
Absalom, 1870 Grossredner, 1872 bis 1880
zugeordneter Grossmeister, dann Ehren-
grossmeister. Bastlos bestrebt, die Maurerei
zu fördern, war er hervorragend thätig bei
der in Hamburg 1870 vorbereiteten, 1872 in
Berlin vollzogenen Gründung des Deutschen
Grosslogentags, sowie an den Arbeiten
der Ausschüsse zur Entwerfung einer
Verfassung für den Deutschen Grosslogen-
bund, über das Aufhahmegesetz und das
Verfahren bei Verletzung maurerischer
Pflichten. Er schrieb die Broschüre: »Die
Entgegnung der Grossen Loge von New
York auf die Denkschrift des Br. Glitza
über das Sprengelrechtc (Hmbg. 1874).
Brabb^, Gustav, Sparkassenbeamter,
geb. 5. Febr. 1822 in Wien, wurde 28. Aug.
1848 in der Wiener Loge Zum heiligen
Joseph aufgenommen und war seit 1868
als maurerischer Geschichtsschreiber thätig,
doch meist in anonymer Weise. Seine
maurerischen Arbeiten zeichnen sich vor
allem dadurch aus, dass sie mit ungemein
Glücklichem Griff stets ein interessantes
Thema behandeln, das so gut wie gar
nicht bekannt war, bis es der Verfasser
aus einem alten Archiv, einem vergessenen
Werke u. s. w. hervorholte. Sie behandeln
meist die Zeit Maria Theresias und
Josephs n., wo das frisch aufblühende
Kulturleben Wiens und Österreichs so viel
erfreuliche und unerfreuliche, stets aber
interessante Erscheinungen zu Tage treten
liess. Eine Sammlung seiner Arbeiten er-
schien unter dem Titel >Sub Eosa. Ver-
trauliche Mittheilungen aus dem maur.
Leben unserer Grossväterc (Wien 1879).
BraekTOgeLA IbertEmil, dramatischer
Dichter und Eomanschriftsteller, geb. 29.
Aug. 1824 in Breslau, gest. 27. Nov. 1878
in Bertin, versuchte sich 1845 als Schau-
spieler, studierte darauf und wurde 1854
Sekretär des Krollschen Theaters in Ber-
lin. Von 1 855 lebte er als Schriftsteller meist
in Berlin. Seinen Buf als Dramendichter be-
gründete er 1856 mit dem »Narziss«. — Er
wurde 14. Februar 1857 in der Berliner
Loge Friedrich Wilhelöi zur Morgenröte
au&enommen und war 1858—68 deren
Bedner und 1873 — 78 deren abgeordneter
Meister. Seit 1874 war er auch stellver-
tretender Grossschriftfiihrer der Grossen
Landesloge in Berlin. [Vgl. BZC. 1899,
S. 384 fg.]
Brand, 1) Karl Friedrich v., Ge-
heimrat in Dresden, geb. 31. Okt. 1757
in Hatroth bei Weissenfeis, gest. 18. Nov.
1833 in Dresden. Als Polizeidirektor in
Dresden während der für Dresden so
schweren Zeit von 1805—1814 zog er sich
viel Anfeindung zu, hervorgerufen durch
seine treue Anhänglichkeit an seinen König
Friedrich Au^t I. Nach der Bück-
kehr des Königs in sein Land erbat er
seine Entlassung ans dem Staatsdienst, die
ihm ehrenvoll mit vollem Gehalt gewährt
wurde. Von da an widmete er seine Dienste
der Stadt, der Loge und dem Freimaurer-
Institut. Am 4. März 1786 in der Loge
Zu den drei Schwertern in Dresden aufge-
nommen, wurde er 1805 zum zugeordneten
und 1810 zum Meister vom Stuhl ernannt,
welches Amt er bis 1813, dann 1816—23
und von 1824 bis 1832 verwaltete, v. B.
war einer der ersten Mitbegründer der
Grossen Landesloge von Sachsen. 1816 bis
1824 war er Leiter des Dresdner Frei-
maurer-Instituts, dessen Zöglingen er ein
zweiter Vater wurde. [VgL Lpz. Ztg. 1833
Nr. 286. Festschr. zum Jubil. des 150 jähr.
Bestehens der Loge Zu den drei Schwer-
tern (1890), S. 21, wo auch sein Bild^
2) Philipp, Industrieller, geb. 30. Dez.
1835 in Worms, trat 1856 in Alzey als
Gerichtsakzessist in den hessischen Staats-
dienst, den er im August 1864 verliess. um
zunächst Sekretär und dann Syndikus
der hessischen Ludwigsbahn zu werden.
1871 trat er als Direktor zur Süddeutschen
Immobiliengesellschaft in Mainz über, wel-
che Stellung er heute noch inne hat. Dem
deutschen Beichsta^ gehörte er von 1887
bis 1890 an; Mitglied der hessischen Landes-
synode ist er seit dem Jahre 1883 ununter-
brochen bis jetzt. Dem Freimaurerbunde
trat er in der Loge Carl zum neuen Lichte
in Alzey 28. Februar 1863 bei und wurde
von dieser bereits im Jahre 1867 zum
Mitglied der Grossloge Zur Eintracht, im
Jahre 1876 zum zugeordneten Meister vom
Stuhl und im Jahre 1886 zum Ehren-
meister ernannt. Seit 1879 war B. fort-
während Abgeordneter zum Deutschen
Grosslogentage und als solcher Mitglied
fast aller von diesem eingesetzten Aus-
schüsse, insbesondere der zur Errichtung
der Victoria-Stiftung im Jahre 1883. Im
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122
Brandenburg — Brasilien.
Jahre 1882 wurde er zum zugeordneten
Grossmeister der Grossloge zur Eintracht
erwählt und trat 20. April 1884 als Gross-
meister an deren Spitze, welchem Amt er
auch jetzt noch vorsteht. Seine Thätigkeit
war allezeit hauptsächlich auf eine grössere
Einigung der deutschen Freimaurerei ge-
richtet, und es fiCnden Bestrebungen, wie
Schaffung einer deutschen National-Gross-
löge, Einrichtung eines deutschen Maurer-
tags und zuletzt noch Ausgestaltung
des Deutschen Grosslogenbundes in ihm
einen eifrigen, zielbewussten Vorkämpfer.
Die Pflege persönlicher Beziehungen nicht
nur in dem engem Vaterland, sondern auch
in Belgien, Italien und der Schweiz war
ihm eine eiirige Sorge, und es kamen ihm
dabei viele Reisen zu statten. Seine um-
fassende maurerische Wirksamkeit findet
allseitige verdiente Anerkennung.
Brandenburg (St. in der preuss. Prov.
Brandenburg, 42690 E.). Logen das. unter
der Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln: 1) Johannisloge Friedrich
zur Tugend, ffegr. 28. Okt., eingew. 10.
Nov. 1 779. Logenhaus : Neustädtische Heide-
strasse 22/28. Besitzt ausser einem Sterbe-
kassenverein drei milde Stiftungen mit
einem E^apital von 10000 M. Mitgliederzahl
(1900): 108. Vers. Dienstags. Ferien: Juli
und Au^t. Hausgesetze von 1898. [Vffl.
Geschichte der Loge 1779—1879 von Sachs
a879).] 2) Delegierte altschottische Loge
Constantia zur Freundschaft, gegr.
20. Okt 1781.
Bnuidenbvrg - AnslNieh. Aus dieser
Nebenlienie des Hauses Hohenzollem war
das letzte Glied, Christian Friedrich Karl
Alexander, seit 1757 Markgraf von B.-A.
und seit 1769 auch von Brandenburg-Bay-
reuth, geb. 24. Febr. 1786, gest. 6. Jan.
1806 in London, Freimaurer. Er trat 1791
seine Markgrafischaften gegen eine Jahres-
rente an König Friedrich Wilhelm H. von
Preussen ab und lebte darauf in England.
In den Freimaurerbund wurde er 1754
durch eine Abordnung der Bayreuther Loge
auf seinem Schlosse in Wassertrüdingen
aufgenonmien und 12. Juli 1754 vom Mark-
gruen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth
(s. d.) zum Meister erhoben. 1758 grün-
dete er die Ansbacher Lo^e Zu den drei
Sternen [vgl. Findel, Geschichte der Gross-
loge Zur Sonne in Bayreuth (Lpz. 1898),
S. 15], Hess sich 17. Jan. 1766 vom Kammer-
herm von Metzsch als erster regierender
Fürst in das v. Hundsche Tempelherren-
system einweihen und wurde Protector
ordinis in Franconia. Er wohnte den
Kapiteln und Logenversammlungen in
Ansbach (s. d.) bei, räumte selbst dazu
Zimmer im Schlosse ein und wollte den
im 15. Jahrh. blühenden Schwanenorden
wiederherstellen, um den Templerorden da-
hinter zu verstecken. Der Plan zerschlug
sich aber aus unbekannten Gründen. Avd
seinen Geburtstag liess 1759 die Loge in
Ansbach eine Denkmünze schlagen [vgl.
HMW. Nr. 4.]
Brandenburg - Bapenth (Knlmbaek).
Aus dieser Nebenlinie des Hauses Hohen-
zollem sind zwei Mitglieder dem Frei-
maurerbunde beigetreten: 1) Friedrich,
seit 17. Mai 1735 Markgraf von B.-B., Sohn
des Markgrafen G^org Friedrich Karl, geb.
10. Mai 1711, eest. 16. Febr. 1763, ver-
mählt mit Friederike Sophie Wilhelmine,
der Schwester Friedrichs des Grossen.
Unter ihm erreichte Bayreuth seinen höch-
sten Glanz. Er wurde in den letzten Tagen
des Okt. 1740 von Friedrich dem Grossen
in Bheinsberg »in den Zimmern des Königs«
[vgl. Brief von Bielfelds vom 30. Nov. 1740]
aiSgenommen und stiftete 21. Jan. 1741
die Schlossloge Zur Sonne in Bayreuth,
die er bis zu seinem Tode leitete. (YgL
BZO. 1889, S. 309.1 Auf seine Vermählung
1759 wurden von der Bavreuther Loge Zur
Sonne und von der Erlanger Loge Liba-
non zu den drei Cedem Denkaaünzen geprägt
[vgl. HMW. Nr. 6, 62]. 2) Friedrich
Christian, Oheim des Vor^n und Sohn
des Markgrafen Christian Heinrich von
B.-B. (gest. 1708), geb. 17. Juü 1708, gest.
20. Jan. 1769, fol^ 1763 seinem vorge-
nannten Neffen in der Regierung der
Markgrafschaft B.-B. und war Protektor
der Bayreuther Loge. Mit ihm erlosch
die Linie B.-B., und es ging die Mark-
mfschaft an Markgraf Alexander von
Brandenburg-Ansbach (b, d.) über.
Brandenburg-Soliweat (Markgrafen von)
s. FreuMen (Königshaus) Nr. 4 und 5.
Brandt, Ferdinand, geb. 2. März 1828
in Hamburg, gest. das. 14. Febr. 1896, war
zuerst Lehrer, trat dann in den Dienst der
ersten deutschen Marine, später in den
Eisenbalmdienst und war zuletzt Bureau-
vorsteher der Berlin-Hamburger Bahn. Er
wurde am 23. Mai 1876 in die LogeEmanuel
aufgenommen. Nacheinander war er Schaff-
ner, Redner, zugeordneter Meister, erster
Au&eher seiner Loge, wurde 1880 zweiter
Grosssekretär, dann Grossschaffner, von
1887 bis zu seinem Tode Grossarchivar,
GeneralschriftfQhrer, Bibliothekar und Ar-
chivar der fClnf vereinigte^ Logen und
kurz vor seinem Tode Leiter des Ham«
burger Logenblattes. Er hat Aufsätze,
die soziale Frage betreffend, veröffent-
licht, freimaurerische Gedichte verfasst,
vor allem das vortreffliche Werk: »Ge-
schichte des alten Logenhauses der fQnf
vereinigten Logen zu Hamburg« (Hmbg.
1891) geschrieben.
Braailien, Vereinigte Staaten von,
(Föderativrepublik in Südamerika). Die
Maurerei fand in diesem Lande, wie in
dem Mutterlande Portugal, einen nur sehr
wenig geeigneten Boden. 1800 wurde zwar
eine Ix>ge in Bio de Janeiro gegründet,
die sich einer französischen Loge auf
Mauritius anschloss; sie musste sich
aber, da der Grossorient von Lusitanien
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Brasilien.
123
sie zwingen wollte, sich unter ihn zu stellen,
und zwei Tochterlogen in Bio de Janairo
stiftete, 1805 aof lösen. Das gleiche Schick-
sal traf die beiden andern Logen, da eine
Verfolgung der Maurerei eintrat. Erst 1815
trat wieder eine Loge in Bio de Janeiro in
Th&tigkeit. Diese teilte sich 1822 zum
Zweck der Errichtung einer Grossbehörde
in drei Logen, worauf die Vertreter dieser
drei Körperschaften zusammentraten und
einen Gran Oriente do Brazil bildeten. In
einer der so errichteten Logen ward bald
nachher der damals regierende Kaiser von
Brasilien Dom Pedro L (S. 124) eingefUhrt
und sofort zum Grossmeister ausgerufen. Da
er jedoch bald inne wurde, dass die dort
bestehenden Logen jener Zeit fast nichts
anderes, als politische IQubs waren, befahl
er schon 29. Okt. 1822, sie zu schliessen.
Nach seiner 1831 erfolgten Abdankung be-
gannen die Freimaurer, sich wieder zu er-
heben; man hielt mehrere Versammlungen,
und es wurde der Gran Oriente Brazilleiro
errichtet. Einige der alten Mitglieder des
Gran Oriente do Brazil, durch diese Hand-
lungaus ihrer Erschlafituig aufgerüttelt, yer-
sammelten sich ebenfalls und verkündeten
die Wiederbelebung jenes Grosskörpers im
Monat November 1831. So gab es denn
zwei maurerische Oberbehörden, die beide
nach französischem Bitus in sielten Graden
arbeiteten, sich jedoch gegenseitig ihre ge-
setzliche Stellung bestritten und Krieg mit
Wort und Feder gegeneinander führten.
In Bezug auf politische Grundsätze war bei
ihnen der Unterschied bemerkbar, dass der
Gran Oriente do Brazil mehr als konser-
vativer Körper betrachtet wurde, während
der Gran Oriente Brazilleiro sich mehr
nach der republikanischen Seite hinneigte.
In jenem Grossorient zeichnete sich be-
sonders Commodore Jewett durch Eifer
und Thätigkeit aus; er war der Gründer
mehrerer Logen und später Mitglied des
gedachten Grossorients. Eine andre zu
iener Zeit durch maurerische Thätigkeit
lervorragende Persönlichkeit war Monte-
zuma Visconde de Jequitinhonha, der bra-
silianischer Gesandter an mehreren Höfen
Euroj^as war und bei seiner Bückkehr nach
Amerika die ihm vom Suprdme Conseil
von Belgien erteilte Erlaubnis zur Errich-
tung eines Supremo Gran Consejo mit-
bradite. Diese Vollmacht benutzte er auch
und errichtete im November 1832 eine
Ghrossbehörde unter dem gedachten Namen.
Bald jedoch begannen die Feindseligkeiten
der beiden Grossoriente gegen das Supr^me
Ck>nseil, und jene Hessen sich in der Ab-
sicht, ihm zu schaden, sogar herbei, Kapitel
und höhere Körperschaften des schottischen
Bitus und sogar ihr eignes Suprdme Conseil
zu errichten. 1835 brachen in dem alten
Supremo Gran Consejo Zwistigkeiten aus,
infolge deren sich die untergeordneten
Logen und Kapitel grösstenteils auflösten.
Einige von ihnen schlössen sich dem Gran
Oriente do Brazil an und ernannten dessen
Grossmeister zu ihrem Gran Comendador,
ein andrer Teil der revolutionären Fraktion
gründete ein eignes SuprSme Conseil und
erklärte das alte für aufgelöst und dessen
Grosskommandeur für entlassen. Der Best
endlich verblieb bei dem gesetzlich aner-
kannten Grosskörper, der unter der Kon-
stitution des Montezuma Visconde de
Jequitinhonha errichtet worden war. Der
revolutionäre Teil vereinige sich 1842 mit
dem Gran Oriente Brazilleiro, und nachdem
dieser eine Erklärung erlassen, dass er den
französischen Bitus gänzlich aufgegeben
habe, erklärte er sich für die einzige
gesetzliche Körperschaft des schotti-
schen Bitus in B. Er wurde zwar durch
kaiserlichen Erlass vom 30. Sept. 1860
aufgelöst; allein die dadurch angebahnte
Vereinigung der brasilischen Logen kam
auf die Dauer nicht zu stände. Vielmehr
trat 1862 eine neue Spaltung ein, in deren
Folge zwei Grossoriente einander gegen-
überstanden, die nach ihren Versamnuungs-
lokalen benannt wurden: der Grossorient
Valle dos Benedictinos (gest. 1863) und der
Grossorient Valle do Lavradio, der seine
Gründung aus dem J. 1821 datiert. fS.
hierüber die nähern Berichte in L. y^TiT^
63 fg., 226 fg. ; XXIV, 320 fg., 883 fg.! Erst
20. Mai 1872 wurden die beiden Gross-
oriente und Supr^mes Conseils vereinigt.
Die Einigung war jedoch nicht von Dauer.
Nach weni^n Monaten schon trennten
sich die beiden Grossoriente von neuem.
Die beiden Grossoriente kennzeichneten
sich übrigens am besten durch ihr Ver-
halten gegenüber der geistlichen Gewalt,
das seiulem den hervorstechendsten Punkt
in der Geschichte der Freimaurerei in B.
bildete. Der Grossorient dos Benedictinos
kämpfte mannhaft gegen priesterliche Un-
duldsamkeit, gegen die sich der Gross-
orient von Lavnäio passiv verhielt, daher
die Klerikalen die Mitglieder jenes die
»bösen € und die dieses Grossorients die
»guten« Freimaurer nannten [FZ. 1878,
S. 383]. So erhielt die Trennung einen
politischen Charakter, und 1873 gingen
23 Logen aus Abneigung ^egen den Kleri-
kalismus von Lavradio zu den Benedictinos
über. Es war namentlich der noch junge,
aber zelotische Bischof von Pemambuco,
Vital, der sich zur Verfolgung der »bösen«
Freimaurer berufen fühlte; ja er drohte
den Freimaurern geradezu mit Ausstossung
aus den Gemeinden und Bruderschaften,
wenn sie den Bund nicht abschwörten.
Dieses VerfEdiren verstärkte nur die Beihen
des Bundes, und die öffentliche Meinung
wandte sich diesem zu. Der Bischof wurde
wegen seiner Anmassung gerichtlich be-
straft und musste vier Jahre Gefängnis
ausstehen, worauf der Erzbischof von Bahia
dieselbe Striae auch für sich verlangte und
der Bischof von Parä sie ohne Verlangen
erhielt. Die Zahl der Logen, die zum Gross-
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124
Brasilien — Braonschweig.
Orient dos Benedictinos übertraten, stieg
auf 38. Indessen wurde von den Fana-
tikern der Pöbel gegen die Freimaurer, wie
gegen die Begierung aufgehetzt, und es
kamen arge Ausschreitungen vor. Auch
wurden den Freimaurern die Sakramente
verweigert. Doch Hessen sich jene dadurch
nicht schrecken. Rastlos wirkten sie für
Aufhebung der Sklaverei, f&r Volksbildung,
besonders durch Bibliotheken und Vor-
träge; der Grossorient (dos Benedictinos)
erteilte den Logen Aufinunterungspreise
und der Grossmeister unternahm Inspek-
tionsreisen durch das Land, die Triumph-
zügen glichen. Am 21. Dez. 1882 vereini^n
sidi endlich die beiden Grossoriente dau-
ernd zum Grossorient von Brasilien. Die
Freimaurerei nimmt seit dieser Gründung
einen neuen gewaltigen Aufschwung in
B., trotz der Gegenarbeit der Jesuiten.
Ungeachtet frühzeitig eigne Grosslogen hier
bestanden, sind doch auch von auswärtigen
Grosslogen hier Logen errichtet worden,
so 1823 eine Tochterloge des Grossorients
von Frankreich in Rio de Janeiro, 1856 je
eine der Grosslogen von England und Irland,
1867 eine solche der Grossloge von Schott-
land, 1885 die Loge Zur Friedenspalme
in Blumenau (s. d.) von der Grossen Loge
von Hamburg, in deren Verbände auch
1859-76 die Loge Deutsche Freundschaft
zum südlichen Kreuz in Joinville (s. d.)
stand, und 1899 die Loge Premetheus in
Säo Paulo (s. d.) von der Grossen National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln. Jetzt
bestehen nur die genannten Logen in
Blumenau und Säo Paulo und drei Tochter-
logen des Grossorients von Italien in Sao
Paulo unter fremden Grosslogen, während
die Joinviller Loge unabhängig ist
Der Grande Oriente e Supremo Oonselho
do Brazil zählte 1899 1 Konsistorium, 5
Kadoschräte, 244 Rosenkreuzerkapitel und
372 Logen, die zum weitaus grössten Teil
nach schottischem Ritus arbeiten. Unter
den Logen befinden sich zwei deutsche:
Zur Eintracht in Rio de Janeiro (s. d.)
und Zu den drei Palmen in Porto Alegre
(s. dX Die Logen in den Staaten Bidiia,
Rio Grande do Sul und Säo Paulo bilden
eigne Staats-Grosslogen unterm Grossorient
von B. [Vgl. L. 1900, S. 15.] Ausserdem
bestanden im Staate Rio Grande do Sul
1895 fünf deutsche Logen in Porto Alegre,
Santa Cruz, Candelana, Nova Petropolb
und Neu-Hamburg (s. d. alle), [vgl. L. 1896,
S 16j, die indes nicnt mehr tnätig zu sein
scheinen.
BrMllieii(E aiser). Von den brasilischen
Kaisem war Dom Pedro L d'Alcantara,
geb. 28. Okt. 1798 in Lissabon, gest. 24.
Sept 1834 das., 1822—31 Kaiser von B.,
Freimaurer. Er wuchs seit 1807 in B. auf,
erhielt 1816 den Titel Prinz von B., schuf
1820 eine freisinnige konstitutionelle Ver-
fassung, wurde 1821 von seinem Vater zum
Regenten bestellt und 1822 zum Kaiser
von B. ausgerufen. Er kam aber n>äter
in Streit mit den Kortes, und ein Volks-
aufstand bewog ihn 1831 abzudanken. Dom
Pedro I. wurde 1822 in der Loge Commercio
e artes in Rio de Janeiro aufgenommen
und alsbald zum Grossmeister des Gross-
orients von B. ernannt, liess aber schon
29. Okt. 1822 sämtliche Logen schliessen.
Brftslarap, Christian Jakob Cosmus,
dänischer Staatsbeamter, geb. 26. Dez. 1789
in Kopenhagen, gest. 11. Juli 1870, nahm
als Auditor 1818 und in den fönenden
Jahren an den Napoleonischen Kriegen
teil, wurde damacn Polizeidirektor in
Kopenhagen und Oberpräsident daselbst,
stieg zu den höchsten Würden im dänischen
Staate empor und bekleidete auch eine
Zeit lang das Ministerium des Kirchen-
und Unterrichtswesens. Er wurde 12. Mai
1819 in der Loge Karl zum roten Löwen
in Rendsburg zum Freimaurer aufgenom-
men. Unter König Friedrich VII. emjpfing
er die höchsten Grade des Ordens. Mehrere
Jahre lang leitete er die Andreasloge Cubus
F^ederici VII. in Kopenhagen. B. genoss
in der dänischen Freimaurerei ein so grosses
Ansehen, dass er nach dem Tode des
Königs Friedrich VIL zu seinem Nachfolger
als Ordensgrossmeister erwählt und 9. Juni
1864 eingesetzt wurde, was er bis zu seinem
Tode verblieb. 1869 feierte er sein 50-
jähriges Jubiläum als Freimaurer, wobei
eine B.-Stiftung gegründet wurde. [Vgl.
seine Biographie in FZ. 1874, S. 60.]
BratoMheck, Ernst, Philosoph, geb.
8. März 1837 in Auleben bei Nordhausen,
gest. 15. Jan. 1883 in Giessen, liess sich 1871
als Privatdozent nieder und wurde 1873
ordentlicher Professor der Philosophie und
Pädagogik an der Universität Giessen. Er
wurde aufgenommen in den Freimaurer-
bund 25. Nov. 1869 in Berlin, schloss sich
27. Febr. 1874 der Loee Ludewig zur Treue in
Giessen an und war aeren Meister vom Stuhl
1879—^1. Abgesehen von seinen wissen-
schaftlichen Schriften philosophischen und
philologischen Inhalts sind fCbr Freimaurer
Demerkenswert: «Kaiser Wilhelm's Ver-
dienste um die Einigung der deutschen
Freimaurerei« (Lpz. 1878). »Die Erziehung
Friedrichs des Grossen« (Brl. 1885).
Braansberg (St. in der preuss. Prov.
Ostpreussen, 11856 E.). Loge das. unter
der Grossen National- Mutterloge Zu den
drei Weltkugeln: Bruno zum Doppel-
kreuz, gegr. 15. Okt 1835, gest. 18. März,
eingew. 29. Okt. 1836. Mitgliederzahl
(1899): 55. Vers, den 1. Dienstag im Monat.
Braonsekweig (Herzogtum). In diesem
bestehen drei Freimaurerlogen: in Braun-
schweig (s. d.) und Wolfenbüttel (s. d,)
unter der Grossloge von Hamburg, die
Loge in Helmstedt (s. d.) unter der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln.
BraiiB8€hweig(Fürstenhaus). Aosdie-
sem Fürstenhaus sind mehrere Mitglieder
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Braunschweig.
125
zumFreimaurerbund iDBeziehunggetreten:
1) EarlL, seit 1735 Herzog von B.-Lüne-
buig, Sohn des Herzogs Ferdinand Al-
brecht n., geb. 1. Aug. 1713, ^est. 26.
Mäiz 1780, war fttr seine Zeit ein hoch-
gebildeter Mann; unter ihm wurden Kunst
und Wissenschaft, Gewerbe und Land-
wirtschaft gefördert; 1745 gründete er das
Collegium Carolinum in B. und berief 1770
Lessing als Bibliothekar an die berühmte
Bibliotiiek in Wolfenbüttel. Obgleich
Herzog K. die maurerische Weihe nicht
empfangen hatte, waren ihm als Protektor
der Loge in B. Bitual und Symbole voll-
ständig bekannt. Zeitweise durfte niemand
ohne seine Genehmigung aufgenommen
werden. Li das v. Hundsche Tempelherren-
system liess er sich historisch aufnehmen
und nahm den Bitterring, aber keinen
Namen an. Seinen Söhnen Friedrich
und Leopold (s. Nr. 4 und 6) gestattete
er den Eintritt in den Freimaurerbund.
1770 gründete er mit seinem Bruder Herzog
Ferdinand (s. Nr. 2) das Lehrinstitut, das
seit 1881 in veränderter Form als Herzog
Leopold-Stiftung (Knabenhort) fortbesteht.
Die Loge erhielt von ihm ausser wertvollen
Geschenken auch ein von ihm selbst einer
alten herzoglichen Rüstung entnommenes
Schwert als Ordensschwert. Er trug auch
sämtliche Unkosten für die 1775 in B. und
1778 in Wolfenbüttel gehaltenen Maurer-
konvente.
2) Ferdinand, Herzog von B.-Lüne-
burg- Wolfenbüttel, Bruder des Vorigen,
rb. 12. Jan. 1721 in Wolfenbüttel, gest.
Juli 1792 in Braunschweig, trat in
preussische Dienste und ging 1741 mit Fried-
rich dem Grossen, der seine Schwester zur
Gemahlin hatte, nach Schlesien. Beim
Beginn des siebenjährigen Kriegs General-
leutnant, entschied er 1757 den Sieg bei
Prag. Auf Wunsch des Königs Georg IL
von England und mit Genehmigung Fried-
richs des Grossen übernahm er den Ober-
befehl über die in der Schlacht bei Hasten-
beck geschlagene verbündete Armee. In
der Schlacht bei Minden (1. Aug. 1759)
besiegte er die unter dem Befehl des
Marschalls Ck>ntades stehende französische
Armee. Nach dem Präliminarfrieden zu
Fontainebleau (3. Nov. 1762) verliess F.
sein tapferes Heer, an dessen Spitze er
fünf Jahre gegen einen übermütigen Feind
siegreich gekämpft hatte, blieb bis 1766,
wo er seinen Abschied nahm, Gouverneur
und Domherr in Magdeburg und lebte
dann in B. oder auf seinem Lustschloss
in Vechelde bei B. dem Maurerbunde und
derWohlthätigkeit. Zum Freimaurer wurde
F. 21. Dez. 1740 in der Lo^e Aux trois
globes in Berlin ztisammen mit dem Mark-
grafen Heinrich von Schwedt auf Vor-
schlag des Prinzen Wilhelm von Preussen
g. d.) aufgenommen. 1743 erhielt er in
reslau den Meistergrad und wurde 1764
Protektor der Loge St. -Charles de Tin-
dissoluble fraternit^ in B. und 1770 eng-
lischer Provinzialgrossmeister für das Her-
zogtum B. Am 15. und 17. Jan. 1771 trat
er dem v. Hundschen Tempelherrensystem
als Amicus und Protektor bei und wurde
1772 auf dem Konvent zu Kohlo (s. d.)
zum Grossmeister aller schottischen Logen
unter dem Titel Magnus Superior ordmis
per Germaniam inferiorem erwählt und
am 21. Okt. in B. eingesetzt; auch von den
französischen und den italienischen Ka-
piteln wurde er als solcher anerkannt. Das
Direktorium der VH. Provinz wurde von
Dresden nach B. verlegt. 1777 gab er die
Erklärung ab, das grossmeisterUche Amt
so lange verwalten zu wollen, bis der wirk-
liche Grossmeister bekannt gemacht und
sich legitimiert habe. F.'s Bestreben war
darauf gerichtet, nützliche Anstalten, Fa-
briken und Schulen ins Leben zu rufen.
So verdanken ihm die Logen in Magde-
burg und B. sehr vieles, namentlich die
letztere, und zwar durch das 1770 im Verein
mit seinem Bruder Herzog Karl I. (Nr. 1)
für arme Knaben errichtete Lehrinstitut,
aus dem 1881 die unter Aufsicht der Loge
stehende Leopold-Stiftung (Knabenhort)
hervorgegangen ist. 1782 erkannte F., dass
das bisher befolgte Tempelherrensystem ein
irriges sei; auf dem durch ihn nach Wil-
helmsbad berufenen Generalordenskonvent
wurde beschlossen, es aufzugeben und dafür
den Grad der Ritter der Wohlthätigkeit
einzuführen. F. verblieb General^oss-
meister und trat, nicht aus Neugierde,
noch weniger aus Ehrsucht, 1783 dem
Illuminatenorden (s. d.) bei, auch nahm
er 1786 die Würde eines Generalobermeisters
im System der Asiatischen Brüder (s. d.)
an. Dass er mit jedem neu auftauchenden
System in nähere Verbindung zu treten
suchte, wurde ihm als Schwäche ausgelegt;
dadurch hat man ihm aber Unrecht gethan;
es war nicht das eigne Ich, für das er mit
Aufopferung bedeutender Geldmittel Ge-
heimnisse zu erfahren suchte, er wollte
sie vielmehr zum Nutzen der ganzen
Menschheit verwerten. 1791 teilte er den
Brüdern mit, dass er über fünfzig Jahre
als Maurer gearbeitet habe. 1792 war er
zum letztenmal in der Loge; bald darauf
erkrankte er und starb. Die Behauptung,
der Herzog habe in Vechelde chemisch
laboriert, ist nach Durchsicht seines, im
Archiv der Loge in B. aufbewahrten mau-
rerischen Nachlasses nicht zu beweisen.
F. war ein Fürst im wahrsten Sinne des
Wortes, dabei leutselig, herablassend und
wohlthätig, oftmals bis zur Verschwen-
dung, von seinen Zeitgenossen erhielt
er den Beinamen: der Menschenfreund.
Auf seine Wahl zum Grossmeister liess
er 1772 eine Denkmünze schlagen [vgl.
HMW. Nr. 33], auch 1773 eine Denk-
münze in Silber prägen, die den fleissigsten
Schülern des Lehrinstituts, am blauen
Bande öffentlich zu tragen, von ihm als
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126
Braunschweig.
Prämie überreicht wurde [vgl. HM W.Nr. 82].
El gl. Ferdinand Aleides, Herzog zu B.-
üneburg (Braunschw. 1793). Mauvillon,
Geschichte F.'s, Herzogs zu B.-Lünebun^
(2 Tle., Lpz. 1794). Lachmann, Herzog F.
von B. in Nr. 86 der FZ. 1859. H. L.
1897, Nr. 299.]
8) Albrecht, Prinz von B.-Lüneburg,
Bruder des Vorigen, geb. 4. Mai 1725, gest.
80. Sept. 1745 im Treffen bei Soor in
Böhmen, preuss. General, wurde 27. Dez.
1744 in der Loge Jonathan in B. aufge-
nommen.
4) Friedrich August. Herzog von B.-
Lüneburg, zweiter Sohn aes Herzogs Karl I.
(Nr. 1), geb. 29. Okt. 1740 in Wolfenbüttel,
gest. 8. Okt. 1805 in Weimar, nahm im
Heere seines Oheims Herzogs Ferdinand
von 1761 an rühmlichen Anteil an den
Feldzüff en des siebeni ährigen Kriegs. Durch
die Befreiung der Stadt B. von den Fran-
zosen hat er sich unvereänfflichen Buhm
und hohe Anerkennung des Königs Fried-
rich n. erworben. Nach Beendigung des
Kriegs trat er als Greneridleutnant in
preussische Dienste, war Kommandant von
Küstrin, Domherr in Lübeck, später Dom-
Srobst von Brandenburg. Als em Liebling
es Königs befand er sich stets in dessen
Nähe. 1780 erhielt er den Titel Herzog
von B.; 1788 ward er General der Li-
fanterie. Durch Heirat einer Prinzessin
von Württemberg erbte er 1792 das Fürsten-
tum Öls in Schlesien. 1798 griff er noch
einmal zum Schwert und trieo die Fnui-
zosen aus Westfalen und Holland über die
Scheide zurück. Auf Antrag der drei Ber-
liner Logen erfolgte seine Au&ahme in
den Freimaurerbund; der Tag seiner Auf-
nahme ist unbekannt. 1771 trat er als
Socius, AmicusetFautorordinis der strikten
Observanz bei und wurde als Präfekt in
Templin (Berlin) 1773 zum Superior und
Protector ordinis erklärt. Von 1772—99
war er Nationalgrossmeister in den drei
Weltkugeln. 1778 versuchte er, jedoch
vergebens, die strikte Observanz mit
V. Zinnendorf auszusöhnen. Da er sich
sehr stark der Mystik zuneigte, ist nicht
zu verwundem, dass er, da ihm das Bitter-
spiel, noch weniger die einfache Maurerei
genüge, mit Schwindlern, namentlich
Schrepfer und Frölich, die behaupteten,
höhere Kenntnisse zu besitzen und mit ge-
heimen Obern in Verbindung zu stehen,
in schriftlichen Verkehr zu treten suchte.
Aus seinem umfangreichen Briefwechsel
ersieht ma^ wie er durch Anhänger
Schrepfers, Herzog Karl von Kurland, v.
Bischoffvverder, v. Brenckenhof (s. d.) und
V. Wurmb, in seinen Verirrun^en unterstützt
wurde. 1776 wandte er sich, trotz der
Warnung du Bosc's an Gugomos und for-
derte 1777 St. Germain (s. d!) auf, zu ihm zu
kommen; auch v. Wächter musste ihn be-
lehren. Obgleich er 1779 im Verein mit
derNational-Mutterloge den hohem Graden
der strikten Observanz entsagte und das
äussere Band mit ihr aus Bücksicht für
Herzog Ferdinand scheinbar bestehen blieb,
fuhr er dennoch fort, mit Wöllner (s. d.), v.
Bischoffv^erder (s. d.) und dem Kronprinzen
alchemystiBche und magische Versuche an-
zustellen; er bereitete auch Arzneien für
Menschen und Vieh. Seinem Ohein^ Fer-
dinand schrieb er, er sei überzeugt, die
Geister hätten Schrepfer gestraft, wäl sich
dieser anstatt mit der weissen, mit der
schwarzen Magie befasst habe. Bei all
diesem Treiben war der Lebenswandel des
Herzogs tadellos. Sein maurerischer Nach-
lass, worunter sich auch zwanzig teuer er-
kaufte Manuskripte rosenkreuzerischen,
alchemistischen und magischen Loihalts
befinden, wird in der herzoglichen Biblio-
thek zu Wolfenbüttel aufbewahrt; die Loge
in B. besitzt nur die Kopien davon. (Vgl.
HMW. Nr. 8. Militärische Geschichte des
Prinzen F. A. von B.-Lüneburg (Öls 1797).]
5) Wilhelm Adolf, Prinz von B., Bru-
der des Vorigen, geb. 18. Mai 1745, gest.
24. Aug. 1770 an seinen Wunden. Der Tag
der AiShahme ist unbekannt. W. trat 26.
Febr. 1769 der soe. Beform bei und wurde
14. Dez. 1769 ins v.Mundsche Tempelherren-
system eingefilhrt; am 8. Dez. 1769 hatte
er die Mitgliedschaft der Loge St.-Charles
de l'indissoluble fratemit^ in B. ange-
nommen.
6) Maximilian Julius Leopold, Herzog
von B., Bruder des Vorigen, geb. 11. Okt.
1752 in Wolfenbüttel, gest. 27. April 1785
in Frankfurt a. 0. Wie alle seine Ge-
schwister genoss auch er eine gediegene,
vielseitige Bildung durch die bedeutendsten
Lehrer des CoUegium Carolinum in B.; von
1770 — 75 machte er grössere Eeisen, die
letzte durch ganz Itolien an der Seite
Lessings: Auf Wunsch seiner Mutter,
einer Schwester Friedrichs H., trat er in
die preussische Armee ein. Am 1. Sept.
1772 wurde er zu Sonnenburg in den Jo-
hanniterorden aufgenommen; zu Anfang
des Jahres 1776 verlieh ihm Friedrich IL
das Lifanterieregiment von Dierii^gshofen;
1777 verlegte L. seinen Wohnsitz nach
Frankfurt a. 0. Für die vielen Soldaten-
kinder baute er 1779 eine Schule, trug
selbst die Kosten der Lehrerbesoldungen
und bezeugte sein Interesse durch fast äg-
lichen Besuch der Unterrichtsstunden.
1780 verlieh ihm sein Bmder Karl Wil-
helm Ferdinand den Herzogtitel. Stets
unvergleichlich liebenswürdig, bei jedem
Anlass wohlzuthun und zu helfen bereit,
hatte er bald die Herzen aller Kreise für
sich gewonnen. Er war der ¥^hre Freund
seiner Soldaten. Die Aufaahme L.'s in
den Freimaurerbund fand 11. Okt 1770 in
der Loge St-Charles de la concorde in B.
statt; 5. Nov. 1770 wurde er zum Gesellen
und Meister bef5rdert. Am 8. Febr. 1774
trat er dem Templerorden als Socin»,
Amicus et Fautor septimae provinciae bei.
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Braimsohweig.
127
Nach seiner Übersiedlung nach Frank-
furt a. O. war er viele Jahre Meister vom
Stuhl der dortigen Loge. Im Frfil^jahr
1785 war die Oder aus ihren Ufern ge-
treten und hatte dieVorst&dte Frankfurts
vollständig überschwemmt. L. war überall,
wo es Not that, zugegen; mit seinen Mann-
schaften beteiligte er sich in hervorragen-
der Weise an den Eettungsarbeiten; am
27. April, als die Gefiahr am höchsten ge-
stiegen war, bestieg er, obgleich von An-
strengung erhitzt, einen ^ahn, um Men-
schen zu retten; dieser schlug um, der
Herzog fiel rücklings ins Wasser — eine
hohe Woge brach über ihm zusammen.
An der SteUe, wo man seine Leiche fand,
Hess die Loge in Frankfurt ein Denkmal
errichten, zu dem noch jetzt die Schüler
der Leopoldschule an seinem Todestage
feierlich hinausziehen. Ln Garten der
Loge Kaxl zur gekrönten Säule in B. liess
sein Oheim, Herzog Ferdinand, ein ihm
gewidmetes Denkmal errichten, das im
»Freimaurer« 1877, S. 128 und HZC.
1897/8, S. 106 abgebildet ist Drei auf
seinen Tod geprägte Denkmünzen s. E^dW.
Nr. 67, 68, 69.
Brausehweig (Hauptstadt, 125000 £.)
Am 12. Febr. 1744 wurde hier unter der
Provinzialgrossloge für Hamburg und
Niedersachsen, durch den fürstlichen
Kammerjunker £. 0. L. v. Kissleben (s. d.)
eine Loge unter dem Namen Jonathan
gestiftet und am 27. Dez. 1744 von ihm als
eständigen abgeordneten Grossmeister und
unter Beteiligung des kurz zuvor aufge-
nommenen Prinzen Albrecht von Braun-
schweig (s. d.) eingeweiht. Die Loge, deren
Mitglieder grösstenteils aus hohem Staats-
beamten und Offizieren bestand, nahm als
Wappen die gekrönte Säule im herzog-
lichen Wappen an. [HMW. Nr. 26 und
27.1 Von 1757—58 fanden, da fiast sämt-
liche Offiziere infolge der Eriegsereignisse
ausser Lands waren und die Stadt sich
im Besitz der Franzosen befand, keine
Versammlungen statt Während der Be-
setzung war 1757/58 von französischen
Offizieren eine Schottenloge Zu den drei
Lilien (Am trois lys) errichtet worden;
sie wurde aber bald nach Abzug jener 1760
von der hiesigen Loge, in der 1760 von
Kissleben den ersten Hammer wieder
übernommen hatte, unterdrückt. In diesem
Jahre nahm die Loge, die nach den eng-
lischen Ritualen arbeitete, ein eignes Mit-
gliedszeichen an, auch nahmen die Arbeiten
durch den regen Eifer ihres Meisters vom
Stuhl und durch die Aufnahme geistig
hervorragender Mitglieder einen bedeuten-
den Aufiichwung; ebenso gelang es ihm
durch seine Strenge, die in den letzten
Jahren eingerissene Lässigkeit in der Er-
füllung maurerischer Pflichten zu besei-
tigen und den Geist der Ordnung zu heben,
r^ch das rücksichtslose Yorffehen von
Kisslebens fühlten sich die altem Mit-
glieder verletzt; dazu kamen noch andre
Momente und die willkürliche Stiftung
einer Schottenloge ohne Stiftungsbriel
Johannis 1761 kam es bei der Meisterwahl
zu stürmischen Auftritten, wobei es seinen
Gegnern gelang, seine Wiederwahl zu
hintertreiben. Es wurde der Oberstleutnant
und Pagengouvemeur Baron Ernst v. Lest-
witz (s. d.) zum Meister gewählt, ein Mann,
befangen in den Lrrtümem seiner Zeit, der
trotz hervorragender Gaben des Geistee
und Gemüts sich zur richtigen Anpassung
über die Aufgaben der Freimaurerei nicht
durchzuringen vermochte. Seine ^nze
geistige Kraft setzte er für die Verbreitung
eines Systems, dessen Ziele mit den Zielen
der Freimaurerei nicht vereinbar waren,
ein. Mehrere Mitglieder, mit ihnen v. Lest-
witz, ^ngen 1762 zu dem von Berlin aus
verbreiteten sog. Rosaschen Kapitel (s.
Bosa) über. 1764 hatte die Loge auf ihre
Bitte von der Grossen Loge von England
ein Provinzial-Grossmeiste^atent für ihren
Meister vom Stuhl von Lestwitz erhalten;
dieser war aber inzwischen mit noch an-
dern Mitgliedern zur neuen Reform (Tempel-
herrensystem) übergegangen und richtete
die Provinzialloffe gar nicht ein. Hierdurch
wurde B. derPrä^tur Kalenberg(Hannover)
unterstellt. Eine Anzahl Mitgli^er erhoben
dagegen Einspruch; sie beanspruchten
Namen, Lokal und Utensilien für sich,
auch musste die reformierte Loge sich zum
Unterschied Jonathan zum Pfeiler
nennen. Dies war ohne Wissen des Re-
genten geschehen. 1764 wurde unter Pro-
tektion des Herzog Karl (s. d.) von firan-
zösischen Schauspielern, an ihrer Spitze
Le Boeuf eine in französischer Sprache
und mit französischen Hochgraden arbei-
tende Loge St.-Charles de l'indisso-
lublefraternit^ (ohneStiftungsbrief einer
Grossloge) gestiftet. Obgleich diese Loge sich
der ganz bindern Gunst ihres Protektors
zu erfreuen hatte und von ^er alten Loge
Jonathan anerkannt worden war, stand ihr
die Loge Jonathan zum Pfeiler wegen
Bearbeitung ganz verschiedner Hoch^rade
feindselig gegenüber. Um allen Zwistig-
keiten ein Ende zu machen, verfügte der
Herzog am 7. Mai 1770, alle Arbeiten bei
schwerer Strafe einzustellen und die drei
Logen zu schliessen. Sein Elabinettsrat
Liebeherr wurde von ihm beauftragt, zwei
Logen, eine in französischer Sprache ar-
beitende Mutterloge, St.- Charles de la
Concorde, und eine deutsche Tochterloge,
Jonathan zu den drei Säulen, unter
dem Protektorat der Herzöge Karl und
Ferdinand (s. d.), von dem sie ihre Ge-
setze erhielten, zu errichten. Am 10. und
11. Okt. fand die Einweihung beider Logen
durch Herzog Ferdinand sxS Grund eines,
ihm von der englischen Grossloge ausge-
stellten Provinzial-Grossmeisterpatents in
Gegenwart des Herzogs Karl von Süder-
manland (s. d.), des Prinzen Friedrich
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128
Braunsohweig.
August von Braunschweig (s. d.) und des
Generals von Ehetz (s. d.) statt. In der
französischen Loge wurde Herzog Leopold
(s. d.) aufgenommen. Den Anhängern des
Templerordens war es feiungen, beide
Herzöge, Karl und Ferdinand, für ihr
System zu gewinnen; um es kennen zu
lernen, musste Liebeherr sich fdr sie in den
Orden aufnehmen lassen. Auf dem Kon-
vent zu Kohlo (1 772) ward Herzog Ferdinand
zum Grossmeister aller vereinigten deut-
schen Logen erwählt. Als solcher stand
ihm das Kecht zu, das dort verabredete
gemeinschaftliche Bitual in den Braun-
schweiger Logen einzufahren. Hierüber
entstand abermals Streit zwischen den
Anhängern strikter und later Observanz,
wodurch sich der Grossmeister veranlasst
sah, ein geharnischtes Reskript an beide
Logen zu erlassen. Mit Einwilligung seines
Bruders liess er diese schliessen und
der nunmehr anerkannten schottischen
Ordensloge Zu den neun Sternen den
Befehl zugehen, eine einzige Loge Zur
gekrönten Säule zu errichten. Am 18.
Juni 1778 fand die Einweihung der Loge
in dem neu erworbnen, jetzt noch be-
stehenden Hause durch Herzog Ferdinand
statt. Über der Thür des Hauses wurde
1774 das vom regierenden Herzog der
Loge verliehene Wappen, das Bezug hatte
auf die VH. Provinz, aufgestellt. 1775
wurde hier ein allgemeiner Provinzial-
konvent, auf dem auch der Freiherr von
Hund zugegen war, gehalten. (S. Konvent.)
Auf dem 1779 hier abgehaltenen De-
putationstage, an dem ausser einigen aus-
wärtigen nur Mitglieder des Br. Kitpitels
als Vertreter andrer Kapitel teilnahmen,
wurde der Herzog Karl von Südermanlana
zum Provinzialgrossmeister erwählt und
sein Stellvertreter, Baron v. Leijonhufvud,
an seiner Statt eingesetzt. Nach Beschluss
des 1782 in Wimelmsbad abgehaltenen
Generalkonvents wurde auch hier wieder
nach englischem Bitual gearbeitet, jedoch
der Name der schottischen Ordensloge,
weil auf ihm das Besitzrecht des Logen-
hauses ruhte, beibehalten. Am 3. Juli
1792 starb nach kurzer Krankheit Herzog
Ferdinand. Mit ihm sank die letzte Säule,
welche die Beste eines einst so stolzen
Baues noch stützte, ins Grab. Nun galt
es auf festerm Grund einen dauerhaftem
Bau in Angriff zu nehmen. Im Januar
1802 nahm die Loge das von Schröder
bearbeitete, in der Provinzial-Grossloge
von Hamburg eingeführte altenglische
Bitual, das Hamburger Konstitutionsbuch
und mit diesem den Namen Carl zur
gekrönten Säule an, unterwarf sich
aber nicht der Pro vinzialgrossloge von Ham-
burg, sondern blieb selbständig. Der zum
Nachfolger des Herzogs Ferdinand erwählte
Generalgrossmeister, Landgraf Karl von
Hessen (s. d.), wurde, weil er in seinen
Logen noch immer das auf dem Wilhelms-
badner Konvent verworfene Bitual mit
seinen Bittergraden befolgte, nicht aner-
kannt. 1808, während der westfälischen
Begierung, war auf Veranlassung des fran-
zösischen Ministers Grafen Sim^on in
ICassel eine in französischen Hochgraden
arbeitende Grossloge Hieronymuß zur Treue
errichtet worden; dieser soUte die hiesige
Loge, obgleich die Kassler Loge eine
jüngere und Filialloge der hiesigen ge-
wesen war, unterstellt werden. Auf Für-
sprache des Ministers Sim^on genehmigte
der König bei seiner AnweseiSieit in B.,
dass die Loge ihre Arbeiten ungestört fort-
setzen könne. Die isolierte Stellung der
Loge führte für diese manche Nachteile
herbei; sie trat endlich in ihr erstes Ver-
hältnis zurück, indem sie sich 8. Dez. 1885
der Grossen Loge von Hamburg wieder
anschloss. Am 11. und 12. Febr. 1844 feierte
die Loge ihr hundertjähriges Stiftungsfest.
[HMW. Nr. 35] und trat in demselben Jahre
mit den Logen in Celle, Goslar, Halber-
stadt und Hildesheim, zu einem Verein
zusammen, dem sich 1847 die Lo^e in
Wolfenbüttel anschloss. Die Vereinigung
bestand bis 1876, lebte aber 19. März 18»2
wieder auf. Im Dez. 1848 starb der Ge-
heime Finanzrat Langerfeldt (s. d.), Meister
vom Stuhl von 1818-48. [HMW. Nr. 84.]
1858 wurde der türkische Gesandte in
Berlin Ali Bizza Bey in der Loge auf-
genommen; der erste derartige Fall in
Deutschland. Die 1774 der schottischen
Ordensloge Zu den neun Sternen verliehenen
Korporationsrechte wurden 1859 der Loge
aufs neue verliehen. Eine 1824 von Mans-
feld gestiftete Speiseanstalt für dürftige
Wiedergenesende wurde 1863 von der
Loge übernommen. Der als maurerischer
Geschichtsforscher allgemein bekannte
Sanitätsrat Dr. med. H. Lachmann (s. d.),
feierte 1867 sein 50 jähriges Maurerjubiläum.
Am 11. Febr. 1869 fand die Feier des
125 jahrigen Stiftungsfestes der Loge statt.
[HMW. Nr. 36.1 Vom Zentralkomitee für
Verpflegung Verwundeter im Felde in
Berlin wurde die Loge 1870 aufgefordert,
ein Lazarett, wenn nötig, einzurichten.
Sie erklärte sich hierzu bereit. Zum
ersten Male wurde am 22. März 1871 das
Geburtsfest Kaiser Wilhelms L und mit
diesem das Friedensfest gefeiert. Der
hundertjährige Gedenktag der ersten Arbeit
im eignen Logenhause wurde 18. Juni
1873 festlich begangen. Die bisherigen
Arbeitsräume entsprachen nicht mehr den
Zeitverhältnissen; nach sorgfältiger Prüfung
der zur Verfügung stehenden Mttel wurde
die Herstellung eines Anbaus beschlossen.
Am 14. Januar 1875 wurden die alten
Logenräume geschlossen und am 7. Febr.
die neuen Bäume feierlich eröffnet. 1877
fand eine zeitgemässe Veränderung der
Satzungen der Logensterbekasse statt.
Zum fünfzigjährigen Begierungsjubiläum
des Herzogs Wilhelm von Braunschweig
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Brehm — Bremen.
129
(25. April 1881), Protektor der Logen im
Herzogtum, wiirde diesem im Namen der
Loffen in Braunschweig, Wolfenbüttel und
Heunstedt eine Adresse überreicht. Zum
Andenken an diesen Tag schenkte der
Herzog der Loge sein Bild. 1881 wurde
das von den Herzögen Karl L undFerdinand
gegründete Lehrinstitut, aus dessen Mitteln
später Studierende zeitweise Stipendien
erhielten, als solches aufgehoben und an
dessen Stelle eine Knabenbewahranstalt
ins Leben gerufen; auch beschloss die Loge,
eine maurerische Zeitschrift unter dem Titel
»Braunschweiger Logen - Correspondenz«
herauszugeben. Unter den Scnutz der
Loge wurde eine Yon Mitgliedern gegründete
Mädchen-Fortbildungsschule gestellt Zur
Erinnerung an die vor 150 Jahren (21. Dez.
1740) in der Loge Aux trois globes in
Berlin erfolgte Aufnahme des Herzogs
Ferdinand in den Freimaurerbund wurde
eine den Namen des Herzogs tragende
Stiftung gegründet. 1894 feierte die Loge ihr
1 50 jähriges Stiftungsfest; zur Erinnerung
daran ist eine Jubiläumsstiftung gegründet
und eine Deiikmünze geschlagen worden.
[HMW. Nr. 37.] Die Loge besitzt z. Z.
folgende Stiftungen: 1) Witwen- und
Waisen-Sozietät, seit 1806, Vermögen:
70377 M. 2) Schwesternhilfe, zur Unter-
stützung elternloser, hilfsbedürftiger Mau-
rertöchter, seit 1851; Kapital: 21000 M..
3) Sterbekasse, seit 1861 ; Kapital: 15260 M.
4) Speiseanstalt für dürftige Genesende,
seit 1824; Kapital: 11000 M. 5) Herzog
Leopold-Stiftung (Knabenhort), seit 1881;
hervorgegangen aus dem 1770 gestifteten
Lehrinstitut; Kapital: 44000 M. 6) Herzog
Ferdinand - Stiftung zur Unterstützung
hilfsbedürftiger Bbr. und deren Familien,
seit 1890; Kapital: 8400 M. 7) Jubiläums-
Stiftung zur Unterstützung hilfsbedürf-
tiger Schwestern, seit 1894; Kapital: 7000 M.
l&i erschien eine Geschichte der Frei-
maurei in B. und 1869 ein Nachtrag dazu
von Fr. H. A. Lachmann. Die Loge liess
eine Anzahl Denkmünzen schlagen, die teil-
weise bei MerzdorfundMarvin beschrieben
und im HMW. Nr. 26, 27, 28, 31, 32, 34, 35,
36, 37 abgebildet sind. Die Loge zählte 1899
283 Mitglieder. Verzeichnis der in der
Bibliothek der Loge vorhandnen Bücher
von 1860 und 1894. — Ein Kränzchen Wil-
helm zum Löwen wurde unter Aufsicht
der Loge Globus in Hamburg 24. Mai
1883 gegründet und 2. Juni 1883 einge-
weiht, ist aber wieder eingegangen.
Brehm, Alfred Edmund, Zoolog, geb.
2. Febr. 1829 in Renthendorf, gest. 11. Nov.
1884, berühmt durch sein »Illustriertes
Thierleben«, wurde in den Freimaurerbund
aufgenommen in der Loge Apollo in
Leipzig 22. Apr. 1861. Mehrere Vorträge
hat er in der Freimaurerzeitung veröffent-
licht. [Vgl. FZ. 1885, S. 37. Z. 1885, S. 22.]
Bremen (Freistaat). In der Stadt B.
(s. d.) bestanden schon im 18. Jahrhundert
AllgemeinM Handbuch der Freimaorarei.
mehrere Logen. Gegenwärtig giebt es im
Freistaat B. fünf Johannislogen, von denen
zwei zur Grossen Loge BoyaJ York in
Berlin (Bremen -Friedrich Wilhelm zur
Eintracht und Vegesack) und le eine zur
grossen Landesloge von Deutschland (Zum
Izwejg in Bremen), zur Grossen Loge
von Hamburg (Bremerhaven) und zur
Grossloge Zur Sonne (Hansa in Bremen)
gehören.
Bremen (Freie Stadt, 141894 £.). I. Am
5. Okt. 1744 wurde hier von der Grossen
National -Mutterloge Zu den drei Welt-
kugeln eine Loge Zu den drei Ankern
gestiftet, die aber wohl nie in Wirksam-
keit getreten ist. U, Am 5. Okt. 1766 er-
öffnete auf Grund eines englischen Freibriefs
von 1759 der Kapitän J.G.Smith eine Feld-
loge, die III. schon Anfang 1767 in eine
Filial- (d. i. Deputations)-Loge der Logen
in Braunschweig und Celle überging. Diese
war auf Betreiben Rulffs (s. d.) ins Leben
getreten und hing der strikten Observanz
an. Ihre erste Versammlung hielt sie am
12. April 1767 ab. Auf ihr Ansuchen
wurde sie von der Präfektur Hannover
1770 zu einer selbständigen Loge erhoben
und nahm am 3. April 1772 den Namen
Zum silbernen Schlüssel nach dem
Bremer Stadtwappen und ihrem Vorsitzen-
den Schulz (Eques a claustro^ an. Ein
Präpositurkapitel (Schottenloge) wurde ihr
1773 noch nicht zugestanden, es wurde aber
31. Okt. 1776 eine Schottenloge unterm
Namen Johannes zum Neumond (ge-
nannt nach Pundsack, Eques a novilunio)
und 31. Dez. 1777 eine Präpositnr unterm
Namen Johannes zu den sieben Ster-
nen errichtet. Die Johannisloge trat 1790
dem Deutschen Freimaurerbunde bei und be-
stand sicher bis 1794, vielleicht auch länger;
denn die Schottenloge erteilte noch 1800 der
Deputationsloge Zum silbernen Schlüssel
in Jever (s. d.) das Becht einer selbständigen
Loge. Vgl. über die Logen I — HI: Merz-
do^, Beiträge zur älteren Logengeschichte
B.'s (Bremen 1877) und Martens, Erinne-
rungsblätter aus aer Geschichte der Loge
Zum Ölzweig und der älteren Logen in B.
(Bremen 1888). — Jetzt bestehen hier
IV. unter der Grossen Landesloge in
Berlin 1) die Johannisloge Zum Ölzweig,
gest. 16. Juni 1788, eingew. 26. Aug. 1788.
Ihr Haus, das 1852 eingeweiht wurde, hat
sie 1898 verkauft und durch einen grossem
Neubau ersetzt, der 5. Nov. 1899 bezogen
worden ist. Sie hat drei milde Stiftungen
mit einem Gesamtvermögen von 67000 M.
Eine Zeit lang versammelte sie sich mit
den Logen in Hannover, Nienburg, Olden-
burg und Verden zu jährlicnen ge-
meinsamen Festen. Vers, jeden ersten
Donnerstag. Ferien im Juli und August.
Mitgliederzahl (1899): 300. Geschichte der
Loge von Martens s. oben. 2) Andreasloge
Assidua, gest. 19. Sept. 1853. V. Unter
der Grossen Loge Royal York in Berlin
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130
Bremerhaven — Breslau.
die Johannisloge Friedrich Wilhelm
zur Eintracht, gegr. 27. Dez. 1874.
1899 z&hlte sie 214 Mitglieder. Logen-
lokal, eingew. 1880, auf der Sögestrasse 16.
Vers.: Donnerstags. Klub: Dienstags
und Sonntag Morgens. Milde Stiftungen:
1) Sterbekasse ohne Kapital mit Umlage-
yerfahren. 2) Witwenkasse Vidua mit
ungefähr 39000 M. Kapital. 3) Biermanns
Hilfsfonds mit 10000 M. Kapital. 4) Sti-
pendienstiftung, mit jährlich 1200 M.
jJ'euestes Ortsgesetz vom 9. April 1894.
Mit dieser Loge ist ein Innerer Orient
verbunden. vL Unter der Grossloge Zur
Sonne die Loge Hansa, gegr. 4. Nov.
1883. Mitgliederzahl (1900): 213. Eignes
Logenhaus, Langestrasse 20, eingew. 20.
Nov. 1887. Milde Stiftungen: Witwen-
und Waisenstiftung Caritas, Kasse zur
Unterstützung Krauker und Hilfabedürf-
tiger, Waisenerziehungskasse, Logenstipen-
dium, Degener-Stiffcimg zur Weihnachts-
bescherung Armer, Neuhaus-Stiftung zur
Bekleidung armer Konfirmanden.
Bremerhaven (St. im Freistaat Bremen,
18366 E.). Hier wurde unter dem Namen
Zu den drei Ankern von der Grossen
Loge von Hamburg am 2. Mai 1861 eine
Loge gestiftet und am 18. Aug. 1861 ein-
geweiht. [Vgl, Bh. 1861, S. 309.] Seit
1863 besitzt sie ein eignes Logenhaus am
Deich 116, das 1894 umgebaut wurde.
Mitgliederzahl (1899): 134. Vers, am
2. Dienstag jedes Monats. Ferien: Juli
und August. Klub: Sonntags und Diens-
tags. Stiftung Humanitas mit einem Be-
stand von 18000 M. Eine besondere Wit-
wen- und Waisenkasse ist gegr. I.Jan. 1900.
[Vgl. Geschichte der Loge Zu den drei
Ankern 1861—86 von Dr. Hildenhagen.]
Neueste Hausgesetze 1887.
Brenokenhof, v., Dragonerleutnant in
Sagan, nachher in Grüneberg, Mitglied
der Loge Zur goldnen Himmelskugel in
Nistitz (Osten in Schlesien), war ein gläu-
biger Schüler Frölichs (s.d.), des Gehilfen und
Nachfolgers von Schrepfer, und trat in
dessen und der geheimen Obern Interessen
1776 und 1777 mit dem Prinzen Fried-
rich August von Braunschweig (s. d.) in
Briefverkehr. Er suchte ihn zu bereden,
Schrepfers (s. d.) gewesnen Marqueur und
Bedienten, der gewiss die meisten theore-
tischen Kenntnisse von allen Brüdern der
Schrepferschen Partei besitze, weil er fast
allen seinen Arbeiten beigewohnt, in seinen
Dienst zu nehmen, um ihn für die Zukunft
zu Frölichs Hilfe zu erhalten, der ihn
der Verfolgungen in Görlitz wegen ent-
lassen müsse. Er verfertigte auch für den
Prinzen eine nur ihm und Frölich bekannte
Chiflfer. Am 11. April 1776 entsagte er
der Mitgliedschaft seiner zur strikten Ob-
servanz gehörenden Loge und soll sich
nebst Frölich der Loge Balduin in Leip-
zig angeschlossen haben, in deren Liste
er allerdings nicht zu finden ist.
Brentano, Dominicus v., ein philo-
sophisch gebildeter, aufgeklärter katho-
lischer Theolog, Übersetzer des Neuen
Testaments, geb. 1740 in Rappersweil am
Zürichersee, gest. Juni 1797, war Hof-
kaplan und geistlicher Bat des Fürstabts
Honorius in Kempten und 1794 Pfarrer in
Gebratshofen mit dem Titel Geheimrat.
Nachdem er mehrere Schriften im Geiste
der Josephinischen Bestrebungen heraus-
gegeben, übersetzte er das Neue Testament
(3. Auflage, 3 Bde., Frkf. 1799) und
schrieb ein Andachtsbuch ftir die katho-
lische Eidgenossenschaft (Bregenz 1794).
B. war Mitglied der vom Eklektischen
Bunde 1787 gestifteten Loge Zur auf-
gehenden Sonne in Kempten und erwarb
sich als Bedner dieser Loge namhaft«
Verdienste um deren geistiges Leben.
Breslau (Hauptstadt der preuss. Prov.
Schlesien, 373163 E.) ist der Sitz mehrerer
maurerischer Oberbehörden und Logen.
I. Unter der Grossen National-Mutterloge
Zu den drei Weltkugeln bestehen hier:
1) die Johannisloge Friedrich zum
goldnen Zepter, von der Provinzial-
loge zu Glogau 10. Dez. 1776 gegründet
und eingeweiht, bei dem Bunde der drei
Weltkugeln angenommen 1. Mai und ein-
geweiht 10. Juli 1803. Mitgliederzahl
(1899): 301. Vers, den 1., 2. und 3. Dienstag
jeden Monats. Zum 50jährigen Jubiläum
wurde eine Denkmünze geprägt. [Vgl.
HMW. Nr. 44.] Verzeichnis der Bücher-
sammlung von Ockler (1897). 2) Die
delegierte altschottische Loge Fried-
rich zum goldnen Zepter, gegr. 1.
Mai 1803. 3) Der Innere Orient
für den siebenten Logensprengel, gegr.
29. Dez. 1803. Die Johannisloge besitzt
eine allgemeine Witwen- und Waisen-
kasse (Statut vom 10. Jan. 1888), ein
Logenheim, eine Joh. Wendtsche Stipen-
dienstiftiung und eine Prof. Dr. Lud-
wig Hirtswie Stiftung (zur alljährlichen
Prämiierung von Seminaristinnen.) [Vgl.
Behbaum, F. C. Chr., Chronik der Loge
von 1776—1869 (Brsl. 1869).] H. Unter
der Grossen Lanaesloge von Deutschland :
1) die Vereinigte JohannislogeZuden
drei Totengerippen, zur Säule und
zur Glocke, aus den Logen: a) Drei
Totengerippe, gest. 18. Mai 1741, von
der Grossloge Zu den drei Weltkugeln
19. Febr. 1775 zum Verband der Grossen
Landesloge übergetreten; b) Säule, gest.
19. Mai 1774; c) Glocke, gest. 13. Juni
1776, vereinigt 22. Jan. 1844. [Vgl. L. 1844,
S. 133.] Mitgliederzahl (1899): 413. Vers,
jeden Montag. Logenhaus: Stemstrasse
28/30. Zum Eintritt in das 41. Logenjahr,
zur Einweihung des Gebäudes der drei
vereinigten Logen 1817, zur 50jährigen
Anerkennung der Loge zu den drei Toten-
Serippen 1822, zur 50jährigen Jubelfeier
er Lo^e Zur Säule 1824, zur gleichen
Jubelfeier der Loge Zur Glocke 13. Juni
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Bressler — Bretschneider.
13t
1826, zum 1. Stiftungsfest nach der Ver-
einigung 1845 wurden Denkmünzen ge-
prägt, ebenso 1891 zur 150jfthrigen Jubel-
feier. [Vrf. HMW. Nr. 88, 39, 40, 41, 42,
43, 46 und 47.] Katalog der Büchersamm-
lung von 1897. [Vgl. Frenzel, Aus ver-
gangnen Tagen. Zum 150jährigen Jubel-
feste der Vereinigten Loge (Lpz. 1891).]
2) Die Andreasloge Montana, fest. 1.
April 1818. 3) Das vollkommne Provin-
zialkapitel für Schlesien Integra, gest.
6. Aug. 1828. 4) Die Provinzialloge
von Schlesien, errichtet 20. Juni 1776,
zu der die Logen in Breslau, Schweidnitz,
Neisse, Schmiedeberg, Löwenberg, Tamo-
witz, Waidenburg, Glogau, Bunzlau, Jauer,
Striegau, Bawitsch, Kattowitz, Freiburg,
Haynau, Görlitz gehören. — HI. Unter
der Grossen Loge Royal York: 1) Die
Johannisloge Horus, gest. 23. Febr. 1813.
Mitgliederzahl (1900): 186. Vers, jeden Mon-
tag und Donnerstag TKlub). Milde Stif-
tungen: a) Witwen- una Waisenkasse; Kapi-
tal: ca.35380M., b) Steinbock-Stiftung ; Kapi-
tal: ca. 5750 M., c) Vereinigte Middeldoipf-
Kleemann-Stiftung; Kapital: ca. 8910 M.,
d) Klopsch-Stiftung; Kapital: ca. 2270 M.,
e) Begräbniskasse; Bestand ca. 8020 M.
[Vgl. Bh. 1864, S. 51.] 2) Der Innere
Orient; Mitglieder: 92. 3) Die Grosse
Provinzialloge von Schlesien, gest.
6. Sept. 1816, zu der die Logen in
Schweidnitz, öleiwitz, Breslau, I^ichen-
bach, Landeshut, Goldberg, Lauban, Sprot-
tau, Leobschütz, Forst, Lassa, Kreuzburg,
Grünberg, Goldberg gehören, IV. Unter dem
Eklektischen Freimaurerbund: Hermann
zur Beständigkeit. Ursprünglich eine
am 15. Sept. 1898 gestiftete und 14. Jan.
1894 eingeweihte Tochterloge der Grossen
Loge von Preussen, gen. Kaiser Friedrich
zur Bundestreue, trat sie zum Eklektischen
Freimaurerbund über, weil sie nicht an-
erkannt wurde; Stiftungsurkunde vom 22.
Nov. 1896; nach verschiednen Verhand-
lungen durch Schiedsspruch vom 80. Jan.
1899 vom Deutschen Grosslogenbund an-
erkannt (HZC. 1898/9, Nr. 161). Lokal-
^esetz vom Dez. 1896. Mitgliederzahl
(1899): 50. Versammlung jeden Dienstag.
Geisamtkapital der Stiftungen ca. 10000 M.
V. Eine 1849 hier errichtete Loge Kos-
mos wollte sich dem Eklektischen Bund
{s. d.) anschliessen, der sich hierzu auch
1850 geneigt zeigte. Allein die drei preussi-
schen Grosslogen konnten dies nicht ge-
nehmigen; sie hielt 14. Nov. 1851 ihre
letzte Versammlung. [L. Xm, 198.] VI.
Unter der Grossen Loge von Preussen,
fm. Kaiser Friedrich zur Bundestreue in
erlin: die Loge Settegast zur deut-
schen Treue, gegr. 9. Juli 1899.
Bressler l)Karl Christian Gottlieb,
Graf V., Erbherr auf Nieder-Eengersdorf,
feb. 21. März 1777 in Latiske bei Weissen-
erg in der sächsischen Oberlausitz, gest.
17. Nov. 1849 zu Nagybanya in Ungarn
als kaiserlicher Bergrat und Oberwald-
meister, ward 1804 in der Loge in Bautzen
in den Bund aufgenommen.
2) Hans Wilhelm Karl, Graf v., Sohn
des Vorigen, Maioratsherr aufLauske, sowie
auf Kemnitz in Schlesien, geb. 9. März 1801
in Kotitz bei Weissenberg, gest. 3. Nov.
1865 in Dresden, wurde in den Freimaurer-
bund 9. Juli 1835 in der Loge Zur heissen
Quelle in EUrschberg aufgenommen. Am 19.
Febr. 1844 schloss er sich der Loge in
Bautzen an, die er mehrfach durch geist-
volle Vorträge erfreute. Als maurerischer
Schriftsteller hat er sich besonders in der
A. bethätigt, wo sich mehrere seiner Vor-
träge und Gedichte befinden.
Bretsolmeider, 1) Heinr. Gottfr. v.,
Österreich. SchriffcsteUer, geb. 6. März 1739 in
Gera (Reuss), gest. l.Nov. 1810 in Krimitz in
Böhmen, führte als Offizier ein abenteuer-
liches Leben und kam 1774 nach Wien,
dann als Bibliothekar an die Universität
Ofen, 1784 als Professor an die Universität
Lemberg, 4ind trat mit dem Titel eines
k. k. Hofrats 1802 in Ruhestand. Joseph n.
und Leopold n. schätzten ihn und eroaten
seinen Kat in wichtigen Angelegen-
heiten. 1761 in einer Wiener Winkelloge
aufgenommen, zog er sich bald vom
Bunde zurück, dem er sich in seinen
Schriften feindlich zeigte; so schildert er
in dem Eoman »Georg Wallers Leben und
Sitten« (Köln 1793) seine Aufriahme und
deckte manche Schwächen des Logen-
lebens auf. 1786 war von ihm schon ein
»Vorbericht und Anmerkungen zur philo-
sophischen Geschichte der heutigen Frei-
maurer und Antifreimaurer« erschienen.
Nach seinem Tode gab Göcking die Reise-
beschreibung B.'s nach London und Paris
^rl. 1817) heraus, worin S. 258—324 der
Freimaurerei gedacht wird. Auch erschien
eine Auslese seiner Werke unter dem Titel :
»Denkwürdigkeiten aus dem Leben des
k. k. Hofrats H. G. Bretschneider«' (Wien
und Lpz. 1892.)
2) Karl Gottlob, geb. 11. Febr.
1776 in Gersdorf im Schönburgschen,
gest. 22. Jan. 1848 als Oberkonsis-
torialpräsident und Generalsuperinten-
dent in Gotha, wurde 19. Juli 1808 in
Altenburg in der dortigen Loge Archi-
medes zu den drei Reissbrettem fds Maurer
aufgenommen, während er als Superinten-
dent in Annaberg lebte. Obwohl 1816
nach Gotha als Generalsuperintendent be-
rufen, blieb er der Loge in Altenburg bis
1829 treu und nahm an den Arbeiten der
Loge Ernst zum Compass in Gotha nur
als Besuchender teil. 1829 trat er letzterer
als ordentliches Mitglied bei und war
von da an, soweit es seine Zeit erlaubte,
stets bei deren Arbeiten. Wiederholte An-
träge, den ersten Hammer in dieser Loge
zu übernehmen, lehnte er wegen seiner
amtlichen Geschäfte ab. Fast stets, wenn
er die Loge besuchte, ergriff jer das Wort
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132
Brevet — Brieg.
und gehörte dem Bunde, den er oft im
Gespräch als eine der segensreichsten An-
stalten pries, bis an seinen Tod an. Sein
Verkehr mit den Prinzen Ernst und Albert
von Sachsen -Coburg und Gotha (s. d.)
hatte nach dem eignen Zeugnis des Herzogs
Ernst U. grossen Einfluss auf deren reli-
giöse Entwicklung. Maurerische Schrif-
ten: »Jubelfest am 27. Sept. 1841. Gefeiert
von der Loge Ernst zum Compass im
Orient von Gotha zur Erinnerung an den
ersten Maurerischen Hammerschlag in Thü-
ringen im September 1741« (Gotha 1841)
gasselbe handelt über das Verhältnis des
aurertums zum Kirchen- und Christen-
tum); «Über die Echtheit der Kölner Frei-
maurerurkunde« vgl. Corp. Beformatorum,
Tl. U: Annal. vitae Phil. Melanchthonis,
S. 11. — Maurerische Keden B.'s in
Bretschneider, Freimaurer kalender, für
1852, S. 118; für 1860, S. 77, 86. [Vgl.
Zd. 1851, S. 27. Selbstbiographie (Gotha
1851)0
8) Karl Anton, Sohn des Vorigen, geb.
27. Mai 1808 in Schneeberg, gest. 6. Nov.
1878 in Gotha, trat bei Gründung der
Realschule in Gotha 1835 als Lehrer
der Mathematik und Geographie mit dem
Titel Professor in deren Lehrerkollegium
und nach Vereinigung der Bealschule mit
dem Gymnasium zum Gymnasium Emes-
tinum in dessen Lehrerkollegium mit
über. Zu Michaelis 1878 nötigten ihn
seine Leiden, in den Buhestand zu treten,
wobei er zum Hofrat ernannt wurde. — In
die Loge Ernst zum Compass wurde er
7. Mai 1856 aufffenommen. Von 1859—68
war er deren Bedner, von 1865—72 Schrift-
führer und von Johanni 1872 ab bekleidete
er das Amt des zugeordneten Meisters, des
Stellvertreters des Meisters vom Stuhl, Sr.
Hoheit des Herzogs Ernst H. Im März
1877 musste er infolge seines leidenden
Zustands den Hammer niederlegen. [Vgl.
Demuth, Geschichte der Loge Ernst zum
Compass in Gotha (Gotha 1882). Ge-
dächtnisrede auf Karl Anton B. in der
Aula des Gymnasium Emestinum am 15.
Januar 1879 gehalten von K. Begel (Gotha
1879.) Bh. 1879, S. 47.]
4) Karl Oskar, Bruder des Vorigen,
feb. 16. Juli 1814 in Annaberg, gest. 29.
'ebr. 1884 in Jena, wurde nach längerer
ehrenvoller Laufbahn im Justizdienst des
Herzogtums Gotha 1871 zum Appellations-
gerichts-Vizepräsidenten in Eisenach und
1879 bei der neuen Gerichtsorganisation
zum Senatspräsidenten des Gemeinschaft-
lichen Thüringischen Oberlandesgerichts
in Jena ernannt. — Freimaurer wurde
er 20. Jan. 1853 in der Loge Ernst zum
Compass in Gotha. 1859 — 63 war er deren
deputierter Meister, 1865 — 71 bekleidete
er das wichtige Amt des zugeordneten
Meisters, Stellvertreters Herzogs Ernst H.
äi. d.)^ und war von 1871—72 wiederum
eputierter Meister. Von ihm ist u. a. ge-
druckt: »Der Mangel an Bruderliebe. Vor-
trag, gehalten in der Loge Ernst zum Com-
pass am 12. Nov. 1860.« [Vgl Demuth,
Geschichte der Loge Ernst zum Compass
in Gotha (Gotha 1882).]
5) Horst, Bruder des Vorigen, geb. 14.
Aug. 1819 in Gotha, gest. das. 10. Okt. 1859
als Dr. med., herzoglicher Leibarzt, Be-
gierungs- undMedizinalrat und vortragender
Bat im Staatsministerium, wurde Frei-
maurer 24. Juni 1844 in der Loge Ernst
zum Compass in Gotha, widmete sich mit
grossem Eifer der Sache der Freimaurerei,
war auch in seiner Loge mehrere Jahre
hindurch als Beamter thätig, 1846 als
Zeremonienmeister, 1850 und 51 stellv.
Beamter, 1852 stellv. Aufseher und Biblio-
thekar, 1856 — 58 Zeremonienmeister, Archi-
var und Bibliothekar. Bei vorzüglicher
Begabung besass er eine grosse geistige
Begsamkeit und Ausdauer, die ihn zu einem
vorzüglichen Kenner der maurerischen Lit-
teratur machte. Trotz vielfacher Abhal-
tung durch seinen Beruf bewahrte er bis
zu seinem Tode den regsten Eifer für die
Maurerei, die er auch durch die Heraus-
gabe eines Freimaurerkalenders (Jahrgang!,
1852; Jahrgang H, 1855—56; Jahrgang III,
1860, aus seinem Nachlass herausgegeben!
bethätigte. Ebenso hat er das Material
zu dem nach seinem Tode herausgegebenen
Liederbuch der Loge Ernst zum Compass
gesammelt.
Brevet, s. Logenpass.
Brej, Julius Hermann, Kaufmann in
Hamburg, geb. 25. Okt. 1822 in Magdeburg,
aufgenommen in der Loge Ferdinande
Caroline in Hamburg 18. Jan. 1853, be-
kleidete seit 1857 nach einander die Äjnter
des zweiten Schafihers, des zweiten und
ersten Aufsehers, des zugeordneten Meisters
vom Stuhl, 1869—71, 1874-77 und 1880
bis 1881 das Amt eines Meisters vom Stuhl
seiner Loge. Seit 1873 ist er Vorsitzender
des Schatz- und Almosenkomitees, jetzt
Verwaltungsausschuss genannt, und hat in
dieser Stellung, sowie beim Bau des neuen
Freimaurerkr^kenhauses, des neuen Logen-
hauses und bei den vielen damit verbun-
denen wirtschaftlichen Fragen eine so hin-
gebende Fürsorge und ausserordentliche
Thätigkeit gezeigt, dass ihm aus Dankbar-
keit verschiedne ehrenvolle Auszeich-
nungen zu teil geworden sind, unter an-
dern bei der 25jähr. Feier seines Vor-
sitzes im Verwaltungsausschuss 1898 die
Stiftung einer Denkmünze. [Vgl. HMW.
Nr. 283.]
Brieg (St. in der preuss. Provinz Schle-
sien, 21164 E.). Logen das. unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln in Berlin: 1) Johannisloge
Friedrich zur aufgehenden Sonne,
gegr. von der damaligen Provinzialgross-
und Mutterloge Zur goTdnen Himmelskugel
in Gross-Gloffau 15. Febr. 1783. eingew.
24. Mai 1783, dem Logenbund der drei Welt-
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Briesen — Broke.
138
kugeln angeschlossen 21. Nov. 1799, eingew.
24. März 1800. Mitgliederzahl (1899): 169.
Vers. Freitags. Ferien: Juli und August.
Eignes Logenhaus, Lindenstrasse 1 1 , eingew.
1868. Müde Stiftungen: 7 mit 79000 M.
Gesamtkapital. Hausgesetz 1898. — 2) Dele-
gierte altschottische Loge Friedrich
zur aufgehenden Sonne, ^egr. 4. April
1802; erste Au&ahmearheit 8. Dez.
1802. — 3) Delegierter Innerer Orient
für den XV. Logensprengel, gegr. 8. April
1896, eröffnet 8. Mai 1896. [Fitzner,
Annalen (1873). Hoppe, Bericnt üher
das lOOjähr. Stiftun^fest (1883)J — In
der Loge arbeitet seit 1895 die Vermitt-
lungsstelle zum Ein- und Austausch (auch
KauT) freimaurerischer Bücher, geführt von
Dr. Emil Reinhold. [4. Verzeichnis 1899.]
Umsatz ca. 1100.
Briesen (St. in der preuss. Prov. West-
preussen, 5253 E.). Hier hat sich 1899
eine freimaurerische Vereinigung unter der
Aufsicht der Loge Zum Bienenkorb in
Thorn gebildet.
Britisch -BetsehaanenlAnd (brit. Kron-
land in Südafrika). Hier bestehen unter
der Grossloge von England zwei Logen in
Vrijburg (gest. 1887) und Mafeking (gest.
1894).
Britiseh-Goliimbia (Prov. der brit.-nord-
amerik. Kolonie Kanada). Hier gründete
die Grossloge von England 1859—67 vier
und die von Schottland 1862—69 fünf
Logen. Diese errichteten 21. Sepi. 1871 in
Victoria eine Grossloge von B.-C., die jetzt
24 Logen mit 1367 Mitgliedern zählt.
Briäsoh - Honduras (brit. Kolonie in
Zentralamerika). Drei Logen, die die Gross-
loge von England hier 1763, 1820 und 1831
in St. George Gay und Belize gestiftet
hat, sind ohne langen Bestand gewesen.
Brixen (St. in Tirol, [ISm 5525E.). Hier
soll im 18. Jahrhundert eine Loge bestanden
haben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
Graf Spaur, Bischof von B., Mitglied der
Innsbrucker Loge, hier eine Loge stiftete.
Dies scheint eine Notiz im Fremdenbuch
des Bades Schulders bei Brixen zu bestä-
tigen, wonach 1780 »eine Freimaurercom-
pagnie aus B.« das Bad besuchte.
Brockan (Dorf bei Breslau). Hier grün-
dete 1744 Fürstbischof Schaffgotsch (s. d.)
von Breslau eine Loge.
Bröoker, Johann Karl, Obertelegra-
phensekretär, geb. 6. Jan. 1824 in Schwerin
Mecklenburg), wurde als damaliger Vor-
steher des Grossherzo^l. Telegramienamts
in Parchim in der dortigen Loge Friderica
Ludovica zur Treue am 24. Febr. 1867
aufgenommen und im selben Jahre zum
Re£ier der Loge ernannt. Seit dieser Zeit
war B. ununterbrochen als Logenbeamter
in den verschiedensten Ämtern aller Ab-
teilungen des Ordens thätig, so acht Jahre
als zugeordneter Meister der Loge Alma an
der Ostsee in Kiel, 13 Jahre als zugeordneter
Meister der Andreasloge Fortunata in Kiel
u. s. w. B. veröffentlichte: »Geschichte
der Loge Friderica Ludovica zur Treue in
Parchim« (1868); »Die Freimaurer-Lo^en
Deutschlands von 1737 bis einschliesslich
1893«, mit biogr. und histor. Mitteilungen
versehen (Brl. 1894); »Geschichte der Loge
Carl zum Felsen in Altona. 22. März 1796
bis 22. März 1896« (Brl. 1897). Ausser-
dem leitete B. die Bausteine des Logen-
bundes Royal York, 3. und 4. Jahrg. (1888
und 1884).
Brolsem, Karl Viktor August v.,
wirkl. Geh. Kriegsrat, geb. 20. Dez. 1741
in Dresden, gest. das. 9. Jan. 1812, wurde
1766 in der Loge Aux vrais amis in Dres-
den aufgenommen und 1772 Mitglied der
Loge Zu den drei Schwertern das. Nach
der durch die politischen Zeitverhältnisse
bedingten Unterbrechung der Arbeiten der
letztem Loge von 1790—97 wurde auf
seine Veranlassung 1797 die Logenthäti^-
keit unter seiner Hammerführung, die bis
1810 dauerte, wieder eröffnet. Seiner Be-
geisterung für die Maurerei gelang es, die
schwierigen innem und äussern Verhält-
nisse der Bauhütte wieder ins Gleich-
gewicht zu bringen. Unter seiner Hammer-
mhrung erklärte sich die Loge 1805
als unabhängige und selbstänouge Jo-
hannisloge. Nach Niederlegung seines
Amtes a& Meister vom Stuhl 1810 wurde
er zum Senior ernannt. Ihm war Aus-
übung der Wohlthätigkeit ein Herzens-
bedürfnis; 1772 war er einer der ersten,
die dem Rufe v. Ferbers, Linderung des
Elends in Sachsen zu schaffen, folgten.
V. B. unterzog sich der ersten Einrichtimg
des Freimaurerinstituts in Dresden und
blieb auch ihr erster Vorsteher bis zum
Eintritt seiner letzten langem Krankheit.
B^gl. Festschrift zum Jubiläum des 150 jähr,
estehens der Loge zu den drei Schwertern
u. 8. w. (Dresd. 1890). Peuckert, Die Loge
zu den drei Schwertem u. s. w. 1738—1882
(Lpz. 1883).]
Broke, Friedrich Franz v.. Geh.
Justiz- und Appellationsgerichtsrat, geb. 20.
Aug. 1801, gest. 15. Juli 1872 in Alten-
burg, trat 1821 in die Loge Archimedes
zu den drei Eeissbrettem in Altenburg ein
und diente dieser in den verschiedensten
Ämtem. Von 1848--57 führte er den
ersten Hammer und machte sich besonders
verdient durch die Sicherheit, mit der er
die Loge durch die aufgeregten Wogen
der Jahre 1848 und 1849 hindurchleitete.
Von 1859 — 63 nahm er noch einmal die
Wahl zum Meister vom Stuhl an. Unter
seiner Hammerführung und wesentlichen
Mitwirkung wurde im Sept. 1862 die neue
Verfassungsurkunde una am Stiftungs-
feste 1871 das neue Ritual der Loge an-
genommen und eingeführt. Er brachte
das Rechnungswesen der Loge in bessere
Ordnung und leitete lange Jahre als Vor-
sitzender die von Waitz (s. d.) gegründete
und von Mitgliedern der Altenburger Loge
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184
Bromberg — Brooklyn.
erhaltene Sparkasse. Ausgezeichnet durch
Klarheit, Sachlichkeit und knappe Kürze
waren seine Ansprachen in der Loge. [Vgl.
Dietrich, Aus vergangenen Tagen (Aitbg.
1889), S. 164—189. Bh. 1872, S. 265.]
Bronberg (St. in der preuss. Prov. Posen,
46 417 E.). Nachdem 1784 die Versuche, eine
Loge Aufstehender Wolf unter der Mutter-
loge Zu den drei Kronen in Königsberg i.Pr.
und eine Loge Zu den drei Bösen unter der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln zu gründen, missglückt war
[vgl. Kienast, Geschichte der Loge Zu den
drei Kronen in Königsberg i. Pr. (1896) I,
65 fg.], wurde 1) von der Berliner Loge Boy al
Yonc in B. die Loge La fid^lit^ aux
trois colombes (Die Treue zu den drei
Tauben) zunächst als Kommissions-, d. i.
Deputationsloge, 30. Juni 1784 gegründet,
die 10. Dez. 1784 selbständige Tochterloge
der genannten Mutterloge wurde und 1786
die hohem Grade erhielt. Später nahm
sie den Namen Zu den drei Tauben an,
entzweite sich aber wegen der Fesslerschen
Beformen mit ihrer Grossloge und wurde 25.
Febr. 1800 aufgelöst. Die Mehrzahl ihrer
Mitglieder schloss sich 2) der unter dem
Namen Janus 26. März 1800 (unter Eröff-
nung der Arbeiten 5. Aug. 1800) von der
Grossen Landesloge zu Berlin gestifteten
Loge an. Diese blieb ihrer Grossloge
anfangs auch nach der Einverleibung B.'s
in das Herzogtum Warschau treu. Indes
hatte sich in Warschau die Loge Zum Ost-
stem als Grossloffe aufgethan, die 26. Dez.
1809 eine Aufforderung an die Lo^e Janus
erliess, sich ihr anzuscnliessen. Als dieser
Aufforderung keine Folge geleistet, die
Verbindung mit Berlin vielmehr ununter-
brochen unterhalten wurde, schloss der
Präfekt V. Glyszcasynski in B., der selbst
Maurer war, die Lose 17. Jan. 1812 auf
hohem Befehl, una sie sah sich so
genötigt, sich von der Grossen Landes-
loge zu trennen. Von dieser wurde sie
81. Jan. 1812 aus der Abhängigkeit von
ihr entlassen und betrieb nunmehr ihren
Anschluss an den Oststem in Warschau.
8) Dort bereitwillig angenommen, aber
genötig^ den Namen Jantis gegen den
Namen Zum Bitterkreuz zu vertauschen,
bildete sie sich unter diesem Namen
von neuem 27. Febr. 1812. Man beschloss
abwechselnd polnisch und deutsch zu ver-
handeln und deshalb besondere Beamte
fär die polnischen und besondere für die
deutschen Verhandlungen zu bestellen.
Dennoch wurde im Anfang nur deutsch
verhandelt. Erst 5. Juli 1812 trat eine
polnische Übersetzung der deutschen Ver-
handlungen hinzu, und erst 6. Aug. 1812
fand die erste polnische Verhandlung mit
deutscher Übersetzung statt, der wenige
ihresgleichen folgten. Infolge der kriege-
rischen Ereignisse und der die Stadt ver-
heerenden ansteckenden Krankheiten wurde
SO. Nov. 1818 beschlossen, die Loge zu
schliessen. 4) Am 24. Juni 1815 wandte
man sich wegen Erneuerung der Loge an
die Grosse Landesloge in Berlin, da man
sich aber mit dieser über gewisse Punkte
nicht einigen konnte, an die Grosse National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln, die
7. Dez. 1815 den Stiftungsbrief erteilte, und
zwar unter Wiederherstellung des Namens
Janus. Die Einweihung uind 8. April
und die erste Arbeit im neuen Verband
5. Mai 1816 statt. Mitgliederzahl (1899):
198. Vers. Dienstags. Ferien: Anfang Juli
bis Anfang September. Logenhatis: seit
1791 Grosse Bergstrasse 6. Hausgesetz
vom 25. April 1898. Milde Stiftungen:
a) Fröhner-ötiftung; b) Bögglen-Stiftung;
c) Giese-Bafalski-Stiftung ; d) Werckmeister-
Stütung; e) Löscher-Stiftung; f) Jung-
klass-Stiftung, mit einem Gesamtkapital
von 27846 M. Ausserdem besteht eine
Sterbekasse (Statut von 1865). [Vgl .Herrn,
Schnitze, Geschichte der Loge (Bromberg
1884).] 5) Mit dieser Loge verbunden ist die
delegierte altschottische Loge Zur Säule
am Tabor, gegr. 10. Juli 1816, eingew.
28. Nov. 1821.
Brönner, Johann Karl, Buchhändler
und Senator in Frankfurt a. M., geb. das.
4. Juni 1788, gest. das. 22. März 1812, war
ein hochgeachteter Mann, der sein bedeu-
tendes Vermögen teilweise zu milden Stif-
tungen in echt freimaurerischem Sinn ver-
wandte und dadurch seinen Namen für
alle Zeiten unvergesslich machte. B. war
einer der thätigsten und begabtesten Grün-
der des Eklektischen Freimaurerbundes
und hatte als erster Provinzialaufseher an
der Abfassung des Bituals und Gesetzbuchs
desselben den allerwichtigsten Anteil.
Nachdem er seit Oktober 1789 das Amt
eines zugeordneten Grossmeisters be-
kleidet hatte, traf ihn 29. Okt 1792 die
Wahl zum Provinzial^ossmeister, und er
blieb dies bis an seinen Tod. 1759 in
Lyon als Maurer aufgenommen, schloss er
sich 80. Dez. 1768 der Loge Zur Einigkeit
in Frankfurt an und war eins der eifrigsten
Mitglieder, wie schon seine öftere Wahl
zum Meister vom Stuhl dieser Loge dar-
thut. 1778 trat er auch zur strikten Ob-
servanz. Zahlreiche maurerische Au&ätze
von seiner Hand beweisen seine unermüdete
Thätigkeit* alle atmen einen Geist wohl-
wollender Milde und Brüderlichkeit, die
mit Festigkeit und klarer Auffassung ge-
paart sind. Darum erfreute er sich auch
der allgemeinsten Achtung und Liebe. Eine
von ihm geschriebene Geschichte der Loge
Zur Einigkeit ist vollständig abgedruckt
in der gleichen G^eschichte von Beges(1892).
Eine Denkmünze der Loge Zur Einigkeit
auf sein fünfzigjähriges Freimaurerjubi-
läum s. HMW. Nr. 66. rVgl. Paul, Anna-
len des Eklektischen Freimaurerbundes
(Frkf. a. M. 1888), S. 241.1
Brookljü (St. im nordamerikan. Staat
New York, (1890) 806848 E.). Deutsch
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Bruchsal — Bruderliebe.
185
arbeitende Logen das.: I. Unter der Gross-
loge von Hamburg: Pythagoras Nr. 1,
fegr. 2. April 1841, angenommen 1851.
I. Unter der Grossloge des Staates New
York: 1) Schiller Nr. 304, gegr. 21. Jan.
1858. Vers. 2. und 4. Freitag. Deutsche
Sparbank, Ecke Broadway undBuerum Str.
2) Copernicus Nr. 545, gegr. 27. Dez.
1868, gest 15. Juni 1864. Vers. 1. und
8. Freitag; 1089 Broadway, Ecke Dodworth
Street. 8) Lessing Nr. 608, gegr. 10.
Mftrz 1866. Vers. 1. und 8. Mittwoch,
Wurzlers Halle, 815 Washington Str. 4)
Herder Nr. 698, gegr. 1869, 129 Mit-
flieder. Vers. 2. und 4. Freitag, Masonic
[idl. Ecke Meserole und Manhattan Ave.,
Greenpoint. 5) Allemannia Nr. 740,
gCjgr. 1873, eingew. 10. Juni 1874, 174 Mit-
glieder. Vers. 1. und 8. Montag. 158 Pierre-
point Str. 6)VonMensch Nr. 765, gegr.
11. Nov. 1875, eingew. 12. Juni 1876. Vers.
2. und 4. Montag; Bushwick, Pennsylvania
und Jamaica Aves.
Bmehsal (St. im Grossherz. Baden, 12614
£.). Hier bestand eine Loge: Zum Tempel
des vaterländischen Wohls, gest. 24.
Dez. 1808 vom Grossorient von Baden in
Mannheim, eingew. 12. Febr. 1809, die 1818
wieder einging. [Vgl. Schwarz, Geschichte
der Loge von Mannheim (1896), S. 72.]
Bmekenthal, Karl Samuel, Freiherr
V., österr. Staatsmann, geb. (wahrscheinlich)
26. Juli 1721 zu Löschkirch in Sieben-
bürgen, gest. 9. April 1803 in Hermann-
stadt, studierte in Halle und Leipzig die
Bechte. Zurückgekehrt nach Siebenbürgen
gelangte er 1774 in Hermannstadt bis zur
Würde eines Gubemators von Siebenbürgen.
Bei seinem Tode hinterliess er der Stadt
Hermannstadt das B.'sche Museum. — Auf-
genommen wurde er in den Freimaurer-
bund 2. März 1743 in der Loge Zu den
drei Kanonen in Wien. Während seines
Aufenthalts in Halle gründete er die Loge
Zu den drei goldnen Schlüsseln 14. Dez.
1743, deren versitzender Meister er bis zum
Febr. 1745 war. Unter seinem Schutz
blühte die Loge Andreas zu den drei See-
blättem in Hermannstadt auf. Ob er dieser
Loge angehört hat, steht nicht fest. Wohl
aber waren Mitglieder sein Bibliothekar
Hahnemann(s.d.), der spätere Begründer der
Homöopathie, und sein Neffe Karl v.
Bruckenthal. [Vgl. L. 1882, S. 70; 1884, S.9.
FZ. 1886, S. 209. HZC. 1898/9, Nr. 160.
HMW. Nr. 79. Denkwürdigkeiten aus dem
Leben des Freiherm S. v. B. (Hermann-
stadt 1848). SchuUer, Maria Theresia und
Freiherr v. B. (Hermannstadt 1863). Abafi,
Geschichte der Freimaurerei in Österreich, I,
S. 107.]
Brader. Ausgehend von der Familien-
verwandtschaft, als der innigsten und fes-
testen Verbindung, werden in der Bibel
nicht nur die weitiäu£gen Verwandten, wie
Vettern, Geschwisterldtider, sondern auch
die Genossen desselben Volkes Brüder
genannt (2. Mos. 2, 11). Vertraute Freunde
nennen sich ebenfalls mit diesem Namen
(2. Sam. 1, 26). Zu dem allgemeinen re-
ligiösen Bande, das unter allen Menschen
als Ejndem Gottes stattfindet, gesellt sich
bei den Christen noch das Band inniger
Gemeinschaft vermöge des sie alle besee-
lenden Geistes lauterer Liebe; daher nennen
die Apostel alle Mitglieder der christlichen
Gemeinden Brüder nach dem Gebot Jesu
(Matth. 28, 8): »Ihr seid alle Brüder». In
gleicher Weise bezeichnen sich auch die
Mönche untereinander als Brüder. Inner-
halb der Loge gilt dieser Name unter
allen Mitgliedern als Zeichen ebenso der
höchsten Ehre, wie der allen gemeinsamen
Gleichheit und der alle umschlingenden
Liebe. Alle ausser der Loge geltenden
Ehrenbezeigungen und Kangunterschiede
verschwinden m dieser vor dem einzig
gebräuchlichen Namen Bruder. Mit dem
Brudernamen wird daher der Neuaufge-
nommene zuerst begrüsst, sowie seine Werne
vollzogen ist. Ausserhalb der Loge wird
der Brudemame nicht gebraucht. [Vgl.
FZ. 1898, S. 805. Zd. 1847, S. 65.]
Brüder der Begtftndigkeit (Fratres con-
stantiae), 1795 Studentenorden an der
Universität Wien, der seine Versamm-
lungen Logen nannte.
Brüdergenossenschafl, Deutsche, v. Sel-
chow in Batibor veröffentlichte den Ent-
wurf zu einem Grundgesetz der D. B. zum
Zweck der intellektueUen, moralischen und
materiellen Hebung der dem Arbeiterstand
angehörigen Brüder, der aber keine Folge
hatte. [Vgl Bh. 1868, S. 105; 1872, S. 131.]
BrnderkuBS. Am Schluss der ersten
christlichen Versammlungen pflegten sich
Mann und Mann, Weib und Weib zu küssen ;
dies geschah auch bei dem heiligen Abend-
mahl zum Zeichen der geschwisterlichen
Gemeinschaft. An diese innige Gemein-
sch^ erinnern die Apostel Paulus und
Petrus am Schluss ihrer Sendschreiben,
indem sie die Christen auffordern: »Grüsst
euch mit dem heiligen Kuss« (Rom. 16, 16;
1. Kor. 16, 20; 2. Kor. 13, 12; 1. Thess.
5, 26; 1. Petr. 5, 14). Dieser heilige
Kuss, als Zeichen der Bruderliebe, findet
sich auch in der Loge als ehrwürdiger
Brauch in besonders geweihten Augen-
blicken, wie nach der Au&ahme gegen-
über dem Neuaufgenommenen, sowie am
Schluss einer festlidienLogenversammlun^,
wo die Bruderliebe zugleich durch die
Schliessung der Kette einen lebendigen
Ausdruck gefunden hat.
Bruderliebe. Zu brüderlicher Liebe er-
mahnen die Apostel in ihren Briefen wieder-
holt und eindringend die Mitglieder der
christlichen Gemeinden, damit sie sich als
Genossen der innigen christlichen Geistes-
und Herzensgemeinschaft erweisen möch-
ten. Ein Abbild der ersten Clmstenge-
meinde will die vom Grafen Zinzendorf
gestiftete kirchliche Gemeinschaft dar-
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136
Bradermahl — Brühl.
stellen, daher nennt sie sich auch eine
Brüdergemeinde. [Vgl. L. 1885, S. 25.]
In ähnlicher Weise ist auch der Bund der
Freimaurer ein Bund der B. ; die B. bildet
den Ausgangs-, Mittel- und Zielpunkt der
freimaurerischen Verbindung: die B. führt
die Freimaurer zusammen, und ihre ge-
meinsame Aufgabe und Arbeit ist, in der
Liebe immer vollkommener und dadurch
Gott, der die Liebe ist, immer ähnlicher zu
werden. Auf die letzte Frage im Freimaurer-
verhör: Pflegen wohl die Maurer einander so
heftig zu lieben, wie man B>l lautet die
Antwort: Ja, fürwahr I und das kann nicht
anders sein; denn gute und redliche Men-
schen, die einander als solche kennen,
pflegen sich jederzeit desto inniger zu lie-
ben, je mehr sie gut sind. Durch die auf
sittlichem Grunde ruhende B. führt die
Freimaurerei Männer verschiedner Län-
der, Beligionen und Stände zu einem trau-
lichen verein zusammen, in dem sie
auch durch den häufigen persönlichen Ver-
kehr Gelegenheit erhalten, in herzlicher
Teilni^ime durch Mitleid und Mitfreude,
sowie durch aufopfernde Hilfe in Rat und
That die Liebe zu bewähren. Diese B.
macht den Freimaurern die Fremde zur
Heimat, denn sie finden überall wie im
Vaterhaus Brüder, die sie mit Freuden in
ihren Logen und bei ihren geselligen Ver-
sammlungen willkommen heissen, wenn sie
einander auch noch nie im Leben geschaut
haben. So verschieden auch die Landes-
sitten und Sprachen, so verschieden auch
die maureriscnen Lehrarten sein mögen, die
besuchenden Brüder werden überall freu-
dig begrüsst und haben ein besonderes
Anrecht auf Erweisungen brüderlicher
Liebe. Diese B. führt notwendig auch zur
allgemeinen Menschenliebe. Dsiher treten
die Freimaurer zusammen, um mit ver-
einten Kräften ihren Nächsten, besonders
den notleidenden durch Gaben wohlzuthun.
Die Freimaurerei ist die Schule der edlen
Menschlichkeit, der allgemeinen Menschen-
liebe hauptsächlich dadurch, dass sie in
ihren Kreisen die Gegensätze der Aussen-
welt versöhnt und zu einhelligem Zu-
sammenwirken verschmilzt; eben dadurch
aber lehrt sie auch, dass die Liebe in der ge-
samten Menschenwelt endlich alle Gegen-
sätze überwinden und alle Herzen zu sitt-
lichem Wirken vereinigen wird, damit die
Menschheit einen allgemeinen Bruderbund^
eine grosse Familie Gottes diu*stelle. Diese
messianische Hofihung der Liebe beseelt
die Freimaurerei und kräftigt in jedem
Augenblick der unvollkommnen Gegen-
wart ihr edles Wollen und ihr Streben
nach diesem göttlichen Musterbilde der
vollendeten Menschheit, dessen Verwirk-
lichung von Jahrhundert zu Jahrhundert
immer gewisser und allgemeiner hervor-
treten soll und wird. [Vgl. FZ. 1855, S.
407; 1864, S. 185; 1872, S. 113. M. L,
1897/98, S. 183. L. 1879, S. 127. Marbach,
An der Säule der Weisheit (Lpz. 1876),
S. 127.1
Bmdemialil wird das gemeinschaftliche
Mahl genannt, bei dem Freimaurer ohne
Anwesenheit von Nichtmaurem versam-
melt sind. Von den Tafellogen (s. d.) unter-
scheiden sich die B. durch Wegfall jeder
maurerischen Bekleidung und des Bituab,
sowie durch Abkürzung oder Wegfall vor-
schriftsmässiger Trinksprüche. In grossem
Logen finden sie nach jeder Arbeitsloge
statt. (S. Agapel. [Vgl. Fischer, Entwurf
zu einem Handbuch für die Amtsthätig-
keit der Logenmeister (Lpz. 1891), S. 64.]
Bruderrerein s. Freimaurerverein.
Bmgsoh, Heinrich Karl Ferdinand,
Ägyptolog, geb. 18. Febr. 1827 in Berlin,
gest. 9. Sept. 1894 in Charlottenburg, wid-
mete sich schon als G3nnnasiast dem Stu-
dium altä^ptischer Denkmäler, besuchte
auf königliche Kosten Ägypten, habilitierte
sich 1854 in Berlin als Privatdpzent, machte
später weitere Beisen in Ägypten und
durch Persien. 1870 trat er in äßrptische
Dienste und siedelte 1879 wieaer nach
Berlin über, wo er an der Universität
Vorlesungen hielt. — Er wurde 10. Dez.
1859 in der Loge Teutonia zu Potsdam
aufgenommen, trat Okt. 1863 aus und
schloss sich später der Loge Zum Pilgrim
in Berlin an. Er bethätigte sein Inter-
esse in mannigfacher Weise. [Vgl. BZC.
1899, S. 39.]
Brtthl, 1) Aloysius Friedrich.
Eeichsgraf V., Standesherr von Forste und
Pforten, poln. General -Feldzeugmeister,
Starost, ein Sohn des bekannten säch-
sischen Ministers, geb. 81. Juli 1739 in
Dresden, gest. 30. Jan. 1793 in Berlin,
lebte, nachdem er später in österreichschen
Diensten gestanden hatte, zuletzt auf
seinem Gute Pforten (Niederlausitz) und
widmete sich seinen wissenschaftlichen und
künstlerischen Neigungen, v. B. war ein
für die Maurerei in Dresden und nament-
lich für die Entwicklung und Ausbrei-
tung der strikten Observanz bedeutunfi;8-
volles Glied. Auf Grund eines von der
Grossloge zu London erhaltnen Frei-
briefs, der ihm, sowie v. Weiler
d'Agdollo (s. d.) und Leutnant Borghesi
die Würde eines Provinzialgrossmeisters
der englischen Logen im Kurfürstentum
Sachsen verlieh, gründete er 19. April
1766 in Dresden, wo er damals lebte, die
Loge St.-Jean des voyageurs. Als unter
den Mitgliedern Unzufriedenheit mit den
englischen Bestimmungen entstand, erhielt
er durch v. Weilers (s. d.) Vermittlung
ein Patent als »Grossdeputierter der Loge
Eoyale Militaire de Vienne en Autriche«,
kraft dessen er mit den ihm treuge-
sinnten Mitgliedern der Loge die neue
Dresdner L^ge Aux vrais amis (Zu
den wahren Freunden) 1768 gründete.
Durch V. Weiler ^rurde B. bald darnach
dem V. Hundschen System zugeführt und
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BrUU — Brunn.
137
1770 zum Praefectuö ad honorea der Pro-
yinz €k>mmem (Dresden) ernannt und 1771
zum Subprior der Diözese Polen. Auf
seiner Besitzung Eohlo fand 1772 ein Kon-
yent (s. d.) statt, und hier ernannte man
Y. B. zum Mitglied des Provinzialkapitels,
sowie zum Visitator prov. und Provisor
domorum. Nach v. Hunds Tode war er
als Dekan des Provinzialkapitels Covi-
carius der 7. Provinz. [Vgl. Peuckert, Ge-
schichte der Loge zu den drei Schwertern
etc. (Lpz. 1883). Bh. 1897, 251.]
2) Karl Adolf, Graf v., Bruder des
Vorigen, Starost, kurf. sächs. General-
leutnant und Chef des Carabiniers-Begi-
ments, dann preuss. General und Oberhof-
meister des Kronprinzen. Herr auf Nisch-
witz und Lindenau, geo. 4. April 1741,
gest. 4. Juli 1802, trat 1764 dem v.
Hundschen System bei, wurde Comthur
ad honores und Praepositus der heer-
meisterlichen Kommenae Hartha und 1768
Praefectus und Praepositus der Provinz
€k>mmem (Dresden).
3) AlbertChristian Heinrich, Graf
V., Bruder des Vorigen, geb. 12. Juli
1743, gest. 30. M&rz 1792, war kurf. sächs.
Eammerherr, Oberst und Generaladjutant,
Starost, Herr auf Oberlichtenau und Naun-
dorf. Er war Mitglied des v. Hundschen
Systems, wurde 1764 zum Comthur ad
honores ernannt, trat aber 1773 vom Orden
zurück.
4) Hans Moritz, Graf v., Bruder
des Vorigen, geb. 26. Juli 1746 in Dresden,
eest. 31. Jan. 1811, war französ. Oberst,
dann kurf. sächs. Kammerherr, später stand
er in preuss. Diensten. 1767 trat er dem
V. Hundschen System bei.
Brtm, Ignaz, Klavierspieler und Kom-
ponist, geb. 7. Nov. 1846 in Prossnitz in
Mähren, bekannt durch seine Oper >Das
goldne Kreuz«, wurde 1877 in der Loge
Sokrates in Pressburg in den Freimaurer-
bund aufgenommen, trat aber schon 1879
wieder aus.
Brfimmer, Karl Heinrich, Hofrat,
Begierungssekretär und Intendant des Hof-
theaters, geb. 26. Febr. 1771 in Mensel witz,
gest. 19. Sept. 1842 in Altenburg, seit 22. Jan.
1800 Mitglied der Loge Archimedes zu den
drei Reissbrettem in Altenburg, war bis zu
seinem Tode ununterbrochen Musikmeister
der Loge und machte sich um das musi-
kalische Leben vielfach verdient. Von
ihm rühren mehrere, noch jetzt ge-
sungene Kompositionen zu Logenliedem
her. Auch enthält das Altenburger
Logengesangbuch zwei schOne von ihm ge-
dichtete Lieder. Von ihm erschienen
einige Liedersammlungen unter dem Pseu-
donym Nestorius und »Klänge aus den
Hallen des Archimedes zu den drei Beiss-
brettem Altenburg« LLieferung 12 Melodien
mit Klavierbegleitung (1821). In Gemein-
schaft; mit Waitz und Mörlin (s. diese) be-
sorgte er die Ausgabe des Altenburger
Logengesangbuchs von 1804, während er
den zweiten Teil 1821 allein herausgab.
[VgL Zd. 1843, S. 28— 32.]
BrOnii (Hauptst. der österr. Markgraf-
schaft Mähren, [1890] 94462 E^. Hier
soll die Freimaurerei um die Mitte des
18. Jahrhunderts Eingang gefunden haben,
allein erst 1775 wird eine »ziemlich starke«
Loge erwähnt, die vermuthlich den Namen
Zur aufgehenden Sonne fdhrte, wenn
es nicht eine neue Loge war, die 1782
unter diesem Namen aus Berlin Stiftunfi;s-
brief erwirkte. Sie schloss sich der
österreichschen Landesloge an und wurde
von der Provinzialloffe von Böhmen,
der sie zugeteilt worden war, 6. Juli
1784 neu gejgründet. Die Loge war
in raschem Aufblühen, als sie zufolge der
Freimaurerverordnung Anfang 1786 mit
der Loge Zu den wahren vereinigten Freun-
den sich vereinigen sollte, es jedoch vor-
zog, sich ffänzlich aufzulösen. Letztere
Loge, angeblich schon 1780, wahrschein-
lich aber erst 1782 unter dem Namen Zu
den vereinigten Freunden entstanden,
wählte zum Meister vom Stuhl den K. K.
Kämmerer und Artillerie-Hauptmann Franz
Jos. Graf Kolowrat-Liebsteinsky, der kurz
vorher unter den Prager Freimaurern gi ossen
Unfrieden gestiftet hatte und nun nicht
wagte, den Stiftungsbrief aus Prag zu er-
bitten. Er suchte diesen daher von der
Provinzialloee von Österreich zu erwirken,
wurde jedoch abgewiesen und wandte sich
hierauf an den Eklektischen Bund, von
dem er 27. Febr. 1784 einen Stiftungs-
brief erhielt. Man dürfte ihm indes in
Wien nahegelegt haben, dass die Loge
unbedingt von der Provinzialloge von
Böhmen gegründet werden müsse, zu deren
Gebiet B. gehörte. Nun erst, zu Neujahr
1784 wandte man sich dahin und erhielt
die Stiftungsurkunde 6. Juni 1784. Bei
dieser Gelegenheit nahm die Loge den
Namen Zu den wahren vereinigten
Freunden an, löste sich aber infolge
der von ihrem Meister vom Stuhl hervor-
gerufenen Zwistigkeiten gegen dessen
Willen noch im selben Jai^e auf. Fünf
Mitglieder erneuerten Anfangs 1785 die
Loge, die nun unter Fühnmg des K. K.
Kämmerers imd Oberstwachtmeisters Anton
Graf Belcredi bestens zu gedeihen begann.
Für die Erneuerung der Loge dürfte es
bestimmend gewesen sein, dass Graf Bel-
credi dem Illuminatismus anhing und diesem
ein Heim schaffen wollte. Es gelang ihm
denn auch, die tüchtigsten Mi^lieder für
den Illuminatenorden zu gewinnen. Ihm
gehörte auch der genannte Graf Kolowrat
an, der jedoch Rache brütete und die
Loge bei der Provinzialloge verdächtigte,
allein ohne Erfolg. Hierauf gab er bei der
Regierung eine Anklage ein, in deren
Folge die Loge in Gefahr stand, als
Winkelloge aufgehoben zu werden (Juni
1785), was indes durch das energische Ein?
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188
Brufitplatte — Buch, das weisse.
schreiten der Provinzialloge von Böhmen
verhindert wurde. Bald danach, anfangs
1786, sollte die Loge infolge der Frei-
maurerverordnung mit der Loge Zur auf-
§ehenden Sonne vereinigt werden, die je-
och lieber vorher deckte. Die Loge nahm
den Namen Zur Sonne der vereinig-
ten Freunde an, änderte ihn aber 1788
in den frühem Zu den wahren vereinig-
ten Freunden. Die Loge gab 1786 auf
eigne Kosten eine «Wochenschrift zum
Besten der Armen« heraus, die 600 fl. ein-
trug, aber 1787 einginlg. Mit dem Eklek-
tischen Bunde stand die Loge bis 1789
in einer freilich sehr losen Verbindung.
1794 dürfte sie sich aufgelöst haben. [Vgl.
Keller, Geschichte des Eklektischen Frei-
maurerbundes (Giessen 1857), S. 108. Abafi
Geschichte der Freimaurerei in Österreich-
Ungarn V. 128, VI, Vn.] Hier bestand
auch ein Zirkel der Eosenkreuzer (s. d.).
Brnstplatte, das viereckige doppelte
Brustscmld des Hohenpriesters zu Jeru-
salem, von gezwirntem Byssus, aus purpur-
blauen, purpurroten, karmoisinroten und
goldnen Fäden gefertigt; es war oben
durch goldne Ringe und Ketten, unten
durch goldne Ringe und purpiirblaue
Schnuren fest angebunden und mit zwölf
in Gold gefassten Edelsteinen, in denen
die Namen der zwölf Stämme Israels ein-
gegraben waren, in vier Reihen besetzt
Mit dieser B. stand das heilige Orakel
des Volkes in Verbindung, genannt Licht
und Recht, indem der Hohepriester aus
dem Glänze der Edelsteine die Zukunft
vorhersagte. [Vgl. 2. Mos. 28, 4 fg.; Sir.
45, 8 fg.; 8. Mos. 8, 8; 1. Sam. 28, 9;
Esr. 2, 68; Neh. 7, 65; Jos. Ant. 8, 8, 9.]
Die B. bildet einen Teil der Kleidung
des Hohenpriesters in einem Royal-Arch-
Kapitel. [Abbildung einer solchen in L.
Bmstieiohen ist eines der Meisterzeichen
nach Zinnendorfschem oder Schwedischem
System.
Babllti (St. in der preuss. Prov. Pom-
mern, 4908 E.). Hier bestand unter der
Loge in Neustettin ein Frelmaurerkränz-
chen Zinnendorf zur Treue, gest. 11.
Dez. 1886, bestätigt 8. April 1887, seit
1896 eingegangen.
Buch, da» weisse (ungeschriebene, Gott
geweihte), liegt in den Logen, die nach
em Fickeschen (sogenannten Freiburger)
Ritual arbeiten, an Stelle der Bibel auf
dem Altar. Diese Neuerung begründet
Ficke (s. d.) in dem Vorwort zu seinem
Ritual mit folgenden Worten: «Da Gott,
die Religion und die Moral des Bundes
nicht in ein einseitiges Glaubensbekennt-
nis eingegrenzt sind, sondern humanistisch,
rein und allgemein menschlich aufgefasst
werden müssen, so ist die Bibel, welche
nur den Christen als heilige Schrift gilt,
kein entsprechendes Emblem für alle. Die
Freimaurerei erkennt als die heiligste
Schrift diejenige, welche der grosse Bau-
meister in die Brust eines jeden Menschen
geschrieben hat. Die Bibel genügt daher
nicht auf dem Humanitätsaltar, der allen
Glaubensbekenntnissen gleich angehört.
Durch ihre Entfernung wird keine Miss-
achtung für das Christentum angedeutet
Mit Freude wird ihr hoher innerer Wert
und die Dienste, welche sie der Mensch-
heit geleistet hat, anerkannt. Aber weder
das Christentum, noch die christlichen
Kirchen umfassen die ganze Menschheit.
... So wie die Bibel und alle heiligen
Bücher die Erzeugnisse des menschlichen
Wissens aus der Vergangenheit sind, so
wird die Menschheit, in Gegenwart und
Zukunft fortschreitend, die vorhandenen
Lehren vervollkommnen und vervollstän-
digen. Alle diese Werke, welche die
kommende Zeit uns bringt, sind heute
lauter ungeschriebene Bücher. Da nun
die Freimaurerei, wenn sie lebensfähig
bleiben will, für Gegenwart und Zukunft
arbeiten muss, so passt für sie das unbe-
schriebene Buch.« — Dasselbe wird im
Freiburger Ritual folgendermassen erklärt:
«Auf diesem Buche leuchtet mit goldner
Schrift das Wort ,Gott'. Es ist uns ein
Symbol Gottes. Gott ist unser allererstes
grosses Licht, welches alle andern Lichter
entzündet, — das Buch aber ist unge-
schrieben, jeder gefimdnen Wahrheit offen.
— Was bedeutet das? Gott ist das ewige
Problem, welches der Mensch aller Erd-
kreise und aller Zeiten aufzulösen und
dadurch seine Religion und Moral, sein
Verdienst, seine Weisheit, Schönheit und
Stärke, zu bethätigen hat. Der Mensch
thut das auch seit Jahrtausenden auf der
Erde und hat manches heilige Buch voll-
geschrieben. Das Problem ist jedoch nicht
gelöst. Daher liegt hier ein ungeschriebenes
Buch. Wir erkennen keine unbedingte
Autorität in Glaubenssachen an; es passt
also für uns. Wir sollen es, jeder für sich,
vollschreiben und dadurch unsre geistige
Selbständigkeit an den Tag legen. Als
Maiirer sind auch Sie dazu berufen. « —
Die in Heidelberg 1872 abgehaltene
Versammlung der Grossloge Zur Sonne
von Bayreuth erkannte dieses weisse Buch
als maurerisches Symbol mit allen gegen
eine Stimme unter der Bedingung an, dass
dem Aufgenommenen nach der Erklärung
des Buches mitgeteilt werde, dass in andern
Logen die Bibel auf dem Altar liege. —
In neuerer Zeit ist wiederholt gegen diese
Neuerung angekämpft worden, und v. Rein-
hardt, Grossmeister der Grossloge Zur Sonne,
erklärte in der Jahresversammlung des Ver-
eins deutscher Freimaurer in Karlsruhe
1898: »Ich halte es zwar keineswegs für
ein Verbrechen am Geiste der Freimaurerei,
wenn eine Loge andre Symbole, als die
herkömmlichen für sich aufstellt, aber ich
halte es für gefährlich und zu Missdeu-
tungen aller Art Veranlfssung^f^beud,
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Bücherei, Bücherkunde (Bibliographie und Bibliotheken).
139
wenn eine Loge sich in die Lage versetzt,
durch lange Zeitlftufe hindurch bei den
verschiedensten Veranlassungen immer
wieder die von ihr vorgenommene Ab-
weichung vom allgemeinen Gebrauch be-
gründen zu müssen, damit ihr nicht Motive
unterlegt werden, die ihr fremd sind.
Die Kunst ist frei. Aber auch eine
Kunstgenossenschaft schliesst sich stets
durch Annahme gemeinsamer Anschau-
ungen und Gebräuche zusammen. Auch
die Grosslogen von Peru und von Ungarn
haben sich diesen Anschauungen wieder
anffeschlossen und das Bibelsystem wieder
angerichtet« Die Grossloge von Ungarn
und Peru haben die Bibel wieder auf den
Altar bringen müssen, um allseitige An-
erkennung sich zu erhalten. [Vgl. H. L.
1899, S. 2740.]
Bfleherei, Btteherkunde (BibliograDliie
und Bibliotheken). Erst in der Mitte
des 18. Jahrhunderts fing man vereinzelt
in den Logen an, fireimaurerische Druck-
schriften zu sammeln und so den ersten
Grundstock zur Anlage freimaurerischer
Büchersammlungen zu bilden. Das erste
Verzeichnis von 847 freimaurerischen
Werken giebt Bode in seinem »Almanach
oder Taschen-Buch für die Brüder Frey-
mäurer« (1776 — 79). Ein Verzeichnis von
196 Schriften im »Neuen Taschenbuch für
Freymaurer € (Eostock 1801) bezeichnet
sich ausdrücklich als Fortsetzung dieser
Sammlung. Gleichzeitig mit Bode ver-
öffentlichte J. F. Reicham in der »Samm-
lung für die freyen und angenommenen
Maurer in Deutschland« ^Gotna 1776) ein
alphabetisches Verzeichnis von 77 frei-
maurerischen Schriften und Liedern. Femer
enthält das erste Stück der »Freymfturer-
Bibliothek« (Brl. 1778): »Verzeichnis der
im J. 1777 bey der Mutterloge Zu den
drey Weltkugeln edirten Ireymäurer-
Schriften« und das 2. Stück (Brl. 1782) zwei
weitere Verzeichnisse der seit 1771 bei der
Mutterloge u. s. w. und der bei andern
deutschen Logen herausgegebenen Schrif-
ten. Ln folgenden Jahre erschien, heraus-
gegeben von C. L. F. Rabe, das erste selb-
ständige Werk: »Anleitung, eine deutsche
Freimäurerbibliothek zu ssuoamlen«, I.Stück
(2. Stück, Stendal 1788), freilich ohne jeden
entsprechenden Wert. Die von Mossdorf
beabsichtigte Herausgabe einer Bücher-
kunde, deren Schema Gerlach im »Neuen
Freymaurerischen Taschenbuch c (Freyberg)
Bd. 6, S. 220 abdruckt, kam leider nicht
zu Stande. 1830 gab StUler in Rostock eine
»Deutsche Bücherkunde der Freimaurerei
u. s. w.« heraus, ein alphabetisches Ver-
zeichnis von 1052 deutschen Schriften mit
einer systematischen Lihaltsübersicht. Der
Verfiasser nennt sie selbst im Vorwort:
»Einstweiliges Surrogat bevor der Erschei-
nung einer s^stematisch-klassifizierten Lit-
teratur.« Diese erschien, durch 15 jähriges
Studium vorbereitet, 1844 von Kloss (s. d.):
»Bibliographie der Freimaurerei und der mit
ihr in Verbindung gesetzten geheimen
Gesellschaften (Frankfurt a. M.) und bildet
noch heute daa Hauptwerk über Bücher-
kunde der Freimaurerei. Es enthält in
43 systematischen Abteilungen 5398
chronologisch geordnete Werke. Einen
Nachtrag hierzu bildet Barthelmess' »Bib-
liographie der Freimaurerei in Amerika«
(New York 1856.) Auch Findel »Meine
Maurerische Büchersammlung« (Lpz. 1866)
bezeichnet sich als Nachtrag zu Kloss und
will »ein Wegweiser durch die neuere und
ältere Litteratur der Freimaurerei« sein.
Ein Supplement zu Kloss ist die mit litte-
rarisch-kritischen Notizen versehene »Mau-
rerische Bücherkunde« von R. Taute (Lnz.
1886.) Sie ist für jeden, der sich mit der
freimaurerischen Litteratur beschäftigen
will, unentbehrlich. Als Ergänzung zu
Kloss und Taute könnte bezeichnet werden :
»Alphabetisches Verzeichnis der in Kloss'
Bibliographie der Freimaurerei und Tautes
Maureriscner Bücherkunde angeführten
anonymen Schriften mit Hinweisung auf
die laufenden Nummern in beiden Werken«
(München 1898), leider ohne jedes Ver-
ständnis für Stichworte angefertigt und
sehr fehlerhaft. Sonst finden sich Auf-
zählungen und Besprechungen freimau-
rerischer Werke in fast allen freimaureri-
schen Zeitschriften und Taschenbüchern.
C^^'gl. Taute, Die deutsche Freimaurer-
iblio^phie. Mittheilungen aus dem Verein
deutscher Freimaurer 1896/97, S. 86.] —
Was die Einrichtung einer Logenbücherei
betrifft, gelten dafür dieselben Vorschriften,
wie für andre Büchereien. Für kleinere
Sammlungen kann man die einfache alpha-
betische Anordnung der Schriften wählen,
am besten dann mit einer Inhaltsübersicht,
wie sie z. B. Bergdolt nach dem Vorbilde
von Stiller in dem »Bücherverzeichnis der
Johannisloge ,Augusta' i. Gr. Augsburg«
(1895) durchgeführt hat. Grössere Büche-
reien werden vorteilhafter nach wissen-
schaftlichen Grundsätzen geordnet: Ein-
teilung der ganzen Litteratur ihrem Inhalte
nach in einzelne Abteilungen, z. B. Bücher-
kunde, Zeitschriften, Geschichte u. s. w.,
vielleicht, wenn nötig, jede Abteilung
wieder in Unterabteilungen u. s. w. In jeder
Abteilung ordnet man die Werke am rich-
tigsten der Zeitfolge nach, nicht alpha-
betisch, wie dies Taute gethan hat. Je
nach dem Büchereiwert, den man dem
Katalog beilegt, sind Verfasser, Titel de»
Buchs, Verlagsort, Verleger, Jahreszahl,
Seitenzahl, Format u. s. w. genau anzu-
geben. In jedem Falle aber muss die Be-
zeichnung des Buchs derartig sein, dass
es mit keinem andern verwechselt werden
kann. Für jedes Werk werden diese An-
gaben am besten auf einen besondem
Zettel geschrieben (»Zettelkatalog«, der so
beliebig umgeordnet werden kann). Man
stellt die Bücher dann genau m 4^^|^Ul*^^
y y ^r\
140
Bttcherwart — Budapest.
Beihenfolge auf, wie sie der Zettelkatalog
angiebt. Bei der Drucklegung wird das
Bücherverzeichnis zumSchluss mit einem ge-
nauen alphabetischen Verfasser-, Personen-
und Stichwortverzeichnis versehen. Als
Musterverzeichnis sind das von P. Fischer,
Verzeichnis der Büchersammlung der Frei-
maurerloge Archimedes zum ewigen Bunde
in Gera (1892), leider ohne Register, und
ganz besonders das von Dr. A. Ockler,
Verzeichniss derBüchersammlun^ der Loge
Friedrich zum goldenen Zepter m Breslau
(1897) zu emp^hlen. Wer sich genauer
mit der Einrichtung einer Bücherei be-
schäftigen will, dem sei ganz besonders
A. Graesel, Grundzüge der Bibliotheks-
lehre (Lnz. 1890), empfohlen, aus denen
jeder viel Belehrung schöpfen kann. Über
genaue Einrichtung und Katalogisierung,
besonders von Logenbüchereien über Be-
nutzung der Büchereien Seiten der Logen-
mitglieder ist eine Ordnung aufzustellen.
[Vgl. FZ. 1872, S. 99, wo ein »Regulativ«
abgedruckt ist.] Es ist auch notwendig,
dass für möglichsten Gebrauch der Bücher
gesorgt wird. Deshalb hat der Bücherwart
S Bibliothekar) sich stets bereit zu finden,
en Mitgliedern bei der Auswahl der Bücher
an die Hand zu gehen. Anweisung, wie die
Leistungsfähigkeit der Logenbüchereien
erhöht werden kann, findet sich L. 1891,
S. 198. Auch ist wegen der technischen
Verwaltung zu vergleichen R. Fischer,
Entwurf zu einem Handbuch der Amts-
thätigkeit der Logenmeister (Lpz. 1891),
S. 91. Zu bemerken ist die Vermitt-
lungsstelle fUr den Ein- und Austausch
maurerischer Bücher in Brieg (s. d.). In
Deutschland haben die grössten Büchereien
die drei altpreussischen Grosslogen in
Berlin und die Grosse Loge von Hamburg,
die grösste maurerische Büchersammlung
überhaupt besitzt die Grossloge von Massa-
chusetts, ihr ziemlich gleich ist die der
Grossloge von Iowa, die 12000 Bände
umfasst. [Vgl. Bbl. 1892, S. 119. Bh. 1899,
S. 152.]
Bttcherwart, s. Büoherei.
Baehsweiler (St. im Unterelsass, 3144E.).
Hier soll eine Loge Zur Freundschaft
(nach andern La Bienfaisance) bestanden
haben. Auch eine Loge Johannes der
Evangelist zur Wohlthätigkeit wird
hier aufgefdhrt, in der der Grossherzog Lud-
wig von Hessen 1771 aufgenommen worden
sein soll. [Vgl. Maurerjubelfest zu Ehren
des Durchl. Br. Christian Ludwig, Land-
^;rafen zu Hessen und bei Rhein, gefeiert
in der Loge Johannes der Evangelist zur
Eintracht im O. zu Darmstadt am 28. Juli
1828. Nies, Der Freimaurerbund zur Ein-
tracht (Mainz 1896), S. 8.]
Bttekebnrf (Hauptst. des Fürstent.
Schaumburg-Lippe, 5620 E.). Hier wurde
unter der Grossloge von Hannover 29. Sept.
1860 die Loge Hermine zum Nessel-
blatt gegründet, die sich 24. Mai 1871
nach Auflösung jener Grossloge der
Grossen Loge von Hamburg anschloss.
Mitgliederzahl (1899): 29. Vers. Montags.
Logenlokal: Langestr. 20.
Budapest (Haupst des Eönigr. Ungarn,
[18901 500818 E.). L Frühere Zeit. l)In
rest bestand schon 1768 eine ausserordent-
liche Loge, in der der französische Oberst
Le Ciaire auch höhere Grade erteilte. 2)
Anfangs der siebziger Jahre des 18. Jahrh.
entstand die Loge Zur Grossmut (Magna-
nimitas) auf Grund eines Stifbungsbriefs,
den sie durch Vermittlung des Herzogs
Georg von Mecklenburg (s. d.) erhalten
haben soll; doch dürfte sie schon 1775 zur
Draskovichobservanz (s. d.) übergetreten
sein. Die rasche Zunahme der Mitglieder-
zahl und der Umstand, dass im Winter die
Schilf brücke ausgehoben wurde, die Ofiier
Mitglieder daher monatelang am Besuch
der Loge verhindert waren, führte zu einer
räumlichen Spaltung, es wurde nämlich in
Ofen 3) eine Zweigloge errichtet, die 1780
wieder zur Mutterloge gezogen worden zu
sein scheint. Als der Plan einer Landes-
loge von Österreich auftauchte, stimmte
die Lo^e daför, bezw. fttr die Vereinigung
mit Wien. Ein Teil der Mitglieder aber
stemmte sich wider den Anschluss an irgend
eine ausserungarsche Oberbehörde und
wünschte die Aufrechterhaltung der Dras-
kovichobservanz. Diese Minderheit dürfte
4) 1781 in Ofen eine Loge errichtet haben,
über die jedoch jegliche Nachricht fehlt.
Als die Landesloge ins Leben trat, ge-
langte die Loge unter 2 zu der Überzeu-
gung, dass die Satzungen der neuen Gross-
loge vollständig zentralistisch seien, somit
der germanisierenden Richtung Vorschub
leisten und die ungarschen Logen mehr
oder weniger von Wien abhängig mache.
Dazu war die Mehrheit der Mitglieder
nicht geneigt und schloss 1784 den Tempel,
während die Minderheit der Loge Zur
Verschwiegenheit beitrat. Bei Veröffent-
lichung der Freimaurerverordnung (Dez.
1785) wurde betont, dass in Pest- Ofen
Logen bestehen dürfen; nachdem jedoch
derzeit bloss eine Loge in Ofen bestand,
traten zahlreiche Freimaurer zusammen
und erneuerten 5) 16. März 1786 die Loge
Zur Grossmut, die aber von der Pro-
vinzialloge keine Stiftungsurkunde er-
langen konnte, daher nach dem Drasko-
vichritus fortarbeitete. Hauptmann Aigner
(s. d.) erhielt von Leopold II. die Ermäch-
tigung, neue deutsche Logen in Ungarn
zu errichten, zugleich aber den Auf-
trag, alle Logen zu untersuchen und
die nicht konstituierten zu schliessen.
Demzufolge musste sich die Loge 1792
auflösen. Inzwischen waren in Pest-Ofen
andre Logen eröfibet worden. 6) Alexander
Fürst Murusi gründete 1 1 . Okt. 1 782 die Loge
St. Alexander zu den drei silbernen
Ankern; Zwistigkeiten führten jedoch
schon Mai 1783 die Aufhebung der Loge
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Budapest.
141
herbei. Insgeheim eröffnete man bald
darnach die Loge wieder und richtete 1787
sogar eine schottische Loge ein. Die Loge
Zur Grossmut Hess aber die Loge über-
rumpeln und auflösen. 7) Unter dem
Namen Zur ersten Unschuld gründeten
zehn Mitglieder der Pressburger Loge Zur
Sicherheit, die als Beamte nach Ofen ver-
setzt waren, noch vor ihrer Abreise in
Pressburg 24. Au^. 1 784 eine Loge, die in Ofen
7. Nov. 1 784 erömiet wurde. Lifolge der Frei-
maurerverordnung traten die Mitglieder der
Loge Zur Verschwiegenheit dieser Loge bei.
Am 30. Dez. 1786 teilte sich die Loge:
die Anhänger des Berliner Bituals blieben
in der Loge Zur ersten Unschuld, diejenigen
der Draskovichobservanz erneuerten 8) die
Loge Zur Verschwiegenheit. Der Obrig-
keit gegenüber bestanden beide nach wie vor
als e i n e Loge, und es wurden dieÄnderungen
im Personalstande beider durch einen der
Stuhlmeister bei der Statthalterei ange-
meldet. Die Loge ging 21. Juli 1789 aus-
einander. Kroyher stiftete in Ofen auch
einen Zirkel der Rosenkreuzer (s. d.). 9) Ein
grosser Teil der Mitglieder der Press-
burger Loge Zur Verschwiegenheit
gehörte zu den höchsten Landesstellen,
die 1784 von Pressburg nach Ofen verlegt
wurden. Demzufolge wurde auch die Loge
dahin verlegt und 1784 hier wieder eröffnet
Zahlreiche Mitglieder andrer Logen traten
ihr bei, und sie schien einer schönen Blüte
entgegen zu gehen, als die Freimaurer-
Verordnung (Ende 1785) erschien, deren
Anordnungen sich die Mitglieder nicht
fagen wollten und die Loge lieber auf-
lösten; 80 Mitglieder schlössen sich der
Loge Zur ersten Unschuld an, traten jedoch
5. Jan. 1787 wieder aus und erneuerten
die Loge Zur Verschwiegenheit, die sich
1789 auflöste. 10) 1790 wird eine Loge
St. Barbara genannt. Sie gilt als Schutz-
heilige der Artilleristen, die Loge war also
offenbar eine Militärloge. Die strikte
Observanz zählte infolge der durch den
Fürsten Murusi in und ausserhalb der
Loge St. Alexander bewirkten Einweihungen
in den Rittergrad, bereits zahlreiche An-
hänger, als Hauptmann Aigner auf Grund
der Vollmachten des Kaisers und der Prager
Präfektur es unternahm, das System in
Ungarn, insbesondere aber in der Landes-
hauptstadt einzuführen und als altschotti-
scher Obermeister die IV. Balley der Vm.
Ordensprovinz wieder herzustellen. Zu-
nächst errichtete er 11) 13. Jan. 1792 in
Pest die Loge Zu den sieben Sternen,
setzte den Universitätsprofessor Kreil zum
Meister vom Stuhl ein und behielt sich
bloss die oberste Leitung vor. Allein Kreil
stellte nachträglich unerfüllbare Beding-
ungen, was zu seiner Deckung führte.
Inzwischen hatte die Loge nach dem Tode
Leopolds n., der ihre Errichtung (20. Dez.
1791) ausdrücklich gebilligt hatte, bei
Franz U. um Genehmigung ihres Fortbestan-
des nachgesucht. Die Antwort des R^enten
(19. März 1792] lautete bejahend. Im Herbst
1792 löste Aigner die Pester Loge Zur
Grossmut, weil sie nicht konstituiert war,
auf, und zog einen Teil der Mitglieder zu
seiner Loge. Hierauf übertrug er, um
eine in Ofen errichtete Loge selbst zu
leiten, 8. März 1793 den Hammer dem
Advokaten Madäch, unter dem die Loge
jedoch in Verfall geriet und sich gezwungen
sah, (6. Mai 1794) sich mit der Ofiier Loge
zu vereinigen. 12) Diese, die Loge Zur
Vereinigung, hatte Aigner 13. Nov. 1792
eröffnet und sie selbst geleitet. Am
6. Mai 1794 nahm die Loge infolge
der Vereinigung mit der Pester Loge
den Namen Zu den sieben Sternen
undVereinigungan. Mittlerweile hatte
Aigner 13) 6. Febr. 1792 die schottische
Loge Franz zum wachenden Löwen
und bald darnach (12. Febr.) 14) auch
die altschottische Loge (oder Ritterkapitel)
gleichen Namens errichtet. In allen diesen
Werkstätten führte er den Vorsitz und
suchte in ihnen die reinen Grundsätze der
Freimaurerei zur Geltung zu bringen,,
auch hielt er darauf, dass in ilmen
die freimaurerischen Formen streng ein-
gehalten wurden und in dem Gebahren die
grösste Ordnung herrsche. Diese Loge
war diejenige, die sich in ganz Öster-
reich-Ungarn am längsten gehalten hatte.
Anfangs der vierziger Jahre des 19. Jahrh,
standen in Ungarn noch 32 ältere Frei-
maurer in einiger Verbindung. Zum Jo-
hannisfeste kamen deren jährlich 18 — 20
zusammen, 1846 lebten noch 18 Freimaurer,,
deren 11 erschienen. Einer von ihnen,.
Buchhändler M. A. Thoma, der auch der
Loge in Füss angehörte, beabsichtigt»
1845 15) in Pest eine Loge zu errichten
und frug in Frankfurt a. M. wegen Kon-
stituierung an; nachdem diese jedoch an
eine behördliche Erlaubnis geknüpft und
diese nicht zu erhalten war, scheiterte der
Plan. Er wurde nach den Märztagen 1848
wieder angeregt, und man ersuchte die
eklektische Grossloge in Frankfurt a. M.,
die neue deutsche Loge Ludwig Kossuth
zur Morgenröte des nöhern Lichts mit
Stiftungsurkunde zu versehen. Dies wurde
16. Juni 1848 zugesagt, die Stiftungsurkunde
aber erst 24. Aug. unter dem Namen Zur
Morgenröte des höhern Lichts er-
teilt. Der Einzug des Feindes (Dez. 1848)
und der verhängte Belagerungszustand
machte der Loge ein Ende. 16) Nach
einer langem Pause erstand eine ungarsche
Loge Szent-Istvän (St. Stefan). Die Mit-
glieder ersuchten 16. Aug. 1861 Lewis (s.d.),
ihnen eine Stiftungsurkunde zu verschaffen,
und nachdem die Hamburger Grossloge
sich hierzu geneigt erklärt, suchten sie 20.
Okt. 1861 förmlich darum nach. Nun aber
erklärte man (3. Nov.), dass die Stiftungs-
urkunde nur erteilt werden könne, wenn
eine behördliche Erlaubnis vorliege und
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142
Budapest.
man sich verpflichte, deutsch zu arbeiten.
Ersteres konnte, letzteres wollte man nicht.
Die Loge arbeitete somit einige Zeit ohne
ötiftungsurkunde fort, und Graf Csäky soll
später auch im Lande einige Logen er-
richtet haben. — n. Neuzeit, a) Jo-
hannislogen. Nach Wiederherstellung
der Landesverfassung (1867) gründete Pro-
fessor L. Lewis (s. d.) 25. Mai 1868 die
Loge Einigkeit im Vaterlande, welche
die Mutterloge der Johannisfreimaurerei
in Ungarn wurde und nebst den übrigen bis
dahin entstandnen Logen 1870 die Jo-
hannisgrossloge von Ungarn (s. d.)
bildete. 12. Febr. 1875 löste sich die Loge
auf. Aus ihr gingen einige Logen hervor:
ao die Loge Szent-Istvän (St. Stefan),
die, 15. Jan. 1870 errichtet, 22. Jan. 1894
ihre Arbeiten einstellte; die liOge Die
alten Getreuen (gegr. 19. Nov. 1870);
die Loge Haladäs (Fortschritt), gest. 27.
Mai 1871; und die Loge Kazinczy, er-
richtet 18. Sept. 1878, aufgelöst 1877. Aus
der Loge Die alten Getreuen ging hervor
die Loge Galilei (gest. 12. Dez. 1871), die
sich in Ofen aufthat, während die übrigen
in Pest arbeiteten. — b) Schottische
Logen. Heimgekehrte hervorragende Emi-
granten gründeten 28. Mai 1869 die Loge
Corvin Mätyäs (Mathias Corvinus), die
vom schottischen Grossorient von Frank-
reich gestiftet, zur Mutterloge der schot-
tischen Freimaurerei in Ungarn wurde und
im Verein mit den inzwischen entstandnen
Logen 1871 den schottischen Grossorient
vonUngarn errichtete. Li rascher Folge
traten nun hier folgende Logen ins Leben:
Humboldt (gegr. 5. Dez. 1869); Zur
Arbeit (gegr. 11. Mai 1871); Hungaria
{gegr. 9. März 1872); Öszetartäs (Ein-
tracht, gegr. 9. April 1872, in vorige auf-
gegangen 29. Jan. 1875); Könyves Kai-
man (König Koloman, gegr. 24. März 1872);
Zur Grossmut (gegr. 26. Juli 1872), die
Bich 1876 auflöste; ihre Mitglieder errich-
teten die Loge Eötvös (5. Jan. 1877);
Deäk Ferencz (gegr. 16. Juli 1885);
fiowie in der nunmehrigen Vorstadt
Alt-Ofen die Loge Arpäd (gegr. 1871,
aufgelöst 1874). Diese Logen, insofern
noch thätig, errichteten in Gemeinschaft
mit den übrigen Schotten- und den
Johannislogen 1886 die Symbolische Gross-
loge von Ungarn. — c) Unter der Sym-
bolischen Grossloge von Ungarn
iirbeiten hier gegenwärtig folgende Logen :
1) Corvin Mätyäs (60 Mitglieder, Vers,
jeden Mittwoch); 2) Humboldt (58 Mit-
glieder, Vers, jeden Mittwoch); 8) Die
alten Getreuen (58 Mitglieaer, Vers,
jeden Donnerstag); 4) Haladäs (97 Mit-
glieder, Vers, jeden Donnerstag); 5) Hun-
faria (46 Mitglieder, Vers, jeden Freitag);
)Könyve8Kälmän (220 Mitglieder, Vers,
jeden Dienstag); 7) Eötvös (5§ Mitglieder,
Vers, jeden Mittwoch); 8) Deäk Ferencz
<90 Mitglieder, Vers, jeden Sonnabend);
9) Comenius, gest. 16. Mai 1888 (58 Mit-
glieder, Vers, jeden Freitag); 10) Demo-
kratia, gest. 17. Okt. 1889 (197 Mitglieder,
Vers, jeden Montag); 11) Reform, gest. 24.
Apr. 1892 (52 Mitglieder, Vers, jeden Mon-
tag); 12) Minerva, gest. 20. Febr. 1894 (36
Mi^lieder, Vers, jeden Dienstag) ; 18) Pat-
ria, gest. 17.Nov. 1898 (14 Mitglieder, Vers,
jeden Freitag), die sämtlich in dem neuen
LiOgenhause (r est) VI. Bezirk, Podmaniczky-
gasse 45, arbeiten; sowie 14) die Loge
Galilei (155 Mitglieder, Vers, jeden
Dienstag) am rechten Donauufer (Ofen) im
eignen Hause, U. Bezirk, Hauptgasse 8. Von
diesen Logen arbeiten 2, 4, 12 und 14 in
deutscher, die übrigen in ungarscherSprache.
Die meisten verfugen über mehr oder
minder beträchtliche Fonds, so Corvin M. :
Corvinfonds 2000 fl.; Humboldt: Hum-
boldtfonds lOOOOfl.; Haladäs: Logenfonds
1034 fl., Jubiläumsfonds 2668 fl., Witwen-
und Waisenfonds 24007 fl., A. Laufferfonds
138 fl.; Galilei: Galüeifonds 13844 fl..
Eiserner Fonds 181 fl., J. Abelesfonds 1 lOOfl. ;
Hungaria: Hungariafonds 1615 fl.; Kö-
nyves Kälmän: Könyves Kälmänfonds
21 856 fl., Reservefonds 406 fl., M. Ehrlich-
fonds 174 fl.; Eötvös: Eötvösfonds 8964 fl.,
Felekifonds 250 fl.; Deäk Ferencz: Deäk
Ferenczfondsl4616fl.,Stipendienfonds250fl.,
Sz^cskayfonds 500 fl.; Comenius: Com-
meniusfonds 8629 fl. ; R e f o r m : Beformfonds
2290 fl., Studienfonds 174 fl.; Minerva:
Minervafond88539fl.;Demokratia:Demo-
kratiafonds 1442 fl., Wohlthätigkeitsfonds
838 fl.. Grosse Geisterfonds 711 fl., Hymnus-
fonds 55 fl., A. Glückfonds 1204 fl. — Von
den humanitären und sozial wichtigen
Schöpfungen dieser Logen seien nur die
bedeutendem erwähnt. Die Loge Corvin
Mätyäs: a) Volksbildungsverein, gegr.
1870, durch den bis 1898 über 28000
Erwachsne im Lesen, Schreiben und
Rechnen Unterricht erhielten; b) Sträf-
lingsunterstützungsverein, gegr. 1874, Ver-
mögen ca. 200000 fl.; c) Verein zur Unter-
stützung von Taubstummen, gegr. 1894,
der zwei Asyle hat. — Die Loge Hum-
boldt: Kinderfreundverein, gegr. 1887; fer-
ner führt die Loge die freimaurerische Vor-
mundschaft der Waisen ihrer verstorbenen
Mitglieder. — Die Loge Die Alten Ge-
treuen: Asyl verein ffli Obdachlose, gegr.
1888, der, von städtischer Seite unterstützt,
4 Asyle mit 582 Betten besitzt. Auf An-
regung und Betreibung der Loge erbaute
jüngst die Stadt Budapest 4 Muster-
arbeiterhäuser und betraute mit deren
Erbauung den Asylverein; die Loge
aber beschloss 1895, in dieser Kolonie
eine Cr^che zu errichten und spendete zu
diesem Zwecke nebst einzelnen Brüdern
2000 fl. — Die Loge Galilei: Wärmestuben
(1885), Bekleidung armer Kinder (jährlich
ca. 120), gegr. 1874, die 1883 einem grossen
Verein übertragen wurde. — Die Loge
Haladäs: Ferialkolonieverein, g^r. 1882.
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Badissin — Bulgarien.
US
— Die Loge Könyves Kälm&n: Kin-
derschutz verein, gegr. 1889 mit der Auf-
gabe, 6 — 18 jähr. Kinder beiderlei G^
schlechts, die der Gefahr moralischer
and physischer Verkommenheit ausgesetzt
sind, zu erziehen und eine diesbezügliche
Propaganda im ganzen Lande anzuregen. —
Die Loge Eötvös: Verein Teleia, gegr.
1892, mit der Aufgabe. Opfer der Pro-
stitution zu retten und eine öffentliche
Ordinationsanstalt für mittellose Ge-
schlechtskranke zu unterhalten. — Die
Loge DeäkFerencz: Haushaltungsschule
für Mädchen, gegr. 1897. Ausserdem werden
die Zinsen des Stipendienfonds (5500 fl.)
armen Universitätshörem und Schülern von
Mittelschulen zugewendet. Die Loge De-
mokratia 1896 einen allgemeinen Wohl-
th&tigkeitsverein.
Budissin, 8. Bautzen.
Buek, 1) Heinrich Wilhelm, Arzt,
geb. 10. April 1796 in Hamburg, gest.
10. Febr. 1879 das., machte als Assistenz-
arzt den Feldzug 1815 mit, wurde 1823
Arzt am Freimaurerkrankenhaus in Ham-
burg, 1827 Mitstifter und Vorsteher des
Hamburger Taubstummeninstituts und 1833
Physikus. — In den Freimaurerbund wurde
B. 6. April 1820 in der Loge Absalom in
Hamburg aufgenonmien, deren Meister vom
Stuhl er 1829 wurde. 1838 wurde er vomGross-
meister Cords (s. d.) zu seinem Stellvertreter
gewählt, und als dieser 1847 zurücktrat,
wurde B. das Grossmeisteramt übertrafen,
das er 1872 niederlegte, als er sein 25jähnges
Grossmeisterjubiläum feierte. In diesen
25 Jahren hat er neben seiner grossen Be-
rufsthätigkeit und seinen Liebhabereien
(allerlei Sammlungen) auch für die Frei-
maurerei grosse Thätigkeit entwickelt.
Unter seiner Leitung sind viele der wesent-
lichsten Verbesserungen zu stände ge-
^ekonmien, die der Hamburger Logenbund
in Bezug auf seine Innern Verhältnisse
(Revision des Rituals und der Instruktionen)
erfahren hat. Zwei der wichtigsten Fragen
brachte er zur vollsten Geltung, die frei-
maurerische Judengleichstellung, wodurch
der Freimaurerbund den Charakter eines
allgemeinen Menschheitsbundes erlangte,
den er gnmdsätzlich beansprucht, und die
Bekämpfung des Sprengelrechts, die ihn
bewog, trotz des Widerspruchs der Gross-
logen Nordamerikas dort Logen zu grün-
den. [Vgl. L. XVn, 59, wo auch sein
BUd- Bh. 1879, S. 86.]
2) Karl £ duard, Ajssekuradeur, Bruder
des Vorigen, geb. 20. Febr. 1795 in Hamburg,
gest das. 1. Jan. 1887, wurde 13. März 1816
aufgenommen in der Pilgerloge in London,
schloss sich 7. Aug. 1833 der Loge Absalom
in Hamburg an und war 1838—1852 Präses
des Schatz- und Almosenkomitees, 1885 bis
1843 Meister vom Stuhl der Loge Ferdi-
nande Caroline, 1844—1859 Grossaufseher
und 1859 — 1871 zugeordneter Grossmeister
der Grossloge von Hamburg.
Buenos Alreg (Hauptst. der Argenti-
nischen Republik, [18921 543065 E.). Hier
bestehen als deutsche Logen 1) die Loge
Teutonia unter der Grossen Loge von
Hamburg, entstanden 1882 aus der Ver-
einigung der Logen Germania (gegr. 24.
Nov. 1863) und Deutschland (gegr. 12.
Mai 1877, eingew. 26. Sept. 1877 von der
Grossen Loge in Hamburg); 2) die unab-
hängige Loge Friedrich IH. Im übrigen
s. Argentinien.
Buffalo (St. im nordamerikanischen Staat
New York, [1890] 255664 E.). Deutsche
Logen das. unter der Grossloge von New
York: l) Concordia Nr. 143, gegr. 24.
Juni 1848, Vers, den 2. und 4. Mittwoch.
2) Modestia Nr. 340, gegr. 24. Juni 1854.
Vers, den 1. und 3. Dienstag. 3) Harmonie
Nr. 699, gegr. 22. Juni 1867. Vers, den
1. und 3. Mittwoch.
Bairette von öhlefeld, 1} Job. Friedr.
Wilh., herzogL sachs.-koDurg. Geheim-
rat, geb. 1722, gest. 1792, war 1778 Meister
vom Stuhl der Loge Libanon zu den drei
Cedem in Erlangen.
2) Job. Aug. Adolf, fürstl. branden-
burgscher Geheimrat, geb. 1727, gest. 12.
März 1803, war Meister vom Stuhl der Loge
Libanon zu den drei Cedem in Erlangen
1774 bis 1775 und 1783 bis 1799.
3) Karl Ludwig, Gutsbesitzer und
Kammerherr, geb. 1769, aufgenommen in
den Freimaurerbund 27. Febr. 1789, war
Meister vom Stuhl der Loge Libanon zu
den drei Cedem in Erlangen 1819 bis 1823
und deckte auf Befehl der Regierung 1824.
Bukarest (Hauptst. des Königreichs
Rumänien, [1891] 194633 E.). Eine deut-
sche Loge wurde hier 3. Apr. 1871 von
der Grossloge von Ungarn gegründet: Zur
Brüderlichkeit, die sich 29. Okt. 1881
unter die Grossloge von Hamburg und 12.
Juli 1889 unter die Grossloge Zur Sonne
stellte, aber später ihre Thätigkeit als Loge
einstellte und seit 3. Apr. 1^5 als Kränz-
chen mit gleichem Namen unterm Schutz
der Bayreuther Loge weiter wirkt. Im
übrigen s. Bmnänien.
Bukowina (Herzogtum, 5sterr. Kronland).
In der deutschen Ansiedlung St. Philippen
ward zur Zeit, als das Land noch zur
Moldau gehörte, die Loge Zu den
tugendhaften Weltbürgern gestiftet und
sicherlich von der Grossloge in Warschau
konstituiert. 1782 wurde sie provisorisch,
1787 aber endgültig zur Provinzialloge von
Siebenbürgen gerechnet, stand aber mit
dieser nie in irgend einer Beziehung. In-
folge der Freimaurerverordnung vom Dez.
1785, wenn nicht früher, ist sie jedenfalls
erloschen. Später bestand hier die Militär-
loge Zu den drei Kanonen, die 1789 ge-
nannt wird
Bulgarien (Fürstentum). Hier wurde
von Ungarn aus 1873 in Sistowa eine Loge
zu gründen versucht; der Plan scheiterte
jedoch an dem Fanatismus der Bevölke-
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144
Ballen — Bürge.
rungy der die »Fannasonen« als Be-
volutionftre nnd Ungläubige verabscheute.
Hierauf gründeten die Grossloge von Ru-
mänien 1882 inRustinok und 18^ in Warna,
der Groasorient von Italien 1883 in Rust-
Schuck und der Grossorient von Lusitanien
das. und 1888 in Sofia Logen, die aber
sämtlich ohne langen Bestand gewesen zu
sein scheinen. Nach dem Annuaire des
Grossorients von Frankreich fttr 1898 hat
in Warna auch eine eigne Grossloge be-
standen mit 8 Tochterlogen, die aber
sämtlich ihre Thätigkeit eingestellt haben.
Jetzt verlautet über maurerische Thätig-
keit in diesem Lande nichts mehr.
Bullen, s. Päpste.
Bund, s. Orden.
Bund, Der. Unter diesem Titel erschien
ein einziger Jahrgang (1878^ als »Fort-
schrittliches Organ für freimaurerische
und litterarische Interessenc, herausgegeben
von Hugo Mandello (s. d.) und Dr. Ludwig
Bosenberg (Pest, Wien und Leipzig).
Bnndesblatt nennt sich ein von der
Grossen National-Mutterloge Zu den drei
Weltkugeln in Berlin seit 1887 herausge-
gebenes freimaurerisches Blatt, das an die
Stelle der frühem »Mittheilungen« (s. d.)
getreten ist und Amtliches und Nichtamt-
liches enthält. Schriftleiter: Eelmann bis
mit Nr. 7 von 1892, von da Sellin und als
dessen »Stellvertreter« von Nr. 12 von 1897
an Dr. Diercks.
Bundes • Direktorfum s. Direktorium.
Bandeslade. In dieser wurden die mo-
saischen Gesetztafeln und nach Hebr. 9, 4
auch ein Körbchen mit Manna und der
blühende Stab Arons (s. d.) aufbewahrt.
fVgl. 2. Mos. 25, 10 fg.: 5. Mos. 10, 1 fg.;
oseph. Ant., 3, 6, 5.] Li den Hochgraden
wird die Bundeslade im Abbild als Heilig-
tum verehrt und durch diese die Fest-
haltung an den Gesetzen der Feimaurerei
bezeichnet. Li der Boyal-Arch-Maurerei
ist die Bundeslade vor allem hoch und
heilig gehalten.
Bange, Emil, Ereisdirektor a. D. und
Geh. Regierungsrat in Bernburg, geb. das.
1. Juli 1817, wurde aufgenommen in der
Loge Alexius zur Beständigkeit in Bern-
burg 13. Mai 1854 und steht noch jetzt in
jugendlicher Frische verschiednen Wohl-
thätigkeitsanstalten vor. Dem Logenleben
war er stets mit ganzer Seele ergeoen und
als Meister vom Stuhl (1873—1886) ein in
Segen arbeitendes Mitglied. Li verschied-
nen maurerischen Schriften erschienen
von ihm Artikel über die Judenfrage, die
Tafellogen, über das Tragen nrofaner Orden
und Ehrenzeichen, über oie Hochgrade
u. s. w. Zuletzt schrieb er eine Listruk-
tion zum Lehrlingskatechismus (2. Aufl.,
Cöthen 1894) und eine zum Gesellengrad
(Cöthen 1898).
Banslaa (St. in der preuss. Provinz
Schlesien, 13870 £.). Loge das. unter der
Grossen Landesloge in Berlin: Zurgold-
nen Kette, gegr. 21. Mai 1849, eingew.
19. Sept. 1849. MitffUederzahl (1900): 64.
Vers. Mittwochs. Xlub täglich. Ferien:
Juli und August. Eignes Logengebäude
in der Logenstrasse, eingew. 13. Dez. 1885.
Stiftungen: a) Witwen- und Waisenstift-
tung, Kapital: 17000 M. b) Kimth-Stif-
tung, Kapital: 6300 M. [Vgl. Knuth,
Ohronologische Übersicht nebst geschicht-
lichem Anhang (1874). Weitz, Festschrift
zur Feier des 50jährigen Stiftungsfestes
der Loge, den 14. Mai 1899.1
Bar&eh, Karl Friedrich, Physiolog,
feb. 12. Juni 1776 in Leipzig, gest. 16.
Uli 1847, studierte in Leipzig, habilitierte
sich hier 1798, ging 1811 als Professor
nach Dorpat und 1815 nach Königsberg.
Er wurde 1806 in der (nicht anerkannten)
Loge Zur Sonne in Leipzig aufgenommen,
5. April 1808 in der Loge Minerva zu den
drei Palmen angenommen und war 1811
deren Redner, wurde 1818 Mitglied der
Loge Zu den drei Kronen in Königs-
berg und war 1834—41 deren Meister, in
welcher Stellung er segensreich bis zu
seinem Tode wirkte. [Vgl. Burdach, Rück-
blicke aus meinem L^ben (1848), 8. 568.]
Borg (St. in der peuss. Prov. Sachsen,
19397 E.). Logen das. unter der National-
Mutterloge Zu den drei Weltkugeln: 1)
Johannisloge Adamas zur heiligen
Burg, gegr. 28. Nov. 1821. Mitglieder-
zahl (1899): 92. Vers, in der Regel Mitt-
wochs. Logenhaus: Zerbsterstr. 81. Milde
Stiftungen: a) Sparkasse für die Beerdi-
gungskosten (Statut vom 11. Aug. 1858)
und b) Witwen- und Waisenkasse (Statut
vom 11. Aug. 1853). 2) Delegierte alt-
schottische Loge Elpizon, gegr. für
Gardelegen 4. Apr. 1820, nach B. verlegt
19. Juli 1834.
Bürge (Pathe, Cavent, Proponent) wird
derjenige Meister Maurer genannt, der
seiner Loge gegenüber sich für die Würdig-
keit eines Bewerbers um die Aufnahme
in den Bund ausspricht, dabei auch die
Verpflichtung übernimmt, an seinem Teile
den Aufgenommenen zu erinnern und zu
ermahnen, wenn er nach der Aufnahme
seinen Verpflichtungen nicht nachkommen
sollte. Dieses Verhältnis besteht fort, bia
der Aufgenommene in den Meistergrad
befördert ist. Bei der grossen Sor^alt,
die bei der Au&ahme neuer Mitgbeder
beobachtet wird, ist der Bürge vor allem
verpflichtet zu oedenken, ob er den, den
er empfiehlt, genau kennt und ob er sicher
überzeugt ist, er werde im Bunde Befirie-
digung finden und zugleich dem Bunde
zur Ehre gereichen. Soweit wie m^^glich
muss er die Beweggründe (s. d.) des Auf-
nahmesuchenden erproben und darf bei
der Empfehlung keinerlei Rücksichten
auf seine aussermaurerischen Verhältnisse
nehmen. [Vgl. Bh. 1873, S. 852. FZ. 1861,
S. 343; 1892, S. 393. L. XVm, S. 85.
Z. 1889, S. 84. R. Fischer, Entwurf zu
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Bürger — Burkhard.
146
einem Handbuch fOx die Amtsthätigkeit
der Logenmeister (Lpz. 1891), B. 8.]
Bürger, G o tt f r. A u g. , deutscherDichter,
feb. 1. Jan. 1748 in Molmerswende, gest. 8.
uni 1794 in Göttingen, Sohn eines Pre-
digers, wurde 1772 Justizamtmann in Alten-
gleichen, gab sein Amt nach zwölQ&hriger
Thfttigkeit auf und wurde 1 784 akademischer
Lehrer in Göttingen. Sein höchster Ehrgeiz
war, ein Volksdichter zu werden. Den glück-
lichsten Wurf that er mit seiner Ballade
»Leonore«, wodurch er seinen Dichterruhm
begründete. Mangel an sittlicher Haltung
und Würde jedoch verhinderte, dass er
ein echter Volksdichter wurde. — Er wurde
3. März 1775 in der Loge Zum goldnen
Zirkel in Göttingen aufgenommen^ war
ein sehr eifriges Mitglied und machte
sich in ihr als Bedner beliebt, welches
Amt er vom 2. Febr. 1777 mit einer drei-
jährigen Unterbrechung bis zur Unter-
drückung der Loge inne hatte. Zwei
Freimaurerreden enthält die von Bohtz
besorgte Ausgabe seiner Werke (Göttingen
1835), abgedruckt FZ. 1852, S. 46 65.
[Vgl. Strodtmann, Briefe von und an
August B. Ein Beitrag zur Litteratur-
geschichte seiner Zeit (4 Bde., ßrl. 1874).
Sauer, B.'s Biographie und Gedichte
(Stuttg. 1883). Heyne, Mitteilungen zur
Vorgeschichte der Loge Augusta zum
goldnen Zirkel in Göttingen (1896), S. 17.
Bh. 1877, S. 230. Bst. R. 1882, S. 110.
FZ. 1894, S. 187; 1898, S. 41. L. 1898,
S. 22.]
Bflrgerloge, Allgemeine (A. B. L.). Diese
geheime Gesellschaft entstand 1896 in
Berlin. Der Aufruf zur Teilnahme wendet
sich nur an solche, die keiner Frei-
maurer- oder Odd-Fellow-Loge ange-
hören. Eintrittsgeld wird nicht erhoben.
Der »für die Verwaltung« zu zahlende
Jahresbeitrag ist für jeden »Logenbruder«
auf eine Mark festgesetzt. Das silberne
Abzeichen mit (grün-rotem) »Ordensband«
wird für 3 M. verabreicht. Beides wird
»nachgenommen«, wenn es nicht »vorher
eingesandt« wird. Als Zweck wird ange-
gel^n: »Unterstützung der wirtschaftlich
Schwachen, Hebung sinkender Existenzen,
Hilfeleistung in Notlagen und bei Sterbe-
fällen, Veranstaltung von Festlichkeiten
zu wohlthätigen Zwecken, Errichtung von
Logenhäusem und Altersheimstätten, Er-
teilung von Auskünften über Kredit-
verhältnisse, Eechtssachen in Wissenschaft-
lidien und andern Fragen.« »Politik ist
ausgeschlossen.« Die Grossloge befindet
sich in Berlin, die Hauptlogen sind in den
Provinzialhauptstädten, Kesidenz- und
Freien Städten des Deutschen Beichs,
Zweiglogen dort, wo sich mindestens zwölf
Logenbrüder zur Bildung einer solchen
zusammenthun. Die Zweiglogen sind den
Hauptlogen und diese wiederum der Gross-
loge unterstellt. Die Grossmeister werden
fti3 zwölf Jahre, die Obermeister auf sechs
Allgemeiiies Handbuch der Freimaurerei.
Jahre, die Meister auf drei Jahre ernannt.
Wie weit diese neue, dem Freimaurerbund
nachgebildete, auf rein realistischer Grund-
lage ruhende Gesellschaft sich verbreitet
hat, ist nicht genau bekannt. Jeden-
falls besteht sie noch, ohne auf lange
Dauer rechnen zu können. Anfang 1898
ist die erste Grossloge in Charlottenburg
abgehalten worden. Die A. B. L. soll an
45 Orten Deutschlands vertreten sein. Als
Grossmeister wurde der Buchhändler O.
Hemfler in Berlin gewählt. Dass sie viel-
fach mit dem Freimaurerbund verwechselt
werden wird, ist leider wohl anzunehmen.
Aus ihr sind die Beformierten Johannis-
Logen (s. d.) hervorgegangen. [Vgl. L. 1896,
S. 131.]
Bilrgscliaft, s. Bürge.
Bnrgsteinfart (St. in der preuss. Prov.
Westfalen. 5015 E.). Der Gründer der in
B. bestandnen Loge Ludwig zum flam-
menden Stern war der als maurerischer
Schriftsteller bekannte Siegfried v. Gou^
(s. d.). Sie BcUoss sich dem Eklektischen
Bunde an und wurde 22. Nov. 1785 von
Wetzlar gegründet. Schon 1789 scheint
sie wieder entschlafen zu sein. [Vgl. Kloss,
Annalen der Loge zur Einigkeit, S. 199.
A. 1857, S. 335.]
Bnrian, Joseph Julius, Arzt, geb.
24. Okt. 1828 in Suczawa in der Bukowina^
gest. 1891, widmete sich in Wien dem
Kechtsstudium, trieb dabei noch Natur-
wissenschaften und Medizin. 1848 beim
Ausbruch der Revolution wurde er Führer
der Studentenliga. Am 31. Okt. wurde er
im Strassenkampf in Wien schwer ver-
wundet, floh 1849 aus Österreich und ging
1852 nach